Der erste Appetit scheint gestillt. Die Postillen wenden sich vorübergehend wieder anderen Themen zu. Mindestens eine entblödete sich nicht vom »Inzest-Monster« zu sprechen. Ausgerechnet sie, die einen ganzen Schwarm von Lügenmonstern beschäftigen, mit ihrem Mentor Kai Diekmann. Ich spreche von Deutschland; das österreichische Mediengewitter habe ich nicht mitbekommen. Vielleicht ist das gut so.
Ich stelle die These auf: Sie haben Josef F. gebraucht. Nein: Sie brauchen ihn. Immer noch. Sie verzehren sich nach ihm. Wenn es ihn nicht gäbe – so verrückt und lügnerisch können sie gar nicht sein, ihn zu erfinden. Sie freuen sich, dass jemand ein noch schlimmerer Mensch ist, als ihre Phantasie es hätte erfinden können. Sie suhlen sich im Elend seiner Opfer. Sie weiden sich an ihnen und verbrämen dies mit einem schmierigen Betroffenheitstheater.
Ein österreichisches Gericht beging einen Lapsus. Es nannte Josef F.s Frau in einem öffentlichen Dokument nicht Rosemarie, sondern »Maria«. Welch’ ein Witz: Josef und Maria in Amstetten. Ihr Kind hat nun gelitten. Es hat für uns gelitten. Für unsere Sensationsgier. Zu unserem Plaisir. »Thrill« nennt man das im Englischen. Und jetzt müssen sie alle noch einmal leiden. Mit dem Attributgewitter der üblichen Verdächtigen.
Das grausame Schicksal dieser Gefangenen wird nun gnadenlos (da bekommt dieses Wort plötzlich wieder seinen Sinn zurück) ausgebreitet. Das durfte man erwarten, denn der Fall ist so prima exotisch und dämonisch. Und man konnte erwarten, dass die Lügenmonster der entsprechenden Verblödungsmaschinen ihre Schornsteine kräftig rauchen lassen. F.s Anwalt als Spielverderber: Will er doch darauf plädieren, dass sein Mandat unzurechnungsfähig ist. Das wäre für die Lügenmonster nicht gut, weil sie ihre Geschichten dann nicht mit dem entsprechenden Schauder ausstatten könnten. Man lebt doch auch ein bisschen davon, dass der Josef F. unser Nachbar sein könnte.
Aber das alles ist Beiwerk. Man kann ihm, wenn man will, aus dem Weg gehen. Aber wenn sich eine Schriftstellerin wie Elfriede Jelinek dem annimmt und die Feuilletons dies bejubeln, dann muss man das lesen, sich damit beschäftigen. Und man liest es und stellt fest: Da wird der Boulevard literarisiert. Da werden Klischees weitergesponnen – mit dem Mäntelchen des literarischen. Lügenjournalismus und Feuilleton in seltsamer Allianz.
Im Verlassenen heisst Jelineks Text. Er ist absatzlos. Die Sprache bekannt; mit einigen Ausnahmen ist es die Jelinek-Sprache, die alles assoziativ auf ihre Thesen herunterbricht: Alle Gewalt ist männlich. Männer sind gewalttätig. Sexualität ist Gewalt. Die Kirche ist männlich. Und Österreich voller Nazis.
Die Wortkaskaden, das Spielerische, das Bonmothafte, das Kalauernde – ja, es ist kunstvoll, es ist nett, es ist manchmal komisch, ab und zu erhellend und manchmal verstörend (in den schönsten Momenten). Irgendwann ist es – wenn man einige ihrer Bücher gelesen hat – aber nur noch redundant. Jelinek ist mit den Jahren ihren sprachlichen und stilistischen Manierismen erlegen. Ich verhehle nicht, dass ich »Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft«, »Die Liebhaberinnen« und »Die Klavierspielerin« mit grossem Vergnügen gelesen habe. »Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr« und ihren spektakulärsten Erfolg »Lust« (ein Buch, dass seinerzeit einen mittleren Skandal auslöste) konnte man nur noch mit sehr viel literarischem Wohlwollen ertragen. Danach verfiel sie zu einer Heroine ihrer eigenen Selbstinszenierung. Die unflätigen Diffamierungen gegenüber ihrer Person (und ihrem Werk) durch Haiders FPÖ haben sie vielleicht ein Stück weit zur Getriebenen ihrer eigenen Weltanschauung gemacht.
Der Nobelpreis, der auf sie 2004 wie ein Wunder einprasselte, ist auch (aber nicht nur) als moralische Unterstützung der Akademie für den politischen und sozialen Menschen Elfriede Jelinek zu verstehen. Ich fand und finde das gut. Auch wenn es »bessere« Autoren gibt. Aber in den letzten Jahren gibt es keine Entscheidung aus Stockholm, die nicht auch moralisch und politisch begründet ist. Das ist dann schon wieder schade.
Und nun ein Text zu Amstetten. Jelinek setzt zu ihrem üblichen Parlando an. Aber diesmal geht es nicht um fiktive Figuren, die exemplarisch vorgeführt werden können. Diese Menschen gibt es. Hat sie das vergessen?
Und Jelinek schreibt mit dem Furor der Wissenden. Ihre Urteile stehen immer schon fest. Und auch für sie ist F. ein Monster (sie benutzt nur das Wort nicht). Stattdessen treibt sie Assoziationsspiele:
Hier gilt das Wort des Vaters, der sogar schon Großvater ist, nichts besonderes, es gibt Väter und Großväter sogar in einer Person, es gibt ja auch die hl. Dreifaltigkeit, einen in drei Personen…. Später dann: Auf unsere Männlichkeit haben wir immer Zugriff und die Männlichkeit ist in einem kleinen, gemusterten Sack unter dem dicken Bauch gut aufgehoben. Er habe keine Scham gekannt weiss sie. Und Österreich sei eine Probe für irgendetwas später, was noch kommen wird; und es gilt das ist das erste Gebot hier: Du sollst nicht merken.
Die vollkommen berechtigte Frage, wie so etwas über diese lange Zeit unentdeckt bleiben konnte, wird heruntergebrochen, in dem nun das ganze Land zum Kumpan des Josef F. erklärt wird.
Partout will sie dieses Verbrechen exklusiv für Österreich reklamieren. Vielleicht sogar patentieren? Ein bisschen mehr Recherche hätte ich schon erwartet. Dann hätte sie vielleicht von Lutz R. aus Hamburg gehört oder gelesen. Aber als Sabine Rückerts Artikel in der ZEIT erschien, war Jelineks Text schon online? Na, dann. Es schreibt sich ja so schön mit den Scheuklappen.
Komisch, dass auch noch niemand auf die Idee gekommen ist, die Bundesrepublik als das Babymörderland zu bezeichnen (die »Strecke« ist doch beeindruckend genug, oder?)
Boulevard und Journalismus bzw. Literatur: Sie lieben plötzlich beide die Sensation. Und sie haben es so gerne, ihre Vorurteile bestätigt zu sehen. Männergewalt – ja. Österreich – nach Kampusch: ja. Thailandreisender – ja. Katholisches Umfeld – ja.
Umgekehrt: Frauen morden – passt nicht. Deutschland – passt nicht (einige meinten, da viele dieser Tötungsdelikte in Ostdeutschland vorgekommen seien, habe dies habe mit der ostdeutschen Sozialisation zu tun – berechtigterweise wurde dies mit Empörung als Unsinn bezeichnet). Kein Inzest – nicht spektakulär genug.
Im Verlassenen passt sich dem schematischen Denken des Lügenjournalismus an. Freilich von der anderen Seite. Dabei orchestriert die Autorin wortgewaltig eine Mischung zwischen Sippenhaft und bewusster Komplexitätsreduzierung. Das stilvoll-literarische verdeckt das sensationsheischende nur mühsam. Noch einmal: Hüben wie drüben werden die Messer gewetzt – jeder auf seiner Seite mit seinen Mitteln.
Das Schlimme ist: Inzwischen glaube ich auch der Jelinek-Seite nicht mehr. Ihrem kruden Schematismus, der dem des Boulevards in vielem so ähnlich ist. Beide zielen auf Affekte oder billige Provokationen. Sie schauen zuerst auf ihre Wirkung. Nur wenige Stimmen, die sich zurückhalten und nüchtern abwägen. Sie wirken dabei so schrecklich altmodisch. Vielleicht weil sie Pietät und Respekt kennen.
Noch ein Wort zum Zitieren. Auf ihrer Webseite untersagt Elfriede Jelinek jegliches Zitieren aus ihren Texten. Ich hatte über die angegebene E‑Mail Adresse (es war eine Adresse vom Rowohlt-Verlag) gefragt, ob ich zitieren dürfe – leider gab es keine Antwort. Ich habe mir dennoch das Recht herausgenommen, aus dem verlinkten Text zu zitieren (Zitate in kursiver Schrift). Auch, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass solche Vorschriften in Demokratien legal sind.
Ach, die Idee, Deutschland als Land der Tiefkühltruhen zu bezeichnen, habe ich schon etwas länger. »Wir sind Deutschland«, gesponsert von Bauknecht, Siemens AEG und Quelle. (Die Hersteller von Blumentöpfen sollten auch an ihren Beitrag denken....).
Bei Dutroux
kam ja seinerzeit auch die Berichterstattung irgendwann zu dem Urteil, dass dies ein für Belgien fast passendes Verbrechen gewesen sei (beispielsweise hier, um auch mal ein ziemlich negatives Beispiel aus der ZEIT aufzurufen). Da finden dann ganz schnell Vermischungen statt, die man auf anderen Gebieten berechtigterweise so vehement ablehnt.
nicht schlecht gebrüllt, Löwe«
Zufälligerweise habe ich heute auch wieder einmal über K und K geschrieben – und auch über Lutz R.
Dein Beitrag ist viel sachlicher und in Wirklichkeit dreht er sich ja um die Jelinek.
Ich glaube, dass sie mittlerweile gefühlsmäßig alterssenil geworden ist. Ich gönne ihr den Nobelpreis. (Das habe ich ja auch einmal entsprechend kommentiert.)
Doch etwas auf ihre website zu stellen, Zitieren zu untersagen und dann mit der gleichen Polemik wie der Boulevard loszulegen, veranlasst mich zu der Behauptung. Stammtisch ist nicht männlich. Dummheit ist nicht männlich.
Wenn die Österreicher Nazis sind – und ich bin ein Österreicher – dan bin ich stolz darauf ein Nazi zu sein. Denn sind wir (Österreicher) Nazis nicht menschlich. Wir lassen uns sogar beschimpfen. Da ist keine Staatspolizei, welche Frau J sofort hopp nimmt. Dabei gebe ich ihr nicht einmal in der Intention unrecht. Aber Polemik und Verallgemeinerung stehen auch einer Frau J nicht zu Gesicht. Und sie ist der lebende Beweis, dass Frauen um nichts besser als Männer sind. Das war eine These, der ich einmal einiges abgewinnen konnte.
Ich finde deinen Beitrag sehr gut. Er zeigt, dass wenn einer oder eine etwas Gutes schaffen kann, nicht alles toll ist, was er produziert.
...und vorm Keller rosa Gardinen
Hallo G.K.
Bei aller Prägnanz ihrer fraglos richtigen Kritik... fällt mir doch das starke Moment der Vergeblichkeit auf: Vor der Blutrunst der Menge an solchen Ungeheuerlichkeiten lohnten vielleicht sämtliche Ihrer Anstrengungen nicht (mehr) – und was dann? Sie sind es, der, hoffnungslos zu spät, die Ohnmacht nur anderswo ausbadet (ausbaden muss?), während die Menge sich ob abgrundtief langweiliger Leben ungleich freudiger an der geilen Fortsetzungsstory erregt.
Sollte man nicht einmal zugeben, dass vor manchen Dingen alle Erklärungen versagen? Und die Erklärungen der Erklärungen nicht mehr ausreichen? Und dass das gut ist? Dass man sogar selber noch (egal aus welchen Gründen) dessen bedarf? (Und sei es nur, um von dort einmal auf sich und seine Ohnmachten zu schauen.)
Ich ahne es ja bei mir selbst, das ist mit das Schlimmste, was Denk- & Wortgläubigen zustoßen kann. Aber hat nicht diese Arbeit am Festhalten einer an sich selbst okkult gewordenen Vernunft längst etwas seinerseits Beschwörendes, damit etwas Restgläubiges auch – etwas latent Schreckliches (das damit irgendwo sogar seine Mitschuld bei den Ungläubigen hat)?
Eben das verkörpert mir die zur Aufsagemaschine gewordene Jelinek: ihre Lieblingsthemen, Östereich und männliche (Vernunft-)Gewalt, haben sie längst fest im Griff und schütteln sie, bis nur immer mehr putzige Kalauer aus ihr herauspurzeln, die dann als Fußnoten auch noch den Wahnsinn adnotieren. Mir scheint, bei all meiner Anti-& Sympathie für sie (denn sie bleibt ja eine Künstlerin!, man siehe nur, von wem sie alles gehasst wird, Guten wie Bösen!), ist sie längst von einem verwandten Verfallenheits-Furor infiziert. (Man muss ja wohl selber verrückt dran werden – oder »stellvertretend leiden« à la Karl Kraus, Qualtinger, Bernhard, Bauer, Schwab... Und das mit der inneren Monstrosität eines jeden, dem dünnen Häutchen Zivilisation herum der Barbarei, das mit der Wiederkehr des Verdrängten – hatte das nicht ein anderer Österreicher kongenial kapiert? Wieso überhaupt schafft das Böse erst unsere Hellsicht? Reden wir uns nicht in allem, so oder so, auf uns selber heraus?)
Muss wohl so sein. Das meinte dann aber auch, dass man mit einer gewissen Perspektive auf den je eigenem Restanteil an den Bedürfnissen der Niedrigkeit die Existenzberechtigung auch der Kronen-Zeitung nicht gut bestreiten kann (oder eben die maultriefenden Fortsetzungsergötzungen bei RTL).
Ich weiß: Mein Argumentieren hier ist letztlich selber wieder tautologisch. Aber mein Gefühl mehr und mehr ist: Bleibt es ja anderswie und sowieso auch! Alarmiert starren wir auf die Schlange, die uns immer auch hypnotisiert. Möglicherweise kommt man gegen den nicht wegzukriegenden Widersinn nur an mit dem eigenen Widersinn. Denn zuletzt bleibt es dann doch so: Alle Österreicher sind sie ja doch irgendwie inzestuöse Degenerierte (wie alle Deutschen qua Geburt Nazis sind und jedem Chavez für die eigene Trottelei dienen mit der Schuld, die man dem anderen anhängen kann, etc.). Wir werden es wieder sehen bei der anstehenden Fußball-Euro?-Meisterschaft.
Amstetten und die Berichterstattung ist der Wahnsinn, der die Normalität ist, die den Wahnsinn produzieren muss, den wir Zuschauer brauchen, um uns dazwischen irgends zurecht zu finden.
Und Menschen sind nun mal geborene Verbrecher. Sie hängen rosa Gardinen vor Kellerfenstern. Wiss’ma eh! Und die Donau is’ schön blau!
Zitiere:
[ ] denn sie bleibt ja eine Künstlerin!, man siehe nur, von wem sie alles gehasst wird, Guten wie Bösen!
hört sich so an, als sei Gehaßtwerden ein Qualitätsmerkmal für eine Künstlerin. Ironie?
Im Fall von Elfriede Jelinek stellt sich für mich jedenfalls eher die Frage, wen sie (Gute und Böse) alles haßt. (Über die Feststellung von Ursache und Wirkung will ich mich nicht auslassen. Eins steht für mich jedoch fest: ihr Haß ist älter...)
@en-passant
Ich glaube nicht nur, Sie zu verstehen, sondern ich kann Ihnen auch sicherlich zustimmen. Klar ist mein Geschreibe nur wieder selber eine tautologische Vergeblichkeit, aber nicht primär dieser Tat, sondern dem Text der Jelinek gegenüber. Mein Zuspätkommen entschuldige ich mit dem Überlegen (und Befragen eines Kundigen), ob ich überhaupt Zitieren dürfe. Und aus der Angst, nein: Befürchtung heraus, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen (letzteres ist eh’ der Fall).
Sie treffen mit Ihrem Befund natürlich die Kernfrage jeden Textschreibers: Was ist damit zu ändern, wenn ich in den Ozean pinkle? Vermutlich, ja, sicherlich, nichts.
Aber genau das, was Sie zur Jelinek sagen, diese Aufsagemaschine, dieses durchschaubare Empörungsparlando, stört mich derart, dass ich nicht ablassen kann von der Kritik daran, ohne mich natürlich selber wieder in den »Kreisen« zu bewegen, die ich moniere.
Sie zählen diese eindrucksvolle Schar von österreichkritischen Österreichern der letzten Jahrzehnte auf. Sie sind natürlich alle unterschiedlich in ihren Kritikpunkten. Aber einmal eine kleine Gegenfrage: Haben Sie – bezogen auf die Bevölkerungszahl – auf die Schnelle 20 Intellektuelle aus Deutschland zur Hand mit nur annäherend ähnlichem Format (Karl Kraus jetzt sogar einmal weggelassen)? Und jemanden wie Handke habe ich da noch gar nicht »eingerechnet«. Und Menasse fiele mir noch ein. Und der unsägliche Haslinger auch, der einen solchen Unsinn über Amstetten gesagt hat, aber doch auch ein kluger Kopf ist.
Was ist also das Österreichische? Bei aller angeblichen »Versumpfung« zeigt sich da doch einiges an Intellektualität, während die Deutschen nur ihren Botho Strauß haben (den sie hassen), einen Grass, Walser und drei, vier andere (vielleicht fünf – und da zähle ich dann tatsächlich schon ANH dazu!).
Amstetten und die Berichterstattung ist der Wahnsinn, der die Normalität ist, die den Wahnsinn produzieren muss, den wir Zuschauer brauchen, um uns dazwischen irgends zurecht zu finden.
Ich würde es ein bisschen anders formulieren: »Amstetten und die Berichterstattung ist der Wahnsinn, der die Normalität ist, die den Wahnsinn produzieren muss, den wir Zuschauer brauchen, um uns selber als normal zu empfinden.« Letztlich dient ein solches Verbrechen der Selbstvergewisserung der eigenen »Normalität« – gepaart mit dem Grusel, beim Nachbarn im Urlaub mal ein bisschen genauer nachzusehen (obwohl man doch kaum noch Wohnungsschlüssel bekommt).
@fely
Gehaßtwerden kann (vielleicht) in Österreich ein Indiz für eine gewisse Intellektualität sein bzw. als solches veranschlagt werden. Wie bereits gesagt: In kaum einem Land spielt der nationale Selbsthaß eine derart dominante Rolle. Wobei zum Beispiel der Bernhardsche Österreichhaß natürlich eine Österreichliebe oder zumindest ‑sehnsucht war.
Hass?
@fely „Ihr Haß ist älter“:
Ja, mag sein – ein interessantes Problem überhaupt: Seit ihren „Lockvögeln“ suchte sie ja in den aufoktroyierten und von ihr „dekonstruierten“ Fremd-Sprachen (Comic, Reklame, Politik... Trivialkulturen) sicher auch so etwas wie den Feind, der ihr damit zugleich erst die Möglichkeit gab, sich abzuarbeiten und sich künstlerisch zu finden. Allerdings: Sind diese Arten von Verschränkungen jemals aufzulösen?
Jelinek ist sicher klug genug zu wissen, dass sie ihr Thema auf sich genommen hat, eine Bürde; allerdings arbeitet sie ja auch immer noch an ihrer Sperrigkeit, statt sich durch die Talkshows schleusen zu lassen, zu der sie also auch auf gewisse Weise zu sich selbst gekommen: vereinigt mit diesem „durch den Feind hindurch“ (Rudolf Borchardt) – keine geringe Leistung! (Ich weiß: In einer Gesellschaft des Überflusses und der Verstopfung nicht auch diese Kanäle zu nutzen kann selber wiederum blöd sein und für das dringend zu Transportierende von erheblichem Nachteil.)
Jedenfalls sehe ich in ihrer Neinsagerei einen Pluspunkt für sie. Und außerdem sollten mal mehr Leute die Unvermittelheit ihrer Privatabsagen an den Zirkus unformuliert zu lassen trauen: Es gibt keinerlei Verpflichtung eines Künstlers, Sinn zu machen oder von unqualifizierten Mehrheiten geliebt zu werden.
Ich denke also doch, dass es auch ein gewisses Qualitätsmerkmal einer Kunst sein kann (auch wenn ich diese selber nicht schätze), wenn sie „gehasst“ wird. Bedeutet es doch zumindest, dass sie irgendwo noch einen wunden Punkt berührt, statt sich in Marktkonformität oder sonstiger Affirmation zu genügen. Hass wäre immerhin eine vitale Emotion.
@ G.K.
Nein, die 20 analogen Intellektuellen in der BRD kenne ich nicht. Ich weiß aber auch nicht, ob ich noch Masochist genug wäre, in diesem unseren Lande leben zu wollen, gäbe es sie zu nennen. (Ich habe das späte RAF-Klima erlebt, als es diese genug weit offenen Gräben für solcherart laut werdende Stimmen noch gab).
Für uns Piefkes ist der alte Austria-Grusel ja ohnehin eine „Spezialität“, die wir hin und wieder gern importieren.
Nur anekdotisch: Ich selber wollte nie nach Wien, nie, aber als es eines langen Sommerwochenendes nicht anders ging, habe ich mich dort ziemlich wohl gefühlt. Das war für mich von einer Art an Erkenntnis, an der ich vielleicht immer noch laboriere. (Und das ist jetzt kein an dieser Stelle nur gut passender Witz.)
Offen gestanden hätte ich sofort Lust zu hören, was Handke zu dieser Amstetten-Idylle zu sagen hätte. Aber er ist wohl auch nicht mehr Stellvertreter dieser Art Leids genug.
Ich stimme Ihnen bei dem meisten Gesagten sonst zu, aber ich würde bei der ersten Formulierung meines von Ihnen abgewandelten Satzes doch bleiben: Wer heute, bei all dem tatsächlichen oder medialen Wahnsinn glaubte, überhaupt noch von so etwas wie Normalität ausgehen zu können glaubte, hätte nicht nur von der solcherart hervorgebrachten Welt nichts, sondern auch von seiner Position darin, nämlich der einer notwendigen Verkennung, doch nichts kapiert. Oder? (Fundamentalontologische Einwände hier mal ausgenommen).
Ich habe mich in Wien immer sehr wohl gefühlt und dort die vermutlich bisher schönste Theaterinszenierung meines Lebens gesehen (Handkes »Über die Dörfer« inszeniert von Helmut Wiesner – »Gruppe 80« [längst nicht mehr existent]). Das Programmheft hüte ich wie eine Reliquie.
Zur Frage der Normalität kann ich nicht viel beisteuern. Ich glaube, dass es eine Hilfskonstruktion ist, Normalität über Mehrheitsverhalten zu definieren. Eine andere fällt mir aber nicht ein. Sie ist aber hübsch handlich, weil sie kulturelle Unterschiede berücksichtigt (was hier Mehrheitsverhalten ist, ist es in Ghana noch lange nicht).
(Ich lese im Moment ein kleines, aber sperriges, gehaltvolles, anregendes und gleichzeitig kontrovers diskutierbares Buch über Demokratie, in dem letztlich die Mehrheitsentscheidung gleicher und freier Individuen das Kriterium für demokratische Willensbildung darstellt. So ganz vermag ich das ausnahmslos noch nicht zu glauben...)
@en-passant
Sicherlich ist davon was dran. Und sicherlich bin ich auch etwas voreingenommen. Wenn aber ein Schriftsteller weitgehend zurecht als »marxistisch-feministisch« tituliert wird wie Frau Jelinek, dann läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. Ich habe 27 Jahre in einem marxistisch-leninistischen Land gelebt und weitere 15 Jahre mit meinen Angehörigen aus diesem Land mitgelitten (nein, es war nicht die DDR), so daß ich gegen so was allergisch reagiere. Ich habe auch mit Bestürzung die fast biblische Drohung der Frau Jelinek an die islamischen Terroristen des 11.9. zur Kenntnis genommen. Mit solchen Beispielen könnte ich noch eine Weile weitermachen. Da braucht man keine besondere künstlerische Größe, um jede Menge Haß zu ernten. Ob sie jetzt diese Größe hat oder nicht, die Frau Jelinek, das kann ich nicht beurteilen. Nicht nur, weil ich ein Dilettant bin. Ich bin nämlich auch ein Ignorant. Denn meine wiederholten Versuche, mehr als 10–20 Seiten aus einem beliebigen Opus von ihr zu lesen, sind mit Regelmäßigkeit gescheitert.
@fely
Das grundsätzliche Problem von Schriftsteller/innen wie Jelinek ist, dass sie in der Öffentlichkeit für politischen und/oder gesellschaftlichen Äusserungen mit gleicher Münze Berücksichtigung finden, als ihre schriftstellerischen Werke. (manche verschwinden vollkommen dahiner, wie zum Beispiel jemand wie Wallraff, der gar kein Schriftsteller mehr ist, sondern bestenfalls Sensationsreporter). Dieses »Problem« wird – wohlgemerkt! – sowohl von den meisten Intellektuellen selber als auch von den Feuilletonisten erst zu dem gemacht. Indem diese fragen, was die »Intellektuellen« zu gewissen politischen oder gesellschaftlichen Problemen sagen, wird deren Sicht plötzlich wichtig.
Dieses Vorgehen existiert vermutlich seit Hunderten von Jahren, ursprünglich vom Modell des Universalgelehrten ausgehend, der nicht nur schöne Verse schmieden konnte, sondern auch noch was zu geologischen Formationen oder politischen Entwürfen beisteuern konnte. Der Beispiele gibt es ja viele.
Insofern ist die Überhöhung von Meinungen und Ansichten Intellektueller ziemlich gefestigt. In unseren heutigen Mediengesellschaften wird auch das noch trivialisiert: Inzwischen erhalten die Äusserungen beispielsweise von Schauspielern, VJs oder Fussballspielern eine überproportionale Relevanz, d. h. sie werden mit der prominenten »Funktion« im öffentlichen Raum vermischt.
Das Versagen von Scharen von Intellektuellen (beispielsweise was die NS-Zeit angeht, aber auch den Stalinismus) kaschiert man gerne mit den Heroen, die gewarnt und sich gewehrt haben – da gab es ja durchaus genug. Alleine: Es ist für einen Medienschaffenden ziemlich verlockend, beispielsweise die Meinung eines Schriftstellers einzuholen und diese als als Diskurspunkt zu verorten. Wenn sie dann noch derart gegen den Mainstream ist, wie bei Frau Jelinek, dann bietet sich das natürlich an. Wenn dann Frau Jelinek dem Affen auch noch immer Zucker gibt, dann entsteht diese Lawine der gegenseitigen Verachtung (die dann natürlich nicht mehr vorurteilsfrei ein Werk aufnehmen lässt).
Der Fehler in solchen Diskursen ist, dass die Vehemenz der Ablehnung (wie seinerzeit in der hässlichen Plakataktion) letztlich die Thesen scheinbar noch bestätigt. Der/die Intellektuelle kann sich nun in eine relativ komfortable Position begeben: die des Opfers. Wobei der Begriff des Komfortablen nur rhetorisch gemeint ist; die Anfeindungen, die da in der Öffentlichkeit stattfinden, sind alles andere als schön.
Bei Jelinek habe ich nun inzwischen das Gefühl, dass sie ihre Rolle derart verinnerlicht hat, dass sie nur noch zur Aufsagemaschine ihrer eigenen Thesen mutiert ist.
@Gregor Keuschnig
[ ] Wobei der Begriff des Komfortablen nur rhetorisch gemeint ist [ ]
im Falle der Elfriede Jelinek kann man den Begriff schon wörtlich meinen.
@fely Kurze Überlegung zur „Größe“
Ich frage mich ernsthaft, ob man Jelinek noch unter einen der von Ihnen gegen sie vorgebrachten Ismen bringen kann. Selbst wenn sie da herkommen sollte und noch davon kontaminiert wäre, wäre sie damit sich nicht mehr abzuhandeln.
Und ich überlege weiter, ob sie nicht längst in einer eigenen Dimension ist, einerseits mit ihrer gigantischen Feinschaft im Heimatland (ein halbe, sonst schweigende Mehrheit gegen sich aufbringen, selbst wenn sie so Kronenzeitung-verblödet ist wie in Österreich, ist schon was, denke ich), andererseits im erweiterten deutschsprechenden Kulturwesen (auch viele mutmaßlich intelligente Menschen da hassen sie ja – die vielleicht sonst auch gern lieber gleichgültig wären), und zum dritten nun mit ihrem Nobel-Preis. Ein Begriff wäre vielleicht „Instititution“. Da kann man dann dann auch Femininst oder Fußballer sein. Oder etwa Literaturpapst.
Vielleicht hilft der von G.K. mit dem Wallraff-Beispiel (der war auch mal in der Liga, schätze ich) eingeführte Begriff der „Öffentlichkeit“. Es wäre dann Jelineks Kunst gar nicht mehr der erste Beweggrund, sie zu bemerken und ihr zuzuhören, liebend oder hassend. Sondern sie stünde für etwas... das sie selbst wäre, in einer erarbeiteten, erweiterten Komplexität, einer Medien-Historie... plus etwa ihrem Masochismus. (Früher hat sie ja durchaus ihre eloquente Interviews gegeben, auch unseligen Fernsehtypen.)
Mit anderen Worten, ihre Sätze zu Amstetten – die ja hier Ausgangspunkt waren, sie zu bemerken – spräche sie als Österreicherin, als dort skandalisierte Medienfigur, als zum Thema Österreich-Skandal Kompetente. Dann wäre sie zugleich als Literatin ignorierbar (ich werde „Neid“ wohl auch nicht lesen), aber als öffentliche Person in dieser Liga doch eine Stimme.
Ich will darauf hinaus, dass sie – für die Amstetten ja eine Bestätigung sein könnte, sowas wie ein stiller Triumph all dessen, womit sie sich jahrelang heurmgeplagt es zu sagen, obwohl es schon bekannt war – auch die Größe hätte haben können, zu schweigen: Alles hätte schon „für sie“ gesprochen. (Aber das kann auch ein sehr unfairer Vorwurf sein.)
Jedenfalls... von da dann wiederanknüpfen an G.K.s Kritik an dem Text, bitte.
Jedenfalls... von da dann wiederanknüpfen an G.K.s Kritik an dem Text, bitte.
Mag sein, daß die Diskussion etwas abgeglitten ist. In meinen Kommentaren habe ich jedoch, wie man leicht merken kann, nichts anderes getan, als meinen Standpunkt zu bereits existenten Diskussionspunkten darzulegen, so daß ich keinen einzigen Grund sehe, zur Ordnung gerufen zu werden. Daher muß ich Ihre o.g. Bitte wohl als an uns alle gerichtet verstehen.
War gar kein »Ordnungsruf«!
Ich bin es doch, der gern mal einen Umweg nimmt...
Wieso hören wir alle hinter Harmlosigkeiten immer noch andere Stimmen, Elfriede???
@en-passant
Für einen Moment lief es mir kalt den Rücken runter: was wäre, wenn sie in der Tat hier läse, die Elfriede? Ich glaube, die Gefahr besteht jedoch nicht.
Habe ich also schon wieder was falsches verstanden? Passiert mir leider viel zu oft. Kann Besserung nicht versprechen, da viel zu alt.
@en-passant + fely
Ich verstand den »Ordnungsruf« eher an die eigene Adresse...aber lassen wir das.
Hochinteressant: Amstetten als »Bestätigung« des Jelinek-Bilds hätte gar nicht mehr des Kommentars durch sie bedurft. Das leuchtet mir ein. Dass sie es dennoch getan hat – vermutlich gar nicht anders konnte – zeigt, dass auch sie dem medialen mehr »ausgeliefert« ist, als sie zugibt. Ansonsten ziert sie sich ja immer (ist nicht nach Stockholm gefahren – wie die betagte Lessing).
Und tatsächlich: Wie Wallraff in seinem Aufdeckungswahn ge- und befangen ist, so ist sie in einer Art Österreich-Paranoia gefangen – der Paranoia ihrer Gegner (in anderen Punkten) überhaupt nicht mehr unähnlich.
Was sollte daran schlimm sein, sollte sie es lesen? (Sie wird es NIE lesen, weil so etwas in ihrem dichotomischen Weltbild nicht vorkommen DARF.)
Also ausdrücklich: Keine Ordnungsrufe!
Ich denke, dass man diesen abstrusen Themen vielleicht wirklich eher mit Umwegen und Umkreisungen näher kommt (anstatt vorschnell generalisierenden Erklärungen à la »Alle Ösis sind verdruckste Gewalttäter« usw).
Eine Sache von Jelinek, die mir immer gelungen schien – denn ihre mit-kaputte Sprachmechanik muss ihr ja nicht die Hellsicht (vielleicht eh eine partikulare Kraft) auf ihre Gegenstände nehmen -, war ihr »Wolken.Heim«. Und etwas sagt mir, dass sie sich auch dieser »Verschränkung« mit ihren Themen-Gegenständen bewusst ist, d.h. dass ihre, Jelineks »strukturelle« Nähe zu den Absonderlichkeiten ihres Heimatlandes – oder, weiter gefasst, einem deutschsprachigen, von dessen gemeinsamen Untiefen durchzogenen Geist – ihr auf eigene Weise einleuchtet... wie er sie eben »inspiriert«.
(Überhaupt heißt ja nicht, dass Menschen, die zu anderen ästhetischen Findungen und Ergebnissen kommen, auch ansonsten ständig irren müssen. Und was ich so stellenweise in »Neid« finde, scheint mir auch darauf hin zu deuten.)
Dass sie diesen Stockholm-Bromborium flieht, würde ich ihr nicht vorwerfen, im Gegenteil: Glück, in der Position zu sien, sich diese Rituale schenken zu können!
@fely
Und wenn sie mitläse, was wäre schlimm? Wieso die kalten Schauer? Sie müsste doch nun wirklich gewohnt sein, dass die Leute sich das Maul über ihre Schrecklichkeit zerreißen. Vielleicht lächelt sie öfter über uns, als wir glauben? Und überhaupt: Sind die Verteufelten ansonsten des ihnen Vorgeworfenen nicht manchmal ausnehmend nette Leute? Die Frau Jelinek – ist nicht auch charmant? Ja, küss’ die Hand!
»Wolken.Heim«
war das Buch, was mich von der Jelinek dann »abgebracht« hat. (Auf die Idee »Neid« zu lesen, würde ich nie mehr kommen.)
Zitatschnipsel von Heidegger über RAF-Botschaften zusammengequirlt mit ihrem Parlando; ausgeschlachtet und eine Wort- bzw. Textschimäre bildend. Vielleicht als Sprachkunstwerk »gelungen« – das mag sein. »Patchwork« nannte man das doch früher, oder – ambitioniert – Montage. Aber doch nicht Literatur. Da waren doch die Dadaisten in ihrer Verspieltheit noch politischer und in ihrem Gestus noch revolutionärer.
(Ich habe irgendwo auf Video ein Gespräch mit ihr und Wolfgang Korruhn – für »ZAK«. Lust, es zu suchen.)
@en-passant&Gregor Keuschnig
Da haben wir’s, jetzt fühle ich mich mißverstanden. Meine Befürchtung, das Subjekt unserer Diskussion könnte hier mitlesen, war vorgespielt. Ich hätte dazu höchstens in einem Punkt Bedenken: wir hätten uns gar nichts zu sagen und würden dieses Manko – wie üblich – durch einen Wortschwall kaschieren. Für so was habe ich immer weniger
GeduldKraft.Ob die Dame charmant sein kann? Keine Ahnung. Mein Interesse, dies rauszufinden, tendiert, nach allem was ich bisher weiß, gegen Null.
Wortschwall? Nichts zu sagen? (@fely)
Finde ich nicht. Dezidierte Meinungen, aber nicht unhöflich oder despektierlich.
Selbst wenn sie mitläse: Äussern würde sie sich nie. Weil ihr alles wie eine Rechtfertigung vorkommen würde. Der »Diskurs«, dieser Fetisch der Informationsgesellschaft, ist für Leute wie sie eine Niederung, in die sie sich nicht mehr freiwillig begibt. Sie wollen ihn höchstens nur noch anregen. Handke hatte sich anfänglich wenigstens in Diskussionen zu seinem Serbienbuch begeben. Jelinek hat das – meines Wissens – nie gemacht. Das sagt auch einiges aus.
mehr Klopfzeichen...
@ G.K.
Ich glaube, das Wolken.Heim fand ich damals insofern produktiv, als es eben keine in ihrer Bündigkeit auch wieder nur durch die Diskurs-Maschinen zu jagende Aussage versuchte – in der Disparität des Textes schienen so etwas wie Beiklänge und Untertöne des deutschen Un-Geistes auf: Der, in auch seinen Heroen, eben auch immer für Unsägliches sorgte, zumindest in seinen Fallhöhen. Von Hölderlin bis Heidegger, ebenso tief... wie seinsabgründig auch. Und da ist bestimmt eine Linie zu der RAF-Verquastheit und Verstiegenheit zu ziehen. Und außerdem wäre das je auch dezidiert „männlich“. Usw. Als Versuch fand ich das damals nicht illegtitim, und nicht völlig misslungen.
@ fely
Nein: Ironie nicht erkannt. Aber warum nicht höflich bleiben? Ich finde gerade diese leichtfertige, meist billig zu erkaufende Verachtung in den Blogs wäre etwas, das sie tatsächlich gegenüber der Journaille – die ja ihren Widerwillen transportieren gelernt hat – aufwerten würde: Zumindest argumenttaiv auf der Höhe ihrer behandelten Gegenstände zu bleiben. Ausfälle müssten dann zumindest sprachlich einen mehrwert erbingen, wie der darin geübte Rainald Goetz. Obwohl ich seinen Furor gegen die vergleichsweise Geringfügigkeit seiner Themen nicht nachvollziehen kann – aber das wäre eben der subjektive Faktor.
Höre ich aber bei Ihnen stärkere Antipathien gegen die Dame? (Ich sehe bei Ihnen einen Menuepunkt »Antifeminissmus«.) Vielleicht könnten Sie sie doch einmal ad Jelinek formulieren?
@en-passant
Wir sind doch höflich, oder? Wenn ja, dann brauchen wir uns mit Begriffen wie leichtfertiger Verachtung oder Ausfällen überhaupt nicht ernsthaft auseinanderzusetzen. (Wie ich meine, auch dann nicht, wenn dies einen sprachlichen Mehrwert erbringt.)
Antipathie? Ich glaube, ja. Ich mache mir aus dem, was ich über eine Person weiß, ein Bild, und in diesem Fall stößt es mich ab. Das ist aber eine kleine und unbedeutende Episode, die nur indirekt mit meinem sogenannten »Antifeminismus« etwas zu tun hat.
[EDIT: 2008-05-23 01:11]
Korrektur:... das kommt davon, wenn man nebenbei Radio hört...
Ich meinte natürlich: Abkehr von dem leichtfertigen Ton der Verachtung.
Und, fällt mir noch, der scheint meistens verächtlicher gegen Personen als gegen Themen, oder?
Ich mag diesen »besonnenen Furor«.
Zu den österreichischen Pressestimmen kann ich nichts schreiben, ich habe sie ignoriert (bis auf die allerersten Meldungen). Warum vermag ich nicht genau zu sagen, aber beim »Fall Kampusch« ging es mir genauso, ich wollte im Grunde gar nichts dazu lesen (Artikel wie den von Susanne Gaschke mal ausgenommen). Möglicherweise weil derartige Vorfälle in mir eine seltsame Mischung aus Banalität und Unfassbarkeit hervorrufen.
Ja, das zivilisatorische Häutchen ist dünn; bei uns allen.
#20 – @Gregor Keuschnig
Mit »wir« habe ich natürlich nur mich selbst und die hypothetische Mitdiskutantin Elfriede Jelinek gemeint. Da bin ich sicher, daß wir uns nichts zu sagen hätten. Und – wiederum unter der Annahme einer hypothetischen, trotz allem stattfindenden Diskussion zwischen diesen zwei Personen – habe ich hier von einem hypothetischen Wortschwall geschrieben.
Ich hoffe, dadurch wird es etwas klarer. Es fiele mir nicht im Traum ein, im Namen Anderer zu sprechen.
Dezidierte Meinungen, aber nicht unhöflich oder despektierlich? Sicher. Ich respektiere aber den Menschen an sich, und weniger das, was die Gesellschaft glaubt, aus ihm machen zu müssen
#25 – fely
Ich respektiere aber den Menschen an sich, und weniger das, was die Gesellschaft glaubt, aus ihm machen zu müssen.
Was ich Jelinek vorwerfe, ist eben dass sie sich so verhält, wie die Gesellschaft es von ihr erwartet. Und WIE sie das hervorbringt, dünkt mich, dass sie es nur noch reflexhaft macht. Als ein Posieren sozusagen.
Letztlich kann zunächst einmal jemand nichts für das öffentliche Bild, was man sich von ihm gemacht hat. Im »Fall« Grass hat man das gesehen: Die Entrüstung ob seiner SS-Zugehörigkeit entzündete sich zum Grossteil daran, weil er doch als das »Gewissen« der Bundesrepublik galt. Das war aber ein Attribut, welches ihm – zunächst einmal – von aussen gegeben wurde. Freilich, er hat sich nie dezidiert dagegen »gewehrt«. Vorzuwerfen wäre ihm, dass er es irgendwann aufgenommen und – auf seine Art – gepflegt hat. Dann irgendwann zu sagen »Ich war es aber nicht« ist ein bisschen heuchlerisch.
#24 / Welt... aus den Fugen
Ich meine, eben diese „Unfassbarkeit“, die Dimension schieren Verwunderns, sollte man eigentlich auch versuchen, zu erhalten. Aber das ist zugleich wohl auch eine fromme Idee, schon weil in jeder Äußerung zu einem Sachverhalt implizit schon das Lostappen zu seiner Bewältigung steckt.
Vielleicht wäre der „Wortschwall“ dann als eine Art Stammeln... ein Stottern schon richtig? Sogar bei der Kronen-Zeitung? Man fasst es nicht und muss schnell losplappern, weil es einen als üblich gewordene, gewissermaßen somatische Abfuhr-Reaktions beruhigt: Rasch eine schnelle Erklärung – teils auch ein Medienreflex? (Die Kronen-Zeitung nur unverblümter bei ihrer Bevormundung als „Sprachrohr“.)
Dabei wäre die Bewahrung der Unfassbarkeit vielleicht aber ein Mehr an „Solidarität“, zu dem wir uns verabreden könnten, das Unglaubliche – trotz also seiner Unabweisbarkeit – weiter für unglaublich zu halten. Es also tatsächlich ignorieren, brechen auch sonst alle Dämme. Und das wäre auch ein Mehr an Selbstbewahrung, als man sonst leisten kann?
(Bei uns in der Straße lebte früher ein „Original“, weithin bekannt, auch für seine Vorliebe für’s Trinken. Er rettete sich oft in eine Haltung: Glaub ich nicht... ich war nicht dabei... nein, hab ich nicht gesehen... geht mich nichts an. Soll die Welt doch anderswo aus den Fugen gehen...
Wieso sollte das keine praktikable Haltung zur Welt sein: Stoizismus und Nicht-Begreifen? So behielte das Unwahrscheinliche seine Qualität bis es einen irgendwann selber betrifft.)
@en-passant
Da erkenne ich natürlich den Handke-Leser.
Eine Verabredung, dass Unglaubliche, weiterhin für unglaublich zu halten. Das ist GENAU das Gegenteil der Jelinek-Position und noch nicht einmal unser Reden hierüber wäre der Dammbruch – eben weil wir (nein: Sie) hier die Alternative aufzeigen.
Einerseits. Andererseits: Der Stoizismus, das »Nicht-Begreifen«-Wollen ist auch – vielleicht – nicht immer das Erstrebenswerte. Unweigerlich kommen mir dann allerdings wieder diese ritualisierten Gedenkzeremonien in den Sinn, die man dem Ereignis der Shoah gegenüber praktiziert und deren Floskelhaftigkeit irgendwann droht, kontraproduktiv zu werden.
Ich habe mit der Jelinekschen „Stream of consciousness“-Technik so nie so recht etwas anfangen können...
Wenn ich mich schon flussabwärts treiben lasse, dann möchte ich – wertkonservativ wie ich nun einmal bin – wenigstens nach links & rechts ein Ufer sehen!
Okay, ich habe nun mal die deutsche Nationalität und käme selbst auf dem verdrängtesten Weg nicht auf die ‘Josefidee’, aber, wie gesagt, ich bin nun mal kein Österrreicher :)
Dada-Naivität
@ G.K.
Ja, ich glaube, ich hatte im Sinn, das „naiv“ zu betreiben. Jedenfalls gäbe es da endlich einmal diverse Rahmen von Verabredungen und Erwartungshaltungen über fällige Reaktionen aufzukündigen. Handke macht das natürlich auf genuine Weise. Wir anderen aber...
In der Verabredung über die Reaktion, im „Aufschrei“ selber, steckte also schon die Fälschung: Der Skandal würde teils aufgehoben von unserer Neigung, das Skandalisierte als anderswie längst Verabredetes zu begreifen, von dem unsere Reaktion also schon Teil ist. D.h. wir sind da praktisch immer schon in einer Falle mit uns selbst. Kann also irgendeine Reaktion noch eine eigene sein, die den Anlass an sich verstünde?
Aber ich weiß es ja schon: so etwas ist wohl nicht durchzuhalten.
@ walhalladada
Flussabwärts... wäre ja die Mündung, das Ununterschiedene (Meer), das Uferlose. Insofern wäre das schon konsequent. Aber wir haben wohl alle, zumal in solchen Zeiten, mehr „Orientierung“ nötig.
Und letztens einmal unsystematisch nachlesend bei der Jelinek-Rezeption – ich nenne extra keine Namen – fiel mir auf, wie häufig, egal ob nur brav (mangels anderer verlässlicher Attribute) nachplappernd oder argumentativ, die Qualifizierung „weiblich“ für diese Schreibweise genannt wurde, ein also ihren Gegenstand weniger fassbar und eindeutig machender Stil. Das galt mal als modern!
(Das war übrigens zum Teil oft weniger Virgina-Wolff-unterfüttert, denn, glaube ich, durch die Duras-Begeisterung damals – oder war es eine Mode? Was ist daraus geworden?)
Und hey, wer so viel Verdrängung von sich aus ins Spiel bringt, will da wohl etwas an seinem dunklen Anteil Ö. nicht wahr haben???
Unnachgefragte (?) Ergänzung
Inspirierend von den Kommentaren hier ein sehr altes Interview, nein: Gespräch mit Elfriede Jelinek und Wolfgang Korruhn (für die WDR-Fernsehsendung »ZAK«) geschaut (hatte es auf Video aufgenommen). Um 1989/90 herum, nach der Veröffentlichung von »Lust«. Korruhn – wie üblich – körperlich dich an den Gesprächspartner herangerückt. Beide auf dem Boden in Jelineks Münchner Wohnung sitzend; vor Korruhns Füssen eine riesige Kaffetasse, wie man sie in Frankreich benutzt, aber mit Henkel. Parkett oder Laminat auf dem Boden; nur wenige Möbel. Jelinek spricht von der »slawischen Seele« der Mutter, ihren Zumutungen von seiten der Mutter, ihren Musikunterrichten, Klavier, Orgel, usw.
Und sie spricht von der Kombination von Liebe und Leistung: Liebe gab es nur bei Leistung – sprich: Konformität (Schule; Musik). Dann vergibt sie der Mutter auch wieder; betont ihre Körperlichkeit, aber eben das absolute Tabu der Sexualität. Die Macht der Mutter habe sie – E. J. – nur durch ihre heimliche Sexualität durchbrochen. Dies sei das Einzige, worauf sie im Leben wirklich stolz sei.
Korruhn im Element: Ob sie ein Mann sein möchte. E. J. zögert, sagt dann ja, obwohl dies überhaupt nicht mit ihrem Feminismus konform gehe. Aber dann, so Korruhn, müsse sie doch mit Frauen schlafen. Ja, sagt sie, ein bisschen ratlos.
Später dann zum Kern: Sexualität sei für sie – E. J. – nur in der Fremdheit zum Anderen möglich, zum anderen Geschlecht meint sie. Sie brauche das, die gewisse Scheu...Fremdheit, auch Angst. Das sei für sie notwendig. Dies steigere die Erotik, die Sexualität; Angst und Fremdheit sei sexualisierend. Woran das liege, die fast gehauchte Frage von Korruhn – und dann Jelineks Antwort: sie sei keine Psychologin; sie wisse es nicht.
Vielleicht hat Elfriede Jelinek dergestalt ja ein erotisches Verhältnis zu Österreich?
Unnachgefragt... aber willkommen.
War Korruhn dieser aufdringliche Mensch bei ZAKK? An irgendeinen aufklärerischen Mehrwert durch ihn erinnerte ich mich bisher nicht.
Aber mir macht Ihre Schilderung mal wieder klar, dass „das Werk“ eben doch nicht den Menschen ganz abdeckt (klar... eh nicht). Dass der – die ihn treibenden Kräfte – aber oft interessanter sind als seine Hervorbringungen. (Das würde ich auch bei Frau J. annehmen, die ja trotz Nobelpreis im deutschsprachigen Raum mittlerweile doch eher als weniger relevant gilt und künstlerisch nicht mehr wirklich weiterführend, geschweige denn innovativ. [Obwohl diese Ranking-Bestimmungen selber was geringwertiges sind.])
Aber kann man heute noch den Geständnismut dieser Frau erahnen? So kommt es mir zumindest vor, und ich meine, damals wäre das noch einigermaßen aufregend... weil anderswie aufklärerisch, frauen-mutiger eben gewesen: Dass dieses ganze Sublimations-Ding Kunst („Die Kunst ist immer gegen den Körper des Künstlers gerichtet – immer.“ (E.J.) teilweise ganz untauglich ist, das Eigentliche zu bearbeiten, geschweige denn zu bewältigen. Und wie viele Männer sich hinter ihrem Groß-Ding „Werk“ verstecken (und die Sublimieurngs-Verarbeitungs-Kultur goutiert das, weil es sie mit nobilitiert... einer größer als der andere. Usw.)
Paradoxer Effekt bei mir: Ich mag sie eigentlich immer noch nicht wieder lesen, aber gegen sich argumentlos-stark dünkenden Rundumschläge gegen sie (Ressentiments halt, Zerrbilder meiner eigenen) würde ich sie fast wieder verteidigen wollen. Zumindest als „schwierige“, anscheinend zunehmend sperrigere Person.
Ja (und nein)
Die Gespräche mit/von Korruhn waren schon irgendwie interessant, weil so heute niemand mehr fragen würde, teilweise so...intim, ohne dabei obszön zu sein. Immer dicht an die Personen angeschmiegt (fast). Ich erinnere mich noch an den Ausraster von Bednarz, aber das nur am Rande (Korruhn ist schon Jahre tot).
Verteidigen möcht’ ich E. J. immer dann, wenn sie als Person zur »Disposition« gestellt wird. Aber eben nur dann noch. Literarisch hat sie Gutes geleistet; das Neue lese ich aber nicht mehr. Als »politische Autorin« ist sie meines Erachtens grausig, da sie glaubt, sich als Schriftstellerin keinen Argumenten mehr stellen zu müssen, aber selber nur mehr »behauptet« (ohne Anschauung sozusagen; damit im Gegensatz zu jemand wie Handke [vielleicht])).
#27 – en-passant
Dabei wäre die Bewahrung der Unfassbarkeit vielleicht aber ein Mehr an „Solidarität“, zu dem wir uns verabreden könnten, das Unglaubliche – trotz also seiner Unabweisbarkeit – weiter für unglaublich zu halten.
Ja, ganz bestimmt. Die »Unfassbarkeit« des Schmerzes (und vor allem die Mitteilung derselben) ist mitunter die einzige Möglichkeit – etwa im Todesfalle eines Freundes, oder Familienmitgliedes – adäquat Mitgefühl zu zeigen. Jede andere Bemerkung – vor allem das unselige »Wird schon besser werden.« – nimmt den Schmerz nicht ernst, ja noch schlimmer, es schiebt ihn einfach beiseite.
Wahrscheinlich ist in dem Moment der Präsenz der unfasslichen Erfahrung (unfasslich für den anderen), das Zugeständnis der Unbegreifbarkeit (die uns stumm macht) schon Trost – im Sinne von: »Ich kann deinen Schmerz nicht begreifen (nicht in der Dimension fühlen in der du ihn erlebst), aber ich werde da sein, wenn du mich brauchst«.
Interessanter Weise gibt es dazu auch ganz andere Ansichten; ich habe das schon anderen Orts diskutiert, aber für meinen Standpunkt nur Unverständnis geerntet.
Dabei wäre das Schweigen und der Ungeheuerlichkeit-Nachspüren ja auch eine neue, umwälzende Erfahrung: und gegenüber dem Ungeheuerlichen damit eine „tendenziell“ gleichwertigere Reaktion als das Plappern.
(Und vielleicht ist es ja bei den Betroffenen oft auch so? Ich war nie in einer entsprechenden Lage, um es bei mir selber zu wissen. Dass die, denen man die Mikrophone hinhält, meist nichts zu sagen haben, ist nicht schlimm, denn beredt sind dann ihre Gesichter oder das Stammeln).
Aber für Medien – „Wir müssen was drüber machen“ – ist das natürlich sehr schwierig. Und das Bereden und Bequatschen bringt ja auch Gemeinsamkeit, Klagegemeinschaften – und damit wieder Erleichterung.
Der andere Trost wäre dann, glaube ich, auch die Ahnung, dass da etwas Größeres oder schlicht zu sehr Anderes ist, also etwas, das die Erklärungen eh übersteigt – und also um zumindest diese Mühen (per Worteringen sich dem anzugleichen) erleichtert. Es rückte uns zurecht und wir ahnten irgendwie, dass darin etwas Stimmiges, ja, gelichsam etwas Richtiges liegt. Ich vermute sogar, da rührt auch eine der Quellen der Idee zur Würde her. À la, „es ist uns auferlegt“ – und damit können wir uns nur wort- und begrifflos stellen. Und so wäre es gut.
(Und ich weiß auch, das solche Überlegungen als Proto-Metaphysik lieber abgelehnt werden – es könnte zu sehr andere Gewissheiten annagen. Aber so gehören andererseits dann Unfassbarkeiten à la Amstattten auch bald wieder zur Folklore, über die man Witze reißen kann. Ich schätze, Menschen sind da einfach flexibel – es sind einfach die Bandbreiten, die sich da zeigen. Das „Richtige“ einer Reaktion gibt es da vielleicht nicht.)
@en-passant
Das Plappern stört dann, wenn ich das Gefühlt habe, dass man am Kern vorbeigeht, dass man nur die eigene Hilflosigkeit kaschiert, um sie (sich) nicht eingestehen zu müssen (Warum schweigt man nicht, wenn es nichts zu sagen gibt?). Wenn ich es an mir selbst beobachte, dann ärgert es mich am meisten (ein gewisses Level an smalltalk ertrage ich, darunter geht es nicht). Und die Ausdrücke »Plappern«, oder »Bequatschen« implizieren eigentlich das Scheitern. Aber es stimmt natürlich: auch das unverbindliche Bereden kann helfen (sollte vielleicht nicht zu unverbindlich sein); es entsteht wohl auch irgendeine Art von Gemeinsamkeit.
Ich glaube – im Sinne einer persönlichen Entscheidung, einer Präferenz die durch Erfahrung mitbestimmt ist – gibt es das »Richtige« einer Reaktion schon.