»Ja, ich bin Journalistin. Und, ja: Ich habe eine eigene politische Meinung« schreibt ERLkönigin als Aufmacher zu ihrem Artikel mit dem pathetischen Titel »Das Recht auf Meinung«. Pathetisch deshalb, weil damit unterschwellig suggeriert wird, dass es irgendjemand gibt, der dieses Recht in Abrede stellt. (So immunisiert man sich gegen Kritik.) Schnell wird man bei ERLkönigin fündig: »An die Mär des ewig neutralen Beobachters glaube ich nicht.« Und emphatisch fährt sie fort: »Solche Journalisten brauche ich persönlich auch nicht. Als Leser – und das bin ich ebenfalls täglich – will ich wissen, wie Menschen, die in der Sache um einiges näher dran sind als ich, Themen einordnen.«
Zunächst einmal stellt sich die Frage, wer Journalisten ein »Recht auf Meinung« bestreitet? Natürlich sind Journalisten keine Meinungseunuchen. Aber was bedeutet dies für die alltägliche Berichterstattung? Geht es vielleicht nicht eher darum, dass Meinungsjournalismus von der rein sachlichen »Nachricht« (dem Nachgereichten) zu trennen ist, um nicht – auch so eine modische Formulierungsfloskel – den Leser zu bevormunden oder zumindest (sanft oder perfide?) zu manipulieren?
Noch interessanter ist die Frage, woran ich bemerken soll, ob der Berichterstatter »in der Sache um einiges näher dran« ist als ich, der Leser. Geht es darum, wer vielleicht mit welchem Politiker, Wirtschaftsboss oder Künstler in trauter Runde zusammensaß? Wird hier nicht mit einer Aura von Authentizität gearbeitet, die letztlich nur Behauptung bleibt, da der Medienrezipient keine Möglichkeiten der Kontrolle hat?
Im angelsächsischen Raum hat sich eine Formulierung für die eigene Meinung eingebürgert: »My zwo Cents…« Bei allem Understatement zeigt sich in diesem Begriff fast exemplarisch, was von der reinen Meinung als Diskursbeitrag zu halten ist: Zumeist sehr wenig. Denn eine Meinung hat man (fast) immer und zu allem. Sie ist schnell zu Hand, griffig formuliert und meist eindeutig, da sie fast immer nur zwei Antwortmöglichkeiten bietet : dafür oder dagegen. Meinung gibt immer eine Antwort. Aber mehr auch nicht. Die Meinung ist – siehe oben – die billigste Währungseinheit im Mediendschungel. Allenfalls stellt sie eine Vorstufe zum Urteil dar. Aber kaum mehr.
Braucht man also dezidierten Meinungsjournalismus, d. h. eine Berichterstattung, in der ein Journalist seine Meinung zum zentralen Kern erhebt und sich – sei es aus Resignation oder aus Überzeugung – gar nicht um eine andere Darstellungsweise bemüht? Für diese Form der persönlichen Berichterstattung gibt es eine spezielle Textgattung: den Kommentar. Hier ist für jeden sichtbar, dass es sich um eine subjektiv gefärbte Sicht handelt. Sollen nun Kommentar und Journalismus aufgehoben werden, weil es die »reine Objektivität« sowieso nicht gibt (ein Gemeinplatz, der natürlich richtig ist, aber das Bemühen schon vorher als vergeblich darstellt)?
Die Antwort ist nein. Natürlich ist kein Journalist ohne ein Weltbild. Dieses Weltbild begründet sich auf Meinungen, Anschauungen und Urteile. Wer beispielsweise die Medien-Seite der FAZ liest, wird einen Berichterstatter bemerken, der immer wenn es um öffentlich-rechtliche Medien geht, mit Verve die Argumente der Gegner des öffentlich-rechtlichen Systems vertritt. Und wer den innenpolitischen Teil der Süddeutschen Zeitung liest, wird auch die Handschrift des Ressortleiters bemerken. Das ist schlimm genug und zum Teil Ausdruck der Malaise des Journalismus: Die Meinungen sind derart festgeschrieben, dass nur noch darum herum geschrieben (bzw. gesendet) wird. Häufig geht diese Form des Etappenjournalismus (Malte Herwig) mit nur noch höchst oberflächlichen Kenntnissen der aktuellen Sachlage einher. Statt ein bisschen länger zu recherchieren und sich vom Resultat dieser Nachforschungen gegebenenfalls selbst überraschen zu lassen, werden die üblichen Phrasen und Parolen gedroschen. Für den Leser heißt das: Er kann schwer unterscheiden, ob der Journalist seine Meinung wiedergibt oder ein recherchiertes Ergebnis präsentiert.
Am deutlichsten zeigt sich die fast zwanghafte Lust der Medien auf Meinungen in den inzwischen zweiwöchentlichen Umfragen über das Wählerverhalten. Neben der sogenannten Sonntagsfrage wird auch regelmässig die Zufriedenheit der Arbeit von Spitzenpolitikern bewertet. Wir erfahren dann, dass 55% mit der Arbeit von Politiker X zufrieden sind, aber nur 20% mit Politiker Y. Gefragt wird nie nach einer Begründung. Wie beurteilen Bürger die Arbeit beispielsweise von Frank-Walter Steinmeier? Dessen Zufriedenheitskurve stieg ausgerechnet dann an, als er eine Niere für seine Frau spendete und einige Wochen nicht präsent war.
Die Frage nach der Zufriedenheit mit der Arbeit von Politikern entspringt dem Wunsch der Journalisten und Bürger, Meinung zu äußern. Das ist legitim, aber letztlich vollkommen ohne langanhaltenden Nachrichtenwert. Niemand der Befragten ist in der Lage, diese »Meinung« zu begründen; sie entspringt einem Gefühl bzw. den medialen Inszenierungen (zu denen die Journalisten sehr stark beitragen).
Meinungen gehören ins Wirtshaus oder eine Firmenkantine. Aber ich möchte mir ein Urteil bilden. Hierfür hat sich ein Journalist ständig neu zu überprüfen und zu befragen. Auch und gerade im hektischen Alltag. Ich brauche keine Journalisten, die mir auch noch so geschickt ihre Meinung als ein potentielles Urteil andienen.
Wie schon den Kommentaren bei Esther erwähnt: Es gibt durchaus Kollegen, die das Recht auf Meinung für Journalisten in Frage stellen oder gestellt haben – etwa Hanns-Joachim Friedrichs (so habe ich ihn jedenfalls verstanden). Selbst den Kollegen, die bei ihrer Arbeit auf strenge Neutralität achten, wird’s aber schwierig, wenn sie auf einer anderen Plattform (etwa im privaten Blog) dezidiert Meinungen vertreten. Können sie dann noch vom Publikum als neutrale Berichterstatter akzeptiert werden?
Andererseits ist es ja für den Rezipienten möglicherweise hilfreich, wenn er über die privaten Standpunkte und Interessen eines Journalisten informiert ist. Hilft eventuell bei der Einordnung und Bewertung der Veröffentlichungen.
Das mit den Befürwortern und Gegnern des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems ist ein schönes Beispiel. Hier scheint mir fast jedes Medium, jedes Forum und jeder Kommentator in irgend einer Form interessengesteuert zu sein – privat oder in seiner offiziellen Funktion. Da werden Holzhammer-mäßig Ansichten und Überzeugungen gegeneinander geworfen – teils ohne Beachtung von Fakten und ohne Aussicht auf Konsens. Neutralität habe ich da vor allem in jüngster Zeit vergeblich gesucht – bei mir natürlich auch nicht (obwohl ich’s versucht habe).
Autsch! Einzelne Wörter verschluckt – bitte im Geist ergänzen ;-)
Sie haben recht: Es kann im Einzelfall hilfreich sein, wenn Journalisten sozusagen »bekannt« für ihre Ausrichtung sind. Gottlieb fällt mir da sofort ein. Oder Markwort. Bei den sogenannten Blogjournalisten liegt der Fall dann noch komplizierter – so, wie Sie’s geschildert haben. Das ist fast schon nicht mehr zu schaffen.
Schlimmer sind diejenigen, die Objektivität nur vorspielen und unterschwellig eine Meinung transportieren (und sei es durch subtile Mittel). Dennoch halte ich die Meinung (!), dass man Meinung sozusagen stilbildend einsetzen sollte, für falsch. Das würde zwar das Leben leichter machen, aber darauf kann ich als Leser/Hörer/Zuschauer im Zweifel keine Rücksicht nehmen.
Ich habe Esthers Beitrag nicht so verstanden, dass sie Meinung irgendwie »stilbildend« einsetzen will – zumindest nicht in dem Sinne, dass in der »normalen« Berichterstattung die Ansicht des Schreibers erkennbar sein soll. Dagegen finde ich es durchaus okay (und es wird teilweise sogar in Lokalteilen gemacht), wenn der Berichterstatter neben seinem (möglichst neutralen) Artikel bei Bedarf einen »Standpunkt«-Kasten setzt, der klar als »Meinung« erkennbar ist. Vielleicht ist ja der vermehrte Gebrauch dieses »Stilmittels« die Zukunft auch für traditionelle Medien, weil so erfahrungsgemäß mehr Resonanz und Interesse generiert wird.
Gibt es die rein »sachliche Nachricht« wirklich? Die Süddeutsche hat heute als Headline »EU muss Krisengipfel zum Euro verschieben«. Scheinbar rein sachlich, aber damit wird doch insinuiert, dass es ganz dramatisch und man uneins ist usw. Die FAZ schreibt: »Die Regierung der Slowakei vor dem Bruch«. Auch im Hintergrund die Erweiterung des Rettungsschirms. Die TAZ »Zur Not geht es auch ohne Bratislava«. Die Welt: »Euro-Rettung steht unmittelbar vor dem Scheitern«.
Alles scheinbar sachliche Mitteilungen, alle transportieren bereits die Meinung des/der Journalisten.
Wenn der Journalist seine Meinung sachlich und fair bzw. ausgewogen ‑ich weiß, alles Floskeln- begründet, habe ich nichts gegen die Meinung, denn bereits Auswahl, Zusammenstellung und Gewichtung der Fakten sind nicht mehr »objektiv«, sondern subjektiv. Nur wenn mir mir Möglichkeit zum eigenen Urteil gegeben wird, ich also umfassend über pro und contra, Folgen und Interessen informiert werde, fühle ich mich nicht hinreichend informiert.
Das Problem mit der Frage nach der Zufriedenheit der Politiker gilt doch für alle Umfragen. Wenn ich die Frage und die Größe der Stichprobe nicht kenne, ist das Ergebnis fast Kaffeesatzlesen. Auch der Einsatz von scheinbar sachlichen Statistiken wird viel zu wenig kritisch befragt, obwohl man ahnt, dass die Statistik manipuliert sein kann.
@Norbert
Klar, eine Objektivität in Reinkultur gibt es nicht. Das Ding an sich ja auch nicht. Aber man kann und sollte es doch wenigstens versuchen, oder?
Ihre Schlagzeilen-Liste ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Tatsächlich beinhaltet das Wort »Krisengipfel« das Vorhandensein der Krise. Diese zu bestreiten, wäre jedoch blauäugig. Ich persönlich würde jedoch lieber »Gipfel« sehen. Die Aussage, die Rettung stünde kurz vor dem Scheitern, ist natürlich tendenziös. Hier wird vom Verschieben auf das Scheitern geschlossen.
Am deutlichsten ist mir das Tendenziöse in der Berichterstattung um die FDP und Rösler aufgefallen (ohne besondere Sympathien für Partei und Politiker zu haben). Rösler hatte ja mit seinem Gerede von der Möglichkeit einer Insolvenz Griechenlands für Furore gesorgt. Warum, weiss ich bis heute nicht. Aus dieser Aussage wurde jedoch flugs geschlossen, die FDP fahre einen »europa-skeptischen« Wahlkampf. Die Parolen der politischen Gegner wurden gelegentlich 1:1 übernommen. Noch am wohlwollendsten war da die Formulierung »euro-skeptisch«. Alleine: Auch das ist falsch. Die »Euro-Skeptiker« sind ja nicht generell dem Euro gegenüber skeptisch, sondern nur diesem Rettungsverfahren dem Euro gegenüber. Je nach dem nun, wie man der Regierung gegenüber eingestellt war/ist, wurden die Etiketten verwandt. Wenn man Glück hatte, gab es die Erklärungen im Kleingedruckten.
Bei den Umfragen (mindestens denen in ARD und ZDF) gibt es inzwischen auf der jeweils letzten Seite immer die Informationen über Tag der Befragung und Menge der befragten Teilnehmer. Es sind zumeist die üblichen »repräsentativen« Personen, meist um die 1000 Teilnehmer. – Wie Journalismus Statistiken instrumentalisiert: hierüber könnte man Bücher schreiben...
@Wolfgang Messer
Warum sollte es mir als Leser nicht möglich sein, zwischen z.B. einem Artikel über eine Aktionärsversammlung eines DAX-Unternehmens und der Kolumne des Autors über die ach so vedammenswerten Großkonzerne zu unterscheiden? Dann fehlt doch dem Leser die Kompetenz, nicht dem Journalisten. Im Gegenteil: Der Meinungsbeitrag wird mir doch eher helfen den Artikel objektiver bewerten zu können.
Der Wunsch nach ausdrücklicher Trennung von Quellenwissen und Meinung, der über die Kennzeichnung im Artikel hinausgeht (aus … wurde stattdessen gefordert sollten also eher…) , zeigt ein Medienverständnis, dass ich nicht teilen kann, dass aber wohl (<– Achtung, typisches Kennzeichen für Meinung) über die letzten Jahre zugenommen hat: Der Journalist soll die Welt schon mal soweit vorkauen, dass ich anstrengungslos schlucken kann. Mit einer solchen Einstellung kann kritische Lektüre und eigene Meinungsbildung natürlich schwer werden.
(Damit auch das klar ist: Ich bin nicht der Meinung, Sie, Wolfgang Messer, hätten gerne alles vorgekaut. Ich kenne Sie nicht und erlaube mir kein Urteil.)
[Na toll, zwischen »aus … wurde stattdessen« und »sollten also eher…« befanden sich ein Kleinerzeichen, ein Bindestrich und ein Größerzeichen, die leider kompiliert wurden.]
Man könnte etwas wie Objektivität aus einer Vielzahl von Stimmen, die sich darum bemühen, aber selbst »scheitern«, bekommen.
Es gibt eine Vielzahl von Grundregeln, Fehlern, Versäumnissen und Missbräuchlichkeiten, die schlechten Journalismus ausmachen – wir hatten vor einiger Zeit eine Debatte darüber wie im staatlichen Fernsehen (ORF) Dokumentationen gedreht werden. M.E. ist es entscheidend mit welchem Bewusstsein gearbeitet wird, alles andere ist sekundär; es ist ein Unterschied ob ich versuche eine Problematik von verschiedenen Seiten zu beleuchten oder ob das gar nicht oder halbherzig versucht wird.
Insofern stimme ich zu: Bloße Meinungsartikulation muss (wo sie reflektiert wird) für den Leser kenntlich gemacht werden – ansonsten liegt ein Fall von »Meinungsmache«, »Manipulation«, o.ä. vor.
»Wenn der Journalist seine Meinung sachlich und fair bzw. ausgewogen ‑ich weiß, alles Floskeln- begründet, habe ich nichts gegen die Meinung, denn bereits Auswahl, Zusammenstellung und Gewichtung der Fakten sind nicht mehr »objektiv«, sondern subjektiv.« (Norbert #5)
Ich vertrete die Meinung, daß @Norbert es (mal wieder) auf den Punkt bringt.
Selektive Wahrnehmung = »Fakten« = Objektiver Subjektivismus = Subjektiver Objektivismus = »Meinung« = »Wissenschaft« = Nullsummenspiel
Nun finde ich den Titel »Das Recht auf Meinung« garnicht mal so pathetisch, @Keuschnig, weil es viele politische Systeme auf der Welt gibt, die sich selbst gegen Kritik immunisieren, indem sie von ihnen abweichende politische Meinungen verfolgen, verbieten und unterdrücken.
Was machen eigentlich Ihre Nerven, @Keuschnig, in puncto Gaiser-Diskurs? Ohne Freischaltung der Kommentarleiste kann ja der Meinungsaustausch garnicht fortgesetzt werden.
Rein objektive Berichterstattung wäre vielleicht möglich, wäre aber auch überaus langweilig. Dann dürften nur neutrale Begriffe, wie schon erwähnt, „Gipfel“ statt „Krisengipfel“, und natürlich nur absolut neutrale Adjektive (gibt’s die überhaupt ?) verwendet werden. Damit ist ein interessanter journalistische Beitrag kaum zu erstellen. Farbe muss an die Fakten und damit habe ich ja auch solange kein Problem, solange vollständig berichtet wird, d.h. alle bekannten Fakten übermittelt werden. Da liegt aber der Hase begraben. Meinungsjournalismus heute lässt Fakten, die der transportierten Meinung oder gar der Manipulationsabsicht im Wege stehen, einfach weg oder stellt sie bis zur Unkenntlichkeit verzerrt dar – nicht nur in der Blödzeitung.
»Meinungsjournalismus heute lässt Fakten, die der transportierten Meinung oder gar der Manipulationsabsicht im Wege stehen, einfach weg oder stellt sie bis zur Unkenntlichkeit verzerrt dar – nicht nur in der Blödzeitung.« (blackconti #11)
Superknackige Definition, @blackconti. Danke. Dies entspricht auch den beiden Methoden der politischen Propaganda (z.B. in Diktaturen): Verschweigen und Verfälschung von »Fakten«. Wobei die Herstellung von »Fakten« an sich natürlich schon ein Problem darstellt.
Bloße, vorgestanzte, immer schon fertige Meinungen sind das Hauptproblem der Medien. Sie sind im Sinne dessen, was blackconti sagt, auch verdächtig, manipulativ zu sein.
Ich würde in der Debatte um journalistische Meinung deswegen unbedingt noch zwischen Kommentar und Leitartikel unterscheiden wollen. Viele Kommentare, gerade die sehr kurzen, die heututage in jeder Lokalzeitung dem sog. objektiven Bericht zur Seite gestellt werden, sind ja ihren Namen nicht wert. Nicht mehr als die sprichwörtlichen zwei Cent.
Meinungen sollen bitteschön begründete Meinungen sein. Deswegen mag ich Meinungen am liebsten von ausführlichen Medien, in denen auch tatsächlich argumentiert wird. Leitartikel, zum Beispiel in der FAZ. Auch Begleitschreiben hier schätze ich, weil Meinungen meist vor dem Leser entwickelt und erdacht werden und nicht einfach da sind. Nur so kann man sich ja auch fremde Meinungen einlassen, eigene Positionen überdenken.
»Auch Begleitschreiben hier schätze ich, weil Meinungen meist vor dem Leser entwickelt und erdacht werden und nicht einfach da sind. Nur so kann man sich ja auch fremde Meinungen einlassen, eigene Positionen überdenken.« (Marcuccio #13)
Guter Punkt. Sehe ich genauso.
Huch, irgendwie erscheinen meine Kommentare nicht auf der Titelseite von »Begleitschreiben«. Ist der Server so langsam!?
Ich glaube man kann die Diskussion auf folgende Punkte reduzieren: Wie sieht der Blickwinkel aus, unter dem eine Konstruktion versucht wird? Sind Recherche und Überlegungen eines Autors davon gekennzeichnet, dass er seine Meinung oder seine Ideen bloß zu stützen oder auch zu widerlegen versucht (also Einwände bestehen lässt)? Und wie offensichtlich wird dieser Blickwinkel (dem Leser) kenntlich gemacht?
@metepsilonema, im Idealfall sollte der Autor von journalistischen Artikeln oder wissenschaftlichen Büchern seine eigenen Bedingungen und Prämissen so deutlich wie möglich dem Leser vorstellen. Das ist je nach Thema ungemein schwierig, weil der Autor sich selbst sehr gut als Menschen kennen und einschätzen können muß (Arbeit an den eigenen Vorurteilen etc.). Der Autor wird im Rahmen seiner Untersuchung oder Analyse sich bewußt oder unbewußt an seinen Prämissen orientieren, wenn er Arbeitsmaterial zusammenträgt. Das ist die subjektive Komponente seiner Auswahl von »Fakten« während der Recherche. Im Idealfall hat er aber seine Prämissen so stark »geläutert«, d.h. »objektiviert« und differenziert, daß ihm während der Analyse Widersprüche und Lösungen auffallen, mit denen er zunächst nicht gerechnet hat. Also, »ergebnisoffene Arbeit« halte ich immer für fruchtbarer und spannender, als das Sammeln von »Beweisen« für eine vorgefaßte Meinung oder Forschungsthese. Im letzteren Fall entsteht auch kein Fortschritt der Erkenntnis, sondern nur Reproduktion des alten Materials.
Marcuccios Diversifizierung zwischen Meinung und begründeter Meinung ist sehr wichtig. Dennoch sind die dialektischen Leitartikel und Reportagen eher selten. Im Alltagsgeschäft der Nachrichten werden – wenn denn eine Durchdringung des Berichterstatters mit dem Thema nicht vorhanden ist – häufig unterschiedliche Expertenmeinungen abgefragt und nebeneinander gestellt. Das Talk-Show-Prinzip in drei Minuten (oder noch weniger; meist sagen die interviewten Personen nur einen Satz, der auch vorher schon vom Journalisten angekündigt wurde). Das Urteil soll dann der Rezipient selber fällen. Eine journalistische Aufbereitung der jeweiligen Thesen findet zumeist nicht statt. Eine für mich unbefriedigende Berichterstattung, da hier tatsächlich nur Thesen untereinandergeklebt werden.
Häufig ist es das ideelle Weltbild, dass der jeweilige Journalist oder Kolumnist – durchaus bewusst – als Prämisse seines Handelns ansetzt. Man kann das allenfalls an den verdächtigen Adjektiven bemerken, die solche Berichte durchziehen.
Befördert wird dieser Meinungsjournalismus durch die Personalisierung, mit der auch der Reporter zum »Markennamen« werden soll. Im Fernsehen sind dann die Rechercheure immer in Großaufnahme zu bewundern und umgeben sich mit einem gewissen Heroismus. Lütgert ist ein solches Beispiel; er hat aber inzwischen viele Schüler. Die Welle ist mit Leuten wie Michael Moore vor Jahren aus den USA nach Deutschland gekommen.
@Michael Plattner, @metepsilonema
Jay Rosen von der NYU hat den tollen Ausdruck »The view from nowhere« über vermeintlich »neutrale Berichterstattung« geprägt und analyisert damit den amerikanischen Journalismus auf ziemlich erfrischende Weise:
http://pressthink.org/2010/11/the-view-from-nowhere-questions-and-answers/
Für Deutschland ist mir noch keine vergleichbar detaillierte Analyse untergekommen.
@Daniel Boese
Ich glaube, es wurde in den Kommentaren schon hinreichend geklärt, was mit Objektivität gemeint ist und dass es die »perfekte« Objektivität nicht gibt. Im Link wird meinem Verständnis nach suggeriert, der amerikanische Journalismus sei übermäßig auf Neutralität fixiert. Es könnte jetzt daran liegen, dass mir da fundamentale Erkenntnisse fehlen, aber diesen Eindruck habe ich eigentlich nicht. Das ist aber ausdrücklich nur eine Meinung.
@ G.Keuschnig @Marcuccio
Liegt das Dilemma einer begründeten Meinung nicht in dem dafür notwendigen Umfang des Artikels? Welche Zeitung gibt diesen Paltz? Es existiert doch immer mehr dieser Häppchen-Journalismus. Dazu kommt die Neigung im Internet, möglichst kanpp und knackig zu formulieren. Wer unterzieht sich denn noch der Mühe, die hier Diskutierenden ausdrücklich ausgenommen, sich mit einem längeren und nicht leicht zu lesenden Text auseinanderzusetzen. Die Beschwerden der Professoren über die Unfähigkeit von Studienanfängern, längere Texte zu lesen und auch zu verstehen, sprechen doch für sich.
Wie ich überhaupt neben den Chancen auch die Gefahren in diesem Punkt durch das Internet sehe.
Dass eine Partei , die ohne Programm war und deren Vertreter man nicht kannte, aus dem Stand fast 10% bekommt, macht mich sehr nachdenklich. Damit sage ich weder etwas pro noch contra zur Pirratenpartei. Es geht nur um das Phänomen. Weder in den Medien noch im Internet war vor der Wahl etwas Substantielles über die Partei zu lesen.
Ich glaube, dass man sich in Deutschland hinreichend informieren kann, die Frage ist doch eher, wer macht das noch. Der allgemeine Rückgang der Auflagenhöhe ist signifikant und führt dazu, dass immer mehr journalistisch ausgedünnt wird. Die FR und die Süddeutsche sind doch beispielhaft.
@Norbert
Alles richtig. Aber dann doch vielleicht ein bisschen zu kulturpessimistisch? Wer sagt denn, dass der »Häppchen-Journalismus« so gewünscht ist? Ist das nicht auch (nicht nur, aber auch) eine Behauptung derjenigen, die ihn produzieren? Ist es nicht so, dass mit den fehlenden Zumutungen (für die Leser, Hörer, Zuschauer) auch die Fähigkeiten nachlassen? Mein Beispiel ist immer der öffentliche Nahverkehr in einer eher dörflichen Struktur. Gibt es ihn nicht, weil alle sowieso ein Auto haben oder haben alle nur ein Auto, weil es keine Alternativen gibt?
Natürlich ist es in diesem Zusammenhang bedenklich, wenn Studienanfängern, also Abiturienten, Defizite attestiert werden. Die Ursachen liegen in der Bildungspolitik begründet und sind vielschichtig. Aber bedeutet dies, dass auf diesem sinkenden Niveau einfach weitergemacht wird? Oder weitergemacht werden muß? Nur damit ein Bundesland seine Abitur- bzw. Studienquote erfüllen und steigern kann? Ist der Vorwurf der Naivität, der mir da entgegen ruft, nicht nur zynisch?
Den Erfolg der sogenannten Piratenpartei – denen ich nichts abzugewinnen vermag – sehe ich nicht negativ. Dass es kein ausgefeiltes Programm gibt, wiegt doch in den Zeiten nicht mehr schwer, da Programme und politische Leitlinien eh nur noch nach Umfragen ausgerichtet werden und je nach Bedarf 180 Grad Wendungen erfahren. Hinzu kommt, dass es in Stadtstaaten immer einmal solchen Bewegungen und Parteien Erfolge gelangen. Denken Sie an die »Statt«- oder Schill«-Parteien in Hamburg.
@Norbert:
Ausführlichkeit ist ein Indikator, aber noch kein Garant für begründete Meinungen. Ausführlichkeit bürgt auch noch nicht per se für gute Argumente. Das Problem mit den Meinungen ist nämlich nicht nur eine Sache des Platzes, sondern auch eine Sache von Zeit und personeller Ausstattung von Redaktionen.
Kein Redakteur kann zu allen Themen ständig eine gleich gute, sprich gleich gut reflektierte Meinung haben, und kein Leitartikler kann gut sein, wenn er Meinungen wie am Fließband abliefern muss. Meinungen wollen, ganz altmodisch, manchmal auch erst gären, entstehen am besten aus langwieriger, dauernder Beobachtung eines Themenfeldes. Deswegen ist eine gewisse personelle Ausstattung gerade für Meinungsmedien wichtig.
Mit den Journalisten/Publizisten ist es im Grunde nicht anders als in der Literaturszene. Wer wie ein Günter Grass zu allem und jedem eine Meinung hat, sollte eher verdächtig sein.
Man sollte aber bitte nicht immer pauschal das Internet für vorschnelle Meinungsmache verantwortlich machen. Die, die immer schnellsten kommentieren, sind doch nicht anders als Zeitungsleser, die nur die Überschriften lesen. Oder Radiohörer, die am liebsten solche Sender einschalten, in denen die Nachrichten nach zweieinhalb Minuten beendet sind, um den Blitzern zu weichen.
@Norbert:
»Die Beschwerden der Professoren über die Unfähigkeit von Studienanfängern, längere Texte zu lesen und auch zu verstehen, sprechen doch für sich..« aber vielleicht auch für etwas anderes. Von Professoren höre ich oft solche Klagen. Dass nicht mal mehr die Grundrechenarten gekonnt würden, was in der Mathematik da alles nachzuholen sei, und überhaupt hätte man die Newtonsche Mechanik oder gar Quantenmechanik doch schon in der achten Klasse haben müssen. – Und das von Professoren, die die Quantenmechanik wahrscheinlich zum ersten Mal an der Hochschule gesehen haben, die sich aber seit 30 Jahren mit nichts anderem mehr beschäftigen, dass natürlich alles selbstverständlich und »klar« erscheint. Da sehe ich das Defizit schon fast auf der anderen Seite: Dass der Lehrende nicht mehr von sich selbst abstrahieren kann und davon wie er die Sachen gelernt hat.
Es sind natürlich teilweise andere Gesichtspunkte, die Ihr Argument nicht unbedingt betreffen müssen.. aber ich reagiere mittlerweile allergisch auf einen Kulturpessimismus, der bequem und selbstgefällig eine blöde Masse konstruiert, nur um sich höher zu dünken – und diese Professorenstatements gehen mir manchmal schon zu sehr in diese Richtung.
Und ist es nicht ähnlich mit dem wahrgenommenen Kulturniedergang? In Wirklichkeit ein langsam einsetzender eigener Konservatismus (den ich bei mir auch schon bemerke)? Dass die Zeitschriften doch besser auf ewig so qualitativ hochwertig blieben, wie man sie in Erinnerung verklärt?
(Gerade am Mittagstisch erzählte mein Prof von seiner Diplom- und Doktorarbeit und der Forschung damals: das sei alles eigentlich schon falsch gewesen.. insofern seien die guten »alten Zeiten« eben auch nicht besser als heute – nur anders.)
Andererseits: Die Bleiwüstenzeitschriften mit langen Artikeln, welche die eher auf den Inhalt schauen sind doch seit ehedem da (ich kenn mich nicht so sehr aus, aber prinzipiell z.B. Merkur, volltext, konkret..?)
(just my 2 ct. – und schon ziemlich OT)
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@phorkyas
Einverstanden, dass es das Gejammere darüber, dass früher alles besser war, auch die Leistungen der Schüler und der Stundenten, schon immer gab. Nicht ganz so einfach sehe ich es mit den von mir angesprochenen Minderleistungen z.B. im verstehenden Lesen. Da gibt es schon harte Fakten. Der von mir angesprochene Professor war Prof. Metzinger, ein Neurologe, der nicht den Eindruck machte, als sei er besonders konservativ, im Gegenteil.
Kulturpessimistisch, ja in der Tat, den Vorwurf werde ich mir gefallen lassen müssen.
Aber auch hier scheint es nicht so aus der Luft gegriffen. Ich bestreite ja nicht, dass Jugendliche viel besser die Techniken im Bereich der Datenverarbeitung und neuen Medien beherrschen und nutzen, aber der Mensch bekommt tatsächlich nichts geschenkt, dass geht eben einher mit kürzerer Konzentration, geringerer Fähigkeit längere Texte zu lesen und selbst zu verfassen. Wie das Auto einerseits die Mobilität extrem beschleunigte, bei gleichzeitigem Verlust der eigenen körperlichen Bewegung mit den bekannten gesundheitlichen und anderen Folgen.
Ich will mich noch nicht einmal mich daruf festlegen, dass diese neue Entwicklung für unsere Gesellschaft tatsächlich schlechter ist, aber darüber hinwegsehen kann man eigentlich nicht.
Sieht man sich z.B. die Anzahl der Kulturzeitschriften der 70er Jahre an und welche es heute gibt, da kann man schon pessimistisch werden.
Ich bekenne mich tatsächlich des Pessimismus in diesen Fragen schuldig, ohne dass ich mich jedoch als überlegen über diejenigen dünke, die nicht meine Interessen pflegen.
@Marcuccio
Wenn ich den Eindruck erweckte, pauschal das Internet für vorschnelle Meinungsmache oder den Niedergang der Kultur verantwortlich zu machen, war das nicht so beabsichtigt. Dass ich dem Internet zwar aufgeschlossen, aber doch auch mit Mißtrauen gegenüberstehe, ist richtig und glaube ich auch angebracht.
Ich habe verkürzt erwas einseitig die Gefahren herausgestellt, weil ich davon ausgegangen bin, dass mein Beitrag hier im Blog bereits für meine positive Einstellung und Nutzung spricht. Aber der Fehler lag sicher bei mir.
Allerdings habe ich in einigen Foren nur negative Erfahrungen gemacht und auch meine Aktivität nach kurzer Zeit beendet. Entweder war man bei einer Kritik beleidigt ode die Beiträge wares bar jeglicher Subsatanz , aber voller Vorurteile und Ppauschalurteilen.
Das diese zwar kontroverse, aber doch offene und durchaus interessante Diskussion hier möglich ist, sprichrt doch für den Blog und damit auch für das Internet.
In diesem Sinne sehe ich ja auch durchaus noch Hoffnung für die Zukunft.
Die zunehmende Vermischung von Nachricht und Kommentar ist mir auch schon häufig negativ aufgefallen. Besonders störend empfand ich in letzter Zeit der häufige Gebrauch von »Attacke« bzw. »attackieren«, wenn jemand auch nur geringfügig kritische Worte ausspricht – eine Unart aus der Sportberichterstattung.
@Phorkyas und Norbert
Ich weiß nicht: War der Bildungsstand einer breiten Masse von Menschen jemals höher als in unseren heutigen westlichen Gesellschaften? Und muss eine Universität, die keine Eliteeinrichtung mehr ist, nicht die beschriebenen Phänomene in irgendeiner Form aufweisen, einfach weil die Grundgesamtheit der Studenten größer ist?
Was mich zu der Frage bringt: Was wollen wir eigentlich?
@metepsilonema
Was, wenn dieser Bildungsstand (ich weiss, dass ist schwer zu messen) schon wieder rückläufig ist? Die behaupteten Schwächen von angehenden Studenten sind vielleicht nicht nur die zu hohen Ansprüche der Professoren (das gibt es ja in der Wirtschaft auch – den idealen Kandidaten mit zwei Fremdsprachen, größtmöglicher Flexibilität, Berufserfahrung, Studium – und das für wenig Geld).
Vermutlich nicht nur in Deutschland gilt es immer noch als Qualitätsnachweis, wenn möglichst viele Abitur (Matura) machen und dann studieren. Seit ich denken kann, soll das in Klassen mit 25 oder mehr Schülern funktionieren. Da es nicht so funktioniert, wie man es sich vorstellt, wird das Niveau heruntergeschraubt. Wissen galt als »uncool« – man muss wissen, wo es steht (diesen Spruch kenne ich schon seit den 80ern). Die Abitur- und Studienquote ist vermutlich so hoch wie nie. Aber was sagt das aus? Und ja: Was wollen wir eigentlich?
Was wollen wir eigentlich? Fürs Erste: Diese Frage überhaupt zu stellen.
(Danach, wahrscheinlich Ratlosigkeit und die Zufluchtssuche bei alten Bildungslabels a la Humboldt?)
Ahja, ich glaube einer der Kommentatoren hatte das auch schon einmal erwähnt: Wozu die Bildung befähigen sollte, wäre gerade die Meinungsmache zu durchschauen: Zu merken, wann einem im Zeitungsartikel eine Meinung als scheinobjektiv untergejubelt werden soll, wann die Darstellung ins Tendenziöse kippt. Insofern wären beide Positionen (pro-contra »Meinungs»journalismus irrelevant.)
Wie aber auch schon vermerkt wurde, liegt in einem Artikel immer ein unentwirrbares Gemisch von Meinung und Fakten vor. Und wahrscheinlich sind wir auch meist geneigt einen Artikel der unsere eigene Ansichten stützt als »objektiver« anzusehen (schon die Überschrift, wie hier oben gezeigt wurde kann schon die ganze Tendenz enthalten, die politische Einstellung, Weltsicht anklingen lassen). Was also vermitteln? Sprachkompetenz wäre wahrscheinlich nicht das schlechteste.
@Phorkyas
Wenn man 100 Punkte für ein perfektes (Zwischen-)Resumée vergeben könnte, wäre Ihr Kommentar mit 110 Punkten zu bewerten.
Tatsächlich ist die Diskussion ob pro oder contra Meinungsjournalismus obsolet, wenn die Sprachkompetenz entsprechend ausgeprägt wäre (was nicht unbedingt mit dem Bildungs- oder Intelligenzgrad des Rezipienten korrelieren muss). Und das fast detektivische Forschen nach Tendenziösen oder auch nur unterschwellig Vorgekautem kann man nicht hoch genug bewerten. Wenngleich es auch immer Beispiele gibt, wie einem dies bei der (vermeintlich) eigenen Position nicht auffällt oder darüber hinweg zu sehen bereit ist.
Ich beharre aber darauf, dass ein vorsätzlicher Meinungsjournalismus, der auch immer mit pädagogischem oder paternalistischem Impetus daherkommt, nicht nur eine Kapitulation vor so etwas wie »Benimmregeln« des Journalismus darstellt, sondern auch schlichtweg zu bequem für den jeweiligen Journalisten ist. Der schmeisst dann sein Halbverdautes dem Leser vor die Füße, auf das er sich eine andere »Meinung«, also auch Halbverdautes aus der anderen Richtung, vorsetzen lasse. Könnte doch gerade in der dialektischen Synthese auch immer noch die Chance zur Selbsterkenntnis liegen, ohne in einer vorauseilenden Ausgewogenheitshysterie alles zu verwässern. Oder ist das so abwegig?
Im Idealfall sollte die veröffentlichte Meinung mit meiner Meinung übereinstimmen, dann bin ich zufrieden bis glücklich.
Ist es nicht meist so?
Und wird es deshalb oft so gehandhabt, produziert?
Weil man ja genau weiß, wie die Leser (Hörer, Zuschauer) ticken?
@Klaus
ja, das ist die Gefahr: Die Journalisten erschleichen sich Aufmerksamkeit (und Zuwendung) durch besonders »attraktive« Schreibe. Interessant wäre es aber herauszubekommen, warum bestimmte Weltbilder populär sind (und kaum noch hinterfragt werden), andere dagegen nicht? Hier existiert durchaus eine Wechselwirkung zwischen Sender und Empfänger. Und eine sanfte »Erziehung« des Sendenden (beispielsweise in dem andere oder konträre Argumente verschwiegen werden). Wird der Einfluss des Senders auf den Empfänger zu groß bzw. dominiert er, spricht man ja von Propaganda.
@ phorkyas @ G. Keuschnig
Sprachkompetenz ist wichtig, aber genügt nicht. Es muss Neugier, Interesse für Sachverhalte oder Probleme vorhanden sein, sonst bleibt man passiver Rezipient.
Ich will ein Beisspiel geben.
Wenn bei Amazon genau für mich Leseangebote und Kaufangebote gemacht werden, sollte mir schon klar sein, dass es zwar bequem sein mag, dass mir aus meinem Interessensgebiet Neuerscheinungen vorgeschlagen werden und ich nicht selbst suchen muss. Aber mir bewußt sein, dass erstens Amazon personenbezogene Daten von mir sammelt und ein Profil von mir erstellt hat und dass Amazon Interesse hat, Kaufhandlungen zu induzieren. Wenn dieses kulturkritische Bewußtsein nicht vorhanden ist, nutzt auch die beste Sprachkompetenz nichts.
@Norbert
Der Vergleich mit Amazon trifft es m. E. nicht genau. Hier handelt es sich um eine technische Funktion, ein Programm, das praktisch nicht zu hintergehen ist; es arbeitet gemäss seiner Programmierung und den Daten, die ihm übergeben bzw. überlassen werden. Ein journalistischer Text ist von einem Menschen geschrieben. Er schreibt für letztlich ihm unbekannte »Kunden«, sprich: Leser, Zuhörer, Zuschauer. Ein Mensch kann suggestiv agieren, ein Algorithmus (noch) nicht.
@ G. Keuschnig
Das Beispiel ist nur scheinbar abwegig.
Nehmen wir den Fall des Bundestrojaners. Als der bayr. Innenminister interviewt wurde, sagte er sinngemäß, dass der Trojaner nach richtlicher Anordnung und damit zulässig eingesetzt wurde. Dies wurde in fast allen Berichten unkommentiert gelassen. Wenn der Leser der Leser nicht weiß, dass es Beschränkungen durch das Verfassungsgericht gibt, kann er lesen und kommt trotzdem nicht auf die Problematik der Kompetenzüberschreitung bzw. des Gesetzesverstoßes.
Sprachkompetenz ist Voraussetzung, aber auch, wie ich schrieb, Neugier und Interesse über einfaches Wissen hinaus, sonst schließt man sich von Erkenntnissen aus.
Das kann man am besten an den Berichten über die Finanzkrise nachweisen. Wer hat denn tatsächlich zwischen Fakten und Meinungen differenzieren können? Ich jedenfalls habe es aufgegeben, die verschiedenen »Expertenmeinungen« auf Plausibilität zu prüfen, weil das Thema zu komplex ist. Eigentlich müsste ich mich sehr intensiv über dieses ökonomische Thema informieren, dann eine Meinung bilden und erst danach bin ich in der Lage, die Kommentare oder Berichte kritisch zu lesen. Die Lesekompetenz hatte ich aber immer.
Jetzt habe ich drei Beispiele gegeben, um deutlich zu machen, dass Lesekompetenz allein nicht genügt, aber eine wichtige Voraussetzung ist.
Das Beispiel mit Amazon sollte eigentlich zeigen, dass wir viele Dinge hinnehmen, ohne zu reflektieren, obwohl sie uns wirklich in einer bisher unbekannten Weise betreffen.
Man sollte im Zusammenhang dieses Beitrags auf die – insbesondere in Deutschland sehr ausgeprägte – Moralisierung bzw. Pädagogisierung der Diskurswelt aufmerksam machen.
Bestes Beispiel hierfür ist die fast schon grotesk anmutende Tatsache, dass eine Ethikkommission, deren meisten Mitgliedern technisches oder wirtschaftliches Verständnis fehlt, über die primär technisch-wirtschaftliche Frage des Atomausstiegs mitentscheiden darf. Wie kann jemand, der mangels Fachwissen gar nicht zu beurteilen vermag, wie gefährlich bzw. wirtschaftlich bedeutsam die zivile Nutzung der Atomkraft wirklich ist, ein qualifiziertes Urteil über deren ethische Vertretbarkeit abgeben?
Ähnlich ist es bei vielen Journalisten. Wenig Ahnung von der Materie, aber um ein Werturteil nicht verlegen. Man nehme etwa Heribert Prantl von der SZ. Je juristischer das Thema ist, umso gehaltvoller sind seine Artikel, und seine rechtlichen Argumentationen sind, auch wenn man ihnen nicht zwingend folgen muss, doch fundiert genug, dass man sie nicht schon a limine zurückweisen kann. Entfernt er sich dagegen von seiner Kernkompetenz, wird es häufig ziemlich eindimensional.
So mancher Journalist scheint es als seine Aufgabe zu sehen, den Leser gleich in die »richtige« Richtung zu führen; eine Bezeichnung als Kommentar würde da nur schaden, weil diese ja ganz klar suggeriert, dass der Text nur eine mögliche Sicht der Dinge enthält. Vermittelt man sein Werturteil dagegen auf subtile Weise in einem scheinbar objektiven Artikel, so wird diese Sicht der Dinge zwingend. Da hilft dem Leser auch eine entwickelte Sprachkompetenz nichts, weil er den Inhalt (auch dank der freiwilligen Gleichschaltung der deutschen Leitmedien) ja kaum überprüfen kann. Allenfalls die Gegenöffentlichkeit im Internet vermag hier noch Abhilfe zu schaffen.
@Zehner
Ich weiss nicht, ob die Moralisierung des Diskurses so spezifisch deutsch ist. Ich denke da an Frankreich und Leute wie BHL (oder auch Glucksmann), der jeden Konflikt entsprechend seinem Duktus sofort moralisiert (man konnte das bzgl. Kroatien, Bosnien und auch wieder aktuell Libyen sehen). Um die Folgen dieser Interventionen kümmert er sich dann eher weniger.
Das Beispiel der »Ethikommission« in Bezug auf den Atomausstieg ist natürlich besonders krass. Da war der Titel schon programmatisch; das Ergebnis vorweggenommen. Das ist das Gegenteil von Diskurs (hat eher was von Nordkorea). Dieses Verfahren musste wohl gewählt werden, um Regressforderungen der Atomindustrie Nahrung zu entziehen. Es bleibt abzuwarten, ob dies ausreicht.
Ich bin skeptisch, was das Pauschalurteil der »Gleichschaltung« der »Leitmedien« angeht. Ich glaube, da braucht nicht viel gleichgeschaltet zu werden, da es einen gewissen Überhang an Mainstream gibt, der die Hauptsendezeiten bekommt. Desweiteren gibt es für abseitige Ansichten noch den Deutschlandfunk bzw. Deutschlandradio. Da hört man dann allerdings auch nur häufig eine Gegenmeinung, die mich auch nicht weiterbringt.
Ich bleibe aber dabei: Mit einem gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit (= Sprachkritik) kann man Worthülsen, vorgestanzte Meinungen und Tendenziöses sehr gut erkennen. Das ist im Zweifel anstrengend und hilft für das diskutierte Problem nicht weiter, schärft und sensibilisiert aber.
Je juristischer das Thema ist, umso gehaltvoller sind seine Artikel [..] Entfernt er sich dagegen von seiner Kernkompetenz, wird es häufig ziemlich eindimensional.
Woran machen Sie das fest? Wenn ich nicht in allen Bereichen die Kompetenz und Fachwissen aufweisen, um die Zeitungsartikel en detail auswerten zu können (die ich dann ja auch gar nicht mehr nötig hätten), bleiben dann nicht gerade sprachliche Mittel? Wo formuliert der Autor bewusst ungenau, schiebt mir Allaussagen, schein-Objektivitäten unter? Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle, wenn wir einen Text lesen: wir haben ja einen Gesamteindruck (von und über Inhalt und Sprache) und zu diesem Gesamteindruck gehört auch, ob wir dem Artikel eher zustimmen oder nicht, ob wir uns hinters Licht geführt fühlen oder neue Einblicke fanden...
@Gregor (#28)
Eine meiner Erfahrungen ist, dass jeder fortgeschrittene Student sich in mindestens einem Fachbereich seines Studiums besser auskennt, als ein ihn lehrender Professor. Und mit steigender Zahl an Studenten, steigt auch die Zahl derer, die nicht so gute Voraussetzungen mitbringen.
Ich kenne die »früheren Zeiten»nicht, aber was sicher stimmt, ist, dass viele Studenten nur mehr schlecht Kopfrechnen können oder ein ungenügendes Verständnis von Zahlen besitzen, also ein völlig falsches Ergebnis nicht als solches Erkennen, weil sie es nicht einschätzen können (ich nehme mich da selbst gar nicht aus und vieles hängt zweifellos mit dem Schulunterricht, der baldigen Verwendung eines Taschenrechners zusammen, u.ä.). Dem aber möchte ich entgegen halten, dass, so weit ich das selbst beobachten und vergleichen kann, die programmier‑, computer- und softwaretechnischen Fähigkeiten der jungen Studentengenerationen ganz andere sind – sicherlich (weitestgehend) als sehr gut einzuschätzen.
@metepsilonema
Es ist unbestreitbar, dass Schüler (und auch dann später als Studenten) in bestimmten Fachbereichen Kenntnisse haben, die weit über denen ihrer Eltern- bzw. Lehrergeneration liegt. Du erwähnst ja den sogenannten IT-Bereich. Und das die Einführung des Taschenrechners das Kopfrechnen »überflüssig« gemacht hat, ist sicherlich auch richtig.
Das meine ich jedoch nicht. Es gibt einen Artikel aus der ZEIT von 2009, der über die Lesekompetenz (eigentlich ein schrecklich technokratischer Begriff) von Heranwachsenden versucht, einen Überblick zu geben: »Ein Land verlernt das Lesen« (von Roman Pletter). Da ist von vereinfachten Schulbüchern, zurückgeschriebenen literarischen Klassikern und dem Zwang zu griffigen Zusammenfassungen die Rede. Das alles erscheint ein bisschen alarmistisch geschrieben, etwa, wenn ein Professor zitiert wird mit der Aussage, die BWL-Studenten würden nicht auf Probleme oder das Scheitern vorbereitet (das hätte er ja in der Hand). Oder eine Schnelligkeit des Lesens als Vorteil suggestiv dargestellt wird. Dennoch vermute ich, dass die Entwicklung über die Jahrzehnte durchaus korrekt beschrieben wird.
Machen wir uns nichts vor: Der »Trend« geht zum einfachen, schnellen Konsum – auch von Texten. Sperriges stört da nur. Eine der Nachrichtenweisheiten lautet: »Egal wie fließig – Einsdreißig«. Damit wird gesagt: Es darf dem Publikum nur noch ein Beitrag von 1 Minute 30 Sekunden für einen Bildbericht zugemutet werden. Ansonsten droht er, umzuschalten. Ich behaupte: Selbst wenn er nicht umschaltet – die Aufmerksamkeit und Konzentration lässt nach.
Ich glaube, dass man sich über die Jahre selber die Aufmerksamkeit der Zuschauer »herangezüchtet« hat bzw. mit dazu beigetragen hat, dass es möglich einfach wird. Der Leser/Zuschauer wurde in einem vorauseilenden Gehorsam nicht mehr gefordert. Man hatte eine diffuse Furcht vor dem Abschalten oder der Abo-Kündigung. Daher hat man es im Zweifel noch einfacher gemacht – auf Kosten der Vertiefung der Materie. Oft genug werden nur noch Schlagworte verarbeitet.
Man sollte auch vor dem Gegenteil auf der Hut sein: Ausführlichkeit und Weitschweifigkeit bedeutet nicht automatisch eine qualitative Verbesserung. Es kann durchaus eine Kunst sein, Sachverhalte pointiert vorzubringen. Aber erleben wir nicht allzu häufig eine vermeintliche Konzentration auf das Wesentliche, die komplexe Zusammenhänge nicht mehr sehen will? Was, wenn ich einer der Talkshows jemand einmal an einem Beispiel etwas erläutern möchte, aber sofort unterbrochen wird, weil es – angeblich – zu sehr »ins Detail« geht? Er/Sie wird dann »abgewürgt« – und irgendeine lächerliche Personalfrage stattdessen in den Raum gestellt.
@Gregor
Ja, die Aufmerksamkeitspannen haben wohl abgenommen und das hat sicherlich Auswirkungen. Aber ob man gleich von einem geringeren Bildungsniveau sprechen kann?
Ausführlichkeit und Qualität haben ihren Preis: Ich kann mir das nur bei wenigen Dingen »leisten«, da es viel Zeit braucht (was heißt, dass es vor allem dem zu gute kommt, das ich gerne tue). Der schnelle Konsum kommt doch auch daher, dass das Angebot (egal welches) immer größer ist, als das was wir leisten (verarbeiten) können: Wenn mir ein Thema weniger liegt, mich weniger interessiert, dann muss die Zusammenfassung eines Artikels genügen.
Noch einmal zur Moralisierung des Diskurses: Wenn es um die Rechtfertigung von Kriegen geht, ist die ethische Bemäntelung ein alter Hut. Schon Cäsar hörte vor seinen – in heutiger politisch korrekter Diktion so zu nennenden – imperialistischen Angriffskriegen einen zumeist imaginären Hilferuf der Bundesgenossen der Römer. Vergil war der intellektuelle Sekundant dieser Expansionspolitik (die von den Unterworfenen im Großen und Ganzen positiv bewertet wurde – was die schnelle und gründliche Romanisierung zumindest der westlichen Kernprovinzen beweist). Und auch die mittelalterliche Scholastik beschäftigte sich intensiv mit dem ius ad bzw contra bellum. Es liegt auf der Hand, dass ein Krieg, der ja begriffsnotwendig mit der Tötung von Menschen und der massiven Zerstörung von Sachwerten einhergeht, sich an moralischen Kategorien messen lassen muss.
Bei einer technisch-wirtschaftlichen Problematik wie dem Für und Wider der Stromerzeugung per Atomkraft ist ein ethischer Maßstab jedoch eine ziemlich junge (und meines Erachtens in Deutschland geborene) Entwicklung. Was die Ethikkommission betrifft, so würde ich eher den Vergleich zum Iran ziehen und zu dessen Wächterrat, der entscheidet, was halal ist und was nicht.
Diese Moralisierung von Diskursen, die einem moralischen Maßstab vernünftigerweise nicht zugänglich sind, ist meines Erachtens der über einzelne Wahlerfolge hinausreichende Sieg der Grünen und in der deutschen Parteienlandschaft sowie den Leitmedien ja mittlerweile Konsens.
@Zehner
Sie haben recht – mein Beispiel bei der moralischen Dimensionierung von Kriegseinsätzen greift zu kurz. Dennoch glaube ich, dass Deutschland nicht alleine die »Moralkeulen« (Martin Walser in seiner berühmt-berüchtigten Rede) schwingt. Man sehe sich die USA an und die PC-Kampagne(n), die überdimensionale Stigmatisierung des Rauchens, den radikalen Lebensschützern bis hinein in die Heroisierung des Waffenrechts. Der »Wächterrat« feiert vor allem in den USA fröhliche Urständ – natürlich auf informeller Ebene.
Aber richtig ist sicherlich, dass es einmalig bisher gewesen sein dürfte, die Planung der Energieversorgung der Zukunft als moralische Frage hoch zu stilisieren. Die Eltern dieses Denkens sitzen aber durchaus in anderen Ländern.
Wer als Journalist gerade den Bilderberger Steinbrück hypen muss, kann sich keine eigene Meinung leisten, denn da muss jede Reaktion »sitzen«. Lass wir sie heimlich »Die Gedanken sind frei« summen, auch wenn’s vielleicht nicht stimmt.
@Peter Hartz
Ich glaube, Journalisten nehmen gerne zwei Posen ein: Zum einen die des Meinungsgurus. Und zum anderen die des willfährigen Schreibknechts. In beiden kommen sie relativ ungeschoren heraus. Das weitaus schwierigste wäre, es einfach einmal mit Recherche zu versuchen.
Die Begründung/Rechtfertigung des Krieges ist schon immer eine Notwendigkeit von kriegsführenden Staaten gewesen. Diese Begründung moralisch zu hinterfragen oder gar zu verwerfen, setzt eine von den Staaten unabhängige moralische oder rechtlliche Instanz, z.B. Religion, voraus.
Die Begründung für oder gegen die Atomkraft muss ebenso nicht ethisch abgesichert sein, man könnte fossile Brennstoffe ebensogut diesem Begründungszusammenhang unterwerfen.
Es ist die alte Frage um die Begründung, Geltung und Akzeptanz von Naturrecht. Die Moralisierung von Diskursen war auch immer gegeben, auch schon vor den Grünen. Vor den Grünen war es eben moralisch außer Frage, dass der Mensch hinsichtlich der technisch- wirtschaftlichen Entwicklung alles darf. Aber auch das war eine moralische Begründung, weil man davon ausging, dass die Geschichte der Menschen zielgerichtet war. Der Mensch als Ziel der Evolution und Herrscher der Welt. Das sieht man heute doch kritischer.
Viele Fragen haben ethische Dimensionen, die auch im Diskurs erhalten bleiben sollten (einerseits weil sie zu der entsprechenden Frage dazugehören, andererseits weil sie bedeutend sind) – das Problem ist doch, dass eine bestimme Lösung dieser ethischen Dimension für verbindlich richtig gesetzt wird und letztlich die Zugehörigkeit und nicht mehr Argumente entscheiden.