Ein langer Tisch im Süden des asphaltierten Platzes (der sonst Automobilen dient), mit Kultgegenständen, denen keiner der Sitzenden, Kauernden, Kauenden, Trinkenden, Feiernden, Laufenden, Hüpfenden Beachtung schenkt, wodurch die Anwesenheit dieser Dinge eigentlich erst hervorgehoben wird: neunstöckige Miniaturpagode, goldene Kanne, Blumenstrauß, zwei Kerzen, zwei... Gefeiert wird nämlich die Jahresmitte oder der Beginn des Jahres; die Aussaat oder die Ernte; die Sonne, vertreten durch den Vollmond. Späte Hitzeschwaden werden gefächelt von feinblättrigen Herzen. Gedacht wird der Toten und der Lebenden: der Anwesenden, die die Abwesenden vertreten, jetzt und hier. Dem entgegnen auf der Holzbühne (im Norden) drei alte, weißgekleidete Musiker, die die Musik ihrer grünen Jahre spielen, die Songs unserer Kindheit aus der Musikbox des Dorfwirts von seinerzeit. Wer hören kann, der hört eine Zukunftsmusik... Indes der schrumpelige Finger mit dem Metallröhrchen zärtlich über die Saiten der liegenden Gitarre gleitet, steigt der gelbe Mond hoch und höher, bis er den Zenit erreicht hat. Stop! Das Flutlicht färbt schon seit längerem schwarzblau den Himmel, in den die Kiefernwipfel hineinragen wie in ein Märchen oder einen Film (von Antonioni, Michelangelo). Und auch wir ragen hinaus, die feiernd Gedenkenden, Trinkenden, Lachenden, Hüpfenden, die Kinder und Kindgewordenen. Vorherzusehen, daß der Straßenkehrer, vormals Dorftrottel, jetzt ein angesehener Mann, in der ersten Ahnung des Tageslichts – oder ist es der Mond, der nicht fortgehen will? – im Rhythmus des Lieds der letzten Prinzessin, während die allerletzten Gäste den Platz verlassen, die Papierschnipsel mit unseren Wünschen hinauskehrt in eine schon deutlich kältere Zeit.
© Leopold Federmair