»Es gibt kei­ne Idyl­len in die­ser Welt. Nir­gend­wo.«

Schö­nes In­ter­view mit Pe­ter Hand­ke in den »Salz­bur­ger Nach­rich­ten« (SN):

SN: Wünsch­ten Sie sich, manch­mal et­was ober­fläch­li­cher wahr­ge­nom­men zu wer­den?

Hand­ke: Ja, Sie ha­ben recht. Ich würd’ mir wün­schen, dass ei­ni­ge mei­ner Stücke als Bou­le­vard stücke wahr­ge­nom­men wer­den.

SN: Pas­siert aber nicht. Viel­leicht auch, weil Sie ja so ein Art Hei­lig­keit um­gibt, der Dich­ter jen­seits von je­dem, der im Wald um Pa­ris Schwam­merl sucht, sich manch­mal pro­vo­kant zu Wort mel­det. Das ist doch nicht schön, nur so – als Schwie­ri­ger – wahr­ge­nom­men zu wer­den.

Hand­ke: Na­tür­lich ist es ein Di­lem­ma heut­zu­ta­ge für ei­nen, der ernst­haft Li­te­ra­tur schreibt, Träu­me for­mu­liert, viel­leicht wir­ke ich da manch­mal nicht so ernst­haft, son­dern et­was flap­sig, aber die Fra­ge ist tat­säch­lich im­mer schwie­ri­ger zu be­ant­wor­ten: Wo ha­be ich mei­nen Platz als Schrei­ber? Es ist ei­ne schwie­ri­ge Si­tua­ti­on, ein Di­lem­ma, das nie grö­ßer war als in die­ser Zeit.

SN: Wor­an liegt das?

Hand­ke: Wir wer­den im­mer in ein biss­chen ein selt­sa­mes Licht ge­rückt. Und das ist ja auch nor­mal. Aber die mei­sten Schrift­stel­ler und Schrei­ber sind ja längst un­glaub­lich tüch­ti­ge Ban­kiers und Pro­du­zen­ten und Re­gis­seu­re und auch die Con­fe­ren­ciers ih­rer selbst. Ich hab’ das schon auch zwi­schen­durch ein paar Mal ver­sucht zu ma­chen, Aber ich hab’ be­merkt: Ich bin da nicht gut dar­in.

Ir­gend­wann am En­de wird es dann ein biss­chen Ernst:

Es gibt kei­ne Idyl­len in die­ser Welt. Nir­gend­wo. […] Nie hat’s Idyl­le ge­ge­ben. Nie. Es gibt viel­leicht Atem­räu­me für ei­nen Mo­ment. Und es ist viel­leicht ein Vor­teil, ei­nen Gar­ten zu ha­ben, um dort le­sen zu kön­nen. Aber es hat nichts mit Idyl­le zu tun. Der Gar­ten kann Ort es größ­ten Dra­mas sein oder des schön­sten Dra­mas. Viel­leicht gibt’s sol­che Mo­men­te, wenn der Wind durch die Ka­sta­ni­en geht. Aber Idyl­le ist das nicht. Viel­leicht ein Auf­at­men und dann denkt man: Jetzt ist jetzt. Das ist ja ei­ne Ga­be, das sa­gen zu kön­nen.


Et­was über Hand­kes in Salz­burg ge­spiel­tes Stück: »Bis daß der Tag Euch schei­det oder Ei­ne Fra­ge des Lichts«. Und hier die Be­spre­chung aus »Kul­tur­zeit« von 3sat.


Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 11. Au­gust 2009, Sei­te 10; In­ter­view mit Bern­hard Flie­her


79 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. »Bou­le­vard«
    Der Ar­me! Er kann ja mitt­ler­wei­le fast ma­chen, was er will: Im­mer ist er in der De­fen­si­ve, und das vor den oft so Blö­den! Da­für ist sei­ne Hal­tung dann doch zu­neh­mend ent­spannt.

    (Und das mit den Idyl­len ist ja auch sehr wahr.)

     

  2. Ja, ich fand’s auch ent­spannt. Und wie däm­lich die Re­ak­tio­nen dar­auf aus­fie­len (spe­zi­ell von Kehl­mann, der vor lau­ter Blut­hoch­druck nicht zu En­de ge­le­sen ha­ben muss).

  3. MEINE KOMMENTARE DAZU ALS »MR‑K:«
    SN: War­um ha­ben Sie die­ses Echo auf Sa­mu­el Becketts „Das letz­te Band“ ver­fasst?

    Hand­ke: Ja, war­um . . . Auf „war­um“ kann man oft nicht ant­wor­ten. Das wird man spü­ren. Das tut dem gut, dem Beckett-Stück. Das ver­säum­te Le­ben, das da er­scheint und das doch nicht ver­säum­te Le­ben, das der al­te Krapp ge­lebt hat. Das tut gut, dass da ein Licht, ein an­de­res Licht da­zu­kommt.

    MR Hand­ke hat­te frue­her von nichts von Beckett’s Sa­chen et­was ueb­rig au­sser Krapp, schon als Sieg­fried Un­seld die­se bei­de sei­ne Au­toren zum Es­sen in Pa­ris ein­lud. Schein­bar ziem­lich wort­lo­ses ver­lau­fe­nes Es­sen wenn ich mich ge­nau er­in­ne­re an die Be­schrei­bung die ich ein­mal las. Beckett war ein Er­leb­nis fuer mich als ich 17 Jahr al­ter Joy­ce Mensch war, der Stammt von Ob­lo­mov ge­macht auf Joy­ce, und macht ei­gent­lich die sel­be Me­ta­phy­sik im­mer wie­der; hat­te ganz furcht­ba­re­psy­cho­so­ma­ti­sche Be­schwer­den; Hand­ke stammt ja eher aus dem Licht her, trotz­dem er sehr Do­sto­joev­ki­sche dunk­le Sei­ten hat – man se­he sich nur mal all das an was ihm als Teen­ager en­ra­giert hat, VERSUCH UEBER DIE MUEDIGKEIT, na­tuer­lich steht Hand­ke im­mer in Com­pe­ti­ti­on mit je­dem gro­ssen und muss ver­su­chen ihn zu ueber­tref­fen.
    Schon seit Jah­ren be­mue­he ich mich Beckett hier in der USA zu ver­bie­ten, da die­ser Ab­so­lu­tis­mus der in die­ser Me­ta­phy­sik steckt so viel ver­nich­tet und da­mit dem Re­ak­tio­naer­sten in der Li­te­ra­tur
    Bei­stand lei­stet, al­so der Ver­such ihn zu ver­bie­ten, sa­gen wir zehn Jah­re lang wuer­de das the­ma­ti­sie­ren... ein Schund der sich das un­ter Beckett’s Decke ueberlebt...und vie­les er­stickt..

    SN: Im Pro­gramm­heft spre­chen Sie in ei­nem Text der Li­te­ra­tur­wis­sen­schaf­te­rin Eli­sa­beth Schwa­ger­le da­von, dass Sie sich im­mer wie­der vor­ge­nom­men ha­ben, al­les schwarz zu se­hen. Und kaum, dass das Schrei­ben be­ginnt, kom­men Ih­nen die­se Schwarz­bil­der ab­han­den. Nun hel­len Sie auch den Beckett auf. Ein Schei­tern al­so?

    Hand­ke: Al­le mei­ne Tex­te sind Aus­druck mei­nes Nicht-Ge­lin­gens. Al­le. Ei­ne sehr frag­wür­di­ge Si­tua­ti­on ist das, und na­tür­lich ge­wagt, auf Welt­li­te­ra­tur, auf ein gro­ßes Stück zu ant­wor­ten.

    MR‑K: Der rein­ste ty­pisch per­ver­se Un­sinn ist das, Hand­ke ist oft and wahr­lich stolz auf was bei ihm, und manch­mal
    bis zum aus­get­eu­p­felt­chen ge­lun­gen ist, sa­gen wir PUBLIKUMSBESCHIMPFUNG, DIE STUNDE ALS WIR...
    das er­ste Ka­pi­tel von LANGSAME HEIMKEHR.... Ja nur dun­kel se­hen ge­lingt ihm sel­ten, das UNTERTAGBLUES, der Ver­such sei­ne Mis­an­tro­phie for­ma­li­siert aus­zu­druecken, halt ich fuer ei­nen Rie­sen Feh­ler da »Road Ra­ge« nicht for­ma­li­siert wer­den kann. Mann kann die­sen Gei­stes­zu­stand zer­le­gen, aber nicht auf die­se Art darstellen...das wird mo­no­ton oh­ne das die Mo­no­to­nie da­bei hilft...

    SN: Klingt nach Ehr­furcht.

    Hand­ke: Ehr­furcht nicht. Das ist das ein­zi­ge Stück von Beckett, das ich ganz und gar voll­kom­men find’.Und es ist et­was an­de­res noch da­bei, was ja in mei­ner Ant­wort mit­spielt: Es ist im­mer noch ein Hin­ter­sinn, ei­ne Al­le­go­rie von Exi­stenz drin.

    MR‑K: Stimmt, das war sei­ne Ein­stel­lung schon vor vie­len Jah­ren

    ....

    SN: Wünsch­ten Sie sich, manch­mal et­was ober­fläch­li­cher wahr­ge­nom­men zu wer­den?

    Hand­ke. Ja, Sie ha­ben recht. Ich würd’ mir wün­schen, dass ei­ni­ge mei­ner Stücke als Bou­le­vard stücke wahr­ge­nom­men wer­den.

    MR‑K: Der BODENSEE ist das rein­ste Bou­le­vard Stueck je! Auch DIE UNVERNUENTIGEN noch sehr... Hand­ke haet­te zur der Zeit ein Lu­bitchs wer­den koen­nen mit die­ser un­ge­heu­ren Fi­ness­se... STUNDE ist’s ei­gent­lich auch...

    SN: Pas­siert aber nicht. Viel­leicht auch, weil Sie ja so ein Art Hei­lig­keit um­gibt, der Dich­ter jen­seits von je­dem, der im Wald um Pa­ris Schwam­merl sucht, sich manch­mal pro­vo­kant zu Wort mel­det. Das ist doch nicht schön, nur so – als Schwie­ri­ger – wahr­ge­nom­men zu wer­den.

    Hand­ke: Na­tür­lich ist es ein Di­lem­ma heut­zu­ta­ge für ei­nen, der ernst­haft Li­te­ra­tur schreibt, Träu­me for­mu­liert, viel­leicht wir­ke ich da manch­mal nicht so ernst­haft, son­dern et­was flap­sig, aber die Fra­ge ist tat­säch­lich im­mer schwie­ri­ger zu be­ant­wor­ten: Wo ha­be ich mei­nen Platz als Schrei­ber? Es ist ei­ne schwie­ri­ge Si­tua­ti­on, ein Di­lem­ma, das nie grö­ßer war als in die­ser Zeit.

    SN: Wor­an liegt das?
    Hand­ke: Wir wer­den im­mer in ein biss­chen ein selt­sa­mes Licht ge­rückt. Und das ist ja auch nor­mal. Aber die mei­sten Schrift­stel­ler und Schrei­ber sind ja längst un­glaub­lich tüch­ti­ge Ban­kiers und Pro­du­zen­ten und Re­gis­seu­re und auch die Con­fe­ren­ciers ih­rer selbst.

    [MR‑K: Ist Hand­ke in­zwi­schen auch, er weiss doch ge­nau wann er wie­der in dem Oef­fent­li­chen Markt zu er­schei­nen hat!]

    Ich hab’ das schon auch zwi­schen­durch ein paar Mal ver­sucht zu ma­chen, Aber ich hab’ be­merkt: Ich bin da nicht gut dar­in.

    SN: War­um?

    Hand­ke: Ich bin als öf­fent­li­cher Mensch ein­fach nicht gut. Und das ist auch ganz rich­tig so. Heu­te ge­hen die Öf­fent­lich­keit und der Schrift­stel­ler nicht mehr gut zu­sam­men. Da spie­len si­cher ei­ni­ge sehr gut – so wie der Herr Kehl­mann das macht. Der ist ja fast da­für ge­bo­ren, aus dem Mut­ter­leib ge­schlüpft und war schon ein klei­ner Show­man. War­um auch nicht?! Für mich ist das nichts.

    SN: Was ist et­was für Sie?
    Hand­ke: Für mich ist die Spra­che, der Um­gang da­mit et­was an­de­res, et­was Ge­wal­ti­ges, et­was das nicht selbst­ver­ständ­lich ist – wie ein gu­tes Lied von Van Mor­ri­son oder von Dy­lan, oder ein gu­tes Stück Pro­sa, oder zwei, drei Re­pli­ken in ei­nem Stück. Da er­scheint das Le­ben. Drei, vier Sät­ze, und man ist nicht nur ge­trö­stet, son­dern auch ge­kräf­tigt.

    SN: Mer­ken Sie das, wenn Sie schrei­ben?

    Hand­ke: Vor­her merk ich’s, be­vor ich schrei­be. Und dann schreib ich’s halt auf.

    SN: Das klingt ja ein­fach.
    Hand­ke: Na­ja. Kom­men Sie, jetzt las­sen wir’s, oder? Trin­ken Sie noch ei­nen Wein.

    SN: Nur das noch: Im Text „Bis dass der Tag euch schei­det oder Ei­ne Fra­ge des Lichts“ kommt ei­ne Au­to­bahn­sta­ti­on vor, sonst gibt’s kei­ne Or­te. In sol­chen Zwi­schen­räu­men, Nich­tor­ten, hal­ten sie sich da am lieb­sten auf?

    Hand­ke: Ich sa­ge da­zu im­mer Schwel­len­räu­me, Schwel­len­be­rei­che, wenn man in ei­nem Über­gang ist von ei­nem Be­reich zum an­de­ren, wo man spürt, wie die Welt viel­leicht ge­glie­dert sein könn­te oder ge­glie­dert ist. Ja, Gren­zen? Wo sind die Gren­zen? Da ent­ste­hen vie­le in­ne­re Gren­zen, die sind nicht so span­nend, die in­ne­ren Gren­zen der Men­schen. Aber mir kommt vor, es gibt viel mehr in­ne­re Gren­zen, als es je ge­ge­ben hat. Schau­en sie, das ist Eu­ro­pa.

    MR‑K: Na ja, an In­hi­bi­tio­nen lei­det Hand­ke kaum...

    SN: In dem Text „Am Fels­fen­ster mor­gen“ schrei­ben Sie mit Blick auf Salz­burg, auf Dau­er kön­ne Ih­nen ein Ort nur et­was be­deu­ten, wenn Sie sich auf Dau­er von ihm ent­fern­ten. Nun le­ben Sie schon seit fast zwei Jahr­zehn­ten süd­west­lich von Pa­ris. Drängt es Sie nicht weg?

    Hand­ke: Nein es drängt mich nicht weg. Ich füh­le mich ver­ant­wort­lich für den Gar­ten. Da kann man nicht weg – wenn man Be­sit­zer ist, ist man schon ein hal­bes Arsch­loch. Aber ich hab das ja auch ger­ne, den Gar­ten und . . .

    SN: Das klingt doch nach Idyl­le.
    Hand­ke: Es ist kei­ne Idyl­le. Es gibt kei­ne Idyl­len in die­ser Welt. Nir­gend­wo. Ein Idyl­le ist ein Ge­fühl von Men­schen, das ist al­les Täu­schung.

    SN: Und man kann sich auch kei­ne Idyl­le schaf­fen – so mit Haus und Gar­ten?

    Hand­ke: Nein. Nie hat’s Idyl­le ge­ge­ben. Nie. Es gibt viel­leicht Atem­räu­me für ei­nen Mo­ment. Und es ist viel­leicht ein Vor­teil, ei­nen Gar­ten zu ha­ben, um dort le­sen zu kön­nen. Aber es hat nichts mit Idyl­le zu tun. Der Gar­ten kann Ort es größ­ten Dra­mas sein oder des schön­sten Dra­mas. Viel­leicht gibt’s sol­che Mo­men­te, wenn der Wind durch die Ka­sta­ni­en geht. Aber Idyl­le ist das nicht. Viel­leicht ein Auf­at­men und dann denkt man: Jetzt ist jetzt. Das ist ja ei­ne Ga­be, das sa­gen zu kön­nen.

    MR‑K: Na, ei­ne Wort­klau­be­rei um das Wort »Idyl­le« – es gibt viel viel idyl­lishes we­nig­stens in Hand­ke Tex­te
    und das ist kein Taeu­schung!

  4. #3
    Hand­ke ist, was das Eph­eme­re der Idyl­le an­geht, sei­ner Li­nie »treu« ge­blie­ben. »Wort­klau­be­rei« be­treibt er ge­nau nicht bzw. er be­treibt sie im­mer. Im »Ver­such über den ge­glück­ten Tag« de­fi­niert er das (Un)Wort »Glück« ähn­lich wie hier die Idyl­le; der Satz Jetzt ist Jetzt könn­te da auch ge­stan­den ha­ben (hat es viel­leicht so­gar ähn­lich).

    Was ich in­ter­es­sant fin­de ist die ra­di­kal-kon­struk­ti­vi­sti­sche Sicht Hand­kes, die er hier an­führt (Idyl­le ist ein Ge­fühl von Men­schen, das ist al­les Täu­schung) und die er so­zu­sa­gen »ste­hen­lässt«. Denn selbst wenn der RK Recht hat und al­le Welt durch uns er­zeugt wird, so er­gibt sich hier­aus ei­gent­lich kein »Er­kennt­nis­ge­winn«. Man könn­te glatt um­ge­kehrt ar­gu­men­tie­ren: Wenn es denn kei­ne Idyl­len gibt (was ich letzt­lich auch glau­be) und sich al­les nur auf Mo­men­te re­du­ziert (das ist ein wich­ti­ger Punkt bei Hand­ke) so ist al­lei­ne die Mög­lich­keit, die­se Mo­men­te zu emp­fin­den und im Ide­al­fall zu er­zeu­gen, wert­voll (und aus­rei­chend) ge­nug.

    Na­tür­lich ist das »Idyl­li­sche« in Hand­kes Pro­sa kei­ne Täu­schung – oder höch­stens nur in diem Sin­ne, wie es als ein Re­zept, ei­ne »Le­bens­hil­fe« ver­stan­den wer­den könn­te. Der Mo­ment, wenn der Wind durch die Ka­sta­ni­en geht er­eig­net sich oder er wird wie­der-holt (Haf­ner weist auf die­sen un­ge­mein wich­ti­gen Hand­ke-To­pos hin), aber er ist we­der kon­ser­vier­bar noch für an­de­re re­pro­du­zier­bar. Es wür­de sich loh­nen, Hand­ke über die­sen Punkt ge­nau­er zu be­fra­gen (und da­bei der Ver­su­chung zu wi­der­ste­hen, Wein zu trin­ken).

  5. Ei­ne Fra­ge des Lichts
    So schön, wie der al­te Thea­ter­pro­fi Hand­ke mit dem Wort ‘Licht’ in Be­zug auf Beckett spielt; im Ti­tel sei­nes ‘Echos’, hier im In­ter­view – und wie ge­las­sen er ‘ver­säumt’ und ‘doch nicht ver­säumt’ ne­ben­ein­an­der stellt. So wür­de ich ger­ne äl­ter wer­den kön­nen.

    [EDIT: 2009-08-18 07:25]

  6. Dan­ke...
    ... für den Hin­weis auf das sei­tens P.H. ent­spannt wir­ken­de In­ter­view!
    Und für die Hoff­nung, dass das Res­sort doch nicht ge­schlos­sen wird...

  7. Idyl­le ist Gei­stes Zu­stand, wie auch an­de­re
    Stei­ne ha­ben sol­che Zu­staen­de kaum, mei­ne Katz si­cher bis ihr ei­ne Ka­sta­nied auf den Kopf faellt, oder je­mand ihr in die Knie­keh­len haut! Oder ein Ame­ri­ka­ni­sches Maed­chen auf­taucht die »I’m an Ame­ri­can Girl« laut­hals singt. Handke’s Sicht stammt ja aus dem De­pres­si­ven des »Ge­wicht der Welt« her.

    Ja, bis jetzt je­den­falls hat Hand­ke sich glueck­li­cher­wei­se noch nicht voll­kom­men in Deut­schen Goe­the Geist ver­braemt!

  8. goe­then spra­chen
    »sal­zen­bur­ger fet­zen­spie­len« etc. Ernst Jandl ist im­mer ein gu­tes Ge­gen­mit­tel. Ich hof­fe, nie­mand ist wirk­lich so ge­mein zu Ih­rer Kat­ze? Das mit dem Gei­stes­zu­stand fin­de ich wun­der­bar for­mu­liert. Ein Bru­der im Gei­ste Kants?

  9. Bou­le­vard / Beckett ver­bie­ten / Kei­ne Idyl­le? / Hu­mor und Ko­mik
    Ich war so froh, dass ich im Lan­des­thea­ter ein paar äl­te­re Da­men hin­ter mir hat­te, die den Witz der In­sze­nie­rung (Beckett und Hand­ke) of­fen­bar ähn­lich sa­hen wie ich; sonst kam man sich in all dem Ernst sehr ver­lo­ren vor. Da­bei fra­ge ich mich auch, ob die Buhs für Kun­zen­dorf evtl. von Beckett-‘Absolutisten’ ka­men; gibt’s die über­haupt noch, au­ßer im Ver­lag und bei der Ver­ga­be von Thea­ter­rech­ten und der Kon­trol­le, dass da ja nichts ‘be­ar­bei­tet’ wird?!
    @Boulevard: Hand­ke hat da schon sel­ber dar­an mit­ge­ar­bei­tet; ich ha­be gan­ze Ger­ma­ni­stik-Se­mi­na­re mit bos­haf­ten Zi­ta­ten un­ter­hal­ten: »Und dass der Schnitt­lauch von ei­nem Gum­mi­band zu­sam­men­ge­hal­ten wur­de, rühr­te mich fast zu Trä­nen.« Mich ja auch, aber vor La­chen. Und blö­der­wei­se zer­fal­len mir dann auch so­fort die Be­grif­fe im Mund wie mod­ri­ge Pil­ze; je­doch schon brei­tet sich ‘wah­re Emp­fin­dung’ mit Hei­li­gen­schein und Weih­rauch­fass aus.
    Jetzt aber: Ge­rech­tig­keit für Pe­ter Hand­ke! Das war toll, das war auch Bou­le­vard; man darf sich auf sei­ne al­ten Ta­ge ja auch noch ent­wickeln; Ver­such über die Juke­box war auch schon ganz gut; sonst ha­be ich nichts Ak­tu­el­le­res ge­le­sen; wenn dicke Wäl­zer, dann Ne­al Ste­phen­son, al­so fein­ster US-Bou­le­vard!
    Muss man Beckett in USA wirk­lich ver­bie­ten, ist es so schlimm? Ir­gend­wie mag ich das Con­trol-frea­ki­ge ja schon auch; es hat na­tür­lich was Läh­men­des; zB Pe­ter Stein, Drei Schwe­stern. Jetzt ha­ben wir al­le Re­gie­an­wei­sun­gen ge­naue­stens nach­ge­stellt, das Pu­bli­kum ist so­was von er­grif­fen; und ich wür­de am lieb­sten zur Ket­ten­sä­ge grei­fen und ihm die Sch...-Birkenstämme um­nie­ten.
    Und den Kirsch­gar­ten gleich noch da­zu. Bö­se.
    » ‘Kunst’ mir ein Geld lei­hen?« Ich hof­fe man ver­steht das auch au­ßer­halb Öster­reichs. »Kunst« mit Weih­rauch und Hei­li­gen­schein ist im­mer ein Schas; bei Beckett steht dann halt im­mer noch ein Rechts­an­walt da­ne­ben. Viel­leicht soll­te man ein­fach ’nach Moos­kau’ emi­grie­ren?
    Na­tür­lich gibt’s ‘Idyl­le’, lie­ber Pe­ter Hand­ke! Man darf sie se­hen, man darf sie in der Kunst auch ma­chen, wenn man den Rest dar­über nicht ver­gisst. Mitt­ler­wei­le se­he ich den Schnitt­lauch auch schon et­was mil­der ;–). Hat er das ei­gent­lich ver­ges­sen?!
    ‘Mei­ne’ letz­te Pro­duk­ti­on am klei­nen Toi­haus in Salz­burg war üb­ri­gens et­was mit Beckett und Karl Va­len­tin; we­he, wir hät­ten das so ge­nannt oder wört­lich zi­tiert ... nach­träg­lich herz­li­chen Dank an Herrn Noll in Wien für die ko­sten­lo­se Rechts­aus­kunft.
    Va­len­tin war da­ge­gen ea­sy; der hat­te halt ne­ben al­ler Tra­gi­ko­mik selbst Hu­mor und Mut­ter­witz. Da fin­de ich es eher schlimm, wenn man meint, ihn 1:1 ‘auf­füh­ren’ zu sol­len.
    Ist aber eh wurscht; schön ist, dass sich ein paar Leu­te noch über die Pre­mie­ren­fei­er hin­aus fürs Thea­ter in­ter­es­sie­ren!

  10. #9 – Schö­ne Re­plik
    Da nicht zur er­war­ten ist, dass die­se Hand­ke-In­sze­nie­rung je­mals über das Qua­li­täts­fern­se­hen we­nig­stens theo­re­tisch den Mas­sen zu­gäng­lich wird, kann ich nur auf die we­ni­gen Sät­ze re­kur­rie­ren, die von Frau Kun­zen­dorf in dem in mei­nem Bei­trag ver­link­ten »Kulturzeit«-Beitrag zu se­hen und zu hö­ren wa­ren: Da fand ich es – ehr­lich ge­sagt – ein biss­chen grau­sig und (aber das liegt dann am Re­gis­seur) tat­säch­lich falsch be­tont. Aber die­ses Ur­teil ist nicht ge­nug fun­diert.

    Wenn Sie schon den »Ver­such über die Juke­box« als ak­tu­el­les Werk Hand­kes se­hen (ich glau­be, es ist vor rd. 15 Jah­ren er­schie­nen) und sich an­son­sten lie­ber dem US-Bou­le­vard hin­ge­ben, dann sei Ih­nen min­de­stens noch die »Mo­ra­wi­sche Nacht« emp­foh­len (die Jour­na­le so­wie­so).

    Muss man Beckett in USA wirk­lich ver­bie­ten, ist es so schlimm?
    Manch­mal kann ein Ver­bot (ein par­ti­el­les Ver­bot) ja auch tat­säch­lich ein Schutz sein. Aber das gilt ver­mut­lich eher für das deut­sche (so­ge­nann­te) Re­gie­thea­ter, in dem über die Mas­ke der Avant­gar­de die Spie­ssig­keit wun­der­bar wei­ter­ge­blüht hat.

  11. Noch mal »Bou­le­vard«
    Kurz zu „Hand­ke und Goe­the“ (oder zur Ger­ma­ni­stik): Das ist auch so ein Aspekt, wo ich mir oft nicht ganz klar bin. Ich sto­ße im­mer wie­der dar­auf, wenn ich MANUSKRIPTE le­se, die Kol­le­rit­sch-Ecke (& zahl­rei­che Fol­ger aus der ger­ma­ni­sten-Ecke); aber auch die Leu­te aus der Re­si­denz-Ver­lag-Ecke; oder sol­che Adep­ten wie Skwa­ra, der sel­ber weiß, wie er P.H. mit sei­ner Un­ter­wür­dig­keit dem grö­ße­ren ge­gen­über auf die Ner­ven geht. Etc. Man müss­te Hand­ke viel­leicht auch mal vor sei­ner Gang aus Un­kri­ti­schen in Schutz neh­men.

    Mei­ne Über­le­gung al­ler­dings: (Und als Öster­rei­cher sind sie ja auch ein biss­chen Hal­lo­dris;): Ist da nicht sel­ber schon oft der Schmäh mit da­bei? Wenn die in ih­ren Wirts­häu­sern was aus­hecken? So­wohl bei den Ur­tei­len un­ter­ein­an­der wie in den da­mit er­zeug­ten (und mit­be­dach­ten) Re­ak­tio­nen? (Kann ich als Pief­ke na­tür­lich nicht so ge­nau ab­gren­zen, aber a bis­serl Wolf­gang Bau­er hö­re ich bei Gra­zern im­mer mit.)

    Noch zum „Schnitt­lauch im Gum­mi­band“: Für die­se Art Mut zum Ab­son­der­li­chen, das eben nicht aus­zu­las­sen, fand ich P.H. im­mer gut, im­mer. Und ar­bei­tet er nicht ge­ra­de da auch ge­gen sich selbst, wird er da nicht am ein­sam­sten? (Da ist er dann wohl auch Kol­le­rit­sch und die schreibst-mia-a-Vor­wort-Frak­tio­nen los.)

     
    [EDIT: 2009-08-04 14:28]

  12. #1 / ..wer­fe den er­sten Stein
    An­ge­sichts die­ser Läs­sig­keit ist Kehl­manns Re­ak­ti­on nur jäm­mer­lich, d’­ac­cord. Al­ler­dings kann ich es ver­ste­hen, wer wür­de schon ger­ne als Show­man al­le Ernst­haf­tig­keit ab­ge­spro­chen be­kom­men – mög­li­cher­wei­se legt Hand­ke da auch den Fin­ger in Kehl­manns wun­de Stel­le, der ja im­mer­hin so leicht und mas­sen­kom­pa­ti­bel schreibt, das Best­sel­ler raus­kom­men kön­nen (so er­gibt sich auch ei­ne ge­wis­se Am­bi­va­lenz: Kehl­mann möch­te als In­tel­lek­tu­el­ler ernst­ge­nom­men wer­den und gleich­zei­tig gibt er sich mas­sen­nah und ein­fach, ko­ket­tiert beim Spie­gel­in­ter­view mit Simpson-Shirt: »Hey ich bin ei­ner von euch!«). Sou­ve­rä­ner wä­re es für Kehl­mann ge­we­sen, dar­auf an­ge­spro­chen, in ei­nem Ne­ben­satz sei­ner­seits ei­ne spit­ze Be­mer­kung fal­len zu las­sen.
    Nur ver­ste­he ich Hand­kes An­griff nicht. Für mich sind bei­den li­te­ra­risch doch nu ma nicht die glei­che Ge­wichts­klas­se. War­um soll­te ich als Klit­sch­ko der Hal­mich ei­ne ver­pas­sen?
    (Aber was soll die lan­ge Dis­kus­si­on – sol­len die doch selbst aus­ma­chen, wer hier wem als er­ste das Schäu­fel­chen weg­ge­nom­men oder wen mit Sand be­wor­fen hat..)

  13. @Phorkyas
    Ich fand Hand­kes Be­mer­kung gar nicht sooo de­spek­tier­lich: Da spie­len si­cher ei­ni­ge sehr gut – so wie der Herr Kehl­mann das macht. Der ist ja fast da­für ge­bo­ren, aus dem Mut­ter­leib ge­schlüpft und war schon ein klei­ner Show­man. War­um auch nicht?! Für mich ist das nichts. ... Viel­leicht we­gen des Mut­ter­leib ge­schlüpft...?

    Das mit der Ge­wichts­klas­se se­he ich auch so – aber viel­leicht ist Hand­ke auch ein klei­nes biss­chen nei­disch auf die­sen pseu­do-in­tel­lek­tu­el­len Er­folg (vor al­lem im Feuil­le­ton!).

  14. Hand­ke und ’schreibst mia a vor­wort’
    Lie­ber en-pas­sant, an an­de­rer Stel­le of­fen­ba­ren Sie teuf­li­sches In­si­der-Wis­sen über die öster­rei­chi­sche Li­te­ra­tur-Sze­ne-Ver­ha­be­rung. Hand­ke als ‘öf­fent­li­che Per­son’ hat­te DIES nie nö­tig; weil er als li­te­ra­ri­sches Jung-Ge­nie so et­was wie ein Rock­star war (und das mei­ne ich ganz po­si­tiv!); und da­bei be­zog er sich nicht nur ger­ne auf Bob Dy­lan und Van Mor­ri­son etc., er hat schon sel­ber auch die Kraft der Ver­dich­tung. Dem braucht kei­ner ein Vor­wort zu schrei­ben.
    Muss man ihn in Schutz neh­men? Für mich ist er heu­te ein ‘Kö­nig’ im Sin­ne The­we­leits, dem kön­nen ein paar un­kri­ti­sche Adep­ten ei­gent­lich völ­lig egal sein. Und die Ko­ket­te­rie des In­ter­views, von we­gen kei­ne Selbst­in­sze­nie­rung mehr, die­ses klei­ne Scherz­lein kann er sich als ge­nia­ler Selbst­in­sze­nie­rer wirk­lich lei­sten, wenn da­bei ei­ne klei­ne Ohr­fei­ge für klei­ne Kehl­manns ab­fällt.
    Se­hen wir das al­les doch als ein Spiel, bei dem der ern­ste Hin­ter­grund nie ver­ges­sen wird.

    [EDIT: 2009-08-18 06:25]

  15. sor­ry, noch­mal Hand­ke & Kehl­mann @Phorkyas (#12)
    zum Set­ting: hier geht’s um zwei Show­stars und ‘air­play’, re­la­tiv un­ab­hän­gig von de­ren li­te­ra­ri­schem Schaf­fen und des­sen je­wei­li­ger Be­deu­tung. Und da hat Kehl­mann vom al­ten Fuchs Hand­ke noch viel zu ler­nen; wie er et­wa li­te­ra­risch, mit der durch­aus ak­zep­ta­blen »Ver­mes­sung der Welt« vom US-Groß­mei­ster Ne­al Ste­phen­son noch viel ler­nen könn­te.
    Ei­ne Ver­mu­tung, war­um Kehl­mann Leu­te auf­regt, die sich doch an ihm gar nicht krat­zen müss­ten: Kehl­mann be­treibt mit der wahr­schein­lich ech­ten Trau­er um sei­nen Va­ter ein ob­szö­nes Spiel: macht sich zum klei­nen »Soh­nes-Würst­chen« (er, der Au­tor mit den Mil­lio­nen­auf­la­gen, ha­r­har) und zeigt an­kla­gend auf Regietheater-‘Väter’ und ruft: ihr habt mei­nen werk­treu­en Pa­pa um­ge­bracht! – »Das Va­ter­bild ist das Ver­häng­nis« war ei­nes der In­ter­views von In­ter­view-Künst­ler Hei­ner Mül­ler über­ti­telt, auch ei­ner, der sich viel mit Ham­let be­schäf­tigt hat ;–). – Dem Men­schen Kehl­mann wün­sche ich ein an­de­res Ver­hält­nis zum leib­li­chen und zu an­de­ren Vä­tern; der Fi­gur des öf­fent­li­chen Le­bens gön­ne ich je­de ver­füg­ba­re ‘Gnack­watschn’.
    Wen mei­ne selbst­ver­ständ­li­che Tren­nung von ‘Show­star’ und li­te­ra­ri­scher Au­tor wun­dert, bit­te le­sen: Klaus The­we­leit, Buch der Kö­ni­ge; eben­so dicke, wie un­ter­halt­sa­me und lehr­rei­che Wäl­zer.

    [EDIT: 2009-08-18 07:13]

  16. @wemo
    Ich fand Kehl­manns Re­de zum (so­ge­nann­ten) Re­gie­thea­ter schon ganz gut (ich ha­be das auch hier er­kennt­lich ge­macht), wo­bei der Im­puls (der un­ter­schätz­te Va­ter) na­tür­lich deut­lich zu er­ken­nen war. Ich ha­be – man nen­ne das ru­hig Igno­ranz – die »Ver­mes­sung der Welt« nicht ge­le­sen (auch »Ruhm« nicht); nur ei­ni­ge klei­ne Büch­lein von ihm vor­her (über die man bes­ser nichts mehr sagt, oder?).

    Ich glau­be, dass das Feuil­le­ton Kehl­mann dank­bar ist, dass ein Buch, das ih­nen ge­fal­len hat, end­lich auch ein biss­chen Pu­blik­um­zu­spruch hat­te. Da dies sel­ten ist und Kehl­mann jung wird er noch als Lieb­lings­kind hoch­ge­hal­ten (wie tat­säch­lich wei­land Hand­ke und auch mal Wal­ser). Die Be­to­nung liegt auch »noch«. Denn un­wei­ger­lich steigt der Er­folg dem Dich­ter in den Kopf und zwingt ihn, sich auch für per­sön­li­che und/oder ab­sei­ti­ge Din­ge öf­fent­lich zu äu­ssern. Bis zu ei­ner ge­wis­sen Gren­ze ist dies »er­laubt« oh­ne mit Miss­ach­tung oder, der dreit­ten Stu­fe, Feind­schaft vom Feuil­le­ton be­straft zu wer­den. Die Thea­ter-Avant­gar­de ist jetzt ver­prellt (das sind – zu Kehl­manns Glück – nicht vie­le und et­li­che wer­den sich ins Fäust­chen ge­lacht ha­ben). Es gibt aber noch vie­le an­de­re, die man ver­är­gern kann.

    Ge­wis­ser­ma­ssen (auch wenn die Um­stän­de an­de­re wa­ren) ver­glei­che ich Kehl­manns Re­de mit dem Auf­tritt Hand­kes in Prin­ce­ton. Ab­ge­se­hen da­von, dass Kehl­mann heu­te viel be­rühm­ter ist als Hand­ke es da­mals war.

    [EDIT: 2009-08-18 08:07]

  17. Lie­ber Wems
    das Zi­tat
    »Und dass der Schnitt­lauch von ei­nem Gum­mi­band zu­sam­men­ge­hal­ten wur­de, rühr­te mich fast zu Trä­nen.«
    stammt aus ei­nem der lan­gen Ge­dich­te des »Als das wuen­chen noch ge­hol­fen hat,« jetzt in den Ge­sam­mel­ten Hand­ke
    Ge­dich­ten zu fin­den, was auch das gross­ar­ti­ge »Ge­dicht an die Dau­er« ent­haellt. Die drei lan­gen Ge­dich­te – »Blau­es Ge­dicht«
    Le­ben oh­ne Poe­sie«, »Glueck und Un­sinn« stam­men aus der sel­ben Zeit als Hand­ke in sei­ner Buech­ner Preis re­de sag­te, dass so­wie
    ein Be­griff auf­tauch­te er sich auf Flucht be­ge­be. Die­se drei Ge­dich­te sind ei­ne Wei­ter­fueh­rung sei­nes »In­nen­welt der Au­ssen­welt
    der In­nen­welt« Pro­jek­tes, al­so des Ver­suchs fuer Gei­stes­zu­staen­de nicht schon vor­her scha­blo­nier­tes zu fin­den, sie
    dort mit ab­ge­koch­ten Hun­de Be­grif­fen ih­nen den gar­aus zu ma­chen. Au­sser­dem stam­men die­se drei Ge­dich­te aus ei­ner
    Zeit als Hand­kes Mut­ter Selbst­mord be­gan­gen hat­te und ihn sein Weib die Libgart ver­las­sen hat­te, al­so aus ei­ner ziem­lich
    weh­mue­ti­gen Stim­mung, als der Hand­ke sich »ge­schnit­ten« so­wie »ver­schnuert« [be­son­ders am Her­zen] fuehl­te, und noch jung und gruen, und er
    sich auf ei­ner ziem­li­chen Ach­ter­bahn von zu Sui­cid rei­chen­der De­pres­si­on bis zum Hoch­ge­fueh­len fuhr, »Un­sinn und Glueck.«
    Ich hab die­se frue­hen Ge­dich­te da­mals ins Ame­ri­ka­ni­sche ueber­setz und un­ter dem Ti­tel »Non­sen­se and Hap­pi­ness« ver­legt, und mich spae­ter, nach ei­ner Schu­lung in der Psy­cho­ana­ly­se, dann auch »be­griff­lich« mit ih­nen aus­ein­an­der­ge­setz. Ich kann mir kaum vor­stel­len dass die Hun­de Spra­che in der sich die­ses gross­ar­ti­ges Ver­fah­ren [wel­ches in dem Ver­haelt­nis zwi­schen Ana­ly­ti­ker und dem Pa­ti­en­ten nie sol­che Be­grif­fe, Ka­te­go­rien be­nutz] in der Zwi­schen­zeit solch ei­nen Gei­stes­zu­stand un­ter dem Hand­ke zu der Zeit litt, ihm ge­hol­fen haet­te wenn er es in ih­rer Spra­che haett be­schrei­ben wol­len: »Ich bin de­pres­siv ver­an­lagt, au­sser­dem ueber­emp­find­lich, ich – Ge­nie dass ich bin – fuehl mich schwer ver­wun­det, dass das Weib mir weg­ge­lau­fe emp­fin­de ich be­son­ders ver­wun­dend, und die Ein­sicht dass ich Schuld dar­an ha­be, lin­dert an der Sa­che nichts, und ich fuehl mich ein­gengt von dem Kind des­sen Mutter/ Va­ter ich jetzt sein muss, ich bin im Be­griff wahn­sin­nig zu wer­den« – »Und dass der Schnitt­lauch von ei­nem Gum­mi­band zu­sam­men­ge­hal­ten wur­de, rühr­te mich fast zu Trä­nen« drueckt so­wie mei­nen Zu­stand als die Ko­mik so un­aus­drueck­bar von Ge­fueh­len bes­ses­sen zu sein, den Un­sinn mei­nes Zu­stan­des doch bes­ser aus! – Es ist an die­ser Gren­ze, die­sem Raum zwi­chen be­griff­lich wert­los ma­chen und poe­ti­schem, ziem­lich hilf­lo­sen aus­druecken, dass die­se wun­der­schoe­nen! Ge­dich­te ver­su­chen Luft zu krie­gen, et­was ab­ar­bei­ten auf ih­re Art. Al­so ein ge­lun­ge­nes Me­ta­pher an­statt ei­ner gan­zen Dis­ser­ta­ti­on, das is Ge­nie, die auch sehr aus dem Volk stammt.

    Ja, be­trof­fen bin ich auch, dass dann in Oestreich/Deutschland so­fort der Weih­rauch kommt... im­mer­hin we­nig­stens Ru­he, viel­leicht ein we­nig Be­sin­nung.

    Mein Vor­schlag vor­zu­schla­gen Beckett mal zehn Jah­re zu ver­bie­ten ziehlt auf ei­ne La­ge hin wo:
    [a] Su­san Son­tag- ab­so­lut igno­rant was ei­gent­lich in Yu­go­sla­vi­en da spiel­te – das End­spiel in Sa­ra­je­vo in­sze­nier­te, wohl eher fuer ei­ne Bran­che in der USA als feur die da be­schos­sen wur­den;

    [b] das The­ma des »un­sag­ba­ren« oder »un­be­schreib­li­chen« dass dann im­mer schoen ma­so­chi­stich, al­so mit ver­leug­ne­tem Sa­dis­mus, sich schmueckt – was wenn al­les wirk­lich be­schreibar, und aus­dreuck­bar ist? und es das »Nichts« EIGENTLICH gar nicht gibt?

    [c] dass mich die­ses Mit­tel­al­ter­li­che, nur im­mer wie Ham­let den To­ten­schae­del an­zu­glot­zen, nervt.

    Sonst schaet­ze ich Beckett viel mehr als Hand­ke es tut, was Ador­no ueber Beckett schrieb hat mir sehr ge­fal­len.

    Ich bin mir be­wusst dass all dies nur von In­ter­es­se fuer ei­ne ganz klei­ne Schicht ist. Und dass die­ser Kul­tur Rum­mel – na­ja Hans Johst hat’s schon ge­sagt.

    Der RITT UEBER DEN BODENSEE soll­te man aber wirk­lich
    in den Bou­le­vard auf­neh­men, was die lie­ben Scha­fe dar­an stoert ist na­tuer­lich dass sie da kei­nen Halt mehr an dem ih­nen ein­ge­trich­ter­ten Gei­stes Stan­ge ha­ben, al­so auf duen­nem Eis mal wirk­lich spie­len koen­nen! Das Stueck ist ja klar wie das dur­sich­tig­ste Eis. Dit­to sei­ne STUNDE. Von der Sicht aus ist Hand­ke ja volks­tuem­lich im be­sten Sin­ne, und er weiss schon das Rai­mund sein Vor­fol­ger war.

    Hand­ke hat schon vie­les gross­ar­ti­ges seit sei­ner JUKEBOX ge­schrie­ben, al­les le­sens­wert, aber auch kri­ti­sier­bar, der »Keu­sch­nig« und ich stim­men nicht ueber­ein in un­se­rem Ur­teil ueber MORAWISCHE, aber die­se Sa­che, eher ein ziem­lich ei­gen­ar­tig ver­fer­tig­tes Sam­mel­su­ri­um, ent­haelt vie­le der gross­ar­tig­sten Sa­chen die der Eit­le un­ter Eit­len ver­fasst hat. Ich bin ge­ra­de im Be­griff ei­ne 10 tau­send Wort lan­ge Art Re­zen­si­on dar­ueber zu En­de zu fueh­ren, auf Eng­lisch zwar die ich er­mal auf dem

    http://handke-discussion.blogspot.com/
    ver­oef­fent­lich wer­de.

  18. @Versuch über die Juke­box – @Schnittlauch
    Ja, es stimmt; mir ist Weih­rauch (mei­ner und frem­der; auch ich bin in die­sem ‘Kunst­sy­stem’ drin) in die Na­se ge­stie­gen, ich ha­be Hand­ke ein­fach nicht mehr ge­le­sen; »Juke­box« ist für mich ak­tu­ell, weil es mir lie­be Men­schen, die mei­nen Mu­sik­fim­mel ken­nen, ge­ra­de ge­schenkt ha­ben; was Hand­ke mir jetzt ge­schenkt hat, ist et­was ganz an­de­res, und da­für lie­be ich ihn.
    Kun­zen­dorf; kei­ne Ah­nung; ich ha­be kei­nen Fern­se­her; ich weiß nichts über sie; ich fah­re manch­mal Ta­xi, wür­de sie bei mir ein­stei­gen, wür­de ich sie ret­tungs­los an­schwär­men, für das ei­ne was ich von ihr ge­se­hen ha­be, eben die­sen Hand­ke-Mo­no­log, ist halt so.
    @mikerol69 & Schnitt­lauch
    Ich schei­ne mir im­mer wie­der Ana­ly­ti­ker ‘zu­zu­zie­hen’ und das wohl mit Recht: was so lan­ge im Ge­dächt­nis bleibt, wie ‘mein’ Hand­ke-Schnitt­lauch hat was, und zwar nicht nur mein da­mals ver­ächt­lich ge­mein­tes La­chen. Was Sie jetzt bio­gra­fisch & em­pa­thisch an Hand­ke be­schrei­ben, hat was mit 20 Jah­ren mei­nes Le­bens zu tun, wie auch im­mer, je­den­falls oh­ne Libgart.
    [a] Su­san Son­tag: na­tür­lich für USA, nicht für Sa­ra­je­vo; so klug, so ver­dienst­voll die Frau, und so ent­setz­lich bor­niert. Bloss, was maßt sich ein Öster­rei­cher da ein Ur­teil an, groß ge­wor­den im ‘1. staat­li­chen Op­fer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus’, so et­wa in der omi­nö­sen Mos­kau­er De­kla­ra­ti­on; und wie hat sich das gan­ze Land über Jahr­zehn­te in sei­ner Un­schuld und sei­ner Neu­tra­li­tät ab­ge­putzt; klein und kann nichts da­für, und wir be­tei­li­gen uns doch an kei­nem Krieg, nein­nein. Kotz.
    Kein »End­spiel« in Sa­ra­je­vo, so viel Ei­nig­keit be­steht wohl.
    [b] und [c] Wie mir das na­he geht; To­ten­schä­del an­glot­zen / Ma­so­chis­mus und Sa­dis­mus sind ja wohl so­wie­so eins; der Ver­such un­schul­dig zu blei­ben; ein Va­ter tot, er­mor­det, der an­de­re so klar schul­dig – aber will ich mir vom er­sten be­feh­len las­sen, den zwei­ten ra­che­hal­ber um­zu­brin­gen; ich ha­be doch an­de­res zu tun; Ro­sen­cranz und Gül­den­stern be­sei­ti­gen, Ophe­lia op­fern; kann ich was da­für, dass sie sich er­tränkt? –– war Ham­let viel­leicht ein Öster­rei­cher? Haupt­sa­che Lei­chen­ber­ge am Schluss, und ei­ne Au­ßen­sicht des Fort­in­bras:
    »Er hät­te, wä­re er hin­auf­ge­langt / Un­fehl­bar sich höchst kö­nig­lich be­währt.« Klar doch, To­ten­schä­del an­ge­glotzt und sei­ne Söld­ner­hee­re an­de­re Söld­ner­hee­re ver­nich­ten las­sen, Be­völ­ke­rung ge­plün­dert – aber mit höchst kö­nig­li­cher Me­lan­cho­lie, ha­ben wir doch in Wit­ten­berg stu­diert.
    The rest is si­lence.
    Da trifft sich wohl Shake­speare wie­der mit der tref­fen­den Weih­rauch­pho­bie­ana­ly­se; wenn’s nur ein biss­chen Ru­he und Be­sin­nung bringt; hat Hand­ke auch ge­bracht, und der Schnitt­lauch auf der Schran­ne (dem Salz­bur­ger Wo­chen­markt) hat seit­her was ;–), ganz oh­ne Weih­rauch und auch oh­ne Hä­me.
    Viel­leicht gin­ge es ja doch oh­ne Lei­chen­ber­ge; drum stört’s mich auch nicht, dass ‘wir’ hier sooo ei­ne klei­ne Min­der­heit sind, hat doch je­der sei­ne Lei­chen im Kel­ler; je­de we­ni­ger könn­te ein le­ben­di­ger Mensch mehr sein. Könn­te.
    That f..ing dark­ness at the edge of town! Rasch wie­der ein­krie­gen: was ist das Ge­gen­teil von Idyl­le? Viel­leicht so ein La­men­to.
    Dan­ke für die Le­se­tipps und bit­te mich nicht ernst zu neh­men: Ne­al Ste­phen­son (Ba­ro­que Cy­cle oder Cryp­to­no­mic­on) ist so­was von Nicht-Bou­le­vard (im ‘tabloid’-Sinn), al­so mein Le­se­tipp!

  19. An­schwär­men?
    Ei­nen Fern­se­her brau­chen Sie hier­für nicht. Beim zwei­ten Se­hen er­scheint mir das lei­ern­de, falsch be­to­nen­de von Kun­zen­dorf noch stär­ker. Man hat oft das Ge­fühl, dass sie den »Text« fast auf­sagt (sie kennt ihn – im­mer­hin), aber dies oh­ne jeg­li­che Em­pa­thie. Ihr State­ment, Hand­ke »krat­ze« ein biss­chen an Beckett ist na­tür­lich auch Un­sinn. Man soll­te Schau­spie­ler mehr be­schüt­zen und sie nicht nö­ti­gen, In­ter­pre­ta­tio­nen ab­zu­ge­ben. Aber ver­mut­lich ist das heu­te gar nicht mehr mög­lich.

  20. Wenn mit Idyl­le ein Ide­al ge­meint ist, kann es nicht exi­stie­ren, und dar­auf zu re­kur­rie­ren ist sinn­los – es zu ver­nei­nen eben­falls. Steht sie aber in ir­gend­ei­nem Zu­sam­men­hang mit der Rea­li­tät, dann exi­stiert die Idyl­le nur in Ge­hir­nen (wie Li­te­ra­tur und vie­les an­de­re auch), und dann ist es wie­der­um sinn­los sie zu ver­all­ge­mei­nern oder ab­zu­strei­ten, da dies ein höchst sub­jek­ti­ve Er­le­ben ist.

  21. Idyl­le
    Ich ha­be mich im An­schluss an die Dis­kus­si­on hier in mei­nem ei­ge­nen Blog ein biss­chen in alt­mo­di­sche Uto­pie ver­lo­ren: wemosviewsonsalzburg.blogspot.com.
    Je­doch, Idyl­le ist für mich kein Ide­al; es ist, et­wa bei Hand­kes ‘Schnitt­lauch’, ein Auf­blit­zen in der Wahr­neh­mung, et­was ver­all­ge­mei­ner­bar Sub­jek­ti­ves; nichts exi­stiert nur in mei­nem Schä­del, so ein Aus­nah­me­we­sen bin ich nicht. Wei­ter oben in der Dis­kus­si­on wur­de auf den Ra­di­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus Be­zug ge­nom­men; den ver­ste­he ich ent­spre­chend. Und al­lein, dass mikerol69 und ich über den Schnitt­lauch ei­nen sinn­vol­len Dis­kurs füh­ren konn­ten, zeigt, dass hier nicht der So­lip­si­mus re­giert ;–).

  22. Ja, ein Auf­blit­zen in der Wahr­neh­mung, aber ge­ra­de des­we­gen ab­hän­gig von dem Ge­hirn von dem sie kon­stru­iert wird, von sei­nen Er­fah­run­gen und Be­wer­tun­gen. Idyl­le be­inhal­tet im­mer ei­ne Be­wer­tung ei­ner Wahr­neh­mung, ei­nes Zu­stan­des: Des­halb ist es sinn­los sie un­ab­hän­gig von er­ken­nen­den Sub­jek­ten, von Ge­hir­nen den­ken zu wol­len; es gibt kei­ne Idyl­le, wenn es kei­ne Men­schen gibt die sie den­ken und wahr­neh­men. Na­tür­lich hat Idyl­le et­was wie ein »phy­si­sches Kor­re­lat« (z.B. ei­ne Land­schaft, oder – wie oben an­ge­spro­chen – ei­nen Gar­ten), aber das was ihn zu Idyl­le macht, exi­stiert nicht un­ab­hän­gig von Sub­jekt und Ge­hirn.

    Wenn Idyl­le kein Ide­al ist, was ist sie dann bzw. wie soll­te sie ver­all­ge­mei­nert wer­den, wenn es kei­nen Be­griff (kei­ne idea­le Vor­stel­lung) von ihr gibt? Ich mei­ne es gibt ei­nen Be­griff, ei­ne Idee von dem was ei­ne Idyl­le aus­macht, aber ih­re Kon­kre­ti­sie­rung ist im­mer ei­ne Sa­che des Sub­jekts: Mein Gar­ten* muss we­der von Gre­gor, mik­e­rol oder Dir als Idyl­le er­fah­ren wer­den.

    Ich plä­die­re da­mit nicht für ei­nen So­lip­si­mus, ge­be aber zu be­den­ken, dass es nur schwer mög­lich ist, ob­jek­tiv fest­zu­stel­len, ob ein Dis­kurs sinn­voll ist (auch wenn wir das an­ders emp­fin­den).

    *um das Bsp. von oben auf­zu­grei­fen

  23. Tja, da kommt wohl der Na­tur­wis­sen­schaft­ler da­zu und lehrt uns »Ei­er­köp­fen« (Köpp­nick) wie’s wirk­lich geht.

    Ich glau­be, Dei­ne Idyl­len­de­fi­ni­ti­on ist von der Hand­kes ei­gent­lich nicht so weit weg. Wenn er sagt, es gibt kei­ne Idyl­le so meint er: es gibt nicht das ewi­ge Glück. Es gibt die­sen Glücks­raum, der als Ver­hei­ßung an­ge­prie­sen wird (von Re­li­gio­nen? von Pre­di­gern?) nicht. Es gibt nur ei­nen Mo­ment, den man sel­ber als Mo­ment des Glücks emp­fin­det und das kann mit­ten auf der Au­to­bahn sein oder im Ur­wald oder in ei­nem War­te­raum.

    Wenn Hand­ke nun die­ses »sub­jek­ti­ve Emp­fin­den« an­greift, so will er – ich phan­ta­sie­re jetzt – im­mu­ni­sie­ren ge­gen fal­sche Ver­spre­chun­gen oder auch ein­fach schon Ent­täu­schun­gen.

    Ich mer­ke, es ist schwie­rig. Schwie­ri­ger als ich dach­te. Der Dich­ter hat’s da wohl ein­fa­cher...

  24. @Gregor
    Es gibt nur ei­nen Mo­ment, den man sel­ber als Mo­ment des Glücks emp­fin­det und das kann mit­ten auf der Au­to­bahn sein oder im Ur­wald oder in ei­nem War­te­raum.

    Bis hier­hin un­ter­schrei­be ich (auch wenn ich mich nicht da­zu auf­ge­legt füh­le ir­gend­je­man­dem er­klä­ren zu müs­sen, ob es den ver­hei­ße­nen Glücks­raum tat­säch­lich gibt oder nicht, das muss je­der für sich ent­schei­den).

    Ich mei­ne die­ses mo­men­ta­ne (auch et­was dar­über hin­aus rei­chen­de), si­tua­ti­ve Glücks­ge­fühl ganz gut zu ken­nen (wahr­schein­lich kennt es je­der), aber ge­nau­so ein Ver­lan­gen (?), ein Wol­len, die­ses nach Mög­lich­keit über den Mo­ment hin­aus zu ver­län­gern, es dauerhaft(er) wer­den zu las­sen (oder zu­min­dest häu­fi­ger). Die Ver­spre­chun­gen le­ben wei­ter, weil es die­ses Be­dürf­nis gibt.

    Wenn Hand­ke die fal­schen Ver­spre­chun­gen an­greift, greift er au­to­ma­tisch den letz­ten Rest des­sen an, was uns an Sinn blieb: Das Stre­ben nach Glück (das Ver­spre­chen das wir uns selbst ge­ben). Das ist – wenn ich es rich­tig ver­stan­den ha­be – ra­di­kal, und greift das Le­ben selbst an: Wo­für zahlt es sich sonst noch aus zu le­ben?

  25. Schwär­men – @ Keu­sch­nig
    Hm, ha­be es mir noch ein­mal an­ge­se­hen; kann im­mer noch schwär­men. Na­tür­lich kratzt Hand­ke nicht ‘an Beckett’, so ei­ne klei­ne Schlam­pe­rei kann man Schau­spie­lern durch­ge­hen las­sen, fin­de ich. Und ich fin­de wei­ter­hin kei­ne fal­schen Be­to­nun­gen bei Kun­zen­dorf; da wird manch­mal et­was ge­dehnt, wo wir Ösis viel­leicht nicht deh­nen wür­den, aber sonst?
    Wer sehr wohl an Beckett ‘kratzt’, weil er et­was aus­reizt, ist na­tür­lich der Re­gis­seur; die­se Ver­wand­lung auf of­fe­ner Büh­ne, von Beckett zu Hand­ke ist wohl das Ma­xi­mum, was man tun kann, oh­ne wg. Be­ar­bei­tung Beckett-Auf­füh­rungs­rech­te ent­zo­gen zu be­kom­men.

  26. Das Stre­ben nach Glück greift er gar nicht an. Aber er greift die fal­sche Il­lu­si­on ei­nes dau­er­haf­ten oder gar künst­lich er­schaff­ba­ren Glücks an. Die Idyl­le, die­ser nicht-en­den­de Glück­s­tep­pich, ist ei­ne Ima­gi­na­ti­on; ei­ne täu­schen­de Ima­gi­na­ti­on.

    EIn biss­chen er­ken­ne ich an Hand­kes Äu­sse­run­gen auch Selbst­kri­tik in Be­zug auf sein ar­ka­di­en­haf­tes Ju­go­sla­wi­en...

    @wemo
    Das Schwär­men ist Ih­nen na­tür­lich un­be­nom­men. Und tat­säch­lich kratzt wohl der Re­gis­seur an Beckett (was ja auch in Ord­nung ist).

  27. @Gregor
    Na­tür­lich ist dau­er­haf­tes Glück ei­ne Il­lu­si­on, aber an­de­rer­seits: Was hält uns am Le­ben, als größt mög­li­che Über­ein­stim­mung mit dem ei­ge­nen Han­deln zu er­rei­chen? Und ist das nicht et­was wie Glück?

    Das führt ge­ra­de­wegs ins Ab­sur­de ...

  28. Ge­nau! Das Stre­ben im­pli­ziert aber auch im­mer die Mög­lich­keit des Schei­terns. Und zu­ge­spitzt for­mu­liert: Das Glück ist ja nur als sol­ches er­fahr­bar, weil es kein Dau­er­zu­stand ist. An­son­sten wä­re es ja – be­lie­big.

  29. Viel­leicht er­in­nern sich ei­ni­ge [einst­ma­li­gen?]
    die die Oba­maco­la ge­trun­ken, die auf die­ses Brand her­ein­ge­fal­len,
    ich nenn die­se ja nicht beim Na­men, an den Hand­ke Satz:
    »Hoff­nung ist der fal­sche Flue­gel­schlag.«

    So jetzt zu­rueck zur zwei­ten Le­sung der MORAWISCHEN NACHT, wie das Biest da auf den er­sten und letz­ten hun­dert Sei­ten shrivt und was er da auch da ein­mal in dem Ga­li­zi­en Ka­pi­tel macht, ist ein­fach un­ge­heur­lich, wahr­lich toll„ er hat ei­ne ganz neue Art klas­sisch zu schrei­ben ge­fun­den; aber da mit dem Grund dass er nicht mit den Wei­bern aus­kommt schum­melt er, und kriegt was auf den Deckel, der Ba­stard, der da schein­bar ein un­ehe­li­ches Kind in Krk/ Cor­du­la hin­ter­las­sen hat; sein wirk­li­cher Va­ter, der Schoen­herr, hat sich ja um sei­ne un­ehe­li­ches Kind in Grif­fen ge­kuem­mert. Wenn man das In­te­view liest kommt es so vor als ob er mit der zwei­ten Frau, der So­phie Se­min die ihm bei den Pro­ben von DAS SPIEL ZUM FILM UEBER DEN KRIEG da­von ge­lau­fen [in Mo­ra­wa laesst er sie ihn als »kal­tes Ka­da­ver« be­zeich­nen, was si­cher­lich zu­trifft – er selbst schon bei ei­ner Ser­bin und dann mit Kat­ja Flint ei­ni­ge Jah­re lang, aber nicht zu­sam­men­le­bend] als die Frau sei­nes Le­bens, und auch die­je­ni­ge die da an Bord auf dem Schiff ist.
    Wer hat wen ge­zaehmt??? Auch so ne’ Soap Ope­ra!

  30. Ja, das Schummeln...Handke hat ir­gend­wann ein­mal sinn­ge­mäss ge­sagt, ein Ro­man sei auch im­mer ein biss­chen lü­gen.

    Ich hal­te die »Mo­ra­wi­sche Nacht« für ei­nen ganz gro­ssen Wurf. Und ich wie­der­ho­le mei­ne Äu­sse­rung hier auch so­zu­sa­gen öf­fent­lich: (Fast) je­der Schrift­stel­ler be­kommt für solch ein Buch al­lei­ne schon den No­bel­preis.

  31. In der theo­re­ti­schen Be­trach­tung, der fal­sche Flü­gel­schlag, ja ... aber wie soll man oh­ne Hoff­nung le­ben? Wie han­deln, oh­ne auf das Er­rei­chen des an­ge­streb­ten Re­sul­tats zu hof­fen, zu­min­dest im­pli­zit? Das er­scheint fast un­mög­lich.

  32. Flü­gel­schlä­ge
    Ich glau­be Pe­ter Hand­ke lebt auch von sei­nen Hoff­nun­gen, sonst schrie­be er kei­ne ein­zi­ge Zei­le mehr. Mir klingt das nach dem Ver­such zu ei­ner »poe­ti­schen Po­si­ti­on«, ei­nem Weit Drau­ßen. Die­se Po­si­tio­nen müs­sen sach­lich nicht un­be­dingt nach rich­tig oder falsch klin­gen.

     

  33. Ja, das mit der »poe­ti­schen Po­si­ti­on« kann stim­men. Ei­ne Art Selbst­ver­ge­wis­se­rung...

    Zur Hoff­nung die­ser Apho­ris­mus von Nietz­sche:

    Pan­do­ra brach­te das Fass mit den Übeln und öff­ne­te es. Es war das Ge­schenk der Göt­ter an die Men­schen, von Au­ßen ein schö­nes ver­füh­re­ri­sches Ge­schenk und »Glücks­fass« zu­be­nannt. Da flo­gen all die Übel, le­ben­di­ge be­schwing­te We­sen her­aus: von da an schwei­fen sie nun her­um und tun den Men­schen Scha­den bei Tag und Nacht. Ein ein­zi­ges Übel war noch nicht aus dem Fass her­aus­ge­schlüpft: da schlug Pan­do­ra nach Zeus’ Wil­len den Deckel zu und so blieb es dar­in. Für im­mer hat der Mensch nun das Glücks­fass im Hau­se und meint Wun­der was für ei­nen Schatz er in ihm ha­be; es steht ihm zu Dien­sten, er greift dar­nach: wenn es ihn ge­lü­stet; denn er weiß nicht, dass je­nes Fass, wel­ches Pan­do­ra brach­te, das Fass der Übel war, und hält das zu­rück­ge­blie­be­ne Übel für das größ­te Glücks­gut, — es ist die Hoff­nung. — Zeus woll­te näm­lich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die an­de­ren Übel ge­quält, doch das Le­ben nicht weg­wer­fe, son­dern fort­fah­re, sich im­mer von Neu­em quä­len zu las­sen. Da­zu gibt er dem Men­schen die Hoff­nung: sie ist in Wahr­heit das übel­ste der Übel, weil sie die Qual der Men­schen ver­län­gert. (hier steht’s im Netz)

    Das »übel­ste der Übel« – und den­noch ver­mut­lich le­bens­not­wen­dig.

  34. Das Hand­ke »Flue­gel­schlag« Zi­tat stammt aus »Ueber die Doer­fer« [1981/2]
    das ja viel Nietz­che ent­haellt, und mit ei­nem Nietz­che Zi­tat aus­ge­stat­tet ist, so un­ge­faehr, sehr so... « die hel­len lang­sa­me Ge­sprae­che der Land­be­woh­ner...« und Cre­dence Cle­ar­wa­ter Re­vi­val »Rol­ling on the Ri­ver«....

  35. Ja, das sagt No­va ziem­lich zum Schluss: Die Ru­he ist nur epi­so­disch: die Le­ben­den sind die ewig Ge­trie­ben. Was ge­ra­de noch der An­fangs­baum ei­nes Hains war, löst sich beim näch­sten Blick auf in das Nichts und die rie­seln­den Brun­nen stür­zen um zu Bar­ri­ka­den. Die Hoff­nung ist der fal­sche Flü­gel­schlag. Das wü­ste Seuf­zen im Vor­bei­ge­hen, links und rechts, ist nicht über­hör­bar. Die Freu­de­ver­der­ber sind über­all, und der ärg­ste von ih­nen ist durch das ge­glück­te­ste Le­ben nicht weg­zu­den­ken [...] Nein, wir kön­nen nicht nichts sein wol­len.

    Das Nietz­sche-Zi­tat aus Ec­ce-ho­mo, wel­ches Hand­ke dem Stück vor­an­stellt lau­tet »Ei­ne zärt­li­che Lang­sam­keit ist das Tem­po die­ser Re­den.« – Das ist fast ei­ne Re­gie­an­wei­sung.

    [EDIT: 2009-08-22 11:04]

  36. #34
    Poe­ti­sche Po­si­ti­on hin oder her ... wer hat et­was da­von wenn die ir­gend­wo im Raum schwebt?

    Nietz­sche war dies­be­züg­lich hell­sich­tig: Ich ma­che mir aus ei­nem Phi­lo­so­phen ge­ra­de so viel als er im Stan­de ist ein Bei­spiel zu ge­ben (Un­zeit­ge­mä­ße Be­trach­tun­gen, Drit­tes Stück, 3)

  37. @ »...wenn hat et­was da­von wenn die ir­gend­wo im Raum schwebt?«
    Viel­leicht der, der sie als Ein­la­dung oder An­ver­wand­lung nut­zen kann, sich in sei­nen ei­ge­nen Po­si­tio­nen mal ver­suchs­wei­se da­hin zu er­wei­tern?

     

  38. @Metepsilonema
    Nietz­sche lässt sich na­tür­lich im­mer vor­treff­lich zi­tie­ren (auch und ge­ra­de ge­gen sich selbst). Die­ses »Übel« der Hoff­nung – es scheint mir je­doch seh rtref­fend, wenn die Hoff­nung zum ein­zi­gen Le­bens­sinn ge­rinnt...

  39. #9
    »Und dass der Schnitt­lauch von ei­nem Gum­mi­band zu­sam­men­ge­hal­ten wur­de, rühr­te mich fast zu Trä­nen.«

    Ich weiß auch nicht war­um, aber mir fällt da­zu Jean Paul ein, der in sei­ner ‘Vor­schu­le zur Äs­the­tik’ (§ 73) die Idyl­le de­fi­niert als das ‘Voll­glück in der Be­schrän­kung’.

  40. »Schö­ner Ge­dächt­nis­fund.« Ja, find ich auch!
    Und bei­des steckt ja auch drin, in je­der­mann, Voll­glück wie Be­schrän­kung. (Aber da wuss­te J.P. ja sehr gut Be­scheid.)

     

  41. #39 / # 40 – @ en-pas­sant & Gre­gor
    Selbst­ver­ständ­lich, aber ge­nau das ist ja das Pro­blem: Wenn ich die ei­ge­ne Po­si­ti­on zu er­wei­tern ver­su­che, und se­he, dass es nicht klap­pen kann, wenn es ge­lebt wer­den soll (und ob­wohl ich die­ser hoff­nungs­lo­sen Po­si­ti­on sehr viel ab­ge­win­nen kann), dann zer­rinnt mir »al­les« un­ter den Fin­gern: Wenn all die Hoff­nungs­lo­sig­keit ge­gen die ei­ne, gro­ße ge­rich­tet ist, wenn es das ist, in Ord­nung, aber ge­ra­de das scheint das aus­führ­li­che­re Zi­tat nicht zu mei­nen, und ich fra­ge mich, war­um die­ser Wi­der­spruch (schein­bar?) über­gan­gen wird (ich kann das für Hand­ke nicht be­haup­ten, weil ich sein Werk schlicht nicht ken­ne).

  42. »Ze­rin­nen«?
    Ja, ge­lebt wer­den – wenn man die­sen An­spruch hat, ist es na­tür­lich schwer. Aber was heißt das? Das muss ja nicht in je­dem Fall de­fi­niert (be­kannt) und ver­bind­lich sein – es wä­re „Le­ben“ die Ent­wick­lung da­hin sel­ber.

    Ich weiß von mir sel­ber, dass ich an „Po­si­tio­nen“, die ich im Auf­schein von an­de­ren mu­ti­gen Sub­jek­ti­vi­tä­ten er­ken­ne, auf je­den Fall ge­win­ne, schon weil sie die­se von mir nach­zu­spü­ren­de Er­wei­te­rung per se sind. Wo­hin ist erst mal fast gleich­gül­tig – die Selbst­pro­jek­ti­on in die­sen Raum da­hin (selbst wenn er un­be­kannt ist) fin­det statt. Und da­mit auch mit­tel­bar, sie zu er­le­ben (et­wa in­dem ich sie – so­gar un­merk­lich – um­set­ze).

    („Hoff­nung“ ist da, glau­be ich, et­was nicht nö­tig Mit­zu­be­den­ken­des – sie wirkt eben­so mit­tel­bar un­mit­tel­bar.)

     

  43. @en-passant
    Poe­tik, Li­te­ra­tur, Phi­lo­so­phie, sie al­le gibt es doch nur weil sie in ei­ner Be­zie­hung zu dem ste­hen, was man Le­ben nen­nen kann; die Fra­gen die ge­stellt, und die Ant­wor­ten die viel­leicht ge­ge­ben wer­den, ha­ben Ver­bin­dung mit dem was uns um­gibt, ja sie ent­ste­hen in Aus­ein­an­der­set­zung da­mit. Ich mei­ne ja nicht, dass man selbst al­les le­ben muss, aber die Mög­lich­keit ei­ner (wie auch im­mer ge­ar­te­ten) »Um­set­zung«, soll­te ir­gend­wie ge­ge­ben sein. Das klingt jetzt ver­mut­lich recht selt­sam (ich mei­ne auch kei­ne An­lei­tung oder Le­bens­hil­fe), da­her ein Bei­spiel: Was Gre­gor un­längst über Slo­ter­di­jk (trotz al­ler Be­den­ken, die wir dis­ku­tier­ten) schrieb, ver­mit­telt, dass hier durch­aus Rück­wir­kun­gen und Än­de­run­gen mög­lich sind – Wil­le, Ernst und Kon­se­quenz vor­aus­ge­setzt. Gut, man kann die poe­ti­sche Po­si­ti­on als ein Ide­al se­hen, und die Ent­wick­lung da­hin als Auf­ga­be not­wen­di­gen Schei­terns ... dann bleibt ein Hin­ter­tür­chen of­fen. Die Kurz­fas­sung, ist viel­leicht fol­gen­de, und ich mei­ne das durch­aus auch selbst­kri­tisch: Am Tisch, im Lehn­stuhl oder auf dem So­fa (und in blogs) lässt sich gu­tes, wah­res, rich­ti­ges, schö­nes, scheuß­li­ches, etc. dich­ten, schrei­ben, ver­fas­sen ... aber wor­in un­ter­schei­det es sich von ei­ner wohl­fei­len Po­lit­re­de vor ei­ner Wahl und dem Han­deln da­vor oder da­nach? Un­merk­li­che, lang­sa­me Än­de­run­gen durch das Ge­le­se­ne? Ich weiß nicht ...

    [EDIT: 2009-08-24 00:43]

  44. Um auf Keuschnig’s Ur­teil , MORAWISCHE NACHT sei ein gro­sser Wurf, zu­rück­zu­kom­men.
    UEBER DIE DOERFER ist ein wahr­lich gro­sser Wurf. Wenn man Handke’s GESCHICHTE DES BLEISTIFT’S
    liest be­merkt man wie aus­führ­lich die­ser ge­ni­al ta­len­tier­ter Speer­wer­fer [das nennt er sich auch manch­mal!] sich dar­auf vor­be­rei­tet hat. Es steck sehr viel Ueber­le­gung über Goe­the und Eu­ri­pi­des da drin, Shake­speare hat­te Hand­ke
    schon in­tus von ganz früh. Ich auch, da ich ei­nen Shake­speare Narr als Stief­va­ter hat­te.
    Auch über Rhyt­mus, je­der der Cha­rac­te­re hat ja sei­nen ei­ge­nen Duc­tus, an­statt sa­gen wir Dia­lek Merk­ma­le.
    MORAWISCHE ist nur gro­sser Wurf in Hin­sicht auf den da lang­sam wir­bel­en­den – ich nen­ne es
    »stri­de pia­no« – Art und Wei­se wie er schreibt, das ei­nem selbst so ei­ne Lust am rei­nen Schrei­ben
    macht, dass man kaum be­fürch­ten muss das das Biest da­mit nicht wei­ter­macht. Ich kom­men­tie­re
    die­sen Stil ge­naue­stens dann in dem bal­di­gen 15 k Wor­te lan­gen End Kom­men­tar nach der zwei­ten Le­sung
    http://handke-discussion.blogspot.com/
    An­sonst: ein gross­ar­ti­ges er­stes Ka­pi­tel, ge­setzt wie von dem Re­stau­ra­teur in der NIEMANSBUCHT [was auch ein
    gro­sser Wurf ist] aber wir wis­sen nie wer die­se Gä­ste sind des­sen Emp­fang des­sen was der »eh­mah­li­ge Au­tor er­zählt uns ein »wir« [auch manch­mal als »ich« er­zäh­len­der Freund aus Po­ro­din] wie­der er­zählt, wor­über er Be­richt er­stat­tet. Nach der Ein­füh­rung in die Nacht, kommt die­se Ko­so­vo Bus Fahrt [an sich gross­ar­tig] mit des Busfahrer’s wü­ten­dem »Apa­che« Teil, dann gehts nach Cordula/ Krk [an sich auch ganz schoen au­sser das Hand­ke, ein Ba­stard, sich da als Ba­stard­ma­cher ent­puppt und nicht viel Ge­dan­ken dar­über äu­ssert, oder we­nig­stens fragt was denn aus dem Kind ge­wor­den ist!, aber im­mer­hin, schon die er­ste Ge­lieb­te wird spä­ter Er­i­nye]; dann gehts nach Nu­man­cia und ei­nem ab­so­lut vir­tuo­sen Re­cit – der­art Hand­ke schon seit lan­ger Zeit im­mer wie­der in sei­ne Ro­ma­ne ein­schiebt – dies­mal über den Lärm, und dem Gang ueber ei­ne Ebe­ne mit dem Nu­man­cia Dich­ter; dann sind wir im Nord­we­sten von Spa­ni­en in Ga­li­zi­en, wir tref­fen die Ge­heim­nis­vol­le [so ’ne Diot­ima Fi­gur scheint’s mir], die schein­bar die sel­be ist die da im Hin­ter­grund auf dem Boot kocht und die Gä­ste be­wir­tet, und hie und dann et­was äu­ssert; und die Spra­che wum­mert wie ei­ne zer­bre­chen­de Eis­decke wie nie je vor­her; dann im Harz, der Ge­gend aus der Handke’s
    leib­li­cher Va­ter, Schoen­herr stammt [den Hand­ke aber doch kann­te, sie­he WUNSCHLOSES UNGLUECK und
    sei­ne Rund­fahrt mit ihm, der al­so mit sei­ner Mut­ter Ma­ria Sivec die er nicht hat hei­ra­ten koen­nen da er selbst schon ver­hei­ra­tet war, und mit an­de­ren Kin­dern, in Ver­bin­dung ge­blie­ben ist/ war [al­so hat Hand­ke noch an­de­re Halb-Ge­schwi­ster au­sser den bei­den von Herrn Hand­ke mit Ma­ria Sivec ge­mach­ten!].

    Dann kommt die zwei­te Hälf­te des Buchs, vom Rand von Wien, per ei­nem ima­gi­nä­ren
    Zwie­ge­sprach mit Rai­mund dann zu­rück zur Hei­mats­ge­gend, Graz, Kla­gen­furtz, Grif­fen. Salz­burg wird
    nicht ein­mal er­wähnt trotz­dem Hand­ke da doch sie­ben Jah­re ge­lebt und ge­wan­dert ist, war­um wohl?
    Auch der Ort der Fu­rie, der Er­i­nye, der Ma­rie Col­bin die er zu­gibt fer­tig ge­macht zu ha­ben und hat
    toe­ten wol­len, und dann auch im Ima­gi­nä­ren wirk­lich tut auf dem Rück­weg nach Grif­fen!
    Die­se Hand­ke­sche Bru­ta­li­tät scheint ja nie­mand au­sser Ma­ria Col­bin, und ei­ni­gen an­de­ren Frau­en und mich auf­zu­re­gen! Man soll sich doch mal an­schau­en was fuer ein zar­tes We­sen die Col­bin ist, nicht zu ver­glei­chen mit
    der Mo­reau die den Hand­ke schein­bar ver­dro­schen hat!, die Col­bin ist dann ja an die Oef­fent­lich­keit
    ge­tre­ten mit ih­rer Sto­ry und da­zu nimmt Hand­ke jetzt un­ge­fähr 15 Jah­re spä­ter Stel­lung in MORAWISCHE.
    Und luegt ueber den Grund war­um er ein Frau­en­schlä­ger ist, da er sich und was er als Kind er­lit­ten
    hat, da er das nicht ver­steht und auch nicht ver­ste­hen will, hat eben im­mer noch die Decke ueber dem Kopf.
    Und ich find auch STUNDE ALS und DAS SPIEL VOM FRAGEN fuer gro­sse Wür­fe, das letz­te ins­be­son­ders
    da ich von Ant­wor­ten le­be und auf ihen schlid­de­re und mich Mu­sil, der Phy­si­ker, in­ter­res­sier­te we­gen sei­ner
    Idee das Poe­sie ge­nau sein koen­ne wie die Phy­sik, al­so pre­cise. Da­nach ist so was wie KUNST DES FRAGENS be­son­ders
    schoen wenn man mal im Quark Be­reich ge­ar­bei­tet hat. DEL GREDOS auch gro­sser Wurf.

    Die Col­bin ver­folgt Hand­ke durch vie­le sei­ner Bue­cher, taucht schon im CHINESE DES SCHMERZENS auf, noch mehr
    in dem NIEMANNSBUCH, und stei­gert sich zur Wahn­sinns Pa­ra­noi Fi­gur in MORAWISCHE, die Pa­ra­noia ueber­stei­gert wohl auch aus no­ve­li­sti­schem Grund [?], des Ef­fects we­gen [?}. Mei­ne Serbsche »Grape­vi­ne« laesst mich wis­sen, zwit­chert mir zu, dass die schoe­ne Ma­rie den Hand­ke per­soen­lich ver­folgt hat in Salz­burg, sie kann­te sei­ne Rou­ti­ne, sei­ne Knei­pen, so dass er hat au­sser­halb hat ge­hen mues­sen wie im NACHMITTAGS ei­nes {!]} SCHIFTSTELLERS be­schrie­ben um sich mit Scher­bi­schem Freun­den zu tref­fen! Hand­ke ist lei­der auch ein ziem­li­cher Dunkle­man, man le­se nur DOERFER, hin­ter all der schoe­nen Poe­sie und dem My­thi­schen steckt ein Stueck per­soen­li­ches, das auf die­se Art trans­fi­gu­riert geau­e­s­sert wird. Auf sol­che Art ist er vol­kom­men ehr­lich.
    Man koenn­te es so sa­gen: Hand­ke lei­det an ver­wun­der­ter Ei­tel­keit. Da kommt ein Zi­tro­nen­fal­ter vor­bei, der Wind ei­nes Flue­gel­schlags zer­rueckt ihm ein schoe­nes Haar, Wut­an­fall, hu­mor­los wie der Tod. Was die Col­bin über ihn los­ge­las­sen stimmt lei­der al­les, nur dass sie die­ses, aus ver­staend­li­chem Res­sen­ti­ment als aus­ge­beu­te und ty­pisch ver­nach­laes­sig­te und ge­schla­ge­ne Frau. äu­ssert, oh­ne Ver­ständ­nis fuer den Ei­tel, der Geil­heit die da­zu ge­hoert sol­che Sa­chen zu schrei­ben. Ich selbst – ab sa­gen wir 1976 – woll­te so we­nig wie moeg­lich al­lein mit dem Kerl , such­te im­mer so­fort ei­nen drit­ten da ein­zu­schal­ten, es mach­te mir Angst wie nur bei Ge­walt­tae­tern und Gross­kri­mi­nel­len, Moer­dern und so mit den mich der Zu­fall des Le­bens in Kon­takt ge­bracht hat. Der Wen­ders sag­te mir auch hier in Se­at­tle als wir uns über Hand­ke un­ter­hiel­ten, dass er die die am näch­sten ste­hen im­mer schwer ver­wun­det. Stimmt, sei­ne Tra­go­die, nicht mei­ne.

    All die­se ver­schie­den Tei­le, als Weg­sta­tio­nen ei­ner Rund­fahrt be­zeich­net, und Phan­ta­sie Be­geg­nun­gen, ha­ben nicht sonst
    mit ein­an­der zu tun; als Ad­di­ti­on bil­den die­se Tei­le kei­ne groe­sse­re Sum­ma, es blei­ben nur Tei­le, MORAWICHE ist ein Sam­mel­su­ri­um von an­de­ren Sa­chen die Hand­ke aus sei­nem au­to­bio­gra­phisch an­ge­leg­ten Werk bis da­hin noch nicht vor­ge­zeigt und ve­ra­delt hat­te, an den Mann ge­bracht hat­te; in fa­bel­haf­tem Stil zu­sam­men­ge­schrie­ben. Der an­geb­li­che »Er­zäh­ler« , Wie­der­ge­ber, des­sen was der »eh­mah­li­ge Au­tor« er­zählt, re­ga­giert kaum dar­auf, macht sich kei­ne Ge­dan­ken, auch die ver­sam­mel­te Nacht­ge­sels­haft nicht, auch nicht un­ter­ein­an­der. Die gan­ze Sa­che ist ein Ve­hik­le
    äu­e­s­sert schoen, en­gel­haft ge­schrie­ben! Zum gro­ssen Wurf muess­te es tief­schür­fen­der sein, mehr Ge­fuhl drin stecken, mehr Ge­fühl Nach­hall ha­ben – na­tür­lich im­mer noch im­mer die Hei­de­wut über den Zer­fall von Yu­go­sla­vi­en und den Ko­so­vo, die ein­zi­ge wahr­lich mensch­li­che Be­geg­nung ist mit der jun­gen Le­se­rin im Zug nach Graz.

    Fuehr das Kom­men­tar, um es zu En­de zu brin­gen bis zum Er­schei­nen der Ame­ri­ka­ni­schen Aus­ga­be
    in ein Paar Jah­ren, hab ich mir den deutsch­spra­chi­gen Emp­fang des Buchs an­ge­schaut, Hand­ke ist
    seit ein paar Jah­ren net­ter ge­wor­den, er macht auf nett, so­gar dem Deut­schen Feuil­lo­ton ge­gen­über; und
    der Emp­fang ist es auch, nur ein Herr Rutsch­ky riecht da ei­ne Rat­te ir­gend­woh, da­für krieg Herr Rut­ch­ky ei­nen Rat­ten­schwanz von mir.

  45. #15 – Kehl­manns Air­play
    Zu dem In­halt der Re­de kann ich nicht viel mei­nen,.. au­ßer dass die Auf­merk­sam­keit, die sie er­fah­ren hat, et­was über­groß aus­ge­fal­len ist. Er ge­riert sich als Ta­bu­bre­cher, der end­lich aus­spricht, was oh­ne­hin je­der denkt: dass die­ses Thea­ter un­er­träg­lich ist. Und trifft so auch ei­nen Punkt, bei dem sich das Feuil­le­ton ans Bou­le­vard schmie­gen könn­te, um mit Häns­chen Mül­ler ein­zu­stim­men: Ja, es ist ekel­haft!
    Nun, das ist schon ein bö­se Un­ter­stel­lung, die auf die Zu­stim­mung hier (Keu­sch­nig) nicht passt (der At­mo­sphä­re der Kom­men­ta­re nach wähnt man sich hier schon bei­na­he in in­tel­lek­tu­ell-woh­lig-war­men Ar­ka­di­en – das klingt jetzt iro­ni­scher als es ge­meint ist..)
    *
    Und wenn ich doch et­was mei­nen soll­te, ja dann wür­de ich wohl auch der Werk­treue zu­eig­nen, muss ich doch zu­ge­ben, bei al­lem an­der­wei­ti­gem Hang zur ‘Avant­gar­de’. Was mich al­ler­dings an Kehl­manns Re­gie­thea­ter­kon­struk­ti­on ir­ri­tiert, ist die la­ten­te Ver­schwö­rungs­theo­rie. Er re­det von ei­ner Über­macht der Re­gie­thea­ter­re­gissue­re, die je­den Kri­ti­ker mund­tot ma­chen wür­den – als sei dies schon Be­weis ge­nug da­für, dass er recht ha­be. Das stinkt mir von der rhe­to­ri­schen Fi­gur schon zu sehr nach dem häss­li­chen Hil­fe-ich-wer­de-ver­folgt-Furz, den vor kur­zem ein Spie­gel­re­dak­teur hin­ter­las­sen hat (»Un­ter Lin­ken«, Jan Fleisch­hau­er). Viel­leicht ist die Ana­lo­gie über­zo­gen, und man soll­te so nicht den Dis­kus­si­ons­im­puls dis­kre­di­tie­ren, der von der Kehl­mann­schen... wie dem auch sei!

  46. #49 – @Phorkyas
    Aber dass gro­sse Tei­le des­sen, was man (ver­kür­zend) »Re­gie­thea­ter« nennt, un­er­träg­lich ist, muss doch von de­nen, die von die­ser Kon­struk­tio­nen pro­fi­tie­ren auf’s Hef­tig­ste ge­leug­net wer­den (und wird es auch zum gro­ssen Teil – man se­he die Re­ak­tio­nen im Feuil­le­ton). Da kommt ganz schnell der Vor­wurf des Spie­ßer­tums oder ein­fach des ein­ge­grenz­ten Ho­ri­zonts (nicht von Ih­nen).

    Ei­ne wie auch im­mer ge­ar­te­te Ver­schwö­rungs­theo­rie bei Kehl­mann ver­mag ich nicht zu er­ken­nen. Er be­schreibt Struk­tu­ren (wie Sie es nen­nen, die »Über­macht der Thea­ter­re­gis­seu­re«). Dass hier­aus kau­sal et­was folgt, wä­re na­tür­lich Un­sinn, wenn er es denn so be­haup­ten wür­de. Na­tür­lich ist der Ver­folg­te nicht per se des­we­gen un­schul­dig (oder schul­dig).

    Mein Pro­blem wä­re nicht, dass die Kri­ti­ker mund­tot ge­macht wür­den (was ich aber letzt­lich nicht be­ur­tei­len kann), son­dern das sich die Kri­ti­ker in fast blin­der Af­fir­ma­ti­on dem Gen­re ge­gen­über zei­gen (und es mit Klau­en ver­tei­di­gen).

    Und ei­gent­lich sind die »Be­schwer­den« über das Thea­ter nicht neu. Al­lei­ne: sie drin­gen nicht durch, weil der Ap­pa­rat noch­ei­ni­ger­ma­ßen funk­tio­niert. Ver­mut­lich so­lan­ge, bis der letz­te Be­su­cher ge­gan­gen ist.

  47. Des­we­gen
    http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,24228,00.html
    »Ich hö­re noch mei­nen Kopf auf den Stein­bo­den knal­len. Ich spü­re noch den Berg­schuh im Un­ter­leib und auch die Faust im Ge­sicht... So­lan­ge es Män­ner gibt auf die­ser Welt – Män­ner wie Dich – ein­äu­gig, un­nach­gie­big, macht­hung­rig und Ego-breit – wird es auch Waf­fen ge­ben und so­mit Krie­ge... Wer bist Du denn, daß Du Dich so wich­tig nimmst? Bist we­der groß, noch edel oder gar be­schei­den und auf­rich­tig. Ein eit­ler Schrei­ber bist Du, der sich sonnt in der Rol­le des ‘ein­sa­men Ru­fers.’... Ir­gend­wie wirst Du die­sem Krieg dank­bar sein, denn er be­frie­digt auf per­ver­se Wei­se Dein un­still­ba­res Ver­lan­gen nach öf­fent­li­cher An­er­ken­nung.«
    und weil der Lüg­ner dies in der Mo­ra­wi­schen zu­gibt und zu sel­ben Zeit ver­sucht zu über­tu­schen.

  48. Lie­ber Freund, Sie wer­den doch ei­nen Ro­man nicht als rea­les Stück über­set­zen wol­len? Hand­ke spricht bei Li­te­ra­tur sel­ber vom »lü­gen«. Was soll die­se Schär­fe? Man ge­winnt da­mit nichts. Und die­se bil­li­ge »Spiegel«-Schlagzeilenentrüstung ist doch nur lang­wei­lig. Un­ge­fähr so lang­wei­lig, als spü­re man heu­te den 1945 17jährigen nach ei­ner ir­gend­wo fest­ge­stell­ten Par­tei­mit­glied­schaft nach.

  49. Mal WUNSCHLOSES UNGLUECK wie­der le­sen lie­ber Keu­sch­nig
    Von we­gen Ro­man. Hand­ke schreibt nichts als als Ro­ma­ne ver­heim­lich­te ver­oef­fent­li­che au­to­bio­gra­phi­sches, kaum ver­schlues­selt.
    Als ob Frau­en zu schla­gen oder un­ter Pa­ra­noia von Ver­fol­ge­rin­nen zu lei­den ein Me­ta­per fuer was oder ir­gend­et­was all­ge­mei­nes wae­ren.
    Sie­he, KURZER BRIEF, da ver­folgt ihn die Libgart, eher emo­tio­nal, ich hab das ja in New York mit er­lebt wie mi­se­ra­ble
    er die Frau be­han­delt hat, dass die­ser ra­san­te Schau­spie­le­rin ihm dann weg lau­fen wuer­de war zu er­war­ten, und dann ist
    das »das schlimm­ste was mir im Le­ben pas­siert ist« und man be­geht bei­nah Selbst­mord, und haet­te es viel­leicht auch
    ge­tan wenn es nicht das ret­ten­de [aber ge­schla­ge­ne] Kind ge­ge­ben haet­te!
    Dies im MORAWISCHEN ist ja sei­ne Stel­lungs­nah­me zu der oef­fent­li­chen Kla­ge von Ma­rie Col­bin, die ihn dann in Salz­burg
    da­nach wirk­lich ver­folgt hat da sie, ein­ma­li­ge Le­bens­ge­faehr­te, sei­ne Rou­ti­ne kann­te, es gibt ja viel an­de­re ge­schla­ge­ne,
    in der KINDERGESCHICHTE gibt er zu sei­ne zwei­jaeh­ri­ge Toch­ter ge­schla­gen zu ha­ben – ich hab die Ami­na in ih­ren
    frue­hen Jah­ren er­lebt, ein schwer ve­stoer­tes Kind; and dann schreibt der Hand­ke dass ihm die Hun­despra­che der The­ra­pie
    zum Kot­zen ist wenn Frau­en sich bei ihm be­schwe­ren ob sei­ner Er­zie­hungs­me­tho­den – t’­ja da lie­ber ein biss­chen Hunds­spra­che
    als nur so wun­der­bar schoen schrei­ben. Ist ja sel­ber ge­schla­gen als Kind ge­wor­den, hat zehn Jahr lang zu­ge­se­hen wie
    der bru­ta­le Stief­va­ter Bru­no Hand­ke die Ma­rie Sivec ge­schla­gen und ver­ge­wal­tigt hat, ein Wun­der ei­gent­lich dass trotz­dem so­viel
    schoe­nes und lie­bes in dem Kerl und sei­nen Sa­chen steckt. Und die er­ste Lie­be in Cor­du­la hat der Ba­stard, das un­ehe­li­che
    Kind das Hand­ke ist, dann schein­bar im Stich ge­las­sen, schlim­mer als Herr Schoen­herr, sein ech­ter Va­ter, die Ma­ria Sivec
    be­han­delt hat, mit der er ja in Ver­bin­dung ge­blie­ben ist, sonst haet­te die­ser wirk­li­che Va­ter ihn ja nicht auf Ab­itur Rei­se
    mit­neh­men koen­nen. Viel­leicht soll­te der lie­be Keu­sch­nig das WUNSCHLOSE UNGLUECK mal Zei­le fuer Zei­le
    wie­der­le­sen!

  50. Soll­te eh je­der im­mer wie­der tun
    Wunsch­lo­ses Un­glück le­sen, näm­lich.
    Im Über­flie­gen der neu­en Bei­trä­ge den­ke ich, man soll­te Hand­ke we­der aus sei­ner Bio­gra­fie noch aus sei­ner Bru­ta­li­tät ‘ei­nen Strick dre­hen’. Bru­tal sind vie­le, de­pres­siv oder sonst­wie ‘ge­stört’ auch – man­che ma­chen et­was da­mit; Hand­ke zB gro­ße Li­te­ra­tur. Ob das den Men­schen um ihn rum hilft, weiß ich nicht, dem Le­ser je­den­falls schon.

    [EDIT: 2009-08-28 07:17]

  51. # 50 – Phan­tom­su­che
    In mei­nem Pro­vinz­nest ist mir noch kein Re­gie­thea­ter un­ter­ge­kom­men. Ei­ne Vor­stel­lung nur ha­be ich er­lebt mit Vi­deo­lein­wän­den und al­ler­lei mon­dä­nem Quatsch. Die ‘hip­pen’ Ele­men­te wur­den be­zie­hungs­los in den Raum ge­wor­fen und zeug­ten mei­ner Mei­nung nach von der Ziel­lo­sig­keit der Re­gie. Aber das ist ja mit »Re­gie­thea­ter« nicht ge­meint, da­zu war die In­sze­nie­rung wohl zu harm­los (von Ge­halt und Mach­art viel­leicht wie die­se net­ten, bun­ten Hoch­glanz­bei­la­gen bei Zeit oder Süd­deut­sche, die den glei­chen gei­sti­gen Sät­ti­gungs­grad hin­ter­las­sen wie ein Mc­Do­nalds-Bur­ger.. und wohl schon bald nicht mehr von der rest­li­chen Zei­tung zu un­ter­schei­den sein dürf­ten). Eher wür­de wohl so ein Ram­pen­sau wie der La­win­ky da rein­pas­sen. Oder die Bil­der, die ich ir­gend­wann ein­mal von ei­ner Othel­lo­in­sze­nie­rung ge­se­hen ha­be, bei der ein blau­ge­färb­ter Halb­nack­ter ei­nen Teil der Vor­stel­lung vor dem Thea­ter zwi­schen Pas­san­ten mit ei­nem Ghet­to­bla­ster spiel­te... und bei bei­dem be­daue­re ich fast es nicht er­lebt zu ha­ben. – Ir­gend­wie muss ich ver­su­chen mir die­ses Re­gie­thea­ter vor­zu­stel­len, denn die­se schreck­lich­mo­der­nen In­sze­nie­run­gen, die ich nur aus Be­rich­ten ken­ne, scheint es ja im­mer noch zu ge­ben... – (Zwei Fra­gen um­krei­se ich wohl ein biss­chen un­ge­schickt: 1) Wie ist die­ses ver­ach­tens­wer­te Phan­tom Re­gie­thea­ter de­fi­niert? 2) Exi­stiert es über­haupt, d.h als Sy­stem, in­sti­tu­tio­na­li­siert – Sie schei­nen bei zwei­tem sehr si­cher, ich bin im­mer noch, de­zent, skep­tisch, aber mei­ne Da­ten­la­ge ist da ja auch et­was be­schränkt)

    Un­ab­hän­gig da­von: Wie man das Pu­bli­kum packt oder be­wegt, fin­de ich zweit­ran­gig, aber wenn ich bei Thea­ter oder Oper so ne­ben mich schaue, dann ver­spü­re ich schon den Bür­ger­schreck­im­puls in mir zu ei­ner Pu­bli­kums­be­schimp­fung son­der­glei­chen. Wenn je­nes Thea­ter sich al­so aus die­ser Quel­le spei­ste, dann .. soll­te man sich viel­leicht nur et­was Neu­es su­chen für die­se et­was aus­ge­lutsch­te Form, denn es fruch­tet ja nicht, wenn im­mer noch Leu­te kom­men.

    *

    In ei­nem In­ter­view mit Hand­ke fand ich eben auch noch ei­nen pas­sen­den Aus­schnitt, wo es um Schar­müt­zel geht:
    »HANDKE: In je­dem Buch von mir gibt es so ei­ne klei­ne Bos­heit. In der »Leh­re der Sain­te-Vic­toire« ist ein lan­ges Ka­pi­tel über den Kerl aus Frank­furt, wo er als Hund auf­tritt.

    Mei­nen Sie Reich-Ra­nicki?

    HANDKE: Ja, das hat mir un­glaub­li­ches Ver­gnü­gen be­rei­tet.

    Glau­ben Sie, daß er es weiß?

    HANDKE: Si­cher, das wis­sen al­le.

    So se­hen al­so Ih­re ge­hei­men Tri­um­phe aus.

    HANDKE: Ja, so ei­ert man sich durch die Zeit. Man kann doch nicht im­mer so edel schrei­ben. Die lin­ken Sa­chen ma­che ich im Vor­über­ge­hen, wie Stars das ma­chen. Im Vor­bei­ge­hen ge­ben sie dir ei­nen klei­nen Tritt. Nie­mand sieht es, aber der, der den Tritt be­kommt, spürt es schon. In­ter­view Tja, so macht man’s. ** In dem glei­chen In­ter­view ist auch ei­ni­ges was zu dem The­ma der Idyl­le passt, und wo Hand­ke auch von ih­rer Schein­haf­tig­keit spricht: »Haupt­sa­che, die Ein­bil­dung be­wirkt et­was. Das gan­ze Le­ben be­steht doch aus ver­schlei­er­ten Bil­dern. Wenn der Schlei­er weg ist, stirbt der Mensch vor Ent­set­zen. Es kommt nur auf die Frucht­bar­keit der Ein­bil­dun­gen an. Die Il­lu­si­on ist für mich in­zwi­schen zu ei­nem Wort ge­wor­den, mit dem ich mich wei­ter­fret­te, wie man so sagt.«

  52. Phan­tom­fin­dung
    »Re­gie­teater« ist nach mei­ner (höchst per­sön­li­chen) De­fi­ni­ti­on: Die In­sze­nie­rung ei­nes Thea­ter­stücks un­ter gro­ber Ent­stel­lung des ti­tel­ge­ben­den Dra­mas durch Re­gie und/oder Pro­duk­ti­on. Sei es in Wort oder auch Bild. Gro­be Ent­stel­lung be­deu­tet: Die ei­ge­ne In­ter­pre­ta­ti­on und Spra­che des Re­gis­seurs do­mi­niert; Te­nor wie Spra­che wer­den nicht wie­der­ge­ge­ben, ent­stel­lend ver­wen­det oder gar ver­fälscht.

    Ich ha­be ko­pu­lie­ren­de Tha­ter­schau­spie­ler bei Büch­ner- und Strind­ber­gin­sze­nie­run­gen ge­se­hen (Gots­cheff und ei­nen an­de­ren, den ich glück­li­cher­wei­se ver­ges­sen ha­be). Ich ha­be blut­dür­sten­de In­sze­nie­run­gen im TV ver­folgt (und schnell ab­ge­stellt). Ei­ne Freun­din be­rich­te­te mir von ei­nem auf der Büh­ne uri­nie­ren­den Schau­spie­ler bei ei­ner Faß­bin­der-In­sze­nie­rung, usw.

  53. Ei­ne Was­weis­sich-Shake­speare-In­sze­nie­rung von Ro­ber­to Ciu­l­li war das letz­te (sic!), was ich mir vor län­ge­rer Zeit im Thea­ter an­ge­tan ha­be. Auch dort rann­ten haupt­säch­lich Nack­te über die Büh­ne, ich glau­be es wur­de mit Sche­ren Scham­haar ab­ge­schnit­ten und im we­sent­li­chen ge­schrien. Eben­so lä­cher­lich wie lang­wei­lig. Wer in der Zeit mein­te mit sol­chen Kin­de­rei­en zu pro­vo­zie­ren, muss schon arg aus der Spur sein, konn­te sich aber auf das selbst­im­mu­ni­sie­ren­de Ge­flecht von In­sti­tu­ti­on und Kri­tik ver­las­sen.

    Ich emp­fin­de das als ech­ten Ver­lust, bin aber heu­te meist zu skep­tisch wie­der ent­täuscht zu wer­den. Dann schau ich mir im Thea­ter­ka­nal ei­nen Klas­si­ker an und bin zu­min­dest sa­tu­riert.

  54. Es wird Hand­ke kein Strick ge­zo­gen, lie­ber We­mo
    er hat wirk­lich gro­sse Li­te­ra­tur die mehr ist als Li­te­ra­tur ge­macht mit Stücken wie Pu­bli­kums­be­schimp­fung
    und Kas­par, mit DER STUNDE ALS... & DIE KUNST [DAS SPIEL] DES FRAGENS und vie­len der Ro­ma­nen.
    Es ha­pert aber sehr am Selbst­ver­ständ­nis, und wenn er dar­ueber lügt war­um der die Ma­rie Col­bin ver­dro­schen hat, und sie dann noch­mal im Ima­gi­nä­ren um­bringt in der MORAWISCHEN NACHT,
    dann bein­trach­tet es sei­ne und un­se­re Li­te­ra­tur, der Ex­hi­bi­tio­nist soll uns ru­hig sei­nen Schwanz im­mer wie­der zei­gen, wie’s der Hand­ke tut, aber er soll ihn nicht all­zu­sehr tä­to­wie­ren.
    Was an die­sem Sam­mel­su­ri­um gross ist ist/sind die ver­schie­de­nen Ar­ten des Schrei­bens die er uns vor­zeigt, de­mon­striert.
    Aus der Sicht aus und nur aus die­ser ist es ein gro­sser Wurf. Auch viel Du­de­lei dar­in wie’s sich eben so ein gro­sser Er­folg dann er­lau­ben kann.
    An­fang näch­ste Wo­che wer­den sie
    ei­nen 15 tau­send Wort Kom­men­tar zu MORAWISCH bei

    http://handke-discussion.blogspot.com/

  55. Li­te­ra­tur ist Lü­ge. Sie ist im­mer Ma­ni­pu­la­ti­on mit Ge­we­se­nem. Wenn Hand­ke in der »Kin­der­ge­schich­te« vom Faust­schlag sei­ner Toch­ter ge­gen­über er­zählt (und schockiert über sich selbst ist), so ist das im­mer auch Fik­ti­on (selbst, wenn es re­al so ge­we­sen sein soll­te). Er hat ja auch nicht, wie Bloch im »Tor­mann«, ei­ne Ki­no­kas­sie­re­rin um­ge­bracht. Oder wie Sor­ger im »Chi­ne­sen des Schmer­zes« ei­nen Ha­ken­kreuz­schmie­rer er­schla­gen. Wie­viel ist im »Wunschlose[n] Un­glück« Wahr­heit – wie­viel Fik­ti­on? Und es ist die­se Aus­sa­ge von Kat­ja Flint auf der Couch ei­ner Un­ter­hal­tungs­sen­dung im deut­schen Fern­se­hen, Hand­ke sei der lieb­ste Mensch, den sie ken­ne. Und wie sind denn die­se Frau­en­fi­gu­ren in den Hand­ke-Bü­chern (No­va, die Bank­frau im »Bild­ver­lust«, den Sie so kennt­nis­reich se­ziert ha­ben; die Prie­ste­rin in »Ka­li«)?

    Ich blei­be da­bei: Ich fin­de es lang­wei­lig, Ro­ma­ne nach au­to­bio­gra­fi­schen Zü­gen, gar au­to­bio­gra­fi­schen Ver­feh­lun­gen des Au­tors ab­zu­klop­fen und mit dem Ge­stus des Wis­sen­den den Zau­ber zu ent­sinn­li­chen. Wie­viel Goe­the ist in Edu­ard? Wo steckt der Kleist in Kohl­haas? Mich lang­wei­len die­se Fra­gen, wenn sie Li­te­ra­tur auf Wahr­heit re­du­zie­ren.

    (Aber ich freue mich auf Ih­re Be­spre­chung der »Mo­ra­wi­schen Nacht«.)

  56. Die­ser Un­ter­schied ist fun­da­men­tal und ziem­lich ab­so­lut...
    Wir tref­fen hier auf ei­nen Un­ter­schied des Ver­staend­nis­ses von dem was »Fic­tion« li­te­ra­risch und sonst »fik­tiv« ge­nannt wird, und die­ser Un­ter­schied ist fun­da­men­tal und ziem­lich ab­so­lut, und der be­steht aus dem »Als Ob«, und vom »Als Ob« [dem Reich der au­then­ti­schen Dich­tung] zum Schritt des
    nicht »Als Ob« , al­so zum er­mor­den, er­dros­seln; vom im »fik­ti­ven« ab­ge­hal­te­nen zum En­act­ment, ist ein kur­zer. »Ma­ni­pu­lie­ren« tun nur die zweit oder dritt­klas­si­gnen Schrei­ber, bei de­nen kein Phan­ta­sie Druck da­hin­ter steht!
    Der Un­ter­schied spielt sich in ge­wis­sen Sinn auch al­so sol­cher in der Phan­ta­sie des mit­er­le­ben­den Le­ser mit: ich fuehl mich schul­dig wie Ras­kol­ni­kov aber war­um? In­wie­fern ist die­ser Austausch/ Tausch des ar­ti­ku­lier­ten Phan­ta­sie des Dich­ter und mei­ner Phan­ta­sie wirk­sam, war­um wirkt das? In­wie­fern ist das rein in der Phan­ta­sie aus­le­ben ei­ne Art Imp­fung, et­was zi­vi­li­sa­to­ri­sches? War­um die­ser gan­ze Rum­mel um die Dich­tung ueber­haupt???

    Be­son­ders im Fall von Hand­ke der schon vie­le an­de­re Frau­en ge­schla­gen hat­te, der die­se Schlae­ge­rei­en sei­ne gan­ze Kind­heit ueber mit­er­lebt, er­lit­ten hat.
    Aber nur die Ma­rie Col­bin hat sich be­schwert, bei dem »Fal­ter« und der Spie­gel hat das dann auf­ge­grif­fen und ver­brei­tet.
    Mich hat nichts, nichts das ge­ring­ste an Colbin’s Aus­sa­ge ver­wun­dert, trotz­dem hat die Flint auch recht, er ist auch der al­ler lieb­ste Kerl in der Welt! Sie hat auch nicht mit ihm ge­lebt! Nur in die­ser Nae­he kommt dann al­les bei den Paer­chen her­aus, be­son­ders wenn das je­mand ist der im­mer Schrei­ben muss um gei­stig ge­sund zu blei­ben!
    Das hat­te die Er­i­nye Col­bin in ih­rer Ver­fol­guns­wut da­mals und viel­leicht fuer im­mer ver­ges­sen!
    Die Col­bin haet­te ja auch zur Po­li­zei ge­hen koen­nen, da hat der Hand­ke Glueck ge­habt, der sich doch auch schon mit den Ker­len ge­rauft hat und zwei­mal ar­re­tiert wur­de, weil der emp­find­li­che Nar­zissus [dar­an ist auch nichts zu aen­dern] sich wei­gert ver­nuenf­tig mit de­nen zu spre­chen, erst­mal in Graz als er zu sei­ner eig­nen Dich­ter­le­sung, ueber­fuellt, nicht so­fort ein­ge­las­sen wur­de, dann in den 80zigern in Salz­burg [sei­ne Auf­ge­reg­heit dar­ueber kann man in den VERZETTELUNGEN glaub ich vor­fin­den.] Die­ser bei­nah Mord der Frau in der MORAWISCHEN taucht da nur auf als Ver­tei­di­gung ge­gen die Col­bin Kla­ge aus dem Jahr 1994 die ihn und die Kla­ge seit­dem ver­folgt!, und schlaen­gelt sich so durch das gan­ze Buch, ge­nau so wie schon im KURZEN BRIEF ZUM LANGEN ABSCHIED [1971]. Glueck­li­cher­wei­se hab ich mehr ueber Hand­ke und MORAWISCHE zu sa­gen als ueber die­ses The­ma, aber es scheint mir als ob der lie­be Keu­sch­nig noch nicht Zeit ge­fun­den hat mei­ne zwar aus­fuehr­li­che psy­cho­ana­ly­ti­sche, zwei­tei­li­ge [!] 60 k Wor­te Ar­beit ueber Hand­ke zu le­sen. auch bei http://handke-discussion.blogspot.com/ vor­zu­fin­den.

    die sa­che ueber mo­ra­wi­sche ver­laen­gert sich, al­les ober­fleach­li­che muss dar­aus weg, es ist zwar als ein GANZES kein gan­zes, aber ent­haellt ei­nen gro­ssen Reich­tum von ver­schie­dem, und auch ei­nen Hau­fen Schund. Al­so mit­te naecht­ste Wo­che, muss ja selbst am ei­ge­nen Rie­sen Ro­man ar­bei­ten, und hab noch gar­nicht nach­ge­schaut wie’s bei Werder/ Her­tha aus­sieht!

  57. Die laen­ge­re BeST­pre­chung der MORAWISCHEN NACHT ist bei
    http://handke-watch.blogspot.com/
    vor­zu­fin­den
    bis jetzt stra­uebt sich der lie­be Keu­sch­nig – im Ha­ber­ma­schen Sin­ne, dass die be­sten Ar­gu­men­te auf dem Feld des Ge­ne­ral von Bord­wehr« [Mu­sil] sie­gen, sich auf wahr­haf­ti­ge Ar­gu­men­ta­ti­on ein­zu­las­sen. Nicht, dass so et­was in die­sem Fall be­son­ders leicht wae­re.

    Wei­te­res da­zu ist bei
    http://www.handke.scriptmania.com/favorite_links_1.html
    so wie
    http://handke-discussion.blogspot.com/
    [the Ame­ri­can Scho­lar cau­sed con­tro­ver­sy about Hand­ke, re­views, de­tail­ed of Coury/ Pilipp’s THE WORKS OF PETER HANDKE, the psy­cho-bio­lo­gi­cal mo­no­graph]
    zu fin­den. ihr mi­cha­el rol­off

  58. Ja auf dem http://handke-watch.blogspot.com/
    koen­nen wir wei­ter ma­chen, auch aus­fuehr­lich wie ich das ver­sucht ha­be. Aber: z.b. du, Keu­sch­nig, MEINST, dass wenn der Hand­ke ei­nen Na­zi auf dem Moenchs­berg so auf Kain und Abel Weie mit ei­nem Stein er­schlaegt und dann nach un­ten be­foer­dert ist das et­was nur Ro­man­haf­tes. Das stimmt zu ei­nem ge­wis­sen Grad. Ich kenn aber die ge­naue Stel­le wo das hat pas­sie­ren sol­len, und als Aus­druck der Wut von dem Au­tor ist es mir auch be­kannt, und ich bin mit ihm selbst an der Stel­le ein­mal vor­bei, und es ist im­mer die sel­be Wut die an vie­len sei­ner Sa­chen her­aus­springt, all­ge­mein mit Selbst-Ge­rich­tig­keit ge­recht­fer­tigt, ueber die der Hand­ke sich manch­mal Ge­dan­ken macht, die nicht lan­ge an-hal­ten, au­sser­dem for­dert Hand­ke sei­ne Ueber­set­zer an, die Land­schaf­ten die er be­schreibt [in dem Fall von CHINESE DES SCHMERZENS die Um­ge­gend von Salz­burg die ihm lie­ber ist/ war als die Stadt] zu be­su­chen, sich da um­zu­se­hen, so dass das Ueber­set­zen da­bei ver­bes­sert und er­leich­tert wird [dem ich vol­kom­men zu­stim­me] : aber in­wie­fern be­steht da noch ein Un­ter­schied zwi­schen Au­to-Bio­gra­phie und Ro­man­haf­tem???

  59. aber in­wie­fern be­steht da noch ein Un­ter­schied zwi­schen Au­to-Bio­gra­phie und Ro­man­haf­tem???

    Das er­in­nert mich an »Wunsch­lo­ses Un­glück«, das ich vor kur­zem ge­le­sen ha­be. An ei­ni­gen (oder zu­min­dest ei­ner) Stel­len war ich über­rascht wie di­rekt – au­to­bio­gra­phisch bei­na­he – Hand­ke (schein­bar) über sich selbst (sei­ne Be­weg­grün­de) Aus­kunft gibt. Das war rich­tig­ge­hend selt­sam zu le­sen – und als Le­ser ha­be ich den Ein­druck, dass mir kei­ne an­de­re In­ter­pre­ta­ti­on bleibt (was für den Rest der Er­zäh­lung nicht gilt).

  60. Im Fall von CHINESE DES SCHMERZENS ist es ei­ni­ger­ma­ssen
    ein­fach den Un­ter­schied zwi­schen fak­tisch [?] bio­gra­pi­schem und phan­ta­sier­ter Buch­wirk­lich­keit zu be­ob­ach­ten. »Schliess die Au­gen und die Welt taucht er­neut auf « so un­ge­faehr faengt das Buch ja aeu­sserts ehr­lich an. Der »Held« Lo­ser, Ar­cheo­lo­ge, an­geb­lich nach ei­nem Berg be­nannt und nicht dem Fall als er sich Be­zeich­net, auf Eng­lish heisst »Lo­ser« Ver­lie­rer, sei­ne gei­sti­ge Ver­fas­sung ist ja sehr aehn­lich dem des Keu­sch­nig’ [nicht un­se­rem hier!] aus der STUNDE DER WAHREN EMPFINDUNG. Aber des Handke’s Schreib­art hat sich sehr ver­aen­dert [da­zwi­schen kom­men ja LANGSAME HEIMKEHR, KINDERGESCHICHTE, UEBER DIE DOERFER und das Buch was weg­an­zei­gend fuer CHINESE ist: DIE LEHRE DER ST. VICTOIRE, Handke’s Be­kennt­nis zu Ce­zan­ne-ar­ti­ger Kunst, als Ge­gen­stueck zur be­stehen­den Welt, die uns die Welt er­wei­tert, an­der zu se­hen er­moeg­licht. Bloed wie ich nun bin er­war­te­te ich da­nach ei­ne di­rek­te Be­ein­flus­sung von Ce­zan­ne, un­er­war­te­ter Wei­se ist das BILDLICHE was dann aber im CHINESESEN auf­taucht, es er­in­nert mich eher an van Ruys­da­el. Mir ge­faell DIE ABWESENHEIT so sehr weil das psy­cho­ti­sche von Hand­ke da nicht auf­taucht, au­sser als der lau­te­ste Pan­zer in der Welt... als ich al­so Le­ser auf den Pan­zer stiess... lau­ter als all die ich je ge­hoert! Im Ver­gleich zu MORAWISCHER NACHT sind bei­de die­se Bucher ein­heit­lich, dar­aus be­steht die Ar­gu­men­ta­ti­on zwi­schen mir und Keu­sch­nig, denn ich hal­te MORAWISCHE fuer ein Hy­brid, ein Sam­mel­su­ri­um ein­ge­packt in Hand­kes im­mer schoe­ne­rem Stil!

  61. Mi­cha­el,
    dass, was Sie schrei­ben, ist sehr in­ter­es­sant, aber es ist hier nicht der Ort, dar­über zu disk­tu­tie­ren. Ich mel­de mich auf Ih­rem Blog nach ei­ner er­sten ge­naue­ren Lek­tü­re Ih­rer Aus­füh­run­gen.

  62. #67/68 – @mikerol69 + Me­tep­si­lo­n­e­ma
    Es be­steht im­mer ein Un­ter­schied zwi­schen Au­to­bio­gra­fi­schem und der Fik­ti­on. An­dern­falls ist es kei­ne Fik­ti­on. Und ich mag Bü­cher nicht, die mit star­ken au­to­bio­gra­fi­schen Ele­men­ten im Fik­tio­na­len »spie­len«. Das macht Hand­ke im Wunsch­lo­sen Glück nicht di­rekt – aber der Le­ser neigt da­zu, die­ses Buch 1:1 zu neh­men. Das hat mich von die­sem Buch im­mer ein biss­chen Ab­stand hal­ten las­sen. (Na­tür­lich sind Mut­ter-Er­zäh­lun­gen psy­cho­ana­ly­tisch meist er­gie­big.)

    Li­te­ra­tur ist im­mer Be­ar­bei­tung, Ver­frem­dung, Ver­tu­schung, Auf­blä­hung, »Lü­ge« (Hand­ke), He­roi­sie­rung. Streng ge­nom­men wis­sen wir nicht, ob Hand­kes Mut­ter so war, wie er sie in die­sem Buch schil­dert. Oder: Wir wis­sen nicht, ob sie ge­nau so war. Ab­ge­se­hen da­von, dass er sie na­tür­lich per se schon »ver­frem­dend« (auch wenn er es nicht will): Es bleibt ein fik­tio­na­ler Text (zwei­fel­los mit au­to­bio­gra­fi­schen Ele­men­ten). Am deut­lich­sten wird das mit dem letz­ten Satz, in dem er schreibt, er wer­de spä­ter hier­über viel­leicht ein­mal Ge­naue­res schrei­ben (und tat­säch­lich: ind er Mo­ra­wi­schen nacht schreibt er Ge­naue­res, aber eben wie­der­um fik­tio­nal be­ar­bei­tet).

    Geht man jetzt hin und weiss viel­leicht mehr vom Per­sön­li­chen und Pri­va­ten und ver­gleicht fik­tio­na­le Tex­te mit dem »rea­len«, so wird man im­mer Dis­kre­pan­zen fest­stel­len. Viel­leicht stellt man (sie­he oben) auch Lü­gen, Ver­klä­run­gen oder Aus­las­sun­gen fest. Aber dar­um geht es nicht, wenn ein Werk li­te­ra­risch be­ur­teilt wer­den soll. ge­nau­er: Dar­um geht es nicht aus­schließ­lich.

    Ich er­lau­be mir, das au­to­bio­gra­fi­sche Sher­lock-Hol­mes-Spiel in Li­te­ra­tur nicht mit­zu­ma­chen. Ich bin kein Ger­ma­nist (und das ist auch gut so), kein Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­ler, kein Ex­eget ei­ner Li­te­ra­tur­rich­tung. Ich bin ein Le­ser, der sich ein Stück weit – ich weiss, das klingt fürch­ter­lich na­iv – dem Zau­ber der Li­te­ra­tur er­ge­ben will.

    Man kann das In­ter­es­se ha­ben, ei­ne In­ter­pre­ta­ti­ons­ma­schi­ne über Ro­ma­ne zu zie­hen und ih­nen mit Fak­ten­wi­sen bei­zu­kom­men. Mein Ehr­geiz ist das nicht – und vor al­lem hier nicht. Ab­ge­se­hen da­von, dass ich es nicht könn­te (ver­mut­lich weil ich es nicht woll­te).

  63. Es be­steht im­mer ein Un­ter­schied zwi­schen Au­to­bio­gra­fi­schem und der Fik­ti­on. Das ist es ja ge­ra­de: Ich tei­le al­les was Du oben über Li­te­ra­tur schreibst, aber – und es ist im über­wie­gen­den Teil kei­nes­wegs das gan­ze Buch -, an die­ser ei­nen Stel­le dach­te ich mir, wie kann er das, ganz oh­ne Mehr­deu­tig­keit, ein­fach so schrei­ben? Mir »schreit« der Text ent­ge­gen, ich muss da nichts su­chen, auch nicht dar­über nach­den­ken wie es tat­säch­lich war, denn der Text lässt nichts an­de­res zu. Das ist doch der Punkt: Am Text muss er­kenn­bar sein, ob es Li­te­ra­tur ist, und nicht in der Über­le­gung, dass das an­ders ge­we­sen sein kann (das lässt sich über je­den Blog­ein­trag den­ken) – und wie ge­sagt, das Buch tut das mei­stens auch, nur an ei­ni­gen Stel­len nicht, und da der Un­ter­schied beim Le­sen der­art auf­fäl­lig ist, muss das dem Au­tor auch be­wusst ge­we­sen sein.

  64. Al­so be­vor der lie­be Keuschnig,auf mei­nem Blog auf­taucht:
    WENN ER SCHREIBT:
    »»»>
    Es be­steht im­mer ein Un­ter­schied zwi­schen Au­to­bio­gra­fi­schem und der Fik­ti­on. An­dern­falls ist es kei­ne Fik­ti­on. Und ich mag Bü­cher nicht, die mit star­ken au­to­bio­gra­fi­schen Ele­men­ten im Fik­tio­na­len »spie­len«. Das macht Hand­ke im Wunsch­lo­sen Glück nicht di­rekt – aber der Le­ser neigt da­zu, die­ses Buch 1:1 zu neh­men. Das hat mich von die­sem Buch im­mer ein biss­chen Ab­stand hal­ten las­sen. (Na­tür­lich sind Mut­ter-Er­zäh­lun­gen psy­cho­ana­ly­tisch meist er­gie­big.)

    Li­te­ra­tur ist im­mer Be­ar­bei­tung, Ver­frem­dung, Ver­tu­schung, Auf­blä­hung, »Lü­ge« (Hand­ke), He­roi­sie­rung. Streng ge­nom­men wis­sen wir nicht, ob Hand­kes Mut­ter so war, wie er sie in die­sem Buch schil­dert. ...»>

    Dann scheint er ent­we­der ver­ges­sen zu ha­ben oder es nie ge­wusst wie Hand­ke sich be­kla­ge NICHT hat lue­gen zu koen­nen, nur ganz un­dich­te­risch fak­tisch ei­ne Bio­gra­phie sei­ner Mut­ter zu schreiben...Spaeter dann sag­te er, ja was wuss­te ich schon von mei­ner Mut­ter, viel­leicht hab ich nur ueber mich geschrieben....Was dar­auf hin­deu­ted, dass der Dich­ter et­was weiss von »Die Welt als Vor­stel­lung und Wil­le« , dass sich al­les ins chi­me­ren­haf­te auf­loest. Das Buch sel­ber, weil es als fak­tisch wahr ge­le­sen wur­de, wur­de dann ein Me­ta­pher fuer all die aus­ge­nutz­ten un­glueck­li­chen Frau­en­ge­schich­ten ge­le­sen.
    Hand­ke als Dich­ter macht ja nichts an­de­res, wenn er nur dich­tet, als Me­ta­pher, ob­jec­ti­ve Kor­re­la­ti­ve ist Eliot’s be­ruehm­ter Aus­druck, fur in sei­nem Fall mei­stens Gei­stes­zu­staen­de zu fin­den. Im W.U. aber nicht!!!!!! Al­so das Buch als »Fik­ti­on« zu be­nenn­nen, ja dann gibts kei­ne Un­ter­schie­de mehr. Das al­les lau­eft auf den Ver­lust des Rea­li­taets­be­wusst­sein aus, ei­ne schon lang an­dau­ren­de tie­fe Gei­stes­kri­se. Bei uns auch hier in Ame­ri­ka: man be­den­ke nur den an­dau­ern­den Er­folg von so et­was wie Tru­man Capote’s IN COLD BLOOD. Jour­na­lis­mus ve­ri­te als Ro­man! Au­sser­dem ist DIE WIEDERHOLUNG das zwei­te kom­men des WU, und vie­len an­de­res auch, der Hor­nis­sen, von Handke’s Wan­de­rung nach Slove­ni­en nach sei­nem Ab­itur... Der In­stal­li­sie­rung des Gross­va­ters al­so Va­ter Fi­gur.
    Da wird aber wirk­lich ge­dich­tet.

    Wer ist Pe­ter Hand­ke ei­gent­lich! In ei­nem Brief aus dem In­ter­nat schreibt er sei­ner Mut­ter, dass in ei­nem Traum er ihr Bru­der, der im Krieg ge­fal­le­ne On­kel Gre­gor wer­den woll­te... der taucht auch in den Hor­nis­sen auf, der Na­me Gre­gor im­mer wie­der. Dann macht Hand­ke sei­ne Welt­auf­tritt mit »Ich bin der neue Kaf­ka« [der spinnt, oder?]; dann heisst es im Kas­par »Ich moecht ein sol­cher wer­den wie es schon ei­ner ge­we­sen ist’ [und Max Frisch nennt den KASPAR das Stueck ueber­haupt fuer die va­ter­lo­se Ge­ne­ra­ti­on] was fak­tisch bei ihm gar­nicht stimmt. Der Gross­va­ter taucht in sei­nen er­sten zwei Jah­ren als Va­ter Fi­gur auf, dann er­scheint der als Va­ter er­leb­te aus ziem­lich gu­tem Grund ver­hass­te Stief­va­ter auf, die Mut­ter er­zaehlt ihm von sei­nem leib­li­chen Va­ter, mit dem geht er auf Rei­se nach dem Ab­itur, die wirk­li­chen Va­ter Fi­gu­ren blei­ben li­te­ra­ri­sche, manch­mal leib­lich wie der Sieg­fried Lenz, des­sen Preis der Hand­ke jetzt ver­gibt, da er sich als Nach­kom­men von Goe­the etc. haeit, jetzt »an­ti-Kaf­ka« ...is ja ’n Gau­di! al­so ich hab ne Ver­ab­re­dung zum Frueh­stueck, bis spae­ter dann!

  65. #73
    Sie neh­men die Aus­sa­gen von Dich­tern zu ih­ren Bü­chern für gleich wich­tig wie die Wer­ke sel­ber. Das ist – ins­be­son­de­re bei Hand­ke – fa­tal. Das wis­sen Sie sel­ber. Na­tür­lich »be­klagt« sich Hand­ke auch mal, nicht »lü­gen« zu kön­nen, was je­doch un­ter Um­stän­den durch­aus Ko­ket­te­rie ist.

    Na­tür­lich ist je­de Er­zäh­lung auch ein Schrei­ben über sich selbst – das ist aber ge­nau das, was ich sa­ge: Da­mit ist aber NICHT das rein fak­ten­mä­ssi­ge Schrei­ben ge­meint, wel­ches dann auch in je­dem De­tail bspw. in der Au­to­bio­gra­fie stim­men muss. Ei­nem Dich­ter vor­zu­wer­fen, er las­se et­was aus oder ver­frem­de et­was, ist mei­nes Er­ach­tens Un­sinn. Ich wer­fe ihm um­ge­kehrt höch­stens vor, dass das al­les viel zu »prä­zi­se« ist.

    Und na­tür­lich ist Hand­kes Pro­sa au­to­bio­gra­fisch ge­prägt und er treibt ei­ne Spu­ren­su­che mit sei­ner Fa­mi­lie und sei­ner Her­kunft dort. Aber sie ist nicht das THEMA. Und hier un­ter­schei­den wir uns in un­se­rer Re­zep­ti­on: Sie se­hen nur die Quer­ver­wei­se zum rea­len le­ben – ich ver­su­che sie mir wenn mög­lich vom Hals zu hal­ten. Denn sonst dürf­te ich nichts mehr le­sen, wenn ich den Dich­ter nicht in- und aus­wen­dig ken­ne.

    Im üb­ri­gen ver­gibt Hand­ke nicht den Sieg­fried-Lenz-Preis, son­dern den Her­mann-Lenz-Preis (er ver­gibt ihn noch nicht ein­mal al­lei­ne, son­dern mit Bur­da, Pe­ter Hamm und noch ein, zwei Leu­ten).

    Hof­fe, das Früh­stück war gut.

  66. Ich woll­te nur de­nen zu­stim­men
    die Hand­kes WUNSCHLOSES UNGLUECK fuer das sach­lich­ste hal­ten, das er je ge­schrie­ben hat. KINDERGESCHICHTE ist es auch im ge­wis­sen Sinn, aber da wird fuer mei­nen Ge­schmack zu viel aus­ge­las­sen, sa­gen wir was die Mut­ter, ih­re Ab­we­sen­heit be­trifft. Ich bin noch nicht mit MORAWISCHER NACHT zu En­der, aber wenn Keu­sch­nig die Mi­schung von rein au­to­bio­gra­phi­schem und fik­ti­ven, phan­ta­sier­ten nicht ge­faellt, dann find ich es ein we­nig ko­misch, dass ihm die­se Bal­a­ka­ne­si­sche Brue­he so gut ge­faellt!

  67. #75
    Sie soll­ten ge­nau­er le­sen, was mir »ge­fällt« und was nicht. Las­sen wir die Dis­kus­si­on – sie ge­hört hier nicht her (rei­chen im üb­ri­gen zwei Pseud­ony­me nicht?)

  68. Ich le­se ge­ra­de KUCKUCKE VON VELIKA HOCA
    was mir sehr ge­faellt, end­lich ver­sucht Hand­ke Journalist/ Re­por­ter zu sein und macht das sehr schoen auf sei­ne Art... aber: was fuer ein Wun­der da schon am An­fang, da wird von der Bus­fahrt er­zaehlt die dann in der MORAWISCHEN NACHT so de­tail­liert ge­schil­dert ist und die er vor nicht lan­ge Zeit selbst er­lebt hat, al­so von we­gen Ro­man! Laesst man ei­ni­ge Na­men aus, geht man ins »Na­men­lo­se« ist man schon im Ro­man!

  69. My col­le­ague Franz Angst cal­led my at­ten­ti­on that a post of his
    had be­en re­mo­ved, we share com­pu­ters and work spaces,
    That amounts to cen­sor­ship. It ap­pears »Gre­gor Keu­sch­nig«
    can­not hand­le cri­tique. This will al­so be my last ap­pear­ance on his blog. Tchuess.

  70. Ich kann Kri­tik »han­deln«. Aber (1.) wird je­der Kom­men­tar ge­löscht, der die Iden­ti­tät des Pseud­onyms of­fen­sicht­lich preis­gibt, (2.) der nicht pri­mär zur Sa­che ge­hört und (3.) wenn je­mand un­ter meh­re­ren Pseud­ony­men po­stet. Hier wa­ren al­le drei Punk­te er­füllt.