Jetzt könne die »Qualitätsdebatte« um das deutsche Fernsehen so richtig los gehen: Aufbruchstimmung im Herbst 2008. Der greise Marcel Reich-Ranicki und eine aufgeregte Pseudoliteraturkritikerin brüllten ihre Frustration ob des so grottenschlechten Fernsehprogramms laut (aber weitgehend unartikuliert) in die Öffentlichkeit. Die Kritik (bzw. das, was sich dafür hält) machte das, was sie am besten kann: Sie stimmte (teilweise oder emphatisch) zu, beklagte dann (leider, leider) unabänderliche Sachzwänge, unterfütterte ihre Resignation mit Behauptungen – und machte nichts, ausser sich noch über das ZDF zu entrüsten, die einer (freien) Mitarbeiterin den Vertrag nicht mehr verlängerte, die vorher gesagt hatte, sich für das Programm (welches sie womöglich kaum kennt, was ihr aber nichts oder wenig ausmacht, da sie auch häufig über Bücher spricht, die sie nicht kennt) zu schämen.
Das war’s dann auch schon mit der »Qualitätsdebatte«.
Eher im Gegenteil. Aktuell ist bemerkenswert, welchen Schutzschirm man inzwischen über einen Wurmfortsatz des schlechten Geschmacks, dem »Dschungelcamp« spannt. Einer Sendung, in der Möchtegernprominente beweisen wollen, dass sie mehr sind als Möchtegernprominente, weil sie Kakerlaken im Mund aushalten oder lebende Maden essen können.
Die Elogen auf dieses »Format« zeigen sich auch dort, wo man allgemein Langeweile beklagt, weil den Moderatoren ihre so zynischen Sprüche abhanden gekommen sind. Gipfel der Rührung ist jedoch der Artikel von Stefan Niggemeier in der aktuellen Ausgabe der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.
Niggemeier beschäftigt sich weniger mit der Sendung an sich, sondern nimmt kritisch die niveaulose Berichterstattung (insbesondere in »Bild« und der »Welt Online«) aufs Korn. Die madenreichsten Prüfungen im australischen Dschungel sind nicht halb so eklig wie diese Texte, die ihre sprachliche Hilflosigkeit und gedankliche Armut durch Drastik wettzumachen versuchen. Zweifellos hat Niggemeier damit Recht, aber andererseits: Was ist anlässlich eines solchen Schmieren- und Ekeltheaters wie des »Dschungelcamps« auch anderes zu erwarten?
Und, viel wichtiger: Wo ist denn die ästhetische und fernsehkritische Behandlung Niggemeiers dieser Sendung gegenüber? Er verschweigt zwar nicht das perfide Spiel, welches in dieser Sendung steckt (und reduziert es auf einerseits menschelnde Kandidaten, andererseits das Verhöhnungspotential), findet aber faszinierende Szenen (mit einem Tiefschlag auf ARD-Moderator Beckmann) und sieht im Schlürfen eines Cocktails mit teilweise lebenden Tieren die Würde des Kandidaten aufblitzen. Das Dschungelcamp appelliere nicht nur an die niederen Instinkte, so Niggemeier, sondern spreche auch das Gehirn intelligenter Menschen an. Sollte das so sein, wäre ich lieber kein intelligenter Mensch.
Was soll man von einer derart affirmativen »Kritik« halten? Eine Kritik, die ihrem Geschmacksurteil jegliche ästhetische Komponente ausgetrieben hat und nur noch auf einer Art Mainstreamstrich zu trippeln scheint. Als »Ersatzreligion« des so abhanden gekommenen Kriterienkatalogs (der ausser das eigene Vergnügen nichts mehr kennt) dient nur noch die moralisch saubere Fernsehsendung. Die wichtigste Vokabel dazu lautet »menschenverachtend«. Und so ist auch der Untertitel von Niggemeiers Artikel (in der Printausgabe der FAS) folgerichtig Warum das das RTL-Dschungelcamp nicht annährend so menschenverachtend ist wie die Berichterstattung darüber.
Die gängige Geschmacksfernsehkritik mit moralischem Imperativ kennt nur noch »gut« und »schlecht«. »Deutschland sucht den Superstar« ist »schlecht«, weil Dieter Bohlen (angeblich) hilflose Teenager beleidigt (jeder Beleg – es gibt deren viele – wird akribisch aufgesammelt). Das »Dschungelcamp« ist »gut«, weil es »intelligent« gemacht ist (es bleibt bei dieser Behauptung). »Big Brother« ist – im Moment wohl eher – »schlecht«, Stefan Raab gilt immer noch als »gut«, Harald Schmidt nicht mehr usw. Man könnte meinen, das Fernsehprogramm bestünde nur noch aus diesem Trash-TV (und den inzwischen berühmt-berüchtigten ARD- oder ZDF-»Wintersportwochenenden«) und die Aufgabe der Kritik wäre reduziert auf die Erstellung und Verbreitung moralischer Persilscheine, die dem mündigen Zuschauer den Genuss dann ohne schlechtes Gewissen gestatten.
Es ist fatal, dass sich die Kritik dem Sog der Serienhaftigkeit kaum zu entziehen vermag. Ständig berichten auch durchaus seriöse Medien über einzelne Folgen und markieren diese eigentlich vollkommen unwichtigen Ereignisse zu berichtenswerten Vorgängen. Der von Niggemeier dabei (zu Recht) kritisierte Ton der Berichterstattung ist als Multiplikator für die Sendung und dessen Konzept wenn nicht gewollt so durchaus billigend akzeptiert. Die Kritik, die sich nun seinerseits auf die Berichterstattung bezieht, treibt damit die Spirale der Nichtigkeit nur noch weiter, weil sie Ursache und Wirkung nicht mehr trennt. Diese Verstrickung in den »Diskurs« macht die Kritik nun wiederum zum Multiplikator des »Formats« – und das hierbei handfeste kommerzielle Interessen eine Rolle spielen (und bedient werden), muss eigentlich nicht erwähnt werden.
Wenn Niggemeier vermerkt, die Show habe eine Distanz zu sich selbst, vergisst er, dass gerade diese Distanz als Distanzsimulation ein essentieller Bestandteil des Konzepts ist. Statt dieses in eine Kritik einzubauen (die freilich weit entfernt von einem kulturkritischen Lamento sein müsste), argumentiert man lieber sendungs- bzw. format-immanent und bloggt bei der Eröffnungssendung live mit (unter dem Schirm der F.A.Z.). Nachdem »DSDS« in 2008 den Deutschen Fernsehpreis trotz der teilweise abwertenden (moralischen) Kritik bekommen hat, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit, wann das »Dschungelcamp« ins Drachenblut steigen darf.
Ob es sich um Resignation handelt, wenn man glaubt, mit Qualität den Zuschauer nicht mehr grossartig belästigen zu müssen und Kritik nur im Rahmen dessen zu üben, was man vorfindet? Niggemeiers Artikel ist nur exemplarisch für die schleichende Gemeinmachung des Feuilletons mit einer sich fortlaufend trivialisierenden Alltags- und Kommerzkultur, die am Ende nur noch mit gesinnungsästhetischen Feigenblättern herumfuchtelt, um ihre Existenzberechtigung noch zu erhalten.
Schluss mit der Kritik – stattdessen soviel Scheiße ins Medium, bis es zur Immunreaktion kommt!
Vielleicht hat Ihre Klage ja mit den (leider auch von Ihnen manchmal allzu bereit als nicht zu entkommen angesehenen) Immanenzen zu tun: Entwischt man ihnen tatsächlich nicht mehr?!
Ich bleibe dabei: Reich-Ranicki war die beste „Kritik“, die an solcherart Medium überhaupt noch möglich ist, eben weil sie unmittelbar darin vorkam, auf selben Ebene antwortete (mit »Popularität« zwischen den Promi-Dummys, auf einem Primetime-Sendeplatz, selbstreferentiell usw.). Fernsehkritik“ im Feuilleton ist fast ein Widerspruch an sich, da (der überwiegende Teil des) Feuilletons längst in seiner eigenen Marginalisierung aufgegangen ist, und eigentlich längst etwas anderes ist, eine »bunte« Seite eben. Jedenfalls etwas, von dem man sich Kritik kaum noch erhoffen kann. Kritik ist einfach passé.
Das gleiche findet doch fast überall statt, etwa – wie Sie ja selber herausgearbeitet haben – in der Literaturkritik. Oder etwa auch in der Lyrikrezeption, wie ich gestern durchaus vergnügt beim Stark-Worte nutzenden und Namen-nennenden Gerhard Falkner las. Es ist alles ganz anders, als es in der Zeitung steht (im Feuilleton).
Und wie Sie meinerseits meine affirmative Haltung gegenüber einer immerhin viel Aufklärungsturbulenzen schaffenden, phänotypischen Figur wie Paris Hilton nicht verstehen wollten, verstehe ich Ihre Klage jetzt über den armen Niggemeier nicht, der dem idiotischen Spiel eben auch nicht entkommt und es vielleicht schlicht müde ist, der offensichtlichen Scheiße, um die doch eh jeder weiß und sie, scheint’s, genießt, noch einen Funken „Kritik“ abgewinnen zu sollen, wo er doch schließlich selber schon eine Marke ist, die Originalität produzieren muss (und Anschlussfähigkeit an seine Leser). Es ist vielleicht eine Art Credo quia absurdum, sich davon unterhalten fühlen zu wollen / sollen, da es nun mal auf dem „Programm“ steht. Aber dass diese Geisterweichung stattfindet, das finden Sie eben jetzt auch noch »Schwarz auf Weiß«.
Ich selber wäre ja längst für eine Art Medien-Attack: Hingehen und denen in die laufende Sendung funken, und zwar gewaltig (nämlich gewaltsam). Sie aber könnten es sich doch wenigstens mal leisten, die Scheiße zu ignorieren! [Ich verstehe schon, es geht Ihnen ja eigentlich um „Kritik“. Aber indem Sie den Dreck zur Kenntnis nehmen, haben Sie ihn auch am Stiefel! Sie unterliegen damit eben gleich der identischen Unentrinnbarkeit Niggemeiers: Sie sind damit Teil des Spiels mit den Immanenzen.)
Als ich noch Zeitungen gelesen habe, habe ich aus all den dicken Wochenendausgaben immer sofort das rausgerissen, was ich wirklich lesen wollte, der Rest kam gleich auf den Altpapierstapel. Das war so auch gleich erleichternd! Das Feuilleton ist wohl längst selber wie das Fernsehen: Man müsste immer genauer aussuchen. immer »kritischer«, bis es eben auch nicht mehr lohnt die Zeitung zu kaufen. Der Rest ist Resignation.
(Siehe auch das Interview mit Norbert Bolz zum 25jährigen Privatfernsehen in SPon: Angeblich kämen von daher die Neuerungen und die Entkrampfungen und Niveau im Fernsehen sei eigentlich sowieso eine Unmöglichkeit. Dass jemand wie Bolz das sagt, ärgert mich noch mehr. Aber es befeuert mich auch zu lernen, die Scheiße tatsächlich immer mehr zu ignorieren.)
Aber indem Sie den Dreck zur Kenntnis nehmen,
haben Sie ihn auch am Stiefel!
Dieser fatalen Immanenz unterliegt jede Kritik! Entkommen lässt sich ihr recht eigentlich nur insofern, als man die Kritik selbst zum Objekt seiner Kritik macht. Genau das tut aber Ihr Beitrag in beeindruckend substantieller Weise! Schön, dass Sie dieses ‘Verschwinden der Kritik’ zur Kenntnis genommen und nicht totgeschwiegen haben, Gregor!
#1
Ich finde es außerordentlich interessant, dass hier anscheinend ein mediumspezifisches Problem vorliegt, ich bin mir nur nicht sicher warum. Aber – ich kann hier nur für die österreichischen Verhältnisse sprechen -, wenn wir uns die staatlichen Radiosender ansehen, existiert das Problem nicht. Da gibt es von Ö1 bis Ö3 eine »Angebotspalette«, die eigentlich jeden zufriedenstellen müsste, und der Bildungsauftrag wird durch Ö1 (m.E., auch wenn es zu pauschalisierend ist, die einzige Existenzberechtigung des ORF) mit Bravour gemeistert. Liegt es tatsächlich am Medium Fernsehen, dass das dort nicht möglich ist? Oder werden die Kulturkanäle nur mitgetragen? Ist der Aufwand für das Fernsehen um so vieles größer, dass man – um die Kosten abzudecken -, auf Quote und Werbeeinnahmen schielen muss? Oder benötigt man für vieles (aber mit Sicherheit nicht alles) einfach keine Unterstützung durch das Bild?
@en-passant
Kritik ist Produkt der Aufklärung. Sollte sie passé sein bzw. sollte sie vom Sog der Trivialiserung aufgesogen worden sein, dann würde letztlich das Medium einer anarchischen Kommerzialiserung anheim fallen. Das kann natürlich sein. Das Verschwinden der Literaturkritik, welches grossflächig stattfindet (und von Leuten wie Walser praktisch gefordert wird), ist ein Symptom.
In der Fernsehkritik sind die Gefahren allerdings noch grösser. Ich lese gerade Isabelle Graws Buch »Der grosse Preis«, der sich mit den Implikationen im Kunstmarkt beschäftigt. Hier ist die Kritik offensichtlich zum festen Bestandteil des Marktes geworden, in dem ihr eine konstituierende Rolle zukommt. (Mehr dazu später)
Dass man Scheiße am Stiefel hat, wenn man über die Straße geht – vielleicht. Aber mein »Medium« hier, dieser unwichtige und unmassgebliche Blog hat keinerlei Relevanz. Mich mit Niggemeier zu vergleichen wäre in etwa, als würde man den Papst mit einem Ministranten über die Exegese diskutieren lassen. Der Ministrant hat nur einen Vorteil: Er ist nicht ökonomisch abhängig von den Strukturen, die er kritisiert.
@Gregor
»In der Fernsehkritik sind die Gefahren allerdings noch grösser. Ich lese gerade Isabelle Graws Buch »Der grosse Preis«, der sich mit den Implikationen im Kunstmarkt beschäftigt. Hier ist die Kritik offensichtlich zum festen Bestandteil des Marktes geworden, in dem ihr eine konstituierende Rolle zukommt.«
Im Falle des Dschungelcamps kommt der »Kritik« Niggemeiers tatsächlich eine große Rolle zu. Sie konstituiert hier, wenn man so will, dieses seltsame »Ich schau das, weil ich schlau bin«-Feeling, dass das Dschungelcamp (in bestimmten Millieus) umgibt und diese »Ja, ich erkenne sie auch, die zurückgewonnene Würde der Lorielle wenn sie Penis-Cocktail trinkt« (Ich erkenne sie wirklich).
Aber in dem Sinne konstituierend ist wenig, was den TV-Markt betrifft, es sei denn sie meinen Blog- und Praktikantenkolumnen zu DSDS und co. bei RP Online etwa. Das kanns eigentlich nicht sein.
Es gibt schlicht kaum Formate die solch Lob usw. als das es dann konstituierend sein könnte, überhaupt verdient hätten. Ich kenne selbst nur noch eins, und das läuft nicht mal in Deutschland (The Apprentice UK, BBC1).
Also ich glaub da sind wir auf dem Holzweg. Das was Du an Niggemeier kritisierst findest Du in der anspruchsvolleren Fernsehkritik eigentlich sonst nicht.
@Thomas
Zwei kleine Anmerkungen meinerseits:
Also ich glaub da sind wir auf dem Holzweg.
Das mag sein.
Das was Du an Niggemeier kritisierst findest Du in der anspruchsvolleren Fernsehkritik eigentlich sonst nicht.
Das macht es ja nicht besser – eher im Gegenteil.
Eine Würde, die sich erst dann zeigt, wenn der/diejenige vorher sich selbst dieser Würde beraubt hat oder ihr diese Würde »genommen« wurde, ist schlichweg pervers. Das ist, als raube ich jemanden aus, nehme die Geldbörse und werfe ihm 50 Euro wieder zu, damit er sich ein Taxi zum Krankenhaus nehmen kann.
Dieses Ich schau das, weil ich schlau bin auf Sendungen wie das Dschungelcamp zu beziehen, markiert einen ziemlich ambivalenten Begriff des »Schlau-Seins«. Im übrigen das ja die (längst verstaubte) Attitüde des Feuilletons, die hier dann reichlich zweckentfremdet wurde. So wird Gossenfernsehen über die Hintertür aufgewertet.
Natürlich MUSS ein Kritiker so etwas schauen. Natürlich KANN er das gutfinden. Aber er MUSS dieses Geschmacksurteil wohl begründen.
@Metepsilonema – Radio
In Deutschland gibt es einige Radiosender, die noch ein anspruchsvolles Programm ausstrahlen; man kann sich diese Sendungen als Podcast herunterladen un dhören (was ich inzwischen vermehrt mache). In die Kabelnetze sind diese Sender nur teilweise eingespeist, d. h. man ist hier auf das Internet angewiesen. Die »normalen« Radiosender, die früher Informations- und (Pop)-Musikprogramme gebracht haben, sind zu Dudelsendern degeneriert, die Beiträge von max. anderthalb Minuten ausstrahlen.
Fernsehen ist aufwendiger zu produzieren und gehorcht insofern anderen Marktparametern. Teilweise entdeckt man (auch und gerade in Kulturessays) einen Zwang zur Bebilderung, der dann (fast immer) in verwachelten Kameraeinstellungen oder ähnlichen »extravaganten« Ideen mündet.
Über kurz oder lang müssten die öffentlich-rechtlichen eine Art Video-Podcast-Fernsehen implementieren (im Gegendatz zu den Mediatheken, die meines Wissens statisch sind).
Aber wenn man das zugesteht ...
Teilweise entdeckt man (auch und gerade in Kulturessays) einen Zwang zur Bebilderung, der dann (fast immer) in verwachelten Kameraeinstellungen oder ähnlichen »extravaganten« Ideen mündet.
... muss man dann nicht konsequent weitergehen, und das Medium Fernsehen als nicht tauglich erklären? Oder zumindest als unterfordert, weil sein Hauptausdrucksmittel, nämlich das des Bildes nur ungenügend genutzt wird? Für eine Literaturdiskussion brauche ich keine Farbe, Ton ist völlig ausreichend, für bildende Kunst hingegen kann sie nützlich sein.
Man darf dem Fernsehen keine Untauglichkeit bescheinigen, weil man dann dem Trash das Feld sozusagen kampflos überlassen würde.
Es gibt ja Sendungen, die dieser zwanghafte Bebilderung nicht nachgeben. Der Schweizer »Literaturclub« – eine Runde von vier oder fünf Leuten, die über Bücher reden (ab und an wird das Cover des gerade besprochenen Buches eingeblendet). Oder die Sendung »Bilderstreit« – vier Leute reden über Kunstausstellungen. Es gibt einen kleinen Einführungsfilm (ca. 3 Minuten), danach redet man darüber. Oder das ZDF-»Nachtstudio« (die Sendung mit dem Kamin als Fernsehbild im Hintergrund der Diskutanten).
Das dies nicht zwingend notwendig ist, um »Erfolg« zu haben, zeigt auch eine Sendung wie »Wer wird Millionär«. Das ist natürlich nicht unbedingt eine Kultur- oder Feuilletonsendung, aber die »Bebilderung« ist äusserst schlicht: Der Kandidat und der »Quizmaster« (ich weiss nicht mehr, wie der bei Euch in Österreich heisst). Und dennoch: Die Sendung würde im Radio verlieren, weil sie doch von den Gesten der beiden Hauptprotagonisten durchaus »lebt« – aber ohne Schnickschnack (lässt man jetzt mal diese Scheinwerfereffekte weg).
Stattdessen ist die 3Sat-Sendung »Kulturzeit« dem Zwang zur Bebilderung seit der »neuen Dekoration« erlegen. Ständig wabert im Hintergrund ein Bild. Wenn der Moderator per Schaltung mit jemandem über Fernsehen verbunden ist, gibt es eine Einstellung, die die Rückseite des Flachbildschirms zeigt, wenn der Moderator eine Frage stellt. Auch diese Seiten sind ständig in Bewegung. Es gab eine kleine Sendereihe von Theo Roos mit dem Titel »Philosophische Vitamine«, in dem philosophische Denkrichtungen in wenigen Minuten komprimiert vorgestellt wurden – mit wackelnden, videoclip-ähnlichen Bildern, die enorm vom Gesagten ablenkten.
Ich glaube, die Fernsehmacher unterschätzen mit ihren Mätzchen einfach nur das Publikum, in dem sie sich derart anbiedern.
Kluge Köpfe
Was verspricht sich die FAZ/FAS davon, Herrn Niggemeier immer mehr Raum zu geben? Das Fernsehblog, das er zusammen mit Peer Schader füllt, schadet dem guten Ruf der Frankfurter Allgemeinen, meine ich.
Niggemeier ist meiner Meinung nach (immer noch) einer der besten Fernsehkritiker. Und mit den Blogs gehen FAZ/FAS kaum ein Risiko ein: Funktioniert es nicht, werden sie klammheimlich eingestellt – schlagen sie ein, dann ist man Avantgarde.
Ein Problem sehe ich (1.) in der Verzettelung (Niggemeier betreibt mehrere Angebote parallel) und, wichtiger, (2.) in der ständigen »Pflicht«, frische Artikel nachliefern zu müssen. Dadurch wird das Angebot zwangsläufig banaler, da über alles und jeden geschrieben werden »muss«. Die Logik solcher Blogs ist aber wohl, dass ständig nachgelegt werden muss; es ist wie bei einem Kamin, da muss man auch immer Holz nachwerfen.
#9
Das Bild ist die Stärke des Fernsehens (oder besser: die Kombination von Ton und Bild), d.h. nicht, dass man nicht auch Dinge senden kann, die »asketischer« daherkommen, aber sie werden wohl nicht zu den bevorzugten gehören.
Ich glaube, die Fernsehmacher unterschätzen mit ihren Mätzchen einfach nur das Publikum, in dem sie sich derart anbiedern.
Ich habe gerade eben mit zwei Arbeitskollegen gesprochen – wir kamen zufällig auf die Fernsehthematik -, und beide haben mir versichert sie hätten »nie in ihrem Leben« den Fernsehapparat eingeschaltet weil etwas Bestimmtes lief. Er liefert vielmehr was man mit »einmal abschalten können« beschreiben kann. Wenn das für die überwiegende Zahl an Menschen zutrifft, dann ist es »egal« was gesendet wird, Hauptsache es erfüllt die gewünschte Funktion (und das kann fast alles sein). Es wird dann auch kaum Beschwerden wegen mangelnder Qualität geben (die wird von breiten Teilen eventuell gar nicht gewünscht).
Das ist keine Rechtfertigung, aber vielleicht eine Erklärung. Ich habe übriges auch schon von anderen sehr ähnliche Aussagen zu hören bekommen, dieses Abschalte-Bedürfnis scheint mir relativ weit verbreitet zu sein, auch wenn mir nie jemand genau erklären kann, warum er nicht lieber gleich schlafen geht. Es ist wie wenn man etwas wegschieben wollte, aber nicht wahrhaben will, dass man das tut (nicht dass ich das nicht kenne).
Aber:
dieser Beitrag ist gut:)
#12 – Abschaltebedürfnis
Ich kenne dieses Abschaltebedürfnis auch. Ich schaue zwar durchaus selektiv Fernsehen, d. h. ich markiere mir bestimmte Filme und/oder Beiträge, die ich sehen will, schaue aber auch, um unterhalten zu werden und nicht ständig mit Problemen aus Politik, Wirtschaft oder sonstwo konfrontiert zu werden. Allerdings werde ich zornig, wenn bestimmte Unterhaltunsgsendungen geistlos daherkommen...
Beim Radio ist dieses Bedürfnis u. U. noch pervertierter ausgeprägt: Ich kenne Leute, die immer im Hintergrund einen der Dudelsender eingeschaltet haben. Dort läuft Musik, Werbung und sehr wenige, kurze (und meist nichtige) Wortbeiträge. Sie bemerken diese Berieselung kaum bzw. gar nicht. Wenn sie mit dem Auto fahren, schaltest sich automatisch das Radio ein; die Berieselung geht weiter. Diese Eingewöhnung einer ständigen Geräuschkulisse hat schwerwiegende Folgen bei der Konzentrationsfähigkeit und auf die Rezeption bspw. komplizierter Sachverhalte. Abgesehen davon verlieren diese Menschen irgendwann die Dimension von Stille.
Täusche ich mich...
... oder nehmen Sie seit Ihrem Zerwürfnis mit Niggemeier nur noch auf ihn Bezug, wenn Sie ihm widersprechen oder ihn kritisieren können? Nicht dass es mich stört, aber Sie waren vormals einer der größten Niggemeier-Enthusiasten und diese 180-Grad-Wendung wirkt jetzt schon ein bisschen wie Rache für die Nichterwiderung Ihrer positiven Einstellung ihm gegenüber.
Sie sollten nicht vergessen, dass Sie Niggemeier einiges zu verdanken haben: Nicht wenige Ihrer Leser (so auch ich) sind wohl erst durch seinen Blog auf Ihre Web-Präsenz aufmerksam geworden.
Genug gelästert, zum Abschluss noch etwas Freundliches: Ihre Buchrezensionen nehme ich häufig mit großem Gewinn zur Kenntnis.
Täuschungen
Ich habe Niggemeier im Blog auch widersprochen, und zwar dort, wo ich es für angemessen hielt (bspw. Heidenreich). Als dauernder Lobhudeler hat er Leute wie mich nicht nötig. Sein Umgang mit Kritik (im eigenen Blog) ist – freundlich ausgedrückt – suboptimal: Entweder verliert er nach 30 oder 40 Kommentaren die Lust (und löscht nur noch die Beleidigungen) oder er wird dann böse. Argumentativ geht er sehr selten auf Kommentare ein. Exotische, aber nicht beleidigende Kommentatoren legt er – meines Erachtens zu oft – nahe, zu gehen und/oder die anderen fallen über diesen Kommentator her. Das macht auf Dauer ein bisschen verdriesslich.
Ich hätte Niggemeier auch auf seinem Blog auf seinen Artikel widersprochen. Aber was hätte es genutzt? Seine Meinung kann ich nicht verändern (warum auch) und sehr viele der dort Kommentierenden sind Niggemeiers Meinung.
Ich finde es gut, dass Sie diese Dankbarkeitsnummer ansprechen. Richtig ist, dass Niggemeier einige Male auf mich verlinkt hat. Aber warum? Weil ich »brav« kommentiert habe? Oder weil die Sachen, auf die er verlinkt hat, ihm gefallen haben? Welches Selbstverständnis geht von diesem Denken aus? Ich darf jemanden, den ich für einen der besten Fernsehkritiker halte, nicht mehr kritisieren, nur weil er einige Male auf meine Seite verlinkt hat? Ich bin im Zweifel zum Schweigen gezwungen ob eines Dankbarkeitsgefühls? Ist das das Prinzip »Networking«? Sind Blogs nicht das Gegenteil angepassten Schreibens?
Ist es nicht auch so, dass Niggemeier aufgrund der Kommentare und Kommentatoren gewinnt? Nein, nicht unbedingt mit allen und mit jedem Kommentar/Kommentator (ich darf daran erinnern, dass er den Grimmepreis bekam, bevor ich dort kommentierte – ich nehme mich da unbedingt aus; ich hatte so gut wie nie Essentielles beizusteuern). Aber dennoch: Gerade das feedback über die Kommentare schafft Klickzahlen, die wiederum Werbung ermöglichen, usw.
Meines Erachtens
waren Sie einer der profilierteren Kommentatoren bei Niggemeier. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich war oft nicht Ihrer Meinung und – mit Verlaub gesagt – fand ich Ihre Art manchmal auch etwas präzeptorial. Mir stießen auch die flapsig-polemischen Sprüche (»Schlecht geschlafen?« / »Schlecht gefrühstückt?« oder wie auch immer) auf, mit denen Sie bisweilen andere Diskussionsteilnehmer provoziert haben.
Auch mich verstört es, wie Niggemeier mit den Kommentaren bzw. Kommentatoren umgeht, vielleicht umso mehr, als ich seinen Blog nicht wegen der repetitiven Themen, sondern wegen der Reaktionen darauf lese.
Natürlich dürfen Sie Niggemeier kritisieren. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, wie sich Ihre doch wohl überwiegend positive Haltung ihm gegenüber durch Ihren sehr persönlichen und – wieder mit Verlaub gesagt – irgendwie auch kindischen Disput verfinstert hat. Ihre Präsenz bei Niggemeier hat Ihnen zweifellos eine Aufmerksamkeit gesichert, die Sie sonst nicht bekommen hätten. So war das mit der Dankbarkeit gemeint.
Gute Nacht und nichts für ungut.
Das »Präzeptoriale« wurde ja dann mit besserwisserisch vom Hausherren übersetzt, insofern ist die Einschätzung, einer der profiliteren Kommentatoren gewesen zu sein, mindestens ambivalent. Ich habe im übrigen in den Wochen danach keinerlei Verschlechterung der Diskussionskultur festgestellt; nach wie vor gelingen bei stefan-niggemeier.de gelegentlich ganz erstaunliche Diskussionen.
Das Problem war/ist allerdings, dass irgendwann nicht nur die Themen und die Einschätzungen der »Stammkommentatoren« redundant werden, sondern mit wachsendem Thread auch die Kommentare selber. Viele Leute lesen den Beitrag und kommentieren dann – unabhängig davon, dass auf das, was sie in dem Kommentar thematisieren, schon längst an- bzw. ausdiskutiert wurde. Entweder man wiederholt sich dann oder lässt es bleiben.
Ich glaube, dass das, was Sie als »Aufmerksamkeit schenken« rubrizieren und das, was ein Kommentator »für« den Blog leistet, in etwa die Waage hält. Ich habe eine gewisse Zeit für die Kommentare »investiert«, was erforderlich war, damit die Aussage nachprüfbar war und stimmte. Niggemeier bot/bietet an: Kommentar gegen Öffentlichkeit (Verlinkung). Ich halte das für ein faires Geschäft; nicht jeder prominente Blogger bietet das. Mein Blog hier ist nicht-kommerziell, d. h. ich verdiene damit keinen einzigen Cent; im Gegenteil. Zu den Verlinkungen hatte ich ja schon was gesagt.
„Das Dschungelcamp appelliere nicht nur an die niederen Instinkte, so Niggemeier, sondern spreche auch das Gehirn intelligenter Menschen an.“ Mag sein, mag nicht sein – ich kann das nicht beurteilen, aber ich werde es auch nicht überprüfen. Privatsender sind für mich eine
No-look-Zone, ein widerwärtiges Gewerbe, welches sofort nach seiner Freilassung vor 25 Jahren nichts als geistige und kulturelle Verwahrlosung zur Folge hatte. Wenn heute diese Folgen selbst von den damaligen Befürwortern mit Krokodilstränen bejammert werden, so kommt bei mir immer der Wunsch auf, diese Typen mehrere Monate zum Dauerkonsum dieses Drecks zu zwingen. Ruft da jemand „Folter!“? Nein, das kann ja so schlimm nicht sein, werden doch mittlerweile auch intelligente Gehirne angesprochen.
#18 – Mit profiliert ...
... meinte ich, dass man Sie wahrgenommen hat. Wenn man mich gebeten hätte, 5 Niggemeier-Stammkommentatoren aufzuzählen, wären Sie sicher darunter gewesen. Diskussionen, an denen Sie teilnahmen, haben Sie zumeist mitgeprägt. Es wurde in den diversen Threads oft auf Sie Bezug genommen.
»Präzeptorial« scheint mir im konkreten Fall nicht ganz treffend mit »besserwisserisch« wiedergegeben zu sein. Ich meinte damit vor allem auch die Belegversessenheit, die Sie in Ihrer letzten Antwort auf meine Zeilen ja in gewisser Weise bestätigen. Natürlich ist es methodisch gut, wenn man eigene Behauptungen unterfüttern kann, aber in vielen Blogs (das ist jetzt kein exklusiv an Sie gerichteter Vorwurf) scheint mir eine Mentalität nach dem Motto »Wer verlinkt, hat Recht« zu herrschen. Dabei ist es doch eine Binsenweisheit, dass man für fast alle Theorien irgendwo eine stützende Quelle findet und dass auch die Thesen namhafter Autoren nicht immer unumstritten sind. Diese Wissenschaftlichkeits-Simulation führt dann leider oft zu einer sehr einseitigen und apodiktischen Sicht der Dinge.
Sie selbst sind der Auffassung, dass sich Ihre Niggemeier-Abstinenz nicht negativ auf die Qualität der Kommentare in seinem Blog ausgewirkt hat. Lassen Sie mich hinzufügen: Sie hat sich zweifellos auch nicht negativ auf die Beachtung ausgewirkt, die Niggemeiers Blog geschenkt wird. Das heißt: Er kann es sowohl ökonomisch als auch qualitativ verschmerzen, wenn Sie nicht mehr bei ihm kommentieren. (Fortsetzung folgt.)
(Fortsetzung:) Der Einzige, dem Sie mit Ihrer Entscheidung schaden, sind Sie selbst bzw. die Aufmerksamkeit, die Ihrem Blog geschenkt wird. Obwohl Sie damit kein Geld verdienen (was ja nichts Ehrenrühriges wäre): Auch der idealistische Blogger möchte doch, dass seine Artikel gelesen werden, und das nicht nur von einem kleinen, aber treuen Stammpublikum. Andernfalls wäre ein E‑Mail-Verteiler die sinnvollere Variante.
Sie fragen sich vielleicht, warum ich Ihnen schreibe. Weil ich den Eindruck habe, dass Sie noch nicht ganz mit Niggemeier abgeschlossen haben (Sie haben im FAZ-Fernsehblog ja kommentiert und auch auf stefan-niggemeier.de auf Ihr Blog verlinkt, oder ist das ein Trackback?). Dumme Frage, aber ich wäre Ihnen für eine aufrichtige Antwort dankbar: Hätten Sie den obigen Artikel vor Ihrem Zwist mit Niggemeier genauso geschrieben?
#20 + #21
Die Masse der Blogs-/Forendiskussionen krankt meines Erachtens gerade daran, dass nur blind auf irgendwelchen Wikipedia-Artikel oder andere, abstruse Quellen zurückgegriffen wird. Ich finde es schon im Interesse einer sinnvollen Diskussion notwendig, dass man nicht nur seine Meinung wiedergibt (die interessiert mich von mir sonst unbekannten Menschen rein gar nicht), sondern mit einem Argument seine Meinung unterfüttert. Es geht nicht darum, eine Verwissenschaftlichung herbeizuführen, sondern schlichtweg eine gewisse Redlichkeit dem Diskutanten gegenüber zu praktizieren. Man kann übrigens feststellen, dass man nach einem sachlichen, aber u. U. durchaus scharf formulierten Kommentar sein Gegenüber schnell einzuschätzen vermag. Mit einem Diskutanten wie diesem »kurt« (bei Niggemeier) kann man nicht diskutieren, aber nicht, weil er zu dumm ist, sondern weil seine Mechanismen, Argumenten aus dem Weg zu gehen, schnell beschreibbar und erklärbar sind. Die Zeit, sich mit solchen Leuten zu beschäftigen, ist vergebliche Liebesmüh; die Zeit kann man sinnvoller verbingen...
Ihre Argumentation lautet kurz zusammengefasst: Kommentieren Sie doch weiter, damit Sie entsprechende Aufmerksamkeit bekommen. Damit würde ich den Kommentar als Mittel zum Zweck (der dauerhaften Wahrnehmung in der Öffentlichkeit) machen, ihn quasi pervertieren. Da ich durch Niggemeier diese Öffentlichkeit erhalte, muss ich natürlich – aus Dankbarkeit – immer weiter kommentieren, usw.
Das kann ich leider nicht nachvollziehen. Die Gründe, warum ich keinen Sinn mehr sehe, dort zu kommentieren (es war ein Trackback; der bei twoday nicht immer glückt, aber diesmal eben), sind vielfältig:
1. Er hat zu verstehen gegeben, dass meine Kommentare nicht erwünscht sind. Dabei ist es mir scheißegal, ob er Mumbai oder Bombay schreibt – entscheidend ist die grobe Abqualifizierung auf den HINWEIS dieses (theoretischen) Fehlers. Er, der in jedem Misthaufen die Nadeln entdeckt, sieht diese in seiner »Argumentation« nicht, nein: er qualifiziert es als »albern« ab. Wie kann hier noch diskutiert werden?
2. N. betreibt in Grenzen Gesinnungsjournalismus, in dem er »entlastende« Fakten für diejenigen, dessen Fehler er veröffentlicht, auslässt. Er ist oft parteiisch. Das widerstrebt mir (auch, wenn es für die scheinbar »gute Sache« ist).
3. Es gab eine Fokussierung im Oktober/November auf mehr oder weniger drei Themen: Obama, Weinreich vs. Zwanziger (was total aufgeblasen wurde) und RP-online. Das ist/war mir auf Dauer zu wenig.
4. Im Dezember kam sein Engagement für das FAZ-Fernsehblog noch dazu. Mehr Masse bedeutet aber nicht unbedingt mehr Klasse. Auch hier: Zuviel Fokussierung auf Nebenschauplätzen.
5. In einem Thread hörte N. in der Regel ab Kommentar 30 oder 40 auf, mitzukommentieren. Die Kommentatoren waren auf sich alleine gestellt, die Diskussion schweifte (oft genug unergiebig) ab. Die Bereitschaft einiger anderer Kommentatoren, eine abweichende Meinung argumentativ zu entkräftigen, war gelegentlich reichlich rudimentär ausgebildet. Stattdessen gab es plumpe Aufforderungen, zu verschwinden.
Ich hätte diesen Artikel in verkürzter Form sicherlich bei ihm als Kommentar hinterlegt. Noch einmal: Ich habe NICHT immer die Meinung des Hausherrn blind durchgewunken.
–
Die eher schwachen Zahlen meines Blogs haben mit Niggemeier nichts zu tun. Die Erfahrung hat gezeigt, dass meine Beiträge in keinem Fall einen grösseren Kreis von Leuten ansprechen. Im Gegensatz zu vielen »verkannten Genies« glaube ich, dass dies an der Qualität dieser Beiträge liegt. Sie sind schlichtweg nicht gut genug, ein grösseres Publikum zu erreichen. Was soll’s.
Vielen Dank,
dass Sie mir noch einmal dargelegt haben, warum Sie bei Stefan Niggemeier nicht mehr kommentieren. Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber es hat mich nun einmal interessiert.
Ihre Punkte 2 bis 5 leuchten mir ein und auch wenn ich die darin vorgebrachten Argumente zum Teil anders bewerte, so kann ich Ihre Position doch unschwer nachvollziehen.
Zu Punkt 1: Ich glaube nicht, dass Ihre Kommentare bei Niggemeier unerwünscht sind/waren. Sie schließen da von einer einmaligen Reaktion auf die Gesamtheit. Richtig ist meines Erachtens, dass Niggemeier grundsätzlich ein ambivalentes Verhältnis zu seinen Kommentatoren hat und er manchmal für meinen Geschmack ein bisschen zu impulsiv auf Diskussionsbeiträge reagiert.
Ich denke nicht, dass die Artikel in Ihrem Blog zu schlecht sind, um von einem breiteren Publikum wahrgenommen zu werden. Im Gegenteil, sie sind für den Massengeschmack wohl häufig zu komplex und auch zu lang. Und Ihre Themen stoßen sicherlich bei vielen Internet-Nutzern auch nicht auf das allergrößte Interesse.
Ich hingegen schätze die Ausführlichkeit Ihrer Buchrezensionen und fand z.B. Ihren Eintrag über Alys 68er-Abrechnung äußerst gelungen.
Noch eine völlig aus dem Zusammenhang gerissene Frage: Sie sprachen davon, dass es auch nach Ihrem Verzicht bei Niggemeier gehaltvolle Diskussionen gab. Welche meinten Sie denn konkret?
#23
Diesen Beitrag hier fand ich sehr gut; die Diskussion, die mehr um den etwas reisserischen Titel ging, auch. Dann diese Diskussion (obwohl ich schnell ziemlich überfordert war) und das hier.
Und Sie?
#14
Ich kann verstehen, dass man unterhalten werden will (geht mir durchaus auch so), aber ich meinte etwas anderes – habe mich wohl unklar ausgedrückt: Ein Abschalten trotz eines »vollen« Kopfes; etwas tun wollen, das eigentlich kein tun ist, obwohl es vielleicht besser wäre schlafen zu gehen. Eher: Stille nicht ertragen können.
#25 Metepsilonema
Das hatte ich in der Tat anders verstanden. Wobei ich glaube, dass Abschalten trotz eines »vollen« Kopfes gelegentlich nicht falsch sein muss. Wenn ich, was glücklicherweise selten vorkommt, schlecht schlafen kann, weil ich vielleicht über eine bestimmte Situation nachdenke, stehe ich auf, schaue das dümmste Fernsehprogramm, was es gibt (keine direkte Werbung!) – und bin in kurzer Zeit vollkommen müde.
Schwensen
Der Artikel über die Abmahnung durch Karl-Heinz Schwensen ist ein Beitrag, den ich mal wieder sehr interessant finde. Ansonsten hat mich in letzter Zeit wenig vom Hocker gerissen.
Gut. Aber: Wer ist Schwensen?
(Entschuldigung für die Pointe, die halb auf Ihre Kosten geht)
Ich könnte ...
... Ihnen den entscheidenden Hinweis zur Identifizierung des Herrn Schwensen geben. Aber das wäre dann möglicherweise eine Pointe, die ganz auf Ihre Kosten ginge.
Danke. Ich glaube, ich verzichte dann. Wobei ich vermute, dass es sich nicht um eine Bildungslücke handelt.
(Die Diskussion hatte ich unterschätzt. Es ist in der Tat interessant, ob jemand per rechtlich abgesichert seine Vergangenheit praktisch auslöschen kann. Ich halte das für unsinnig; dieses Verhalten hat tatsächlich was von Orwells »Wahrheitsministerium«, in dem Legionen von Schreibern Änderungen an längst erschienenen Archivartikeln vornehmen, um sie mit der aktuellen Meinung konform zu gestalten. Das Niggemeier »unterschrieben« hat, ordne ich dem Tatbestand zu, dass die Person, um die es hier geht, keine wirklich bedeutungsvolle Persönlichkeit ist; Gerichte könnten insofern hieraus eine gewissenn »Persönlichkeitsschutz« destillieren.)
Hallo Gregor und Zehner,
vielen Dank für Eure ausgiebige Diskussion. Das war äußerst interessant zu lesen. Ich muss Zehner übrigens zustimmen, auch wenn ich nur wenige der Beiträge auf diesem Blog gelesen habe, ich finde, dass das hier sehr gute Sachen sind. Wenn die Klickzahlen geringer sind, ist das nicht schlimm und liegt sicher nicht daran, dass das schlechte Beiträge sind, als vielmehr daran, dass sie tatsächlich recht komplex sind und eben nicht immer so viele Leute interessieren.
Die meisten Klicks bekommen ohnehin nur Gossip-Beiträge, was ich an meinem eigenen Blog festgestellt habe. Aber wer will das? Mit einem Blog wie diesem hier erreicht man, sagen wir mal: Qualitätsleser.
Und ich wette, davon hast Du ausreichend.
Wenn ich auf einem Blog eine Filmrezension schreibe (bzw. versuche) und irgendwann mal durch Google darauf stößt, so wie ich es selbst an anderer Stelle auch tue, und es dann tatsächlich hilft, einen Film einzuordnen oder sich auseinanderzusetzen, dann ist das Ziel erreicht.