Die Frage, die zur Zeit nicht nur Militärs beschäftigt, wird zum Kristallisationspunkt im Buch des israelischen Militärhistorikers Martin van Creveld »Die Gesichter des Krieges«: Gibt es einen Ausweg, oder sind reguläre, staatliche Armeen zukünftig zur Ohnmacht gegenüber kleinen, häufig schlecht organisierten Gruppen von Terroristen verdammt? In Bezug auf die derzeit einzig verbliebene Supermacht USA und deren aktueller Kriegsführung im Irak stellt sich die Frage pointierter: Was, wenn nicht einmal eine derart hochgerüstete Militärmacht gegen Terroristen und Guerillas reüssieren kann?
Will man die Gegenwart verstehen, so studiere man die Vergangenheit sagt sich van Creveld und analysiert die Kriege des 20. Jahrhunderts und damit den »Wandel bewaffneter Konflikte von 1900 bis heute« (so der Untertitel). Das Ungewohnte dabei ist, dass nicht nur, wie im Vorwort erläutert, die militärischen Operationen selbst…der zentrale Strang der Fragestellung bleiben, sondern (insbesondere was die Behandlung des Zweiten Weltkriegs angeht) die politischen und sozialen Implikationen fast immer ausgeblendet werden. Dieses speziell für den deutschen Leser ungewohnte Verfahren wurde wohl einerseits gewählt, weil ansonsten der Rahmen der Untersuchung gesprengt worden wäre, andererseits setzt van Creveld schlichtweg ein gewisses historisches Basiswissen voraus.
So wird der Leser zunächst in die Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts mit seinen acht Großmächten (inklusive Italien), davon fünf in Europa (wenn man Russland nicht hinzurechnet; nur zwei Großmächte waren außerhalb des »alten« Kontinents: die USA und Japan) versetzt. Dabei wird deutlich, dass der Einfluss der Politik auf das Militär damals nur sehr eingeschränkt war. Van Creveld spricht wohl ohne Übertreibung von Parallelwelten, die in der Praxis kaum Berührungspunkte miteinander hatten. Oberkommandierende und Generalstäbe waren hinsichtlich ihrer Entscheidungen vollkommen autark; die Mittelgewährung geschah ohne Auflagen oder Kontrolle. Über die Ausstattung ihrer Armee entschieden sie weitgehend alleine. Im Verlauf der Ersten Weltkrieges (aber auch in den letzten Jahren Nazideutschlands) sollte sich diese »Arbeitsteilung« als schwerwiegender Fehler erweisen, denn erst einmal »ausgebrochen« waren die politischen Akteure nahezu vollständig an den Rand gedrängt (was sich unter anderem in Deutschland 1914 zeigte; Wilhelm II. war danach sowohl militärisch als auch politisch praktisch »machtlos«).
Van Creveld spricht das Wort der »Militärdiktatur« nicht aus, es wird jedoch nahegelegt mindestens was die Jahre ab 1916 in einigen kriegsführenden Staaten angeht. Hinzu kam, dass die Gesellschaften durchaus militarisiert waren; die Armee galt als »Schule der Nation«, Krieg als legitimes Mittel der internationalen Politik. In der Bevölkerung wie unter Intellektuellen gab es eine gewisse kindliche Faszination dem bewaffneten Kampf gegenüber.
Man erfährt von der damals wachsenden Bedeutung der Eisenbahn für die militärische Planung und Entwicklung (und gleichzeitig deren Schwächen) und vom »Lobbyismus« der berittenen Kavallerie, die noch sehr lange (bis hinein in den Zweiten Weltkrieg) technologische Entwicklungen aufhalten und verzögern sollte. Militärs aller Seiten verfochten fast dogmatisch die These, Kriege müssten kurz, heftig und entscheidend sein, was ein verheerender (sic!) Fehler war; man hatte, wie van Creveld deutlich herausarbeitet, die falschen Lehren aus dem preußisch-französischen Krieg 1870/71 gezogen. Indem allseits auf schnelle Kriege gesetzt wurde, vernachlässigte man die Planung für eine kontinuierliche industrielle Produktion von Waffen, die Organisation von Nachschub der kämpfenden Truppe und Implementierung belastungsfähiger Kommunikationsnetze.
Die politischen Zusammenhänge werden nur gestreift, um die hieraus entstehenden unterschiedlichen militärischen Bündnisse herauszuarbeiten. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird nicht unbedingt als Fatum betrachtet, aber die immensen Rüstungsvorbereitungen auf nahezu allen (europäischen) Seiten (einschließlich Russland) ließen den Krieg irgendwann als logische Konsequenz erscheinen. So war denn auch die Begeisterung bei Kriegsausbruch in der Bevölkerung über alle Schichten hinweg groß; es schien, als gebe es ein kurzes, reinigendes Gewitter.
Der Stellungskrieg – die Überlegenheit der Defensive über die Offensive
Dabei zeigte sich früh, dass die Verbündeten Österreich-Ungarn und Deutschland erhebliche Koordinationsschwierigkeiten hatten, was detailliert ausgeführt wird. Zudem bemerkt van Creveld, dass der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn selber mit erheblichen logistischen Problemen zu kämpfen hatte. So mussten beispielsweise Marschbefehle in 15 Sprachen abgefasst werden, damit alle Soldaten die Anweisungen verstanden. Scheinbar nebensächliche Bemerkungen dieser Art gibt es häufig in diesem Buch; sie verleihen den gelegentlich bizarr erscheinenden Thesen des Autors durchaus Nachdruck.
Nahezu alle Aspekte dieses Krieges aus militärischer Sicht (die Politik hatte sich ja fast »abgemeldet«) werden angesprochen: Die Versuche, Flugzeuge in die kriegerischen Auseinandersetzungen zu integrieren (zunächst als Luftaufklärer, später dann als Kampfobjekte Flieger gegen Flieger; begrenzt auch schon als Bomber); die wachsende Bedeutung der Maschinengewehre; der Seekrieg (als »Ablenkung« zum festgefahrenen Landkrieg); die anfängliche, heute eher pervers anmutende Begeisterung für den Einsatz von Giftgas (die »Effizienz« von Gasgriffen beurteilt van Creveld als eher gering, unter anderem weil früh entsprechende Schutzmaßnahmen entwickelt wurden; nur drei Prozent aller Toten kamen durch Gas ums Leben); Spionage und die damit verbundene (ungewohnte) Flut von Informationen, mit denen man weder rechnete, noch diese richtig einordnen konnte; Frauen in den Armeen (eher selten) und ihre Bedeutung an der »Heimatfront« (die als eher zweitrangig eingestuft wird; in Großbritannien waren, so der Autor, gegen Ende des Krieges noch 60% der Arbeiter Männer, was allerdings übersieht, dass die verstärkt notwendige Krankenbetreuung verwundeter Soldaten durch Frauen vorgenommen wurde).
Es gibt überraschende Erkenntnisse, so beispielsweise dass der Lebensstandard der Arbeiterklasse in Großbritannien während des Ersten Weltkrieges sogar gestiegen war (im Gegensatz zu den Hungerjahren in Deutschland) und dies trotz der fragilen Insellage, die eine Versorgung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen auf dem Seewege sicherzustellen und aufrecht zu erhalten hatte.
Die Schlacht als ein auf einen Ort konzentrierter Kampf Mann gegen Mann hatte ausgedient. Die Soldaten an der Front machten einen immer geringer werdenden Bruchteil aller Armeen aus. Es war schon angesichts der modernen Feuerkraft notwendig geworden, die Truppen an der Front zu zerstreuen, so dass schließlich jeder Mann durchschnittlich etwa zwanzigmal soviel Platz einnahm wie ein Soldat zur Zeit Napoleons. Während in Kriegen des 19. Jahrhunderts in einer Schlacht noch rund 20–30% der gesamten Truppenstärke auf beiden Seiten niedergemetzelt wurden, lagen die Opferraten im Verhältnis zur Gesamttruppenstärke selbst bei den blutigsten Schlachten weit niedriger. Das führte dazu, dass jeder Tag, an dem mehr als ein oder zwei Prozent einer Armee verloren gingen, als eine Katastophe galt.
Die Folge war ein lang andauernder, furchtbarer Stellungs- und Zermürbungskrieg mit langsam, aber stetig ansteigenden Opferzahlen, während die Rüstungsindustrien mit einem bislang unvorstellbaren Tempo militärische Ausrüstung produzierten. Es zeigte sich eine vorher nicht für möglich gehaltene Überlegenheit der Defensive über die Offensive. Zeitgewinn wurde zu einem wichtigen Ziel, damit Verpflegung und Waffen an die Front gebracht werden konnten. Der Krieg wandelte sich zu einem gigantischen Versuch, alle nationalen Ressourcen zu koordinieren – von der Fabrik bis zur Arbeit und vom Rohstoff bis zur Werkzeugmaschine. Mit Ausnahme Russlands hätten die meisten Kriegsteilnehmer dies durchaus so effizient wie möglich praktiziert.
Van Creveld bilanziert, dass jene Seite den Sieg davontrug, welche die größten demografischen und wirtschaftlichen Ressourcen besaß und auf externen Linien operierte, die meisten Bataillone aufstellte und diese mit der größten Zahl leistungsfähiger, wenn auch nicht gerade revolutionärer Waffen ausrüstete. Wichtig war die Überlegenheit der britischen Seestreitkräfte, die nicht nur ihre eigene Versorgung sicherte, sondern auch Frankreich zu Hilfe kommen konnte. Dennoch spricht van Creveld von einer Überraschung, als das Ende schließlich fast gleichzeitig an allen Fronten eintrat, nachdem im Juni 1918 die deutschen Armeen wieder in der Offensive gewesen waren. Im August wendete sich dann das Schicksal. Zwar wäre die Fortsetzung des zermürbenden Stellungskrieges durchaus noch möglich gewesen (was auch von einigen deutschen Heerführern beabsichtigt war), aber der Zusammenbruch der Verbündeten Deutschlands (Österreich-Ungarn, Bulgarien, das osmanische Reich), die innerhalb von knapp drei Wochen besiegt waren, gab wohl den Ausschlag zur Kapitulation.
Zeit des Waffenstillstands
Die Zeit nach 1918 wird nicht ohne Hintersinn Zeit des Waffenstillstands genannt. Am Großmachtgefüge hatte sich nicht viel geändert, außer dass es Österreich-Ungarn nicht mehr gab. Van Creveld kommt zu dem verblüffenden Schluss, dass dieser Zusammenbruch und die Gründung einer ganzen Reihe kleiner Nachfolgestaaten…die Position Deutschlands stärkte. Großbritannien und Frankreich vergrößerten ihre Kolonialmacht (auf Kosten der Türken und Deutschen), wobei dies den anhaltenden, relativen Niedergang Frankreichs vorerst kaschierte. Geostrategisch mag die Einschätzung der deutschen Position stimmen – für die Bevölkerung war jedoch von einer Stärkung nichts zu spüren; der Versailler Vertrag sah zudem teilweise Besatzung und Reparationen vor.
So hielt sich der geopolitische Wandel, den 9,5 Millionen Soldaten mit dem Tod bezahlt hatten, in Grenzen. In Europa (insbesondere in Großbritannien) gab es zunächst eine Mischung zwischen Kriegsmüdigkeit und Antimilitarismus; in den USA war die Kriegsbeteiligung sehr bald als Fehler angesehen worden uns mindeste in einen außenpolitischen Isolationismus, der unter anderem dazu führte, dass es erst des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor bedurfte, bis die Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg aktiv eingriffen.
Sehr bald wandelte sich jedoch sowohl bei den Militärs als auch in der Politik die Meinung und eine Aufrüstung sondergleichen begann bei allen Großmächten (bei Deutschland eher im Verborgenen, da es aufgrund des Friedensvertrages eigentlich kein schlagendes Militär geben durfte; was allerdings zum Beispiel die Kooperation Deutschlands mit Russland nicht verhinderte). Aber schon 1938 war Deutschland das Land mit dem höchsten »Verteidigungshaushalt« (7415 Millionen Dollar nach dem damaligen Kurs), gefolgt von der UdSSR (5429 Millionen), Großbritannien (1863 Millionen), Japan (1740 Millionen), den Vereinigten Staaten (1131 Millionen) und Frankreich (919 Millionen). In der Statistik der Produktionsmenge von Stahl lag die USA mit 28,8 Millionen Tonnen vor Deutschland (23,2 Millionen) und der UdSSR (18 Millionen).
Van Creveld verdeutlicht die militärischen Überlegungen von strategischen Denkern in der Waffenstillstandszeit, die alle die gleiche Frage stellten: Wie wäre ein neuerlicher Krieg, der sehr bald mehr oder weniger als unvermeidbar angesehen wurde, zu gewinnen? Abermals nur sehr oberflächlich streift er dabei die politischen Veränderungen in den einzelnen Ländern. Überraschend werden weder die ökonomischen Probleme (Massenarbeitslosigkeit und Inflation) noch die militärische Propaganda der rechtsnationalen und völkischen Kräfte (Stichwort: Dolchstoßlegende) in Deutschland erwähnt. Auch gibt es keine Überlegungen zu Art und Form des Versailler Vertrages.
Geradezu prophetische Eigenschaften was den Verlauf eines zukünftigen Krieges angeht, erkennt van Creveld bei Erich Ludendorff, der den totalen Krieg prognostizierte; ein Kampf auf Leben und Tod. Dennoch werde der kommende Krieg…im Großen und Ganzen dem vorangegangenen ähneln und wie sein Vorläufer zu einem gigantischen und langwierigen Ringen ausarten. Dies wird auch in der Nachbetrachtung zum Zweiten Weltkrieg das Fazit des Autors sein.
Deutschland war Ende der 30er Jahre (wie 1914) zum gefährlichsten Staat von allen geworden, nicht zuletzt weil es sich unumwunden zu Aggression und territorialer Expansion bekannte. Gleichzeitig wird festgestellt, dass das Land ähnlich wie Frankreich längst im Niedergang begriffen war – trotz der großen und inzwischen wieder stark aufgerüsteten Armee. Aber gemessen an den wichtigsten Wirtschaftsindikatoren war es bereits hinter Japan zurückgefallen (wobei später deutlich wird, wie abhängig Japan von Importen auf nahezu allen Gebieten und wie zurückgeblieben es hinsichtlich militärtechnologischer Entwicklungen war; van Creveld vermutet sogar, dass dies einer der Gründe für den Eintritt des Kaiserreiches in den Krieg war).
Aber auch die formal größte Armee der Welt, die Rote Armee der UdSSR (die jedoch in puncto Qualität hinterherhinkte) gesteht van Creveld ein durchaus aggressives Potential zu (wobei er die stalinistischen »Säuberungen« innerhalb der Armee als großen Aderlaß sieht). So widerspricht er überraschenderweise nicht explizit der allgemein verworfenen These, dass Hitler einem Angriff Stalins 1941 zuvorgekommen sein könnte. Die USA besaß zwar die größte Luftstreitmacht auf der Welt; die Armee erreichte jedoch nur den 18. Platz. Die gigantische industrielle Basis der Vereinigten Staaten, die im Laufe des Zweiten Weltkrieges angeworfen wurde, stellt rückwirkend wohl den Hauptgrund für den Sieg der Alliierten dar.
Politische Entwicklungen im Zweiten Weltkrieg streift van Creveld nur in halben Sätzen, was in Anbetracht der Tatsache, dass militärisch organisierte deutsche Kräfte (SS und Wehrmacht) systematisch Millionen von Juden ermordeten bzw. dazu beitrugen, gewöhnungsbedürftig ist. Natürlich wird kein Zweifel daran gelassen, dass Hitlers Krieg im Osten ein Vernichtungskrieg war. Aber wenn man sich schon auf die rein militärischen Aspekte konzentriert, hätte der Leser zumindest Erörterungen über Auswirkungen und Folgen dieses Verbrechens auf die militärischen Gegebenheiten erwartet.
Ein Weltkrieg unterbrochen von einem Waffenstillstand?
Der vergleichsweise kurzen Blitzkriegära der deutschen Wehrmacht, die mit gepanzerten und motorisierten Truppen agierten, die es…ermöglichten, weitgreifende operative Bewegungen auszuführen und ganze Länder zu überrennen folgte wie schon Jahrzehnte vorher ein lähmender und aufreibender Stellungskrieg (insbesondere im Osten, aber auch in Afrika). Die deutschen Siege dürften am 16. Oktober 1941 ihren Höhepunkt erreicht haben, was allerdings nicht bedeutet, dass der Krieg von da an schon verloren war.
Da van Creveld für die jeweiligen Vorkriegszeiten und die beiden Kriege fast paritärisch jeweils 50 Seiten verwendet, kommen angesichts der Dimension des Krieges die Auswertungen von bestimmten Schlachten ein bisschen zu kurz. Er beschränkt sich auf exemplarische Ereignisse, wobei der Leser manch liebgewordene Meinung auf den Prüfstand geschickt sieht. Etwa, wenn der Verlust der »Ölbasis« Rumänien einen höheren militärstrategischen Status bekommt als die Niederlage von Stalingrad. Oder das Ausbleiben strategisch wichtige[r] Materialien wie Chrom die Produktion von hochwertigen Waffen schrittweise unmöglich machte – ein Aspekt, den man selten zu hören bekommt. Gleichzeitig scheut sich der Autor nicht, die Kampfkraft der deutschen Wehrmacht als in vielen Punkten durchaus überlegen zu bezeichnen. Und entgegen anderslautenden Meinungen vertritt van Creveld die These, dass die strategischen Bombardements der Alliierten unabhängig von ihrer moralischen Bewertung ab 1944 allmählich Wirkung zeigten. Die Industrieproduktion Deutschlands im allgemeinen und die Waffenproduktion im besonderen litten enorm unter den zugefügten Schäden; letztere, die lange gut funktionierte, konnte irgendwann nur noch unterirdisch betrieben werden, was enorme Ressourcen verbrauchte.
Dem gegenüber stand eine enorme Produktion qualitativ nicht besonders hochwertiger Waffen der UdSSR entgegen. Die enormen Menschenmassen, die nach den anfangs hohen Verlusten der Roten Armee »mobilisiert« wurden (die »sowjetische Dampfwalze«) spielten eine entscheidende Rolle. Am Rande wirft van Creveld die Frage auf, warum Japan zur Unterstützung Nazideutschlands in Russland keine zweite Front aufmachte, sondern sich auf seine (ausnehmend brutalen und ebenfalls teilweise rassistisch motivierten) Eroberungsfeldzüge beschränkte. Die Industrie- und Waffenproduktion der USA und die Unterstützung Großbritanniens versteht van Creveld eindrucksvoll zu dokumentieren. Am Ende des Krieges war Großbritannien wirtschaftlich ruiniert.
Die oberflächliche Betrachtung suggeriert, dass das Zweite Weltkrieg anders verlaufen sei als der Krieg von 1914. Van Creveld widerspricht dem auf einer tieferen Ebene. Tatsächlich gab es Unterschiede. Am deutlichsten betrafen sie die immer weiter fortschreitenden technischen Entwicklungen wie Funk, Radar, Sonar und Peilung. Gepanzerte Fahrzeuge wurden immer mehr perfektioniert. Der Luftkrieg wurde weiter entwickelt und professionalisiert. Die Rolle der Flugzeuge zur See wird als noch wichtiger eingestuft. Der Einsatz von Luft- und Seestreitkräften galt vielen Militärexperten lange als exemplarisch, um mittlere Mächte mit einem gezielten Schlag zu treffen (beispielsweise wurde dies von Israel im Jahr 1967 mit Ägypten praktiziert und sogar von den USA im Irak 1991 und 2003).
Die Parallelen zwischen beiden Kriegen, die van Creveld letztlich sogar dazu veranlasst von einem Krieg zu reden, der nur von rund zwanzig Jahren Waffenstillstand unterbrochen gewesen sei (wenn auch diese Ruhe nicht überall galt), hält er jedoch für wirkungsmächtiger als alle Unterschiede.
Die Wurzeln dieses Konflikts lagen, so die These, (unabhängig von der Beschleunigung durch den ein oder anderen Despoten) in einem Wettstreit der Großmächte, der bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Gewonnen wurden die Konflikte von der Seite, die mit der größten demografischen, wirtschaftlichen und industriellen Basis ausgestattet waren. Daher musste Deutschland mit Österreich-Ungarn 1914 und Nazideutschland mit Japan und Italien (kein gutes Wort findet van Creveld für Italien als »Verbündeten«) scheitern, auch wenn der Erfindungsreichtum der Deutschen enorm war. Tatsächlich behaupten manche, fast jedes Waffensystem, das von 1945 bis 1991 zum Einsatz kam…sei schon 1944/45 auf deutschen Reißbrettern entworfen worden. Es gab jedoch keine Mittel mehr, diese umzusetzen.
Die Atombombe als Friedensstifter
Dieser »Wettstreit« der Großmächte wurde brachial unterbrochen:
Vor 1945 hatte sich das Ringen, das von den ständig wechselnden Ressourcen der Mächte selbst geschürt wurde, seit einem Vierteljahrtausend unablässig ausgeweitet. Es besteht aller Grund zu der Annahme, dass, wäre die Atombombe nicht gewesen, der Kampf nach einer angemessenen Pause auch nach 1945 noch größere Kreise gezogen hätte.
Diese These ist zweifellos in den Ohren friedensbewegter Europäer (zumal, wenn sie die Geschichte des Kalten Krieges beispielsweise mangels Sozialisation nicht mehr miterlebt haben) eine Provokation. Mit den militärischen Gründen für den Abwurf der beiden Atombomben beschäftigt sich der Autor kaum; auch nimmt er (auch hier) keine moralische Bewertung vor (es klingt allerdings Mitgefühl an). Vorher hatte es einen »konventionellen« Bombenangriff auf Tokio mit 100.000 Toten gegeben. Die Atombomben, die 1945 auf Hiroshima und später auf Nagasaki fielen, haben die geostrategische Lage auf der Welt dauerhaft verändert und, so van Creveld, für die Zeit nach 1945 nicht nur im »alten« Kontinent Europa Frieden erhalten, sondern eine deutliche Reduzierung auch konventioneller Kriege nebst Opfern weltweit zur Folge gehabt (wobei die stalinistischen, maoistischen und kambodschanischen Genozide offensichtlich nicht als Kriege rubriziert werden), da keine Großmächte mehr gegeneinander kämpften (höchstens in Stellvertreterkriegen in der sogenannten Dritten Welt, die meist mit abgewrackten Waffen geführt wurde):
Vor allem aufgrund der Weiterverbreitung von Kernwaffen wurden die bewaffneten Konflikte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ohne eine einzige Ausnahme, entweder unter dritt- und viertrangigen Staaten oder von einem erstrangigen Staat gegen einen dritt- oder viertrangigen ausgetragen. Und schon alleine deshalb waren die Konflikte im Hinblick auf ihre Größe nicht zu vergleichen mit den kriegen, die sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts ereignet hatten.
Die Änderung in der Militärgeschichte kann mit dem Schlagwort der Abschreckung auf den Punkt gebracht werden. Von den Erstschlagdoktrin der USA, die man erst Mitte der 50er Jahre aufgab, obwohl die UdSSR 1949 ebenfalls die Bombe »hatte«, bis zur Geschichte der Hochrüstung, die schnell in absurde Dimensionen stieg (1961 hatte der übliche »strategische« US-Sprengkopf eine Sprengkraft von 15 Megatonnen –…hundertmal so stark wie die Hiroshima-Bombe) und letztlich Arsenale schuf, die hunderte Male die Erde vernichten konnten (eine einzige sowjetische SS-18-Rakete hätte in den 80er Jahren durchaus ein Land wie Frankreich »ausschalten« können). 1952 stieß Großbritannien in den »Club« der Atommächte auf; 1960 Frankreich. Die militärische Bedeutung dieser beiden Potentiale blieb immer gering; die Länder glaubten damit eher ihren längst verlorenen Status als »Großmächte« reaktivieren zu können.
1963 zeigte China, dass auch für ein (damals) gering entwickeltes Land die Technik relativ problemlos beherrschbar ist. Israel spricht man seit 1967 die Waffe zu. Seit 1977 zog Pakistan mit Indien gleich, welches seit Mitte der 60er Jahre offensichtlich nuklearwaffenfähig war (einen Test machte Pakistan erst 1998). Van Creveld vertritt die These, dass eine Eskalation um Kaschmir zwischen den verfeindeten Staaten durch das atomare Gleichgewicht verhindert wurde. Zur Untermauerung seiner These, dass die Verbreitung von Atomwaffen eher deeskalierend wirkt, führt er auch die Entwicklungen im Nahen Osten heran (er glaubt, dass ohne die Annahme der israelischen Bombe, dort stärkere konventionelle Kriege ausgebrochen wären) und natürlich auch das Beispiel des Irak, der (gezwungenermassen) nach dem Krieg 1991 sein Atomprogramm habe aufgeben müssen und auch deswegen 2003 von den USA im Handstreich besetzt werden konnte – während Nordkorea nicht angegriffen wurde.
Ländern wie dem Iran oder Nordkorea spricht van Creveld konsequenterweise nicht per se die Sinnhaftigkeit der Atomprogramme ab und fügt ein bisschen schnippisch an:
Als das Land, das als Erstes die Atomwaffen eingeführt hat (und bisher als Einziges gegen einen Feind einsetzte), haben die Vereinigten Staaten allen Grund, andere Länder daran zu hindern, dem Club der Atommächte beizutreten. Jedes mal, wenn sich der Club wieder vergrößert hatte, begann Washington deshalb, apokalyptische Bilder von den Konsequenzen zu zeichnen, die diese Entwicklung nach sich ziehen würde. […] In puncto Atompolitik, wie in so vielen anderen Dingen, halten die Amerikaner ihr Land für das einzig auserwählte und einzig moralische. Doch man könnte sicher auch argumentieren, dass sich die Vereinigten Staaten, lange vor der erwähnten nationalen Sicherheitsdoktrin der Bush-Administration, verantwortungsloser als alle Länder der Erde verhalten hatten. Wenn sie auch seit Nagasaki keine Atomwaffen mehr einsetzten, so haben sie zweifellos mehrmals und nicht nur einem Gegner gegenüber gedroht, sie einzusetzen. Nicht umsonst ist der Begriff »brinkmanship«, also eine Politik des äußersten Risikos, eine amerikanische Erfindung.
Leider kann van Creveld in seinem Buch, dass im Original 2007 fertiggestellt wurde, nicht auf die Vision Barack Obamas einer atomwaffenfreien Welt eingehen. Seiner These zufolge würde eine vollkommene Eliminierung von Atomwaffen (nimmt man dies einmal kurz theoretisch als Möglichkeit an; praktisch dürfte der Geist nicht mehr in die Flasche zurück zu holen sein) die Welt nicht unbedingt friedlicher machen, sondern die Gefahr großflächiger konventioneller Kriege erhöhen. Ein Aspekt, der in der allgemeinen Euphorie unterzugehen scheint.
Aufstandsbekämpfung als neue Herausforderung
Kriege waren also (aufgrund der Verbreitung von Nuklearwaffen und deren Abschreckungspotential) nach 1945 lokal begrenzte Konflikte, die nicht mehr automatisch die ganze Welt in Brand setzten. Van Creveld zeigt nun an einigen Beispielen wie hochgerüstete und technologisch überlegene Armeen dennoch unterliegen – und zwar gegen guerillastrategisch agierende Kämpfer. 400.000 Franzosen versuchten in den 60er Jahren 8 Millionen Algerier zu »befrieden« – erfolglos. 1969 waren rund eine Million amerikanische Soldaten in Vietnam, um das südvietnamesische Regime gegen den kommunistischen Vietcong zu verteidigen – erfolglos. Insgesamt verloren zweieinhalb Millionen Vietnamesen ihr Leben (gegenüber rd. 58.000 toten Amerikanern). Zum erfolgreichsten Guerillakämpfer des 20. Jahrhunderts macht er Mao Tse-tung, dessen Schrift zum »Volkskrieg« noch heute häufig als »Vorbild« für Aufstandskämpfer gilt. Die neue Herausforderung ist die wirksame Aufstandsbekämpfung (die Herfried Münkler mit dem Plastikwort des »asymmetrischen Krieges« als Neuheit verkaufen wollte – im Buch fällt dieser Begriff kein einziges Mal).
Demnach wird die Ordnungsmacht nie in einem direkten Kampf gestellt. Die Aufständischen werden also andere Formen des Kampfes wählen, in denen sie der Ordnungsmacht nadelstichartig Schaden zufügen. Wenn die Zivilbevölkerung in den Konflikt absichtlich und kalkuliert hineingezogen wird, nennt man dies Terrorismus. Wichtig ist: Die Zeit spielt für den vermeintlich Schwachen. Mit jedem Toten wird sich die Ordnungsmacht neu die Frage nach dem Sinn ihres Vorgehens stellen. Kissingers Bonmot trifft ins Schwarze: Die Ordnungskräfte…verlieren, weil sie nicht gewinnen. Rebellen hingegen gewinnen dadurch, dass sie nicht verlieren.
Rebellen oder Aufständische haben auch eine andere Motivation als eine Ordnungsmacht, die häufig Besatzungsmacht ist und deren Soldaten oft tausende Kilometer von ihrem Zuhause entfernt dem Einsatz wenig emotional begegnen. Zudem haben Aufständische häufig die wenn auch meist nur passive Unterstützung der einheimischen Bevölkerung und fühlen sich dadurch moralisch legitimiert. Heftig wehrt sich van Creveld übrigens gegen die Schuldzuweisung der Militärs, die Medien würden durch ihre Aufmerksamkeit die Aufstände erst befördern bzw. erzeugen. Er hält dies für Ausreden von Leuten, die an ihren Aufgaben gescheitert seien.
Und somit kommt man zur eingangs formulierten Problematik: Wie können Armeen, die in jeder konventionelle Kriegsführung haushoch überlegen sind, gegen Aufständische oder Terroristen bestehen und gewinnen? Da 99% der Literatur über diese Thematik von Verlierern verfasst sei, müsse man ganz neu denken, so van Creveld ein bisschen nassforsch. Er entwickelt zwei Handlungswege, von dem es insbesondere der zweite in sich an und illustriert diese jeweils an einem Beispiel, in dem die Aufstandsbekämpfung gelungen ist.
Zwei Möglichkeiten zur Bekämpfung von Guerillas
Zunächst untersucht er die Methoden der britischen Polizei und Truppen in Nordirland. In einem kurzen historischen Abriss (auch dieser Konflikt hat sehr weit zurückreichende Wurzeln) kommt natürlich unweigerlich der »Blutsonntag« von Londonderry zur Sprache, in dem britische Armeeangehörige das Feuer auf eine demonstrierende Menge eröffneten und dreizehn Menschen dabei getötet wurden. Dieser Vorgang hat den Konflikt zunächst radikalisiert und terroristische Aktionen befördert (Anschläge gab es bis ins Herz Großbritanniens, London). Van Creveld zeigt in sechs Punkten, wie die Briten aus den damaligen Fehlern gelernt und die richtigen Maßnahmen ergriffen haben.
Der Konflikt blieb stets ein strafrechtliches Problem; ein »Krieg«, wie ihn beispielsweise Bush 2001 nach dem 11. September ausrief, wurde nicht erklärt. Daher gab es auch kein Ausnahmerecht, d. h. im Großen und Ganzen (es gab vereinzelt natürlich Ausnahmen und Exzesse) wurden rechtstaatliche Grundsätze bei der Bekämpfung eingehalten (und nicht einfach ausgesetzt) und man hielt sich an die Gesetze; der Punkt, den van Creveld als den wichtigsten hervorhebt (anfängliche Versuche, Gefangene bei Verhören zu foltern, wurden 1972 eingestellt). Desweiteren verblieb die polizeiliche Routinearbeit bei den örtlichen Kräften, die sich besser mit den lokalen Gegebenheiten auskannten. Kollektivstrafen wie Ausgangssperren, das Unterbrechen der Strom- und Wasserversorgung, die Zerstörung von Gebäuden unterblieben ausnahmslos. Soweit wie möglich traten Polizei und Armee als Beschützer der Bevölkerung auf, nicht als ihre Peiniger. Dabei wurden von Seiten der Armee keine schwere Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge oder gar Flugzeuge eingesetzt.
Diese äußerste Selbstdisziplin der Briten führte dazu, dass den Aufständischen das Feindbild sukzessive entzogen wurde und dadurch die Unterstützung in der Bevölkerung nachließ, die sich mit den Zielen der Rebellen nicht mehr ausreichend identifizierten. Den zweiten Schritt, die Einbindung der (gemäßigten) Rebellen in Verhandlungen, die in einen Friedensprozess mündeten, behandelt van Creveld konsequenterweise für seine Studie nicht.
Neben dieser – salopp formuliert – »rechtsstaatlichen Variante« von Aufstandsbekämpfung, die einen langen Atem verlangt (interessanterweise verkehrt sich die Bedeutung des Faktors »Zeit« – bei den gescheiteren Vorgehensweisen »spielt« sie für den Schwachen, jetzt jedoch plötzlich für die Ordnungsmacht) entwickelt van Creveld auch noch eine diktatorisch-brutale Variante. Beispielhaft hierfür wird die Bekämpfung einer aufständischen Muslimbruderschaft in Syrien im Jahr 1982 angeführt, die sich in der Ortschaft Hama ereignete. Der damalige syrische Präsident Hafis al-Assad schlug die Revolte mit furchtbaren Mitteln nieder. Der Muslimbruderschaft wurde so bis heute »nicht nur das militärische Rückgrat« gebrochen, sondern diente auch anderen oppositionellen Gruppen »als eindrückliche Warnung, auf weitere Aktionen des Ungehorsams zu verzichten«.
Die Vorgehensweise war von äußerster Brutalität und Grausamkeit. Die Armee bombardierte die Stadt, in der sich die Aufständischen aufhielten, flächendeckend, ohne Schonung und rückte dann mit schwerer Artillerie vor. Man machte lieber zu viele Opfer als zu wenige. Für van Creveld eine Notwendigkeit für den Erfolg einer solchen Tat. Die Aktion geschah schnell und unerwartet, d. h. es gab vorher keine Drohungen oder Ultimaten, die die Aufständischen zur Organisation eines Rückzugs hätten nutzen können. Die mediale Verbreitung wurde dahingehend gesteuert, dass man bewusst die Opfer und die Folgen der Angriffe (als Abschreckungselement) zeigte. Die Operation wurde von einem Bruder Assads kommandiert; im Falle des Scheiterns wäre nicht der Präsident selber gescheitert.
Die moralische Entrüstung über diese Aktion relativiert van Creveld. Hätte Assad den Aufstand nicht niedergeschlagen wäre Syrien vielleicht ähnlich wie der Libanon in einen Bürgerkrieg verwickelt worden und eine unstabile Macht in Nahen Osten geworden. Aufgezeigt wird, dass Assad rund zehn Jahre später ein willkommener Koalitionär des Westens gegen Saddam Hussein war – moralische Bedenken gab es also damals nicht, obwohl insbesondere die Amerikaner um die Brutalität des damaligen syrischen Machthabers wussten.
Zweifellos ist diese brutale Bekämpfung von Aufständischen in demokratisch organisierten Staaten schwierig umzusetzen. In gewissen Grenzen erkennt er Parallelen zum Vorgehen der israelischen Armee im Umgang mit den Palästinensern. Er stellt fest, dass diese Methode allerdings nicht konsequent durchgeführt würde und dann letztlich scheitern müsste. Wobei offen bleibt, ob man im israelisch-palästinensischen Konflikt nicht einmal die die rechtsstaatliche Variante versuchen sollte.
Bedauerlicherweise belässt es van Creveld bei der Beschreibung der beiden Modelle. Wie ein Militär meldet er in beiden Fällen: Mission erledigt. Aber ob er ernsthaft glaubt, dass die brutale Variante dauerhaft zur Befriedung einer Gesellschaft führen kann? Sie vermag für einige Zeit eine gewisse Ruhe zu garantieren (zumal in einer Diktatur) – aber ist diese Friedhofsruhe beispielsweise mit der Gefahr, die Aufständischen zu Märtyrern zu machen nicht zu teuer erkauft? Hier zeigt sich die Schwäche in van Crevelds Betrachtung überdeutlich: Seine Fokussierung liegt auf Aufstandsbekämpfung, nicht auf eine nachhaltige Befriedung. Nur so kann diese rustikale »Hau-drauf-Methode«, normalerweise eher ein Produkt zu fortgeschrittener Stunde in Offiziercasinos »entwickelt«, überhaupt nur in Erwägung gezogen werden.
Am Schluß betrachtet er das Vorgehen der USA (und deren Verbündeter) im Irak. Er konstatiert hier eine fatale Mischung beider Varianten. Mal entschlösse man sich zu brutalem Vorgehen – welches dann plötzlich abgemildert oder zurückgenommen würde. Insgesamt gibt es keine durchgängige Linie der Streitkräfte; das Vorgehen variiere von Einheit zu Einheit. Die Alleinschuld für diese falsche Handlungsweise läge bei der Bush-Administration. Kein gutes Wort findet er für die sogenannten »Think-Tanks«, die er in heftiger Polemik angreift. Oft genug gescheiterte ehemalige Offiziere geben Ratschläge über Sachverhalte, von denen sie keine Ahnung haben und weil sie den jeweiligen Auftraggebern schmeicheln wollen, redeten sie ihnen nach dem Mund.
Um maximal 30.000 Rebellen im Irak zu bekämpfen legten die USA zwischenzeitlich 450 Milliarden US-Dollar im Jahr aus. Dabei gibt es weder eine Strategie, wie man mit den Aufständischen umgeht noch ein Plan, wie dies umzusetzen ist. Nicht einmal an eine ausreichende Zahl von Übersetzern habe man gedacht. Konventionelle Armeen haben sich genau so überlebt wie der blinde Glaube an hochtechnisierte Waffen, die in Wirklichkeit reparaturanfällig sind und den Anforderungen der neuen Herausforderungen oft genug nicht gewachsen sind.
Mit seinem Erzählstil und der fast durchweg für einen militärhistorischen und –strategischen Laien verständlichen Wortwahl gelingt es van Creveld durchaus, den Leser zu fesseln. Die Fokussierung auf militärstrategische Aspekte ist mitunter zu eindimensional, manchmal geradezu altmodisch (man denke an die Parallelwelten zwischen Militär und Politik Anfang des 20. Jahrhunderts). Eine stärkere interdisziplinäre Sicht wäre zuweilen wünschenswert. Dennoch: Auch wenn einem bei der Lektüre manchmal der Atem stockt und sich neben Zustimmung gelegentlich heftiger Widerspruch regt – lohnend und in höchstem Maße anregend ist die Lektüre von »Gesichter des Krieges« allemal.
Die kursiv gedruckten Passagen sind Zitate aus dem besprochenen Buch.
Es wird in Zukunft nicht mehr reichen, Musashi oder Clausewitz zu lesen. Das geht aus der Rezension deutlich hervor.
Nur die Beweggründe, die zu Kriegen führen scheinen nach wie vor die gleichen sein. Das Machtstreben skrupelloser Singularitäten, die sich eine entsprechende systemische Mechanik zu nutze machen.
HUT AB VOR DEM KEUSCHNIG JETZT AUCH ALS MILITAER WISSENSHELD!
I did a long commentary with quotes in German... then something happened.. and it disappeared, and I dont have time for a second go around.
In general i agree entirely with what K. represents as being van C.’s
views. Specifically, in matters of the Italian army being a joke, we knew this as kids, and it was confirmed when the first American officer to appear at our house, did so in a captured camouflaged Italian Fiat bug. And also those »think tanks« that push paper around.
I agree with Keuschnig that van C. is on dubious grounds in using the defeat of the IRA or the destruction of Syrian Hama as examples for the suppression of indigenously supported uprisings as a conqueror.
van C. seems not to understand that the US wins also by directly throwing loads of money at buyable entities such as the Sunnies in Anbar province, or the »Northern Alliance’ in Afghanistan.!
In general: the shadow of the Roman empire and the other ancient empires and that drive casts a long and dark shadow.
Hochachtungsvoll
General der Arme der Zicken
von Zitzewitz
Naja, das Beispiel mit der IRA fand ich schon interessant – aber der Kontrast mit Syrien und dem Vorgehens Assads ist schon arg gewöhnungsbedürftig. Vor die Wahl gestellt heisst das: Entweder wir machen ein perfekt rechtsstaatliches Verfahren – oder wir ignorieren alles und hauen einfach drauf. Ich glaube, dass Letzteres am Ende nicht funktioniert.
Na, Ares sei Dank ...
... dass 12 Leute die Mühe auf sich genommen haben, Interesse an der Lektüre Ihrer Rezension zu bekunden. Ich wollte das eigentlich auch tun, war dann aber doch etwas befremdet, als ich mich zu diesem Behufe bei Twoday registrieren sollte. Mein Vorschlag: Wenn Sie in Zukunft mal wieder Ihre Artikel nur vorbehaltlich einer bestimmten Akklamationsquote publizieren wollen, dann wäre es vielleicht hilfreich, ein barriereärmeres Verfahren zu ersinnen, z.B. via Kommentarfunktion.
Ansonsten: Wie fast immer eine sehr lesenswerte Besprechung, auch wenn mich der Anklang der linkskonsensuellen Bewertung des Nahostkonflikts etwas abstößt.
Dennoch: Weiter so, Herr K., und in Zukunft vielleicht ein bisschen mehr Vertrauen in den Appeal Ihrer Texte?
Naja, abgesehen davon, dass jetzt endlich einmal das Wort »Behufe« in diesem Blog erwähnt wurde (was längst hätte passieren müssen): Wenn es schon als zu große Anstrengung empfunden wird, sich anzumelden (was ja anonym geschehen kann) – was ist dann ein solcher Text wert?
Akklamation per Kommentar ist früher schon grandios gescheitert.
Was meinen Sie mit linkskonsensuelle[r] Bewertung des Nahostkonflikts?
Wenn Sie in Zukunft mal wieder Ihre Artikel nur vorbehaltlich einer bestimmten Akklamationsquote publizieren wollen, dann wäre es vielleicht hilfreich, ein barriereärmeres Verfahren zu ersinnen, z.B. via Kommentarfunktion.
Ich will hier keinesfalls für Gregor antworten, aber m.E. geht es darum, ob die Texte dem Leser fünf Minuten Anmeldung wert sind. Ich meine sie sind es, und man geht – so man sie nicht abonniert hat – für seine Zeitung ja auch zum Kiosk. Was spricht tatsächlich dagegen?
@Gregor
Das nenne ich synchrones Antworten!
Wie immer sehr gelungen und wohltuend frei von Polemik, bei einem Thema das heißes Blut fast garantiert.
Zwei Punkte fehlen meiner Meinung nach oder sind nicht genug gewürdigt. Als Erstes wird mir das Erschrecken der Welt vor dem Ersten Weltkrieg, der im Französischen nicht umsonst La Grande Guerre heißt, nicht deutlich genug. Der Sprung zum industriellen Krieg nur als Fakt, aber nicht als Zivilisationsbruch darzustellen, ist zu schwach.
Als Zweites würde ich noch die These einer heiß gelaufenen Wirtschaft (ja, natürlich ist die USA gemeint), die sich in einem Krieg entladen muss, sich aber zur Gewissensberuhigung hinter einem Popanz versteckt, erwähnen. Ich war in dieser Hinsicht in den siebziger Jahren durch die teils fragwürdige Amerikanische Geschichte von Joachim Fernau geprägt, die ich vor einiger Zeit noch mal in die Hand nahm. Stellenweise prophetisch.
Den Zivilisationsbruch sieht van Creveld tatsächlich nicht, sondern er sieht ein Kontinuum des Ringens um Macht der Großmächte untereinander. Ich glaube, es steht sogar einmal, dass die Friedenzeit (praktisch seit 1871) eher überraschend war. Da ist er natürlich zu sehr »Militär« um sich diese »Emotion« zu gestatten.
Was die heißgelaufende Wirtschaft der USA an – auch das passt nicht seinen Themenkreis. Die detaillierten Ursachen der Kriege untersucht er gar nicht.
#5, 6
Nun, ich habe die Anmeldung nicht wegen der zugegeben geringen Mühen gescheut, sondern weil ich eine vielleicht nicht ganz rationale Aversion gegen den Registrierungswahn im Internet habe. Deshalb kommentiere ich eigentlich nur in Blogs, in denen auch die Laufkundschaft ihren Senf dazugeben darf; und so wie es hier bei Herrn Keuschnig ist (ein Pseudonym genügt, nicht einmal die Angabe einer E‑Mail-Adresse ist erforderlich), gefällt es mir am besten.
Im Übrigen freut es mich sehr, dass Sie meine Wortwahl goutieren. Betrachten Sie Ihr Blog durch die Erwähnung der Vokabel »Behuf« als defloriert.
Zu meinem Vorwurf der linkskonsensuellen Bewertung des Nahostkonflikts: Sie schrieben (ich kann es jetzt leider nicht verbatim zitieren, da der Text in diesem Frame nicht vorliegt), dass es Israel zur Abwechslung mal mit der rechtsstaatlichen Methode der Insurgenten-Bekämpfung versuchen sollte. Das klingt mir zu sehr nach der – in (sog.) linken Kreisen sehr weit verbreiteten – Staatsterrorismus-Leier. Das Problem – jetzt mal rein militärisch gesehen und moralische Kategorien außer Acht lassend – liegt doch wohl eher darin, dass Israel (häufig auch als Reaktion auf Entwicklugen/Signale/Taten der Gegenseite) zwischen den Polen der Härte und der Weichheit mäandriert. Aber gut, ich will hier nicht Wasser in ein Danaiden-Fass schütten.
Registrierungswahn
Ich erkenne in der Diagnose des sogenannten Registrierungswahns des Internets eher einen (gelegentlich) paranoiden Reflex. Es kann ja sehr wohl mit Pseudonymen und Pseudonym-Mailadressen gearbeitet werden; danach bleibt die Anmeldung bestehen. Worin das Problem besteht, erkenne ich nicht.
Was ich über ihre speziellen Forderungen nach »Barrierefreiheit« halte, sage ich jetzt lieber nicht.
Israel
Meine Äusserung hat mit Staatsterrorismus-Leier nichts zu tun. Die brachiale Gewalt mit der die israelische Armee teilweise gegen Aufständische vorgeht, ist Fakt. Ein Selbstmordanschlag eines Palästinensers wird fast immer sofort mit einer Armeeaktion beantwortet. Van Creveld, der ja in Israel lebt, hält sich hier ein bisschen bedeckt. Tatsächlich ist es ja so, dass auf den brachialen Akt irgendwann wieder ein Entgegenkommen folgt (dann werden irgendwelche Terroristenführer freigelassen). Das ist genau jene Art von schwammigem Vorgehen, die van Creveld bei den USA im Irak kritisiert.
Israel kann sich allerdings die von van Creveld vorgeschlagene »Hama«-Alternative gar nicht erlauben: Erstens ist es ein demokratischer Staat und zweitens sind die Palästinenser keine Staatsangehörigen Israels. Es bleibt also nur die von mir sogenannte »rechtsstaatliche Variante«. Hiervon ist man allerdings meilenweit entfernt, teils aus fehlendem Willen, teils aus Unkenntnis. Die These, dass man 99% der Aufstandsliteratur vergessen kann, weil sie von verlierern verfasst wurde, ist vermutlich zutreffend. Schlimm ist nur, dass sich Politiker (überall; nicht nur in Israel) an die Lektüre der Verlierer so klammern.
Höchstwahrscheinlich muss man das Buch lesen, um zu verstehen, was der Autor letztlich erklären will. Nach Deiner Rezension jedenfalls bin ich nicht wirklich begierig auf die Lektüre. Besonders die Tatsache, dass auf die politischen Ursachen militärischer Auseinandersetzungen bewusst nicht eingegangen wird, dämpft mein Interesse gewaltig. Ich war nie bei der Bundeswehr, Gott sei Dank, und Militaria aller Art, alte und neue Waffensysteme sowie geniale Feldherren und ihre strategischen Schachzüge üben auf mich keinerlei Faszination aus. In jedem Krieg triumphiert die Gemeinheit und eine kalte, nüchterne Betrachtung empfinde ich nur als zynisch. Natürlich verstehe ich, dass Berufssoldaten ihre Profession nüchtern und so effektiv wie möglich ausüben. Was das für Millionen von Zivilisten auf der Welt bedeutet kann man heutzutage jeden Abend in den Nachrichten sehen.
Und zum Schluss noch, frei nach Cato: Im Übrigen bin ich der Meinung, das die Bundeswehr umgehend aus Afghanistan abgezogen werden muss.
Das Buch ist nicht zynisch; es ist einfach nur ein Einblick in eine Welt, die einem in dieser Reinkultur selten vermittelt wird. Es ist durchaus erhellend, auch wenn man mit Militär nichts am Hut hat. Mich interessiert sowas ja immer fast noch mehr.
Wass van Creveld zur Aufstandsbekämpfung im Iral sagt, dürfte er sinngemäss auch für Afghanistan meinen. Man kann über das Engagement der Bundeswehr geteilter Meinung sein (m. E. hat Schröder das damals strategisch gemacht – er schickte Soldaten lieber nach Afghanistan statt später in den Irak; dieser Krieg kündigte sich ja schon Ende 2001 an). Es wird allerdings deutlich gemacht: Rein geht immer schneller als ‘raus. Das wird immer so sein.
Die damalige Entscheidung der Schröderregierung war ja vor dem Hintergrund von 9/11 und der uneingeschränkten Unterstützungszusage an die USA noch nachvollziehbar und das dabei auch taktisch-strategische Überlegungen im Spiel waren darf man wohl annehmen. Seitdem sind allerdings nun schon 7 Jahre vergangen, die Talibanregierung in Afghanistan wurde verjagt und den Rest müssen die Afghanen allein lösen.
Die Argumente von der Terrorbekämpfung am Hindukusch, von der deutschen Sicherheit, die am Hindukusch verteidigt werden muss, sind in ihrer offensichtlichen Verlogenheit einfach nur noch peinlich. In Afghanistan herrscht Bürgerkrieg, schlimm genug, aber da haben wir nichts verloren und da sollten wir uns tunlichst raushalten. Das rumgeeiere des Verteidigungsministers, dass der Krieg nicht „Krieg“ sondern „Aufbaumission“ genannt werden soll, ist schlichtweg eine Frechheit. Aufbaumission mit AWACS- und Tornadoflugzeugen – darüber kann ich nicht mal mehr lachen.
Nur weil sich die deutsche Regierung nicht traut , den Amerikanern: „Für uns ist jetzt Schluss!“ zu sagen, werden Bundeswehrsoldaten als Besatzer attackiert, wird der Tod von jungen Menschen billigend in Kauf genommen, aber mit Krokodilstränen und heuchlerischer Miene betrauert. Ach ja, die bösen, bösen Terroristen.
Die Verlogenheit der Sesselfurzer, die sich natürlich niemals selbst in Gefahr begeben, sondern immer klammheimlich, fugenlos umringt von Bodyguards, TV-gerecht die Truppen an der Front besuchen, ist kaum noch zu ertragen. Nein – Die Bundeswehr muss raus aus Afghanistan.
Ich will hier diese Diskussion nicht führen – der Begriff des Sesselfurzers ist leicht geschrieben und man muss aufpassen, dass es nicht selber auf einen zurückfällt (kenne ich in anderem Zusammenhang mit mir selber).
Nur kurz: Der Punkt ist, dass die Afghanen 2001 nicht gefragt wurden, was sie wünschen und ob sie von den Taliban befreit werden wollten. Insofern war schon die Entscheidung, einzumarschieren u. U. falsch. Den Fehler des überhasteten Einstiegs löst man aber nicht dadurch, überhastet auszusteigen. Van Crevelds Buch zeigt: Die Aufstandsbekämpfung als Armee ist kontraproduktiv, es sei denn, man führt sie mit äusserster Brutalität (was m. E. nicht dauerhaft funktioniert). Eine Bewaffnung (= Schutz der Aufbautruppen) hätte durch lokale Polizei gewährleistet werden müssen, die es allerdings nicht gab.
Zudem ist man ohne langfristiges Konzept einmarschiert und hat sich in Scharmützeln begeben. Etliche Verhaltensweisen werden als koloniale Attitüden verstanden (vermutlich mit Recht).
Ich kann nur um Entschuldigung bitten, aber höchstwahrscheinlich bin ich durch die Bush-Administration übersensibilisiert. Ich kann einfach diese Typen, die unter absoluter Geheimhaltung für einen publicityträchtigen Auftritt in die Krisengebiete einfliegen, nicht mehr ertragen. Und wenn mir dann so ein Herr Jung noch irgendeinen Quark erzählt, dann geht mit mir der Gaul durch. Sein Betroffenheitsgetue angesichts des Todes von Bundeswehrsoldaten ist pure Heuchelei. Aber dennoch – Ende der Diskussion.
Es gibt hier nichts zu entschuldigen; die Einwände sind ja berechtigt. Ich sehe die Forderung, die Soldaten aus Afghanistan sofort abzuziehen nur für ähnlich wohlfeil an wie ein »Weiter so«.
Jungs Rolle ist dabei sekundär; das würde jeder genauso machen in seiner Position. Wenn man die Opferzahlen heranzieht, ist Deutschland mit bisher 35 Toten noch glimpflich davongekommen.
Van Creveld zeigt, wie in den Kriegen der Vergangenheit das Militär von der Politik abgekoppelt war und sich verselbständigte. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall: Heute »dient« das Militär der Politik (alles andere empfinden wir als merkwürdig). Insofern ist die Politik richtungsbestimmend, was militärische Einsätze angeht. Der Vorwurf des »Verheizens« ist also immer in der Luft.
Der Fehler beim Afghanistan-Einsatz war, dass man militärisch wusste, wie man vorzugehen hatte, aber für das zivile Programm danach keine ausreichenden Mittel zur Verfügung stellte (personell wie finanziell). Geld wurde in zentralistische Strukturen gesteckt, statt in regionalen Projekte. Man wusste über die ethnischen und sozialen Implikationen rein gar nichts und glaubte, man werde wie Befreier aufgenommen, als man die sogenannten Taliban entmachtete (die man in den 80er Jahren gegen die UdSSR noch unterstützte). Statt die regionalen Strukturen mit in politische Entscheidungsprozesse einzubinden (wie es traditionell verankert ist) liess man die Leute zentralistisch einen Präsidenten wählen (natürlich eine Marionette). Die Hoffnungen waren immens und wurden schnell enttäuscht. Das spülte wieder Unterstützung für die islamistischen Paschtunen heran.
Obama hat das erkannt, aber ihm sind nicht zuletzt finanziell die Hände gebunden. Er hat ja den Klotz Irak noch am Bein.
[EDIT: 09.23]
Also
waer ich auf das schoene Wort »Behuf« in einem anderen als diesem Zusammenhang gestossen
haette dieser Pferdemensch hier sofort an was anderes gedacht; auch der mir bis jetzt unbekannte Begriff
»Sesselfurzer« fuer »Schreibtischtaeter« gefaellt mir sehr.
Ich denke, dass die so fahrlaessige Regierung Bush + Co. auch andere Optionen in Afghanistan hatte als die NATO
dort bei eine Besetzung einzuschalten. Diese war doch bis 9/11 als eine als ziemlich und aus gutem Grund unlegetime Regierung
betrachtet. Da der Irak Krieg:
»According to the memo, Bush discussed various possible provocations that might trigger a second UN resolution to justify war in the absence of any WMD. One plan being considered by the White House was “to fly U2 reconnaissance aircraft painted in UN colours over Iraq with fighter cover” provoking Iraqi forces into opening fire and thereby putting them in breach of a UN resolution....«
http://www.wsws.org/articles/2009/jun2009/blai-j26.shtml
sich jetzt als volkommen illegal entpuppt hat [mal sehen was die UN und ihre Tribunale dazu sagen haben!]
ist der klein-Krieg und installation eines Satraps dort in A’stan vielleicht auch schon genaus so schlampig vorhergesehen und
geplant gewesen. Also, der Preussische Generalstab waelzt sich nicht nur in den Graebern sondern
rauft sich nicht mehr vorhandene Haare....aber so machen die Amis immer. Jetzt ziehen sie aus den Irakischen Staedten aus,
behalten aber ihre »forts« ausserhalb. Genau wie im 19ten Jahrhundert bei den Indianer Kriegen hier!
Der Afghanische Krieg ist uebergeschwappt nach Pakistan, macht den Leuten in Washington
eigentlich Freude mehr Besatzungskraefte dahin zu liefern. Af-Pak heisst das Theater. Angefangen hat die ganze Affaere in A’stan mit der »destabilization« durch Carter und Zigbiniev Brzinsky, ist also ein Manoever des kalten Krieges gewesenm auch so ein ungeheueres Verbrechen einen Staat von 25 Millionen den »destabilization« um den Einmarsch der Russen zu ermoeglichen, and dann werden Mujahadeem aus der ganzen Welt angeschafft und mit Stinger Raketen ausgeruestet um die Russen zu bekaempfen, und nach ihrem Erfolg werden die lieben Mujahadeem volkommen vernachlassigt... T’ja, und jetzt solln die Deutschen helfen den Schlamassel gut zu machen!
#11
@ Gregor K.:
»Ich erkenne in der Diagnose des sogenannten Registrierungswahns des Internets eher einen (gelegentlich) paranoiden Reflex.«
Verfolgungswahn ist da bei mir nur partiell im Spiel. Ich habe schlicht und einfach keine Lust, ein Pseudonym und/oder ein Passwort zu ersinnen und eine E‑Mail-Adresse anzugeben, wenn ich davon ausgehe, dass ich die betreffende Registrierung in Zukunft kaum noch nutzen werde. Da spreche ich schlicht und einfach aus Erfahrung. Ein Einwand wäre jetzt, dass ich bei solchen – nennen wir sie – Trash-Anmeldungen ja immer dieselben Daten verwenden könnte, wodurch der kreative und mnemotechnische Aufwand drastisch reduziert würde. Aber dafür bin ich dann wirklich zu paranoid. (Sie wissen schon: Google-Analytics und dergleichen.)
»Was ich über ihre speziellen Forderungen nach »Barrierefreiheit« halte, sage ich jetzt lieber nicht.«
Warum nicht? Ich respektiere Ihre Meinung und bin gewöhnlich nicht besonders schnell beleidigt. Im Übrigen können Sie als Hausherr dieses Blogs selbstredend tun und lassen, was Sie wollen. Wenn Sie hier mehr Barrieren setzen möchten, ist das Ihre Entscheidung. Ich habe nur zum Ausdruck gebracht, was ich von Ihrer Leservotums-Idee halte, weil meine Einstellung möglicherweise von anderen Internauten geteilt wird.
»Israel kann sich allerdings die von van Creveld vorgeschlagene »Hama«-Alternative gar nicht erlauben: Erstens ist es ein demokratischer Staat und zweitens sind die Palästinenser keine Staatsangehörigen Israels.«
Als dritten Punkt könnte man hinzufügen: Und außerdem würde dadurch sein in der Weltöffentlichkeit (meines Erachtens zu Unrecht) ohnehin ramponierter Ruf noch mehr beschädigt.
»Es bleibt also nur die von mir sogenannte »rechtsstaatliche Variante«. Hiervon ist man allerdings meilenweit entfernt, teils aus fehlendem Willen, teils aus Unkenntnis.«
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Variante, die vom Vereinigten Königreich gegenüber dem IRA-Terror zum Einsatz gelangt ist, auch im Nahen Osten auf fruchtbaren Boden fiele. Ich denke, man kann die beiden Szenarien nicht wirklich vergleichen. Ich persönlich glaube nicht, dass es für den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern eine militärische Lösung gibt, bei der nicht eine der beiden Parteien de facto vernichtet würde. Was den Weg der Friedensverhandlungen betrifft, so hängt wohl viel von den Entwicklungen im Iran ab. Denn je weiter Teherans Atomprogramm voranschreitet, umso nervöser werden die Staaten in der Region – und plötzlich könnten Koalitionen entstehen, die vor Jahresfrist noch unvorstellbar gewesen wären. Andererseits könnte natürlich auch durch einen eventuellen Zusammenbruch des Mullah-Regimes dem palästinensischen Terrorismus der Nährboden entzogen werden. Oder aber es bleibt alles beim Alten.
@Zehner
Das iranische Atomprogramm hat primär mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt nichts zu tun. Ich halte die Unterstützung der Palästinenser durch die »Mullahs« für weit uberschätzt. Selbstmordattentate bedürfen eben keiner besonderen Logistik; hierin liegt ja ihre »Stärke«. Die Raketen von Gaza aus sind auch nicht gerade innovativ, halten jedoch die Gewaltspirale immer wieder in Gang, weil Israel permanent in die Falle tappt. Statt Abbas durch Zugeständnisse im Westjordanland (Siedlungsstop) zu stärken, ist er nur noch ein Grüssaugust für ausländische Staatsgäste.
Der Konflikt im Westjordanland ist sehr wohl mit Nordirland vergleichbar – hier wie dort handelt es sich um eine mindestens gefühlte Besatzungssituation. Unterschiede gibt es in den Mentalitäten, aber auch die dürften überwindbar sein, wenn man tatsächlich an einer Lösung interessiert ist. Derzeit haben aber beide Seiten mehr Vorteile in Aufrechterhaltung des Status quo. Daher wird nichts geändert.