Joachim, ein 40jähriger Junggeselle ist ein bisschen kauzig und zurückhaltend, Besitzer einer Eigentumswohnung mit einigen gehobenen Accessoires und verdient gut, ohne damit zu protzen. Eines Tages lernt er auf einer Geburtstagsparty eines Kollegen die etwas flippige Susan, eine Kindergärtnerin, kennen. Monate später begegnen sie sich erneut und verbringen – fast wider Erwarten – eine Nacht miteinander. Joachim lernt Susans neunjährige Tochter Ditte kennen und es entwickelt sich eine Liaison. Susan ist schnell schwanger und Joachim fiebert dem Ereignis der Geburt seines ersten Kindes entgegen. Susan und Ditte ziehen in Joachims grosse Wohnung; Susan wird Mitbesitzerin.
Aber schon sehr früh beginnt die Entzweiung. Erst kleine Meinungsverschiedenheiten. Dann bemerkt Joachim bei Susan Zeichen zunehmender Gereiztheit und Egozentrik, was er jedoch auf die Schwangerschaft schiebt. Ihre manisch-depressiven Schübe werden immer stärker; Joachim ist mit Susans aggressivem Verhalten und ihrer Rabulistik völlig überfordert. Susan verfügt zwar offensichtlich über einen eher bescheidenen Intellekt, versteht es aber mit grossem rhetorischem Geschick Joachims Äusserungen und Handlungen immer als gegen sie gewendet zu interpretieren und als Anklage vorzubringen, womit sie Joachim ein schlechtes Gewissen suggeriert. Dabei trifft sie häufig den Kern, so dass Joachim immer den Fehler bei sich selber sucht und sich dann so schämte…dass er schwarz wurde. Die Geburt von Jacob verpasst er, da er nach einem grossen Streit in ein Hotel flüchtete und sich mit falschem Namen einquartierte.
Joachims Doppelleben
Es gelingt Joachim, diese Angelegenheit vor Susan geheim zu halten; die Freude über Jacob, den neugeborenen Sohn, verdeckt eventuellen Argwohn. Aber die Situation wird nicht besser und irgendwann erfahren wir, dass jetzt schon ein paar Jahre (es sind drei) vergangen sind. Susans Äusseres verlottert zusehends, sie zieht sich kaum noch an und wird immer mäkeliger – auch was Joachim angeht. Joachim erträgt dies äusserlich mit stoischer Ruhe – er hat ja seine kleinen Auszeiten als Anders S. Just in einem Hotel. Eines Tages möchte er eine ganze Woche »Auszeit« nehmen und er belügt Susan, dass ein Lehrgang von der Firma aus stattfindet. Sie scheint etwas zu ahnen – entgegen ihren sonstigen Gebräuchen stellt sie bohrende Fragen. Und als Joachim vor der Zeit zurückkommt, findet er die Wohnung verbarrikadiert. Er erfährt, dass Susan einen Arbeitskollegen angerufen hatte – der natürlich von dem Lehrgang nichts wusste.
Susan pocht nun auf die Trennung, ruiniert Joachim sowohl finanziell (für die Wohnung bekommt er nur einen Bruchteil ausgezahlt) als auch psychisch, in dem sie ihn mit den Besuchsmöglichkeiten für Jacob quasi erpresst und Joachim zum Sklaven ihrer Launen dressiert. Rechtlich hat Joachim keine Chance, da sie nicht verheiratet sind. Er ist den Eskapaden und Stimmungsschwankungen von Susan hilflos ausgeliefert. Er wohnt nach dem Auszug aus der Eigentumswohnung in seinem rustikalen Sommerhaus – auch in den strengen Wintern, verfällt auch noch körperlich und verliert schliesslich seinen Arbeitsplatz.
Ausserordentliche Schlichtheit
Ähnliche Settings kennt man von diversen sogenannten »Beziehungsthrillern«, die kammerspielartig die alltäglichen Qualen und Besonderheiten zum ultimativen Bedrohungsszenario werden lassen. Es gibt gute und weniger gute Vorbilder, wobei die Klassiker (beispielsweise die Filme eines Alfred Hitchcock basierend auf entsprechenden Romanen oder Erzählungen) als Maßstab natürlich viel zu hoch gegriffen wären. Anfangs denkt man bei Ida Jessens »Leichtes Spiel« noch an eine Vorlage für ein »kleines Fernsehspiel« oder einen mediokren »arte«-Film. Aber lange hält das nicht an. Und spätestens als der personale Erzähler einmal bemerkt, dass Joachim für seine Situation keine Worte habe, da meldet sich der inzwischen halbwegs verzweifelte Leser und konstatiert: nicht nur Joachim hat keine Worte – die Autorin nämlich auch nicht.
Jessens Sprache, die man nicht mit Lakonie verwechseln kann, ist von ausserordentlicher Schlichtheit. Joachim ist erschöpft, er hat Sehnsucht nach dem Nichts; ein andermal ist er jämmerlich und inkompetent. Susan ist bissig und unberechenbar oder einfach nur zickig, ihr Wesen wird mit teuflisch bzw. wie ein Teufel charakterisiert. Wenn überhaupt, verwendet Jessen entweder schablonenhafte oder triviale Bilder. Und schon der erste Satz vermiest einem die Stimmung: Beim sechzigsten Geburtstag eines Kollegen saß Joachim Hald an einem langweiligen Tisch.
Von vergeblicher Mühe geprägt die Versuche, von aussen Bedrohungen einzuflechten, die auf die sozialen Interaktionen der Protagonisten verweisen sollen, etwa wenn Joachim glaubt, eine Obstverkäuferin sei von zwei Jugendlichen, die er bei der Wegfahrt im Rückspiegel gesehen hat, überfallen worden. Diese Stellen sollen anscheinend beim Leser gewisse Zweifel an der Joachimschen Wahrnehmung säen – aber auch das misslingt.
Das Dämonische dieser Frau, die mit ihrer Tochter einen Partnerlook praktiziert, bleibt blosse Behauptung. Die Hauptpersonen bleiben so blutleer, dass sie vermutlich von Dracula verschont worden wären. Joachim erscheint als naives Weichei, der nur einmal ein lautes und klares Wort richten müsste. Tatsächlich sagt er am Ende einmal Scheissdreck und prompt ist Susan konsterniert – aber da ist das Buch auch schon fast aus.
Kaffeekränzchenrhetorik
Jessens plätschernde Kaffeekränzchenrhetorik wird gelegentlich aufgepeppt: Mal wird das Stichwort NLP eingeworfen, dann gibt es ein bisschen sozialpolitische Kritik (ledige Väter). Die keine Binnenerzählung, die von Joachims Hund in der Kindheit erzählt und als Metapher für die Entfremdung auch dieser Verbindung stehen soll, versinkt im Kitsch. Und als gegen Ende dann endlich der Besuch bei Jacob ansteht, bekommt Joachims Wagen eine Autopanne und wir erfahren in quälender Detailfülle, wie er es dann doch noch schaffte, die vereinbarte Uhrzeit einzuhalten. Das alles natürlich ohne weitere Folgen. Und wie peinlich, als sich Joachim in die Rezeptionistin des Hotels verliebt, von der eine Aura der Ruhe ausgeht und natürlich prompt zur antipodischen Projektionsfläche zu Susan wird bis er schliesslich von ihr erfährt, dass sie glücklich verheiratet ist und zwei Kinder hat. Auch das klappt also nicht.
In Wahrheit erfahren wir weder von Joachim noch von Susan mehr als aus einem zweispaltigen Zeitungsbericht über eine Ehekrise von irgendwelchen B‑Promis. Wer das Attribut »Thriller« im Zusammenhang mit diesem Buch nur ausspricht, vergeht sich an diesem Genre in Anbetracht dieser biederen Beschreibungsprosa. Bei einem Thriller bekommen Kleinigkeiten irgendwann eine übergeordnete Bedeutung, in einem Thriller gibt es Überraschungen, wird der Leser getäuscht; alles kann ein Zeichen sein. Auch Jessen legt Spuren – aber alle verlaufen vollkommen unspektakulär ins Nichts. Ida Jessen will eine grosse Raubkatze präsentieren – es langt jedoch nur zum possierlichen Kater Mikesch.
Die kursiv gedruckten Passagen sind Zitate aus dem besprochenen Buch.
Ein ziemlicher Verriss;) Doch ich würde mir das Buch vermutlich schon wegen des Inhalts nicht kaufen.
Für sich selber nimmt man keine Lehren war und als Unterhaltungsthema wäre es mir viel zu unerfreulich.
Da gibt z.B. der Film »Szenen einer Ehe« wesentlich mehr her.
Naja, das »Setting« des Buches ist eigentlich ganz interessant, zumal es von der »normalen« Rezeption (»Opferrolle« der Frau in der Ehe) abweicht. Anders als im Bergman-Film (den ich vor einigen Monaten noch einmal gesehen habe und schrecklich langweilig und gestelzt empfand; Haltbarkeitsdatum eher abgelaufen, was bei anderen Bergman-Filmen definitiv nicht gilt) ist das Buch als eine Art »Thriller« geplant. Entfernt schimmern Motive von Hitchcocks (bzw. Daphne du Mauriers) »Rebecca« durch, nur eben mit umgekehrten Vorzeichen.
das zwiegespräch geht weiter...
Na, wo bleibt der Rest der Bande, oder wird das wieder nur ein Zwiegespräch?!
Ich hoff schon, dass viel überlebt... zur Bildung der Sprachmagie, Handke’s Werk ist schon ein schöner fundamentaler Ziegelstein. Ja Wirkung sicherlich. Auch das graziöse seines formalen, besonders in den kürzeren Sachen. Beim Del Gredos vermisse ich das, ist eher eine Rumpelkammer! Ein Tripbuch mit viel Unterbrechungen! La Zona als Dystopie überzeugt mich nicht besonders, ist ein Sammelsurium. Das da die »Bilder« verschwinden – die die »Bankierin« bis dahin gegen alles gefeit wie eine gepanzerte Weste stimmt schon, und dem Licht... vieleicht nörgele ich nur... ich ICH würde, stelle mir so was heimtückerischer vor... mein Kommentar zu dem Buch kommt ja bald... auf
http://handke-discussion.blogspot.com/
die Bankierien die scheinbar ihr Lebenlang wie Herr Handke und sein Steimetz in Bergen rumgklettert und spaziert ist durch ganz Spanien? Und so etwas wie den darin beschiebeen Schneesturm überlebt... na ja, es macht nicht all zu viel aus, ist scheinbar ’ne Hünin!!
Wir sind selber Meinung was den BLEISTIFT betrifft, das am häufigsten annotierte bei mir außer dem Gewicht der Welt; DIE WIEDERHOLUNG; LANGSAME HEIMKEHR; DIE NIEMANDSBUCHT; von den VERSUCHEN, den JUKEBOX, den Handke selber für den besten der drei hält, trotz dem der DON JUAN [der zu dieser Erzählsart gehört] noch viel virtuoser tanzt! DEL GREDOS befürchte ich wird’s nicht, wird ein Buch für Handke Kenner bleiben/ werden, nichts für den Anhieb; aber Ausschnitte davon in Kompendien! LINKHAENDIGE FRAU nehme ich an wird. Also was bleibt von Thomas Bernhard?
Ich selber wünsche mir den HAUSIERER, aber mein Gespenst wird sicherlich entäuscht , die erste Auflage glaub ich ist immer noch erhältlich, nach vierzig Jahren! Höchst wahrscheinlich der TORMANN, gezinkt genug um zu überleben; UEBER DIE DOERFER ist das Herz der Sache; DIE STUNDE ALS WIR NICHTS VON EINANDER WUSSTEN sicherlich, wie BODENSEE ein Happening das einen die Welt neu sehen erfahren lässt, Handke hat ja Brecht’s Projekt der anti-Aristotelischen Theaters weiter, zu Ende ?? geführt; warum Theater: Katharse, aber eine besonderer Art, wo der Stier nicht mehr geopfert wird! Und ein ganz grosser Text, zur Zeit nur Mueller’s QARTETT vergleichbar.
und natürlich KUNST DES FRAGENS. Kritik daran wäre, dass das Stück einen, den Leser, die Audienz, noch nicht in einen tiefereren Zustand des – jetzt fehlt am früh Morgen das deutsche Wort – im rätselhaften verrätselt?? verlässt: dazu kommt es dann aber niemal in gegewärtigen Zustand der Kritik. »Lesestücke« werden die ja aus dem guten realistischen Beurteilung der Kultur benannt ; [man soll sich doch einmal vorstellen dass kein Schwein das bisher in der USA gemacht hat wo doch vor einer nicht zu langen Zeit die Leute von den frühen Stücken und der STUNDE schwärmten; weiss nur von einem Regiemensch, ’nem Serben mit ner kleinen Truppe in Chicago [ zeljko dukic zeljko[at]tutato.com] der aber dazu nicht die Schauspieler hat, eine feige provinzielle Branche die in den letzten zehn Jahren noch miserabler geworden ist; hier ist es nicht am Platz die Namen der zu hängenden zu nennen, aber bald. »Kanaille!« würd MEIN Grossvater schimpfen! Die frühen Sachen sind ja alle großartig brilliant, conceptual art, man muss aber mal unter dieser Bande in New York gelebt haben um zu sehen dass die schlechtesten Streber unter denen dann so was nicht machen oder... die Kultur wird eben ein Misthaufen aus unverdaubaren bleiben. Manchmal kommt dann ein Orkan oder Tornado und reißt die Presshholz Häuser nieder und der darin angehaufte Mist quillt raus... ich bereue nicht nach solch einem Ungewetter anwesend gewesen um das mal so zu beschreiben wie Handke was der Orkan in Chaville hinterlassen hat. So ein Ablass würde meinen Hass der Konsumgesellschaft mindestens einige zeitlang lindern. Auch ich muss in eine Gegend wo die Zitronen blühen, die aber nicht Süd-Kalifornien heisst, Baja California Sur ist ganz was anderes.
Zum Thema »unversöhnlich«:
Wiederholungzwang heisst das glaub ich auf Deutsch... Zugzwang im Schach!!! warum auf gewisse Weise die selbe Bewegung immer wieder durch gemacht wird... das wiederbeleben-erleben der Traumata um zurück zum Paradies! Handke sagte zum STUNDE Stück, was ja vom formalistischen musikalischer Sicht die Summa des ganzen dramatische Frühwerks ist, dass er nachdem er diesen »Versöhnungs Moment« oder was immer »liebliches Zusammensein« erreichte, er nicht wusste wie jetzt weiter, dann fiel ihm ein einen von Hinten in die Kniekehle zu treten oder so... da lebt die »Historie« dann wieder auf.
Aber man sollte sich erinnern, dass er sich zu einem gewissen Zeitpunkt, so um 1975 herum entschieden hat nicht mehr mit Unheimlichen zu spielen; trotzdem taucht »die Geschichte« als etwas zerstörerisches immer wieder auf [z..b als kettenschwingender Indianer in der LANGSAMEN HEIMKEHR. Im DEL GREDOS, in La Zona taucht der Bankierin ihr Doppel- oder Gegenbild auf: und ermordet ihren Liebhaber, von einem Moment zum nächsten – da distanzieren wir uns auf ganz neue Art Abspaltung von dem Todesdrang, the death instinct! Abspaltung genau wie im TORMAN aber der Impuls lebt noch! »Dissociation« , das was er in der Trauma benötigte um zu überleben wird dann des Künstler’s Haupttalent! Auch so’ne Scheide, treshold.
Mit so einer Traumata wie Hande sie zehn Jahre lang vom 2ten bis 12ten Lebensjahr erlitten hat erholt man sich nur durch langjährige Psychotherapie, inzwischen ist die Lösungsversuch durch die Schrifstellerei scheinbar ein so erfolgreiches Kompensation, Symptom, dass er diesem ewigen Drang nicht mehr entgeht... ich seh den Handke in seiner Todesstundesekunde noch schnell was mit dem Bleistift in dem letzten Notizbuch notieren... der Wert dessen für die Marbacher dann! Er hatte ja seine Glückszeit in den ersten zwei Lebejahren, man schau sich nur dass Bild on von Maria Sivec und dem Peter in Haslingers Buch. Besonders wenn man analytisch geschult und eine Idee hat von dem was da vor sich geht zwischen den beiden. Das depressive hat er wohl schon von ihr intra-Utero mitbekommen. Anlehehnde Depression heisst das. Der lebenlange Exhibitionismus Drang für die beigefügte Trauma... Leider ist dann doch etwas von dem gehassten Stiefvater in ihn eingedrungen....
ich möcht eigentlich nicht alles wieder holen was da in den
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[the American Scholar caused controversy about Handke, reviews, detailed of Coury/Pilipp’s THE WORKS OF PETER HANDKE
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[some handke material, too, the Milosevic controversy summarized]
Vim Wenders sagte mir hier in Seattle, dass Handke den ihn am nahestehenden oft weh tut. Um das zu wissen brauch man bloß Gewicht der Welt lesen. Ab einen gewissen Zeitpunkt vermeidete ich soweit möglich mit ihm allein zu sein. Er wurde mir ein ziemlich Dunkler. Was die Colbin während der parallelen Handke-Jugoslaven Krieges da sagte stimmt sicherlich. Also ich les das Werk auch auf seine dunklen Töne hin.
Handke hat bis jetzt keine Tragödie geschrieben! Aber, Tragödie existiert im/ als Subunktive in dem EINBAUM Stück.
Gehört eigentlich hier her.
Und hier ist die Antwort.