Zwei Schritte, dann... Punktgenau landete seine Hand auf dem Geländer, im selben Moment stieß er sich wieder ab, nahm die letzten, verbleibenden Zentimeter an Höhe, und glitt zwischen den beiden Pfeilern, die die pawlatschenähnlichen Aufgänge trugen, abwärts ins Freie.
Ein Gemenge von Erde, Blättern und Steinen, von Mauerwerk und feuchtwarmer Luft schlug ihm entgegen, und er landete, wie immer vor dem Schlehdorn, und einen Schritt weit hinter der langgestreckten Pfütze, einer Vertiefung im Asphalt, in der sich das abfließende Wasser sammelte. Noch ein‑, zweimal weitete sich sein Brustkorb vergeblich, dann atmete er glatt und wie gewohnt.
Er trat zu den Sträuchern, betrachtete die Blätter, die sich wieder und wieder unter ihrer Last neigten, und später hochschnellten, als sich einzelne Tropfen von ihren Rändern lösten, und zu Boden fielen, und dann erkannte er, dass es das erste Mal war, dass die Gewohnheit, nach einer Sekunde des Zögerns, den Ausschlag gegeben hatte.
Bereits während des Fluges, wie er seine Sprünge nannte, hatte er eine Unstimmigkeit bemerkt, aber erst jetzt, in Ruhe, und mit den Füßen auf dem Boden, spürte er einen Zusammenhang. Er war von etwas Altem weg, hin zu etwas Neuem gesprungen, aber es war mehr, als die simple Tatsache eines Sprunges über einen Graben, oder einen Abschnitt hinweg, der sie überwindet und beschließt.
Eigentlich war er zu alt, zu alt für diesen Unfug, und von Anfang an hatte er darauf geachtet, dass er alleine war, dass niemand den Hof, vom Haustor oder dem Nebenhaus kommend, entlang spazierte, und seine Blicke, die Hausfassade aufwärts, ob ein Fensterflügel nach außen hin offenstand, beruhigten ihn, auch wenn manche ihre Beobachtungen aus dem Verborgenen heraus anstellten.
Sie waren stolz auf ihre Aufgabe, die in Zeiten wie diesen einfach notwendig war, wie sie gerne versicherten, aber für ihn blieben sie Flur- oder Hofwächter, denen er mehr mitleidig als verachtend begegnete, und wahrscheinlich, so dachte er, hätten sie noch an seiner Namensgebung Gefallen gefunden.
Die Außenwände, an denen die Aufgänge vorbeiführten, waren grob verputzt, und an vielen Stellen hatte sich Staub angelagert, der den ehemals mattgelben Farbton, grau und schmutzig erscheinen ließ. Einmal folgte er ihnen bis in den fünften Stock, aber da war nichts, und danach ging er nie weiter, als über die Stufen der ersten Treppe.
Neben ihr und den Pfeilern hingen zu Fäden verklebte Spinnweben, fast schwarz, und wenn der Wind über das Gitter hinweg daran zog, und seine Augen zwischen den monotonen Fliesen, und den zitternden Fäden hin und her sprangen, dann meinte er, dass dieser Ort aus der Zeit gefallen war. Aber tags darauf ging er vergnügt seiner Wege, wenn er entdeckte, dass der Lack weiter abgesplittert, oder ein Riss im Verputz größer geworden war.
Die Technik, seine Technik, die er während vieler Wiederholungen immer weiter verfeinert hatte, stimmte, sie war präzise, und nahezu perfekt. Trotzdem blieben die Sprünge eine fortgesetzte Übung, denn jede Witterung erforderte eine andere Geschicklichkeit, und er entwickelte, wenn das Geländer von Eis überzogen war, wenn im Hof feuchtes Herbstlaub, oder Schnee lag, jeweils unterschiedliche Varianten. Aber all das ergab sich erst mit der Zeit, von selbst, und nebenher.
Er sprang sooft er ihn besuchte, obwohl man es eigentlich keinen Besuch nennen konnte, wenn er einfach vorbei kam, oder er ihm zurief, denn seine Wohnungstür stand im Sommer immer zum Hof hin offen. Und er liebte die Dämmerung, und die Nacht, wenn sie nach Hause kamen, betrunken, und trotzdem in der Wohnung im Halbstock weiter feierten, und tranken, immer Wein, denn er hatte nur Wein zu Hause, kein Bier, und keinen Schnaps. Aber erst nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, maß er seinen Anlauf aus.
Kam er nicht mehr mit, weil ihr unwohl war, und er sie auf keinen Fall stören wollte, und sie sich, er im Hof, und sie beide auf der Stiege stehend, von einander verabschiedeten, dann rief ihn, nach kurzer Zeit, ein leises Knacken aus der Dunkelheit in den schmalen, langgestreckten Hof, durch den er mit bedächtigen Schritten gegangen war, zurück, und er sprang von der anderen Seite auf den Betonsockel, der nur etwa fünfzehn Zentimeter unter dem Gitter hervorragte, umfasste mit beiden Händen die metallene Stange, und überquerte halb stemmend, halb springend, sein Hindernis.
Nur ein einziges Mal hatte er darauf vergessen. Eine dunkle Linie war vor ihm auf dem Geländer aufgetaucht, und als er sich ihr näherte, wuchs sie zu einer braunen, dicht beborsteten Raupe heran, die ihre Füßchen und Häkchen auf das Metall stemmte, und später in die Papillen und Falten seiner Haut, als er seinen Finger vor ihr aufsetzte, und sie zu klettern begann.
Er hob den Finger samt Raupe, und sie zog ihr in der Luft hängendes Hinterteil zu sich, und erst nach vielen Sekunden dehnte sich ihr Körper, langsam und zögerlich, und mit einem Mal liefen ihre Beine wieder in Wellen vorwärts, wie Soldaten, die nachlässig auf ein Kommando reagierten. Danach kroch sie seinen Finger entlang, aber nicht ohne den Untergrund, seine Haut, mit ihren Mundwerkzeugen zu prüfen und zu betasten, und war sie zufrieden, setzten die Wellen wieder ein, und der Marsch fand seine Fortsetzung.
Dann hörte er Schritte – hinter ihm, unter ihm. Er drückte sich an den Pfeiler, schob sich hinter seine Kante, an das Gitter, und hielt die Luft an. Gleich würden sie sich entfernen, in Richtung der oberen Stockwerke.
Aber mit einem Mal stand sie, mit dem Rücken zu ihm, entsperrte ihre Tür, und während er seinen tastenden Blick gewahrte, schwappte der Geruch, der wohlbekannte, aus der Wohnung, und dann er war wieder allein.
Er rutschte, den Rücken an den Pfeiler gelehnt, zu Boden, und spreizte seine Füße gegen den zweiten, legte den Kopf an das Gitter, links neben ihm, und seine Arme hingen schlaff über die Knie.
Es begann zu dämmern, als er wieder zu sich fand, und er trug die Raupe, die gerade versuchte sein Kinn hochzuklettern, hinüber zu den Sträuchern. Ihre Borsten hatten ihn gekitzelt, wie feine, nestelnde Finger.
Dein Gitter, hatte sie am nächsten Tag gesagt, du und dein Gitter, mit einem verschmitzten Lächeln, und ihn dabei von der Seite angesehen, halb angesehen und halb nicht.
Doch er schwieg, deutete auf die Goldammer, die im Singflug den Hof durchstieg, und auf den Kleiber, der sich nicht entscheiden konnte, ob er den Baumstamm nun auf- oder abwärts laufen sollte, und sich nur merkwürdig im Kreis drehte. Und immer noch schweigend gingen sie weiter, ans hintere Ende, denn sie wollte sich ein Buch, von dem er erzählt hatte, borgen.
Wieder sah er einen Tropfen fallen, aber diesmal war er ganz nahe, und er lief, ohne sich umzusehen, in die hinterste Ecke des Hofes, zu der abgewaschenen, morschen Bank, und dem ebengleichen Tisch, die man von nirgends einsehen konnte.
Es war kein gemütlicher Ort, einer, an dem benutze Taschentücher auf der Erde lagen, und verbeulte Dosen, aber jetzt war es genau der richtige. Er vergrub seinen Kopf unter den Armen, oder hätte es gerne getan, und legte stattdessen die Ellbogen auf den Tisch, Arm auf Arm, darauf die Stirn, und schloss die Augen.
Er war alleine, weit entfernt von Hof und Haus, und dem Tisch, mit seinem schleimigen Überzug. Und doch hätte er auch weiter vorne, in der Mitte des Hofes, so auf den Stufen sitzen, und seine Ellbogen auf die Knie stützen können.
Noch ein Bier, eines, bitte. Aber er war bereits aufgestanden, fühlte die enttäuschten Erwartungen, und blieb gebunden, an seinen widersinnigen Entschluss. Er schob sich vorbei, an Manuela und an Julia, trat von dem kabinenhaft umgrenzten, und einer Rauchglocke überhangenen Tisch, und schlich davon.
Wie es gewesen war? Aber Joachims Erinnerung war lückenhaft, oder es war etwas anderes, aber der Ausklang des Abends ertrank in vielen ähs, hms und ahs.
Und deswegen, und nur deswegen, ging man immer wieder hin. Weil es die anderen Abende auch gab, trotz des Rauches, der hochgespülten Leere, und den sinnlosen Gesprächen. Das Einverständnis, das mit Einverständnis Erlebte, holte ihn immer wieder zurück. Und seine Freunde, die er mochte, allesamt.
Er hatte kurz gezögert, einen Bierdeckel mit dem Zeigefinger gestützt, und ihn angestoßen. Ja ich weiß, hatte er gesagt. Und dann geriet der Bierdeckel aus dem Gleichgewicht, und rollte noch ein- oder zweimal auf und ab, bevor er still da lag.
Nachher war es bedeutungslos, nachher war immer alles bedeutungslos, und vielleicht schon, nachdem er das Lokal verlassen hatte.
Es war unbedeutend. Fast war er aufgeschreckt, über die Bestimmtheit mit der er in die Stille sprach. Aber er hatte nicht gesprochen… Einige Sonnenstrahlen spielten im Blattwerk über ihm, und irgendwo trällerte eine Amsel. Dann war alles wieder schwarz und still.
Und an einem der nächsten Tage, als er wieder an seinem Platz stand, sich bereit machte, aber die Tür aufsprang, und ein alter Mann hervortrat, der ihn, der an der Wand lehnte und Theater spielte, höflich grüßte, und dem er noch lange hinterher sah, als er über die Stufen abwärts gegangen war… und dann, dann war ihm, als ob sein Einverständnis ein Irrtum, und seine Sprünge immer bloß Sprünge gewesen waren.
Um Dir...
...hierbei zu helfen.
Wegen des Ressorts bin ich mir unsicher, und eigentlich wollte ich nur den ersten Absatz einblenden, habe aber nicht entdecken können wie man das regelt.
Versuch, „Flüge und Sprünge“ zu verstehen
Flüge und Sprünge besitzen sehr praktische Dimensionen: einerseits drücken sie eine gewisse Risikobereitschaft aus, zudem sind sie Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung. Mut gehört dazu, auch Entscheidungskraft und Spontanität ( ich denke da ganz praktisch an meinen jüngsten Sohn, als er vor Jahren mit dem Skateboard Flüge machte, je höher desto besser).
Mir fällt auch der Flug des Ikarus ein, oder die unvollendete Tragödie von Hölderlin „Der Tod des Empedokles“ oder in der Neuzeit die Sprünge von Skischanzen usw.. Es heißt, Dinge hinter sich zu lassen, wenn man springt. Zwischen Ausgang und Ziel gibt es eine Leere, eine Grenzüberschreitung.
Die Sprünge/Flüge der obigen Erzählung wird von einer Person vollzogen, die sich bewusst ist, „von etwas Altem weg, hin zu etwas Neuem zu springen“ ( zweiter Absatz). Und weiter hat die Person im Laufe der Zeit erfahren, dass nur der, der den Sprung vollzieht, über die Erfahrung der anderen Seite verfügt.
Jetzt habe ich mit dem „Innenleben“ angefangen, da mir diese an der Erzählung besonders wichtig ist, denn es ist in meinen Augen eine philosophische Erzählung. Eine stille Erzählung mit Tiefgang.
Manches hat sich mir aber auch nach mehrmaliger Lektüre nicht erschlossen, z.B. wer die Person/Personen ist/sind, die im sechsten Abschnitt auftaucht-en. „Besuchte“ er jemanden? Wer ist „sie“? Lebt er „alleine gemeinsam“ mit den Nachbarn, plötzlich tauchen zwei Namen auf, Manuela und Julia, vorher waren die Personen alle namenlos. Das empfinde ich als etwas verwirrend.
Nicht nur an diesen Stellen merke ich, dass dieser Text ein Ausschnitt von etwas Längerem sein müsste. Da auch an Handlung oder Konflikten sehr wenig im Inhalt zu finden ist, stellt sich mir dies als der Anfang einer längeren Erzählung dar. Sie besitzt bis dahin einen beschreibenden Charakter.
Der Schlußsatz deutet allerdings wieder auf ein Ende der Erzählung hin. Auch das hat mich ein wenig irritiert, was die Einordnung der Textsorte anbelangt.
Sie projizieren übrigens sehr schöne Bilder, Bilder die mir richtig gut gefallen: so z.B. das Bild mit der Raupe. Sie macht keine Sprünge, sie ist mit ihren Füßchen und Häkchen bodenständig, geht ihren Weg. Oder die Beobachtung des Kleibers, der Wassertropfen, der Bierdeckel, die hintere schmuddelige Hofecke.
Was mich interessieren würde, für welches Publikum Sie diese Erzählung schreiben möchten.
Ich bin auf weitere Beiträge und andere Perspektiven gespannt.
Im ernst Helene Hegemann schreibt wesentlich besser und ich weiß schon dass man das in Zeiten von »der Mob ist immer im Recht« nicht schreiben darf, aber das ist echte deutsche Langeweile und wird es auch bleiben, ob der Kommentar nun gelöscht wird oder nicht.
Der Kommentar wird nicht gelöscht, obwohl er völliger Blödsinn ist. BTW: Wer ist jetzt »Mob«?
@lou-salome #2
Zunächst einmal vielen Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich sehr, dass Sie den Text mehrmals gelesen haben, und dass er Ihnen (zumindest stellenweise) gefallen hat.
Ich versuche mit meiner Antwort eine Gratwanderung, d.h. ich möchte nicht erklären wie etwas gemeint ist, andererseits aber aufspüren, ob Verwirrungen darauf beruhen könnten, dass mir Fehler unterlaufen sind.
Dass ich einmal Namen verwende, und einmal nicht erscheint mir (natürlich) logisch, und ich glaube, dass ich dem Text etwas nähme, wenn ich das ändere. Dass damit der Absatz vor der Raupe zu verwirrend sein könnte habe ich befürchtet, andererseits erscheint es mir nicht unmöglich, eine brauchbare Leserichtung zu gewinnen (aber ich bin selbstverständlich kein »neutraler« Leser). Meine Frage wäre daher, ob es Ihnen generell nicht möglich ist eine Lösung zu finden, oder ob es nur keine eindeutige ist.
Erzählung, Kurzgeschichte, Miniatur, etwas in dieser Richtung sollte es sein. Der Text ist so wie er hier steht komplett, es gibt keine Fortsetzung o.ä., was nicht heißt, dass ich ihn nicht irgendwann umarbeite, aber zur Zeit ist das kein Thema (ich fürchte, dass eine Verlängerung kontraproduktiv wäre, und ich wüsste auch nicht womit ich verlängern sollte).
Eine Antwort auf die »Publikumsfrage« muss ich leider schuldig bleiben, da ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe, aber warum, wenn ich gegen fragen darf, interessiert Sie das?
Prosa + Miniatur = Prosaminiatur
Ja, das ist es. Eine kleine Prosaminiatur. Das passt. Sie haben viele farbige Bilder in einen kurzen Text eingearbeitet. Mir kam ja noch das Bild eines Azulejos in den Kopf, als Sie den Treppenaufgang und die Hauswand beschrieben haben. Eines alten Azulejos, das Geschichte(n) „erzählt“. Dann noch die verklebten Spinnenweben; alte Zeiten ... Gegenwart...
Ihre Minatur kennzeichnet einen auktorialen Erzählstil. Und da denke ich mir, da dürften Sie dem Leser ein klein wenig helfen, da Sie ja als der „allwissende“ Erzähler über den Dingen stehen, in dem Sie von den Personen vielleicht ein wenig mehr „verraten“ oder Ihren Protagonisten plus nur eine weitere Figur beschreiben. Das würde in meinen Augen dann klarer werden. Nicht so verwirrend. Denn auch nach nochmaliger Lektüre weiß ich immer noch nicht, lebt der Protagonist alleine, mit der Mutter, mit Frau und vielleicht Kindern ( Manuela und Julia ) oder mit einem Mitbewohner in dem Haus mit den pawlatschähnlichen Aufgängen.
Und noch hin zu meiner Frage, welches Publikum Sie ansprechen möchten.
Diese Frage stellte sich mir automatisch, da Sie die Miniatur in Begleitschreiben veröffentlicht haben. D.h. ein größeres Publikum wird sie lesen. Und da Ihr Prosastück ganz sicher nicht in die Sparte Unterhaltungsliteratur passt, meinem Verständnis aber auch auch noch nicht fertig ist, Sie das vielleicht auch so sehen, werden Sie ja evt. noch daran arbeiten, und dann ist das Ziel sicher nicht unwichtig.
Ich hoffe, ich war mit meiner Frage nicht indiskret, manchmal vergesse ich, dass sich das Ganze hier auf größerem öffentlichem Raum„abspielt“. :) LG lou-salome
Prosaminiatur, einverstanden.
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich den Text als fertig betrachtet habe (und nach wie vor tue), und ihn auch in diesem Bewusstsein eingestellt habe. Was Veränderungen nicht hundertprozentig ausschließt, wenn ich deren Notwendigkeit einsehe (auch natürlich auf Grund der Rückmeldungen, die ich erhalte). Ich befürchte nur, dass ein wesentliches Element verloren geht, wenn ich »die Handelnden« (und damit ihr Verhältnis zueinander) klarer zeichnete. Was bliebe dann noch? Es verlöre jedes Bild, jede Andeutung etwas von ihrer Kraft.
Noch einmal zum Publikum: Ich habe hier erst einmal einen Kommentar veröffentlicht, das ist lange her, und ich wollte es wieder einmal tun, weil ich diesen Ort schätze (und mit ein Grund ist, dass ich erhoffe hier mehr Rückmeldungen zu erhalten, als andern Orts). Nein, indiskret war das auf keinen Fall. Viele Grüße!
Eindruck des Lesers
Ich möchte mich nicht davon distanzieren, dass ich diesen Text an einigen Stellen nicht auch verwirrend und/oder etwas undurchsichtig finde, aber ich möchte eines in voller Breite betonen und das zielt an alle, die dieses bemängeln sollten: Unverständnis des Lesers kann auch ein Stilmittel sein, ein sehr starkes sogar. Denn es erzeugt Spannung, ermöglicht mehr Interpretationsspielraum, Neugier und damit Diskussionsanreiz etc.
Wenn ich diesen Text auf Anhieb verstehen würde, sähe ich möglicherweise auch keinen Grund, ihn mir noch weitere Male durchzulesen.
Der Eindruck des Lesers definiert sich m.E. nicht aus dem momentanen Gefühl (ich könnte etwa auch Texte lesen, die mich schwermütig oder wütend stimmen), sondern aus dem längerfristigen Empfinden, aus den »Spuren«, die der Autor beim Spiel mit den Emotionen des Lesers im Kopf desselbigen hinterlassen hat. Ich habe es zwar noch nie ausprobiert, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man beim Lesen eines Textes mit einer etwas unklaren oder undurchsichtigen Handlung unter anderen Bedingungen (bspw. der Gemütsstimmung) auch eine ANDERE Wirkung auf den Leser erzielt wird. Deswegen schätze ich u.a. die Abstraktion in jeder Form der Kunst.
Gute Arbeit!
[EDIT: 2010-02-17 13:52]
@ Count Lecrin
Freut mich, Sie hier mal wieder zu lesen :).
[EDIT: 2010-02-17 14:06]
@Count Lecrin
Danke – und es freut mich natürlich, wenn Sie dem Text etwas abgewinnen konnten.
[EDIT: 2010-02-17 14:45]
Ich habe Ihren 9.257 Zeichen umfassenden Text auf 698 reduziert, um ihn lesen so zu koennen, wie ich es auch bei Buechern tue: naemlich immer mit dem ersten und dem letzten Absatz beginnend, um dann zu entscheiden, wie ich weiter verfahren werde.
Die Nagelprobe besteht darin, ob diese „Klammer“ etwas enthaelt, was mich dazu bringen koennte, auch den „Content“ zu lesen.
Zwei Schritte, dann... Sofort die Frage: Warum Italic? Warum drei Punkte? ... Drei Punkte – geben sie mir Zeit zum Nachdenken, schon jetzt? Drei: wenn ich drei Schritte mache, sind das nicht einmal 2 m, und ich brauche noch weitere zwei, um bei der Tuer zu landen, die uebrigens angelehnt ist, damit nicht die Kaelte von draussen eindringt.
Aber: ich habe mich verlesen, es sind zwei Schritte! So faengts also an – mit einem Verleser. Verwundert? Nein, zwei oder drei: was zaehlt mehr Dualitaet oder Trinitaet? Das DWDS gibt bei zwei immerhin 48.226 Treffer an, bei drei nur 33.294!
Drei Punkte, dann „Punktgenau“, ja. „Punktgenau landete“ – das Flugzeug, das Boot, ich? „Punktgenau landete seine Hand“ – noch immer die Frage, warum denn Italic davor. Und jetzt, warum „Punktgenau... seine Hand“. Und wo? „auf dem Geländer“.
„Er“ befindet sich auf einer Treppe und geht hinunter. „Er“. Vor ihm kommt die Hand, pars pro toto.
„im selben Moment stieß er sich wieder ab“ – geht das: punktgenau landen und sich – „er“ sich als Ganzes – wieder abstossen? Warum? Tut das ein die Treppe Hinabgehender? Falls ich die Notwendigkeit verspueren wuerde, mich an einem Gelaender anzuhalten, wuerde ich die Hand dem Gelander entlang – ein Stueck zumindest – schleifen lassen. Dieses Schleifen vermittelt ein schoenes direktes Materialgefuehl.
„Er“ hat sich als Ganzes mit der Hand vom Gelaender abgestossen – „nahm die letzten, verbleibenden Zentimeter an Höhe“ – ok, „er“ geht demnach hinauf: da wuerde ich die Hand schon gar nicht vom Gelaender nehmen, sondern es umfassen, mich hochziehen, die Hand weiterschleifen usw.
„und glitt zwischen den beiden Pfeilern, die die pawlatschenähnlichen Aufgänge trugen, abwärts ins Freie.“ Etwas verwirrend, nur fuer mich? Also zurueck: „Zwei Schritte, dann...“ Pawlatsche waere fuer mich ein Laubengang in einem Innenhof. Was soll ich mir aber unter einem „pawlatschenaehnlichen“ Aufgang vorstellen? Und – ehrlich – ich bin ueberrascht, dass es jetzt „abwaerts in Freie gehen“ soll. Nur wegen meiner falsch geleiteten Erwartungen?
Zusammengefasst: der erste Absatz macht neugierig, verwirrt mich aber auch durch die eigentuemliche Mischung aus Detailangabe und Ungenauigkeit. Fuehrt ein, benennt aber nichts.
Der Text endet an „einem der naechsten Tag“ – schoen, dass ich gar nicht weiss, wie viele Tage vergangen sind! – und „er“ steht „wieder an seinem Platz“ – ich wuesste natuerlich, wo „sein Platz“ ist (jeder an seinem Platz!), „er“ macht sich „bereit“ – wofuer?
„aber die Tuer“ springt auf: wann springt eine Tuer auf? Die hinter mir tuts nicht, taete es nur, wenn ein Fenster offen waere usw.
Jedenfalls tritt „ein alter Mann hervor“ – „er“ ist also ein juengerer, ein junger?, an der Wand lehnend (in diesem Haus mit den „pawlatschenähnlichen Aufgängen“), gruesst hoeflich und „spielt Theater“. Was daran ist so bedeutungsvoll, dass es Italic geschrieben werden muss? Ok, „er“ sagt sich das vor: Ich spiele jetzt Theater? Wovor muss „er“ sich mit seinem „Theater“ schuetzen?
Frauen spielen Theater, wenn ihnen an Maennern viel liegt, sie unter oder auf ihnen liegen wollen und von ihnen etwas wie Zustimmung, Beifall oder gar eine Liebeserklaerung erwartet wird. Hier spielt ein junger oder juengerer Mann in einem Treppenhaus Theater und schaut dem alten Mann nach, „als er ueber die Stufen abwaerts gegangen war…“ Wieder diese drei Punkte, die vom Einleitungssatz nach dem „dann ...«
Normalerweise gibt es diese Leseentscheidungshilfe nicht in solche Mikroschritten. Klar, ich habe das jetzt etwas zelebriert. Aber dafuer ist das Ergebnis eindeutig: ich lese den „Content“ dazwischen nicht, nicht jetzt. Der Grund: auch dieser letzte Satz laesst mich vermuten, dass es sich um einen im Detail um Genauigkeit bemuehten, aber in der Absicht etwas verwischten, das heisst: selbststheraputischen Text handelt, der anstelle des „ich“ ein „er“ verwendet, um sich bedeckt halten zu koennen. Also kein Outing, was auch nicht notwendig ist, um das Interesse anzufeuern. Das ist gar nicht die Frage, denn ich denke, es geht um ein Geheimnis, das nur angedeutet werden kann. Aber ich finde es schoen, dass in mir diese Vermutung bestehen bleibt, und richtig, dieser jetzt nicht nachzugehen.
Auch Ihnen herzlichen Dank. Um gleich das entscheidende Missverständnis auszuräumen, aber das mag regionale Ursachen haben, eine Pawlatsche ist kein Laubengang. Das ist eine Pawlatsche.
Wenn Ihnen manche Dinge unverständlich bleiben, sie aber nicht den gesamten Text gelesen haben, nun ja, dann tue ich mir ein wenig schwer, das auf meine Kappe zu nehmen, das werden Sie sicher verstehen.
Selbsttherapeutisch im Sinne, dass der Text irgendwie mit erlebtem verbunden ist? Aber ja (Geht das anders?). In dem Sinne, dass es sich so ereignet hat? Sicher nicht. Aber ich will Sie zu nichts überreden.
Zuerst zu „Pawlatsche“: ich hatte das genauso in Erinnerung wie auf dem Foto; doch in der von Ihnen angegebenen Wikipedia-Eintrag steht ja auch: „Im Wienerischen wird der Begriff für die umlaufenden Laubengänge der typischen Wiener Hinterhöfe benutzt.“ Und wenn man dem Link zu „Laubengang« verfolgt, eine naehere Erlaeuterung: „Bei Appartmenthäusern oder Wohngebäuden ist der Laubengang eine außen liegende Erschließung der oberhalb des Erdgeschosses liegenden Wohneinheiten, die seit der Moderne in der Architektur Verbrei-tung fand. Mit einem allgemeineren Ausdruck wird dieser Bauteil auch als Galerie bezeichnet. Wie der Korridor ist der Laubengang ein horizontales Erschließungselement in Kombination mit einer vertikalen, oft ebenfalls äußeren Erschließung, zum Beispiel einem Treppenturm.“
Bei der von mir angewandten Methode kann sich natuerlich nicht der ganze Text erschliessen. Es ging ja um die Selbstdarstellung – in dem Fall – der Leserin in diesem Moment, die sich da vom Autor – also Ihnen – abgekoppelt hat, den Text sozusagen als Treppe benuetzend. Auf der einen Seite der Autor als Souveraen, auf der andern die Leserin.
Deren Souveraenitaet zeigt sich auch darin, dass sie sich entschliesst, nur einen Teil des Textes zu lesen, was sich vor allem gegen die uebliche Hast, Gier und Neugier richtet. Man kann sich eine Treppe in einem hinaufschwingen; oder eben auf verschiedenen Plateaus stehenbleiben wollen; oder sich einen weiteren Aufschwung gar nicht vorstellen wollen; oder – keine schlechte Methode – davon nur traeumen.
„Selbsttherapeutisch“ koennte auch durch „zwanghaft“ ersetzt werden. „Zwanghaft“ wuerde bedeuten, es gibt keine Luecke zwischen dem Schreibdruck und den Schreibintentionen. Welch ein Unterschied zwischen einem „authentischen“ und einem selbstinszenierten Text besteht, ist mir schon klar. Ich habe nicht unterstellt, Sie haetten einen Bericht ueber etwas schreiben wollen, dass sich genau „so“ ereignet hat.
Ich glaube, dass sich in einem Text nichts verbergen laesst, wirft man einen beharrlichen und scharfen Blick darauf. Insofern genuegen auch wenige Saetze, um zutreffende Aussagen auch ueber Stilmerkmale und damit den Autor selbst machen zu koennen.
Zum Beispiel war der folgende Satz, mit dem der Raupenabschnitt beginnt, schon in den von mir gelesenen Saetzen vorbereitet, nicht nur rhythmisch, sondern auch dadurch, dass das Gelaender schon eingangs bedeutsam erscheint („Punktgenau“). Was will man mehr: „dunkle Linien“ gibt es immer und ueberall. Aber hier entpuppt sich eine im Nahblick als „braune, dicht beborstete Raupe“ und das Gelaender als eines aus Eisen. (Waehrend ich eines aus Holz vermutete, so spielt mir meine Abneigung gegenueber Metall eben auch beim Lesen einen Streich).
Zaertliche Begegnung der Gliedmassen eines Zwischenwesens (aber die Schmetterlingsfluegel entfalten dazu sich von selbst) mit dem menschlichen Untergrund, naemlich der Haut eines auf die Oberflaeche des Gelaenders als Hindernis hingesetzten (Zeige-)Fingers. Darum geht es: Detailblick, Beruehrfaehigkeit. Zeitdehnung zu gewissen Augenblicken!
PS: Was die Raupe betrifft, so habe ich lange ueberlegt, um welche es sich handeln koennte. Diejenigen, an die ich jetzt denken muss, waren nicht borstig, sondern gruen oder grell gezeichnet.
Pawlatschen
Man kann vermutlich sehr lange darüber streiten, vielleicht von meiner Seite abschließend; Sie schrieben: Pawlatsche waere fuer mich ein Laubengang in einem Innenhof. Laubengänge sind Teil einer Pawlatsche, ja, aber deswegen ist nicht jeder Laubengang (auch in einem Innenhof; und vor allem nicht ein Laubengang) schon eine Pawlatsche, denn Laubengänge können z.B. auf das Erdgeschoss beschränkt sein; der Begriff Laubengang ist zudem viel weiter gefasst (Traditionell bezeichnet der Begriff Laubengang einen offenen Bogengang an Gebäuden. Auch der Begriff Arkaden wird synonym gebraucht. Er umfasst als städtebauliches Element oft das Erdgeschossniveau ganzer Straßenzüge oder Plätze, wodurch ein wettergeschützter öffentlicher Verkehrsraum geschaffen wird.), und wohl nicht sauber definiert – vielleicht auch daher die Differenzen.
Vielleicht können Sie mir noch das eine oder andere erläutern, ich sehe noch nicht ganz klar. Wie meinen Sie keine Lücke? Dass Schreibdruck und Intention zusammenfallen? Dass würde aber wieder auf »authentisch – nicht authentisch« hinauslaufen, dass ich eben nicht darauf geachtet hätte, was ich schrieb... Und ganz allgemein wollen Sie mir sagen, dass mein Text für den Leser nicht funktioniert (Das ist völlig in Ordnung, ich sehe nur nicht auf welchen Punkt, Sie mit Ihrer Kritik hinauswollen)?
„Von meiner Seite“, nicht unbedingt abschliessend:
— Ich dachte, es schon gesagt zu haben: ich wollte Ihnen mitteilen, wie ich als Leserin – manchmal – an einen Text herangehe und was Ihr Text – in diesem Schneckentempo und mit dieser Aussparung gelesen – bei mir bewirkt hat.
— Das ist also eine Mitteilung ueber mich, kein Urteil ueber Sie als Schreibenden. Ok?
— Ihre Befuerchtung, ich wuerde mir ein Urteil darueber gestatten, ob Ihr Text fuer DEN Leser „funktioniert“, ist nicht zutreffend.
— „Beobachtungen“ – wie sie ja auch Lou-Salome globaler formuliert hat – wuerde ich an Ihrer Stelle nicht als Kritik auffassen, sondern als Impuls, diese Prosaskizze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu einem anderen Zeitpunkt, wenn es dann noch von Bedeutung fuer Sie, noch einmal herangehen.
— Ich habe eine Weile in einem sehr gebrechlichen Pawlatschenhaus gewohnt, das dann abgerissen wurde, und kann daher dessen Vor- und Nachteile recht gut einzuschaetzen. Vielleicht war deshalb meine Phantasie, die Ihr erster Absatz geweckt hat, fehlgeleitet, was das Bewegungs-Auf und Ab betrifft.
PS: Uebrigens sind Sie darauf nicht eingegangen (was nicht heisst, dass Sie sich selbst interpretieren sollen): „Frauen spielen Theater, wenn ihnen an Maennern viel liegt, sie unter oder auf ihnen liegen wollen und von ihnen etwas wie Zustimmung, Beifall oder gar eine Liebeserklaerung erwartet wird. Hier spielt ein junger oder juengerer Mann in einem Treppenhaus Theater ...«
PPS: Und hier ein Foto einer meiner „Lieblingsraupen“ (der des Tagpfauenauges), auf dem die „Fortbewegungswerkeuge“ (»Fuesschen und Haekchen«?) gut zu erkennen sind.
Nein, nein, ich diskutiere gerne weiter.
Abschließend bezog sich nur auf die Pawlatschen (ich denke es ist nicht der Mühe wert, sich da weiter zu verzetteln, wir meinen beide das gleiche, und damit ist es erledigt).
Ich meinte Kritik gar nicht negativ (und, darüber kann man auch schön diskutieren, wertvolle Kritik tut m.E. immer »weh«, weil sie Selbstverständlichkeiten in Frage stellt, dafür aber kommt man »weiter«), und ich habe von ihren (und den Anmerkungen der anderen) viel gelernt – dafür auch mein Dank. Ich finde Ihre Herangehensweise an Texte ungewöhnlich, aber durchaus fruchtbar (es war für mich im ersten Moment nur insofern »problematisch«, weil Sie nicht den gesamten Text gelesen hatten und manches unverständlich bleiben musste, z.B. die Sache mit der Schrägstellung und den drei Punkten zu Beginn, die sich erst später erschließt [es würde mich interessieren, ob sie »angekommen« ist.]).
Es ist für mich essentiell, ob der Text funktioniert, oder nicht, wie sollte ich ihn sonst verbessern? Insofern sind Ihre Ansichten schon ein Urteil über den Text, respektive meine Fähigkeiten, was aber nicht schlimm ist, oder(Sie sagten selbst:Ich glaube, dass sich in einem Text nichts verbergen laesst, wirft man einen beharrlichen und scharfen Blick darauf. Insofern genuegen auch wenige Saetze, um zutreffende Aussagen auch ueber Stilmerkmale und damit den Autor selbst machen zu koennen.)? Mein Schluss wäre, dem Text zumindest probeweise eine Überarbeitung (es ist von Bedeutung, auch wenn ich es nicht sofort tun werde) zu gönnen, und dann einen Vergleich der Fassungen zu bewerkstelligen, wenn Sie mir aber jetzt sagen, dass dem nicht so ist, indem Sie ihr Urteil – missverstehe ich Sie? – irgendwie in den Bereich Meinung verschieben. Dann stehe ich mit leeren Händen da, und weiß nicht was ich von dem halten soll, was Sie oben schrieben. Vielleicht der Klarheit wegen: Ein begründetes Urteil über einen Text, geht immer über eine bloße Meinung hinaus, und tritt auf eine allgemeinere Ebene – deswegen der Leser.
„Frauen spielen Theater, wenn ihnen an Maennern viel liegt, sie unter oder auf ihnen liegen wollen und von ihnen etwas wie Zustimmung, Beifall oder gar eine Liebeserklaerung erwartet wird. Hier spielt ein junger oder juengerer Mann in einem Treppenhaus Theater ...« Die Übergehung war keine Absicht. Soviel: Das ist eine Leserichtung, und sie sagt mir, dass der Text stellenweise funktioniert, denn es gibt zumindest eine weitere (aber dann interpretiere ich mich).
Schönes Foto – zur Raupenfrage möchte ich nichts sagen, das soll der Leser entscheiden.
Ich habe die Erzählung mehrfach lesen müssen, weil sie sehr dicht ist. Aber es lohnt sich; der Autor treibt nicht nur ein neckisches Spiel mit dem Leser (das mag ich gar nicht), sondern zwingt, ja erzeugt sogar (das ist selten!) Konzentration und – Geduld.
Aber – und das muss auch kein Fehler sein: so ganz erschliesst es sich nicht. Es bleiben Leerstellen, Freiräume, sogar Fragen.
Dieses Springen im Hausflur, von einer Treppe irgendwo hin, später vielleicht sogar ein Klettern (wirklich?): Rückkehr für einen Moment in eine Kindheit oder eine »bessere« Zeit, die damit hervorgeholt, wieder-holt wird. Und doch: es bleibt nur flüchtig, was am Raupensymbol deutlich wird und am Ende ist diese Zeit nicht einmal mehr evozierbar – vielleicht weil man es nicht mehr will oder einfach nur der Zauber verflogen ist.
–
Ach, was für eine Frage, ob Literatur »funktioniert«. Haben wir nicht genug Funktionsapparate um uns herum? Die Erzählung hier ist Lektüre für Sonntagnachmittage, in denen die Sonne auf die Außenwände scheint; ein Spätsommer-Sonntag. Etwas entfernt hört man spielende Kinder. Und kurz überkommt einem eine Melancholie.
Danke für Deine Einschätzung.
Dass Fragen bleiben, ist vielleicht etwas »zu viel« ... ich denke es wird eine überarbeitet Fassung geben (aber nicht allzu bald), wenn sie Dich interessiert, lasse ich sie Dir zukommen.
-
Melancholie halte ich für einen durchaus wertvollen Zustand (worin wir wahrscheinlich übereinstimmen).
Ja, darin stimmen wir überein.
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