Jo­na­than Lit­tell: Die Wohl­ge­sinn­ten

I. Mocku­men­ta­ry
II. Ernst Nol­te als Spi­ri­tus rec­tor
III. Die Buch­ver­ste­her

Ein Buch mit ei­nem ge­ra­de­zu ka­the­dra­len Über­bau: »Re­a­ding-Room« der FAZ (ein häss­li­cher An­gli­zis­mus – den­noch: hö­rens­wert das Le­sen von Chri­sti­an Ber­kel), Mar­gi­na­li­en­band mit In­ter­views, Gra­phi­ken und text­in­ter­pre­ta­to­ri­schem Rüst­zeug, ei­ge­ne Web­sei­te (noch aus­führ­li­che­re Do­ku­men­te als im Mar­gi­na­li­en­band), und fast je­des Feuil­le­ton äu­ssert sich. Und wenn man das Buch mit sei­nen fast 1.400 Sei­ten vor sich lie­gen hat und in den Hän­den wiegt, dann fragt man sich, ob die Er­war­tun­gen ob die­ses Mo­nu­men­ta­lis­mus über­haupt ein­ge­löst wer­den kön­nen. Oder ob da nicht ein Au­tor Op­fer sei­ner ei­ge­nen Hy­bris wird.

Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Jo­na­than Lit­tell: Die Wohl­ge­sinn­ten

»Die Wohl­ge­sinn­ten« sind die fik­ti­ven Me­moi­ren von Dr. Ma­xi­mil­li­an Aue, Jahr­gang 1913, deutsch-fran­zö­si­scher Her­kunft, pro­mo­vier­ter Ju­rist und am En­de, 1945, SS-Ober­sturm­bann­füh­rer. Aue ist Ich-Er­zäh­ler, was als »neu« in Be­zug auf die »Tä­ter­per­spek­ti­ve« hin­ge­stellt wird. Das stimmt in die­ser Ab­so­lut­heit na­tür­lich nicht und wird nicht bes­ser, in dem man es dau­ernd wie­der­holt. Je­der zwei­te Kri­mi schiebt heut­zu­ta­ge den Tä­ter und des­sen Mo­ti­va­ti­on in den Vor­der­grund – meist als Bre­chung zum All­tag des Kom­mis­sars. Hin­sicht­lich der Shoa stimmt das auch nicht. Man kann nicht so tun, als sei die »Spra­che der Tä­ter« zu er­fin­den. Es gibt sie längst – so­wohl im Ori­gi­nal, als auch in zahl­rei­chen Fik­tio­nen, die längst in die Welt­li­te­ra­tur und ‑dra­ma­tik ein­ge­flos­sen sind.


Und auch im an­spruchs­vol­len Ki­no hat man in den letz­ten Jah­ren die Tä­ter­spra­che als ra­di­ka­le Dar­stel­lungs­mög­lich­keit »ent­deckt«. Er­in­nert sei nur an Lutz Hach­mei­sters »Goeb­bels-Ex­pe­ri­ment« und Ro­mu­ald Kar­ma­kars »Himm­ler Pro­jekt«. Bei­de Fil­me be­din­gen al­ler­dings mehr als nur re­si­dua­le hi­sto­ri­sche Kennt­nis­se beim Zu­se­her (was als Pro­blem auch für die »Tä­ter­spra­che« in li­te­ra­ri­schen Wer­ken gilt).

Ein Schrift­stel­ler, der ei­ne Fi­gur wie Aue kon­stru­iert, geht ein gro­sses Ri­si­ko ein: Führt nicht ir­gend­wann die sta­ti­sche Er­zähl­per­spek­ti­ve zu ei­ner zu star­ken Iden­ti­fi­ka­ti­on? Ist das Wech­sel­spiel beim Le­ser zwi­schen Re­fle­xi­on und Iden­ti­fi­ka­ti­on gar in­ten­diert? Oder tritt das Ge­gen­teil ein und der Le­ser ekelt sich vor der Bru­ta­li­tät und Em­pa­thie­lo­sig­keit der Fi­gur und liest ir­gend­wann nicht mehr wei­ter? Stump­fen sie den Le­ser gar ab? Oder ent­steht eher ei­ne Art Sog des Wei­ter­le­sens?

Lit­tell er­zählt (ab­ge­se­hen vom Ein­gangs­ka­pi­tel) sehr kon­ven­tio­nell; chro­no­lo­gisch. Es gibt ge­le­gent­lich Rück­blen­den Au­es auf sei­ne Kin­der- und Ju­gend­zeit, die als Epi­pha­ni­en da­her­kom­men. Als er bei­spiels­wei­se vom Schrei­en ei­nes rus­si­schen Sol­da­ten be­rich­tet, der mit ei­nem Bauch­schuss ge­trof­fen nach sei­ner Mut­ter brüllt, phan­ta­siert er sei­nen Hass auf sei­ne Mut­ter (und sei­nen Stief­va­ter) her­bei, stösst Be­schimp­fun­gen über die An­ma­ssung aus, über­haupt ge­bo­ren zu sein (von fern winkt Lit­tell – und nicht nur hier! – mit dem Zaun­pfahl des Exi­sten­zia­lis­mus [of­fen­sicht­lich will er Par­al­le­len zwi­schen Exi­sten­zia­lis­mus und Na­tio­nal­so­zia­lis­mus auf­zei­gen]) und er­in­nert sich dar­an, auf das ein­zi­ge Mut­ter­bild als Jüng­ling eja­ku­liert zu ha­ben bzw. sei­ne Freun­de an­ge­lei­tet zu ha­ben, hier­auf zu eja­ku­lie­ren. Oder die stän­di­gen, woh­li­gen, im­mer ero­tisch ge­färb­ten Kind­heits­er­in­ne­run­gen über die ge­mein­sa­men Un­ter­neh­mun­gen mit sei­ner so ver­ehr­ten Zwil­lings­schwe­ster.

Ba­na­li­tät des Be­schrei­bens

Aber halt. Oben steht, Lit­tell er­zäh­le. Lit­tel­ls Aue er­zählt? Nein. Ge­nau das macht er nicht. Und das ist das Kar­di­nal­pro­blem die­ses Bu­ches: Lit­tell lässt Aue nicht er­zäh­len, son­dern be­rich­ten. Und das mit ei­ner er­mü­den­den De­tail­ver­ses­sen­heit. Strecken­wei­se liest sich das wie ein Zeu­gen­be­richt. Ein Zeug­nis vor dem jüng­sten Ge­richt des Le­sers, der auch noch ab und zu an­ge­spro­chen wird? Un­ter Weg­las­sung jeg­li­cher ent­la­sten­der »Be­wei­se«? Ei­ne Feu­er­zan­gen­bow­le des Mas­sen­mor­dens? Nein, eher ei­ne schier un­end­li­che Sua­da der Ba­na­li­tät des Be­schrei­bens.

Zwei Mal wird die­se De­tail­la­stig­keit kurz durch­bro­chen. Ein­mal, als es um die »Po­se­ner Re­de« Himm­lers geht, als plötz­lich in lan­gen Schach­tel­sät­zen, fast ein biss­chen hy­ste­risch ei­ne Recht­fer­ti­gung zu er­ken­nen ist (weil Himm­ler hier un­ver­schlüs­selt von »Ver­nich­tung« spricht und nicht mehr in Eu­phe­mis­men re­det) und ein­mal, Sei­te 1088, als Aue sel­ber sei­ner bü­ro­kra­ti­scher Ein­zel­hei­ten über­drüs­sig ge­wor­den scheint und ver­spricht, die­ses lang­wei­li­ge Da­t­umschie­ben zu un­ter­las­sen – um dann in kur­zer Zeit im nor­ma­len Duk­tus zu­rück­zu­fal­len.

Ähn­lich wie Bret Ea­ston El­lis’ Mas­sen­mör­der Ba­te­man im­mer die ent­spre­chen­den Mar­ken­ar­ti­kel sei­nen je­wei­li­gen Gesprächs‑, Ge­schäfts- (und Se­xu­al-) Part­nern zu­ord­net (ei­ne wei­te­re Ge­mein­sam­keit liegt in bei­der ob­ses­si­ver Fas­zi­na­ti­on weib­li­cher Va­gi­nae ge­gen­über – wäh­rend Ba­te­man die sei­ner Mord­op­fer im Kühl­schrank sta­pelt, ima­gi­niert Aue sie beim An­blick hilf­lo­ser Ge­fan­ge­ner ei­nes Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers oder der Frau des La­ger­kom­man­dan­ten), so be­schreibt Aue die Per­so­nen, die er trifft phy­sio­gno­misch ge­nau, be­ti­telt sie kor­rekt und ru­bri­ziert sie mit Dienst­grad und Dienst­stel­lung in die ent­spre­chen­de Or­ga­ni­sa­ti­on, Rang und Ver­wal­tungs­ebe­ne ein. Zwar heisst es, dass ihm die gan­zen Rang­ord­nungs­ri­tua­le der SS su­spekt sei­en, aber kurz vor­her spricht Aue – wie selbst­ver­ständ­lich – vom Prin­zip der dop­pel­ten Un­ter­ord­nung. Das Ge­spinst, wel­ches sich da auf­tut, ist schwer zu ent­wir­ren, ver­mit­telt je­doch durch die Be­stimmt­heit des Vor­trags Au­then­ti­zi­tät. Der­art ein­ge­stellt, wird der Le­ser zu­nächst ein­mal zwangs­wei­se zum Kum­pa­nen, der (man­gels Ge­le­gen­heit) die Ur­tei­le und Ein­ord­nun­gen zu­nächst ein­mal über­nimmt.

Aue – ein mul­ti­funk­tio­na­ler »Ze­lig«?

Pro­ble­ma­tisch wird die­ses Vor­ge­hen, wenn Aue auf Per­sön­lich­kei­ten der Zeit­ge­schich­te trifft, was sehr häu­fig ge­schieht, weil Aue auch fast über­all »em­bedded« ist: Ba­bi Jar; Kau­ka­sus; Sta­lin­grad; Ber­lin; Ausch­witz; Mit­tel­bau; Po­se­ner Re­de – im­mer auf der Hö­he des je­wei­li­gen Mas­sa­kers oder Er­eig­nis­ses.

Lit­tel­ls Ver­fah­ren geht auf Ko­sten der Haupt­fi­gur Aue, die trotz ih­rer An­la­gen selt­sam kon­tur­los, ja blass bleibt. Klaus The­we­leit, der das Buch ve­he­ment ge­gen Kri­tik in Schutz nimmt, sieht in die­ser cha­rak­te­ro­lo­gi­schen Ver­küm­me­rung der Fi­gur ei­nen Aus­weis von »Mul­ti­funk­tio­na­li­tät«. Für ihn ist es ein Kunst­griff Lit­tel­ls, der da­mit al­le Fa­cet­ten des Krie­ges und der Ver­nich­tung auf­zei­gen will. Ei­ne Cha­rak­ter­stu­die, so un­ter­stellt The­we­leit, sei von Lit­tell gar nicht in­ten­diert wor­den. Er macht Aue da­mit zu ei­ner Art Le­on­hart Ze­lig, je­nem om­ni­prä­sen­ten, cha­mä­le­on­haf­ten Mocku­men­ta­ry-Hel­den Woo­dy Al­lens. Dem­zu­fol­ge wä­re Aue ei­ne Art »Mann oh­ne Cha­rak­ter« – was er aber de­zi­diert ge­nau nicht ist, denn Au­es Pri­vat­le­ben »er­le­ben« wir als Le­ser sehr wohl (und da­mit ist nicht nur sei­ne Se­xua­li­tät ge­meint). Aue be­kommt sehr wohl Ei­gen­schaf­ten zu­ge­wie­sen, die ihn ge­nau nicht zum bloss »si­mul­ta­nen Ort der Be­ob­ach­tung« (Goed­art Palm) ma­chen, son­dern zum Men­schen aus Fleisch und Blut (und Kot und Sper­ma).

Stän­dig pro­du­ziert das Buch do­ku­men­ta­risch ver­bräm­te hi­sto­ri­sche »Wahr­heit«. So trifft sich Aue mehr­fach mit Himm­ler (»mein Reichs­füh­rer«), ver­kehrt in der Fa­mi­lie von Adolf Eich­mann, mit der fran­zö­si­schen Rech­ten (Re­ba­tet, Maur­ras, Bras­il­lach), wird ei­ni­ge Zeit zum Ver­bün­de­ten Speers – und beisst am En­de im Füh­rer­bun­ker bei ei­ner Or­dens­ver­lei­hung Hit­ler in die Na­se. Und auch die Grup­pen­füh­rer, Stan­dar­ten­füh­rer, Kom­man­dan­ten und Ad­ju­tan­ten – al­les Per­so­nen, die tat­säch­lich exi­stiert ha­ben: Blo­bel, Bier­kamp, Brandt, Glo­boc­nik, Höß, Pohl, Rasch, Oh­len­dorf – und wie sie auch im­mer hei­ssen (all die­se Mas­sen­mör­der fein säu­ber­lich ga­le­riert als Dia­show) und de­nen Lit­tell durch die Fi­gur Aue Hand­lun­gen, Ge­fühls­re­gun­gen, Re­den, Ak­tio­nen, In­tri­gen und Recht­fer­ti­gun­gen »an­dich­tet«. Von den Haupt­prot­ago­ni­sten im Buch sind nur sein »Freund« Tho­mas Hau­ser (der Aue min­de­stens drei­mal das Le­ben ret­tet und am En­de doch von ihm er­schla­gen wird, um des­sen Pa­pie­re für ei­ne neue Iden­ti­tät als fran­zö­si­scher Fremd­ar­bei­ter zu er­lan­gen) und die »graue Emi­nenz« Man­del­brod fik­ti­ve Fi­gu­ren (ab­ge­se­hen von Au­es Fa­mi­lie).

Wohl ge­merkt: Lit­tell legt hier hi­sto­ri­schen Fi­gu­ren Sät­ze in den Mund, die sie zu der fik­ti­ven Fi­gur Aue ge­sagt ha­ben und die mehr als ein Hän­de­schüt­teln oder Arm­hoch­strecken hin­aus­ge­hen. So­mit ent­steht min­de­stens ober­fläch­lich, aber auch sug­ge­stiv der Ein­druck, dass die fik­ti­ven Me­moi­ren eben nicht fik­tiv sind, son­dern tat­säch­lich ech­te Sach­ver­hal­te und Dia­lo­ge wie­der­ge­ben. Lit­tell macht sich nicht die Mü­he der Ver­frem­dung. Das bei sol­chen Bü­chern an­son­sten üb­li­che »Wer ist wer«-Ratespielchen ent­fällt. War­um macht er das? Die Ge­fahr ist gross, setzt er sich doch der Kri­tik von Hi­sto­ri­kern aus, die im ein oder an­de­ren Fall Dis­kre­pan­zen zur zeit­ge­schicht­li­chen Fi­gur er­ken­nen mö­gen. Dass dies bis­lang nicht auf­ge­tre­ten ist, mag mit der Kür­ze der Zeit, in der das Buch erst in deut­scher Spra­che vor­liegt, zu er­klä­ren sein. Viel­leicht hat Lit­tell auch gut re­cher­chiert (ob­wohl das nie ein Qua­li­täts­kri­te­ri­um von Li­te­ra­tur ist).

All das geht leicht un­ter in die­sem sug­ge­sti­ven Be­schrei­bungs­fu­ror, der die Pro­ble­me und Ver­strickun­gen ei­ner un­mit­tel­ba­ren hin­ter ei­ner Front ver­lau­fen­den bü­ro­kra­ti­schen Ad­mi­ni­stra­ti­on zeigt, die sich ei­nem per­ver­sen Ziel ver­schrie­ben hat und die durch die Auf­split­te­rung in un­ter­schied­lich­ste Or­ga­ni­sa­tio­nen und Un­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen in oft ku­ri­os an­mu­ten­de Kom­pe­tenz­pro­ble­me kommt. Ex­em­pla­risch zeigt sich das En­de 1942 in der Fra­ge, ob die kau­ka­si­schen Berg­ju­den als ras­si­sche Ju­den zu be­trach­ten sind und ent­spre­chend »be­han­delt« (er­go: ver­nich­tet) wer­den sol­len – oder ob sie, wie dies Ver­tre­ter der Wehr­macht ver­fech­ten, als eth­nisch und ras­sisch eher der ein­hei­mi­schen kau­ka­si­schen, in vie­le Eth­ni­en zer­fal­len­den Be­völ­ke­rung zu be­trach­ten sind und so­mit mit in ei­ne in­te­gra­ti­ve Be­sat­zungs­po­li­tik ein­ge­bun­den wer­den sol­len.

Auf hun­der­ten Sei­ten wer­den die Ent­schei­dungs­fin­dungs­pro­zes­se, die ad­mi­ni­stra­ti­ven und in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten Ak­te hier­zu auf­ge­fä­chert- so­wohl auf der Ebe­ne der ent­spre­chen­de Äm­ter und Be­hör­den, als auch auf der pri­va­ten Ebe­ne, in dem ei­ne Freund­schaft zwi­schen Aue und dem un­kon­ven­tio­nel­len Sprach­for­scher Voss aus­ge­brei­tet wird (der al­ler­dings vor Be­en­di­gung des »Ent­schei­dungs­pro­zes­ses« ums Le­ben kommt). Lit­tell ge­lingt es hier durch­aus, den gan­zen in­hä­ren­ten Wahn­sinn die­ser Ideo­lo­gie zu il­lu­strie­ren. So­gar ei­ne »Ex­per­tin« aus Ber­lin wird hin­ter die Front ein­ge­flo­gen und »forscht« wo­chen­lang (ihr Ur­teil stand al­ler­dings schon vor­her fest). Als Aue, der ei­ner In­tri­ge aus­ge­setzt ist (man streut das Ge­rücht ei­ner ho­mo­ero­ti­schen Be­zie­hung zu Voss – was nicht stimmt), in ei­nem Vor­trag auf ei­ner zu die­sem The­ma ein­be­ru­fe­nen Kon­fe­renz sich de­zi­diert von den The­sen sei­nes Vor­ge­set­zen ab­setzt (der als SS-Kom­man­dant na­tür­lich auf Ver­nich­tung plä­diert – schon, um bes­se­re Zah­len prä­sen­tie­ren zu kön­nen) und für ei­ne an­de­re Sicht­wei­se ein­tritt, wird er von die­sem in den Kes­sel von Sta­lin­grad ver­setzt, was nach La­ge der Din­ge ei­nem To­des­ur­teil gleich­kommt.

Der schei­tel­au­gi­ge Zy­klop

Spä­te­stens hier wird Aue zu ei­ner Fi­gur, mit der man we­nig­stens par­ti­ell Mit­leid emp­fin­den könn­te. Lit­tell – da­von kann man aus­ge­hen – pro­vo­ziert dies na­tür­lich, um den Le­ser viel­leicht aus dem be­que­men Ses­sel der Freund-Feind-Di­cho­to­mie auf­zu­scheu­chen. Da aber re­tro­spek­tiv er­zählt wird, ist der Span­nungs­bo­gen nicht ge­ge­ben, d. h. es ist vor­her klar, dass Aue über­lebt.

Ge­ra­de­zu aben­teu­er­lich al­ler­dings wie dies ge­schieht: Er über­steht ei­nen Kopf­durch­schuss (der Le­ser be­kommt –zig Sei­ten wirr­ste As­so­zia­tio­nen vor­ge­setzt, oh­ne dies zu­nächst zu er­fah­ren), wird von Tho­mas in ei­nes der letz­ten Flug­zeu­ge ver­bracht, die noch aus­flie­gen und er wacht mit ei­nem zy­klo­pi­schen Schei­tel­au­ge im Kopf auf, ei­ner klaf­fen­den Va­gi­na gleich, wel­ches ihm par­ti­ell syn­äs­the­ti­sche Ei­gen­schaf­ten ver­leiht (und ge­le­gent­lich in den Wahn zu trei­ben droht, et­wa, als er Hit­ler mit Schlä­fen­locken und Rab­bi­ner­schal hal­lu­zi­niert), wird be­för­dert, mit ei­nem Or­den be­hängt und nach der Re­kon­va­les­zenz (die er in ei­nem SS-Pfle­ge­heim, in ei­nem Ber­li­ner Ho­tel, in Pa­ris und bei sei­ner Mut­ter ver­bringt) zeigt sich aber­mals ei­ne ein­engen­de, ste­tig prä­sen­te und ir­gend­wie all­wis­sen­de Bü­ro­kra­tie­ma­schi­ne. Aue ver­sucht krampf­haft über sein Be­zie­hungs­ge­flecht auf ei­ne Po­si­ti­on in Frank­reich ver­setzt zu wer­den, wo er in kei­nem Fall mit der »Ju­den­fra­ge« kon­fron­tiert wird. Aber er schei­tert in die­sem Dschungel…[der] streng darwinistische[n] Prin­zi­pi­en, der die In­di­vi­dua­li­sie­rung der­art ne­giert und fügt sich den in ihm ge­setz­ten Er­war­tun­gen an­de­rer – um der »Kar­rie­re« wil­len und wird in den Stab um Himm­ler ver­setzt.

Die­se bis zur Er­schöp­fung ver­wand­te Be­schrei­bungs­spra­che – ober­fläch­lich dem Prot­ago­ni­sten zu­zu­schrei­ben, aber letzt­lich von Lit­tell in­itia­li­siert – kann meh­rer­lei be­deu­ten: Zum ei­nen soll uns da­mit et­was über die Per­sön­lich­keit des Dr. Ma­xi­mil­li­an Aue mit­ge­teilt wer­den. Viel­leicht sol­len wir glau­ben, es han­de­le sich um ei­nen pe­dan­ti­schen, ein we­nig eli­tä­ren, ar­ro­gan­ten SS-Par­ve­nue, der – wie so vie­le an­de­re – sei­ne Ein­sät­ze als Sprung­brett be­greift, um in der Zeit nach dem Krieg mit ent­spre­chen­der Re­pu­ta­ti­on da­zu­ste­hen. Die Bü­ro­kra­tie im Nacken spü­rend, fügt man sich in den un­an­ge­neh­men Din­gen, um der »gro­ssen Sa­che« zu die­nen und zum Sieg zu ver­hel­fen. Aue wä­re dem­nach ein mehr oder we­ni­ger an­ge­pass­ter Op­por­tu­nist – was nicht ganz stimmt, da er min­de­stens zwei Mal kei­ne »Ge­fäl­lig­keits­be­rich­te« schreibt, die The­sen ent­hal­ten, die man an ge­ho­be­ner Stel­le le­sen will, son­dern ein aut­ar­kes Ur­teil zei­gen (spä­ter ver­steht er auch das bes­ser).

Zum an­de­ren könn­te es sich aber um ei­nen Ef­fekt Lit­tels han­deln, mit der das Grau­en, wel­ches uns durch die Per­son Aue sug­ge­riert wer­den soll, noch zu ver­stär­ken. Die­ser »Ver­stär­ker« wä­re dem­nach die von fast jeg­li­cher Em­pa­thie be­frei­te, kal­te Spra­che (die al­ler­dings vor der ei­ge­nen Lar­moy­anz in Sta­lin­grad nicht be­steht, als er in Trä­nen aus­bricht ob sei­ner schier aus­weg­lo­sen Si­tua­ti­on).

An­zei­chen für die­se Funk­ti­on gibt es ins­be­son­de­re auf den er­sten rund 200 Sei­ten. Aue ist in der Ukrai­ne sta­tio­niert und mit Lo­gi­stik und Be­richts­we­sen über die plan­mä­ssi­ge (und »lo­gi­stisch« nicht ganz ein­fa­che) Ver­nich­tung von Ju­den be­schäf­tigt. Die­ses Mas­sa­ker wird spä­ter als das von »Ba­bi Jar« in die Ge­schich­te ein­ge­hen. Ei­ne Sze­ne ist hier sym­pto­ma­tisch. Als er ei­nem Exe­ku­ti­ons­kom­man­do be­foh­len ist – längst wer­den auch Frau­en und Kin­der hin­ge­rich­tet – kommt aus dem Pulk ein klei­nes Mäd­chen auf ihn zu­ge­lau­fen und sucht sei­nen Schutz. Aue be­ru­higt das Mäd­chen, strei­chelt es so­gar, reicht es aber schliess­lich ei­nem SS-Mann mit den Wor­ten »Sei­en sie lieb zu ihr.« wei­ter. Aue be­kommt dar­auf hin ei­ne schreck­li­che Wut im Bauch, ent­fernt sich vom Ort des Grau­ens, geht in den Wald – und be­ginnt dort die ero­ti­schen Wald­er­leb­nis­se ei­ner Kind­heit zu ima­gi­nie­ren.

Oder der ukrai­nisch-jü­di­sche Jun­ge, der so gross­ar­tig gött­lich Kla­vier spielt. Wir hat­ten vor­her er­fah­ren, dass Aue als Kind das Kla­vier­spie­len nach an­fäng­li­chem Ei­fer aus Faul­heit schnell auf­ge­ge­ben hat­te. Der Jun­ge wird nun zur Pro­jek­ti­ons­fi­gur Au­es und für ei­ne kur­ze Strecke im Ro­man so et­was wie Au­es Echo (Ne­po­muk Schnei­de­wein). Und als dem Jun­gen ei­nes Ta­ges bei ei­nem Un­fall ei­ne Hand zer­quetscht wird und da­mit schlag­ar­tig »voll­kom­men un­nütz« ge­wor­den war, da er für die Kla­vier­un­ter­ma­lung in der Of­fi­ziers­mes­se nicht mehr ein­ge­setzt wer­den kann, wird er so­fort er­mor­det und die von Aue an­ge­for­der­ten Par­ti­tu­ren sei­ner Lieb­lings­kom­po­ni­sten kom­men zu spät (und der Schmerz um die ver­pass­te Ge­le­gen­heit [sic!] ist schon da).

Er­zäh­lungs­im­po­tenz

Bei­de Sze­nen ma­chen sich in der (si­cher­lich un­aus­weich­li­chen) Ver­fil­mung be­stimmt gut. Man kann sich den be­ben­den Aue (Brad Pitt?) vor­stel­len, der weg­schau­en will, es vor lau­ter grau­si­ger Fas­zi­na­ti­on aber nicht kann, wäh­rend die Gei­gen zum gro­ssen To­des­re­qui­em auf­spie­len. Aber selbst in die­sen doch ei­gent­li­chen be­we­gen­den Sze­nen ver­sagt die Spra­che. So spricht vie­les für die The­se ei­ner vi­ru­len­ten Er­zäh­lungs­im­po­tenz Lit­tel­ls.

Sei­ne Spra­che ist dem Ge­gen­stand nicht ge­wach­sen. Sie ist schlecht. Ei­ne der­art be­schrei­ben­de Spra­che muss schnei­dend sein, mes­ser­scharf und darf nicht am En­de die Epi­so­den des Rau­chens mit de­nen als Not­schüt­ze im Exe­ku­ti­ons­gra­ben gleich­set­zen. Lit­tel­ls Spra­che ist »nur« cool. Es ist nicht die Spra­che Au­es, die da vor­ge­scho­ben wer­den kann (je­der Au­tor bleibt für die Spra­che sei­ner Prot­ago­ni­sten »ver­ant­wort­lich«) – es ist das sprach­li­che Un­ver­mö­gen des Au­tors, wel­ches ein her­aus­ra­gen­des li­te­ra­ri­sches Werk ver­hin­dert.

Deut­lich sicht­bar wird dies, weil sich Lit­tell nicht auf die Dar­stel­lung – die Er­zäh­lung! – des »Mon­sters« be­schränkt, der – na­tür­lich – durch sei­ne In­tel­li­genz und Elo­quenz (die sich oft ge­nug als ba­na­le Ge­schwät­zig­keit ent­puppt) ei­ner­seits an Schrecken ver­liert, an­de­rer­seits je­doch – ein be­kann­tes Mu­ster – durch die­se Ver­schla­gen­heit noch dä­mo­ni­scher wir­ken soll. Aber die­ser Dä­mo­nie ver­traut der Au­tor nicht. Die »Ba­na­li­tät des Bö­sen«, wie sie sich »zei­gen« könn­te, reicht ihm nicht aus, da hat Mar­cus Born voll­kom­men recht.

Aue wird auf­ge­peppt. Und so wird aus ihm ein Ho­mo­se­xu­el­ler (in­klu­si­ve aus­schwei­fen­der Schil­de­run­gen und ei­nem Lob­lied auf den männ­li­chen Anal­ver­kehr), der nur ei­ne Frau ge­liebt hat in sei­nem Le­ben – sei­ne Zwil­lings­schwe­ster Una, die er seit Kin­der­ta­gen in­ze­stuös be­gehrt (und die­sen In­zest min­de­stens ein­mal voll­zo­gen hat). Und letzt­lich ist es die Ho­mo­se­xua­li­tät Au­es, die ihn in den SD und die SS treibt – er wird 1937 bei ei­ner Strei­fe fest­ge­nom­men und ent­kommt nur knapp der An­kla­ge als »Hun­dert­fünf­und­sieb­zi­ger«. Im Ver­hör wird er (von Tho­mas Hau­ser, sei­nem spä­te­ren »Freund«) – ja, was? er­presst? ge­nö­tigt? – und die »Kar­rie­re« ist vor­ge­zeich­net.

Aber auch die Se­xua­li­tät Au­es sprach­lich zu or­che­strie­ren, schei­tert. Die Or­gas­men, die er sich von be­reit­wil­li­gen Män­nern (meist Kell­nern), be­sor­gen lässt, kom­men über die Be­schrei­bung als Ku­gel aus wei­ssem Licht kaum her­aus. Ein­mal zer­trüm­mert er da­bei noch sein Spie­gel­bild, als sich plötz­lich das Bild sei­ner Mut­ter über sein Ge­sicht schiebt. Das Vo­ka­bu­lar ist bei al­ler Lust an der Aus­schwei­fung arg dünn. Unas Brü­ste sind im­mer schwer, sein Pe­nis ist ent­we­der Ge­schlecht oder Schwanz und das Sper­ma tritt meist in Fon­tä­nen aus.

Der Gip­fel der Sprach­fol­ter zeigt sich in dem von vie­len Kri­ti­kern (und dem Au­tor sel­ber) als Nu­kle­us be­zeich­ne­ten Ka­pi­tel ge­gen En­de des Bu­ches, als Aue das Haus sei­ner Schwe­ster (und ih­res Man­nes) be­sucht, bei­de je­doch nicht an­trifft und sich dort ei­ni­ge Wo­chen häus­lich ein­rich­tet, ob­wohl im­mer mit ei­nem Ein­marsch der »Rus­sen« zu rech­nen ist. Aue ver­fällt dort in ei­nen phan­tas­ma­go­rischen Se­xu­al- und Ma­stur­ba­ti­ons­rausch, der dem Le­ser über mehr als 60 Sei­ten zu­ge­mu­tet wird, in dem er un­zäh­li­ge Ma­le sei­ne (ab­we­sen­de) Schwe­ster be­schläft, ih­re Vul­va un­ter­sucht, ne­ben­bei phi­lo­so­phi­sche Ge­sprä­che führt und sei­ne ko­pro­phi­len Nei­gun­gen aus­lebt. Or­gia­sti­scher Hö­he­punkt ist dann der Ver­kehr mit ei­nem Baum­stumpf, den er ent­spre­chend prä­pa­riert, da­mit sein Anus pe­ne­triert wer­den kann.

Die po­ly­morph-per­ver­se Se­xua­li­tät Au­es (de­ren Kennt­nis dem Le­ser ei­nen Wis­sens­vor­teil gibt, wenn Aue mit den Gran­den der SS par­liert), die fik­ti­ven Dia­lo­ge mit Per­sön­lich­kei­ten der Zeit­ge­schich­te und der un­kla­re Tod sei­ner Mut­ter und des Stief­va­ters wäh­rend sei­nes Be­su­ches (Aue ver­mag sich an nichts mehr zu er­in­nern – er hat im De­li­ri­um die bei­den er­mor­det und wird da­für bis zum En­de von zwei Po­li­zi­sten – den »Wohl­ge­sinn­ten« – ver­folgt) – all dies ist auf­ge­pfropft.

Und auch Au­es psy­cho­so­ma­ti­sches Vo­mie­ren (in Sta­lin­grad wird dar­aus vor­über­ge­hend ein ex­zes­si­ver Durch­fall), wel­ches ei­nen wei­chen Kern un­ter der har­ten Scha­le sug­ge­rie­ren soll: Zeigt sich nicht ge­ra­de dar­in, dass Aue die Exe­ku­tio­nen, die­se Bil­der der mit­leid­lo­sen Ver­nich­tung mensch­li­chen Le­bens, die er dem Le­ser im Ka­min­ge­plau­der zu­mu­tet, als zwar als Un­glück, aber not­wen­dig und un­ver­meind­lich ein­stuft eben doch nicht so »glatt« ver­ar­bei­tet? Hier­mit soll der Fi­gur of­fen­sicht­lich der drin­gend feh­len­de dop­pel­te Bo­den ein­ge­zo­gen wer­den.

Aber das Buch fällt aus­ein­an­der. Denn ent­we­der wir ha­ben ei­nen be­mit­lei­dens­wer­ten Prot­ago­ni­sten, der mehr oder we­ni­ger Ge­trie­be­ner ei­ner Bü­ro­kra­tie ist oder wir ha­ben den kal­ten Dä­mon, der aus Über­zeu­gung und oh­ne Reue han­delt – oder den per­ver­sen Lüst­ling, der sei­nen Dienst als Mit­tel zum Zweck ei­ner Kar­rie­re nach dem Krieg be­trach­tet. Aber Lit­tell kann sich nicht ent­schei­den. Er will al­les – viel­leicht so­gar noch ei­nen mul­ti­funk­tio­na­len Mann oh­ne Ei­gen­schaf­ten. Und er schei­tert, weil in­mit­ten die­ses Au­then­ti­zi­täts­ber­ges die­se Fi­gur nicht zur Ent­fal­tung kommt.

II. Ernst Nol­te als Spi­ri­tus rec­tor

Lit­tel­ls Dr. Ma­xi­mil­li­an Aue ist noch in an­de­rer Hin­sicht ei­ne – freund­lich aus­ge­drückt – am­bi­va­len­te Fi­gur: Durch Aus­schnit­te und Wort­ge­plän­kel aus den welt­an­schau­li­chen Sa­lons des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus wird in­si­nu­iert, dass es so et­was wie ei­nen »gu­ten Na­tio­nal­so­zia­lis­mus« ge­ge­ben ha­be. Aue wird zu sei­nem Pro­to­ty­pen; des­je­ni­gen, der ei­ner in­tel­lek­tu­ell un­ter­mau­er­ten Ideo­lo­gie an­hing (Au­es gröss­tes Kom­pli­ment für den an­de­ren ist, dass er ein wirk­li­cher Na­tio­nal­so­zia­list sei), die lei­der nur um die Kom­po­nen­te des ras­si­schen Wahn­sinns dis­kre­di­tiert. Die­se Deu­tung bie­tet sich un­ter an­de­rem in der Wie­der­ga­be ei­nes Ge­sprä­ches in Sta­lin­grad an, wel­ches Aue mit ei­nem ho­hen so­wje­ti­schen Po­lit­kom­mis­sar führt.

Der Kom­mis­sar macht elo­quent die Par­al­le­len zwi­schen dem Bol­sche­wis­mus und dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus aus: »Im End­ef­fekt sind un­se­re bei­den Sy­ste­me gar nicht so ver­schie­den […] Wo der Kom­mu­nis­mus nach der klas­sen­lo­sen Ge­sell­schaft strebt, pre­digt ihr die Volks­ge­mein­schaft, was im Grun­de ge­nau das Glei­che ist, nur auf eu­re Gren­zen be­schränkt. Wo Marx im Pro­le­ta­ri­at den Trä­ger der Wahr­heit er­blickt, ist für euch die so­ge­nann­te deut­sche Ras­se die pro­le­ta­ri­sche Ras­se, die Ver­kör­pe­rung des Gu­ten und der Mo­ral; in­fol­ge­des­sen habt ihr den Klas­sen­kampf durch den pro­le­ta­ri­schen Kampf Deutsch­lands ge­gen die ka­pi­ta­li­sti­schen Staa­ten er­setzt. Auch wirt­schaft­lich sind eu­re Ideen nur ein ver­zerr­ter Ab­klatsch un­se­rer Werte…Wo Marx sei­ne Wert­theo­rie auf die Ar­beit grün­de­te, hat eu­er Hit­ler er­klärt, dass die deut­sche Mark, ob­wohl nicht gold­ge­deckt, mehr als Gold wert sei…So ist das Geld für euch zum Fe­tisch ge­wor­den, der die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät eu­res Lan­des re­prä­sen­tiert – ei­ne voll­kom­me­ne Verirrung…Eure Ver­ant­wort­li­chen pre­di­gen nach wie vor das freie Un­ter­neh­mer­tum, doch eu­re In­du­strien sind al­le ei­nem strik­ten Plan un­ter­wor­fen und ih­re Ge­win­ne auf sechs Pro­zent be­schränkt, den Rest eig­net sich der Staat zu­sätz­lich zur Pro­duk­ti­on an.« Die ein­zi­ge Aus­nah­me, so der Kom­mis­sar, sei die »Er­set­zung der Klas­se durch die Ras­se, die zu eu­rem pro­le­ta­ri­schen Ras­sis­mus führt«, was ein kom­plet­ter Un­sinn sei.

Das grund­sätz­lich Ge­mein­sa­me bei­der »Welt­an­schau­un­gen«: »Sie sind bei­de im We­sent­li­chen de­ter­mi­ni­stisch; zwar ras­si­scher De­ter­mi­nis­mus bei euch, wirt­schaft­li­cher De­ter­mi­nis­mus bei uns, aber eben doch De­ter­mi­nis­mus. Bei­de glau­ben wir, dass der Mensch sein Schick­sal nicht frei wählt, son­dern dass es ihm von der Na­tur oder der Ge­schich­te auf­er­legt wird. Und bei­de schlie­ssen wir dar­aus, dass es ob­jek­ti­ve Fein­de gibt, dass be­stimm­te Ka­te­go­rien von Men­schen le­gi­ti­mer­wei­se be­sei­tigt wer­den kön­nen und müs­sen, nicht auf­grund des­sen, was sie tun oder so­gar den­ken, son­dern auf­grund des­sen, was sie sind. In die­ser Hin­sicht un­ter­schei­den wir uns nur durch die De­fi­ni­ti­on der Ka­te­go­rien: Für euch sind es die Ju­den, die Zi­geu­ner, die Po­len und, wenn ich mich nicht täu­sche, so­gar die Gei­stes­kran­ken; für uns die Ku­la­ken, die Bour­geois, die Par­tei­ab­weich­ler. Im Grun­de ist es ein und das­sel­be; bei­de leh­nen wir den Ho­mo oeco­no­mic­us der Ka­pi­ta­li­sten ab – den ego­isti­schen, in­di­vi­dua­li­sti­schen Men­schen, der in sei­ner Il­lu­si­on von Frei­heit ge­fan­gen ist – und pro­pa­gie­ren statt­des­sen den Ho­mo fa­ber: …den Men­schen, den es zu ma­chen gilt, denn der kom­mu­ni­sti­sche Mensch muss noch ge­schaf­fen und er­zo­gen wer­den, ge­nau wie eu­er voll­kom­me­ner Na­tio­nal­so­zia­list. Und die­ser zu schaf­fen­de Mensch recht­fer­tigt die un­barm­her­zi­ge Li­qui­da­ti­on all de­rer, die un­er­zieh­bar sind…«

Aue ist an­ge­tan von die­ser Ar­gu­men­ta­ti­on. Im Stil­len be­wun­dert er tat­säch­lich den Bol­sche­wis­mus für sein kom­pro­miss­lo­ses Durch­grei­fen ge­gen­über Ab­trün­ni­gen. Auch die For­mu­lie­rung, dass der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ei­ne Hä­re­sie des Mar­xis­mus sei, stösst bei Aue auf In­ter­es­se. Der Un­ter­schied zwi­schen den bei­den Par­tei­en wird her­un­ter­ge­bro­chen auf die Fest­stel­lung, dass der Bol­sche­wis­mus »das Wohl der ge­sam­ten Mensch­heit will«, wäh­rend der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus »ego­istisch ist, nur das Wohl der Deut­schen will.«

Die­ses Wort­ge­klin­gel in den Sta­lin­grad-Rui­nen (der Kom­mis­sar wird nach die­sem Ge­spräch wie­der »ent­fernt« – und je­dem ist klar, was mit ihm ge­schieht), ist mehr als nur ei­ne Epi­so­de. Mit den Par­al­le­len zwi­schen Na­tio­nal­so­zia­lis­mus und Bol­sche­wis­mus legt Lit­tell ei­nem so­wje­ti­schen Po­lit­kom­mis­sar die The­se Ernst Nol­tes von 1986 fast in den Mund: »War nicht der ‘Klas­sen­mord’ der Bol­sche­wi­ki das lo­gi­sche und fak­ti­sche Pri­us des ‘Ras­sen­mords’ der Na­tio­nal­so­zia­li­sten? Sind Hit­lers ge­heim­ste Hand­lun­gen nicht ge­ra­de auch da­durch zu er­klä­ren, daß er den ‘Rat­ten­kä­fig’ nicht ver­ges­sen hat­te? Rühr­te Ausch­witz viel­leicht in sei­nen Ur­sprün­gen aus ei­ner Ver­gan­gen­heit her, die nicht ver­ge­hen woll­te?« Aus die­sem Text er­gab sich sei­ner­zeit der so­ge­nann­te Hi­sto­ri­ker­streit.

Ge­schichts­klit­te­run­gen

Lit­tell re­stau­riert hier ei­ne Art von Nach­kriegs­trost­pa­ra­dig­ma der »ge­täusch­ten« Generation(en), dass nicht al­les so schlecht ge­we­sen sei und nur das ex­zes­si­ve Be­har­ren in der »Ju­den­fra­ge« der Feh­ler, ei­ne Art Aus­rut­scher ge­we­sen sei. Ausch­witz nur ei­ne Re­ak­ti­on auf die Gu­lags (Nol­tes Ob­ses­si­on, wie Götz Aly be­merk­te). Und auch wenn es sich um ei­nen Ro­man han­delt: Das ist ei­ne brand­ge­fähr­li­che Po­si­ti­on, zu­mal sie oh­ne Bre­chung – auch im wei­te­ren Ver­lauf des Bu­ches – vi­ru­lent bleibt.

Und auch vor ei­ner Ge­schichts­fäl­schung macht Lit­tell nicht Halt: Die »graue Emi­nenz« hin­ter all den Din­gen, ei­ne Art Roll­stuhl­bud­dha mit Kat­zen und blon­den As­si­sten­tin­nen, die sich SS-Of­fi­zie­ren auch schon ein­mal ger­ne an­bie­ten, je­ner Dr. Man­del­brod und sein As­si­stent Le­land (bei­de En­de April 1945 be­reit, ih­re Dien­ste an Sta­lin an­zu­die­nen) – nicht das die­se Kunst­fi­gu­ren im­mer wie­der ein­ge­scho­ben wer­den ist das Ar­ge. Nein, das hier sug­ge­riert wird, dass hin­ter Hit­ler und Himm­ler »dunk­le Mäch­te« (auch noch mit ei­nem jü­di­schen Na­men [hier­auf ge­hen Aue/Littell al­ler­dings ein]) ste­hen, un­ter­stützt es doch ei­ne spä­ter oft ver­nom­me­ne Ver­schwö­rungs­theo­rie, dass Hit­ler eben selbst ge­täuscht ge­wor­den sei oder nicht an­ders ge­konnt ha­be.

Als Aue dann ab Mit­te 1943 in den Stab Himm­lers kommt und in ei­ner Zwit­ter­po­si­ti­on zwi­schen SS und Speers Mi­ni­ste­ri­um die Häft­lin­ge ver­mehrt in die In­du­strie ein­bin­den möch­te um den Front­li­ni­en »Nach­schub« aus der Hei­mat zu ver­schaf­fen und sich da­her für bes­se­re La­ger­be­din­gun­gen, mehr Ver­pfle­gung und ver­nünf­ti­ge Be­hand­lung der Häft­lin­ge ein­set­zen soll, zeigt sich ei­ner­seits die Ver­bohrt­heit und Sta­tik ei­ner Bü­ro­kra­tie, die ir­gend­wann nur um ih­rer selbst wil­len zu exi­stie­ren scheint, an­de­rer­seits aber die in­zwi­schen zum Dog­ma mu­tier­te ras­sen­ideo­lo­gi­sche Durch­drin­gung der ent­spre­chen­den Ent­schei­dungs­trä­ger, die ein­zig in der Ver­nich­tung die­ser Men­schen ih­re Auf­ga­be se­hen.

Um Aue dies­be­züg­lich nicht zu sehr als Licht­ge­stalt er­schei­nen zu las­sen, wer­den ihm die­se se­xu­el­len Per­ver­sio­nen ok­troy­iert, die – da­mit die Li­te­ra­tur­ex­ege­se was zum Ent­decken hat – mit al­len mög­li­chen Al­le­go­rien gar­niert wer­den (von de Sa­de über Ba­tail­le bis Hou­el­le­becq). So wird Re­fle­xi­on über und Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Fi­gur ver­hin­dert. Aber, und da hat Mar­cus Born aber­mals den rich­ti­gen Punkt be­nannt, die Mög­lich­keit ei­ner Iden­ti­fi­ka­ti­on wä­re not­wen­dig ge­we­sen, um die ein­gangs so gross­mau­lig auf­ge­wor­fe­ne Be­haup­tung Au­es (die auch Lit­tel­ls Dok­trin sein dürf­te), je­der hät­te es ihm gleich­ge­tan, für sich be­ant­wor­ten zu kön­nen (üb­ri­gens auch kei­ne un­be­dingt in­no­va­ti­ve The­se). Die Di­stan­zie­rung, die beim Le­ser ein­setzt, ver­hin­dert die­se Aus­ein­an­der­set­zung und macht es leicht, sich die­sen Kerl vom Leib zu hal­ten (und Neu­rech­ten er­leich­tert es, die Ideo­lo­gie des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zu »ret­ten«).

Dr. Ma­xi­mil­li­an Aue weiss na­tür­lich um sein Han­deln – um nicht »Schuld« zu sa­gen. Er ist in­tel­li­gent. Er ist be­le­sen. Er for­mu­liert Kants ka­te­go­ri­schen Im­pe­ra­tiv zum »Füh­rer-Im­pe­ra­tiv« um. Er ver­ehrt Ernst Jün­ger (der ei­nen Ca­me­o­auf­tritt hat). All das wirft Lit­tell in die Waag­scha­le. Und Aue ist – auch das wird dem Le­ser schon auf den er­sten Sei­ten mit­ge­teilt – oh­ne Reue. »Reue ist et­was für klei­ne Kin­der«, sag­te Eich­mann in Je­ru­sa­lem. Oh­ne Reue be­deu­tet hier aber auch: oh­ne Recht­fer­ti­gung. Aue sieht sich spe­zi­fisch nicht als ein Räd­chen im Ge­trie­be. Sei­ne Her­an­ge­hens­wei­se – und auch die vie­ler, die in die­sem Buch be­schrie­ben wer­den – ist die ei­ner (per­ver­tier­ten) Form von »Pflicht­er­fül­lung«; von Not­wen­dig­keit (die­se Vo­ka­bel fällt im­mer wie­der fall­beil­ar­tig). Aue ist – das ist fol­ge­rich­tig – über­zeugt von der »Kol­lek­tiv­schuld« der Deut­schen am Ge­sche­he­nen. Für ihn ist der »Füh­rer« letzt­lich der Voll­strecker des Volks­wil­lens. So­mit ist am En­de je­der schul­dig, da auch in sei­nem Na­men agiert wur­de.

Lit­tell pa­ra­phra­siert Hil­berg.

Lit­tel­ls Aue hängt dem La­ger der funk­tio­na­li­sti­schen Ge­schichts­schrei­bung der Hi­sto­ri­ker an, die be­sagt, die Ju­den­ver­nich­tung sei so­zu­sa­gen »ein un­glaub­li­ches Zu­sam­men­tref­fen der Ab­sich­ten, ein über­ein­stim­men­des Ge­dan­ken­le­sen ei­ner weit aus­grei­fen­den Bü­ro­kra­tie« (Raul Hil­berg) ge­we­sen und nicht ei­nem vor­her ge­fer­tig­ten Plan ent­sprun­gen. Es sei, so Aue, ein gro­tes­ker Irr­tum, al­le un­se­re Feh­ler nur dem An­ti­se­mi­tis­mus an­zu­la­sten, was er mit der par­al­le­len Ver­nich­tung bei­spiels­wei­se von Gei­stes­kran­ken, »Zi­geu­nern« und Mil­lio­nen von Rus­sen und Po­len be­grün­det. Lit­tell über­nimmt hier fast oh­ne Ver­än­de­rung Hil­bergs The­se, was er im Ge­spräch Pierre No­ra be­stä­tigt (ein Do­ku­ment ge­ra­de­zu ab­sto­ssen­der Lie­be­die­ne­rei, in dem No­ra, der im­mer­hin als Hi­sto­ri­ker ge­führt wird, auf die voll­kom­men ab­we­gi­ge Idee kommt, Lit­tell sym­pa­thi­sie­re mit Gold­ha­gens The­se des »eli­mi­na­to­ri­schen An­ti­se­mi­tis­mus«, was ex­akt das Ge­gen­teil des­sen ist, was Lit­tell be­ab­sich­tigt). Die in­ten­tio­na­le Ge­schicht­schrei­bung, die sich un­ter an­de­rem auf Hit­lers »Mein Kampf« be­zieht, und ei­nen grö­sser an­ge­leg­ten Plan sieht, kommt nicht vor.

Un­ge­löst (weil un­ge­stellt) bleibt die Fra­ge, war­um ein Schrift­stel­ler, der sich ja pri­mär fik­tio­nal am Ge­gen­stand »ab­ar­bei­tet«, über­haupt die ei­ne oder an­de­re The­se ver­tre­ten soll.

We­sten­ta­schen­psy­cho­lo­gi­sie­rend fügt Lit­tell noch ei­ni­ge zu­sätz­li­che In­ter­pre­ta­ti­ons­krücken hin­zu. Die Deut­schen hät­ten, so ein Ge­dan­ke Au­es, die Ju­den aus ei­ner Art Selbst­hass er­mor­det – sie sei­en ih­nen in­zwi­schen viel zu ähn­lich ge­wor­den; al­le den Ju­den zu­ge­schrie­be­nen ne­ga­ti­ven Ei­gen­schaf­ten ha­be man in­zwi­schen mehr oder we­ni­ger per­fekt über­nom­men und sei in­zwi­schen kaum noch zu un­ter­schei­den. Aber, so die Aus­sa­ge, man has­se na­tür­lich nichts so sehr wie das, was [ei­nem] am mei­sten gleicht.

Und ein an­der­mal glaubt Aue, es sei ei­ne rein tech­ni­sche »Ak­ti­on« ge­we­sen, was dort ge­sche­hen sei – man ha­be ein­fach ei­ne Auf­ga­be ge­sucht und die Ju­den­ver­nich­tung sei eben ei­ne sol­che ge­we­sen. Der Au­tor scheint letz­te­rer The­se, die ei­ne ro­he Pro­lon­ga­ti­on von Raul Hil­bergs Quint­essenz ist, sel­ber an­zu­hän­gen – in In­ter­views (die nicht dem Buch an­ge­la­stet wer­den dür­fen) spricht er gar da­von, den Ho­lo­caust »de­ju­dai­sie­ren« zu wol­len – was in Ver­bin­dung mit obi­ger Aus­sa­ge nichts an­de­res wä­re, als die Mil­lio­nen To­ten zu Kol­la­te­ral­schä­den ge­lang­weil­ter Bü­ro­kra­ten zu er­klä­ren. Nicht nur des­halb hat Ha­rald Wel­zer recht, wenn er meint, die­ses Buch er­klim­me ei­ne neue »Es­ka­la­ti­ons­stu­fe der Na­zi-Fas­zi­na­ti­on«. Und »nichts, was in die­sem Buch steht«, so Wel­zer, »bringt ir­gend­et­was Neu­es, in­halt­lich wie äs­the­tisch.« Ja, wie soll­te es auch ir­gend­et­was Neu­es brin­gen? Nur, weil cle­ve­re Wer­be­stra­te­gen und sich dienst­be­flis­sen zei­gen­de Li­te­ra­tur­kri­ti­ker (und ein gross ir­ren­der Jor­ge Sem­prún – ein Hoch auf ihn!) Lit­tell zum De­us ex ma­chi­na de­kla­rie­ren?

III. Die Buch­ver­ste­her

Wo­mit wir bei der Re­zep­ti­on an­ge­kom­men sind. Die Hef­tig­keit der feuil­le­to­ni­sti­schen Dis­kus­sio­nen ver­wun­dern nicht. Die schar­fen Kri­ti­ker des Bu­ches wer­den ei­ner »idiosynkratische(n) Li­te­ra­tur­kri­tik« zu­ge­ord­net, die den »den pit­to­res­ken Glanz« als »äs­the­ti­sches Aprio­ri be­nö­tigt, weil an­ders die­se Welt nicht sein darf« und »im Wi­der­stand ge­gen die­ses Werk auf die Apo­rien und Vor­ur­tei­le ih­rer ei­ge­nen Dis­zi­plin« stösst (Goed­art Palm).

Der Ge­dan­ke, dass man den Ge­gen­stand der Kri­tik auf­grund der Tat­sa­che, dass man des­sen Äs­the­tik nicht wahr­ha­ben wol­le, ab­leh­ne, wird nicht be­legt. Er ist auch un­zu­tref­fend, ge­nau so, als wür­de man be­haup­ten, die per­ver­se Se­xua­li­tät Au­es sei die des Au­tors sel­ber. Da­bei spielt es üb­ri­gens auch kei­ne Rol­le, mit wel­chen Vor­schuss­lor­bee­ren oder Wer­be­aus­sa­gen das Buch be­dacht wur­de (auch nicht von wem). Dass das Buch vor­ei­lig und gross­mau­lig als »Jahr­hun­der­t­ro­man« apo­stro­phiert wur­de, darf bei der nüch­ter­nen Be­ur­tei­lung kei­ne Rol­le spie­len.

Das Schei­tern die­ses Bu­ches liegt dem­zu­fol­ge nicht dar­in, dass ei­ne be­stimm­te Er­war­tungs­hal­tung nicht ein­ge­löst wer­den konn­te. Die Ar­gu­men­te, war­um »Die Wohl­ge­sinn­ten« miss­ra­ten sind, wur­den vor­ge­bracht. Sie fin­den sich in­ner­halb des Bu­ches und nicht au­sser­halb.

Lit­tell hat ge­nü­gend Po­tem­kin­sche Papp­ku­lis­sen für Ger­ma­ni­sten und Ro­ma­ni­sten und Kaf­fee­satz­deu­ter auf­ge­baut. Wer die Be­spre­chung im Li­te­ra­tur­club des Schwei­zer Fern­se­hens ge­se­hen hat, weiss, was ge­meint ist. Co­ri­na Car­duff und ins­be­son­de­re Ste­fan Zwei­fel ho­ben mit dem Be­steck­ka­sten ih­rer li­te­ra­tur- und kul­tur­hi­sto­ri­schen Deu­tungs­ma­schi­ne­rie zur gro­ssen Ver­tei­di­gungs­re­de aus – die je­doch mei­stens dar­in gip­fel­te, den Kri­ti­kern man­geln­des Ver­ständ­nis zu at­te­stie­ren. (Zwei­fels un­kri­ti­sche Be­spre­chung spricht so­gar vom »Ta­bu­bruch« – die üb­li­che letz­te Zu­flucht, wenn das ar­gu­men­ta­ti­ve Ka­min­feu­er längst aus­ge­gan­gen ist.)

In fei­er­lich-fröm­meln­dem Ton wur­den Par­al­le­len zu Aischy­los und der Elek­tra-Tra­gö­die kon­stru­iert, Aue flugs zum »my­tho­lo­gi­schen Hel­den« ge­macht, gleich­zei­tig na­tür­lich die be­reits er­wähn­ten »Dis­kur­se« um Ba­tail­le und de Sa­de be­müht (sie hat­ten in der Ei­le Ge­net ver­ges­sen). Ste­fan Zwei­fel ver­stieg sich gar zu der Mut­ma­ssung, Max Aue und Tho­mas Hau­ser sei­en viel­leicht aus der tat­säch­li­chen Fi­gur Max Tho­mas de­stil­liert – oh­ne ver­mut­lich ein­mal nach­zu­schla­gen, dass die­se Fi­gur rein gar nichts hi­sto­ri­sches mit den bei­den fik­ti­ven Fi­gu­ren mehr ge­mein hät­te. Und schon in den bei­den An­fangs­sät­zen sieht Zwei­fel Ver­wei­se auf Fran­çois Vil­lon und – na­tür­lich – Cé­li­ne. Nur: Was nutzt das? Wie un­wich­tig, un­be­deu­tend und lä­cher­lich ist ein Buch, in dem fast je­der Satz nur durch kon­tex­tu­el­le Ver­wei­se auf an­de­re li­te­ra­ri­sche Wer­ke sei­ne Be­deu­tung be­kommt und ei­ne Art ek­lek­ti­zi­sti­sches Mo­sa­ik dar­stellt?

The­we­leit, der Mu­ster­schü­ler

Iris Ra­disch war in der Fern­seh­sen­dung sicht­lich um Scha­dens­be­gren­zung be­müht. Ih­re Be­spre­chung in der »ZEIT« hat­te ei­ne gro­sse Dis­kus­si­on aus­ge­löst. Die dort ge­äu­sser­te bra­chia­le Ab­leh­nung ver­an­lass­te Klaus The­we­leit zu sug­ge­rie­ren, die ne­ga­ti­ve Hal­tung be­ru­he auf ei­ner Art Krän­kung, der man an­ders nicht ge­recht wer­den kön­ne. Da­her die Ab­leh­nung. »Man will das nicht« re­det The­we­leit den Kri­ti­kern ein – ver­la­gert Ur­sa­che und Wir­kung und delek­triert sich am Über­le­gen­heits­ge­fühl des Buch­ver­ste­hers.

Ihm sei klar ge­we­sen, so The­we­leit, solch ein Buch »müs­se« man le­sen. Nach den er­sten zwei­ein­halb Zei­len weiss er, dass der Au­tor »nicht zu den schlech­te­sten zählt« (das Buch hat rund 45.000 Zei­len) und nach 700 Sei­ten ist er si­cher – »das geht nur so«. Lei­der sagt er nicht, was denn ge­nau »ge­hen« soll.

Wie ein neu­es Evan­ge­li­um emp­fängt Si­sy­phos The­we­leit Lit­tel­ls Ka­min­plausch und hebt es in den Him­mel deut­scher (!) Ge­schichts­be­wäl­ti­gung. Als hei­li­ge das The­ma die Form. In dem er je­de kri­ti­sche Re­fle­xi­on der­art nie­der­kar­tätscht und das Buch für sa­kro­sankt er­klärt, ver­spielt er nicht nur sei­ne in­tel­lek­tu­el­le Red­lich­keit, son­dern ver­spot­tet auch jahr­zehn­te­lan­ge Ar­beit di­ver­ser Hi­sto­ri­ker.

Da ihm kei­ne grif­fi­gen Ar­gu­men­te für das Buch ein­fal­len zeiht er rasch Ra­disch des jour­na­li­sti­schen Ras­sis­mus. Am En­de ent­blö­det er sich nicht im ab­ge­stan­de­nen, mo­ra­lin­sauren Alt­acht­und­sech­zi­ger-Jar­gon von der »Fort­set­zung der ge­wohn­ten deut­schen Ver­drän­gun­gen« zu la­men­tie­ren. Wel­che Bü­cher hat er nicht ge­le­sen, die das locker ins Dun­kel stel­len, was Lit­tell hier als Skan­da­lon wohl in­sze­niert hat?

Ein Bei­spiel: Be­reits 1960 (sie­ben Jah­re vor Lit­tel­ls Ge­burt) gab es im deut­schen Fern­se­hen in der epi­so­disch an­ge­leg­ten Rei­he »Am grü­nen Strand der Spree« (nach den Bü­chern von Hans Scholz) den Film »Ta­ge­buch des Jür­gen Will­ms«, in dem Mas­sen­exe­ku­tio­nen durch SS und Wehr­macht in quä­len­den Sze­nen mit mi­nu­ten­lan­gem Ma­schi­nen­ge­wehr­feu­er ge­zeigt wur­den – oh­ne Rück­sicht, oh­ne Ent­schul­di­gung, oh­ne Aus­flüch­te. Die Pre­mie­re hat­te rund zwölf Mil­lio­nen Zu­schau­er. Er wur­de mehr­fach wie­der­holt; vor al­lem in den 70er Jah­ren. Die­ser Film ist heu­te noch schwer an­zu­schau­en, ob­wohl auf Splat­ter­sze­nen weit­ge­hend ver­zich­tet wur­de.

Weist The­we­leit aus Un­kennt­nis der zahl­lo­sen fik­tio­na­len Li­te­ra­tur die­sem Buch ei­nen Rang zu, der bei Lich­te be­trach­tet voll­kom­men de­pla­ziert ist? Oder will sich nur ei­ner als di­dak­ti­scher Mu­ster­schü­ler deut­schen Be­wäl­ti­gungs­fu­rors pro­fi­lie­ren, der al­le Hür­den non­cha­lant aus dem Weg räumt, um sei­nen ge­sin­nungs­äs­the­ti­schen Hei­li­gen­schein auf­zu­po­lie­ren?

Die­ses Buch stösst we­der an die Gren­zen der Li­te­ra­tur, noch an die der Li­te­ra­tur­kri­tik. Mei­ne Ab­leh­nung re­sul­tiert auch nicht aus ei­ner ir­gend­wie ge­ar­te­ten »Krän­kung«; ein ab­sur­der Ge­dan­ke, un­ge­fähr dem des Gei­ster­fah­rers ähn­lich, der in ei­nem An­fall von Hy­bris kon­sta­tiert, nur er ha­be die kor­rek­te Rich­tung ein­ge­schla­gen und al­le an­de­ren Fahr­zeu­ge, die ihm ent­ge­gen­kom­men, sei­en die Gei­ster­fah­rer.

Deut­lich zeigt sich, dass die blo­sse An­ein­an­der­rei­hung hi­sto­ri­scher Er­eig­nis­se noch lan­ge kei­ne ge­schicht­li­che Auf­ar­bei­tung dar­stellt (ei­gent­lich ei­ne Ba­na­li­tät). Auch in die­ser Hin­sicht ist das Buch un­wirk­sam. Das po­ly­pho­ne Kom­po­si­ti­ons­ver­fah­ren von Wal­ter Kem­pow­skis »Echolot«-Projekt ist deut­lich il­lu­stra­ti­ver. Statt sich zu freu­en, dass die deut­sche Li­te­ra­tur­kri­tik nicht mehr in ei­nen Au­to­ma­tis­mus wei­he­vol­len Rau­nens beim The­ma »Ho­lo­caust« ver­fällt und eil­fer­tig Ge­sin­nungs­ur­tei­le blan­ko un­ter­schreibt, son­dern äs­the­ti­sche und sprach­li­che Im­po­tenz trotz auf­wen­dig und auf­dring­lich ein­ge­streu­ter Be­deu­tungs­ma­schi­ne­rie als sol­che ent­larvt und die wohl­kal­ku­lier­te Pro­vo­ka­tio­nen er­kennt, wird sie be­schimpft. Als sei der Über­brin­ger der schlech­ten Nach­richt für die­se ver­ant­wort­lich.

Nein, lie­be Leu­te, die­ser Kai­ser ist nackt!

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Herz­li­chen Dank für die­se aus­führ­li­che Re­zen­si­on
    Zwar er­lau­be ich mir ger­ne das dop­pel­te Ver­gnü­gen, a) ei­ne be­stimm­te Li­te­ra­tur, die das ge­ho­be­ne Feuil­le­ton für dis­kus­si­ons­wür­dig hält und b) tau­send­sei­ti­ge Bü­cher , zu igno­rie­ren, wur­de in die­sem Fal­le aber ein we­nig ver­un­si­chert.
    Her­mann Kant hat in »Os­sietz­ky« 7/08 ne­ben den vie­len Män­geln dem Buch auch »au­ßer­or­dent­li­che Me­ri­ten« zu­ge­spro­chen. Er meint, der Au­tor ha­be ei­ne Tä­ter-Stim­me für uns hör­bar ge­macht und zwar »oh­ne ei­ne Apo­loge­tik, die Aus­sich­ten bei uns hät­te, und oh­ne auch nur ei­nen Fun­ken Ver­ständ­nis aus uns zu schla­gen. Im Ge­gen­teil, man hält nun al­les für mög­lich und rich­tet sich et­was wa­cher dar­auf ein.« Nach Ih­rer sorg­fäl­ti­gen Re­zen­si­on, Herr Keu­sch­nig, scheint mir bei Kant ein we­nig Wunsch­den­ken mit­zu­spie­len. Wie dem auch sei, da ich oh­ne­hin »al­les für mög­lich hal­te«, wür­de auch aus die­ser Qua­li­tät kein Le­se­mo­tiv ent­ste­hen.
    Al­so, mit gu­tem Ge­wis­sen vorm Le­sen be­wahrt.

  2. Ich bin be­ein­druckt.
    Ei­ne lan­ge und kla­re Re­zen­si­on (die sich nicht in un­ver­ständ­li­chen For­mu­lie­run­gen ver­liert, al­so ir­gend­wie selbst »Li­te­ra­tur« sein will, die aber auch in kein­ster Wei­se tri­vi­al da­her­kommt).

    Was mich in­ter­es­siert, auch im Kon­trast zu den Re­zen­sio­nen in Frank­reich: Wie sehr kann ei­ne Über­set­zung (da­zu ha­be ich ei­gent­lich noch gar nichts ge­le­sen) die Re­zep­ti­on ei­nes Bu­ches be­ein­flus­sen? Der per­sön­li­cher Stil ei­nes Au­tors lässt sich si­cher schwer in ei­ne an­de­re Spra­che über­tra­gen. An­de­rer­seits: Man müss­te dem Über­set­zer schon Bös­wil­lig­keit oder Ah­nungs­lo­sig­keit un­ter­stel­len, mag man ihn für die von Dir an­ge­brach­te Kri­tik – im We­sent­li­chen die auf ei­ner be­schrei­ben­den Ebe­ne »hän­gen blei­ben­de« Spra­che, al­so qua­si man­geln­de Li­te­r­a­ri­zi­tät – ver­ant­wort­lich ma­chen.

    Und rich­tig ist (Du schreibst es ja, und The­we­leit igno­riert es): War­um wer­den in ei­nem li­te­ra­ri­schen Werk, die The­sen des Au­tors ex­pli­zit ge­macht (zu­min­dest nach The­we­leits Deu­tung), wenn ge­nau da­mit die Li­te­r­a­ri­zi­tät zer­stört wird?

  3. Über­set­zung
    Lit­tell schreibt zwei of­fe­ne Brie­fe an sei­ne Über­set­zer. Im er­sten legt er we­sent­li­che Punk­te fest – im zwei­ten ein De­tail, wel­ches – mei­ner Mei­nung nach – lä­cher­lich ist, aber viel­leicht ex­em­pla­risch zu be­trach­ten sein könn­te.

    Ich ha­be kei­ne Kri­tik über die Über­set­zung von Hai­ner Kör­ber ge­le­sen. Ich be­wun­de­re ihn für sei­ne Ar­beit und glau­be, er hat Lit­tel­ls In­ten­tio­nen sehr wohl kon­ge­ni­al um­ge­setzt.

    War­um das Buch in Frank­reich so er­folg­reich war, ver­sucht Harp­p­recht in der ZEIT zu un­ter­su­chen. Ich kann nicht be­ur­tei­len, ob er Recht hat. Wenn es stimmt, müss­te die­ses Buch bei der Geil­heit der Bri­ten über Na­zi-The­men in Gross­bri­tan­ni­en ein Rie­sen­er­folg wer­den.

  4. @kranich05 / Ich bin im­mer skep­tisch...
    wenn ich je­man­den vor dem Le­sen ei­nes Bu­ches be­wahrt ha­ben soll. Im Zwei­fel: im­mer le­sen und sich selbst ein Ur­teil bil­den.

    Das Kant-Ur­teil ver­ste­he ich nicht. Wenn man der Fi­gur kein »Ver­ständ­nis« ent­ge­gen­brin­gen kann, dann hat die­ses Buch ja kei­ner­lei Aus­wir­kun­gen ge­habt. Denn das man ei­nen SS-Ober­sturm­bann­füh­rer vor der Lek­tü­re zu­nächst ein­mal nicht mit gro­sser Sym­pa­thie be­geg­net, ist ir­gend­wie lo­gisch. Wenn die­se An­ti­pa­thie je­doch im Lau­fe des Bu­ches ge­stei­gert bzw. ge­fe­stigt wird, so ist dies nichts Neu­es. Als Ef­fekt üb­ri­gens zu we­nig – ich mag kei­ne di­cho­to­mi­schen Welt­bil­der (es ist mei­stens kom­pli­zier­ter).

    Und auch, war­um man jetzt, durch die Lek­tü­re des Bu­ches, plötz­lich »al­les für mög­lich« hal­ten soll, er­schliesst sich mir auch nicht. Da­für brau­che ich die­ses Buch nicht (son­dern viel­leicht an­de­re).

  5. Gra­tu­la­ti­on und [off to­pic]
    Die Buch­kri­ti­ken wer­den ja im­mer bes­ser. Ich bin da mo­men­tan et­was zö­ger­lich im Le­sen. Ich ha­be ge­stern das Bad wie­der frei­ge­räumt und drei Bü­cher ent­deckt, zu de­ren Le­sen ich seit Weih­nach­ten nicht mehr ge­kom­men bin.
    Statt des­sen ar­bei­te ich mich zZ frea­kisch weg – und das in meh­re­ren Di­men­sio­nen. Ma­na­gen, Pro­gram­mie­ren und Ler­nen.
    Aber das ge­hört auch mal da­zu. Je­den­falls macht mir die Ar­beit doch ei­nen Höl­len­spass.
    Ja, und ich bit­te um ein kur­zes Mail mit Te­le­fon­num­mer, da­mit ich mich von Düs­sel­dorf aus rüh­ren kann.

  6. Scha­de
    Ei­gent­lich fin­de ich die­ses Li­te­ra­tur-Ex­pe­ri­ment (das so neu, wie du auf­ge­zeigt hast, nun doch nicht ist) ja ganz in­ter­es­sant, könn­te mir so­gar vor­stel­len es zu kau­fen. Aber wenn es ein Buch nö­tig hat, von der FAZ mo­na­te­lang mit ei­ner so durch­schau­ba­ren PR-Kam­pa­gne be­wor­ben zu wer­den, dann kann es doch schon von Grund auf nicht le­sens­wert sein, oder?

  7. War­um?
    Die­se Kau­sa­li­tät ver­mag mir nicht ein­zu­leuch­ten. Was hat die Kam­pa­gne der FAZ oder von ir­gend­je­mand an­de­rem mit der Qua­li­tät ei­nes »Pro­duk­tes« zu tun? Es sei denn, man un­ter­stellt, dass die­se aus­ufern­de Wer­bung ge­macht wur­de, weil die »Qua­li­tät« eher be­schei­den ist.

    Die Wer­be­trom­mel wur­de wohl ob des au­sser­or­dent­li­chen Er­fol­ges in Frank­reich ge­rührt und – ver­mut­lich – hat der Ver­lag ei­nen or­dent­li­chen Bat­zen Geld für die Rech­te be­zahlt. Dass das Buch bei der Kri­tik mehr­heit­lich durch­ge­fal­len ist, war si­cher­lich nicht ein­ge­plant.

  8. Re­spekt
    lie­ber Keu­sch­nig, zu Ih­rer Lit­tell-Re­zen­si­on. Ha­be auf­merk­sam ver­folgt, was Herbst da mit sei­nen No­ta­ten an­ge­fan­gen hat und ha­be ihn schließ­lich beim Le­sen »über­holt«. Wo­bei ich im­mer mehr zu der Auf­fas­sung kam, daß es sich nicht loh­ne, die Ge­schich­te (al­so die Le­se­no­ta­te) bis zum Schluß durch­zu­hal­ten.

    Rich­tig är­ger­lich ist bei Lit­tell das End­ka­pi­tel, das zur rei­nen Stil­blü­ten­le­se ent­ar­tet, als hät­ten Über­set­zer und Lek­tor die Lust ver­lo­ren. Scha­de um Lit­tell – es be­ginnt wie ein gro­ßer Wurf und ver­hed­dert sich in De­tails.

  9. Nach dem Le­sen im FAZ-»Reading-Room« hat­te ich kei­ne Lust mehr auf das Buch. Dann hat­te ich die No­ta­te von ANH ge­le­sen und woll­te mir ein voll­stän­di­ges Ur­teil bil­den. Das Buch ent­fal­te­te bei mir wäh­rend des Le­sens sehr wohl ei­ne ge­wis­se Dy­na­mik, ein In­ter­es­se (ich wür­de es aber nicht Sog nen­nen – die Di­stanz war im­mer da) und ich bin auf ei­ne fast kind­li­che Wei­se froh, es zu En­de ge­le­sen zu ha­ben.

    »Stil­blü­ten­le­se« ist ei­ne sehr schö­ne und zu­tref­fen­de For­mu­lie­rung.

  10. statt das buch fer­tig zu le­sen
    hab ich jetzt doch die­se kri­tik ge­le­sen. da es mir mitt­ler­wei­le eben­falls im­mer we­ni­ger ge­fällt, reicht das ja viel­leicht voll­kom­men;-)