Da gab es den Bäckermeister Alwin, der eines Morgens nicht mehr in seine Backstube kam, seine Frau Myriam verließ und nach Mexiko auswanderte. Dort kaufte er sich eine Papierfabrik ein und wurde ein erfolgreicher Fabrikant. Schließlich gehörten ihm zwölf Papierfabriken in ganz Lateinamerika. Nach fünfundzwanzig Jahren kehrte er nach Hannover zurück. Dort lebte seine Frau immer noch in der kleinen Wohnung am Rande der Eilenriede. Sie war inzwischen fünfzig Jahre alt und litt eine bittere Armut. Als ihr Mann davon erfuhr, nahm er sich ein Herz und besuchte seine Frau in ihrer beider alten Bleibe. Die Frau saß bei einem Glas Pfirsichlikör an ihrem Tisch, an dem sie immer gesessen hatte, wenn die Küchenarbeit beendet war. Sie blickte auf, als ihr Mann plötzlich wieder neben ihr stand, und sah dann zurück auf die Tischplatte. Sie hörte, welch ein Angebot er ihr machte und welche Unterstützung er ihr versprach. Doch sie schüttelte den Kopf und bat ihn, sie wieder mit ihm allein zu lassen.
Botho Strauß: Mikado (I)
RÜCKKEHR
War Myriam nach fünfundzwanzig Jahren noch immer gekränkt über das damalige und plötzliche Verlassenwerden, dass sie sie lieber allein zurecht kommen mag, als Unterstützung von ihm anzunehmen?
Das Beispiel könnte man als Gegenbeispiel anführen zum Sprichwort »Die Zeit heilt alle Wunden«. Ich selbst habe in meinen eigenen Beziehungsgeflechten beobachtet, die Zeit allein heilt keine Wunde, dazu bedarf es mehr, als bloß das Gras der Zeit darüber wachsen zu lassen.
Sehr schön der
letzte Satz »..sie wieder mit ihm alleine zu lassen«.
Das läßt mannigfaltige Interpretationen zu.wie z.B Sie mit ihrer Illusion von ihm und ihrem Likör allein zu lassen. ...oder sie WIEDER allein zulassen MIt ihm.
Mir fielen dazu mehrere Betrachtungsweisen ein.
Ich selber mag auch keine aufgewärmten Suppen.
Genau das ist es
Der letzte Satz hebt die kleine Geschichte aus der Trivialität heraus.