Merkwürdiges Cover auf der »taz«: »Noch 17 Tage« – bis zur Europawahl, erfährt man dann in der Bombe. Wahlen sind also, sofern ein Ergebnis erwartet wird, dass unangenehm ist oder gar missfällt, Bomben gleich. Das es Wahlkämpfe gibt, die solche Bomben entschärfen könnten – auf die Idee kommt die »taz« nicht bzw. sie sieht sie schon als gescheitert an.
Unabhängig davon, was in den Artikeln steht: Das Bild spricht durchaus für sich. »If voting changed anything they would make it illegal«, hieß es früher; ungefähr: Wenn Wahlen etwas bewirken würden, hätte man sie abgeschafft. Heute würde man sie womöglich aus anderen Gründen abschaffen wollen.
Daneben gibt es die Möglichkeit Abstimmungen zu wiederholen, das fällt nicht ganz so ungut auf (zugegeben: bei Wahlen ist das schwieriger).
Gestern 5 Minuten dieses TV-Duell mit Schulz und Juncker geschaut. Zwei Themen wurden in dieser Zeit abgehandelt: Der Umzugs-Unsinn Strassburg/Brüssel. Und die Kommissar-Inflation, dass pro Mitgliedsland einer abgestellt wird. Beide Fragen beantworteten beide Kandidaten mit einem vielsagenden: ‘Es ist nichts zu ändern’. Das Hin- und Herziehen zwischen Strassburg und Brüssel sei »historisch« entstanden und so etwas koste nun mal sein Geld, so Juncker. (Die Summe nannte er nicht, es sind wohl 200 Mio. Euro.) Von Arbeitseffizienz keine Rede. An den nächstes Mal 28 Kommissaren wollte Schulz nichts ändern, weil er es auch nicht könnte. Formal ist das richtig. Dann aber: Er wünsche sich zu gleichen Teilen Frauen und Männer. Wenn das eine nicht geht, soll das andere möglich sein? – In diesen fünf Minuten standen beide beide ihre formale Ohnmacht ein – dies seien Beschlüsse der Regierungschefs und durch sie nicht zu korrigieren.
Später soll dann noch gewarnt worden sein: Es ist ja keineswegs so, dass die »Spitzenkandidaten« direkt gewählt werden bzw. das Ergebnis bindend ist. Der Kommissionspräsident wird ernannt von den Regierungschefs. Da hofft man dann, dass sich diese an das Wahlergebnis halten. Wie gesagt, man hofft.
Mit diesem Institutionalismus gewinnt man keine Freunde. Daher fürchtet »man« dann auch die Wahlergebnisse.
Das ist lustig: die TAZ freut sich schon auf die vielen Editorials, die sich schreiben lassen nach dem 25.05.
Verrückt! Erklärt sich ganz einfach dadurch, dass die TAZ mit Gegen-Rechts-Artikeln ihr Geld verdient.
Ich finde das sehr ehrlich, den Lesererwartungen exakt angemessen, und übrigens auch realistisch. Die Rechten werden stark sein im EU-Parlament.
Was also spricht dagegen?
Argumente?! Braucht man nicht, wichtig sind die »Verkaufsthemen von morgen«!
Schizo-Kapitalismus.
@Gregor
Ich fand die Diskussion gar nicht so schlecht (ich habe kurz vorher begonnen und sie dann bis zum Ende gesehen): Immer hin lief sie diszipliniert und gesittet ab, zwei Moderatoren waren eine gute Idee und die Fragen aus dem Publikum in Ordnung; außerdem konnte man sich viele Themen zumindest in Erinnerung rufen, bzw. einen Überblick gewinnen.
Ich habe es so in Erinnerung: Der Rat der Regierungschefs hat ein Vorschlagsrecht, das Parlament kann zustimmen oder ablehnen. Theoretisch sollte es jemand sein der sich auch der Wahl gestellt hat (der Kandidat der stimmenstärksten Fraktion, erhält als erster die Möglichkeit eine Mehrheit zu finden). Ob das nun bloß Gepflogenheiten sind oder tatsächlich Regeln, weiß ich nicht.
Die Angst vor den Rechten soll wohl die Wähler zur Urne treiben (ich glaube nicht, dass die Prophezeiungen eintreffen werden, sie werden etwas dazu gewinnen und das war es dann).