»Alma war ein ungeduldiges Kind, das nicht verlieren konnte, bei Brettspielen betrog, lieber schrie, als schwieg, die Hände oft zu Fäusten ballte, die auch im Schlaf selten aufgingen.«
Das ist der erste Satz von Valerie Fritschs Roman mit dem seltsam anmutenden Titel »Herzklappen von Johnson und Johnson« (und einem noch seltsameren, ehrlich gesagt: hässlichen Cover). Es geht also um Alma, dem gut behüteten Einzelkind, deren Jugendjahre »still und mondän« verliefen (durchaus mit kleinen Kuriositäten, etwa wenn sie sich in der Badewanne die Schamhaare bleichte). Erstaunlich, wie wenig man von den Eltern erfährt: eine schlafwandelnde Mutter, die auch schon einmal nackt am Klavier sitzt und ein Vater, als Vollwaise erfahren »mit vielen Verwandten, durch deren Hände er gegangen war«. Da ist dann noch das Gefühl, man spiele ihr Theater vor, ganze Bühnenstücke (die Eltern reden wie Freunde miteinander), eine Unruhe, eine Ahnung über eine ver- oder beschwiegene Familiengeschichte, die, wie sich dann herausstellt, etwas mit den Eltern der Mutter zu tun haben muss. Fast behutsam führt Fritsch den Leser nun an diese Geschichte heran. Nur kurz fürchtet man die inzwischen zu oft gelesenen Großvater-/Großmutter-Idealisierungen, aber es kommt alles ganz anders. Ganz wunderbar anders.
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