Der Rundfunkstaatsvertrag für die Bundesrepublik Deutschland schreibt in § 11 den »Auftrag« für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor. Dort heisst es:
- § 11 Auftrag
...
(2) Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in seinen Angeboten und Programmen einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. … Sein Programm hat der Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Er hat Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.
(3) Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat bei Erfüllung seines Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit der Angebote und Programme zu berücksichtigen.
Man nehme jetzt einmal eine Programmzeitschrift zur Hand und schaue sich das Fernsehprogramm der Wochenenden an:
Samstag, 06.12.2008 – ARD
09:00–19.55 Uhr Sportschau live (u. a. Rodeln, Biathlon, Langlauf, Fußball)
Sonntag, 07.12.2008 – ARD
08.50–16.55 Uhr Sportschau live (u. a. Eisschnellauf, Bobfahren, Rodeln, Biathlon, Langlauf)
Samstag, 13.12.2008 – ARD
09.00–19.55 Uhr Sportschau live (s. o. + Fussball + …)
Sonntag, 14.12.2008 – ARD
08.50–16.25 Uhr Sportschau live (…)
Der Einfachheit halber habe ich die Pinkelpausen Nachrichtenunterbrechungen nicht aufgeführt.
In der Woche gibt es auch reichlich Wintersport. Und was ist mit dem dann folgenden Wochenende? Na, schau’mer mal:
Samstag, 20.12.2008 – ZDF
10.15–18.00 Uhr SPORTextra Wintersport (und »Sportreportage«)
Sonntag, 21.12.2008 – ZDF
10.15–18.00 Uhr SPORTextra Wintersport (…)
Dann ist Weihnachten.
Frage: Soll das danach immer so weitergehen? Werden wir jetzt bis schätzungsweise März mit allen möglichen Wintersportveranstaltungen bis zum Abwinken penetriert? Wo ist die »Ausgewogenheit«? »Meinungsvielfalt«? Hat das noch mit »Information« zu tun? Welcher Programmchef will eine solche Ballung von sportlichen Alltäglichkeiten (die als »Weltcup«-Veranstaltungen geführt werden) als »Kulturbeitrag« verkaufen?
Warum kreieren die öffentlich-rechtlichen Sender nicht einen gemeinsamen Sportkanal und räumen ihr Hauptprogramm wieder für den »Auftrag«? Natürlich kann man sagen, dass man seine Nachmittage anders verbringen kann als vor dem Fernseher. Und natürlich braucht man nicht einschalten – schliesslich gibt’s ja auch noch andere Sender. Aber wie deutlich zeigt sich hier das Symptom der schleichenden Trivialisierung und Anbiederung an einen amorphen, behaupteten Publikumsgeschmack. Und damit rede ich noch nicht über die fast unmerkliche Banalsierung des 3sat-Programms...
Und was lesen wir hierüber Gescheites in den zahlreichen medienkritischen Zeitungen, Zeitschriften und Blogs: Nichts.
Was auch einiges über sie aussagt.
Umschalten und Abschalten!
Aber ist es nicht schon längst Konsens, dass TV keine Relevnaz mehr hat? Das merkt man am besten dann, wenn es einmal umgekehrt ist: Beim wichtigen Live-Ereignis.
Was allerdings stimmt (und ein Skandal ist, hätte man noch die Erregungs-Nerven dafür): Dass es solch einen Vertrag gibt, und nicht nur die schweigende Mehrheit sich damit abfindet! Und jeder weiß längst, dass es ein Hohn ist, wie die ÖR sich rausreden und sich um ihrt rein internes Ranking bemühen.
Von Inhalt ist aber auch kaum noch die Rede (auch in den Neuen Medien nicht, trotz dem Content-Gelaber). Die Arbeit, sich kritisch-argumentatorisch an die Sezierung des Blödsinns zu machen ist ja schon im Ansatz vergeblich, nicht nur wiel man in der Minderheit ist und bleibt. Fernsehen ist längst wie Wetter – man kann kaum etwas daran tun.
Das einzige, was etwas bewegt, ist wieder mal das Geld.
Wenn einfach mehr und mehr Leute sich weigerten zu zahlen, mehr Normenkontrollklagen erzwängen, mehr Grundsatzentscheidungen... mehr Aufbrüche in den Institutionen und den lähemnden Gewohnheiten passierten, dass wie ein Absitzen und Sich-Befördern-Lassen über Jahre alles steigt und angepasst wird... DANN könnte man vielleicht eine Debatte auch über Inhalte erzwingen (Qualität ist dann noch einmal etwas anderes), und zwar da, wo sie auch entschieden wird. (Der Zuschauer ist nämlich paradoxerweise nur am Rande der Souverän, Quoten hin oder her.)
Ansonsten – ich mache ja gerade die Erfahrung – kann ich nur empfehlen, mal ganz drauf zu verzichten. Es ist wie mit dem Rauchen aufhören: alles klärt sich, die inneren Oragen udn die Sicht auf die Benebelungen...
Tja, mal ganz drauf zu verzichten. Es entgeht einem aber noch was. Sowas hier. Noch.
Stell Dir vor, es ist Sommer, Du kommst mittags um 12 vom Strand nach Hause, weil Du den „Presseclub“ anschauen möchtest und im TV schliddern statt dessen irgendwelche Würste einen Eiskanal runter. Spannend!, sag ich Dir! Dass das schon seit 2–3 Jahren so geht hatte ich glatt vergessen – und natürlich nun Wochenende für Wochenende – bis Ende März. Unfassbar – aber wohl auch unabwendbar, wie Scheiße am Schuh.
Ja, ich vermute, dass das schon ein paar Jahre so geht. Aber inzwischen sind das bis zu zehn Stunden/Tag. Keine Ahnung, ob das schon länger so war...
Doch, doch, mindestens seit 2 Jahren. Kennst du irgend jemanden, oder kannst Du Dir irgend jemanden vorstellen, der sich das anschaut? Diese langweiligen Bilder und das geradezu quälend langweilige Gequassel dazu sind doch keine Quotenbringer, selbst In Deutschland nicht, oder?
Ach, die Quoten
as wirklich Schlimme ist, dass seit einiger Zeit die Quoten-Argumente bei den Öffentlich-Rechtlichen höher gehangen werden als bei den Privaten. Vielleicht mag man das nach außen hin noch kaschieren. Doch innerhalb der Sendeanstalten ist das der tägliche Irrsinn. Und damit setzt sich bei den Öffentlich-Rechtlichen eine neue Generation an Programm-Machern durch. Was meinen Sie, was derzeit im WDR los ist? Da zählen nur noch Shows. Es sei denn, es gibt Sport. Aber wer soll darüber berichten? Es gibt nur wenige Medien-Journalisten, die entsprechende Kontakte haben – und die Zeit und Muße, selbst Dingen hinter her zu gehen.
Also Ski Alpin schaue ich gerne. Vor allem Abfahrt. Das ist auch nicht langweilig sondern hochspannend. Besser als jeder Actionfilm. Also ich denke es gibt wesentlich frappantere Auswüchse der öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsmaschinerie.
#6 – @Tom
Das wirklich Schlimme ist, dass seit einiger Zeit die Quoten-Argumente bei den Öffentlich-Rechtlichen höher gehangen werden als bei den Privaten.
Das ist ziemlich einfach zu erklären. Die Kampagnen der letzten Jahre (u. a. der Zeitungsverleger) haben einen Rechtfertigungsdruck für die öffentlich-rechtlichen Medien aufgebaut, der enorm sein muss und besonders bei argumentationsschwachen Zeitgenossen Probleme verursacht. Statt zu versuchen, Qualität und Quote wenigstens teilweise in Übereinstimmung zu bringen (da gibt es natürlich Grenzen), bedient man sich des Quotenarguments selber, um die Privaten sozusagen mit ihren eigenen Mitteln schlagen zu wollen.
Am Ärgerlichsten ist das seit Jahren schon in den Radioprogrammen zu beobachten (bspw. WDR 2).
#7 – @Andreas
Ski Alpin schaue ich manchmal auch ganz gerne. Oder Biathlon. Und es gibt – keine Frage – frappantere Auswüchse der Trivialisierung. Aber es ist ein kleines Mosaiksteinchen... (meiner Meinung nach)
Nochmal zu den Quoten
Hallo Gregor,
zumindest eines habe ich Niggemeier zu verdanken: ich bin dadurch auf ihren Blog gekommen (sonst fällt mir momentan nicht viel mehr ein).
Zur Sache selbst: Ich meine, dass der Druck der Verleger nicht allein die Ursache des Umschwenks der Öffentlich-Rechtlichen gewesen ist.
Meine Erfahrungen z.B. innerhalb des ZDF, aber auch der Austausch mit Redaktionen anderer Sender, lassen mich vermuten, dass hier auch ein erhebliches Interesse konservativer Kräfte vorgelegen hat.
Denn so konnten ja vor allem solche Sendungen, die kritische Zeitbegleiter waren, mit dem Quotenargument beschnitten, gekürzt, verschoben oder gänzlich vernichtet werden. Unterhaltung und Sport sind unpolitisch.
Die Quoten sind sicherlich aus den von Ihnen genannten Gründen auch so stark bestimmend geworden. Tatsache ist, dass seit der Einführung des Privatfernsehens die ö‑r Anstalten unter starkem Legitimationsdruck stehen. So ganz loslösen von einer Quote können sie sich nicht, denn wenn ihr Programm im Schnitt nur von – beispielsweise – 10% gesehen würde, käme sehr schnell die Frage, wieso für ein Minderheitenprogramm Alle zahlen müssen.
Dennoch unterliegt die Quotenhörigkeit einem Irrtum, der aber nicht nur mit dem Fernsehen zu tun hat. Generell kursiert die Fama, dass Quantität mit Qualität korreliert. Man sieht das an Bestsellerlisten oder Hitparaden: Das, was besonders oft nachgefragt wird, steht sozusagen in Verdacht, auch eine gewisse (= gute) Qualität zu haben. Diese Logik nach müsste ja beispielsweise die »Bild«-Zeitung die beste Zeitung sein. Ich glaube, dass das noch nicht einmal die Mehrheit der »Bild«-Leser glaubt.
[EDIT: 2008-12-09 08:04]
Off topic: liegt das an mir?
Ich hatte eben recht ausführlich kommentiert. Nach dem Abschicken erhielt ich die Meldung
»Du musst das Anzeigen von Bildern in deinem Browser ermöglichen, um das Formular abschicken zu können!«,
und mein Kommentar war, sehr zu meinem Verdruss, weg.
(Ja, ich weiß, offline schreiben etc...)
Noch ein Versuch.
Vorab: ich schaue gerne und recht regelmäßig Wintersport im Fernsehen an.
Offensichtlich aber nicht oft und lange genug, um festzustellen, welche Ausmaße diese Übertragungen angenommen haben – die Kritik an den Sendern teile ich vor dem oben beschriebenen Hintergrund.
Nicht ganz sicher bin ich mir hingegen bei dem »behaupteten Publikumsgeschmack« in Verbindung mit der Aussage, »dass man seine Nachmittage anders verbringen kann als vor dem Fernseher«: ich halte es zumindest für denkbar, dass bei der Gruppe derjenigen, die ihre Samstage und Sonntage vor dem Fernseher verbringen, der von den Sendern unterstellte Geschmack nicht nur ein behaupteter ist.
Natürlich kann man dabei über Ursache und Wirkung trefflich streiten (möglicherweise ist es nicht einmal nötig), und selbst wenn meine These zuträfe, ließe sich das Tun der öffentlich-rechtlichen Sender im Lichte ihres Auftrags nicht rechtfertigen; ich bin mir, wie gesagt, nur nicht sicher, ob der Geschmack derer, die am Wochenende in großem Stil fernsehen wollen, nicht doch ganz gut getroffen wird.
abseits des Themas:
Ihr Schluss klingt für mich persönlich etwas zu sehr nach einem Fehdehandschuh (bzw. dessen Aufnehmen). Es kann sein, dass ich überinterpretiere, und es ist ganz sicher so, dass mich das nichts angeht. Schreiben wollte ich es trotzdem.
Danke, dass Sie
trotz der technischen Probleme noch einmal kommentiert haben. Manchmal ist twoday ein bisschen fragil... Tut mir leid.
Sie können natürlich Recht haben, dass die Zuschauer, die SA und SO vor dem Fernseher sitzen, diese Sendungen tatsächlich sehen wollen. Ich habe auch gegen diese Übertragungen im Detail nichts einzuwenden. Mich stört nur die Zunahme von Sportübertragungen generell (auch Fußball; bspw. DFB-Pokalspiele wie Bayern gegen Burghausen...). Die ö‑r haben die Rechte für diese Übertragungen erworben und müssen sie natürlich nun vermarkten. Ich frage mich nur, ob man damit dem Kultur-Auftrag gerecht wird. Und das glaube ich nicht. Aber auch hier vermag ich mich zu irren.
Das mit dem Fehdehandschuh war nicht dementsprechend gemeint. Obwohl ich die so viel angesprochene »Qualitätsdebatte«, die Reich-Ranicki (angeblich) ausgelöst haben soll, schon ein bisschen kümmerlich behandelt sehe. Sie war an Heidenreich falsch aufgemacht und hätte generell breiter angelegt werden müssen. Es war nur ein Hype, der vielleicht eine Woche gedauert hat. Diesen Artikel hier vom Sommer fand ich da sehr viel hilfreicher. Aber auch hier – kaum Beachtung.
Kritiken wer zu Kerner und wer zu Jauch kommt und über die katastrophalen RTL- oder SAT1-Sendungen sind notwendig. Aber schwieriger und notwendiger finde ich, dass auf die fortlaufende Trivialisierung der ö‑r hingewiesen wird, statt diese bei den Privaten aufzuzeigen (das ist arg verkürzend, ich weiss).
Danke für den Link.
Der verlinkte Text über die Öffentlich-Rechtlichen spricht auch aus meiner Sicht viele wichtige Punkte an. Umso bedauerlicher, wenn auch nicht allzu überraschend, dass er wenig Beachtung gefunden hat.
Natürlich bin ich, wie ich auch in meinem ersten Kommentar darzustellen versuchte, beim Kern der Kritik absolut bei Ihnen. Ich sehe, um beim Beispiel zu bleiben, gerne Fußball, aber bitte nicht jeden Tag, auf jedem Niveau und in allen Programmen. Vor allem aber sollen die gebührenfinanzierten Sender nicht nur ernst zu nehmende Alternativen zu bloßem Mainstream bieten, sondern diesen auch hinreichend attraktive Plattformen einräumen.
Dass eine »Qualitätsdebatte«, die nur um die Herren Reich-Ranicki und Gottschalk sowie Frau Heidenreich kreist, mittelfristig wenig Substanz bieten kann, dürfte unstrittig sein. Ich persönlich weiß nur nicht so recht, wo und wie sie angestoßen werden muss, um in der Gesellschaft möglichst breit (und thematisch umfassend) geführt zu werden. Etwas Besseres als die FAS mit Herrn Niggemeiers 50 Fragen, zumindest einem Teil davon, ist mir dabei im Rahmen dieser Diskussion nicht begegnet (Ich bin mir im Klaren, dass SN derzeit an dieser Stelle keine ideale Referenz ist). Dies mag man zum einen als Beleg für die These sehen, dass die Debatte kümmerlich und kurz geführt wurde; zum anderen ließe sich darauf zumindest aufbauen, auch mit Blick auf die nötige Reichweite.
Ich bin mir im Klaren, dass SN derzeit an dieser Stelle keine ideale Referenz ist
Ist er schon. Alleine: Ich habe das Gefühl, er verzettelt sich. Seine Blogs müssen mit Inhalt (neudeutsch: »Content«) gefüllt werden. Die Zeit dafür geht mit tiefen Recherchen natürlich verloren.
Interessant fand ich beispielsweise diesen Beitrag hier, der eine Korrelation zwischen Sendezeit und Zuschauerzahl der Sendung »Auslandsjournal« (ZDF) angibt. Interessant wäre es aber gewesen, diese Zahlen mit denen des ARD-»Weltspiegel« zu vergleichen (ich hatte das in einem Kommentar angesprochen). Zwei Gründe sprechen dafür: Man kann vergleicht Auslandsberichte mit Auslandsberichten. Und der »Weltspiegel« hat seit gefühlten zwanzig Jahren einen einigermassen stabilen Sendeplatz (19.10/19.20 Uhr). Der Nachteil dieses Vergleichs ist, dass einfach sonntags um 19.00 Uhr ein anderes Publikum als werktags gegen 21 oder 23 Uhr fernsieht. Dennoch hätten diese Zahlen zeigen können, ob bzw. wie ein allgemein sinkendes Interesse an Auslandsberichten die Folge ist oder »nur« der Sendeplatz entscheidet. Ich finde, soweit hätte man »springen« können, um eine Essenz aus dem Beitrag zu ziehen.
Ich bin mir bewusst, jetzt plötzlich »mit der Quote« bzw. diesem Zahlenfetischismus zu argumentieren. Aber sie sind nun mal da, auch wenn ich diese Altersgruppen beispielsweise (14–49) für Schwachsinn halte. Wenn sie aber nun mal da sind, sollte man sie vielleicht nicht nur als »Bewertungsmaßstab« verwenden.
Gibt es eigentlich Regeln,
wer bei einem Kommentardialog das letzte Wort haben soll? Einerseits würde ich zum Hausherrn tendieren; andererseits bin ich geneigt, im vorliegenden Fall ein kurzes, bestätigendes »ich stimme zu« nachzulegen, auch wenn es der weiteren Diskussion nicht wirklich dienlich ist.
Zumindest heute habe ich mich für »andererseits« entschieden.
Irgendwann einmal in den frühen 60igern war ich zeitgleich mit irgendwelchen olympischen Winterspielen an ‘Ziegenpeter’ erkrankt und lag mit hohem Fieber im Bett. Ich erinnere mich nur daran, weil alle Disziplinen in meinem Fieberwahn ihr ‘Ziel’ in meinem Mund fanden...Der schlechte Geschmack, den das verursachte, ist bis heute hängengeblieben! No (winter)sports at all! Aber wer’s mag, soll’s treiben. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten übertreiben die Übertragung, ohne Frage, genauso so, wie sie ihr Anschmiegen an das ‘private Niveau’ übertreiben. Die beste Lösung scheint mir mittlerweile tatsächlich die von mir praktizierte zu sein:
NO TV AT ALL!
Dieser Konsequenz vermag ich mich nicht so gerne anzuschliessen. Denn ich gebe zu: Fernsehen (auch ab und zu mal Biathlon) entspannt mich. Ich mag manchmal einfach nicht mehr lesen, dann gucke ich »Wer wird Millionär?« Oder es gibt dann doch mal eine interessante Doku (wie oben verlinkt im Moment auf »arte«). Trübe werde ich, wenn ehemals gute Sendungen schwächer werden, wie bspw. »Kulturzeit«. Ich gebe mir noch fünf Jahre, dann schaffe ich das vielleicht ab un dbediene mich bzgl. tagesaktueller Informationen aus dem Internetangebot. Gero von Boehm, Sloterdijk und arte gibt’s dann on-demand.
Natürlich gibt es diese Ausnahmesendungen, aber sie gezielt zu finden und dann die Zeit sich frei zu halten, sie auch zu sehen, ist ein Aufwand, den geleistet zu haben ich hinterher mehr & mehr in Frage stelle..? Ich weiß übrigens auch die richtigen Antworten bei den angesagten ‘Quizzen’, in Gemeinschaft mach ich mich damit unbeliebt und alleine etwas zu wissen ist eben so gut wie es gar nicht wissen:)
Ich habe keinen Überblick, was das Programm des ORF betrifft, aber einem Leserkommentar beim »Standard« zu Folge, muss man ähnliches wie bei euch befürchten.
blackconti hat wohl recht, wenn er schreibt, dass das schon seit Jahren so ist. Mir ist es wohl nur nicht so stark aufgefallen. Der Grund ist ziemlich einfach: Rodeln, Biathlon, Bobfahren, Langlauf und EIsschnellaufen sind alles Sportarten, in denen Deutsche eine sehr gute Chance haben oder gar bestimmend sind (Frauen-Rodeln). Dazu kommt noch Skispringen, wo man glaubt, dass man noch eine gute Mannschaft ist (was seit ungefähr drei Jahren nicht mehr stimmt).
Das führt dazu, die Rechte dieser Sportarten einzukaufen. Dei Ski-alpin gibt’s bei den Frauen und Männern je einen Deutschen, der inzwischen Weltspitze ist. Bei Euch Österreichern ist das im alpinen Skisport ja noch frappanter.
Als es im Tennis noch Becker, Stich und Graf gab, wurde jedes Turnier ausführlich und live von den ö‑r übertragen (bis dann RTL dazwischen kam). Man konnte das auch daran sehen, dass in den Nachrichten-Sendungen die Resultate fast jedes Tennisturniers mit irgendwelchen deutschen Spielern ausgebreitet wurde (die alle nie mehr nur annährend die Klasse von Becker oder Graf erreichten). Als sich dann herausstellte, dass da nichts mehr kommt, versank Tennis wieder da, wo es herkam: es wurde unbedeutend.
@Gregor #11
Generell kursiert die Fama, dass Quantität mit Qualität korreliert.
Du weißt aber auch, dass das für die Demokratie genauso gilt.
@Metepsilonema
Du weißt aber auch, dass das für die Demokratie genauso gilt.
Ja, natürlich. DAS ist ja EIN Problem von Massendemokratien.
@Gregor #22
Tendenziell ist es auch gerechtfertigt sich um diejenigen Rechte zu bemühen, die die Mehrheit interessieren. Jedoch sollte ein Fenster offen bleiben, das Ausgleich schafft, also auch – da wir gerade beim Sport sind – weniger populärem Raum gibt. Natürlich kann man nicht alles senden, man muss auswählen, und das bedeutet nicht alle Interessen berücksichtigen zu können.
Ich glaube, dass es bei uns bezüglich Tennisübertragungen ähnlich ist (zu Musters Zeiten wurde viel mehr übertragen). Aber auch das ist verständlich.
#25
Die ö‑r Sender haben ja hier inzwischen Nischenkanäle implementiert. »ZDF-Theaterkanal« oder »Eins extra« oder »EinsFestival«, die als Digitalkanäle praktisch keine Zuschauer haben. Früher waren das die regionalen Dritten Programme, die inzwischen auch nur noch uninspirierte Abspielsender geworden sind. arte, Phoenix und 3sat, die gängigen Kultur-Spartenkanäle, sind nur Ausreden für die Banalisierung des Hauptprogramms. Schlimm ist es, wenn dann 3sat auch noch schleichend vor die Hunde geht.
Du schreibst des öfteren über eine Trivialisierung des 3Sat-Programms. Mich würde einmal interessieren was du damit en detail meinst. Vielleicht schaue ich 3Sat zu unkonstant, aber mir ist da bis jetzt noch nichts aufgefallen.
Was mich allerdingst kräftig fuchst ist das neue Design von Phoenix. Sieht scheisse aus, und der Wiedererkennungswert ist auch noch gesunken. Schade drum :(
3sat
Ich beziehe mich u . a. auf diesen Artikel. Dort heisst es:
3sat wiederum betreiben ARD und ZDF mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern Österreichs und der Schweiz. In Zahlen: Der ORF liefert 28, die SRG zwölf Prozent des Programms; je 30 Prozent kommen von ARD und ZDF. Was dazu führt, dass im 3sat-Cocktail etwa die Maischberger-Talkshow und Tierklinik-Dokusoaps aus der ARD sowie viele Krimis aus dem ZDF das Kultur-Image unterminieren, an dem der Sender andererseits etwa mit der täglichen Kulturzeit und Übertragungen von den Klagenfurter Bachmann-Literaturtagen arbeitet.
Weiter: Die Sendung »Literatur im Foyer« vom SWR (Wdh. SO vormittags) wir dnicht mehr übernommen. Stattdessen aber: Maischberger, Böttinger, »NDR-Talkshow«. Trivialserien wie »Schloßhotel Orth« laufen stattdessen oder Pseudolifestyle wie »Polylux«. Von den zahlreichen Kochsendungen gar nicht zu reden. (Die haben da nun wirklich NICHTS zu suchen.)
Toll finde ich »ZIB2«, aber warum kommt »10 vor 10« meistens fünf vor Zwölf? Und warum werden »Polizeiruf 110« oder gar »Tatort«-Folgen, die schon anderswo 174 x wiederholt wurden, gezeigt?
Ich habe auch das Gefühl, dass die »Kulturzeit« noch mehr wie eh auf Beiträge anderer Kulturmagazine zurückgreift (bspw. TTT; aspekte)
#24
Warum Massendemokratie? Das Grundprinzip – Quantität entscheidet über Qualität – gilt ja immer.
#29
Wie meinst Du das: ...gilt ja immer?
(In einer Diktatur gilt es ja nicht. In der Demokratie wird die Qualität der quantitativen Meinung letztlich nicht überprüft. Das könnte ein Fehler sein... Irgendwie kommen wir immer auf das gleiche Thema – und ich keinen Schritt weiter.)
Ich meinte nur, dass es neben der Massendemokratie auch überschaubare(re) Formen gibt (Abstimmungen in Vereinen; in der Politik auf lokaler, oder regionaler Ebene). Aber auch dort gilt das erwähnte Prinzip.
Ich würde in Deinem Satz DAS ist ja EIN Problem von Massendemokratien. die Massen streichen.
Tröste Dich, ich komme auch keinen Schritt weiter (Aber man kann trotz des Mankos nicht sagen, dass unsere Demokratien nicht funktionierten.).
Ja, Massendemokratie klingt wohl irgendwie abwertend...
Ob unsere Demokratien funktionieren, ist m. E. nicht abschliessend geklärt. Ich glaube, der einzelne Bürger beurteilt dies mehr aus ökonomischer Sicht (aus seiner ökonomischen Sicht) als auch theoretischen Überlegungen zur Demokratie heraus. Provokativ gesagt: Ich glaube, die Leute würden auf Dauer eher auf gewisse demokratische Rechte verzichten, als auf einen gewissen wirtschaftlichen Wohlstand.
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