Das Ver­schwin­den der Kri­tik

Jetzt kön­ne die »Qua­li­täts­de­bat­te« um das deut­sche Fern­se­hen so rich­tig los ge­hen: Auf­bruch­stim­mung im Herbst 2008. Der grei­se Mar­cel Reich-Ra­nicki und ei­ne auf­ge­reg­te Pseu­do­li­te­ra­tur­kri­ti­ke­rin brüll­ten ih­re Fru­stra­ti­on ob des so grot­ten­schlech­ten Fernseh­programms laut (aber weit­ge­hend un­ar­ti­ku­liert) in die Öf­fent­lich­keit. Die Kri­tik (bzw. das, was sich da­für hält) mach­te das, was sie am be­sten kann: Sie stimm­te (teil­wei­se oder em­pha­tisch) zu, be­klag­te dann (lei­der, lei­der) un­ab­än­der­li­che Sach­zwän­ge, unter­fütterte ih­re Re­si­gna­ti­on mit Be­haup­tun­gen – und mach­te nichts, au­sser sich noch über das ZDF zu ent­rü­sten, die ei­ner (frei­en) Mit­ar­bei­te­rin den Ver­trag nicht mehr ver­län­ger­te, die vor­her ge­sagt hat­te, sich für das Pro­gramm (wel­ches sie wo­mög­lich kaum kennt, was ihr aber nichts oder we­nig aus­macht, da sie auch häu­fig über Bü­cher spricht, die sie nicht kennt) zu schä­men.

Das war’s dann auch schon mit der »Qua­li­täts­de­bat­te«.

Eher im Ge­gen­teil. Ak­tu­ell ist be­mer­kens­wert, wel­chen Schutz­schirm man in­zwi­schen über ei­nen Wurm­fort­satz des schlech­ten Ge­schmacks, dem »Dschun­gel­camp« spannt. Ei­ner Sen­dung, in der Möch­tegernprominente be­wei­sen wol­len, dass sie mehr sind als Möch­te­gern­pro­mi­nen­te, weil sie Ka­ker­la­ken im Mund aus­hal­ten oder le­ben­de Ma­den es­sen kön­nen.

Die Elo­gen auf die­ses »For­mat« zei­gen sich auch dort, wo man all­ge­mein Lan­ge­wei­le be­klagt, weil den Mo­de­ra­to­ren ih­re so zy­ni­schen Sprü­che ab­han­den ge­kom­men sind. Gip­fel der Rüh­rung ist je­doch der Ar­ti­kel von Ste­fan Nig­ge­mei­er in der ak­tu­el­len Aus­ga­be der »Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung«.

Nig­ge­mei­er be­schäf­tigt sich we­ni­ger mit der Sen­dung an sich, son­dern nimmt kri­tisch die ni­veau­lo­se Be­richt­erstat­tung (ins­be­son­de­re in »Bild« und der »Welt On­line«) aufs Korn. Die ma­den­reich­sten Prü­fun­gen im au­stra­li­schen Dschun­gel sind nicht halb so ek­lig wie die­se Tex­te, die ih­re sprach­li­che Hilf­lo­sig­keit und ge­dank­li­che Ar­mut durch Dra­stik wett­zu­ma­chen ver­su­chen. Zwei­fel­los hat Nig­ge­mei­er da­mit Recht, aber an­de­rer­seits: Was ist an­läss­lich ei­nes sol­chen Schmie­ren- und Ekel­thea­ters wie des »Dschun­gel­camps« auch an­de­res zu er­war­ten?

Und, viel wich­ti­ger: Wo ist denn die äs­the­ti­sche und fern­seh­kri­ti­sche Be­hand­lung Nig­ge­mei­ers die­ser Sen­dung ge­gen­über? Er ver­schweigt zwar nicht das per­fi­de Spiel, wel­ches in die­ser Sen­dung steckt (und re­du­ziert es auf ei­ner­seits men­scheln­de Kan­di­da­ten, an­de­rer­seits das Ver­höh­nungs­po­ten­ti­al), fin­det aber fas­zi­nie­ren­de Sze­nen (mit ei­nem Tief­schlag auf ARD-Mo­de­ra­tor Beck­mann) und sieht im Schlür­fen ei­nes Cock­tails mit teil­wei­se le­ben­den Tie­ren die Wür­de des Kan­di­da­ten auf­blit­zen. Das Dschun­gel­camp ap­pel­lie­re nicht nur an die nie­de­ren In­stink­te, so Nig­ge­mei­er, son­dern spre­che auch das Ge­hirn in­tel­li­gen­ter Men­schen an. Soll­te das so sein, wä­re ich lie­ber kein in­tel­li­gen­ter Mensch.

Was soll man von ei­ner der­art af­fir­ma­ti­ven »Kri­tik« hal­ten? Ei­ne Kri­tik, die ih­rem Ge­schmacks­ur­teil jeg­li­che äs­the­ti­sche Kom­po­nen­te aus­ge­trie­ben hat und nur noch auf ei­ner Art Main­stream­strich zu trip­peln scheint. Als »Er­satz­re­li­gi­on« des so ab­han­den ge­kom­me­nen Kri­te­ri­en­ka­ta­logs (der au­sser das ei­ge­ne Ver­gnü­gen nichts mehr kennt) dient nur noch die mo­ra­lisch sau­be­re Fern­seh­sen­dung. Die wich­tig­ste Vo­ka­bel da­zu lau­tet »men­schen­ver­ach­tend«. Und so ist auch der Un­ter­ti­tel von Nig­ge­mei­ers Ar­ti­kel (in der Print­aus­ga­be der FAS) fol­ge­rich­tig War­um das das RTL-Dschun­gel­camp nicht an­näh­rend so men­schen­ver­ach­tend ist wie die Be­richt­erstat­tung dar­über.

Die gän­gi­ge Ge­schmacks­fern­seh­kri­tik mit mo­ra­li­schem Im­pe­ra­tiv kennt nur noch »gut« und »schlecht«. »Deutsch­land sucht den Su­per­star« ist »schlecht«, weil Die­ter Boh­len (an­geb­lich) hilf­lo­se Teen­ager be­lei­digt (je­der Be­leg – es gibt de­ren vie­le – wird akri­bisch auf­ge­sam­melt). Das »Dschun­gel­camp« ist »gut«, weil es »in­tel­li­gent« ge­macht ist (es bleibt bei die­ser Be­haup­tung). »Big Brot­her« ist – im Mo­ment wohl eher – »schlecht«, Ste­fan Raab gilt im­mer noch als »gut«, Ha­rald Schmidt nicht mehr usw. Man könn­te mei­nen, das Fern­seh­pro­gramm be­stün­de nur noch aus die­sem Trash-TV (und den in­zwi­schen be­rühmt-­be­rüch­tig­ten ARD- oder ZDF-»Win­ter­sport­wo­chen­en­den«) und die Auf­ga­be der Kri­tik wä­re re­du­ziert auf die Er­stel­lung und Ver­brei­tung mo­ra­li­scher Per­sil­schei­ne, die dem mün­di­gen Zu­schau­er den Ge­nuss dann oh­ne schlech­tes Ge­wis­sen ge­stat­ten.

Es ist fa­tal, dass sich die Kri­tik dem Sog der Se­ri­en­haf­tig­keit kaum zu ent­zie­hen ver­mag. Stän­dig be­rich­ten auch durch­aus se­riö­se Me­di­en über ein­zel­ne Fol­gen und mar­kie­ren die­se ei­gent­lich voll­kom­men un­wich­ti­gen Er­eig­nis­se zu be­rich­tens­wer­ten Vor­gän­gen. Der von Nig­ge­mei­er da­bei (zu Recht) kri­ti­sier­te Ton der Be­richt­erstat­tung ist als Mul­ti­pli­ka­tor für die Sen­dung und des­sen Kon­zept wenn nicht ge­wollt so durch­aus bil­li­gend ak­zep­tiert. Die Kri­tik, die sich nun sei­ner­seits auf die Be­richt­erstat­tung be­zieht, treibt da­mit die Spi­ra­le der Nich­tig­keit nur noch wei­ter, weil sie Ur­sa­che und Wir­kung nicht mehr trennt. Die­se Ver­strickung in den »Dis­kurs« macht die Kri­tik nun wie­der­um zum Mul­ti­pli­ka­tor des »For­mats« – und das hier­bei hand­fe­ste kom­mer­zi­el­le In­ter­es­sen ei­ne Rol­le spie­len (und be­dient wer­den), muss ei­gent­lich nicht er­wähnt wer­den.

Wenn Nig­ge­mei­er ver­merkt, die Show ha­be ei­ne Di­stanz zu sich selbst, ver­gisst er, dass ge­ra­de die­se Di­stanz als Di­stanz­si­mu­la­ti­on ein es­sen­ti­el­ler Be­stand­teil des Kon­zepts ist. Statt die­ses in ei­ne Kri­tik ein­zu­bau­en (die frei­lich weit ent­fernt von ei­nem kul­tur­kri­ti­schen La­men­to sein müss­te), ar­gu­men­tiert man lie­ber sen­dungs- bzw. for­mat-im­ma­nent und bloggt bei der Er­öff­nungs­sen­dung live mit (un­ter dem Schirm der F.A.Z.). Nach­dem »DSDS« in 2008 den Deut­schen Fern­seh­preis trotz der teil­wei­se ab­wer­ten­den (mo­ralischen) Kri­tik be­kom­men hat, dürf­te es nur noch ei­ne Fra­ge der Zeit, wann das »Dschun­gel­camp« ins Dra­chen­blut stei­gen darf.

Ob es sich um Re­si­gna­ti­on han­delt, wenn man glaubt, mit Qua­li­tät den Zu­schau­er nicht mehr gross­ar­tig be­lä­sti­gen zu müs­sen und Kri­tik nur im Rah­men des­sen zu üben, was man vor­fin­det? Nig­ge­mei­ers Ar­ti­kel ist nur ex­em­pla­risch für die schlei­chen­de Ge­mein­ma­chung des Feuil­le­tons mit ei­ner sich fort­lau­fend tri­via­li­sie­ren­den All­tags- und Kom­merz­kul­tur, die am En­de nur noch mit ge­sin­nungs­äs­the­ti­schen Fei­gen­blät­tern her­um­fuch­telt, um ih­re Exi­stenz­be­rech­ti­gung noch zu er­hal­ten.

31 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Schluss mit der Kri­tik – statt­des­sen so­viel Schei­ße ins Me­di­um, bis es zur Im­mun­re­ak­ti­on kommt!
    Viel­leicht hat Ih­re Kla­ge ja mit den (lei­der auch von Ih­nen manch­mal all­zu be­reit als nicht zu ent­kom­men an­ge­se­he­nen) Im­ma­nenzen zu tun: Ent­wischt man ih­nen tat­säch­lich nicht mehr?!

    Ich blei­be da­bei: Reich-Ra­nicki war die be­ste „Kri­tik“, die an sol­cher­art Me­di­um über­haupt noch mög­lich ist, eben weil sie un­mit­tel­bar dar­in vor­kam, auf sel­ben Ebe­ne ant­wor­te­te (mit »Po­pu­la­ri­tät« zwi­schen den Pro­mi-Dum­mys, auf ei­nem Prime­time-Sen­de­platz, selbst­re­fe­ren­ti­ell usw.). Fern­seh­kri­tik“ im Feuil­le­ton ist fast ein Wi­der­spruch an sich, da (der über­wie­gen­de Teil des) Feuil­le­tons längst in sei­ner ei­ge­nen Mar­gi­na­li­sie­rung auf­ge­gan­gen ist, und ei­gent­lich längst et­was an­de­res ist, ei­ne »bun­te« Sei­te eben. Je­den­falls et­was, von dem man sich Kri­tik kaum noch er­hof­fen kann. Kri­tik ist ein­fach pas­sé.

    Das glei­che fin­det doch fast über­all statt, et­wa – wie Sie ja sel­ber her­aus­ge­ar­bei­tet ha­ben – in der Li­te­ra­tur­kri­tik. Oder et­wa auch in der Ly­rik­re­zep­ti­on, wie ich ge­stern durch­aus ver­gnügt beim Stark-Wor­te nut­zen­den und Na­men-nen­nen­den Ger­hard Falk­ner las. Es ist al­les ganz an­ders, als es in der Zei­tung steht (im Feuil­le­ton).

    Und wie Sie mei­ner­seits mei­ne af­fir­ma­ti­ve Hal­tung ge­gen­über ei­ner im­mer­hin viel Auf­klä­rungs­tur­bu­len­zen schaf­fen­den, phä­no­ty­pi­schen Fi­gur wie Pa­ris Hil­ton nicht ver­ste­hen woll­ten, ver­ste­he ich Ih­re Kla­ge jetzt über den ar­men Nig­ge­mei­er nicht, der dem idio­ti­schen Spiel eben auch nicht ent­kommt und es viel­leicht schlicht mü­de ist, der of­fen­sicht­li­chen Schei­ße, um die doch eh je­der weiß und sie, scheint’s, ge­nießt, noch ei­nen Fun­ken „Kri­tik“ ab­ge­win­nen zu sol­len, wo er doch schließ­lich sel­ber schon ei­ne Mar­ke ist, die Ori­gi­na­li­tät pro­du­zie­ren muss (und An­schluss­fä­hig­keit an sei­ne Le­ser). Es ist viel­leicht ei­ne Art Cre­do quia ab­sur­dum, sich da­von un­ter­hal­ten füh­len zu wol­len / sol­len, da es nun mal auf dem „Pro­gramm“ steht. Aber dass die­se Gei­ster­wei­chung statt­fin­det, das fin­den Sie eben jetzt auch noch »Schwarz auf Weiß«.

    Ich sel­ber wä­re ja längst für ei­ne Art Me­di­en-At­tack: Hin­ge­hen und de­nen in die lau­fen­de Sen­dung fun­ken, und zwar ge­wal­tig (näm­lich ge­walt­sam). Sie aber könn­ten es sich doch we­nig­stens mal lei­sten, die Schei­ße zu igno­rie­ren! [Ich ver­ste­he schon, es geht Ih­nen ja ei­gent­lich um „Kri­tik“. Aber in­dem Sie den Dreck zur Kennt­nis neh­men, ha­ben Sie ihn auch am Stie­fel! Sie un­ter­lie­gen da­mit eben gleich der iden­ti­schen Un­ent­rinn­bar­keit Nig­ge­mei­ers: Sie sind da­mit Teil des Spiels mit den Im­ma­nenzen.)

    Als ich noch Zei­tun­gen ge­le­sen ha­be, ha­be ich aus all den dicken Wo­chen­end­aus­ga­ben im­mer so­fort das raus­ge­ris­sen, was ich wirk­lich le­sen woll­te, der Rest kam gleich auf den Alt­pa­pier­sta­pel. Das war so auch gleich er­leich­ternd! Das Feuil­le­ton ist wohl längst sel­ber wie das Fern­se­hen: Man müss­te im­mer ge­nau­er aus­su­chen. im­mer »kri­ti­scher«, bis es eben auch nicht mehr lohnt die Zei­tung zu kau­fen. Der Rest ist Re­si­gna­ti­on.

    (Sie­he auch das In­ter­view mit Nor­bert Bolz zum 25jährigen Pri­vat­fern­se­hen in SPon: An­geb­lich kä­men von da­her die Neue­run­gen und die Ent­kramp­fun­gen und Ni­veau im Fern­se­hen sei ei­gent­lich so­wie­so ei­ne Un­mög­lich­keit. Dass je­mand wie Bolz das sagt, är­gert mich noch mehr. Aber es be­feu­ert mich auch zu ler­nen, die Schei­ße tat­säch­lich im­mer mehr zu igno­rie­ren.)

     

  2. Aber in­dem Sie den Dreck zur Kennt­nis neh­men,
    ha­ben Sie ihn auch am Stie­fel!

    Die­ser fa­ta­len Im­ma­nenz un­ter­liegt je­de Kri­tik! Ent­kom­men lässt sich ihr recht ei­gent­lich nur in­so­fern, als man die Kri­tik selbst zum Ob­jekt sei­ner Kri­tik macht. Ge­nau das tut aber Ihr Bei­trag in be­ein­druckend sub­stan­ti­el­ler Wei­se! Schön, dass Sie die­ses ‘Ver­schwin­den der Kri­tik’ zur Kennt­nis ge­nom­men und nicht tot­ge­schwie­gen ha­ben, Gre­gor!

  3. #1
    Ich fin­de es au­ßer­or­dent­lich in­ter­es­sant, dass hier an­schei­nend ein me­di­um­spe­zi­fi­sches Pro­blem vor­liegt, ich bin mir nur nicht si­cher war­um. Aber – ich kann hier nur für die öster­rei­chi­schen Ver­hält­nis­se spre­chen -, wenn wir uns die staat­li­chen Ra­dio­sen­der an­se­hen, exi­stiert das Pro­blem nicht. Da gibt es von Ö1 bis Ö3 ei­ne »An­ge­bots­pa­let­te«, die ei­gent­lich je­den zu­frie­den­stel­len müss­te, und der Bil­dungs­auf­trag wird durch Ö1 (m.E., auch wenn es zu pau­scha­li­sie­rend ist, die ein­zi­ge Exi­stenz­be­rech­ti­gung des ORF) mit Bra­vour ge­mei­stert. Liegt es tat­säch­lich am Me­di­um Fern­se­hen, dass das dort nicht mög­lich ist? Oder wer­den die Kul­tur­ka­nä­le nur mit­ge­tra­gen? Ist der Auf­wand für das Fern­se­hen um so vie­les grö­ßer, dass man – um die Ko­sten ab­zu­decken -, auf Quo­te und Wer­be­ein­nah­men schie­len muss? Oder be­nö­tigt man für vie­les (aber mit Si­cher­heit nicht al­les) ein­fach kei­ne Un­ter­stüt­zung durch das Bild?

  4. @en-passant
    Kri­tik ist Pro­dukt der Auf­klä­rung. Soll­te sie pas­sé sein bzw. soll­te sie vom Sog der Tri­via­li­se­rung auf­ge­so­gen wor­den sein, dann wür­de letzt­lich das Me­di­um ei­ner an­ar­chi­schen Kom­mer­zia­li­se­rung an­heim fal­len. Das kann na­tür­lich sein. Das Ver­schwin­den der Li­te­ra­tur­kri­tik, wel­ches gross­flä­chig statt­fin­det (und von Leu­ten wie Wal­ser prak­tisch ge­for­dert wird), ist ein Sym­ptom.

    In der Fern­seh­kri­tik sind die Ge­fah­ren al­ler­dings noch grö­sser. Ich le­se ge­ra­de Isa­bel­le Graws Buch »Der gro­sse Preis«, der sich mit den Im­pli­ka­tio­nen im Kunst­markt be­schäf­tigt. Hier ist die Kri­tik of­fen­sicht­lich zum fe­sten Be­stand­teil des Mark­tes ge­wor­den, in dem ihr ei­ne kon­sti­tu­ie­ren­de Rol­le zu­kommt. (Mehr da­zu spä­ter)

    Dass man Schei­ße am Stie­fel hat, wenn man über die Stra­ße geht – viel­leicht. Aber mein »Me­di­um« hier, die­ser un­wich­ti­ge und un­mass­geb­li­che Blog hat kei­ner­lei Re­le­vanz. Mich mit Nig­ge­mei­er zu ver­glei­chen wä­re in et­wa, als wür­de man den Papst mit ei­nem Mi­ni­stran­ten über die Ex­ege­se dis­ku­tie­ren las­sen. Der Mi­ni­strant hat nur ei­nen Vor­teil: Er ist nicht öko­no­misch ab­hän­gig von den Struk­tu­ren, die er kri­ti­siert.

  5. @Gregor
    »In der Fern­seh­kri­tik sind die Ge­fah­ren al­ler­dings noch grö­sser. Ich le­se ge­ra­de Isa­bel­le Graws Buch »Der gro­sse Preis«, der sich mit den Im­pli­ka­tio­nen im Kunst­markt be­schäf­tigt. Hier ist die Kri­tik of­fen­sicht­lich zum fe­sten Be­stand­teil des Mark­tes ge­wor­den, in dem ihr ei­ne kon­sti­tu­ie­ren­de Rol­le zu­kommt.«

    Im Fal­le des Dschun­gel­camps kommt der »Kri­tik« Nig­ge­mei­ers tat­säch­lich ei­ne gro­ße Rol­le zu. Sie kon­sti­tu­iert hier, wenn man so will, die­ses selt­sa­me »Ich schau das, weil ich schlau bin«-Feeling, dass das Dschun­gel­camp (in be­stimm­ten Mil­lieus) um­gibt und die­se »Ja, ich er­ken­ne sie auch, die zu­rück­ge­won­ne­ne Wür­de der Lo­ri­el­le wenn sie Pe­nis-Cock­tail trinkt« (Ich er­ken­ne sie wirk­lich).

    Aber in dem Sin­ne kon­sti­tu­ie­rend ist we­nig, was den TV-Markt be­trifft, es sei denn sie mei­nen Blog- und Prak­ti­kan­ten­ko­lum­nen zu DSDS und co. bei RP On­line et­wa. Das kanns ei­gent­lich nicht sein.

    Es gibt schlicht kaum For­ma­te die solch Lob usw. als das es dann kon­sti­tu­ie­rend sein könn­te, über­haupt ver­dient hät­ten. Ich ken­ne selbst nur noch eins, und das läuft nicht mal in Deutsch­land (The App­ren­ti­ce UK, BBC1).

    Al­so ich glaub da sind wir auf dem Holz­weg. Das was Du an Nig­ge­mei­er kri­ti­sierst fin­dest Du in der an­spruchs­vol­le­ren Fern­seh­kri­tik ei­gent­lich sonst nicht.

  6. @Thomas
    Zwei klei­ne An­mer­kun­gen mei­ner­seits:

    Al­so ich glaub da sind wir auf dem Holz­weg.
    Das mag sein.

    Das was Du an Nig­ge­mei­er kri­ti­sierst fin­dest Du in der an­spruchs­vol­le­ren Fern­seh­kri­tik ei­gent­lich sonst nicht.
    Das macht es ja nicht bes­ser – eher im Ge­gen­teil.

    Ei­ne Wür­de, die sich erst dann zeigt, wenn der/diejenige vor­her sich selbst die­ser Wür­de be­raubt hat oder ihr die­se Wür­de »ge­nom­men« wur­de, ist schlich­weg per­vers. Das ist, als rau­be ich je­man­den aus, neh­me die Geld­bör­se und wer­fe ihm 50 Eu­ro wie­der zu, da­mit er sich ein Ta­xi zum Kran­ken­haus neh­men kann.

    Die­ses Ich schau das, weil ich schlau bin auf Sen­dun­gen wie das Dschun­gel­camp zu be­zie­hen, mar­kiert ei­nen ziem­lich am­bi­va­len­ten Be­griff des »Schlau-Seins«. Im üb­ri­gen das ja die (längst ver­staub­te) At­ti­tü­de des Feuil­le­tons, die hier dann reich­lich zweck­ent­frem­det wur­de. So wird Gos­sen­fern­se­hen über die Hin­ter­tür auf­ge­wer­tet.

    Na­tür­lich MUSS ein Kri­ti­ker so et­was schau­en. Na­tür­lich KANN er das gut­fin­den. Aber er MUSS die­ses Ge­schmacks­ur­teil wohl be­grün­den.

  7. @Metepsilonema – Ra­dio
    In Deutsch­land gibt es ei­ni­ge Ra­dio­sen­der, die noch ein an­spruchs­vol­les Pro­gramm aus­strah­len; man kann sich die­se Sen­dun­gen als Pod­cast her­un­ter­la­den un dhö­ren (was ich in­zwi­schen ver­mehrt ma­che). In die Ka­bel­net­ze sind die­se Sen­der nur teil­wei­se ein­ge­speist, d. h. man ist hier auf das In­ter­net an­ge­wie­sen. Die »nor­ma­len« Ra­dio­sen­der, die frü­her In­for­ma­ti­ons- und (Pop)-Musikprogramme ge­bracht ha­ben, sind zu Du­del­sen­dern de­ge­ne­riert, die Bei­trä­ge von max. an­dert­halb Mi­nu­ten aus­strah­len.

    Fern­se­hen ist auf­wen­di­ger zu pro­du­zie­ren und ge­horcht in­so­fern an­de­ren Markt­pa­ra­me­tern. Teil­wei­se ent­deckt man (auch und ge­ra­de in Kul­tur­es­says) ei­nen Zwang zur Be­bil­de­rung, der dann (fast im­mer) in ver­wa­chel­ten Ka­me­ra­ein­stel­lun­gen oder ähn­li­chen »ex­tra­va­gan­ten« Ideen mün­det.

    Über kurz oder lang müss­ten die öf­fent­lich-recht­li­chen ei­ne Art Vi­deo-Pod­cast-Fern­se­hen im­ple­men­tie­ren (im Ge­gen­datz zu den Me­dia­the­ken, die mei­nes Wis­sens sta­tisch sind).

  8. Aber wenn man das zu­ge­steht ...
    Teil­wei­se ent­deckt man (auch und ge­ra­de in Kul­tur­es­says) ei­nen Zwang zur Be­bil­de­rung, der dann (fast im­mer) in ver­wa­chel­ten Ka­me­ra­ein­stel­lun­gen oder ähn­li­chen »ex­tra­va­gan­ten« Ideen mün­det.

    ... muss man dann nicht kon­se­quent wei­ter­ge­hen, und das Me­di­um Fern­se­hen als nicht taug­lich er­klä­ren? Oder zu­min­dest als un­ter­for­dert, weil sein Haupt­aus­drucks­mit­tel, näm­lich das des Bil­des nur un­ge­nü­gend ge­nutzt wird? Für ei­ne Li­te­ra­tur­dis­kus­si­on brau­che ich kei­ne Far­be, Ton ist völ­lig aus­rei­chend, für bil­den­de Kunst hin­ge­gen kann sie nütz­lich sein.

  9. Man darf dem Fern­se­hen kei­ne Un­taug­lich­keit be­schei­ni­gen, weil man dann dem Trash das Feld so­zu­sa­gen kampf­los über­las­sen wür­de.

    Es gibt ja Sen­dun­gen, die die­ser zwang­haf­te Be­bil­de­rung nicht nach­ge­ben. Der Schwei­zer »Li­te­ra­tur­club« – ei­ne Run­de von vier oder fünf Leu­ten, die über Bü­cher re­den (ab und an wird das Co­ver des ge­ra­de be­spro­che­nen Bu­ches ein­ge­blen­det). Oder die Sen­dung »Bil­der­streit« – vier Leu­te re­den über Kunst­aus­stel­lun­gen. Es gibt ei­nen klei­nen Ein­füh­rungs­film (ca. 3 Mi­nu­ten), da­nach re­det man dar­über. Oder das ZDF-»Nachtstudio« (die Sen­dung mit dem Ka­min als Fern­seh­bild im Hin­ter­grund der Dis­ku­tan­ten).

    Das dies nicht zwin­gend not­wen­dig ist, um »Er­folg« zu ha­ben, zeigt auch ei­ne Sen­dung wie »Wer wird Mil­lio­när«. Das ist na­tür­lich nicht un­be­dingt ei­ne Kul­tur- oder Feuil­le­ton­sen­dung, aber die »Be­bil­de­rung« ist äu­sserst schlicht: Der Kan­di­dat und der »Quiz­ma­ster« (ich weiss nicht mehr, wie der bei Euch in Öster­reich heisst). Und den­noch: Die Sen­dung wür­de im Ra­dio ver­lie­ren, weil sie doch von den Ge­sten der bei­den Haupt­prot­ago­ni­sten durch­aus »lebt« – aber oh­ne Schnick­schnack (lässt man jetzt mal die­se Schein­wer­fer­ef­fek­te weg).

    Statt­des­sen ist die 3Sat-Sen­dung »Kul­tur­zeit« dem Zwang zur Be­bil­de­rung seit der »neu­en De­ko­ra­ti­on« er­le­gen. Stän­dig wa­bert im Hin­ter­grund ein Bild. Wenn der Mo­de­ra­tor per Schal­tung mit je­man­dem über Fern­se­hen ver­bun­den ist, gibt es ei­ne Ein­stel­lung, die die Rück­sei­te des Flach­bild­schirms zeigt, wenn der Mo­de­ra­tor ei­ne Fra­ge stellt. Auch die­se Sei­ten sind stän­dig in Be­we­gung. Es gab ei­ne klei­ne Sen­de­rei­he von Theo Roos mit dem Ti­tel »Phi­lo­so­phi­sche Vit­ami­ne«, in dem phi­lo­so­phi­sche Denk­rich­tun­gen in we­ni­gen Mi­nu­ten kom­pri­miert vor­ge­stellt wur­den – mit wackeln­den, vi­deo­clip-ähn­li­chen Bil­dern, die enorm vom Ge­sag­ten ab­lenk­ten.

    Ich glau­be, die Fern­seh­ma­cher un­ter­schät­zen mit ih­ren Mätz­chen ein­fach nur das Pu­bli­kum, in dem sie sich der­art an­bie­dern.

  10. Klu­ge Köp­fe
    Was ver­spricht sich die FAZ/FAS da­von, Herrn Nig­ge­mei­er im­mer mehr Raum zu ge­ben? Das Fern­seh­blog, das er zu­sam­men mit Peer Scha­der füllt, scha­det dem gu­ten Ruf der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen, mei­ne ich.

  11. Nig­ge­mei­er ist mei­ner Mei­nung nach (im­mer noch) ei­ner der be­sten Fern­seh­kri­ti­ker. Und mit den Blogs ge­hen FAZ/FAS kaum ein Ri­si­ko ein: Funk­tio­niert es nicht, wer­den sie klamm­heim­lich ein­ge­stellt – schla­gen sie ein, dann ist man Avant­gar­de.

    Ein Pro­blem se­he ich (1.) in der Ver­zet­te­lung (Nig­ge­mei­er be­treibt meh­re­re An­ge­bo­te par­al­lel) und, wich­ti­ger, (2.) in der stän­di­gen »Pflicht«, fri­sche Ar­ti­kel nach­lie­fern zu müs­sen. Da­durch wird das An­ge­bot zwangs­läu­fig ba­na­ler, da über al­les und je­den ge­schrie­ben wer­den »muss«. Die Lo­gik sol­cher Blogs ist aber wohl, dass stän­dig nach­ge­legt wer­den muss; es ist wie bei ei­nem Ka­min, da muss man auch im­mer Holz nach­wer­fen.

  12. #9
    Das Bild ist die Stär­ke des Fern­se­hens (oder bes­ser: die Kom­bi­na­ti­on von Ton und Bild), d.h. nicht, dass man nicht auch Din­ge sen­den kann, die »as­ke­ti­scher« da­her­kom­men, aber sie wer­den wohl nicht zu den be­vor­zug­ten ge­hö­ren.

    Ich glau­be, die Fern­seh­ma­cher un­ter­schät­zen mit ih­ren Mätz­chen ein­fach nur das Pu­bli­kum, in dem sie sich der­art an­bie­dern.

    Ich ha­be ge­ra­de eben mit zwei Ar­beits­kol­le­gen ge­spro­chen – wir ka­men zu­fäl­lig auf die Fern­seh­the­ma­tik -, und bei­de ha­ben mir ver­si­chert sie hät­ten »nie in ih­rem Le­ben« den Fern­seh­ap­pa­rat ein­ge­schal­tet weil et­was Be­stimm­tes lief. Er lie­fert viel­mehr was man mit »ein­mal ab­schal­ten kön­nen« be­schrei­ben kann. Wenn das für die über­wie­gen­de Zahl an Men­schen zu­trifft, dann ist es »egal« was ge­sen­det wird, Haupt­sa­che es er­füllt die ge­wünsch­te Funk­ti­on (und das kann fast al­les sein). Es wird dann auch kaum Be­schwer­den we­gen man­geln­der Qua­li­tät ge­ben (die wird von brei­ten Tei­len even­tu­ell gar nicht ge­wünscht).

    Das ist kei­ne Recht­fer­ti­gung, aber viel­leicht ei­ne Er­klä­rung. Ich ha­be üb­ri­ges auch schon von an­de­ren sehr ähn­li­che Aus­sa­gen zu hö­ren be­kom­men, die­ses Ab­schal­te-Be­dürf­nis scheint mir re­la­tiv weit ver­brei­tet zu sein, auch wenn mir nie je­mand ge­nau er­klä­ren kann, war­um er nicht lie­ber gleich schla­fen geht. Es ist wie wenn man et­was weg­schie­ben woll­te, aber nicht wahr­ha­ben will, dass man das tut (nicht dass ich das nicht ken­ne).

  13. #12 – Ab­schal­te­be­dürf­nis
    Ich ken­ne die­ses Ab­schal­te­be­dürf­nis auch. Ich schaue zwar durch­aus se­lek­tiv Fern­se­hen, d. h. ich mar­kie­re mir be­stimm­te Fil­me und/oder Bei­trä­ge, die ich se­hen will, schaue aber auch, um un­ter­hal­ten zu wer­den und nicht stän­dig mit Pro­ble­men aus Po­li­tik, Wirt­schaft oder sonst­wo kon­fron­tiert zu wer­den. Al­ler­dings wer­de ich zor­nig, wenn be­stimm­te Un­ter­hal­tunsgs­en­dun­gen geist­los da­her­kom­men...

    Beim Ra­dio ist die­ses Be­dürf­nis u. U. noch per­ver­tier­ter aus­ge­prägt: Ich ken­ne Leu­te, die im­mer im Hin­ter­grund ei­nen der Du­del­sen­der ein­ge­schal­tet ha­ben. Dort läuft Mu­sik, Wer­bung und sehr we­ni­ge, kur­ze (und meist nich­ti­ge) Wort­bei­trä­ge. Sie be­mer­ken die­se Be­rie­se­lung kaum bzw. gar nicht. Wenn sie mit dem Au­to fah­ren, schal­test sich au­to­ma­tisch das Ra­dio ein; die Be­rie­se­lung geht wei­ter. Die­se Ein­ge­wöh­nung ei­ner stän­di­gen Ge­räusch­ku­lis­se hat schwer­wie­gen­de Fol­gen bei der Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit und auf die Re­zep­ti­on bspw. kom­pli­zier­ter Sach­ver­hal­te. Ab­ge­se­hen da­von ver­lie­ren die­se Men­schen ir­gend­wann die Di­men­si­on von Stil­le.

  14. Täu­sche ich mich...
    ... oder neh­men Sie seit Ih­rem Zer­würf­nis mit Nig­ge­mei­er nur noch auf ihn Be­zug, wenn Sie ihm wi­der­spre­chen oder ihn kri­ti­sie­ren kön­nen? Nicht dass es mich stört, aber Sie wa­ren vor­mals ei­ner der größ­ten Nig­ge­mei­er-En­thu­sia­sten und die­se 180-Grad-Wen­dung wirkt jetzt schon ein biss­chen wie Ra­che für die Nicht­er­wi­de­rung Ih­rer po­si­ti­ven Ein­stel­lung ihm ge­gen­über.
    Sie soll­ten nicht ver­ges­sen, dass Sie Nig­ge­mei­er ei­ni­ges zu ver­dan­ken ha­ben: Nicht we­ni­ge Ih­rer Le­ser (so auch ich) sind wohl erst durch sei­nen Blog auf Ih­re Web-Prä­senz auf­merk­sam ge­wor­den.
    Ge­nug ge­lä­stert, zum Ab­schluss noch et­was Freund­li­ches: Ih­re Buch­re­zen­sio­nen neh­me ich häu­fig mit gro­ßem Ge­winn zur Kennt­nis.

  15. Täu­schun­gen
    Ich ha­be Nig­ge­mei­er im Blog auch wi­der­spro­chen, und zwar dort, wo ich es für an­ge­mes­sen hielt (bspw. Hei­den­reich). Als dau­ern­der Lob­hu­de­ler hat er Leu­te wie mich nicht nö­tig. Sein Um­gang mit Kri­tik (im ei­ge­nen Blog) ist – freund­lich aus­ge­drückt – sub­op­ti­mal: Ent­we­der ver­liert er nach 30 oder 40 Kom­men­ta­ren die Lust (und löscht nur noch die Be­lei­di­gun­gen) oder er wird dann bö­se. Ar­gu­men­ta­tiv geht er sehr sel­ten auf Kom­men­ta­re ein. Exo­ti­sche, aber nicht be­lei­di­gen­de Kom­men­ta­to­ren legt er – mei­nes Er­ach­tens zu oft – na­he, zu ge­hen und/oder die an­de­ren fal­len über die­sen Kom­men­ta­tor her. Das macht auf Dau­er ein biss­chen ver­driess­lich.

    Ich hät­te Nig­ge­mei­er auch auf sei­nem Blog auf sei­nen Ar­ti­kel wi­der­spro­chen. Aber was hät­te es ge­nutzt? Sei­ne Mei­nung kann ich nicht ver­än­dern (war­um auch) und sehr vie­le der dort Kom­men­tie­ren­den sind Nig­ge­mei­ers Mei­nung.

    Ich fin­de es gut, dass Sie die­se Dank­bar­keits­num­mer an­spre­chen. Rich­tig ist, dass Nig­ge­mei­er ei­ni­ge Ma­le auf mich ver­linkt hat. Aber war­um? Weil ich »brav« kom­men­tiert ha­be? Oder weil die Sa­chen, auf die er ver­linkt hat, ihm ge­fal­len ha­ben? Wel­ches Selbst­ver­ständ­nis geht von die­sem Den­ken aus? Ich darf je­man­den, den ich für ei­nen der be­sten Fern­seh­kri­ti­ker hal­te, nicht mehr kri­ti­sie­ren, nur weil er ei­ni­ge Ma­le auf mei­ne Sei­te ver­linkt hat? Ich bin im Zwei­fel zum Schwei­gen ge­zwun­gen ob ei­nes Dank­bar­keits­ge­fühls? Ist das das Prin­zip »Net­wor­king«? Sind Blogs nicht das Ge­gen­teil an­ge­pass­ten Schrei­bens?

    Ist es nicht auch so, dass Nig­ge­mei­er auf­grund der Kom­men­ta­re und Kom­men­ta­to­ren ge­winnt? Nein, nicht un­be­dingt mit al­len und mit je­dem Kommentar/Kommentator (ich darf dar­an er­in­nern, dass er den Grim­me­preis be­kam, be­vor ich dort kom­men­tier­te – ich neh­me mich da un­be­dingt aus; ich hat­te so gut wie nie Es­sen­ti­el­les bei­zu­steu­ern). Aber den­noch: Ge­ra­de das feed­back über die Kom­men­ta­re schafft Klick­zah­len, die wie­der­um Wer­bung er­mög­li­chen, usw.

  16. Mei­nes Er­ach­tens
    wa­ren Sie ei­ner der pro­fi­lier­te­ren Kom­men­ta­to­ren bei Nig­ge­mei­er. Ver­ste­hen Sie mich nicht falsch: Ich war oft nicht Ih­rer Mei­nung und – mit Ver­laub ge­sagt – fand ich Ih­re Art manch­mal auch et­was prä­zep­to­ri­al. Mir stie­ßen auch die flap­sig-po­le­mi­schen Sprü­che (»Schlecht ge­schla­fen?« / »Schlecht ge­früh­stückt?« oder wie auch im­mer) auf, mit de­nen Sie bis­wei­len an­de­re Dis­kus­si­ons­teil­neh­mer pro­vo­ziert ha­ben.
    Auch mich ver­stört es, wie Nig­ge­mei­er mit den Kom­men­ta­ren bzw. Kom­men­ta­to­ren um­geht, viel­leicht um­so mehr, als ich sei­nen Blog nicht we­gen der re­pe­ti­ti­ven The­men, son­dern we­gen der Re­ak­tio­nen dar­auf le­se.
    Na­tür­lich dür­fen Sie Nig­ge­mei­er kri­ti­sie­ren. Ich kann al­ler­dings nicht nach­voll­zie­hen, wie sich Ih­re doch wohl über­wie­gend po­si­ti­ve Hal­tung ihm ge­gen­über durch Ih­ren sehr per­sön­li­chen und – wie­der mit Ver­laub ge­sagt – ir­gend­wie auch kin­di­schen Dis­put ver­fin­stert hat. Ih­re Prä­senz bei Nig­ge­mei­er hat Ih­nen zwei­fel­los ei­ne Auf­merk­sam­keit ge­si­chert, die Sie sonst nicht be­kom­men hät­ten. So war das mit der Dank­bar­keit ge­meint.
    Gu­te Nacht und nichts für un­gut.

  17. Das »Prä­zep­to­ria­le« wur­de ja dann mit bes­ser­wis­se­risch vom Haus­her­ren über­setzt, in­so­fern ist die Ein­schät­zung, ei­ner der pro­fi­li­te­ren Kom­men­ta­to­ren ge­we­sen zu sein, min­de­stens am­bi­va­lent. Ich ha­be im üb­ri­gen in den Wo­chen da­nach kei­ner­lei Ver­schlech­te­rung der Dis­kus­si­ons­kul­tur fest­ge­stellt; nach wie vor ge­lin­gen bei stefan-niggemeier.de ge­le­gent­lich ganz er­staun­li­che Dis­kus­sio­nen.

    Das Pro­blem war/ist al­ler­dings, dass ir­gend­wann nicht nur die The­men und die Ein­schät­zun­gen der »Stamm­kom­men­ta­to­ren« red­un­dant wer­den, son­dern mit wach­sen­dem Th­read auch die Kom­men­ta­re sel­ber. Vie­le Leu­te le­sen den Bei­trag und kom­men­tie­ren dann – un­ab­hän­gig da­von, dass auf das, was sie in dem Kom­men­tar the­ma­ti­sie­ren, schon längst an- bzw. aus­dis­ku­tiert wur­de. Ent­we­der man wie­der­holt sich dann oder lässt es blei­ben.

    Ich glau­be, dass das, was Sie als »Auf­merk­sam­keit schen­ken« ru­bri­zie­ren und das, was ein Kom­men­ta­tor »für« den Blog lei­stet, in et­wa die Waa­ge hält. Ich ha­be ei­ne ge­wis­se Zeit für die Kom­men­ta­re »in­ve­stiert«, was er­for­der­lich war, da­mit die Aus­sa­ge nach­prüf­bar war und stimm­te. Nig­ge­mei­er bot/bietet an: Kom­men­tar ge­gen Öf­fent­lich­keit (Ver­lin­kung). Ich hal­te das für ein fai­res Ge­schäft; nicht je­der pro­mi­nen­te Blog­ger bie­tet das. Mein Blog hier ist nicht-kom­mer­zi­ell, d. h. ich ver­die­ne da­mit kei­nen ein­zi­gen Cent; im Ge­gen­teil. Zu den Ver­lin­kun­gen hat­te ich ja schon was ge­sagt.

  18. „Das Dschun­gel­camp ap­pel­lie­re nicht nur an die nie­de­ren In­stink­te, so Nig­ge­mei­er, son­dern spre­che auch das Ge­hirn in­tel­li­gen­ter Men­schen an.“ Mag sein, mag nicht sein – ich kann das nicht be­ur­tei­len, aber ich wer­de es auch nicht über­prü­fen. Pri­vat­sen­der sind für mich ei­ne
    No-look-Zo­ne, ein wi­der­wär­ti­ges Ge­wer­be, wel­ches so­fort nach sei­ner Frei­las­sung vor 25 Jah­ren nichts als gei­sti­ge und kul­tu­rel­le Ver­wahr­lo­sung zur Fol­ge hat­te. Wenn heu­te die­se Fol­gen selbst von den da­ma­li­gen Be­für­wor­tern mit Kro­ko­dils­trä­nen be­jam­mert wer­den, so kommt bei mir im­mer der Wunsch auf, die­se Ty­pen meh­re­re Mo­na­te zum Dau­er­kon­sum die­ses Drecks zu zwin­gen. Ruft da je­mand „Fol­ter!“? Nein, das kann ja so schlimm nicht sein, wer­den doch mitt­ler­wei­le auch in­tel­li­gen­te Ge­hir­ne an­ge­spro­chen.

  19. #18 – Mit pro­fi­liert ...
    ... mein­te ich, dass man Sie wahr­ge­nom­men hat. Wenn man mich ge­be­ten hät­te, 5 Nig­ge­mei­er-Stamm­kom­men­ta­to­ren auf­zu­zäh­len, wä­ren Sie si­cher dar­un­ter ge­we­sen. Dis­kus­sio­nen, an de­nen Sie teil­nah­men, ha­ben Sie zu­meist mit­ge­prägt. Es wur­de in den di­ver­sen Th­reads oft auf Sie Be­zug ge­nom­men.
    »Prä­zep­to­ri­al« scheint mir im kon­kre­ten Fall nicht ganz tref­fend mit »bes­ser­wis­se­risch« wie­der­ge­ge­ben zu sein. Ich mein­te da­mit vor al­lem auch die Be­leg­ver­ses­sen­heit, die Sie in Ih­rer letz­ten Ant­wort auf mei­ne Zei­len ja in ge­wis­ser Wei­se be­stä­ti­gen. Na­tür­lich ist es me­tho­disch gut, wenn man ei­ge­ne Be­haup­tun­gen un­ter­füt­tern kann, aber in vie­len Blogs (das ist jetzt kein ex­klu­siv an Sie ge­rich­te­ter Vor­wurf) scheint mir ei­ne Men­ta­li­tät nach dem Mot­to »Wer ver­linkt, hat Recht« zu herr­schen. Da­bei ist es doch ei­ne Bin­sen­weis­heit, dass man für fast al­le Theo­rien ir­gend­wo ei­ne stüt­zen­de Quel­le fin­det und dass auch die The­sen nam­haf­ter Au­toren nicht im­mer un­um­strit­ten sind. Die­se Wis­sen­schaft­lich­keits-Si­mu­la­ti­on führt dann lei­der oft zu ei­ner sehr ein­sei­ti­gen und apo­dik­ti­schen Sicht der Din­ge.
    Sie selbst sind der Auf­fas­sung, dass sich Ih­re Nig­ge­mei­er-Ab­sti­nenz nicht ne­ga­tiv auf die Qua­li­tät der Kom­men­ta­re in sei­nem Blog aus­ge­wirkt hat. Las­sen Sie mich hin­zu­fü­gen: Sie hat sich zwei­fel­los auch nicht ne­ga­tiv auf die Be­ach­tung aus­ge­wirkt, die Nig­ge­mei­ers Blog ge­schenkt wird. Das heißt: Er kann es so­wohl öko­no­misch als auch qua­li­ta­tiv ver­schmer­zen, wenn Sie nicht mehr bei ihm kom­men­tie­ren. (Fort­set­zung folgt.)

  20. (Fort­set­zung:) Der Ein­zi­ge, dem Sie mit Ih­rer Ent­schei­dung scha­den, sind Sie selbst bzw. die Auf­merk­sam­keit, die Ih­rem Blog ge­schenkt wird. Ob­wohl Sie da­mit kein Geld ver­die­nen (was ja nichts Eh­ren­rüh­ri­ges wä­re): Auch der idea­li­sti­sche Blog­ger möch­te doch, dass sei­ne Ar­ti­kel ge­le­sen wer­den, und das nicht nur von ei­nem klei­nen, aber treu­en Stamm­pu­bli­kum. An­dern­falls wä­re ein E‑­Mail-Ver­tei­ler die sinn­vol­le­re Va­ri­an­te.
    Sie fra­gen sich viel­leicht, war­um ich Ih­nen schrei­be. Weil ich den Ein­druck ha­be, dass Sie noch nicht ganz mit Nig­ge­mei­er ab­ge­schlos­sen ha­ben (Sie ha­ben im FAZ-Fern­seh­blog ja kom­men­tiert und auch auf stefan-niggemeier.de auf Ihr Blog ver­linkt, oder ist das ein Track­back?). Dum­me Fra­ge, aber ich wä­re Ih­nen für ei­ne auf­rich­ti­ge Ant­wort dank­bar: Hät­ten Sie den obi­gen Ar­ti­kel vor Ih­rem Zwist mit Nig­ge­mei­er ge­nau­so ge­schrie­ben?

  21. #20 + #21
    Die Mas­se der Blogs-/Fo­ren­dis­kus­sio­nen krankt mei­nes Er­ach­tens ge­ra­de dar­an, dass nur blind auf ir­gend­wel­chen Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel oder an­de­re, ab­stru­se Quel­len zu­rück­ge­grif­fen wird. Ich fin­de es schon im In­ter­es­se ei­ner sinn­vol­len Dis­kus­si­on not­wen­dig, dass man nicht nur sei­ne Mei­nung wie­der­gibt (die in­ter­es­siert mich von mir sonst un­be­kann­ten Men­schen rein gar nicht), son­dern mit ei­nem Ar­gu­ment sei­ne Mei­nung un­ter­füt­tert. Es geht nicht dar­um, ei­ne Ver­wis­sen­schaft­li­chung her­bei­zu­füh­ren, son­dern schlicht­weg ei­ne ge­wis­se Red­lich­keit dem Dis­ku­tan­ten ge­gen­über zu prak­ti­zie­ren. Man kann üb­ri­gens fest­stel­len, dass man nach ei­nem sach­li­chen, aber u. U. durch­aus scharf for­mu­lier­ten Kom­men­tar sein Ge­gen­über schnell ein­zu­schät­zen ver­mag. Mit ei­nem Dis­ku­tan­ten wie die­sem »kurt« (bei Nig­ge­mei­er) kann man nicht dis­ku­tie­ren, aber nicht, weil er zu dumm ist, son­dern weil sei­ne Me­cha­nis­men, Ar­gu­men­ten aus dem Weg zu ge­hen, schnell be­schreib­bar und er­klär­bar sind. Die Zeit, sich mit sol­chen Leu­ten zu be­schäf­ti­gen, ist ver­geb­li­che Lie­bes­müh; die Zeit kann man sinn­vol­ler ver­bin­gen...

    Ih­re Ar­gu­men­ta­ti­on lau­tet kurz zu­sam­men­ge­fasst: Kom­men­tie­ren Sie doch wei­ter, da­mit Sie ent­spre­chen­de Auf­merk­sam­keit be­kom­men. Da­mit wür­de ich den Kom­men­tar als Mit­tel zum Zweck (der dau­er­haf­ten Wahr­neh­mung in der Öf­fent­lich­keit) ma­chen, ihn qua­si per­ver­tie­ren. Da ich durch Nig­ge­mei­er die­se Öf­fent­lich­keit er­hal­te, muss ich na­tür­lich – aus Dank­bar­keit – im­mer wei­ter kom­men­tie­ren, usw.

    Das kann ich lei­der nicht nach­voll­zie­hen. Die Grün­de, war­um ich kei­nen Sinn mehr se­he, dort zu kom­men­tie­ren (es war ein Track­back; der bei two­day nicht im­mer glückt, aber dies­mal eben), sind viel­fäl­tig:

    1. Er hat zu ver­ste­hen ge­ge­ben, dass mei­ne Kom­men­ta­re nicht er­wünscht sind. Da­bei ist es mir scheiß­egal, ob er Mum­bai oder Bom­bay schreibt – ent­schei­dend ist die gro­be Ab­qua­li­fi­zie­rung auf den HINWEIS die­ses (theo­re­ti­schen) Feh­lers. Er, der in je­dem Mist­hau­fen die Na­deln ent­deckt, sieht die­se in sei­ner »Ar­gu­men­ta­ti­on« nicht, nein: er qua­li­fi­ziert es als »al­bern« ab. Wie kann hier noch dis­ku­tiert wer­den?

    2. N. be­treibt in Gren­zen Ge­sin­nungs­jour­na­lis­mus, in dem er »ent­la­sten­de« Fak­ten für die­je­ni­gen, des­sen Feh­ler er ver­öf­fent­licht, aus­lässt. Er ist oft par­tei­isch. Das wi­der­strebt mir (auch, wenn es für die schein­bar »gu­te Sa­che« ist).

    3. Es gab ei­ne Fo­kus­sie­rung im Oktober/November auf mehr oder we­ni­ger drei The­men: Oba­ma, Wein­reich vs. Zwan­zi­ger (was to­tal auf­ge­bla­sen wur­de) und RP-on­line. Das ist/war mir auf Dau­er zu we­nig.

    4. Im De­zem­ber kam sein En­ga­ge­ment für das FAZ-Fern­seh­blog noch da­zu. Mehr Mas­se be­deu­tet aber nicht un­be­dingt mehr Klas­se. Auch hier: Zu­viel Fo­kus­sie­rung auf Ne­ben­schau­plät­zen.

    5. In ei­nem Th­read hör­te N. in der Re­gel ab Kom­men­tar 30 oder 40 auf, mit­zu­kom­men­tie­ren. Die Kom­men­ta­to­ren wa­ren auf sich al­lei­ne ge­stellt, die Dis­kus­si­on schweif­te (oft ge­nug un­er­gie­big) ab. Die Be­reit­schaft ei­ni­ger an­de­rer Kom­men­ta­to­ren, ei­ne ab­wei­chen­de Mei­nung ar­gu­men­ta­tiv zu ent­kräf­ti­gen, war ge­le­gent­lich reich­lich ru­di­men­tär aus­ge­bil­det. Statt­des­sen gab es plum­pe Auf­for­de­run­gen, zu ver­schwin­den.

    Ich hät­te die­sen Ar­ti­kel in ver­kürz­ter Form si­cher­lich bei ihm als Kom­men­tar hin­ter­legt. Noch ein­mal: Ich ha­be NICHT im­mer die Mei­nung des Haus­herrn blind durch­ge­wun­ken.

    Die eher schwa­chen Zah­len mei­nes Blogs ha­ben mit Nig­ge­mei­er nichts zu tun. Die Er­fah­rung hat ge­zeigt, dass mei­ne Bei­trä­ge in kei­nem Fall ei­nen grö­sse­ren Kreis von Leu­ten an­spre­chen. Im Ge­gen­satz zu vie­len »ver­kann­ten Ge­nies« glau­be ich, dass dies an der Qua­li­tät die­ser Bei­trä­ge liegt. Sie sind schlicht­weg nicht gut ge­nug, ein grö­sse­res Pu­bli­kum zu er­rei­chen. Was soll’s.

  22. Vie­len Dank,
    dass Sie mir noch ein­mal dar­ge­legt ha­ben, war­um Sie bei Ste­fan Nig­ge­mei­er nicht mehr kom­men­tie­ren. Es geht mich ja ei­gent­lich nichts an, aber es hat mich nun ein­mal in­ter­es­siert.
    Ih­re Punk­te 2 bis 5 leuch­ten mir ein und auch wenn ich die dar­in vor­ge­brach­ten Ar­gu­men­te zum Teil an­ders be­wer­te, so kann ich Ih­re Po­si­ti­on doch un­schwer nach­voll­zie­hen.
    Zu Punkt 1: Ich glau­be nicht, dass Ih­re Kom­men­ta­re bei Nig­ge­mei­er un­er­wünscht sind/waren. Sie schlie­ßen da von ei­ner ein­ma­li­gen Re­ak­ti­on auf die Ge­samt­heit. Rich­tig ist mei­nes Er­ach­tens, dass Nig­ge­mei­er grund­sätz­lich ein am­bi­va­len­tes Ver­hält­nis zu sei­nen Kom­men­ta­to­ren hat und er manch­mal für mei­nen Ge­schmack ein biss­chen zu im­pul­siv auf Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge re­agiert.
    Ich den­ke nicht, dass die Ar­ti­kel in Ih­rem Blog zu schlecht sind, um von ei­nem brei­te­ren Pu­bli­kum wahr­ge­nom­men zu wer­den. Im Ge­gen­teil, sie sind für den Mas­sen­ge­schmack wohl häu­fig zu kom­plex und auch zu lang. Und Ih­re The­men sto­ßen si­cher­lich bei vie­len In­ter­net-Nut­zern auch nicht auf das al­ler­größ­te In­ter­es­se.
    Ich hin­ge­gen schät­ze die Aus­führ­lich­keit Ih­rer Buch­re­zen­sio­nen und fand z.B. Ih­ren Ein­trag über Alys 68er-Ab­rech­nung äu­ßerst ge­lun­gen.
    Noch ei­ne völ­lig aus dem Zu­sam­men­hang ge­ris­se­ne Fra­ge: Sie spra­chen da­von, dass es auch nach Ih­rem Ver­zicht bei Nig­ge­mei­er ge­halt­vol­le Dis­kus­sio­nen gab. Wel­che mein­ten Sie denn kon­kret?

  23. #14
    Ich kann ver­ste­hen, dass man un­ter­hal­ten wer­den will (geht mir durch­aus auch so), aber ich mein­te et­was an­de­res – ha­be mich wohl un­klar aus­ge­drückt: Ein Ab­schal­ten trotz ei­nes »vol­len« Kop­fes; et­was tun wol­len, das ei­gent­lich kein tun ist, ob­wohl es viel­leicht bes­ser wä­re schla­fen zu ge­hen. Eher: Stil­le nicht er­tra­gen kön­nen.

  24. #25 Me­tep­si­lo­n­e­ma
    Das hat­te ich in der Tat an­ders ver­stan­den. Wo­bei ich glau­be, dass Ab­schal­ten trotz ei­nes »vol­len« Kop­fes ge­le­gent­lich nicht falsch sein muss. Wenn ich, was glück­li­cher­wei­se sel­ten vor­kommt, schlecht schla­fen kann, weil ich viel­leicht über ei­ne be­stimm­te Si­tua­ti­on nach­den­ke, ste­he ich auf, schaue das dümm­ste Fern­seh­pro­gramm, was es gibt (kei­ne di­rek­te Wer­bung!) – und bin in kur­zer Zeit voll­kom­men mü­de.

  25. Schwen­sen
    Der Ar­ti­kel über die Ab­mah­nung durch Karl-Heinz Schwen­sen ist ein Bei­trag, den ich mal wie­der sehr in­ter­es­sant fin­de. An­son­sten hat mich in letz­ter Zeit we­nig vom Hocker ge­ris­sen.

  26. Ich könn­te ...
    ... Ih­nen den ent­schei­den­den Hin­weis zur Iden­ti­fi­zie­rung des Herrn Schwen­sen ge­ben. Aber das wä­re dann mög­li­cher­wei­se ei­ne Poin­te, die ganz auf Ih­re Ko­sten gin­ge.

  27. Dan­ke. Ich glau­be, ich ver­zich­te dann. Wo­bei ich ver­mu­te, dass es sich nicht um ei­ne Bil­dungs­lücke han­delt.

    (Die Dis­kus­si­on hat­te ich un­ter­schätzt. Es ist in der Tat in­ter­es­sant, ob je­mand per recht­lich ab­ge­si­chert sei­ne Ver­gan­gen­heit prak­tisch aus­lö­schen kann. Ich hal­te das für un­sin­nig; die­ses Ver­hal­ten hat tat­säch­lich was von Or­wells »Wahr­heits­mi­ni­ste­ri­um«, in dem Le­gio­nen von Schrei­bern Än­de­run­gen an längst er­schie­ne­nen Ar­chiv­arti­keln vor­neh­men, um sie mit der ak­tu­el­len Mei­nung kon­form zu ge­stal­ten. Das Nig­ge­mei­er »un­ter­schrie­ben« hat, ord­ne ich dem Tat­be­stand zu, dass die Per­son, um die es hier geht, kei­ne wirk­lich be­deu­tungs­vol­le Per­sön­lich­keit ist; Ge­rich­te könn­ten in­so­fern hier­aus ei­ne ge­wis­senn »Per­sön­lich­keits­schutz« de­stil­lie­ren.)

  28. Hal­lo Gre­gor und Zeh­ner,

    vie­len Dank für Eu­re aus­gie­bi­ge Dis­kus­si­on. Das war äu­ßerst in­ter­es­sant zu le­sen. Ich muss Zeh­ner üb­ri­gens zu­stim­men, auch wenn ich nur we­ni­ge der Bei­trä­ge auf die­sem Blog ge­le­sen ha­be, ich fin­de, dass das hier sehr gu­te Sa­chen sind. Wenn die Klick­zah­len ge­rin­ger sind, ist das nicht schlimm und liegt si­cher nicht dar­an, dass das schlech­te Bei­trä­ge sind, als viel­mehr dar­an, dass sie tat­säch­lich recht kom­plex sind und eben nicht im­mer so vie­le Leu­te in­ter­es­sie­ren.

    Die mei­sten Klicks be­kom­men oh­ne­hin nur Gos­sip-Bei­trä­ge, was ich an mei­nem ei­ge­nen Blog fest­ge­stellt ha­be. Aber wer will das? Mit ei­nem Blog wie die­sem hier er­reicht man, sa­gen wir mal: Qua­li­täts­le­ser.

    Und ich wet­te, da­von hast Du aus­rei­chend.

    Wenn ich auf ei­nem Blog ei­ne Film­re­zen­si­on schrei­be (bzw. ver­su­che) und ir­gend­wann mal durch Goog­le dar­auf stößt, so wie ich es selbst an an­de­rer Stel­le auch tue, und es dann tat­säch­lich hilft, ei­nen Film ein­zu­ord­nen oder sich aus­ein­an­der­zu­set­zen, dann ist das Ziel er­reicht.