Sie sind keine Anhänger, nicht einmal Sympathisanten der Mannschaften, die sie unterstützen. Sie sind nur eines, und das konsequent: dagegen. Sie hefteten an die Fersen von Algerien, indem sie Rache für Gijon 1982 propagierten. Danach waren sie natürlich für »Les Bleus«, weil es so eine schicke Multikulti-Truppe ist. Als das nicht half mussten die Brasilianer ihre Zuneigung und später das großzügiges Mitleid aushalten. Jetzt sind sie sauer (siehe hier).
Sie hätten so gerne triumphiert, die Gesinnungs-Euphoriker. Euphoriker deshalb, weil sich niemand ihrer zwar ephemeren, aber wuchtigen Freundschaft entziehen kann. Mit Aplomb wollen sie alles, nur nicht, dass die deutsche Mannschaft ein Spiel gewinnt. Dafür beschwören sie ein Gespenst: den Nationalismus. Vom Siegen wollen sie gar nicht reden: Eine Umfrage vor dem Halbfinale bei tagesschau.de brachte es an den Tag. Man konnte abstimmen, und zwar ob die deutsche Mannschaft »gewinnt« oder die brasilianische »siegt«. Man sieht förmlich den Redakteur, wie er das Fettnäpfchen vor sich sieht.
Nirgendwo steht geschrieben, dass man als Deutscher der deutschen Nationalmannschaft verbunden sein muss. Man kann mit Belgien halten, Italien oder vielleicht sogar – mit Ausnahmebegründung – für die Niederlande. Aber sie, die Gesinnungs-Euphoriker, sind gar nicht für jemanden. Warum genau, wissen sie selber nicht. 1982 hatte ich mich für das Gekicke zwischen Deutschland und Österreich zu Lasten Algeriens geschämt. Und auch 2002 war ich peinlich berührt wie sich die deutsche Mannschaft mit drei 1:0 Rumpelfußball-Siegen ins Endspiel mogelte. Es war gerecht, dass Brasilien damals gewann. Aber heute? Mit Argentinien fiebern, nur weil der Gegner Deutschland ist?
Das suhlen im Selbsthass soll Weltbürgertum bezeugen. Dabei ist es nicht anderes als peinlicher Provinzialismus. Die Rolle des mäkelnden Berufspessimisten, der ja in Wirklichkeit ein glühender Anhänger ist, aber nicht enttäuscht werden möchte, wenn es nicht klappt, wird durch sie noch übertroffen. Der Pessimist erkennt immerhin noch die Leistung der anderen genau wie die Leistung der deutschen Mannschaft an. Er ist neutral, bemüht sich um Objektivität. Es liegt ihm am Spiel und der bessere soll gewinnen. Der Gesinnungs-Euphoriker kennt nur »richtige« Gewinner; das sportliche ist ihm fremd.
Gesinnungs-Euphoriker gestatten allen anderen das, was sie bei Deutschen missbilligen. Sie finden es gut, wenn Franzosen oder Brasilianer die Hymne mitsingen und verabscheuen es, wenn dies die Deutschen tun. Sie sehen über Gesichtsbemalungen bei Argentiniern hinweg, finden sie aber bei Deutschen gräßlich. Sie schämen sich für die biersaufenden und grölenden deutschen Fans, goutieren dies aber anderswo als lustig und originell. Gesinnungs-Euphoriker finden österreichische und englische Boulevard-Zeitungen gut, die das deutsche Fußballspiel im Weltkriegs- oder Nazi-Duktus aufbereiten. Zuhause schreiben sie Briefe, dass ihnen die »Bild« nicht in den Briefkasten gesteckt wird. Gesinnungs-Euphoriker fühlen sich besser, weil sie auf andere herabschauen. Sie sind elitär bis in die Knochen. Es gibt sie aber glücklicherweise fast nur in Deutschland. In anderen Ländern würden sie ausgelacht.
Da fasse ich mich kurz: Gefällt mir!
Tatsächlich wird man als WM-Ignorierer immer wieder in die Ecke derer gestellt, die explizit gegen »uns« sind (weil »wir« ja gewonnen haben«). Der Fußballzirkus ist so groß geworden, dass man als jemand, der einfach nichts damit zu tun haben will, sofort als Provokateur wahrgenommen wird. Das finde ich bedenklicher und frappierender wie die paar »Gesinnungs-Euphoriker«, die Ihnen anscheinend das Schreiben dieses überflüssigen Artikels wert waren.
@tobiaslindemann
Sie haben vermutlich den Text nicht genau gelesen. Es geht nicht um »WM-Ignorierer«. Dass man diese als Provokateure wahrnimmt, halte ich für Selbstüberschätzung. Das Toleranzpotential der sogenannten »Fans« ist höher als man gemeinhin annimmt (außer, und das bedauere ich als Lärmhasser, bei der Unsitte der Hupkonzerte). Die Zielgruppe, die ich als Gesinnungs-Euphoriker bezeichne, macht das Gegenteil von Ignorieren: Sie sind sehr wohl und zumeist ausgezeichnet über Fußballdinge informiert.
Bin ich ein Gesinnungs-Euphoriker, nur weil mir dieses Gefühl des dumpfen, sich am Erfolg berauschenden wir sind Weltmeistergefühls ‚verhasst ist. Ich schau mir ein Fußballspiel gerne an ohne gleich ein prickeln auf der Haut beim absingen der Nationalhymne zu verspühren. Auch ist es mir überaus unangenehm, wenn ein martialisches dumpfes SIEG durch das Stadion hallt. Ich gestehe, ich bin eine Spaß- bremse, die lieber nach einem Fußballspiel die Stimmen der internationalen Presse in der Zeitung liest, als sich durch die schreienden Überschriften der Boulevard- Blätter
berauschen läßt.
Wie hätten denn die Argentinier, die Brasilianer oder die Holländer gefeiert? Feiern kann man wohl nur ertragen, wenn man selber drinsteckt, andernfalls sind die anderen immer »doof«. Kenne ich vom Karneval. Und den Karneval in Rio finden wir dann wieder toll – man liebt wohl in einer Mischung aus Exotik, Herablassung und Neid dieses Treiben. Dagegen sind die Pappnasen in Köln, Düsseldorf oder Mainz ein bisschen...piefig.
Das von den sieges(be)trunkenen in Bälde Heere rekrutiert werden, die dann sonstwohin einmarschieren – das mag doch wohl niemand ernsthaft glauben.
Na ja, so einfach möchte ich tobiaslindemanns Einwände nicht wegwischen. Menschen, die sich als Nicht-WM-Gucker outen – und das nicht mit dem entsprechenden Aplomb tun – sind in meiner Gegenwart schon mehrfach als Vaterlandsverräter tituliert worden. Und das ganz gerne von Menschen, die Thomas Müller nicht von Mario Götze unterscheiden können. Auch wenn dann natürlich gerne der »Das war doch nur Spaß!«-Spruch kommt, man ist dann natürlich schon mal aus der Runde der normalen und guten Deutschen rausgeschmissen worden. Und das wird ja nicht dadurch besser, dass Karnevals-Hasser sich von Karnevals-Fans auch anhören müssen, was sie für blöde Spaßbremsen sind. Das Hoch-Ironische an der Situation ist ja, dass man sich umso weniger Sche...ß anhören muss, je offensiver man zum Beispiel vertritt, dass die ganzen WM-Saison-Gucker doch nur dämliche Konsumtröpfe sind oder nationalistische Deppen. Also, wenn man total offensiv den Konflikt anbietet, dann hat man üblicherweise von den Typen, die sich plötzlich als nationales Fan-Kollektiv zu Höherem berufen fühlen, seine Ruhe. Nur muss man halt auch die Nerven dafür haben.
Und es ist nicht ganz ohne, zum Public Viewing von Frankreich – Deutschland im Frankreich-Jersey aufzukreuzen – und nicht, weil man aus Prinzip gegen Deutschland ist, sondern schon immer Frankreich-Fan war (Michel Platini! Zinedine Zidane!). Ich mach’ das schon ziemlich lange (seit 1982) und muss sagen: Das ist erst so richtig eine Mutprobe geworden seit dem »Sommermärchen« aka »Du bist Deutschland«-Kampagne – und je mehr Event-Fans man um sich hat, desto aggressiver wird man angegangen. In einer Kneipe voller Fußball-Fans, die die Aufstellungen der Deutschen Mannschaft seit 1954 herunterbeten können, passiert mir das eigentlich nie.
M. E. haben die Leute, die diese ganze National-Eventisierung der WM in Deutschland kritisch sehen, einige Argumente und viele schlechte Erfahrungen auf ihrer Seite. Bloss sollte man dann auch so konsequent sein, auch die unterirdischen Ausfälle der anderen zu bemerken und zu kritisieren – und nicht Leute toll finden, deren brutale Fratzen halt hinter anderen verschmierten Nationalfarben hervorleuchten, um mal Theweleit zu paraphrasieren.
Mich würden natürlich brennend auch mal Erfahrungen von Leuten interessieren, die mit deutschem Trikot in Frankreich oder, mon dieu!, den Niederlanden auftauchen. Naja.
Natürlich interessieren sich für die WM massig Leute, die abseits nicht von Eckball unterscheiden können und auf einer Welle mitschwimmen. Toll finde ich ja die Trikotkäufer von Montag!
Ich vermag aber weder den Anhänger noch die WM-Ignoranten als jeweils besonders ehrenrührige Zeitgenossen ansehen. Weder in der einen noch in der anderen Haltung entdecke ich eine besondere »Qualität«. So interessiert mich beispielsweise die Formel Eins nicht eine Sekunde – der ganze Hype um Vettel und vorher Schumacher geht an mir vorüber, ohne dass ich mit erhobenem Zeigefinger all die Freunde des Kreisfahrens als Ökosünder oder Deppen darstellen würde.
Ich habe Jahrzehnte auf einer Straße gewohnt, die fast exakt auf der Mitte zwischen dem Hauptbahnhof von Mönchengladbach und dem Bökelbergstadion lag. Mit den Jahren wusste man, wann man ab ca. 13 Uhr besser nicht mehr vor die Tür geht (bspw. Bayern, HSV, Dortmund, Köln, Düsseldorf, Duisburg...) und wann man entspannt ein Eis essen konnte (Freiburg, Karlsruhe, Nürnberg). Unvergessen als ich mal in einem Zug landete, indem Düsseldorfer und Schalker Fans saßen. Sie beachteten mich gar nicht und ließen mich in Ruhe, während der Waggon im Bahnhof stehend bebte und wilde Jagden auf den Gängen stattfanden. Als die Borussia im europäischen Wettbewerb spielte und nicht nach Düsseldorf auswich, war bei englischen und holländischen Mannschaften Vorsicht geboten. Will sagen: Fußball war immer auch Aggregator für Aggressionen und ich kann nicht verstehen, warum die Vereine, die Spielern Millionengehälter bezahlen, die Polizeieinsätze nicht bezahlen sollen.
Man mag eine Menge über die Pöbelkultur auch im Netz sagen können. Aber so sind bspw. meine Erfahrungen mit Fußballbloggern – auch »Fanbloggern« – alle und ausnahmslos rundum positiv. Man respektiert den jeweiligen Gegner, ist selbstkritisch, was die »eigene« Mannschaft angeht und hat auch eine gehörige Portion Sachverstand. Das kann man natürlich beim »Public Viewing« nicht immer und unbedingt erwarten. Aber ob das ein typisch deutsches Phänomen ist?
(PS zu Frankreich: Selbstverständlich habe ich gejubelt, als Frankreich 1998 Weltmeister wurde, weil mir die Arroganz der Brasilianer gehörig auf den Keks ging. Zudem war die Mannschaft damals wirklich spielerisch die beste der Welt. Zidane werde ich dann nie verzeihen, dass er sich 2006 zu dem Kopfstoss hat hinreissen lassen und damit ausgerechnet Italien den Sieg erleichtert hat. [Italien geht NIE!!! – Nach dem Betrug vom 7:1‑Spiel!] – Mit Platini konnte ich nie etwas anfangen. Er ist ja auch ein ganz schrecklicher UEFA-Präsident.)
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Der Antrag auf Ausnahmegenemigung geht Ihnen schriftlich zu. Ich kann mich zwar meiner Sympathien für die Elftal seit Cruyff-Seiten nicht erwehren, war aber trotzdem in der Lage mich zu freuen.
Die Bolzerei ist seit der WV nun mal der beste Katalysator, für etwas, was, seien es Gossen-Soziologen wie Wagner, Claudia Roth oder ernstzunehmende Menschen so gerne als »gesunden« Patriotismus bezeichnen.
Und ja: Muttis Polit-Marketing im Verbund mit schmierigen ÖR finde ich widerlich und wünschte mir die souveräne Gelassenheit eines T. Heuss. Theweleit hat am Montagmorgen ein paar kluge Sätze dazu im DLF gesagt.
Bleibt die Hoffnung, daß ich, nun wohl Gesinnungs-Euphoriker, nicht automatisch auch noch als »Gutmensch« abgestempelt werde. Das Dumme mit den sedierten Massen, die da gestern in Berlin so toll »gefeiert« haben ist lediglich, daß man sich mit ihnen schwerlich über Fußball unterhalten kann.
Die klugen Sätze von Theweleit muss ich wohl überhört haben. Wer Massen verachtet, verachtet am Ende auch Demokratie. Die Liste derer ist ellenlang.
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Offensichtlich scheint Theweleit bei einigen einen Nerv getroffen zu haben. Ich hab’ die Äußerung über die brutalen Fratzen garnicht als Verachtung der Massen verstanden – vielleicht, weil ich jemanden, der so passioniert Fußball live im Stadion verfolgt, und das seit Jahren, elitistischer Ambitionen für unverdächtig halte. Und ich fand die Formulierung »brutale Fratzen« ganz stimmig zu meinen (auch ästhetisch) unschönen Erfahrungen rund um die WMs. Wobei ich da neben Deutschland-bemalten auch diverse Kroatien- und Italienfans in unguter Erinnerung behalten werde. Super nett war es dagegen mit Iran-Fans: Das war quasi eine Anti-Regierungsdemo getarnt als Public Viewing. Mit unglaublich gut aussehenden Frauen.
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@tobiaslindemann
Die abgelaufene Fußball-WM war ein internationales Großereignis! Überall auf der Welt, auf allen Kontinenten unseres Planten, wurden Einschaltqoten-Rekorde gebrochen.
So auch in Deutschland, das Finale war die meistgesehene Fernsehsendung der deutschen Geschichte. Millionen von Menschen in Deutschland lagen sich feiernd in den Armen, Schwarz – Rot – Gold wohin man sah, die Presse kannte kaum ein anderes Thema. Jeden Tag Übertragungen von Spielen, aus dem Mannschaftsquartier, von der Ankunft in Berlin. Jede Titelseite jeder Zeitung hatte was mit der WM zu tun.
Dazu nun eine Frage: Wie kann man das denn bitte ignorieren?
Man kann das gern doof finden. Oder toll. Oder so mittel. Aber ein solches weltweites Großereignis zu ignorieren, ist eben genau das: ignorant.
Sie müssen sich also nicht wundern, wenn andere Menschen Sie entsprechend merkwürdig oder gar unsympathisch finden.
@wurstbrot: Vorsicht mit dem Verweißen auf Einschaltquoten etc., v.a. wenn sie vom Veranstalter selbst kommen. Da sind Wunsch und Wirklichkeit oft 2 Paar Schuhe, außerdem sind die Erhebungsmethoden nicht immer aussagekräftig. Und nicht überall war die WM das nationale Ereignis. Da braucht mal nur mal über den Rhein zu schauen: In Frankreich war die WM kein so großes Ding wie bei uns, und das nicht nur, weil les bleus nicht ins Finale gekommen sind. Lustig ist ja eher, wie wir provinziellen Fußball-Heinis nicht mitbekommen, welche andere Sportarten im Rest der Welt von Fantastilliarden Menschen geschaut werden, z. B. Rugby, Hockey und Cricket. Oder gerade die Tour de France.
@Wurstbrot
Man kann es doof finden und wenigstens weitgehend ignorieren. Warum nicht? Es ist ja eine der Errungenschaften der Moderne, sich von den anderen absentieren zu können. Interessant finde ich immer wieder, welchen Stellenwert in den USA der »Super Bowl« geniesst. Oder in Frankreich die »Tour de France« (immer noch?)
Selbst als exzessiver Gucker war mir die Präsenz in den Medien zu hoch. Wenn in der Halbzeitpause der Spiele die ohnehin verkürzten Nachrichten noch zu mehr als 50% aus Fußball bestanden – also das, was 99% der Zugeschalteten schon gesehen hatten – ist das ziemlich »ignorant« den anderen Themen gegenüber. Diese Übermedialisierung hat viele Gründe: Zum einen ist es relativ einfach, 23 Kickern in schöner Abwechslung immer die gleichen dämlichen Fragen zu stellen und einen auf »Bedeutung« zu machen. Zum anderen spült es Werbeeinnahmen in die Kassen, um dann demnächst noch ein paar Fettnäpfchensucher mehr an Originalschauplätzen zu vergattern.
@Gregor:
»Die Zielgruppe, die ich als Gesinnungs-Euphoriker bezeichne, macht das Gegenteil von Ignorieren: Sie sind sehr wohl und zumeist ausgezeichnet über Fußballdinge informiert.«
Daran habe ich leise Zweifel. Diese Art Leute scheinen mir weitgehend (1) noch nie eine Fankurve von innen gesehen zu haben (oder auch nur von aussen), wissen Gesänge und ähnliches also weder quantitativ noch qualitativ gut genug einzuschätzen, und scheinen (2) nicht zuletzt von einem unterschwelligen Duckmäusertum von »ohgottohgott, wie stehen wir denn jetzt wieder im Ausland da?« motiviert zu sein und können Stimmungsbilder und Nationalstereotypen im Ausland (auch anderer Länder untereinander, abseits Deutschlands) ebensowenig einschätzen. Wären sie informiert, wüssten sie, dass die deutsche Nationalmannschaft seit Ewigkeiten keinen so guten Ruf im Ausland genossen hat und so sympathisch wahrgenommen wird wie jetzt, bzw. wie seit einigen Jahren, und dass der aktuelle Erfolg und das Feiern desselben ziemlich weitgehend gegönnt wird.
ich bin gesinnungs-euphoriker weil mich ankotzt wie das ergebnis eines fußballspiels metaphysisch aufgebauscht wird. ich bin ja jetzt auch weltmeister, obwohl ich außer ein paar dumme kommentare vorm fernseher abgelassen zu haben gar nicht mitgespielt habe. als deutscher darf/muss ich jetzt ein neues selbsbewußtsein haben. rostock-lichtenhagen, jugoslawienkrieg – an so was muss ich dann denken, auch wenn die meisten jungen schwarzrotgoldbemalten menschen die »sieg, sieg, sieg und jetzt das deutsche lied« skandierenden stammtischhelden komisch angucken.
@nona
Sie müssen bitte berücksichtigen, dass mein Text vor dem sogenannten »Gauchogate« entstanden ist. Die von Ihnen skizzierte Gruppe gibt es natürlich auch und in meinem kleinen Textlein habe ich naturgemäß etwas grobkörnig zeichnen müssen.
@gesinnungseuphoriker
Lichtenhagen war 1990; die Beteiligung am Jugoslawienkrieg wurde von der deutschen Linken 1999 betrieben (unter Kohl hätte es das nicht gegeben; er wäre bei seiner Scheckbuchaußenpolitik geblieben). Rechtsnationalistische Parteien erhalten in Deutschland bei Wahlen regelmässig zwischen 1% und 2% und nicht 25%. Ich weiss nicht, welches »deutsche Lied« die Jugendlichen anstimmen, aber ein Sieg war es ja nun mal. Er wäre im übrigen überall bejubelt worden.
Über das »Wir«, dass bei einer solchen Veranstaltung, die natürlich längst zum Kommerzevent verkommen ist, entstehen kann empfehle ich F. C. Delius’ »Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde«.
Ich glaube, dass es der säkularen Gesellschaft gut in den Kram passt, den Fußball »metaphysisch«, aber vor allem kulturphilosophisch-gesellschaftlich »aufzuladen«. Sie finden dazu hier etwas – und da zeigen sich auch die Grenzen dieser Unternehmungen. Und da ist vom »Aufbauschen« noch gar nicht die Rede, denn das betreiben ja auch Sie.
Fühle mich ertappt. Touche!
Ich mich ja selber auch. Daher der Text...
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