Wie­der eine(r) we­ni­ger

Ich ha­be Ali­ce Schwar­zer nie be­son­ders »ge­mocht«. Sie war mir oft zu mi­li­tant, zu laut, zu po­le­misch. Aber viel­leicht muss­te man das sein, um ihr The­ma – die Eman­zi­pa­ti­on der Frau­en in un­se­rer Ge­sell­schaft – er­folg­reich an­zu­packen und dau­er­haft in den Köp­fen der brei­ten Mas­se zu ver­an­kern. Rück­wir­kend er­scheint es da­bei, dass Ali­ce Schwar­zer al­lei­ne ge­stan­den hät­te, was nach­weis­lich falsch ist (auch wenn es im­mer wie­der be­haup­tet wird – und neu­lich so­gar durch ei­nen ei­gent­lich re­nom­mier­ter Hi­sto­ri­ker wie Hans-Ul­rich Wehl­er). Es ist in­zwi­schen vie­les Le­gen­de ge­wor­den, was das Wir­ken von Ali­ce Schwar­zer an­geht. Den­noch sind ih­re Ver­dien­ste nicht zu leug­nen. Und die Ver­su­che, sie in di­ver­sen Kam­pa­gnen zu de­nun­zie­ren, ha­ben mich im­mer an­ge­wi­dert. Man kann sa­gen, ich ha­be Ali­ce Schwar­zer re­spek­tiert.

Aber in den letz­ten Jah­ren hat­te sich wohl Fe­mi­nis­mus­the­ma wenn nicht the­ma­tisch, so doch rhe­to­risch er­schöpft. Frau­en brau­chen kei­ne wort­ge­wal­ti­gen Für­spre­cher mehr, die ne­ben­bei ihr Müt­chen in un­zäh­li­gen Talk­shows küh­len. Un­ver­ges­sen, ihr ziem­lich hilf­lo­ses Agie­ren im Ge­spräch mit Ve­ro­na Feld­bu­sch (jet­zi­ge Pooth), die nor­ma­ler­wei­se in­tel­lek­tu­ell mei­len­weit un­ter­le­gen sein dürf­te.

In­zwi­schen neh­men Frau­en das sel­ber in die Hand. Und jetzt hat sich Frau Schwar­zer den­je­ni­gen zu­ge­wandt, die sich in un­se­rer Ge­sell­schaft am we­nig­stens vor ih­rer Zu­nei­gung weh­ren kön­nen: den mus­li­mi­schen Frau­en in Deutsch­land. Hier kommt ih­re Mi­li­tanz, die sie in Zwangs­be­glückun­gen mün­den las­sen möch­te, wie­der voll zum Tra­gen. Und merk­würdig: Er­schien mir die­se Mi­li­tanz in den 70er/80er-Jah­ren noch durch­aus notwen­dig (wenn auch nicht im­mer tref­fend), so kommt sie jetzt in Ver­bin­dung mit ei­ner besser­wisserischen At­ti­tü­de da­her, die nicht nur pein­lich, son­dern ge­ra­de­zu ab­sto­ssend ist. Ihr FAZ-In­ter­view, in dem sie das Kopf­tuch mit dem Ju­den­stern ver­gleicht, ist nur ein Bei­spiel für je­ne un­säg­li­che Mi­schung zwi­schen An­ma­ßung und Mis­si­ons­drang, wel­che of­fen­sicht­lich ei­ni­ge In­tel­lek­tu­el­le im Al­ter wie ei­ne fieb­ri­ge Krank­heit be­fällt – nur mit dem Un­ter­schied, dass die­ses Fie­ber nicht mehr ein­ge­dämmt wird.

Der vor­läu­fi­ge Hö­he­punkt der Pein­lich­kei­ten um bzw. von Ali­ce Schwar­zer ist nicht et­wa ihr Buch, wel­ches in der FAZ vor­ab­ge­druckt wird. Und auch nicht die di­ver­sen In­ter­views, die sie gibt. Der vor­läu­fi­ge Hö­he­punkt der Pein­lich­keit ist das hier:

Alice S. ist angekommen

Ali­ce S. ist an­ge­kom­men



Man schüt­telt nur mit dem Kopf und denkt: Wie­der eine(r) we­ni­ger; end­gül­tig. Und man fragt sich, wel­che Zeit­span­ne hier das Ver­schwin­den des letz­ten Körn­chens von Re­spekt zu nen­nen wä­re.

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  1. Wel­che Wahr­heit ist ge­meint?
    Die­se BILD-Pla­kat­ak­ti­on – egal ob ich sie nun gut fin­de oder nicht – be­nutzt häu­fig Zi­ta­te aus der Ver­gan­gen­heit. Von da­her könn­te »man« sich auch den­ken, dass BILD da­mit auf Schwar­zers ent­hül­len­des Buch »Der klei­ne Un­ter­schied und die gro­ße Wir­kung« aus den 70ern an­spielt. Und dann wä­re der Slo­gan ge­recht­fer­tigt.

    Von ih­ren Zie­len aus den 70ern ist Frau Schwar­zer bis heu­te kaum ab­ge­rückt. Kann man ihr das vor­wer­fen? Sie steht wei­ter­hin zu ih­ren An­sich­ten und ist in der Hin­sicht kon­ser­va­tiv. Heu­te noch je­den Mann als po­ten­zi­el­len Ver­ge­wal­ti­ger an­zu­se­hen, mag über­holt er­schei­nen und zu ak­tu­el­len Pro­ble­men mag sie kei­ne mo­der­nen Ant­wor­ten ha­ben. Ih­re Ant­wort auf die über­al­ter­te Ge­sell­schaft und die Fra­ge, ob sie es denn gut fin­de, dass jun­ge Frau­en heu­te kaum noch Kin­der be­kom­men, war bei­spiels­wei­se: »Klar. Wir müs­sen doch heu­te dem Füh­rer kein Kind mehr schen­ken!«

    Sol­che Aus­sa­gen sind un­ver­hält­nis­mä­ßig und in ge­wis­ser Wei­se kon­ser­va­tiv. Der Fe­mi­nis­mus und die Ge­sell­schaft ha­ben sich in den letz­ten 30 Jah­ren ver­än­dert, Frau Schwar­zer nicht. Das mag un­fle­xi­bel er­schei­nen, aber das ist ihr gu­tes Recht. Er­war­tet man von ei­nem Tra­di­tio­na­li­sten, dass er ein Lied über die Mo­der­ne singt? Wenn man ei­nen mo­der­nen Fe­mi­nis­mus will, dann soll man ge­fäl­ligst ei­ne mo­der­ne Fe­mi­ni­stin be­fra­gen und nicht Frau Schwar­zer.

    Aber zu­rück zu dei­nem Po­sting: Dass BILD Ali­ce Schwar­zer all­ge­mein als Ver­kün­de­rin von Wahr­hei­ten prä­sen­tiert, passt nach ih­ren jüng­sten Aus­sa­gen nicht mehr, da ge­be ich dir Recht.

  2. Die Bild hat ganz si­cher die Zu­stim­mung von AS zur Ver­wen­dung ih­res Kon­ter­feis auf dem Pla­kat ein­ge­holt, sie hät­te das auch ver­wei­gern kön­nen. Gre­gor be­zieht sich si­cher­lich dar­auf.

    Heu­te wirkt AS ein biss­chen wie ein le­ben­des Fos­sil – sie zeigt, wie schwer es Frau­en­recht­le­rin­nen (zu­mal als Les­ben) vor ein paar Jah­ren noch hat­ten in der al­ten Bun­des­re­pu­blik. Ih­re Äu­ße­run­gen bzgl. der Kin­der pas­sen in die­ses Bild.

  3. Das frei­wil­li­ge Ein­ver­ständ­nis, sich zu Wer­be­zwecken aus­ge­rech­net in­ner­halb die­ses Ver­blö­dungs­zu­sam­men­hangs zu pro­sti­tu­ie­ren prä­sen­tie­ren,
    des­avoiert et­was, was jetzt nicht mehr oh­ne wei­te­res Le­bens­lei­stung ge­nannt wer­den kann!

  4. Par­odie?
    Viel­leicht han­delt es sich ja bei die­sem Pla­kat um ei­ne der BILD-Wahr­heit-Par­odien? Die, bei de­nen bei­spiels­wei­se auch Käptn Blau­bär oder Ba­ron Münch­hau­sen ab­ge­bil­det wa­ren?

    Hm....

  5. #4 – Das glau­be ich nicht
    Die Rechts­la­ge ist glau­be ich heu­te so ein­deu­tig, dass man nicht ein­fach mit ir­gend­ei­nem Bild ei­nes Pro­mi­nen­ten wer­ben kann. Da muss sie schon zu­ge­stimmt ha­ben. Käptn Blau­bär ist viel­leicht »frei­ge­ge­ben«; Münch­hau­sen ist ja ein Bild aus ei­nem Al­bers-Film, glau­be ich.

  6. #1 – Es geht nicht um »ihr gu­tes Recht«
    Ich wer­fe ihr auch nicht vor, dass sie sich nicht ver­än­dert hat. Das kann ich im De­tail auch nicht be­ur­tei­len. In ei­nem In­ter­view im De­zem­ber in der ZEIT sagt sie, dass sie sich nicht ver­än­dert ha­be. Im glei­chen In­ter­view sagt sie auch Ich bin Jour­na­li­stin und le­ge Wert auf mei­ne Un­ab­hän­gig­keit. als sie (ein biss­chen blö­de) ge­fragt wird, ob sie für Hil­la­ry Clin­ton Wahl­kampf ma­chen wür­de.

    Für mich ist Un­ab­hän­gig­keit DIE For­mal­qua­li­fi­ka­ti­on ei­nes Jour­na­li­sten. Er ist dann zwar nicht im­mer gut, aber die Vor­aus­set­zun­gen stim­men. Wer für Pro­duk­te Wer­bung macht, ist kein Jour­na­list mehr. Wie wal­hal­l­ada­da schin sagt: sie dis­kre­di­tiert ih­re Le­bens­lei­stung.

    Wenn sie sich tat­säch­lich nicht ge­än­dert hat, dann fällt mir viel­leicht erst jetzt ihr mis­sio­na­ri­scher Dog­ma­tis­mus auf, der vor In­to­le­ranz nur so trieft: Ein an­de­res Welt­bild als das ih­re lässt AS of­fen­sicht­lich nicht gel­ten. Sie igno­riert al­les, was sich dem ent­ge­gen­stellt. Es ist ihr nicht mög­lich, sich vor­zu­stel­len, dass ei­ne Mus­li­ma das Kopf­tuch frei­wil­lig tra­gen könn­te (es gibt hier­zu ei­ne Stu­die des Kon­rad-Ade­nau­er-In­sti­tuts – die wird na­tür­lich auch igno­riert). Ich hal­te die­se Zwangs­be­glückungs­ma­schi­ne­rie für ex­trem be­denk­lich. Wenn sie sich jetzt noch mit der »Bild«-Zeitung ge­mein macht (das macht sie mit die­ser Wer­bung), dann ent­steht dar­aus ei­ne Mi­schung, die un­ap­pe­tit­lich ist. (Au­sser­dem scheint Frau Schwar­zer ziem­lich ver­gess­lich zu sein, was die »Bild«-Zeitung an­geht.)

  7. Al­lein das Wort „Wahr­heit“ im Zu­sam­men­hang mit die­sem un­se­li­gen Hetz­blatt löst doch nur höh­ni­sches Ge­läch­ter aus. Al­ler­dings, im he­roi­schen Kampf ge­gen die Is­la­mi­sie­rung Deutsch­lands (Kopf­tuch, Tür­kei-Bei­tritt, Ge­fäng­nis für ein biss­chen Sex – sab­ber!- mit Min­der­jäh­ri­gen) fin­den sich die merk­wür­dig­sten Al­li­an­zen.
    Den­noch er­schließt sich mir der Wer­be­ef­fekt des Pla­ka­tes nicht, er­war­tet doch die ge­mei­ne BILD-Kli­en­tel ein schö­nes Arsch- und Tit­ten­bild und kei­ne ver­knif­fe­ne Schreck­schrau­be.

  8. Bei Ali­ce im Lü­gen­land, be­kommt das Wort vom ‘Ent­hül­lungs­jour­na­lis­mus’ doch sei­ne wahr­heitsge­mä­ße Be­deu­tung!
    (Ich kann mich üb­ri­gens er­in­nern, selbst Ein­stein als BLÖD­wer­be­trä­ger ge­se­hen zu ha­ben...)

  9. Man will jetzt ver­mut­lich
    bei »Bild« auch die In­tell­el­len In­tel­lek­tu­el­len an­spre­chen. Und auch noch die Fe­mi­ni­stin­nen!

    @walhalladada: Gan­dhi, Ein­stein und WIl­ly Brandt konn­ten sich nicht mehr weh­ren – sie wa­ren schon tot.

    Und: schö­nes Wort­spiel!

  10. Frau Schwar­zer hat wahr­schein­lich ein­fach das Geld ge­nom­men, wie je­de Pro­sti­tu­ier­te.
    Aber dum­mer­wei­se nicht be­dacht, wie schäd­lich so­was für sie wird.

  11. @Jeeves
    AS gibt – ge­mäss ih­rer Home­page – be­kannt: Das Ho­no­rar geht di­rekt an drei Pro­jek­te, die mus­li­mi­schen Mäd­chen in Not hel­fen.

    Als ob dies die in­tel­lek­tu­el­le Ver­werf­lich­keit min­de­re.

    Pro­sti­tu­ier­te geht mir zu weit, weil der Be­griff hier de­nun­zia­to­risch ge­braucht wird. Letzt­lich ist der Ka­pi­ta­lis­mus ge­ne­rell auf »Pro­sti­tu­ti­on« (= Ver­kauf der Ar­beits­kraft) aus­ge­rich­tet.

  12. Wer sich in die Öf­fent­lich­keit be­gibt, kommt dar­in um.
    Bei der gu­ten Ali­ce ist das ja viel­leicht ih­rem schon hi­sto­risch ge­wor­de­nen Aja­tol­laht­um, dem Wa­chen über der rei­nen Leh­re, die in der ge­sell­schaft­li­chen Mit­te an­ge­kom­men ist, ge­schul­det.

    Was aber mit dem se­li­gen Wil­ly Brandt, der sich ein­ver­neh­men las­sen muss von ei­ner ver­siff­ten Ge­mü­se­ein­wickel­pa­pier­zei­tung, die ihn sei­ner­zeit aufs per­fi­de­ste dif­fa­mier­te (»Der hat doch dem deut­schen Land­ser in den Rücken ge­schos­sen«)?

    Ver­hält­nis­se in sol­cher Ver­trackt­heit las­sen ah­nen, dass al­les im­mer noch viel schlim­mer kom­men kann...

  13. Brandt
    Das Schwar­zer-Bild war hier in Düs­sel­dorf we­ni­ge Ta­ge vor dem Brandt-Pla­kat da. Wäh­rend Frau Schwar­zer ih­ren in­tel­lek­tu­el­len Bank­rott do­ku­men­tiert, ist die Ver­wen­dung des Brandt-Bil­des aus­ge­rech­net durch die Nach­fol­ger der Hass­pre­di­ger der Bild-Zei­tung (Bo­e­nisch et. al) schon ein drei­stes Stück.

    Die Ver­wen­dung, nein: Ver­un­rei­ni­gung die­ses Bil­des, die­ses In-den-Dreck-Zie­hen müss­te fast Recht­fer­ti­gung sein für ei­ne ver­schärf­te Form ei­nes Ur­he­ber­rech­tes, wel­ches ge­ra­de für zeit­ge­schicht­li­che Ex­po­na­te gel­ten soll­te.

    Das hier soll aber nicht ver­schwie­gen wer­den. Wo­bei ich nicht weiss, ob es sich um ei­ne (miss­lun­ge­ne) Glos­se han­delt, oder ob die Au­torin wirk­lich so dumm ist.

  14. mei­ner un­maß­geb­li­chen mei­nung nach hat frau schwar­zer die eman­zi­pa­ti­on durch ih­re mi­li­tan­te art ver­hin­dert. man hät­te es an­ders ma­chen sol­len, sanf­ter viel­leicht...
    denn in deutsch­land hat sich doch nicht wirk­lich et­was ver­än­dert, und zu­dem sind die fron­ten zwi­schen den ge­schlech­tern ver­här­tet.
    Eman­ze ist ein schimpf­wort, und ein viel be­nutz­tes zi­tat ist: die häss­li­che schreck­schrau­be hät­te ja eh kei­nen mann mit­ge­kriegt...

  15. Ali­ce Schwar­zer hat schon im­mer ger­ne in der Öf­fent­lich­keit ge­stan­den und über 30 Jah­re für ih­re Zie­le ge­kämpft. Man ge­winnt den Ein­druck, dass sie sich da­für mit die­ser Ak­ti­on selbst ein we­nig be­loh­nen will. Nur ist die BILD-Ak­ti­on, an der sie jetzt mit­macht, vor­sich­tig aus­ge­drückt – un­pas­send.

    Trotz­dem blei­be ich da­bei: Frau Schwar­zer hat in den 70ern mit »Der klei­ne Un­ter­schied« ein wich­ti­ges und ein not­wen­di­ges Buch ge­schrie­ben, durch das die re­la­ti­ve Gleich­be­rech­ti­gung heu­te erst in die We­ge ge­lei­tet wur­de. Da­für hat sie Lob und An­er­ken­nung ver­dient. Für das mei­ste an­de­re, was sie ge­macht hat und was die Me­di­en dan­kend von ihr an­ge­nom­men ha­ben, hat sie mög­li­cher­wei­se nicht mehr ver­dient, als die­ses schäb­bi­ge BILD-Wer­be­pla­kat.

  16. #15
    Eben weil Frau Schwar­zers Ver­dien­ste nicht zu leug­nen sind, ent­steht die­se Re­ak­ti­on in der Öf­fent­lich­keit.

    Sie, die in über­trie­be­nem Elan fast im­mer und über­all ei­ne Un­ter­drückung oder Dis­kri­mi­nie­rung der Frau ge­se­hen hat (Stich­wort: Ti­tel­bil­der des »Stern«) scheint sich nun bei der »Bild« auf den Stand­punkt zu stel­len, dass Geld nicht stinkt. Sie be­legt da­mit m. E., wie sehr sich ihr Ko­or­di­na­ten­sy­stem ver­scho­ben hat.

  17. #14 Ig­gy – In­ter­es­san­te The­se
    All­ge­mein geht man im Me­di­en­zir­kus da­von aus, dass der­je­ni­ge, der am lau­te­sten schreit auch ge­hört wird. Da­her wa­ren und sind al­le Ak­tio­nen seit den 70er Jah­ren ei­ni­ger­ma­ssen hy­ste­risch an­ge­legt, um »auf­zu­rüt­teln«. Das hat ne­ben Frau Schwar­zer bei­spiels­wei­se die Um­welt­be­we­gung auch so ge­macht. Im Mo­ment sind wir wie­der da­bei, ei­ne wis­sen­schaft­li­che The­se der­art zu dra­ma­ti­sie­ren und in ei­nem Alar­mis­mus zu ver­fal­len, nur um ein Min­dest­mass an Durch­drin­gung in der Ge­sell­schaft zu er­rei­chen.

    Ob Frau Schwar­zer nun ei­nen Mann »mit­ge­kriegt« hat bzw. ob sie über­haupt je ei­nen woll­te (Ba­scha Mi­ka hat­te ja in ih­rer Bio­gra­fie über Ali­ce Schwar­zer ge­schrie­ben, dass die­se les­bisch sei; Frau Schwar­zer war nicht be­son­ders an­ge­tan da­von) – das darf letzt­lich bei der Be­ur­tei­lung ih­rer ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Re­le­vanz oder Wahr­haf­tig­keit m. E. kei­ne Rol­le spie­len.

  18. ...und al­le hin­ken wir mal wie­der hin­ter­her:
    »Dop­pel­te Auf­merk­sam­keit

    Wer sich über Schwar­zers op­por­tu­ni­sti­sche Bieg­sam­keit auf­regt, hat we­der die Auf­wei­chung der tra­di­tio­nel­len Ideo­lo­giefron­ten ver­stan­den, noch wie Wer­bung funk­tio­niert. Pro­vo­ka­ti­on ist Mar­ke­ting. Die für die Kam­pa­gne ver­ant­wort­li­che Wer­be­agen­tur Jung von Matt er­klär­te zum Ein­satz von Mo­ti­ven aus dem Re­per­toire der Bild-Geg­ner, dass da­mit ein »dop­pel­ter Auf­merk­sam­keits-Ef­fekt« er­zielt wer­de. Nur, »BLÖD, wenn ei­nem kei­ner zu­hört«, sagt Käpt’n Blau­bär auf bildblog.de.«
    Zi­tat Ber­li­ner Zei­tung, 13.07.2007

    Der gan­ze Ar­ti­kel
    hier

  19. @en-passant
    Ge­nau auf die­sen Ar­ti­kel hat­te ich ja in mei­ner Re­plik an Sie ver­linkt.

    Ich bin in­zwi­schen der Mei­nung, der Bei­trag ist iro­nisch ge­meint.

  20. Um Miß­ver­ständ­nis­sen vor­zu­beu­gen, möch­te ich dar­auf hin­wei­sen, dass mei­ne wei­ter oben ver­wen­de­te Be­schrei­bung Frau Schwar­zers als »ver­knif­fe­ne Schreck­schrau­be« nicht mei­ne per­sön­li­che Ein­schät­zung, son­dern den Ver­such dar­stellt, die Denk­wei­se ei­nes treu­en BILD ‑Le­sers nach­zu­voll­zie­hen. An­ge­sichts der Auf­re­gung, auch hier, ver­kün­det das Pla­kat zu­min­dest ei­ne Wahr­heit: Mut hat sie, die Ali­ce!

  21. @blackconti
    Auf­re­gung? Hm.

    Und Mut? Ich weiss nicht, ob es mu­tig ist sei­ne in­tel­lek­tu­el­le Red­lich­keit der­art zur Dis­po­si­ti­on zu stel­len.

    Was mich in­ter­es­siert ist, dass wir im Mo­ment nicht nur an der De­kon­struk­ti­on (bzw. Re­la­ti­vie­rung) der lin­ken »Hel­den« der Bun­des­re­pu­blik teil­neh­men (be­stes Bei­spiel: Grass; aber auch Hil­de­brandt; jetzt »ge­steht« auch Epp­ler sei­ne NSDAP-Mit­glied­schaft – ein »Gross­rei­ne­ma­chen« un­ter »Hitler’s child­ren« [Boh­rer]), al­so ei­ner »Ent­zau­be­rung« all des­sen, was vie­len ein­mal hei­lig war (vie­les da­von ist na­tür­lich ex­trem heuch­le­risch) – son­dern plötz­lich auch an ei­ner Selbst­de­kon­struk­ti­on der Nach­fol­gen­e­ra­ti­on bei­woh­nen. Letz­te­res noch im An­fang, aber im­mer­hin.

  22. @Gregor
    Auf­re­gung ist viel­leicht nicht der rich­ti­ge Aus­druck und be­zieht sich auch nur auf die un­ge­wöhn­li­che Häu­fung der Mei­nungs­äu­ße­run­gen zu Ih­rem le­sens­wer­ten Bei­trag.
    Mit „Mut“ mein­te ich, dass A.S., mit Si­cher­heit nicht dumm, die Re­ak­ti­on auf die­ses Pla­kat er­war­tet und , Pro­vo­ka­ti­on, be­wusst her­aus­ge­for­dert hat. Mit viel gu­tem Wil­len könn­te man das Pla­kat auch als Ab­lich­tung des Tri­umphs über die Sprin­ger­schmie­rer wer­ten, denn wenn die Ziel­per­so­nen jah­re­lan­ger Hetz­kam­pa­gnen plötz­lich als Wer­be­trä­ger für eben die­ses Hetz­blatt her­hal­ten dür­fen, so zeigt das doch ein­mal mehr die ver­lo­ge­ne Ver­kom­men­heit die­ser Jour­na­lie.
    Und „De­kon­struk­ti­on der Nach­fol­ge­ge­nera­ti­on“ – viel­leicht gar nicht mal zu un­recht, er­schei­nen doch auch wir der jün­ge­ren Ge­ne­ra­ti­on oft­mals sehr bes­ser­wis­se­risch und selbst­ge­recht. In­so­fern ein ganz nor­ma­les Ge­ne­ra­tio­nen­ver­hal­ten.

  23. @blackconti
    Ih­re Deu­tung ha­be ich auch auf Ali­ces Home­page im Gä­ste­buch ge­fun­den: Jetzt, da die »Bild«-Zeitung mit Brandts Knie­fall wer­be, ge­be sie, al­so die Sprin­ger-Pres­se, so­zu­sa­gen zu, da­mals falsch agiert (bzw. agi­tiert) zu ha­ben. Und jetzt, da Frau Schwar­zer für die »Bild« wer­be, se­he sie (aber­mals die Sprin­ger-Pres­se) ih­re Feh­ler ein, die sie ge­gen­über der Eman­zi­pa­ti­ons­be­we­gung be­gan­gen ha­be.

    ich se­he das ganz und gar nicht so. Eher im Ge­gen­teil. Denn, um bei der Eman­zi­pa­ti­on der Frau und des­sen »Be­richt­erstat­tung« in der Bild-Zei­tung zu blei­ben: Wie hat sich das »Frau­en-Bild« ge­än­dert? Gar nicht, wenn ich rich­tig in­for­miert bin und die Zei­tung in der U‑Bahn beim Ge­gen­über in Er­in­ne­rung ha­be. Die Wer­bung Schwar­zers für Bild hat kei­ner­lei Aus­wir­kun­gen auf Schwar­zers An­lie­gen in die­sem Blatt. Wie soll­te es auch? Frau Schwar­zer wirbt für die Bild-Zei­tung und nicht die Bild-Zei­tung für Frau Schwar­zer.

    Und Brandt? In dem gleich­zei­tig der Mit­ter­ran­d/­Kohl-Ge­stus von Bit­burg auch »be­wor­ben« wird (wel­che »Wahr­heit« war denn in die­ser Ge­ste; in die­sem Han­deln?) ni­vel­liert man mit die­sen Wer­be­bil­dern letzt­lich nur die Zeit­ge­schich­te in ty­pi­scher Bild-Ma­nier so, wie man sie ge­ra­de braucht. Bild ver­un­rei­nigt Brandts Ge­ste. Ja, ich ge­he so­weit zu be­haup­ten, dass die Sprin­ger-Pres­se nie­mals mehr Brandt ver­höhnt ha­ben, als mit die­sem »Wer­be­bild«.

    Zu­rück zu Schwar­zer: Dumm ist sie na­tür­lich nicht und die Re­ak­tio­nen dürf­te sie er­war­tet ha­ben. Ich ha­be das Ge­fühl, dass ihr ein biss­chen Pu­bli­ci­ty im Mo­ment ganz gut tut, da sie seit lan­gem droht, zu »ih­rem« The­ma Fa­mi­lie / Frau und Be­ruf die Deu­tungs­ho­heit zu ver­lie­ren. Die neu­en Prot­ago­ni­stin­nen rei­chen da­bei von Frau von der Ley­en in der Po­li­tik über Pe­tra Ger­ster bis zu Iris Ra­disch in der Pu­bli­zi­stik. Al­len ist ge­mein­sam, dass sie kei­ne ideo­lo­gi­sche Bril­le auf­ha­ben. Die »Hau-druff«-Rhetorik der Schwar­zer wich ja in den letz­ten Jah­ren ei­ner im­mer mehr ei­ner wohl­tu­en­den, sach­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung. Au­sser von der Bild-Zei­tung, die im März ver­gan­ge­nen Jah­res noch Frau­en an den Pran­ger stell­te, weil sie Kar­rie­re vor Kin­dern setz(t)en.

    Und noch et­was, was ich un­be­dingt ein­mal los­wer­den will: Ein Jour­na­list, zu­mal wenn er et­was auf sich hält, wirbt nicht. Er macht sich nicht ein­mal für das Gu­te ge­mein. Er droht sonst sei­ne Un­ab­hän­gig­keit, sei­nen Leu­mund, sei­ne in­tel­lek­tu­el­le Red­lich­keit und In­te­gri­tät zu ver­lie­ren. Frau Schwar­zer ge­hört für mich ab so­fort in die Ka­te­go­rie der Ker­ner und Beck­mann.

  24. Gy­nä­ko­pho­bi­sten plä­die­ren für das Schwei­gen der Frau­en
    Sie ge­hö­ren zu de­nen, die im­mer ge­nau wis­sen, wann Frau­en zu schwei­gen hät­ten. Jetzt hat A. Schwar­zer lan­ge ge­nug ge­nervt, das The­ma Eman­zi­pa­ti­on hat sich qua­si er­le­digt, Frau­en brau­chen kei­ne Stim­me mehr. Da­mit wie­der Frie­den in der Her­ren-Welt ein­keh­re.

    Je­der Re­gen­wurm hat heu­te »ei­ne Stim­me«, die für sei­ne Rech­te ein­tritt, ein­zig Frau­en ste­hen mitt­ler­wei­le der­art sou­ve­rän da, wie kein Le­ben­we­sen auf dem Pla­ne­ten, dass je­de Pro-Frau­en­stim­me in den Her­ren-Oh­ren un­ge­mein weh tut, weil mü­ßig.

  25. Ganz ab­ge­se­hen von gut oder schlecht. Wenn das Bild-Lo­go rechts un­ten zu­trifft, kann es für je­de Sa­che nur schlecht sein, wenn sich Bild ei­ner Aus­sa­ge in die­ser pla­ka­ti­ven Form an­nimmt.
    Aha! Ali­ce Schwar­zer in »Bild«. Ist sie jetzt die Freun­din von Boh­len oder von »Nad­del«?