Es ist längst ein Schimpfwort geworden: Die Gratiskultur im Internet sei Schuld für die Krise der gedruckten Medien. Niemand kaufe mehr eine Zeitung oder Zeitschrift, weil bzw. wenn die Artikel im Internet frei zur Verfügung stehen. Gezwungenermaßen machen aber fast alle mit, weil man sonst droht, im medialen Aufmerksamkeitsnirwana verschwinden. So die Klage.
So wird Gratiskultur zu einem Kampfbegriff für Leute, die die mangelnden Vermarktungsmöglichkeiten ihrer Produkte beklagen, weil inzwischen alle erwarten, dass ihnen die Informationen kostenfrei zur Verfügung stehen.
Ich deute Gratiskultur jetzt mal anders. Weil ich Gratiskultur schaffe. Mein Weblog ist gratis. Ich bezahle sogar Geld dafür, dass es keine Werbung gibt. Ich schreibe gratis. Hier und bei »Glanz und Elend«. Dort schreiben auch die anderen Kollegen gratis. Und auf vielen anderen Literaturforen auch. Das ist für mich Gratiskultur.
Eine Kultur, die von Verlagen nicht zur Kenntnis genommen wird. Statt das Potential dieser Medien zu wecken, ignorieren sie es weitgehend. Zwar bekommt man seine Leseexemplare, wenn man nur höflich fragt (freilich gibt es Ausnahmen wie Kiepenheuer & Witsch, die ihren Foster Wallace nur an ausgewählte Rezensenten für ihre eigene Produktwebseite verschickten, die dann zum Teil früh aufgaben). Aber ansonsten findet man nicht statt.
Man ist nicht zitierfähig. Lieber zitieren Verlage ein halbvergiftetes Lob der »Nordseezeitung« als ein fundiertes Urteil eines Gratisschreibers. Lieber schmückt man sich mit dem unsäglichen Geschwätz der sogenannten Vorleser, von denen eine Protagonistin noch nicht einmal in der Lage ist eine halbwegs stimmige Inhaltsangabe abzuliefern.
Selbst kleine Verlage führen beispielsweise auf ihrer Facebook-Präsenz keine Verlinkungen durch. Falls doch, hat man sie vorher zum Jagen getragen. Sie tragen damit – ob sie wollen oder nicht – zur andauernden Bedeutungslosigkeit von Online-Medien bei und stärken die gängigen Massenmedien, die zuweilen nur noch oberflächliche und/oder Gefälligkeitsrezensionen abliefern.
Ich könnte ein Dutzend hervorragender Literaturrezensenten aufzählen, die Hubert Spiegel wie einen Grundschüler aussehen lassen, die jedoch praktisch nicht vorkommen, weil sie größtenteils »nur« Online schreiben. Man verweigert ihnen zuverlässig das einzige, was sie abfordern: Aufmerksamkeit. Sie sind und bleiben nicht satisfaktionsfähig in diesem aristokratisch-hierarchischen Betrieb. Sie sind störend, langatmig, pointiert, nervig insistierend, übergenau. Sie haben dabei aber zumeist noch nicht einmal einen Unfehlbarkeitsanspruch. Sie sind unabhängig (wer lässt sich schon von einem Leseexemplar erpressen). Sie brauchen keine Einladung auf irgendeinem Empfang. Sie sind die Idioten des Literaturbetriebs. Man sollte sie die Gratisidioten nennen.
sehr geehrter herr keuschnig,
wenn sie von verlagen zur kenntnis genommen werden möchten, dann müssen sie ganz andere rezensionen schreiben. verlage sind wirtschaftliche unternehmungen, die brauchen keine reflexionen über ihre produkte, sondern werbung für ihre produkte, also tupperwareparty- oder butterfahrt-rezensionen.
klagen sie nicht! schreiben sie! und nennen sie sich nicht gratisidiot. bei ihnen zahlt der leser in einer anderen währung: nämlich mit geduld und denken.
Dann wäre das Feuilleton der FAZ ein Werbekatalog?
Bedauerlicherweise...
...fällt mir nicht viel ein, was ich dem entgegen halten könnte.
Gleichwohl weigere ich mich, Ihren Vorschlag umzusetzen.
Die Mafia
Dieser Rant beklagt ganz richtig, dass selbst publizierte Beiträge vom »Betrieb« nicht zuerst an ihrer Qualität gemessen werden, wenn Relevanz festgelegt wird. Das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal der online-Gratisschreiber.
Speziell im Literaturbetrieb ist das Fäuleton von diversen Netzwerken ureigener Interessensvertretung unterwandert, deren Gefälligkeitsgutachten eben nicht allein kommerziellen Verstrickungen entwachsen, sondern Clanstrukturen. Wehe dem, der es sich mit der Familie (das ist in einem prominenten Fall ja nun nicht einmal mehr im übertragenen Sinne zu verstehen) verscherzt, da bekommt die Abtrünnige kein Bein mehr auf den Boden der Leitmedien.
Umgekehrt bedeutet das Wohlwollen eines Clans nicht automatisch den kommerziellen Erfolg, sehr zum Missfallen aller Beteiligten. Um so größer die Missgunst über jene, die Erfolg auch ohne Schützenhilfe erarbeiten. Zu guter letzt gibt es dann noch diverse Fehden zwischen verfeindeten Clans. Eine Seifenoper über den Literaturbetrieb würde der Konfliktspirale vielleicht gerade so gerecht werden können. Nur glauben mag man es manchmal kaum. Verlage gegen Verlage gegen Autoren gegen Autoren gegen Medienhäuser gegen Anwälte gegen PR-Abteilungen gegen Kritiker gegen Autoren ad infinitum.
Und diesem Wespennest sollen arrivierte Verlage noch freiwillig weitere potentielle Krisenherde zufügen? Die glauben doch, den Status Quo halbwegs beherrschen zu können. Deswegen werden die sich hüten, neue Mitspieler durch Zitierwürde aufzuwerten.
Zum Glück haben die Leser in dieser Geschichte auch immer ein Wörtchen mitzureden.
#4 – erz
ich greife in diesem Fall gar nicht das Feuilleton an. Mir ist auch klar, dass man bei ganz Grossen kein Bein auf die Erde bekommt, da jeder neue Mitspieler die Wippe in Schlagseite bringen kann. Dennoch verstehe ich die Verlage nicht. Was haben die zu verlieren?
#2
Ja, manchmal auch, wenn ich so meine Erfahrungen Revue passieren lasse, wie ich Freitag abends im Zug von Frankfurt nach Wien die FAZ las.
Natürlich trifft es nicht hundertprozentig zu, aber auch in der Presse, kann ich im Feuilleton schon ähnliche Tendenzen erkennen. Feuilletons, die gar nicht uninteressant sich, lesen sich dann bei der Beschreibung des Autors fast wie Werbetexte für das zuletzt veröffentlichte Werk.
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Aber Hand aufs Herz, die Befriedigung, die der »Idiot« aus seiner Gratisleistung bezieht, ist doch gerade jene Unabhängigkeit, die man sich dann wenigstens für die Dauer des Schreibens zubilligen kann.
Das ist ein extremer Luxus in der heutigen Zeit.
Früher haben excellente Firmen (»In Search of Excellence«) so etwas wie graue Budgets oder Narrentürme gehabt, wo Mitarbeiter ein bestimmtes Budget bekamen und auch Dinge forschen durften, deren ROI nicht sofort auf der Hand lag.
Den Geist heute ungesteuert zu bewegen, ist ein Luxus. Einfach so. Luxus.
Und der Luxus ist nicht gratis, dazu braucht man nämlich Geist.
Und irgendwo beißt sich da die Katze in den Schwanz, wenn man die Verlage ansieht. Wieviele Harry Rowohlts gibt es denn eigentlich?
@steppenhund
Gib zu, dass Du heimlich zum Buddhismus bekehrt worden bist!
Literatur
Als Leserin freue ich mich über Empfehlungen, meistens beziehe ich diese aus Büchern (ja es gibt Autoren, die sich auf andere beziehen) oder von Freunden. Und ein Blog wie der Ihre, Herr Keuschnig, machen Mut.
Durch Zufall bin ich auf den russischen Dichter Igor Pomerantsev gestossen, dessen Gedichte bzw. Bücher weder im Englischen noch im Deutschen herausgegeben wurde. Das war für mich mit ein Grund, vor mehr als zwei Jahren den Zeitzug zu gründen (ich bezahle dafür, dass niemand mit Werbung belästigt wird) und es freut mich, wenn mir die Statistik zeigt, dass die Gedichte von Pomerantsev zwischenzeitlich von 2500 Lesern abgerufen wurden und manch ein Leser mehr als eine Stunde auf dieser Webseite verweilt. Nach dem Motto von Rupert Riedl, das ich mir zueigen gemacht habe: »Wenn du für diese Kultur etwas tun willst, dann darfst du an ihr nicht Maß nehmen.
Es verlangt eigenen Stil und Unkorrumpierkarkeit, also Rückgrat«
Beliebtheit und Unbeliebtheit, Erfolg und Misserfolg, Aufstieg und Untergang sind im Kulturbereich seit jeher konträr zu dem Anspruch, nur auf dem Boden eines immanenten ästhetischen Urteils zu loben oder zu verdammen, ohne Ansehung von Person, Verlag oder Gefälligkeitsverpflichtungen. Man darf daher nicht erwarten, dass sich die teilwesie korrupten, teilweise nur blöden Sitte und Gebräuche der kritischen Maschinerie binnen 3 oder 4 Jahren ändern. Das wird länger dauern. Ich glaube, die Berufsschreiber merken aber schon, wie ihnen die Amateure bedrohlich im Nacken sitzen. Oft sind Leser von Artikeln in der Zeit, FAZ oder den wenigen anderen Blättern, die noch für maßgeblich gehalten werden, besser informiert als diejenigen, die für ihre Zeilen Geld bekommen. Es gab schon Zeiten, da war es viel leichter, den Kritiker zu mimen.
Bevor man sich aber nur seufzend beklagt, kann man nachdenken, warum die Autorität der traditionellen Bezahl-Feuilletons eine solche Überlebenskraft besitzt, obwohl die Qualität eher abwärtsgerichtet ist. Der Grund scheint zu sein, dass die Bezahl-Kritiker gleichsam den Markenwert der Institutionen erben, für die sie schreiben. Wenn ein Verlag »Großartiges Debüt!« von der ZEIT zitiert, hat das eben für die Buchhändler und für das Lesepublikum, über dessen geistige Komplexität man sich lieber nicht zu viel Illusionen machen sollte, einen ganz anderen Orientierungswert als wenn ein Blog namens »Selbständig-empfindender-und denkender-Kopf« oder so schreibt »Das beste Buch der nächsten 100 Jahre!« Und der eine hat mehr Orientierungswert als der andere, unabhängig von Verstand und Leistung.
Aber seien Sie nicht zu ungeduldig! Die Entwicklung geht weiter. Bei allem Pessimismus, der ja für einen Leser nennenswerter Literatur gar nicht zu vermeiden ist, ist »Kultur« immer auch ein sonderbar osmotisches System. Es wächst immer etwas an den Rändern der Wahrnehmung heran, das die Mehrheit, die nicht anders kann als auf die gerade am strahlendsten ausgeleuchtete Bühne zu fokussieren, erst später sieht. Will man in diesem Betrieb überhaupt im Kegellicht stehen? Das wollen doch nur die eitlen Fatzkes, die Hamster im Narzissmus-Rad und die finanziell Motivierten.
Ihr Ertrag kommt mit der Zeit und der Stetigkeit. Da ähnelt Ihre Arbeitsweise sogar mehr der eines Schriftstellers als der eines Journalisten. Mit der Zeit werden auch im Amateur-Sektor »Marken« entstehen, die nach und nach mehr Aufmerksamkeit bekommen, und das wird die bessere Aufmerksamkeit sein. Sie hat mit dem,was Sie schreiben zu tun, und nicht mit dem, für den Sie schreiben. Sie beruht auf dem Bedürfnis nach Qualität, die Unterschiede macht zwischen Kunstgewerbe, Geschwätzigkeit und moderner Durchtriebenheit auf der einen Seite und komplizierten Intentionen und genauer Ausführung auf der anderen Seite.
Und dafür mussten Sie nicht ein einzigesmal einem Chefredakteur die Hände küssen für seine Weisheit und Güte!
Ha, und da fällt mir doch glatt Gryphius ein ... wie ging das noch? »Die Rose ist ohne Warum. Sie blühet, weil sie blühet. Sie achtet nicht ihrer selbst. Und fragt nicht, ob man sie sieht.« Dafür werden Sie am Ende mehr geliebt als die Aktionäre der Selbstbespiegelungskultur.
Sehr schöner Kommentar, aber:
Ich glaube, die Berufsschreiber merken aber schon, wie ihnen die Amateure bedrohlich im Nacken sitzen – woher glauben Sie das zu wissen bzw. woran machen Sie das fest?
PS: Neulich schrieb einer, er sei »Kulturoptimist«. Ich frage mich nur, woher man diesen Optimismus nimmt.
#5
Man darf nicht unterschätzen, dass es nicht üblich ist, und es kaum renommierte, schon lang existierende und weithin bekannte Seiten mit Rezensionen oder Besprechungen gibt. Sie sind (noch) keine Marken, die für etwas stehen. Wenn FAZ, SZ oder ZEIT hinter einem griffigen Satz und einem auch unbekannten Rezensenten aufscheint, dann ist das (noch immer) ein gefühltes Qualitätssiegel: Wenn die es sagen, muss es stimmen.
Ich las einmal, dass Bucerius einen langen Atem brauchte um die Zeit neben den andern Qualitätsblättern zu etablieren.
Wenn ein Verlag anfängt und Erfolg hat, dann werden die anderen nachziehen, aber erst muss sich einer trauen.
#9
Journalisten attackieren Netz, Blogger und digitale Welt immer wieder – ist das nicht schon Beweis genug?
@Metepsilonema
Viel Feind, viel Ehr?
@Metepsilonema #10
Der Nachahmer-Effekt ist sicherlich wichtig. Und die Reputation. Ich hatte auch gar nicht so sehr die großen Verlage im Fokus, die ihre Anbiederungen an das Feuilleton sicherlich perfekt beherrschen. Was mich manchmal merkwürdig stimmt, ist diese Lethargie der neuen, kleineren Verlage. Die haben zum Teil gute Presseleute – aber denen sind die Hände gebunden, weil im Zweifel ein Lob auf einem Online-Medium weniger gilt als ein lauwarmes Durchwinken von 30 Zeilen in den Kieler Nachrichten.
Das bist Du, Blog sei Dank, lieber Gregor!
Touché, lieber Doktor...
#9
Ein mögliches Indiz dafür könnte die Vehemenz sein, mit der man Blogs immer noch(?) herunterschreibt – Wobei sich möglicherweise schwer entscheiden lässt, ob das nun wirklich Angst oder doch echte Abscheu ist. Vielleicht auch beides. (Gerade fallen mir nur so olle Kamellen ein wie Soboczynskis Pamphlet »Das Netz als Feind« und Boies »Im Netz nichts Neues« – wobei ersteres jetzt rückblickend vielleicht mehr Kulturpessimismus ist.. Da steht im letzten Absatz ja auch so etwas wie:
Der Intellektuelle wird untertauchen wie der Taucher in die Tiefe, er wird Internetrandzonen bewohnen, Foren, die nur von seinesgleichen aufgesucht werden.
Ach ja, Jaron Lanier wider den Digitalen Maoismus – da mischen sich auch wieder kulturkritische Dinge hinein. –
Aber das hilft beim Thema nun auch nicht weiter...)
Mir gefiel es: Warum soll es neben der zünftigen Publikumsbeschimpfung nicht auch die Selbstbeschimpfung geben?
PS. Woher man Optimismus schöpfen kann, ist mir auch meist unverständlich,.. aber irgendwann kann sie doch zuviel werden, diese ewige Litanei über die Verdummung, Verrohung der »anderen«.. (gerade wieder so ein Traktat gelesen, auf Empfehlung von Herrn steppenhund – Erwin Chargoff »Abscheu vor der Weltgeschichte« – daher etwas vorbelastet)
PPS. Leider war ich was langsam, so dass mein Kommentar schon fast vollkommen obsolet ist..
@Phorkyas
Man schreibt sie ja nicht dezidiert runter, sondern nur arg pauschal. Eine direkte Auseinandersetzung gibt es ja nicht. Das meine ich, wenn ich sage, dass man nicht als satisfaktionsfähig gilt.
@Gregor
Ich weiß nicht. Eher: Wenn man das Zwicken und Beißen nicht mehr ignorieren (beschweigen) kann, dann versucht man es anderwärtig zu »bekämpfen«. Das ist unfreiwilliges Lob.
Und: Wenn man von journalistischer Seite so sicher wäre, würde man doch öfter auf Kommentare eingehen.
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Von einer klugen Dame habe ich unlängst den Satz gehört: Im Netz? Da beschimpfen die Leute einander doch bloß in Foren...
Kleine Verlage – #14
Da kenne ich mich einfach zu wenig aus. Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit »anzuknüpfen«: Autoren sind (zumindest teilweise) im Netz präsent, und die wissen sehr gut darüber bescheid, wer wie über ihre Bücher urteilt.
Mainstreammedien gehen eben nicht auf Netz-Kommentare ein, weil dies eine Form von Akeptanz bedeuten würde. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber in grossen Teilen gilt: »Ich ignoriere, also bin ICH.« Ihr sagt. dass sie sagen: »Ich ignoriere, also bin ich noch«.
#7
Nein, eher Taoismus. Das Tao-Te-King liegt mir besser.
#22
(Kennen Sie dann auch Dschuang Dsi? – ein taiwanischer Arbeitskollege sah in den Taoisten wohl auch genau solch unabhängige Geister, die den Geist [] ungesteuert [] bewegen – hehe, er selbst war begeistert von Jung und Sahnetorten, und wollte mir ein Horoskop ausstellen; das mitten unter uns Physikern, uns Szientisten.)
#10 @ Gregor Keuschnig Woran ich das fest mache, dass die Berufsschreiber bereits merken, wie ihnen die Amateure im Nacken sitzen?
Für mich war das Denkwürdigste Kritikversagen in diesem Jahr die Hegemann-Vermarktung. Die Verwurstung der 17jährigen, die kaum einen geraden Satz schreiben kann, starteten in der ersten Stufe die Edelfedern der FAZ, ZEIT, FR und SPIEGEL. Da wunderte sich schon mancher. Und dann blies der Verkündung eines neuen unerhörten Original-Genies die Plagiatsdebatte entgegen. Sie wurde von einem »Amateur« losgetreten und führte in Stufe 3 auch zu gewissen Distanzierungen von den berauschten Besprechungen, z.B. bei FAZ und FR. Jedenfalls kam da sehr deutlich Druck auf gegen die Sensationalisten. Im Netz wurde auch die Verbindung aufgedeckt zwischen dem »Kritiker« des Spiegels und dem Ullstein-Verlag etc.
Es hat sich viel verändert. Die Journalisten in den Schlüsselmedien wissen heute binnen Stunden, wie man über Ihre Artikel denkt. Oder darüber lacht. Und das wir wissen, dass wir nicht allein sind, wenn wir darüber lachen oder uns an die Stirn tippen.
Im literarischen Leben war noch nie alles in Ordnung. Kitsch und schlechter Geschmack erreichen auf allen Kontinenten und in allen Jahrhunderten die höchsten Verkaufszahlen. Das kann uns doch egal sein. Wenn einzelne Verlage nur noch Thalia-Hugendubel-fähiges Material produzieren, lassen wir sie doch. Das literarische Leben ist anderswo. Und ich glaube, es war nie anders. Und vielleicht ist es heute viel lebendiger als z.B. in den 80er oder 90er Jahren.
#24 – Fritz
Und ich glaube, es war nie anders. Und vielleicht ist es heute viel lebendiger als z.B. in den 80er oder 90er Jahren.
Vermutlich haben Sie recht. Und darin läge dann ja so etwas wie – Trost.
#24
Es hat sich viel verändert.
Nie war es leichter andere Meinungen und Überlegungen zu lesen, als die einiger Journalisten; und nie war es leichter ihre Informationen zu überprüfen (sprich andere Quellen heranzuziehen).
ich auch!
– aber nicht ganz auf ihrem niveau! ich hab einmal auf eine aufforderung des haymonverlags (ist ein kleinerer aus innsbruck) geantwortet, dass ich gerne bücher rezensieren würde – seither darf ich mir ein paar aus dem jeweils neuen programm dafür aussuchen.
meine rezensionen sind meistens recht kurz, aber ich bemühe mich um aussagekraft.
nach rücksprache mit der dortig zuständig dame wegen einer ausstehenden besprechung hab ich auch einmal eine nicht gerade wohlwollende abgeliefert. sie meinte, die sei ihr immer noch lieber, als gar kein kommentar;-)