Der Dia­log oder die Not­wen­dig­keit ei­nes Zwi­schen

Im Mit­tel­punkt der fol­gen­den Be­trach­tung soll der durch Stell­ver­tre­ter ge­führ­te Dia­log ste­hen, in dem die­se ei­ne sehr klei­ne Teil­men­ge der von den Aus­wir­kun­gen des Dia­logs Be­trof­fe­nen, dar­stel­len, al­so nicht mit ih­nen ident sind: Um als (be­rech­tig­ter) Stell­vertreter zu gel­ten, muss man durch die Be­trof­fe­nen qua Amt, qua Wahl oder auf ir­gend­ei­nem an­de­ren Weg le­gi­ti­miert wor­den sein; die­se Le­gi­ti­ma­ti­on wird im­mer von Ein­zel­nen oder Grup­pen in Fra­ge ge­stellt wer­den, der Dia­logs wird An­grif­fen aus­ge­setzt sein, ge­gen die sich die be­tei­lig­ten Per­so­nen be­haup­ten müs­sen; ih­re Kraft er­hält die­se Be­haup­tung aus der Not­wen­dig­keit des Dia­logs und der Nach­tei­le (»Ko­sten«) die ein Schei­tern oder Nicht­zu­stan­de­kom­men be­deu­ten wür­den.

Stell­ver­tre­ter­dia­lo­ge gibt es in den Be­rei­chen der Kul­tur, der Re­li­gi­on und der Po­li­tik, Bei­spie­le sind et­wa je­ner über das ira­ni­sche Atom­pro­gramm, die Frie­dens­ge­sprä­che zwi­schen Is­ra­el und den Pa­lä­sti­nen­sern, ein hi­sto­ri­sches Bei­spiel ist je­ner über die Bei­le­gung des Nord­ir­land­kon­flikts oder, et­was we­ni­ger pro­mi­nent, der (an­geb­li­che oder tat­säch­li­che) in­ter­kul­tu­rel­le und in­ter­re­li­giö­se Dia­log des Kö­nig Ab­dul­lah Zen­trums1. Aber trifft der Be­griff Dia­log über­haupt auf al­le der ge­nann­ten Bei­spie­le zu? Muss man nicht ge­ra­de im Hin­blick auf das Atom­pro­gramm von Ver­hand­lun­gen spre­chen? Was unter­scheidet die Ver­hand­lung vom Dia­log? Ein Dia­log be­inhal­tet, even­tu­ell ne­ben an­de­ren Ge­gen­stän­den der Ver­hand­lung, im­mer die Not­wen­dig­keit und da­mit auch die Verpflich­tung, ein ge­mein­sa­mes Selbst­ver­ständ­nis zu ent­wickeln. — Die Ver­hand­lun­gen mit dem Iran kann man al­so ge­trost als sol­che be­zeich­nen: Ver­hand­lun­gen sind zwar ein dem Dia­log ver­gleich­ba­rer (mit­un­ter ein­sei­ti­ger) Pro­zess, aber auf ei­ner we­ni­ger fundamen­talen Ebe­ne; man »kennt ein­an­der« oder aber: Ei­ne An­nä­he­rung ist gar nicht not­wen­dig.

Der Aus­gang ei­nes Dia­logs liegt im Wol­len al­ler Be­tei­lig­ten, das, im Ge­gen­satz zum dia­lo­gi­schen Pro­zess selbst, ei­ne grund­sätz­lich ir­ra­tio­nal be­stimm­te, for­ma­le Gleich­wertigkeit und Gleich­be­rech­ti­gung der Po­si­tio­nen und Be­tei­lig­ten be­grün­det und oh­ne die­se kann er nicht statt­fin­den; er ist ein Tref­fen in­ner­halb ei­nes klar be­stimm­ten (be­stimm­ba­ren), even­tu­ell in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten Rah­mens, auf den sich al­le Be­tei­lig­ten je­der­zeit be­ru­fen kön­nen, der von al­len ak­zep­tiert ist und durch sei­ne ab­we­sen­de An­we­sen­heit, sein ste­tes Durch­schei­nen nicht nur prä­gend ist, son­dern die Kon­zen­tra­ti­on auf den Ge­gen­stand des Dia­logs er­laubt. Ganz im Ge­gen­satz da­zu, ist der Dia­log selbst im­mer von Of­fen­heit, Un­ab­ge­schlos­sen­heit und Un­si­cher­heit ge­kenn­zeich­net, an­son­sten bräuch­te man ihn nicht zu füh­ren; das dia­lo­gi­sche Re­gel­werk ist kein Ga­rant für ein be­stimm­tes Er­geb­nis oder ei­ne eben­sol­che in­halt­li­che Be­stim­mung, son­dern Voraus­setzung; da­ne­ben be­nö­tigt ein Dia­log im­mer ein Stück weit Ver­trau­en, auch an­ge­sichts der Tat­sa­che, dass er nicht von al­len Be­tei­lig­ten ernst­haft ge­führt, al­so miss­braucht wird, et­wa aus Grün­den des An­se­hens oder von Tar­nung. Ob ein Dia­log miss­braucht wird, kann man er­ah­nen, et­wa an den Be­din­gun­gen und am Rah­men, mit Si­cher­heit fest­stel­len lässt es sich aber erst, wenn man den Dia­log auch führt und sich auf ihn ein­lässt.

Das Wol­len, das den Aus­gangs­punkt des Dia­logs be­grün­det, hat ei­ne (nicht zwin­gend, aber häu­fig ra­tio­nal be­stimm­ba­re) Ur­sa­che in der Not­wen­dig­keit ei­nes Zwi­schen, ei­nes Aus­tau­sches, vom Ver­ste­hen des An­de­ren, vom Un­ge­nü­gen (der Un­voll­stän­dig­keit) der ei­ge­nen Po­si­ti­on (und sei es nur die Er­kennt­nis, dass man oh­ne den oder die an­de­ren kei­ne Lö­sung er­rei­chen kann oder die Nach­tei­le und Ri­si­ken [»Ko­sten«] ei­nes Al­lein­gangs zu groß sind); die­se Kon­struk­ti­on des Zwi­schen, man könn­te von ei­ner Pla­stik spre­chen, an der ge­mein­sam ge­ar­bei­tet wird, ist al­ler­dings kein Selbst­zweck, son­dern der Ver­such ei­ner Hoff­nung zur Rea­li­tät zu ver­hel­fen: Man möch­te ei­nen idea­le­ren Zu­stand von Welt er­rei­chen (der, wie auch der Weg dort­hin, je­weils kein Kon­sens sein muss, und über bei­des wird im Be­darfs­fall zu »ver­han­deln« sein, aber: die ge­gen­wär­ti­ge Si­tua­ti­on ist für al­le un­be­frie­di­gend). — Die ge­fühl­te oder tat­säch­li­che Sicht auf ei­ne bes­se­re Zu­kunft ist ein (ar­ti­ku­lier­ter) Wil­le nach Ver­än­de­rung; das Zwi­schen ist die (theo­re­ti­sche) Vor­stu­fe für prak­ti­sches (rea­les) an­de­res, mit po­si­ti­ven Aus­wir­kun­gen für al­le be­tei­lig­ten Sei­ten und ei­ne Ur­sa­che für den Dia­log (je­den­falls die meist kon­kre­te­re und kon­kre­ter be­nann­te, et­wa: man muss über die­ses oder je­nes ei­nen Dia­log füh­ren). — Die Nach­tei­le und Ri­si­ken ei­nes Ver­blei­bens im ge­gen­wär­ti­gen Zu­stand, wer­den selbst­ver­ständ­lich nicht nur von den Stell­ver­tre­tern ge­se­hen und an­ge­spro­chen; sie sind viel­mehr Teil des täg­li­chen Le­bens der Be­trof­fe­nen (die dia­lo­gi­sche Not­wen­dig­keit ist ei­ne kol­lek­ti­ve und kommt von un­ten; sie ist so­zi­al wie po­li­tisch und wird bei ent­spre­chend brei­tem Druck auf hö­he­rer Ebe­ne durch Stell­ver­tre­ter for­mu­liert und aus­ge­führt; ein Dia­log der oh­ne Er­dung nach un­ten er­folgt, ruft Skep­sis beim Ge­gen­über her­vor).

Dia­lo­ge set­zen Stand­punk­te vor­aus; sie sind Re­la­ti­vie­run­gen auf dem Fun­da­ment der kul­tu­rel­len Mo­der­ne, zu­min­dest sinn­ge­mäß »mo­der­ne Un­ter­fan­gen«, und erkenntnis­theoretisch ei­ner rea­li­sti­schen (nicht not­wen­dig nai­ven), in­ter­sub­jek­tiv ver­mit­tel­ba­ren Sicht der Welt ver­pflich­tet: Ih­re Er­kenn­bar­keit und ih­re sub­jekt­un­ab­hän­gi­ge Exi­stenz wer­den eben­so vor­aus­ge­setzt wie ih­re sprach­li­che Fass­bar­keit und Kom­mu­ni­zier­bar­keit, wie die von Ei­gen­schaf­ten, Un­ter­schie­den, Po­si­tio­nen, Pro­ble­men, De­fi­ni­tio­nen, usw. (je­doch ist auch das, was man bloß er­ah­nen, kann, was un­aus­sprech­bar bleibt, ge­ra­de im in­ter­re­li­giö­sen Dia­log ein The­ma). Die an ei­nem Dia­log Be­tei­lig­ten ha­ben folg­lich Schnitt­men­gen und ste­hen ein­an­der nicht un­ver­mit­tel­bar ge­gen­über (wo­von auch die Kon­flik­te zeu­gen): Dia­lo­ge sind vor al­lem ei­ne Fra­ge des Wol­lens und des Müs­sens (der Not­wen­dig­keit, des Zwangs) und wenn, dann be­steht nur in der Ver­nunft­fä­hig­keit der Be­tei­lig­ten ein grund­le­gen­des Pro­blem (wer mit wem re­den will und »kann« ist zweit­rangig); trotz­dem be­nö­ti­gen sie ei­nen aus­for­mu­lier­ten Rah­men als Ori­en­tie­rung und Regel­werk.

Die An­sprü­che an die Stell­ver­tre­ter sind hoch: Die Fä­hig­kei­ten von Re­fle­xi­on und Selbst­re­fle­xi­on sind un­ab­ding­ba­re Vor­aus­set­zun­gen, wie ei­ne grund­sätz­li­che, an die Gren­zen ge­hen­de Of­fen­heit und das Ver­mö­gen das Ei­ge­ne in Fra­ge stel­len und nicht als das al­lein Wah­re an­se­hen zu kön­nen; da­ne­ben die Gül­tig­keit von Ar­gu­men­ten, die Fä­hig­keit sich auf an­de­re ein­las­sen zu kön­nen, aber auch Ver­zei­hen, Ehr­lich­keit, das Be­mü­hens um ein Zwi­schen, ei­nen Vor­schuss an Ver­trau­en, usf., wes­halb Dia­lo­ge manch­mal über Drit­te ver­mit­telt oder von ih­nen ge­för­dert (je­doch nicht ge­führt) wer­den. Kann man be­reits an dia­lo­gi­sche Er­fah­run­gen und Er­run­gen­schaf­ten an­knüp­fen, fal­len Be­grün­dung und Be­ginn leich­ter; an der be­schrie­be­nen »Si­tua­tio­na­li­tät« än­dert sich aber nichts. — Da Dia­lo­ge das Zu­sam­men­füh­ren oder An­nä­hern der je­wei­li­gen »Ba­sen« als Ziel ha­ben, be­deu­tet er im­mer ei­nen Ver­lust an Macht für die Au­to­ri­tä­ten (die ihn mit­un­ter füh­ren) und ei­nen Ge­winn an »Ba­sis­de­mo­kra­tie«, bes­ser: an ba­sa­ler Ver­stän­di­gung, an Ver­ste­hen, an Ver­ständ­nis, an Mensch­lich­keit.

In ei­nem an­de­ren Sinn kann man Dia­lo­ge auch als post­mo­der­ne Un­ter­fan­gen be­schrei­ben, weil sie (nicht im Sin­ne ei­ner ge­ziel­ten Über­win­dung) ei­ne grund­sätz­li­che und voraus­setzungslose Gleich­heit der Be­tei­lig­ten als Vor­be­din­gung be­nö­ti­gen, al­so Gleich­zei­tig­keit von ei­gent­lich Un­gleich­zei­ti­gem ver­wirk­licht und kei­ne mo­ra­li­sche Vor­ent­schei­dung ge­trof­fen wird (Gleich­wer­tig­keit), au­ßer der Ge­walt ge­gen­über (selbst für et­was wie ei­ne be­grün­de­te Über­heb­lich­keit ist kein Platz). De­mo­kra­tisch ist der Dia­log sei­nem ver­handelnden, ra­tio­na­len, ar­gu­men­tie­ren­den und kom­mu­ni­zie­ren­dem We­sen nach; er ist ein evo­lu­ti­ver Pro­zess, in klei­nen Schrit­ten: vor und zu­rück, hin und her, durch­aus auch er­ra­tisch, aber im­mer und im Ge­gen­satz zur Evo­lu­ti­on, ei­nen bes­se­ren Zu­stand vor Au­gen: Al­ler­dings ent­zieht sich der Dia­log je­der Ab­stim­mung, er ist ein ex­klu­si­ves, vertrauens­volles, fra­gi­les und zwang­frei­es Ge­spräch in ei­nem klei­nen Kreis, das sich erst da­nach (fak­tisch) ei­ner Art Ple­bis­zit un­ter­zieht, die Re­ak­ti­on »der Mas­sen« auf Ver­laut­ba­rung der Er­geb­nis­se, de­ren Trag­bar­keit für al­le sich im Ge­walt­ver­zicht (und wei­te­ren Verbes­serungen) in der na­hen Zu­kunft zei­gen wird. Der Dia­log ist ei­ne Ge­gen­be­we­gung zur Ge­walt, ein Mit­tel der Kon­flikt­lö­sung aus in­ne­rem An­trieb (nur wenn die mei­sten ei­ner be­trof­fe­nen Grup­pe von Men­schen Ge­walt ver­mei­den wol­len und ihr ein »nor­ma­les« Le­ben vor­zie­hen, wird der Dia­log er­folg­reich sein und über­haupt erst be­gin­nen; er kann da­her nur mit de­nen ge­führt wer­den, die Ge­walt [ab ei­nem ge­wis­sen Punkt] ver­mei­den wol­len, das ist ei­ne Gren­ze und Grund­be­din­gung zu­gleich).

Die Stell­ver­tre­ter müs­sen wäh­rend des Dia­logs ih­re Au­to­ri­tät (ih­ren An­spruch) er­hal­ten (sie kann ih­nen durch Er­eig­nis­se oder Zwi­schen­er­geb­nis­se ent­zo­gen wer­den, wenn sie nicht ad­äquat re­agie­ren, z.B. auf Ak­te von Ge­walt); ei­nen Dia­log zu be­en­den ist ein­fach, au­ßer der Druck ist ent­spre­chend hoch; ab­ge­bro­che­ne Ge­sprä­che kön­nen da­nach aber erst wie­der auf­ge­nom­men wer­den, wenn die bei­der­sei­ti­ge Not­wen­dig­keit da­zu be­steht (even­tu­ell durch an­de­re Stell­ver­tre­ter); dar­über hin­aus kann es tak­ti­sche Grün­de ge­ben (al­ler­dings soll­te Tak­tik in ei­nem Dia­log kei­ne Rol­le spie­len, weil er selbst die ent­scheidende In­stanz ist und ei­ne tak­ti­sche Ent­schei­dung die Pro­ble­me, die in beider­seitigem Ein­ver­ständ­nis exi­stie­ren, bloß ver­schleppt); ein Dia­log fin­det eher zwi­schen Fein­den als Freun­den statt (letz­te­re ha­ben ihn schlicht nicht not­wen­dig, ih­re Ba­sis ist ei­ne an­de­re und oh­ne­hin ge­teilt).

Ein Dia­log wird durch ei­ne Ei­ni­gung, ein Zwi­schen, das den idea­le­ren Zu­stand von Welt er­reich­bar (um­setz­bar) macht, be­en­det: Die Selbst­ver­ständ­nis­se sind ge­teil­te, ver­stan­den und ver­schmol­zen, ein Aus­gleich, der Ver­ges­sen und Er­in­ne­rung ein­schlie­ßen kann, er­reicht; Dif­fe­ren­zen kön­nen be­stehen blei­ben, so­lan­ge sie das We­sent­li­che nicht ge­fähr­den (manch­mal kann das so­gar Vor­tei­le ha­ben, wenn die­se Dif­fe­ren­zen z.B. die Loya­li­tät un­zu­ver­läs­si­ger Grup­pen si­cher­stel­len). Den­noch: Dia­lo­ge sind, selbst in ih­rem Ge­lin­gen, nur ein Be­ginn, ein Auf­bruch, be­sten­falls.


  1. An den Fragen ob dieser Dialog ehrlich gemeint ist, ob man ihn führen und was mit dem Zentrum passieren soll, nahmen diese Betrachtungen ihren Ausgang. 

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  1. In­ter­es­san­te Sicht. Ich wür­de den »Dia­log« we­ni­ger em­pha­tisch se­hen. Eher als un­ver­bind­li­ches Aus­tau­schen von Ar­gu­men­ten statt als Me­di­um zum »Zu­sam­men­füh­ren oder An­nä­hern«. Dia­lo­ge wä­ren m. E. ge­ra­de da­von ge­prägt, den an­de­ren nicht un­be­dingt zu über­zeu­gen, son­dern eher nach Ge­mein­sam­kei­ten in­mit­ten vor­han­de­ner Un­ei­nig­kei­ten zu su­chen und die­se frucht­bar zu ma­chen. Der Dia­log setzt den ge­gen­sei­ti­gen Re­spekt der an­de­ren Sicht­wei­se vor­aus. Er ver­sucht nicht zu »be­keh­ren«. Da­her hal­te ich die De­fi­ni­ti­on, der Dia­log be­we­ge et­was »in klei­nen Schrit­ten« für pro­ble­ma­tisch. Au­ßer ei­nem Im-Ge­spräch-blei­ben be­wegt ei­gent­lich der Dia­log nichts.

    Ver­hand­lun­gen wer­den erst dar­aus, wenn die bei­den Part­ner sich ei­nes be­stimm­ten Falls an­neh­men und die­sen lö­sen wol­len. Die Ver­hand­lun­gen mit dem Iran wä­ren ein sol­ches Bei­spiel. Ein blo­ßer Dia­log wä­re ei­ner Sei­te nicht ge­nug ge­we­sen, da er kei­ne Ver­bind­lich­keit zur Fol­ge ge­habt hät­te.

  2. @Gregor
    Hm, so ha­be ich das auch ge­meint: Ein Dia­log be­deu­tet den an­de­ren nicht über­zeu­gen zu wol­len (nicht zu kön­nen, wes­we­gen man su­chen muss und sich ein­an­der in klei­nen Schrit­ten nä­her kommt, wie sonst?); er ist ei­ne wech­sel­sei­ti­ge Ent­wick­lung, zu et­was Neu­em hin.

    Kon­kre­ter an Bei­spie­len: Die Ver­hand­lun­gen mit dem Iran sind et­was an­de­res als der Nord­ir­land­kon­flikt oder der Kon­flikt zwi­schen Is­ra­el und den Pa­lä­sti­nen­sern, da in den bei­den letz­te­ren Fäl­len ein ge­mein­sa­mes Aus­kom­men, ein ge­mein­sa­mes Selbst­ver­ständ­nis ge­fun­den wer­den muss (noch vor ei­ner Ver­hand­lung über ei­ne Zwei­staa­ten­lö­sung); zwi­schen dem Iran und dem We­sten wer­den wohl­ver­stan­de­ne In­ter­es­sen ver­han­delt, de­nen kei­ne prin­zi­pi­el­le An­nä­he­rung vor­an­ge­hen muss (Dif­fe­ren­zen hin­sicht­lich un­ter­schied­li­cher Wer­te oder stra­te­gi­scher In­ter­es­sen müs­sen nicht the­ma­ti­siert wer­den).

    Es stimmt schon, dass Dia­lo­ge auch un­ver­bind­li­cher ge­führt wer­den kön­nen (z.B. je­ne zwi­schen Pro­te­stan­ten, Ka­tho­li­ken oder or­tho­do­xen Chri­sten, aber ge­ra­de hier geht es um Selbst­ver­ständ­nis­se, um ei­ne An­nä­he­rung, auch »des Un­ten«, um [ge­rin­ge­re] Not­wen­dig­kei­ten des ge­teil­ten Ver­ständ­nis­ses »Chri­sten­tum« [ver­mu­te ich]).

    Ver­hand­lun­gen müs­sen nicht nach­drück­lich wech­sel­sei­tig sein; ein gu­ter Ver­hand­ler schlägt viel für sei­ne Sei­te her­aus (das wür­de man über ei­nen Dia­log nicht sa­gen). —- Ten­den­zi­ell be­nö­ti­gen Dia­lo­ge wohl mehr Zeit.

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  4. Mir steckt da zu viel drinn: vom Ge­spräch, wo sich Freund­schaf­ten an­bah­nen, bis zum in­ter­na­tio­na­len Par­kett der Po­li­ti­ker macht der »Dia­log« doch ei­ne Viel­zahl von Ver­än­de­run­gen durch. Sei­ne Funk­ti­on, sei­ne Be­din­gun­gen sind stark ver­schie­den. Ein­räu­men möch­te ich aber ei­ne ge­wis­se »Trans­ver­sa­li­tät« des Mensch­li­chen, selbst im Gro­ßen, Bei­spiel Iran, Russ­land, etc. fin­det man Phä­no­me­ne, die sich auch in der klein­sten Hüt­te ab­spie­len könn­ten. Al­ler­dings, und die­ser Ein­wand ist nur mei­ner Über­zeich­nung ge­schul­det, wer­den wir in­zwi­schen mit so viel »In­ter­pre­ta­tio­nen von Dia­lo­gen« zu­ge­tex­tet, das sich ganz all­mäh­lich das so­zi­al­psy­cho­lo­gi­sche Grund­wis­sen in Nichts auf­löst. Zu­rück bleibt ei­ne »ah­nungs­rei­che Pres­se«, die das Gras wach­sen hört.

  5. #1: »die­se Kon­struk­ti­on des Zwi­schen, man könn­te von ei­ner Pla­stik spre­chen, an der ge­mein­sam ge­ar­bei­tet wird« – Die­se De­fi­ni­ti­on von Dia­log ge­fällt mir; vor al­lem auch des­halb, weil hier der Ver­bind­lich­keits­cha­rak­ter des Ge­mein­sa­men auf ei­ne äs­the­ti­sche Ebe­ne ge­ho­ben wird.

    Der Ver­bind­lich­keits­cha­rak­ter des Dia­logs scheint mir das Grund­pro­blem des Blog­posts zu bil­den. Me­tep­si­lo­n­e­ma be­rück­sich­tigt nicht aus­rei­chend, daß der Ver­bind­lich­keits­cha­rak­ter ei­nes Dia­logs zu­gleich auch sei­ne Grenz­be­stim­mung ist. An­ders aus­ge­drückt: Wo es im Dia­log um Ver­bind­lich­keit geht, wech­selt er sei­ne Ge­stalt und wird zu ei­ner Ver­hand­lung. Zu ei­ner Ver­hand­lung ge­hört die nor­ma­ti­ve Per­spek­ti­ve des Drit­ten. Die­se gibt es im Dia­log nicht. Sie ist, um mit To­ma­sel­lo zu spre­chen, durch Zweit­per­so­na­li­tät ge­prägt. Ich und Du wech­seln im Dia­log die Per­spek­ti­ven, oh­ne daß ein Drit­ter ein­greift bzw. oh­ne daß ein Drit­ter ein­grei­fen muß.

    Im Dia­log geht es des­halb nicht ums Recht­be­hal­ten, son­dern um ein vor­aus­set­zungs­lo­ses, wech­sel­sei­ti­ges Ver­ste­hen der Po­si­ti­on des je­weils An­de­ren. So­bald ein Drit­ter hin­zu­kommt, be­gin­nen die üb­li­chen tak­ti­schen Spie­le der Rhe­to­rik, mit de­nen man ver­sucht, ei­nen Mehr­heits­stand­punkt her­aus­zu­bil­den. Der Drit­te muß da­bei bei­lei­be kein phy­sisch an­we­sen­der Drit­ter sein. Die­ser Drit­te kann ein­fach in ei­ner ge­mein­sa­men Norm be­stehen, an die sich zwei Dis­pu­tan­ten zu hal­ten ver­su­chen. Dann ar­gu­men­tie­ren sie. Aber der Dia­log ist dann vor­bei.

  6. zu #4: Ja und Nein. Aus­drück­li­che Zu­stim­mung: der de­mo­kra­ti­sche Idea­lis­mus wird ir­gend­wie nicht mit dem Um­stand fer­tig, dass aus Dia­lo­gen Ver­hand­lun­gen wer­den, wenn’s um’s Re­gie­ren oder Ko­alie­ren geht. Das Ide­al wird stän­dig über­zeich­net. Da­bei ist der »freie Dia­log« durch­aus ein Pa­te des de­mo­kra­ti­schen Grund­ver­ständ­nis­ses. Aber dar­auf könn­te man kei­ner­lei Struk­tur auf­bau­en. Es ist und bleibt ein »schö­ner Ge­dan­ke«, al­so ein äs­the­ti­sches Ana­lo­gon.
    Wi­der­spre­chen möch­te ich Dir bei der Per­so­na­li­sie­rung von Nor­men. Der »Drit­te« muss bei­lei­be ei­ne Re­al­per­son sein, denn Nor­men über­schrei­ten im­mer die Per­so­nen-be­zo­ge­ne Ebe­ne. Al­ler­dings ha­ben Nor­men im­mer so ei­ne Au­ra von »Über-Ich«, das mag man mit ei­nem de­zi­dier­ten Stand­punkt schon mal ver­wech­seln...

  7. zu #5: Mein­test Du »Der »Drit­te« muss bei­lei­be (k-)eine Re­al­per­son sein«? Ir­gend­wie scheint mir der Satz nicht stim­mig zu sein. Ich se­he mo­men­tan den Wi­der­spruch zu mir nicht.

  8. zu #5: Ich glau­be, ich habs jetzt ver­stan­den. Mein Ar­gu­ment war, daß die drit­te rea­le Per­son und die drit­te nor­ma­ti­ve Po­si­ti­on zu­sam­men­fal­len kön­nen: z.B. in der Per­son ei­nes Rich­ters. Die drit­te Per­son muß aber nicht per­so­nen­ge­bun­den sein. Sie kann auch ein­fach nur als Be­ru­fungs­in­stanz fun­gie­ren. Auf je­den Fall ha­ben wir es in die­sen Fäl­len nicht mehr mit Dia­lo­gen zu tun.

    Wenn es al­ler­dings um ei­nen de­zi­dier­ten Stand­punkt geht, be­darf es tat­säch­lich, wie Du schreibst, ei­ner leib­haf­ti­gen Re­al­per­son, die ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen ver­tritt. Aber auch hier ha­ben wir es nicht mehr mit ei­nem Dia­log zu tun.

    Der Dia­log ist die in­ti­me Zwei­sam­keit, zwi­schen Mut­ter und Kind, zwi­schen zwei Lie­ben­den, zwi­schen zwei Freun­den, – und so­gar zwi­schen zwei Frem­den. Denn wo im­mer mich der Frem­de als Frem­der in­ter­es­siert, und nicht als Ver­tre­ter ir­gend­ei­ner Fremd­grup­pe, be­gin­ne ich ei­nen Dia­log.

  9. Ja, das hab ich ge­meint. Wenn In­stan­zen auf den Plan tre­ten, ist die Per­so­nen-Ebe­ne mit der Funk­ti­on des Am­tes et­wa iden­tisch. Ein Rich­ter...
    Üb­ri­gens ist ge­nau die­se Funk­ti­on ein stän­di­ger Schat­ten des spät­mo­der­nen po­li­ti­schen »Dia­logs«. Ir­gend­wie schei­nen al­le Teil­neh­mer Im­mi­ta­tio­nen ei­nes Rich­ters zu sein, weil in den sel­ten­sten Fäl­len Ent­schei­dun­gen zu tref­fen sind. In der Re­gel wer­den »Wert­ur­tei­le« be­grün­det oder dar­ge­legt. Das kommt der rich­ter­li­chen Funk­ti­on schon sehr na­he. Sind wir De­mo­kra­ten, frag’ ich mich manch­mal, oder sind wir schon al­le Rich­ter... Ich bin je­den­falls ein ent­schie­de­ner Geg­ner des »Schreib­tisch-De­mo­kra­ten«, wie er sich in der nor­ma­ti­ven Dis­kurs­theo­rie ab­zeich­net. Das ist zu­viel des »Gu­ten« bzw. ein Miss­brauch ge­sell­schaft­li­cher Kon­tex­te zu­gun­sten ei­nes Hy­per­mo­ra­lis­mus, der sich als ver­bind­li­che Ethik an­bie­ten möch­te.

  10. Die tra­gen­de Be­griffs­per­son in @mete’s Ar­ti­kel ist der Stell­ver­tre­ter. Das macht den Bei­trag so be­mer­kens­wert. Denn die ent­schei­den­de Er­fah­rung des De­mo­kra­tie-Teil­neh­mers ist die Be­ob­ach­tung von Stell­ver­tre­tern. Wel­che In­ter­es­sen wer­den wie ver­tre­ten?! Der De­mo­krat re­giert nicht, er be­ob­ach­tet, sym­pa­thi­siert, di­stan­ziert sich, regt sich auf, etc. Der Kon­nex zwi­schen der de­mo­kra­ti­schen Grund­po­si­ti­on des Men­schen und sei­nen Dia­log-Er­fah­run­gen ist tau­send­jäh­ri­ges Pro­blem. Was ist ein De­mo­krat, wie ist man De­mo­krat, wenn im­mer »die An­de­ren« re­gie­ren?! So­weit ich weiß, gibt es dar­auf kei­ne über­zeu­gen­de Ant­wort. Sug­ge­stiv ist die The­se von @mete na­tür­lich schon: die Stell­ver­tre­ter al­ler Pro­ve­ni­en­zen sind auch nur Dia­log-Men­schen. Sie ma­chen das, was je­der auf der per­sön­li­chen Ebe­ne schon er­fah­ren bzw. ge­übt hat. Aber pro­vo­ka­tiv ge­spro­chen: Wenn dem so ist, wo wä­re denn das Pro­blem mit dem über­stra­pa­zier­ten Mo­dell »De­mo­kra­tie«...? Müss­te nicht al­les längst in be­ster Ord­nung sein? Gibt es nur das klit­ze­klei­ne Le­gi­ti­mi­täts-Pro­blem, oder war da noch et­was?

  11. @Detlef Zöll­ner, #4

    Den Un­ter­schied zwi­schen Ver­hand­lung und Dia­log wür­de ich an der Kon­kret­heit von Ver­hält­nis­sen und Ge­gen­stand fest­ma­chen: Der Dia­log mag not­wen­dig sein, weil man be­stimm­te Um­stän­de (z.B. ge­walt­tä­ti­ge Kon­flik­te) lö­sen möch­te (was aber nichts über das wie aus­sagt und nichts über die Nor­men, nur dass man das al­lei­ne nicht be­werk­stel­li­gen kann oder will; das Ver­bind­li­che des Dia­logs ist ei­gent­lich au­ßer­halb des Dia­logs an­ge­sie­delt, der Dia­log ist ei­ne Vor­aus­set­zung um über ei­ne Lö­sung über­haupt ver­han­deln zu kön­nen); er hat je­doch kei­nen Ge­gen­stand (oder kann ihn noch nicht fas­sen), weil die Ver­hält­nis­se und die Per­so­nen (die Dia­log­füh­ren­den) nicht aus­rei­chend er­grün­det und ver­stan­den sind. Bei Ver­hand­lun­gen ist das sehr wohl der Fall, wes­we­gen man sich an ei­nen Tisch set­zen und be­gin­nen kann (!). — Dia­lo­ge sind Phä­no­me­ne von Nä­he und Be­geg­nung (sonst stellt sich nicht ein­mal die Mög­lich­keit, ge­schwei­ge denn die Not­wen­dig­keit, mein Ge­gen­über wech­sel­sei­tig er­grün­den und ver­ste­hen zu wol­len).

    Dia­lo­ge kön­nen auch un­ver­bind­li­cher sein oder nur aus In­ter­es­se ge­führt wer­den, das kommt im Text viel­leicht et­was zu kurz (al­ler­dings ha­be ich die Gül­tig­keit ja ein­ge­schränkt). — Es geht nicht dar­um recht zu ha­ben, ge­nau.

    Ich möch­te den Dia­log auch nicht auf zwei Per­so­nen be­schränkt wis­sen, schlicht und ein­fach weil Fremd­heit oder auch die Not­wen­dig­keit wech­sel­sei­ti­gen Ken­nen­ler­nens, meh­re­re Per­so­nen zu­gleich be­tref­fen kann (ob der Dia­log auf Fa­mi­li­en­ebe­ne ge­führt wird oder zwi­schen ver­schie­de­nen Re­li­gio­nen ist ei­gent­lich egal); na­tür­lich: Mit der stei­gen­den An­zahl an Teil­neh­men­den nimmt die In­ti­mi­tät der At­mo­sphä­re ab (nicht not­wen­dig aber das Ver­trau­en, das viel wich­ti­ger ist).

  12. In­ter­na­tio­nal sind Dia­lo­ge na­tür­lich ei­ne Ap­pease­ment-Po­li­tik, die dem Waf­fen­gang vor­zu­zie­hen ist, aber be­sag­ter Au­tor ver­sucht ja nicht, die Dschi­ha­di­sten zu über­zeu­gen, son­dern die ei­ge­ne Re­gie­rung. Da ha­be ich »psy­cho­lo­gisch« mei­ne Schwie­rig­kei­ten, weil die Fron­ten dann zwei­ge­teilt sind. Die ei­nen schie­ßen, die an­de­ren plä­die­ren für zu­rück schie­ßen oder las­sen Waf­fen lie­fern, und die Pea­cen­iks sind für Ver­hand­lun­gen ganz oh­ne Schie­ßen. Das wä­ren schon wie­der drei Par­tei­en, wie bei Zöll­ner. Al­so, ein Dia­log der Ge­weh­re und ein nor­ma­ti­ver Drit­ter. Be­steht nicht im Eu­ro­päi­schen We­sten über­haupt die Nei­gung, al­le ge­walt­sa­men Kon­flik­te durch Ver­hand­lun­gen (Dia­lo­ge) er­set­zen zu wol­len. Ich mei­ne, au­ßen­po­li­ti­sche Pro­ble­me in Welt­in­nen­po­li­tik zu über­set­zen? Nicht dass da­mit ei­ne fal­sche Stra­te­gie ge­wählt wird, ich mei­ne nur, sind die Op­tio­nen nicht längst durch das Wohl­stands­ge­fäl­le resp. die all­ge­mei­ne Zi­vi­li­sa­ti­ons-Er­fah­rung ein­ge­schränkt?! Das Schie­ßen fällt uns doch sehr schwer in­zwi­schen...

  13. #11: Ich hal­te die Zwei-Per­so­nen-Per­spek­ti­ve des­halb für sehr wich­tig, weil sie die Grup­pen­dy­na­mik un­ter­läuft: al­so die Wir-Ihr-Per­spek­ti­ve. Des­halb auch mein Hin­weis auf die zwei Frem­den. In der Grup­pe kön­nen die­sel­ben In­di­vi­du­en durch­aus frem­den­feind­li­che Res­sen­ti­ments ent­wickeln, wäh­rend sie ei­nem frem­den Men­schen ge­gen­über, dem sie al­lein be­geg­nen, sich sehr hu­man ver­hal­ten. Ich-Du kon­ter­ka­riert Wir-Ihr.

    Dia­lo­ge kön­nen al­so durch­aus Ver­hand­lun­gen an­bah­nen. Aber die Ver­hand­lun­gen selbst sind dann kei­ne Dia­lo­ge mehr. Dann do­mi­nie­ren Grup­pen­in­ter­es­sen, die müh­sam durch ei­ne drit­te Per­son­per­spek­ti­ve un­ter Kon­trol­le ge­hal­ten wer­den müs­sen.

  14. @die_kalte_Sophie
    Das Schie­ßen fällt uns doch sehr schwer in­zwi­schen…
    Oh­ne mich ein­mi­schen zu wol­len – hier­zu ein kur­zer Wi­der­spruch: Das Schie­ßen fällt »uns« leich­ter, als man denkt: Irak 1991, Ju­go­sla­wi­en 1999, Af­gha­ni­stan 2001, Irak 2003 (gut – oh­ne Eu­ro­pä­er), Li­by­en 2011... Die Li­ste ist nicht voll­stän­dig und ich sa­ge auch nicht, dass das al­les per se falsch ge­we­sen sein muss: Aber die The­se, dass »der We­sten« nur fried­li­che Dia­log- und Ver­hand­lungs­po­li­tik macht, ist nicht zu hal­ten. – Im punk­to Russland/Ukraine ist das na­tür­lich an­ders. Hier wür­de ein be­waff­ne­ter Kon­flikt un­ter Um­stän­den ato­mar es­ka­lie­ren.

    Aber bit­te dis­ku­tiert wei­ter am The­ma. Sor­ry für die Ab­wei­chung.

  15. Kein Ding. Ich hab für die Eu­ro­pä­isch ge­sinn­ten Deut­schen ge­spro­chen. Die kom­men auf der Li­ste nur ver­ein­zelt vor, im­mer in zu­rück ge­zo­ge­ner Po­si­ti­on. Mein »We­sten« ist mal der al­te We­sten, und mal der neue, zwei­tei­li­ge We­sten. Ich ge­he da­von aus, dass die Zwei­tei­lig­keit Europa/U.S.A. sich ver­tie­fen wird, wo­bei »Eu­ro­pa« nur für ei­ne grob ge­zeich­ne­te »ge­mein­sa­me« Au­ßen­po­li­tik der Na­tio­nal­staa­ten steht. Mehr wird ja nicht draus. Ist ver­mut­lich ei­ne Ge­ne­ra­tio­nen­fra­ge. Ich ver­mu­te, der Phi­lo-Ame­ri­ka­nis­mus (um das mal auf den Kopf zu stel­len) ist für die Ju­gend nicht mehr ganz so selbst­ver­ständ­lich wie für die äl­te­ren Se­me­ster.

  16. @Detlef Zöll­ner, #14

    Zu­stim­mung zum zwei­ten Ab­satz; zum Frem­den und der Grup­pen­dy­na­mik: Ein Dia­log kann auch zwi­schen drei (oder mehr) Frem­den statt­fin­den, z.B. den An­ge­hö­ri­gen ver­schie­de­ner Re­li­gio­nen (ich möch­te nicht be­haup­ten, dass das die­sel­be Si­tua­ti­on ist wie in ei­nem Dia­log zu zweit, aber den be­schrie­be­nen grup­pen­dy­na­mi­schen Ef­fekt se­he ich da nicht zwin­gend, weil die Di­stanz zu­ein­an­der in et­wa gleich groß ist).

  17. zu #17: Na­tür­lich kön­nen auch drei oder vier (aber nicht viel mehr) mit­ein­an­der ei­nen Dia­log füh­ren. Wich­tig ist die Ich-Du-Per­spek­ti­ve, die dann auch in der Grup­pe durch­ge­hal­ten wer­den muß. Die Ge­sprächs­part­ner dür­fen sich nicht in Grup­pen zu ei­nem Wir zu­sam­men­fin­den, wenn es ein Dia­log blei­ben soll. Die re­kur­si­ve Ver­schrän­kung von Per­spek­ti­ven: »Ich weiß, daß Du weist, was ich weiß« bzw. »Ich möch­te wis­sen, was Du denkst, und ich ge­he da­von aus, daß Du wis­sen möch­test, was ich den­ke« hat ih­re Gren­ze. Mehr als vier bis fünf ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven kön­nen wir nicht prä­sent hal­ten. Schon we­gen die­ser ko­gni­ti­ven Be­schrän­kung fan­gen wir ir­gend­wann an, die ver­schie­de­nen Stand­punk­te in Grup­pen zu­sam­men­zu­fas­sen. Und dann den­ken wir un­wei­ger­lich im Wir-Ihr-Mo­dus.