Wieder einmal geht ums Sparen. Beim den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (ÖRR). Jeder ist dafür – aber bitte nicht bei mir. Die neuesten Pläne sehen angeblich vor, den Sender 3sat abzuwickeln. Formal ein Zusammenschluss zwischen ARD, ZDF, ORF und SRG, konzipiert als »Kultursender«. Eine Verbindung, gewachsen über mehrere Jahrzehnte mit etlichen Kulturnischenkanälen inklusive DDR-Vereinnahmung, was kurz zur Idee von »4sat« führte. Wie der später gegründete deutsch-französische Kanal arte dient 3sat als Vorzeigeprojekt des ÖRR in Sachen Kultur.
Die Absicht war klar: Indem die eher sperrige und nicht publikumswirksame »Kultur« ausgelagert wird, kann man in den Hauptkanälen das gefällige Programm abspulen. Die Resultate der letzten Jahre sind in jeder Hinsicht ernüchternd. So kann man bei einem Channel-Crossing nach 16 Uhr auf ÖRR-Kanälen (ARD, Dritten, ZDF) kaum noch Krimis entgehen. Sie unterscheiden sich nur durch ihr Personal und die Landschaft, in der sie spielen; die Storys sind groschenromanartig banal, das Schauspiel teilweise erbärmlich. Neulich wurde eine Darstellerin gefragt, welchen Polizeirang sie in der Serie spiele – sie wusste es nicht. Gibt es mal keinen Krimi, dann irgendeine Wiederholung eines Quizspiels, teilweise von Reihen, die schon seit mehreren Jahren abgesetzt sind. Im Hauptprogramm gibt es in unermesslicher Folge Polittalkshows, leichte bis seichte Unterhaltungsshows, Sport (Wintersport!), Koch- und Quizsendungen – und das unterbrochen von Nachrichten. In den späten Doku-Formaten spielen sich Presenter-Journalisten mit Trivialitäten in den Vordergrund; die Tendenz erkennt man schon nach einer Minute. Nicht umsonst hebt man besondere Produktionen wie z. B. das Kafka-Doku-Drama hervor, als hätte man den Stein der Weisen entdeckt.
Aber – wie gesagt – es gibt ja die Kulturprogramme. Neben arte und 3sat auch ARD-alpha, ein Relikt aus der Steinzeit des analogen Fernsehens, aber immerhin. Es sind Feigenblätter – und wie das bei Feigenblättern der Fall ist: Wenn sie fallen, bekommt man unangenehme Wahrheiten präsentiert.
Schaut man sich das Programm von 3sat näher an, so kann man bis auf wenige Ausnahmen (nano, Kulturzeit) kaum noch relevante Eigenproduktionen entdecken. Es dominieren Natursendungen (wie man sie von phoenix, dem »Ereigniskanal«, kennt), Übernahmen und/oder Wiederholungen von ÖRR-Sendern aus den beteiligten Ländern wie Kabarett- und Comedy-Formate, Fernsehspiele oder schlichtweg Serienwiederholungen, wie man am Programm an drei beliebigen Sendetagen Ende September 2024 sehen kann:
Alle paar Jahre gibt es noch Winnetou, Die Schatzinsel, Lederstrumpf oder auch schon einmal ein besonders heiliger Tatort. Vermutlich kommt man an einem normalen Tag auf vielleicht drei oder vier Stunden Eigenprogrammanteil, den es ohne 3sat nicht geben würde.
Die Ausnahme sind natürlich die Lesungen des Ingeborg-Bachmann-Preises im Rahmen der »Tage der deutschsprachigen Literatur« im Sommer, die 3sat an allen vier Tagen live im Vormittagsprogramm ausstrahlt. Hieran erinnere ich mich auch noch, wann ich zuletzt das Programm gezielt eingeschaltet hatte.
Aber eine Schwalbe macht keinen Sommer. Die Eigenproduktionen von 3sat gehören ins Hauptprogramm. Statt endlose »WaPo»s oder »SOKO»s stünde es nicht schlecht darum, »nano« und »Kulturzeit« zu senden. Die Bachmannpreis-Lesungen würden den Vormittag der ARD schmücken statt mit lächerlichen Magazinchen wie »Volle Kanne«, »Buffet« oder »Mittagsmagazin« die Leute zu langweilen.
Nein, 3sat in dieser Form kann man aufgeben. Wenn man die entsprechenden Programmteile in die Hauptprogramme überführt. Da gehören sie hin.