Ein biss­chen Han­dels­blatt, ein biss­chen Bun­des­bank – und ganz viel FAZ und FAS

Thilo Sarrazin: Deutschland braucht den Euro nicht

Thi­lo Sar­ra­zin: Deutsch­land braucht den Eu­ro nicht

Thi­lo Sar­ra­zins An­ti-Eu­ro-Buch »Eu­ro­pa braucht den Eu­ro nicht« zeigt die öko­no­mi­schen Dilem­mata der Ge­mein­schafts­wäh­rung. Und es zeigt, wo­hin ein un­ter­las­se­ner Dis­kurs füh­ren kann.

Wie wä­re das ei­gent­lich: Ein Buch von Thi­lo Sar­ra­zin er­scheint – und nie­mand regt sich dar­über auf, be­vor er es nicht min­de­stens ge­le­sen hat?

Schwie­rig wohl, denn die Wel­len zu »Deutsch­land schafft sich ab« schla­gen heu­te noch hoch. Da­bei war es nicht da­mit ge­tan, Sar­ra­zin an ei­ni­gen Stel­len sei­nen bio­logistischen Un­sinn vor­zu­hal­ten und ab­zu­ar­bei­ten. Man be­nutz­te die­se Stel­len, um das, was in dem Buch an­sonsten an­ge­spro­chen wur­de, per se zu dis­kre­di­tie­ren. Bei ei­nem zwei­ten Buch – zu ei­nem ver­meint­lich an­de­ren The­ma – soll nun die­se Vor­ge­hens­wei­se per­fek­tio­niert wer­den. »Halt’s [sic!] Maul« pro­te­stiert man dann auch schon vor­her – und be­weist ei­ne be­mer­kens­wer­te Diskussions­kultur. Als die Pro­test­ler am 20.05. vor der Fern­seh­sen­dung »Gün­ther Jauch« ent­sprechend de­mon­strier­ten (Sar­ra­zin war dort zum Ge­spräch mit Peer Stein­brück ge­laden), dürf­ten sie un­mög­lich das Buch ge­le­sen ha­ben, um das es in der Sen­dung ging. Ih­nen und auch den Be­ob­ach­tern der »Nach­denk­sei­ten« stört so et­was nicht: Im Zwei­fel ha­ben sie sich schon ei­ne Mei­nung ge­bil­det be­vor das, was sie das, was sie kri­ti­sie­ren, über­haupt ken­nen. Denn sie wis­sen es ja: Ein »Ras­sist« und ein »rech­ter So­zi­al­de­mo­krat« im Ge­spräch – da kann nichts raus­kom­men. Da­bei re­agie­ren sie wie Paw­low­sche Hun­de und er­set­zen In­tel­lekt be­reit- und frei­wil­lig mit Af­fekt.

Ich hat­te am Mitt­woch (16.05.) ein Le­se­ex­em­plar vom Ver­lag zu­ge­schickt be­kom­men. Es ist kaum mög­lich, in­ner­halb von vier Ta­gen das Buch ver­nünf­tig zu le­sen, durch­zu­ar­bei­ten und ein kon­zi­ses Ur­teil zu fäl­len. Und ob­wohl ich da­von aus­ge­he, dass Leu­te wie Stein­brück ei­ne et­was län­ge­re Zeit zur Ver­fü­gung hat­ten, merk­te man dem Ge­spräch an, dass der Con­tra-An­walt er­heb­li­che Lücken of­fen­bar­te, was Sar­ra­zins Buch an­ging und der Au­tor mit sei­nen Ent­geg­nun­gen ent­spre­chend kon­tern konn­te.

Zwei Bot­schaf­ten und ein Sün­den­fall

Sar­ra­zins Buch hat zwei Bot­schaf­ten. Ei­ne ist un­mit­tel­bar aus dem Ti­tel her­aus­zu­le­sen. Dort steht: »Eu­ro­pa braucht den Eu­ro nicht«. Wenn der Kri­ti­ker des Deutsch­land­ra­di­os hier ein »ei­gent­lich« ein­fü­gen möch­te [im Pod­cast] und nur aus kom­mer­zi­el­len Grün­den die Poin­tie­rung im Ti­tel sieht, ist dies nur halb rich­tig. Tat­säch­lich lässt Sar­ra­zin am En­de die »Eu­ro-Fra­ge« of­fen, was ihm na­tür­lich vor­ge­hal­ten wird (wo­bei dies heuch­le­risch ist – denn wenn er sich ve­he­ment ge­gen den Eu­ro aus­ge­spro­chen hät­te, dann wä­re ihm ex­akt dies als gest­rig vor­ge­wor­fen wor­den). Der Sub­text ist je­doch ein an­de­rer. Er lau­tet »Deutsch­land braucht den Eu­ro nicht«. Auf der letz­ten Sei­te traut er sich dies so­gar an­zu­deu­ten: »Ent­we­der wir er­fül­len das No-Bail-Out-Prin­zip mit neu­em Le­ben, oder wir müs­sen grund­sätz­lich an­de­re Lö­sungs­we­ge be­schrei­ten, die auch den Aus­tritt aus der Wäh­rungs­uni­on nicht aus­schlie­ßen.«

Die an­de­re, eben­falls un­ter­schwel­lig vor­ge­brach­te Bot­schaft lau­tet: Wir brau­chen Eu­ro­pa nicht. Wenn er auf das En­de der »Viel­völ­ker­staa­ten« (ge­meint sind Ju­go­sla­wi­en und die Tsche­cho­slo­wa­kei) zu spre­chen kommt und die Zeit die­ser »Kunst­ge­bil­de« po­stu­liert (und da­bei au­ßer Acht lässt, dass ei­gent­li­cher je­der Na­tio­nal­staat »künst­lich« ist), meint er durch­aus auch den Staa­ten­bund Eu­ro­pa. Ei­ne po­li­ti­sche Uni­on (die oft ge­nann­ten, tat­säch­lich aber von der Po­li­tik nie ge­woll­ten »Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Eu­ro­pa«) wird (min­de­stens mit­tel­fri­stig) ab­ge­lehnt. Ha­ber­mas be­kommt ei­ni­ge Spit­zen ab und Sar­ra­zin schlägt vor, die Bür­ger der Mit­glieds­staa­ten soll­ten mehr in den eu­ro­päi­schen Pro­zess ein­ge­bun­den wer­den – in der Hoff­nung, Eu­ro­pa er­reicht kei­ne si­gni­fi­kan­ten Mehr­hei­ten. Da­bei ver­gisst er üb­ri­gens, dass auch Ha­ber­mas die­se Bür­ger­be­tei­li­gung for­dert (frei­lich mit ei­ner an­de­ren In­ten­ti­on). Im gün­stig­sten Fall will Sar­ra­zin ei­ne eu­ro­päi­sche Frei­handelszone mit ein­heit­li­chen Stan­dards in Han­del, Ver­kehr und Um­welt­schutz. Al­les an­de­re be­rei­tet ihm ir­gend­wie Un­be­ha­gen. Das ist et­was mehr als die Li­nie der Bri­ten, die seit Jahr­zehn­ten er­folg­reich al­les Wei­ter­ge­hen­de blockie­ren.

Da­bei re­agiert Sar­ra­zin über wei­te Strecken wie ein ent­täusch­ter Lieb­ha­ber. 1996 hat­te er sich noch für den Eu­ro aus­ge­spro­chen, poch­te je­doch da­mals be­reits auf die Ein­hal­tung der stark am Prin­zip der Deut­schen Bun­des­bank aus­ge­rich­te­ten Kri­te­ri­en. Ins­be­son­de­re die »No-Bail-Out«-Klausel war ihm wich­tig. Hier soll­te si­cher­ge­stellt sein, dass bei Zahlungs­problemen ei­nes Eu­ro-Staa­tes (da­mals dach­te man gar nicht als Staats­insolvenzen) kei­ne Haf­tung durch die an­de­ren Län­der statt­fin­det. Im­mer wie­der kommt er auf die­sen ver­brief­ten Haf­tungs­aus­schluss zu­rück. Und im­mer wie­der kreist das Buch um den »Sün­den­fall« vom 09.05.2010, »als das An­kauf­pro­gramm für grie­chi­sche, por­tu­gie­si­sche und iri­sche An­lei­hen ge­star­tet« und Neu­tra­li­tät und Un­ab­hän­gig­keit der EZB auf­ge­ho­ben wur­de. Seit­dem, so Sar­ra­zin, wer­den mit enor­men Sum­men ma­ro­de Staa­ten un­ter­stützt, die im Ge­gen­zug nichts Sub­stan­ti­el­les da­für tun. Der Eu­ro­raum be­trei­be in­zwi­schen »de fac­to ei­ne kol­lek­ti­ve Haf­tung für Staats­schul­den, die EZB steckt bis über bei­de Oh­ren in mo­ne­tä­rer Fi­nan­zie­rung und ist tief ein­ge­bun­den in die Be­mü­hung um die Sa­nie­rung der Staats­haus­hal­te. Das Ziel der Preis­sta­bi­li­tät tritt sach­te zu­rück ge­gen­über dem Ziel, die ge­mein­sa­me Wäh­rung um na­he­zu je­den Preis zu er­hal­ten«. So­weit Sar­ra­zins Ana­ly­se des Sta­tus quo, dem man schwer­lich wi­der­spre­chen kann. Die Mei­nun­gen ge­hen zu­meist dar­über aus­ein­an­der, wie es jetzt wei­ter­geht.

Aber es ge­nügt Sar­ra­zin nicht, die ent­spre­chen­den Län­der und ih­re Pro­ble­me beim Na­men zu nen­nen. Er lässt sei­nem Zorn frei­en Lauf, spricht von »Son­nen­län­dern« und auf Ver­weis mit Grie­chen­land von ei­nem »ori­en­ta­lisch ge­präg­ten Volk«, de­ren po­li­ti­sche Klas­se und letzt­end­lich die gan­ze Ge­sell­schaft von Ego­is­mus und Kor­rup­ti­on durch­drun­gen sei. Da­bei ist es nicht fa­tal, dass er Men­ta­li­täts­un­ter­schie­de fest­macht (die­se gibt es zwei­fel­los), son­dern dass er die­se Dif­fe­ren­zen pe­jo­ra­tiv ver­wen­det. Akri­bisch trennt er in »Nord­länder« und »Süd­län­der«, wo­bei die­ser Be­griff wohl nicht rein geo­gra­fisch verstan­den wird (an­son­sten müss­te er auch über Öster­reich und Slo­we­ni­en her­zie­hen), denn auch Frank­reich zählt er da­zu (sei­ne At­tacken ge­gen den So­zi­al­staat Frank­reich sind zum Teil hef­tig). Na­tür­lich ist die Schweiz ein Mu­ster­land; Sar­ra­zin er­hebt die Eid­ge­nos­sen so­gar zum »er­folg­reich­sten Bun­des­staat« der Welt (ein holp­ri­ges Un­ter­fan­gen in viel­fa­cher Hin­sicht). Aber selbst hier trennt er zwi­schen den tüch­ti­gen Deutsch­schwei­zern, den schon et­was läs­si­ge­ren ro­ma­ni­schen Be­woh­nern und dem Tes­sin: in ei­ner End­no­te dient ihm ei­ne Mel­dung als Bei­spiel, in der die Dis­zi­plin nach Ein­füh­rung der Gurt­pflicht in der Schweiz un­ter­sucht wur­de (lei­der nennt er nicht die Quel­le für sei­ne Be­haup­tung).

Die po­li­ti­sche In­stru­men­ta­li­sie­rung des Eu­ro – und die Ver­schwö­rung

Fast noch grö­ßer als der Zorn auf die für ihn un­the­ra­pier­ba­ren »Süd­län­der« ist der Groll ge­gen­über der po­li­ti­schen Klas­se, die das Pro­jekt Eu­ro­pa so­zu­sa­gen um je­den Preis am Fe­tisch Eu­ro fest­macht. Als An­gel­punkt hier­zu dient ihm Mer­kels Satz »Schei­tert der Eu­ro, dann schei­tert auch Eu­ro­pa«, den er ganz tref­fend ana­ly­siert. Tat­säch­lich muss­te die In­ten­ti­on über ei­ne Wäh­rungs­uni­on ei­ne po­li­ti­sche Ver­ei­ni­gung zu be­för­dern, gründ­lich schei­tern. Man baut ja kein Haus, in dem man mit dem Dach be­ginnt. Sar­ra­zin ver­tritt die in­zwi­schen gän­gi­ge The­se, dass Deutsch­land der Eu­ro so­zu­sa­gen als Preis für die Deut­sche Ein­heit ok­troy­iert wur­de. Das ist in­zwi­schen wohl hin­rei­chend be­legt. Nur am Ran­de kommt aber vor, dass die ur­sprüng­li­che Po­li­tik der »Ver­tie­fung vor Er­wei­te­rung« En­de der 1990er Jah­ren zu Gun­sten ei­ner ver­früh­ten Ex­pan­si­on der EU so­zu­sa­gen »ge­op­fert« wur­de. Rich­tig bleibt zwar, dass der Eu­ro von An­fang an ein po­li­ti­sches In­stru­ment war und als sol­ches auch kon­zi­piert wur­de. Kohl und Wai­gel setz­ten sich über al­le Be­den­ken hin­weg; Bun­des­bank-Chef Pöhl gab schnell im Dis­sens mit der Re­gie­rung auf (ei­ne lan­ge Rei­he an­de­rer Bun­des­bän­ker soll­te fol­gen). Da­bei ge­riet suk­zes­si­ve öko­no­mi­scher Rat un­ter die Rä­der des po­li­tisch op­por­tu­nen. Den­noch war es nicht zwangs­läu­fig, dass ein Land wie Grie­chen­land Mit­glied der EWU wur­de. Hier­über schreibt er er­staun­lich we­nig.

Zu gro­ßer Form läuft Sar­ra­zin auf, wenn er hin­ter der Im­ple­men­tie­rung des Eu­ro ei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rie Frank­reichs und an­de­rer »Süd­län­der« sieht, die deut­sche Wirt­schafts­kraft mit Hil­fe der Ge­mein­schafts­wäh­rung so­zu­sa­gen aus­zu­sau­gen. Hart kri­ti­siert er deut­sche Po­li­ti­ker, die aus der hi­sto­ri­schen Schuld der Deut­schen im Zwei­ten Welt­krieg ei­ne Le­gi­ti­ma­ti­on bei­spiels­wei­se für ver­trags­wid­ri­ge Haf­tun­gen ab­lei­ten mö­gen. Be­son­ders hat er es auf Wolf­gang Schäub­le (mir fiel da­bei des­sen skur­ril an­mu­ten­de Karl­preis-Ver­lei­hung ein; man se­he das Schluss­bild mit den pfei­fen­den Zu­schau­ern und Schäubles mas­ken­haf­tes Mie­nen­spiel) und Hel­mut Schmidt ab­ge­se­hen. Schmidt wirft er man­geln­den Sach­ver­stand vor; er sei als »re­la­ti­ver Ama­teur« in Fi­nanz­po­li­tik einge­stiegen. Da­bei war nicht – wie Sar­ra­zin dies sug­ge­riert – der SPD-Frak­ti­ons­vor­sitz von 1966–1969 des­sen al­lei­ni­ge Qua­li­fi­ka­ti­on. Vor­sätz­lich wird un­ter­schla­gen, dass Schmidt im­mer­hin Di­plom-Volks­wirt war. Sei­ne Re­de auf dem SPD-Par­tei­tag im No­vem­ber 2011 sieht er als ex­em­pla­risch für das »Di­lem­ma Deutsch­lands« näm­lich »das an­hal­ten­de Ge­fan­gen­sein in der Schuld der Nach­kriegs­zeit«. Spä­ter wird er dies noch deut­lich er for­mu­lie­ren, wenn er Ver­tre­tern von SPD (sic!), Grü­nen und Links­par­tei vor­wirft, sie sei­en »ge­trie­ben von je­nem sehr deut­schen Re­flex, wo­nach die Bu­ße für Ho­lo­caust und Welt­krieg erst end­gül­tig ge­tan ist, wenn wir al­le un­se­re Be­lan­ge, auch un­ser Geld, in eu­ro­päi­sche Hän­de ge­legt ha­ben.«

Tat­säch­lich wir­ken die Ap­pel­le an die deut­sche Ver­gan­gen­heit als Le­gi­ti­ma­ti­on für ei­ne öko­no­misch fal­sche Kon­zep­ti­on ei­ner Wäh­rung de­plat­ziert. Ein wie auch im­mer dro­hen­der Krieg, wie ihn nicht nur deut­sche Po­li­ti­ker im­mer wie­der als aus­ma­len (»Ein Tag Krieg in Eu­ro­pa ist teu­rer als uns die gan­ze Eu­ro-Ret­tungs­ak­ti­on je­mals ko­sten wird«), ist na­tür­lich beim Aus­schei­den ei­ni­ger Län­der aus dem Eu­ro­raum oder so­gar beim Schei­tern des Eu­ro ge­ne­rell glück­li­cher­wei­se nicht zu er­war­ten. Man soll­te die­se Droh­sze­na­ri­en las­sen. Aber Sar­ra­zin macht es mit sei­ner Ver­schwö­rungs­theo­rie nicht bes­ser.

Je hef­ti­ger sich die Geg­ner Sar­ra­zins auf des­sen be­wusst pro­vo­ka­ti­ve Wort­wahl ka­pri­zie­ren, je mehr dürf­te er da­mit zur Iko­ne der Eu­ro-Skep­ti­ker wer­den. Man darf sich auf die aus­ge­leg­ten Fall­stricke in die­sem Buch nicht ein­las­sen, son­dern soll­te ar­gu­men­tie­ren. Wenn er ge­gen En­de sei­nes Bu­ches noch ein­mal Sta­tus quo und Aus­blick auf die ein­zel­nen Kri­sen­län­der gibt, er­scheint al­les in mil­de­rem Licht. Ir­land: ein »Nord­land« und kei­ne Über­schul­dungs­kri­se. Spa­ni­en: Im­mo­bi­li­en­bla­se – halb so wild. Por­tu­gal: auf ei­nem gu­ten Weg. Ita­li­en: Mon­ti ist wie ein Deut­scher, nur höf­li­cher (ver­mut­lich das ul­ti­ma­tiv­ste Kom­pli­ment, das Sar­ra­zin ma­chen kann). Ein­zig Grie­chen­land kommt nicht gut weg.

Ver­bes­se­run­gen hat Sar­ra­zin nicht vie­le zu bie­ten. Gut ver­steckt im Buch sind ei­ni­ge sehr brauch­ba­re Vor­schlä­ge wie die Po­li­tik die Ban­ken aus­brem­sen könn­te (bei­spiels­wei­se: Trenn­ban­ken­sy­stem; Min­dest­quo­te des ri­si­ko­ad­ju­stier­ten Ei­gen­ka­pi­tals der Ban­ken [bis zu 30% im Ge­gen­satz zu Ba­sel-II mit 4,5%; hier­durch wä­ren die hor­ren­den Rendite­forderungen an das Ei­gen­ka­pi­tal à la Acker­mann von vorn­her­ein hin­fäl­lig]; welt­weit ein­heit­li­che Be­wer­tungs- und Bi­lan­zie­rungs­vor­schrif­ten; strin­gen­te Eigenkapitalan­forderungen beim Er­werb von Im­mo­bi­li­en). An­son­sten geht er mil­de mit den Ban­ken um, rügt so­gar ab und an Kom­men­ta­to­ren, die die Eu­ro­kri­se als Ban­ken­kri­se so­zu­sa­gen miss­ver­ste­hen (nach sei­ner Dik­ti­on). Die Schul­den­brem­se wird’s sei­ner Mei­nung nach nicht rich­ten; ei­ne Fis­kal­uni­on lehnt er oh­ne po­li­ti­sche Struk­tur ab. Eben­so Ge­mein­schafts­haf­tun­gen wie Eu­ro­bonds oder ei­nen »Schul­den­til­gungs­pakt«.

Rein öko­no­mi­sche Sicht­wei­se

Sar­ra­zins wirt­schafts- und wäh­rungs­po­li­ti­sches Cre­do ist das der Bun­des­bank: Sta­bi­li­tät und Un­ab­hän­gig­keit. Da­her sol­len auch die Län­der des EWU wei­ter­hin selb­stän­dig blei­ben; die Mög­lich­keit ei­ner In­sol­venz muss er­hal­ten blei­ben. An deut­schem We­sen soll die Welt nicht ge­ne­sen – aber auch nicht um­ge­kehrt. Grie­chen­land hat­te sei­ne Chan­cen – ei­ne neue, funk­tio­nie­ren­de Fi­nanz­ver­wal­tung auf­bau­en, Steu­ern ein­trei­ben, Kür­zun­gen vor­neh­men. Über die be­reits be­stehen­den Ver­pflich­tun­gen hin­aus soll­te man Grie­chen­land (bzw. die Ban­ken – das ver­schweigt Sar­ra­zin sehr oft) nicht mehr un­ter­stüt­zen. Schon um die An­stren­gun­gen von Län­dern wie Est­land (neue­stes Eu­ro-Mit­glied) und an­de­ren, Nicht-EWU Län­dern wie Lett­land und Tsche­chi­en, nicht zu kon­ter­ka­rie­ren.

Wenn Sar­ra­zin zu­nächst rein öko­no­misch ur­teilt, kann man ihm nicht wie Peer Stein­brück dies ge­macht hat ge­nau das vor­wer­fen, da Sar­ra­zin ja aus­drück­lich die po­li­ti­sche Di­men­si­on des Eu­ro-Pro­jekts ne­giert. Ver­wei­gert man je­doch die Aus­ein­an­der­set­zung mit den el­len­lan­gen, kom­pli­zier­ten und zum Teil red­un­dan­ten öko­no­mi­schen Da­ten und den hier­aus ge­won­ne­nen The­sen sug­ge­riert man, dass die­se zu stim­men schei­nen (Stein­brücks Kri­tik an den Sta­ti­sti­ken, die zu­recht­ge­bo­gen wor­den sein soll­ten, bleibt lei­der sehr un­kon­kret). Die blo­ße Be­haup­tung, der Eu­ro sei so­zu­sa­gen »al­ter­na­tiv­los« und in ei­ner »Schick­sals­ge­mein­schaft« (Tri­chet; Mer­kel) mit dem Pro­jekt der Eu­ro­päi­schen Uni­on ver­knüpft, birgt gro­ße Ge­fah­ren, weil er ei­ne drin­gend not­wen­di­ge öko­no­mi­sche De­bat­te zu Gun­sten ei­ner po­li­ti­schen Uni­for­mi­tät un­ter­bin­den möch­te. Wer in An­be­tracht ei­ner »No-Bail-Out«-Klausel als ei­ne der Grund­be­din­gun­gen des Maas­tricht-Ver­tra­ges mit »so­li­da­ri­schen Lei­stun­gen für hilfs­be­dürf­ti­ge Nach­barn« (Stein­brück) kon­tert, mag sich mo­ra­lisch ge­gen den »Buch­hal­ter« op­ti­mal po­si­tio­nie­ren, ver­liert dann aber sei­ner­seits die Di­men­si­on die­ser EWU-Kri­se aus dem Au­ge.

Raum für Kri­tik dürf­ten Sar­ra­zins Schlüs­se al­le­mal er­lau­ben. So ist es doch of­fen­sicht­lich, dass der Han­del Deutsch­lands mit den EU-Län­dern nicht un­be­grenzt stei­gen kann. Dies als Nach­teil des Eu­ro zu ver­kau­fen, mag zwar aus den Zah­len her­vor­ge­hen, wenn man aber von ir­gend­wann ge­sät­tig­ten Märk­ten aus­geht, sind sol­che Schlüs­se mit Vor­sicht zu ge­nie­ßen. Zah­len lie­fern ist das ei­ne, die­se in Re­la­ti­on zu­ein­an­der set­zen, das an­de­re.

Dass sein Buch »lang­wei­lig« sei, wie vie­le kon­sta­tie­ren, mag dem viel­leicht re­du­zier­ten Auf­nah­me­ni­veau ei­ni­ger Le­ser ge­schul­det sein. Zu­mal die Ma­te­rie nicht be­son­ders spek­ta­ku­lär ist. Da ist von »Tar­get-2-Kre­di­ten« (ein sehr les­ba­res Ka­pi­tel), ei­nem »To­des­zins«, »Su­pre­me Lo­ans«, So­ve­reign Debt«, »Mo­ral Ha­zard« und vie­len an­de­ren De­tails die Re­de. Aber wie wä­re es, Sar­ra­zins Be­haup­tung ein­mal zu über­prü­fen, dass ei­ne Bin­nen­ver­schul­dung ei­nes Staa­tes (d. h. ein Staat leiht sich Geld von sei­nen Bür­gern) ei­ner Aus­lands­ver­schul­dung (Han­dels­bi­lanz­de­fi­zit) vor­zu­zie­hen sei? Und war­um bricht Sar­ra­zin mit sei­nen ei­ge­nen The­sen, wenn es um die Kre­dit­wür­dig­keit Groß­bri­tan­ni­ens und den USA geht mit dem simp­len Spruch, dass das im­mer schon so ge­we­sen wä­re, dass die USA Kre­dit be­kom­men und zwar un­ab­hän­gig ih­rer Schul­den (im Aus­land)? Was an­de­res als »Po­li­tik« spielt hier ei­ne Rol­le – just je­ne pol­ti­schen Im­pli­ka­tio­nen, die Sar­ra­zin für den Eu­ro ab­sto­ßen möch­te.

Wenn er mit quä­lend lan­gen Aus­füh­run­gen be­le­gen möch­te, dass der Eu­ro für Deutsch­land kei­ner­lei wirt­schaft­li­chen Vor­tei­le ge­bracht hat – war­um zieht er als Re­fe­renz­grö­ßen Län­der wie Schwe­den und die Schweiz her­an (nach dem Mot­to: de­nen geht es bes­ser), oh­ne auf die glo­ba­le Ver­flech­tung Deutsch­lands als Pro­duk­ti­ons­stand­ort, die un­gleich kom­ple­xer ist als die von Ni­schen­län­dern, ein­zu­ge­hen? Wie hät­te der deut­sche Ex­port aus­ge­se­hen, wenn ei­ne noch stär­ke­re D‑Mark in den Jah­ren 2006ff den US-Dol­lar noch mehr her­un­ter­ge­drückt hät­te? Sar­ra­zin über­sieht, dass der US-Dol­lar im Ver­hält­nis zum Eu­ro un­ter an­de­rem aus po­li­ti­schen Grün­den her­aus der­art schwach war (und nicht auf­grund der Stär­ke des Eu­ros oder Eu­ro­pas). Aber: Müs­sen die­je­ni­gen, die im­mense Vor­tei­le im Eu­ro se­hen, die jetzt be­reits ent­stan­de­nen (nebst even­tu­ell dro­hen­den) Ko­sten im Fal­le der Ret­tungs­schirm­zah­lun­gen nicht mit in ih­re Bi­lanz ein­prei­sen? Wie sieht es dann aus?

Hen­kels »Nord­eu­ro« ver­sus »Süd­eu­ro« möch­te er nicht über­neh­men; zu ein­deu­tig wä­re das Po­stu­lat ei­ner Zwei­klas­sen-EWU. Er rät (aus durch­sich­ti­gen Grün­den) Deutsch­land, sich aus der Fi­nan­zie­rung wei­te­rer Ret­tungs­maß­nah­men her­aus­zu­hal­ten, um nicht als Ober­leh­rer Eu­ro­pas da­zu­ste­hen. Wie kann das aber pas­sie­ren, wenn der Un­ter­gang der deut­schen Wirt­schafts­kraft be­reits be­schlos­se­ne Sa­che in Brüs­sel ist? Ein­mal be­tont er, dass Deutsch­land in­ner­halb der EU mit der Eu­ro­kri­se ei­ne grö­ße­re Ver­ant­wor­tung zu­ge­wach­sen sei. Wie kann das sein, wenn gleich­zei­tig ei­ne Art »Aus­ver­kauf« statt­fin­det? Tat­säch­lich ist der »Club Med« wie Sar­ra­zin die »Süd­län­der« auch nennt, in den Gre­mi­en der EZB be­reits fe­der­füh­rend. An­de­rer­seits at­te­stiert er dem jet­zi­gen EZB-Prä­si­den­ten Draghi »Bun­des­bank-Den­ken«.

Stu­di­um der Re­fe­ren­zen und Quel­len

Wor­aus be­zieht, wo­mit be­legt Sar­ra­zin sei­ne The­sen? Die Ta­bel­len im Buch stam­men aus amt­li­chen Sta­ti­sti­ken von Eu­ro­stat oder dem Sta­ti­sti­schen Bun­des­amt (in­ter­es­sant dürf­te es sein, sei­ne manch­mal ein­ge­füg­ten »ei­ge­nen Be­rech­nun­gen« zu über­prü­fen). Sieht man von den be­reits an­ge­spro­che­nen In­vek­ti­ven ge­gen die »Süd­län­der« ab (die das Buch durch­zie­hen) und ana­ly­siert sein Re­fe­renz-Sy­stem an­hand der 556 End­no­ten im Buch, kommt man auf ein ver­blüf­fen­des Er­geb­nis: Es ist na­he­zu al­les ba­siert auf der Lek­tü­re der ein­schlä­gi­gen Wirt­schafts­pres­se – be­vor­zugt be­dient er sich der FAZ und der FAS. Die fol­gen­de Ta­bel­le zeigt dies deut­lich*:

Referenzsystem Sarrazins Euro-Buch

Re­fe­renz­sy­stem Sar­ra­zins Eu­ro-Buch

Läßt man noch die Selbst­zi­ta­te (aus Bü­chern) und die aus­schließ­lich er­läu­tern­den (zum Teil an­ek­do­ti­schen) End­no­ten oh­ne ei­ne Quel­len­an­ga­be weg, fasst FAZ und FAS zu­sam­men und er­stellt nun für je­des Me­di­um ei­nen Pro­zent­an­teil, ist die Do­mi­nanz noch deut­li­cher:

Variation Darstellung Referenzsystem Sarrazins Euro-Buch

Va­ria­ti­on Dar­stel­lung Re­fe­renz­sy­stem Sar­ra­zins Eu­ro-Buch

Al­so kein Neu­land, wel­ches da be­tre­ten wird. Lei­der lässt Sar­ra­zin die wirk­lich drin­gen­den Fra­gen of­fen: Wie kann ein Land über­haupt aus dem Eu­ro aus­tre­ten? Ist es mög­lich, Grie­chen­land wei­te­re Zah­lun­gen aus den di­ver­sen Ret­tungs­schir­men ein­fach zu sper­ren, wenn die ge­wünsch­te Po­li­tik nicht um­ge­setzt wird? Was wür­de pas­sie­ren, wenn Grie­chen­land in­sol­vent gin­ge? Wie hoch wä­ren die Ko­sten zu ver­an­schla­gen?

Das Ver­säum­nis des of­fe­nen Dis­kur­ses

Dra­ma­tur­gisch ge­schickt sind die Ein­blicke ge­schrie­ben, die Sar­ra­zin zu Be­ginn des Bu­ches in die Bun­des­mi­ni­ste­ri­en der 1970er Jah­re gibt, als er dort sei­ne po­li­ti­sche Kar­rie­re be­gann. Spä­ter nimmt er den Fa­den auf und schil­dert sei­ne wei­te­ren Sta­tio­nen. Sei­ne letz­te Be­ru­fung bei der Bun­des­bank stand un­ter kei­nem gu­ten Stern; mas­siv at­tackiert er die zö­ger­li­che Hal­tung Axel We­bers zum oben an­ge­spro­che­nen »Sün­den­fall«. Sein An­ti-Eu­ro-Buch be­dient da­bei in er­staun­li­chem Maß ei­ne Sehn­sucht nach der al­ten Bundes­republik, in der al­les noch halb­wegs über­sicht­lich war und EG-Gip­fel­ge­sprä­che mit der rea­len Wirk­lich­keit der Men­schen nichts zu tun hat­ten.

Der Duk­tus zeigt sehr schön, wo­hin ein nicht aus­ge­tra­ge­ner ge­sell­schaft­li­cher Dis­kurs füh­ren kann. Ge­schickt wer­den Res­sen­ti­ments mit Tat­sa­chen ver­quickt. Spä­te­stens seit der Fi­nanz­kri­se 2008 rächt sich die von oben auf­ge­pfropf­te (bzw. als sol­che emp­fun­de­ne) Po­li­tik vor al­lem (aber nicht nur) in Deutsch­land. »Eu­ro­pa« gilt als weit­hin eli­tä­res Pro­jekt; Brüs­sel als »sanf­tes Mon­ster«, in ei­nem Raum­schiff Ali­ens gleich. Jeg­li­che Dis­kus­si­on ist un­er­wünscht; na­he­zu al­les sa­kro­sankt. Wer den Ret­tungs­schirm­mecha­nis­mus kri­ti­siert oder ei­ne In­sol­venz Grie­chen­lands als Mög­lich­keit sieht, wird so­fort als »eu­ro­pa-kri­tisch« oder so­gar »rechts­po­pu­li­stisch« apo­stro­phiert. Drun­ter geht es nicht mehr.

Statt end­lich of­fen­siv Eu­ro­pa zu ver­tre­ten und die Po­li­tik jen­seits der In­ter­es­sen von »Fi­nanz­märk­ten« (in Wahr­heit ist es ein Markt) zu be­trei­ben, igelt sich ei­ne fast bün­disch zu nen­nen­de Klas­se hin­ter de­nun­zia­to­ri­schen Vo­ka­beln ein. In öf­fent­lich-recht­li­chen Me­di­en wird dann laut­hals ver­kün­det, wie schein­bar hel­den­haft die EU-Kom­mis­si­on für die Sen­kung der Roa­ming-Ge­büh­ren bei SMS von und nach dem Aus­land ein­ge­tre­ten ist. Das in­ter­es­siert die Klein­spa­rer in Grie­chen­land, Spa­ni­en oder Por­tu­gal al­ler­dings herz­lich we­nig: sie ha­ben Sor­gen um ihr in der Re­gel müh­sam ver­dien­tes Geld.

EU-Adep­ten wie Ro­bert Men­as­se se­hen in Deutsch­land ei­nen Na­tio­na­lis­mus schon lan­ge nicht mehr auf­kom­men und ver­tritt das Mo­dell sei­nes eu­ro­zen­tri­schen Bü­ro­kra­tis­mus, der kei­ner de­mo­kra­ti­schen Le­gi­ti­ma­ti­on be­darf. Die­ses Sy­stem nennt er »ver­nünf­ti­ge Eli­ten­bil­dung«. Un­ter Leug­nung al­ler zur Ver­fü­gung ste­hen­den Tat­sa­chen, leug­net er nicht nur die fal­sche grie­chi­sche Po­li­tik des bil­li­gen Kre­dits, son­dern macht so­gar Deutsch­land für die Fi­nanz­kri­se ver­ant­wort­lich. Da­bei of­fen­bart sich nicht nur sei­ne se­lek­ti­ve Wahr­neh­mung, son­dern auch sei­ne öko­no­mi­sche Im­po­tenz.

Wie aus die­ser Hal­tung her­aus ein neu­es »Nar­ra­tiv« für Eu­ro­pa jen­seits des »W« in der al­ten »EWG« ent­ste­hen soll, bleibt frag­lich. Es ist ein mas­si­ves Ver­sa­gen na­he­zu al­ler po­li­ti­schen Eli­ten, die Fo­kus­sie­rung auf das Öko­no­mi­sche be­trie­ben zu ha­ben. Zu­mal es in Zei­ten der Pro­spe­ri­tät und Sta­bi­li­tät des Eu­ro ein will­kom­me­nes Ar­gu­ment war. Jetzt bricht es weg und es gibt kei­ne neue, be­le­ben­de Ge­schich­te.

Sar­ra­zins Buch könn­te die Be­tei­lig­ten da­hin­ge­hend for­dern, jen­seits von Ret­tungs­schir­men und apo­ka­lyp­ti­schen Vi­sio­nen ei­ne zu­sätz­li­che Klam­mer zu ent­decken oder not­falls zu er­fin­den. Aber ist dies ei­ner EU zu­zu­trau­en, die Glüh­bir­nen­ver­bo­te aus­spricht und neue Re­geln für Ta­ges­müt­ter durch­setzt, sich aber nicht zu­stän­dig fühlt, ein­heit­li­che Kon­troll­me­cha­nis­men für Kern­kraft­wer­ke zu im­ple­men­tie­ren? Ei­ner EU, die sich noch nicht ein­mal auf den of­fi­zi­el­len Ti­tel ei­nes »EU-Au­ßen­mi­ni­sters« (bzw. Au­ßen­mi­ni­ste­rin) zu ei­ni­gen ver­mag? Man hat da so sei­ne Zwei­fel. Scha­de.


* Be­dingt da­durch, dass in ei­ner End­no­te meh­re­re Re­fe­ren­zen an­ge­ge­ben wer­den kön­nen, ist die Ge­samt­zahl der Tref­fer mit 587 hö­her als die 556 End­no­ten. Wenn aus ei­nem Ar­ti­kel oder Buch mehr­fach zi­tiert wur­de, wur­de dies auch als sol­ches ge­zählt. Un­ter dem Ru­brum »An­de­re« fin­det man bei­spiels­wei­se Mit­tei­lun­gen aus dem Bun­des­ge­setz­blatt, dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, dem Bun­des­pres­se­amt, dem Sach­ver­stän­di­gen­rat der Bun­des­re­gie­rung und dem In­ter­na­tio­na­len Wäh­rungs­fonds; je ei­ne Re­fe­renz der »Bild«-Zeitung (Kohl-Ar­ti­kel) und der »Welt am Sonn­tag«. Un­ter »EU-Quel­len« wur­den auch EZB-State­ment ru­bri­ziert.

Er­gän­zen­de Aus­füh­run­gen (30.05.2012; 17.30 Uhr): Von den ins­ge­samt 587 ein­ge­stuf­ten Re­fe­ren­zen und Quel­len (in­klu­si­ve Er­läu­te­run­gen, die un­ter »oh­ne Re­fe­renz« zu­sam­men­ge­fasst wur­den) stam­men 152 von der FAZ und 44 von der FAS. Ad­diert man bei­de Wer­te und lässt Selbst­zi­ta­te und Er­läu­te­run­gen weg, kommt man auf 196 Tref­fer (von 537), was ei­nen Pro­zent­satz von 36,50% er­gibt. Die deutsch­spra­chi­ge Ta­ges- bzw. Wo­chen­pres­se (FAZ, FAS, Wi­Wo, SZ, Zeit, Han­dels­blatt) kommt zu­sam­men mit zwei Sprin­ger-Re­fe­ren­zen auf 283/527 = 52,7%. Zählt man die an­gel­säch­si­sche Pres­se (The Eco­no­mist und Fi­nan­cial Times) hin­zu ist die Quo­te noch hö­her (63,5%).

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  2. Herz­li­chen Dank für die­se Re­zen­si­on / Ana­ly­se!
    Die »völ­ker­psy­cho­lo­gi­sche« / eth­ni­zi­sti­sche / bio­lo­gi­sti­sche »Argumentations»linie (fau­le Süd­län­der, flei­ßi­ge Nord­län­der) passt ganz gut zu Sar­ra­zins Po­li­tik­ver­wei­ge­rung, denn wenn das al­les Na­tur ist, lässt sich da mit Po­li­tik auch nix ma­chen. Dar­an krankt ja auch sein »Wir wer­den al­le sterben!«-Bestseller: In­dem er so­zia­le und so­zio­öko­no­mi­sche Ver­wer­fun­gen be­vor­zugt biologistisch/rassistisch er­klärt, fehlt ihm je­der de­mo­kra­tisch-po­li­ti­sche Hand­lungs­spiel­raum, au­ßer groß­an­ge­leg­te Aus­sied­lungs­ak­tio­nen und Aufrassungs­pro­gram­me (Kopf­prä­mie für deut­sche aka­de­mi­sche Müt­ter). Iro­ni­scher­wei­se ma­chen das ja auch Sar­ra­zins Lieb­lings­fein­de aus der Mul­ti­kul­ti-Frak­ti­on, nur eben mit um­ge­kehr­ten Vor­zei­chen.

    Was ich aber – un­ter sei­nem ei­ge­nen An­spruch be­trach­tet, Ex­per­te zu sein – wirk­lich et­was pein­lich fin­de, ist die Quel­len­la­ge: Haupt­säch­lich Ta­ges­me­di­en? Fast nur deutsch­spra­chi­ge? Nichts aus den on­line leicht zu­gäng­li­chen Ar­chi­ven der gro­ßen Öko­no­mie-In­sti­tu­te und / oder Ana­ly­sten? Noch nix mal aus den gro­ßen Econ-Blogs? Als ein­zi­ges IfO-Schnell­dienst?
    Da fra­ge ich mich, ob das Welt­bild schon so ge­schlos­sen ist, dass der gar­nix mehr ak­tiv aus­blen­den muss, oder ob da noch ak­ti­ve Ver­drän­gungs­ar­beit zu lei­sten ist. Ähn­lich ex­trem se­lek­tiv ist er ja auch bei »Wir wer­den al­le ster­ben!« vor­ge­gan­gen. Mich wun­dert wirk­lich, dass er das mit sei­nem Selbst­bild als »Ex­per­te« ver­ein­ba­ren kann. Wo er doch sonst im­mer auf sei­nen ana­ly­ti­schen Fä­hig­kei­ten her­um­rei­tet...

    Sei­nen Fu­ror ge­gen die­se ewi­ge »Oh­ne Eu­ro­pa Welt­krieg III!« kann ich su­per nach­voll­zie­hen.
    Äu­ßert er sich denn zur ei­ge­nen Rol­le als Po­li­tik­funk­tio­när und Teil der Eli­te-Eu­ro­bü­ro­kra­tie, die uns das al­les ein­ge­brockt hat? In der Bu­Ba hat er den Mund ja auf­ge­macht – und durf­te dann jau auch, sei­ner ei­ge­nen po­li­ti­schen Tap­sig­keit zu­zu­rech­nen, ge­hen.

  3. Ich wer­de wo­mög­lich heu­te Abend noch et­was Er­gän­zen­des brin­gen: »Fi­nan­cial Times« und »Eco­no­mist« sind die »Ori­gi­na­le«, al­so in eng­lisch. An­son­sten – ja, tat­säch­lich fast nur die deutsch­spra­chi­ge Ta­ges­pres­se.

    Sar­ra­zin gibt durch­aus Ein­blicke in sein Schaf­fen und plau­dert ein biss­chen aus dem Näh­käst­chen. Ei­ni­ges da­von ver­steckt er in den End­no­ten, so et­was sein von An­fang an ge­stör­tes Ver­hält­nis zu Axel We­ber. Ein biss­chen ge­riert er sich als kon­ti­nu­ier­li­cher Kämp­fer für Markt­wirt­schaft und so­li­de Fi­nan­zen und ge­gen die Ver­tei­lungs­po­li­ti­ker in der SPD (die schon in den 1970er Jah­ren suk­zes­si­ve do­mi­nier­ten – will man ihm glau­ben). Be­son­ders kränkt ihn wohl das »Um­fal­len« Eh­ren­bergs An­fang der 1980er Jah­re. Ob und was da­von ge­schönt ist, ver­mag ich nicht zu sa­gen. Ein­zig dass die Bun­des­bank 2010 zu spät of­fi­zi­ell re­agiert hat, ist mei­nes Er­ach­tens Fakt.

    Als ir­gend­wie Mit­hel­fer zu den Maas­trich­ter Ver­trä­gen gibt er eben an, dass er auf die Buch­sta­ben und den Geist des Ver­tra­ges ver­traut hat­te (ins­be­son­de­re der Haf­tungs­aus­schluß und die Stel­lung der EZB). Tat­säch­lich ist ja er­staun­lich mit wel­cher Gran­dez­za man sich vom »No-Bail-Out«-System ver­ab­schie­det hat. Die­ser Punkt ist in ei­ner Hin­sicht sehr in­ter­es­sant: Er zeigt, dass al­le von Men­schen ab­ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge und eben auch Rechts­zu­sa­gen im­mer und je­der­zeit ge­bro­chen wer­den kön­nen und auch ge­bro­chen wer­den, wenn ver­meint­lich ei­ne ent­spre­chen­de La­ge dies zu ver­lan­gen scheint. Das mag bei Ver­trä­gen zu ei­ner Wäh­rungs­uni­on noch sehr ab­strakt wir­ken, be­trifft aber grund­sätz­lich al­le so­ge­nann­ten Ver­ein­ba­run­gen. Nichts ist wirk­lich und für im­mer un­wi­der­ruf­lich. Selbst der hei­li­ge Ar­ti­kel 1 des Grund­ge­set­zes ist al­so grund­sätz­lich dis­po­ni­bel und an­tast­bar. Man den­ke dar­an, wie­vie­le so­ge­nann­te Bür­ger­krie­ge durch ein­sei­ti­ge oder er­zwun­ge­ne Ver­fas­sungs- bzw. Rechts­än­de­run­gen zu­rück­zu­füh­ren sind. In der EU wird ex­akt das Ge­gen­teil prak­ti­ziert und pro­pa­giert: Ein Fest­hal­ten an ei­nen Ver­trag gilt als ge­fähr­dend für die Sta­bi­li­tät; der Ver­trags­bruch wird als So­li­da­ri­tät auf­ge­hübscht. Ob dies iden­ti­täts­stif­tend ist, ist ja die gro­ße Fra­ge. Und in die­se Wun­de streut Sar­ra­zin Salz.

  4. Er zeigt, dass al­le von Men­schen ab­ge­schlos­se­nen Ver­trä­ge und eben auch Rechts­zu­sa­gen im­mer und je­der­zeit ge­bro­chen wer­den kön­nen und auch ge­bro­chen wer­den, wenn ver­meint­lich ei­ne ent­spre­chen­de La­ge dies zu ver­lan­gen scheint.

    Eben – weil es sich um Po­li­tik han­delt, und ei­gent­lich ist das auch nicht schlecht. Die Volks­ver­dum­mung be­ginnt ja da­mit, dass ver­sucht wird, durch Ver­trag­li­chun­gen und Ver­recht­li­chun­gen die Po­litk zu ca­mou­flie­ren und da­mit auch der tran­pa­ren­ten Dis­kus­si­on zu ent­zie­hen. Als rei­nes Ver­trags­werk oh­ne tief­grei­fen­de ge­mein­sa­me de­mo­kra­ti­sche Pro­zes­se wird das nix er­freu­li­ches mit der EU, das se­hen wir ja. Die viel­be­schwo­re­ne in der Ver­fas­sung ver­an­ker­te Schul­den­brem­se ist ge­nau­so ein Schwach­sinn. Sol­che Ma­nö­ver schaf­fen nur eins: Fut­ter für die Ver­ach­tung von Po­li­tik und Po­li­ti­kern.

  5. Na­ja, das se­he ich teil­wei­se an­ders, denn es han­delt sich ja nicht um den Kauf von drei Bröt­chen. Wenn man so et­was wie ei­ne Wäh­rungs­uni­on un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen aus­han­delt, müs­sen die­se auch ein­ge­hal­ten wer­den – es sei denn, al­le Teil­neh­mer be­schlie­ßen ex­pli­zit et­was an­de­res (was dann nie rück­wir­kend ge­sche­hen kann). Ei­ne zeit­na­he In­sol­venz Grie­chen­lands (bzw. der Gläu­bi­ger) oh­ne di­ver­se Ret­tungs­schir­me, die ja wie rei­ne Macht­pha­lus­se ge­gen­über ei­ner in die­ser Hin­sicht voll­kom­men un­be­ein­druck­ba­ren Fi­nanz­welt sind, hät­te man po­ten­ti­el­len Gläu­bi­gern ge­zeigt: Wir ma­chen Ernst. Dass man da­nach der grie­chi­schen Volks­wirt­schaft (!) hilft, wä­re dann nicht mehr das Pro­blem ge­we­sen.

    Grund­sätz­lich hat der Eu­ro schwa­che Volks­wirt­schaf­ten er­mu­tigt, Kre­di­te zu nied­ri­gen Zin­sen zu be­sor­gen. Sar­ra­zin be­schreibt, wie na­he die Zin­sen für die ein­zel­nen Län­der zu­nächst wa­ren. Mit die­sem Geld wur­den aber kei­ne In­ve­sti­tio­nen fi­nan­ziert, son­dern – ver­ein­facht aus­ge­drückt – Kon­sum. Hin­zu kam, dass die Ban­ken für Staats­an­lei­hen kei­ne Rück­la­gen zu bil­den brauch­ten, weil sie ab­so­lut si­cher gal­ten. Die­ses Kon­strukt ist 2009 durch das Ein­ge­ständ­nis Grie­chen­lands zu­sam­men­ge­bro­chen.

    Na­tür­lich ist die so­ge­nann­te Schul­den­brem­se da­hin­ge­hend schon Un­sinn, weil sie auch schon an sich wie­der Aus­nah­men ent­hält (Not­la­gen). Sie an­de­ren Län­dern zu ok­troy­ie­ren, ist ge­nau so un­sin­nig, wie Zu­wi­der­hand­lun­gen mit fi­nan­zi­el­len Sank­tio­nen zu be­le­gen – wenn je­mand kein Geld hat, kann ich nicht noch mehr mit Geld­bu­ssen stra­fen. Da hat man das Schei­tern schon mit in den Ver­trag hin­ein­ge­legt.

    Da­von konn­te aber streng ge­nom­men beim Maas­tricht-Ver­trag nicht die Re­de sein. Die Crux war da, dass die er­sten »Sün­der«, die ge­gen Kon­ver­genz­kri­te­ri­en ver­sto­ssen hat­ten, Deutsch­land und Frank­reich wa­ren. Und die hat­ten das un­ter den Tisch keh­ren las­sen. So gab es na­tür­lich kei­ne Vor­bil­der.

  6. Oh, da bin ich et­was arg weit in den Ok­ka­sio­na­lis­mus hin­ein­ge­spur­tet. Mir ging es ei­gent­lich dar­um, dass es per se kei­ne Ka­ta­stro­phe ist, wenn Ge­set­ze, Ver­trä­ge oder Ver­ein­ba­run­gen neu oder nach­ver­han­delt wer­den. Das ist ja et­was an­de­res, als das Hin­ter­zim­mer-Deal­ma­king, das für die Um­ge­hung von EU-Ver­trä­gen an­ge­wen­det wird – und bei dem Deutsch­land im­mer ganz su­per mit da­bei ist.

    Mir scheint, dass es ge­ra­de die Sor­te von EU-Ver­trä­gen sind, die nie­mals ex­pli­zit zur eu-wei­ten AB­stim­mungs­de­bat­te ge­stllt wor­den sind, die den Hang ha­ben, un­ter der Hand und in ir­gend­wel­chen Deal­ma­ker-Hin­ter­zim­mern par­ti­ell aus­ge­he­belt zu wer­den.

    Zu Sar­ra­zins Bun­des­re­pu­blik-Nost­al­gie: So ähn­lich hat Ni­klas Maak (viel­leicht täu­sche ich mich auch im Au­tor) das auch für »Wir wer­den al­le ster­ben!« ge­se­hen. Er hat es als ei­ne Art Au­to­bio­gra­phie aus ei­nem ver­lo­re­nen Land ge­le­sen.

  7. Grie­chen­land in die In­sol­venz ge­hen zu las­sen, war der ent­schei­den­de Feh­ler. Staats­an­lei­hen sind von der Struk­tur her ein völ­lig an­de­res In­vest­ment als Un­ter­neh­mens­an­lei­hen etc. In der EWU muss­te das prak­tisch wie ein Kün­di­gung wir­ken. Sie wird dann als Gan­zes so be­han­delt, wie der schwäch­ste Staat. Im Grun­de hat sich die EWU schon zu die­sem Zeit­punkt in ih­re Na­tio­nal­staa­ten auf­ge­löst. Sar­ra­zin weiß das auch al­les. Er ist ja nicht blöd. Aber der Drops ist ge­lutscht.

    Ihm geht es heu­te dar­um, Deutsch­land aus dem Kor­sett der bis­he­ri­gen EWU zu be­frei­en, um neue Hand­lungs­spiel­räu­me zu be­kom­men. Ob mit oder oh­ne Frank­reich lässt er of­fen.

    Aber auf den Sü­den kann er ver­zich­ten. Er spricht da­mit nur aus, was an­de­re nicht sa­gen. Dar­an liegt sei­ne Bri­sanz.

  8. @fl: Du gehst al­so da­von aus, dass der EURO, wie wir ihn ken­nen, ei­gent­lich schon Toast ist ... Und Sar­ra­zin schlägt die DM-Wer­dung des EURO vor, mit Deutsch­land und ein paar Va­sal­len­staa­ten um uns rum? (Denn Öster­reich und die Nie­der­lan­de, die ja aber nach den jüng­sten Mel­dun­gen auch nicht so prick­lend da­ste­hen, sind doch dann nix an­de­res mehr.)

  9. Dok­tor D

    So kann man das se­hen. Das ist auch der fort­lau­fen­de Irr­tum von Car­los Ma­no­so bei uns im Blog. Nur hat Sar­ra­zin aus der De­bat­te um den Nord­eu­ro mit Hen­kel ge­lernt. Den ha­be ich ja nun et­wa im­mer für sei­ne po­li­ti­sche Igno­ranz bzgl. Frank­reich kri­ti­siert. Sar­ra­zin lässt das of­fen. Er ist eben im Ge­gen­satz zu die­sen gan­zen deut­schen Mickey Maus Öko­no­men ein po­li­ti­scher Öko­nom.

    Er ist ja nicht so dumm, dass er et­wa nicht weiß, dass er den Vor­teil des Eu­ro für Deutsch­land seit 2000 kaum wis­sen­schaft­lich »be­wei­sen« kann. Das ist ihm auch egal. Ihm geht es nur dar­um, dass Deutsch­land un­ter heu­ti­gen Be­din­gun­gen bes­ser mit ei­nem an­de­ren Eu­ro – oder not­falls auch al­lei­ne – fah­ren wür­de.

    Und er weiß um die Bri­sanz.

  10. @f.luebberding
    Sar­ra­zin mag im Ver­gleich mit Leu­ten wie Hen­kel wie ein Rie­se er­schei­nen, aber von ei­nem po­li­ti­schen Öko­n­omn ist er m. E. doch ziem­lich ent­fernt. (Hen­kel durf­te im Ci­ce­ro mit sei­nem »Fukushima«-Wunsch für den Eu­ro das Prä­lu­di­um auf Sar­ra­zin spie­len, ob­wohl er ihn mit kei­nem Wort er­wähnt hat­te.)

    Sar­ra­zin denkt vor al­lem nicht stra­te­gisch – und das ver­sucht er als Vor­teil her­aus­zu­stel­len. Ge­ra­de das macht sei­ne Po­pu­la­ri­tät aus. Da er ex­pli­zit schreibt, dass Deutsch­land an­de­ren Län­dern kei­ne Vor­schrif­ten ma­chen soll­te, läuft es auf ei­ne Re-Im­ple­men­tie­rung der D‑Mark hin­aus. Das ist aber in et­wa so wahr­schein­lich wie ein Sand­sturm am Nord­pol. Ge­nau das weiss Sar­ra­zin, aber wenn man kei­ne po­li­ti­sche Ver­ant­wor­tung mehr hat, lässt sich das doch schön dar­stel­len.

    Kurz vor En­de des Bu­ches kommt Sar­ra­zin dar­auf, ein­fach nichts mehr wei­ter im Fall von Grie­chen­land zu un­ter­neh­men. Sie schrei­ben das ja in Ih­rem Bei­trag. Dies wür­de mir am lo­gi­sti­schen er­schei­nen, ob­wohl er na­tür­lich nicht wis­sen konn­te, wie die Wah­len aus­fal­len. Über­nimmt tat­säch­lich Herr Ts­ri­pas das Re­gi­ment (das grie­chi­sche Mehr­heits­wahl­recht reicht ja, dass rd. 25% der Stim­men 40–45% der Sit­ze ga­ran­tie­ren), wird Grie­chen­land die EU mit den di­ver­sen Ret­tungs­schir­men er­pres­sen. Ob Gel­der zu­rück­ge­hal­ten wer­den kön­nen, wenn be­stimm­te Be­din­gun­gen von Grie­chen­land nicht er­füllt wer­den, ist wohl nicht aus­ge­macht (wer hat den gan­zen Pa­pier­wust wohl ge­nau ge­le­sen?).

  11. Gre­gor Keu­sch­nig

    Es ist üb­ri­gens völ­lig ir­rele­vant, wie ei­ne Wäh­rung heißt. Ob ich den al­ten DM-Block auch so nen­ne – oder Eu­ro oder Ta­ler – ist ziem­lich egal. Öko­no­misch und vor al­lem geld­po­li­tisch funk­tio­niert er wie die DM.

  12. Ja, na­tür­lich: der Na­me ei­ner au­to­no­men deut­schen Wäh­rung wä­re wirk­lich ir­rele­vant. Ich woll­te nur zum Aus­druck brin­gen, dass ein ei­gen­stän­di­ger deut­scher Aus­tritt (mit ei­ni­gen an­de­ren klei­nen Län­dern zu­sam­men) po­li­tisch un­mög­lich ist, Sar­ra­zin aber die Sehn­sucht nach den »gu­ten Ta­gen« der »sta­bi­len« D‑Mark ganz ge­schickt auf­be­rei­tet.