Am 22.03.2010 wurde die Verhaftung von Jörg Kachelmann gemeldet. Er wird der Vergewaltigung verdächtigt, was er bestreitet. Alle Medien berichten von dem Ereignis; einige ereifern sich in vorauseilendem Richterspielen (nicht nur die üblichen Verdächtigen der Volksverdummungsagentur ‘Bild’). Auch das ZDF berichtet in ihrer »heute«-Sendung um 19 Uhr über die Verhaftung und erwähnt ausdrücklich, dass Kachelmann die Vorwürfe bestreitet.
Alle Medien? Nein, »tagesschau« und »tagesthemen« der ARD schweigen dazu. Kachelmanns Firma »Meteomedia« produziert für die ARD einige Wettersendungen, u. a. in den »tagesthemen« (in der »tagesschau« wird die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes gezeigt; ein mühsam ausgehandelter Kompromiss zwischen den widerstreitenden Anbietern). Ist das der Grund? Immerhin nimmt der »Erste Chefredakteur« von »ARD-aktuell«, Dr. Kai Gniffke, im »tagesschau«-Blog noch am gleichen Tag Stellung zur Nichtberichterstattung und bestreitet das. Als Begründung für das Schweigen in den von ihm betreuten Nachrichtensendungen bemüht er unter anderem die Folgen, falls sich der Verdacht als falsch herausstellen sollte:
Aber was, wenn sich Kachelmanns Unschuld herausstellt? Dann machen wir eine saubere Meldung, dass der ganze Medienzauber halt nur ein klitzekleiner Irrtum war. Dabei kann nach der heutigen Berichterstattung der Wetterkundler doch jetzt schon einpacken.
Es entwickelte sich eine durchaus kontroverse Diskussion (man muss wissen, dass die Kommentare im »tagesschau«-Blog »moderiert« werden). Gniffke sah sich genötigt, zwei Tage später noch einen Beitrag zu verfassen – obwohl die Zahl der Befürworter seiner Position leicht überwog. Dabei ging er in die Offensive und formulierte einen für »tagesschau«- und »tagesthemen«-Zuschauer neuen journalistischen Ansatz:
Gegenüber gestern hat sich aus meiner Sicht qualitativ nichts geändert. Der Verdacht einer Vergewaltigung besteht weiter. Insofern gilt meine Argumentation von gestern auch heute. Nun haben Kommentatoren im Blog eingewandt, wir hätten vor sechs Jahren auch über den Fall Türck berichtet. Stimmt, wir hatten eine Meldung, und zwar über die Anklageerhebung. Das hat eine andere juristische Qualität. Das ist der Maßstab, der für uns heute noch gilt wie 2004.
Gniffke erklärt nonchalant eine Anklageerhebung als Kriterium für die Berichterstattung in den Nachrichtensendungen der ARD. So weit, so gut, könnte man sagen. Wer’s anders möchte, kann ja die anderen Sendungen anschauen.
Als Kachelmann am 19.05.2010 angeklagt wird, gibt es dann tatsächlich eine Meldung hierzu in der »tagesschau«, was Gniffke auch pflichtschuldigst im Blog meldet. Und ein bisschen larmoyant die Vorwürfe er sei »umgefallen« kommentiert:
Da habe ich mal wieder gemerkt, dass man es eigentlich immer nur falsch machen kann, unabhängig davon, wie man sich entscheidet.
Dabei hat Gniffke das, was er in seinem Blogeintrag vom 24.03. formuliert hat, konsequent durchgehalten.
Aber nur in diesem Fall.
Vorher und nachher war dies keinesfalls der Fall. Gniffke wird nachweislich seinem eigenen Grundsatz nicht gerecht. Kommentare auf seinem Blog, die ihn auf diese Inkonsequenz hinweisen, werden nicht beantwortet.
Also dann ein paar Beispiele für die Verstöße an den eigenen »Qualitätsmaßstäben«:
Der »Fall« Bischof Mixa (Verdacht: »sexueller Missbrauch«)
Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft in der »tagesschau« gemeldet: 08.05.2010.
Einstellung der Ermittlungen: 14.05.2010 (ebenfalls gemeldet).
Der »Fall« Jörg Tauss ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter (Verdacht: »Besitz von kinderpornografischem Material«)
Gemeldet in der »tagesschau«: 05.03.2009
Aufhebung der Abgeordneten-Immunität: erstmals 05.03.2009 und 09.09.2009
Anklageerhebung: 09.09.2009.
Hier erfolgte 188 Tage vor Anklageerhebung die Berichterstattung.
Gniffkes süffisante Überschrift zur Berichterstattung: Aus der Tauss (07.03.2009)
Der »Fall« Klaus Zumwinkel – ehemaliger Post-Vorstand (Verdacht: u.a. »Steuerhinterziehung«)
Verhaftung: 14.02.2008.
Gemeldet in der »tagesschau«: 14.02.2008 (mit entsprechendem Filmmaterial).
Anklageerhebung: 07.11.2008.
Hier erfolgte 267 Tage vor Anklageerhebung eine Berichterstattung.
Gniffke im »tagesschau«-Blog zur Berichterstattung am 15.02.2008:
Denn eines ist für mich auch klar: Wir müssen darüber berichten und können nicht warten bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.
Der »Fall« Wilfried Mohren – Ex-MDR-Sportchef (Verdacht: »Bestechlichkeit«)
Verhaftung: 14.07.2005.
Gemeldet in der »tagesschau«: 14.07.2005.
(Fristlose Entlassung durch den MDR: 21.07.2005).
Anklageerhebung: 13.12.2007.
Hier erfolgte 882 Tage vor Anklageerhebung eine Berichterstattung.
Auch in weniger spektakulären Fällen wird regelmäßig das Gebot verletzt, nach dem es erst bei der Anklageerhebung zur Berichtstattung kommt:
Der »Fall« Wendelin Wiedeking – ehemaliger Porsche-Vorstand (Verdacht: »Insiderhandel und Kursmanipulation«)
Gemeldet in der »tagesschau«: 21.08.2009
Anklageerhebung: keine Angaben aufzufinden
Per heute (24.05.2010) sind 276 Tage vergangen, ohne dass es zu einer Anklageerhebung gekommen ist.
Der »Fall« Thomas Middelhoff – ehemaliger Arcandor-Chef (Verdacht: »Untreue«)
Gemeldet in der »tagesschau«, dass es »Vorermittlungen« gibt: 08.06.2009
Gemeldet in der »tagesschau«, dass es ein Ermittlungsverfahren gibt: 21.06.2009
Anklageerhebung: keine Angaben aufzufinden
Per heute (24.05.2010) sind 350 bzw. 337 Tage vergangen, ohne dass es zu einer Anklageerhebung gekommen ist.
Der »Fall« Dietrich Garlichs – ehemaliger Unicef-Geschäftsführer (Verdacht: »Untreue«)
Gemeldet in der »tagesschau«: 01.12.2007.
Rücktritt Garlichs von seinem Amt: 09.02.2008.
Einstellungen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: 22.10.2008.
Zahlreiche andere »Fälle« könnte man noch aufführen. Aktuell beispielsweise die Vorwürfe gegen zwei CDU-Abgeordnete (Meldung vom 05.05.10) oder auch gegen RTL und ProSiebenSat.1 wegen des Verdachts auf Preisabsprachen (19.05.10). Die Kriminalfälle der letzten Jahre mit hohem Aufmerksamkeitspotential aber ohne »Mitwirkung« von Prominenten aus Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft [Fritzl/Amstetten, Marco W.] wurden erst gar nicht berücksichtigt. Auch hier fallen überraschend schnell die Darstellungsschwellen beispielsweise von Echtnamen und/oder Fotografien.
Es gibt selbstverständlich in all diesen Fällen durchaus stichhaltige Begründungen, warum auch bei einem bloßen Straftatverdacht berichten werden soll. Ein Abgeordneter, dessen Immunität aufgehoben wird – der Bürger kann durchaus ein Recht darauf reklamieren, dies zu erfahren. Ein hoher Wirtschaftsrepräsentant, der in großem Stil vermutlich Steuerhinterziehung betreibt – auch hier ist das Informationsrecht nicht von der Hand zu weisen. (Ob dann allerdings beispielsweise die Bilder der Verhaftung des Verdächtigen vor seinem Haus gezeigt werden müssen, steht auf einem anderen Blatt.)
Es geht auch nicht darum, ob die Personen später schuldig waren oder nicht. Es geht um die Kriterien für eine Berichterstattung. Und hier zeigt sich, dass insbesondere bei Verdachtsmomenten von prominenten Figuren, die aktuell wenig Rückhalt aus ihrem eigenen Lager erhalten, Gniffke eher »freizügig« agiert. Besonders bei Wirtschaftsmanagern wird sehr schnell berichtet, was durchaus den Nerv des Publikums zu treffen scheint. Vielleicht ist das eine Art »Gniffke-Prinzip«: Und ist der Ruf erst ruiniert, berichtet sich’s ganz ungeniert.
Es gibt durchaus gute Gründe, den »Fall Kachelmann« NICHT zu melden. Zum Beispiel kann man behaupten, dass die gesamtgesellschaftliche Relevanz fehle. Die fehlt jedoch auch bei den Meldungen über entlassene bzw. neu verpflichtete Fußballtrainer, Busunfälle in Südamerika oder Grubenunglücke in China. Auch dies sind Vorgänge, die nicht in eine allgemeine Nachrichtensendung gehören. Hierfür gibt es Spartenformate. Gniffkes Fehler liegt darin, dass er mit zweierlei Maß misst. Bezüglich der Causa Kachelmann nährt dies auf geradezu fatale Weise Verschwörungstheorien, dass hier ein »Kollege« geschützt werden sollte.
Die Argumentation des Ersten Chefredakteurs von ARD-aktuell ist fadenscheinig. In nahezu allen Fällen ignoriert er seine Maxime. Und auch das Argument der medialen Vorverurteilung gilt offensichtlich für die beschriebenen Fälle nicht mehr. Der »Qualitätsmaßstab« gerät zur hohlen Floskel. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass Gniffke seine Position nach Gutsherrenart ausübt. Zunehmend werden Ereignisse ausgesondert, über die längst die ganze Republik spricht. Sie werden tagelang ignoriert wie beispielsweise der brutale Angriff zweier Jugendlicher auf einen Rentner im Dezember 2007. Damit überlässt man gerade in sensiblen Situationen dem Nachrichtenpöbel das Feld und versäumt eine adäquate, seriöse Berichterstattung. Gniffke verspielt damit den Ruf der Institution »tagesschau«. Es fällt zusehends schwerer, so etwas zu verteidigen.
Alle in derselben Hölle
Ich muss gestehen, dass ich mich bei dieser Materie längst als völlig schizophren erlebe (und eine Suche nach „journalistischen“ Kriterien früh aufgegeben habe): Ich glaube, in derartig unscharfen Lagen weiß auch Gniffke letztlich keine überzeugenden und laviert herum von Fall zu Fall.
Einerseits bin ich mir bewusst, wie sehr ich, ob ich will oder nicht, Teil der blutrünstigen Masse bin. (Skandale! Hollywood-Nymphen! Strauchelnde Politiker – ich habe die Blutrunst daran gewissermaßen gelernt, und kann sie manchmal auch genießen. Wobei ich sogar ahne, wieso ein Zumwinkel sich noch unschuldig empfindet.)
Andererseits so was wie bei Kachelmann (dessen Fall mich en detail nicht interessiert, das geht mich einfach nichts an): So, wie er von eigentlich nur noch hassenswerten kleingeistigen Promi-Geiern durch den Dreck gezogen wird, wünsche ich mir manchmal eine Art mobilen Medien-Terrorismus: All diese hässlichen Vögel vom Himmel holen, und das am besten so, dass sie ihre aufgezogenen Öffentlichkeitshölle am eigenen Leib erfahren um sich in Zukunft selber davor zu schaudern.
Die Widersprüchlichkeiten von so etwas wie Relevanz aber könnte ich nicht auflösen, höchstens durch eine strenge Ethik – die sich aber niemals wird durchsetzen können. Auch das Argument des Geben und Nehmens verfängt nicht: Kachelmann ist längst Geisel! Und das in mehrfacher Hinsicht, und er wird auf schamloseste Weise zum Objekt, das keinen Widerstand leisten kann.
Ich vermute, hier arbeitet eine Art Ekel-Faszination über uns selbst: Wir schaudern und winden uns über etwas, das uns nicht zustoßen soll, für dessen Schadensabwehr zum Vorteil eines anderen wir aber verlernt haben uns einzusetzen. Die miesen kleinen Verrechnungen für ein Leben in Prominenz können wir aber auch nicht mehr aufmachen – der nächste Beste ist uns recht zu einer Art Übertrag auf offen stehende Rechnung mit all denen, die uns allein durch ihr Vorhandensein schon lange nerven: Die „niederen Instinkte“ ausrotten, solche Leute endlich fallen zu sehen, wird man nie.
Ich finde, man sollte die »niederen« Instinkte auch denen gegenüber ausleben dürfen, die sie uns implantieren. Mich interessiert Kachelmann als Täter auch nur am Rande – die Medien kann man daran sehr gut spiegeln. Auch bei dieser kleinen Sängerin Lena Meyer-Landrut, die, weil sie sich Fragen nach ihrem Privatleben verweigert und der »Bild«-Zeitung keine »Kooperation« gewährt, gnadenlos »verfolgt« wird. Und warum? Weil sie singt!
Will sagen: Die Medien schonen ihre eigenen Repräsentanten immer ein bisschen über Gebühr. Wer recherchiert das Privatleben der »Bild«-Verblöder Dieckmann oder Wagner? Wer deckt ihre »Skandale« auf? Niemand. Leider. Weil sie sich in einem Kokon sonnen, der ihnen nicht zusteht und den sie so unverschämt mißbrauchen wie ein Pfarrer seine Schutzbefohlenen: Sie nennen es »Pressefreiheit« und wollen damit jeden Hieb parieren.
Bei einem halbwegs seriösen Journalisten wie Gniffke fällt eine solche Begünstigung eben noch auf. Weil der Nachrichtenpöbel längst über die Protagonisten hergefallen ist. Die sensationsgeilen Reporter sind dabei auf eine merkwürdige Weise sakrosankt, selbst von den Medienjournalisten.
Käßmanns Alkoholfahrt wird enthüllt. Aber wer enthüllt die Amok‑, Alkohol- und anderen Exzesse der Enthüller? Es gibt sie bestimmt, keine Frage. Ich finde, ich habe ein Recht auch diesen Dreck zu erfahren. Wenn schon, denn schon.
Widerstandslosigkeit
Dass diese Bild-Leute eigentlich nur verschanzte Wichte sind, weiß man, glaube ich selbst in der Leserschaft. Was ich bisher über Diekmann erfuhr, brachte mich eher dazu abwenden. Ich frage mich aber, wie sehr die Ohnmacht jedes Einzelnen gegenüber diesen Apparaten, die einem ja die bunte Welt nicht nur ins Haus bringen sondern auch noch färben oder umfärben wollen, bewusst ist? Und auf welche Weise die erzwungene, lang erduldete Widerstandslosigkeit damit korrespondiert, und wieso sich so wenig von dem zweifellos viel weiter verbreiteten Ekel äußert.
Die „Medienguerilla“ kann natürlich nur darin bestehen punktuell (à la Niggemeier) die Arbeit der Genauigkeit gegen diese Schlampereien der Verantwortlichen zu richten.
(Und was sollte Gniffke Ihnen schon antworten? Dass er mit seinen Kriterien falsch lag und er inkonsequent handelt und es eigentlich nicht recht weiß? Soviel Größe wäre selten.)
So bleibt es dann immer bitter zuzusehen, dass und wie solcherart Freiheit der Medien missbraucht wird. Aber Freiheit wird eben immer missbraucht. Womöglich haben wir bald englische Verhältnisse. (Oder auch mal russische? Oder französische?) Ich fürchte jedenfalls, mit dem Pressekodex geht es weiter bergab. Und immer mehr sieht Journalismus so aus wie die Startseite von rp-online. Und auf gewisse Weise zeigt sich auch darin eine Art Widerstandslosigkeit – vor eben dem letztlich doch interagierenden Publikum.
(Das konnte man eine Zeit lang ja mal hören: jedes Land hat die Presse (die Medien), die es verdient.)
Natürlich weiss auch der letzte »Bild«-Leser längst mindestens ansatzweise um die Methoden. Aber warum müssen eigentlich alle Schlammschlachten nur von diesen leuten angezettelt werden, nie welche über sie?
Als Diekmann mit seiner »Leserreporter«-Kampagne zum öffentlichen Denunziantentum per Handy-Kamera aufrief, hatte Niggemeier mal die Idee, dies sozusagen mit ihm zu tun. Das kam – merkwürdigerweise – nicht so gut an. Und als dann irgendwelche Schwachköpfe Diekmanns Auto demolierten, kam sofort die Opferpose dieses modernen Lügenbarons zum Vorschein.
Tatsächlich bleiben auch die schärfsten »Bild«-Kritiker immer auf einem Niveau, welches diese schon längst unterschritten haben. Ich frage mich nur, ob man damit auf Dauer nicht zu nachgiebig ist. Die Leichen, die solche Leute im Keller haben müssen, würde ich dann auch mal gerne sehen.
Und natürlich wird ein Dr. Gniffke niemals seine Zeit an eine Antwort eines notorisch fragenden Zuschauers verschwenden. Seine Arroganz ist die Arroganz des Gutsherren. Diekmanns Arroganz ist die des unverwundbaren Demagogen.
Alles über einen Kamm scheren?
Ich sehe nicht den Sinn darin, alles über einen Kamm zu scheren. Ein Manager, der wegen Steuerhinterziehung verurteilt wird, wird sich doch höchstens den Vorwurf von den »Kollegen« gefallen lassen müssen, erwischt worden zu sein.
Middelhoffs Ruf ist im Eimer wegen der Pleite, nicht wegen der Veruntreuung.
Vielleicht bleibt ein kleines »Geschmäckle«, aber ich sehe nicht, dass ein Wiedekind durch den Insiderhandelverdacht nennenswert beeinträchtigt wurde. Wohingegen Kachelmanns und Tauss’ Ruf, Berufs- und Privatleben schon durch die Vorermittlungen zerstört sind.
Das kann man doch nicht alles betriebsblind gleich behandeln?!
Es geht nicht darum, alles über einen Kamm zu scheren. Auch Steuerhinterziehung ist übrigens kein Kavaliersdelikt. Es geht auch nicht um den Ruf der Beteiligten. Es geht darum, dass jemand schreibt, er melde einen Verdacht erst bei Anklagerhebung. Das ist nachweislich nicht der Fall.
Welchem »Betrieb« gehöre ich eigentlich Ihrer Meinung nach an, um »betriebsblind« zu sein?
Und?
Und wenn ich schreibe:»Es ist strafbar einen Menschen zu töten.«, dann kommt mit Sicherheit auch jemand an mit:»Aber Soldaten dürfen (wahrscheinlich, gibt ja paradoxerweise immer ein Ermittlungsverfahren)«, »Schwerverbrecher dürfen getötet werden in manchen Ländern«, »Notwehr!«, »Es muss fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt worden sein« etc. pp.
100% richtig, 100% nutzlos.
Da frage ich mich: Was sollen solche Einwände? Muss man zu jeder Aussage 3 Seiten »Haftungsausschluss« schreiben, um das absichtliche Mißverstehen einiger Zeitgenossen zu unterbinden?
Es wurde eine allgemeine Regel erwähnt und dann an diversen Einzelfällen auseinandergenommen. Man könnte ja mal fragen:»In wievielen Fällen hat sich die tagesschau an den Leitsatz gehalten?« Das ist natürlich schwieriger, denn die »Nicht-Berichterstattung« lässt sich schlechter zählen.
Aber man kann es ja so machen: Wieviele Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung werden in D im Jahr eröffnet und wieviele Berichte Im Jahr gibt es in der tagesschau? Die Zahl ist nicht deckungsgleich? Was ziehen wir da für einen Schluss draus? Genau: Es arbeiten alle für die Tagesschau! Das ist ja einfach.
[EDIT: 2010-05-26 10:07]
@Lars
Wittgenstein hat einmal geschrieben: »Die Menschen, die immerfort ‘warum’ fragen, sind wie die Touristen, die im Bädeker lesend, vor einem Gebäude stehen und durch das Lesen der Entstehungsgeschichte etc. etc. daran gehindert werden, das Gebäude zu sehen.«
–
Ihr letzter Abschnitt ist pure Polemik und zeigt mir tatsächlich, dass Sie die Intention dieses Beitrages nicht verstanden haben. Setzen Sie sich selber daran und recherchieren im »tagesschau«-Archiv: Sofern ein sogenannter Prominenter und/oder Amtsträger irgendwie »verdächtigt« wird, erscheint diese Meldung.
[EDIT: 2010-05-26 10:17]
der Unterschied zu Kachelmann ist, dass alle anderen Fälle von Personen handeln, die entweder Ämter hielten oder in entscheidenden Positionen waren. Und da hat man auch nicht vor ARD-Kollegen halt gemacht.
Kachelmann ist nur engagiert gewesen und der Fall hat nichts mit seinem Handeln in seiner Firma zu tun. Es ist – abgesehen vom möglichen Opfer der Vergewaltigung – nur Klatsch und Tratsch.
Die Begründung von Gniffke ist natürlich so nur hingebogen und trifft so auch nicht auf die anderen Personen zu. Aber vlt. ist das der Unterschied im Stand und in der Position der Beschuldigten.
@cwc
Tatsächlich ein bedenkenswertes Argument, was die Relevanz des Themas Kachelmann angeht.
Obwohl die »tagesschau« ja auch typischen Klatsch-Themen nicht abgeneigt zu sein scheint, wie man an den Mißbrauchsvorwürfen gegen Michael Jackson sieht, über die ja auch berichtet wurde.
Was soll das ganze hier?
Ich habe mich schon zum Begin der ganzen Diskussion auf dem ARD-Blog gefragt, warum so viele Leute so versessen darauf sind die Tagesschau und deren Leute zu kritisieren.
Leider scheint auch dieser Beitrag wieder zu dieser Kategorie zu gehören. Herr Gniffke hat ein Kriterium für eine Berichterstattung genannt: Zitat: »Gniffke erklärt nonchalant eine Anklageerhebung als Kriterium für die Berichterstattung in den Nachrichtensendungen der ARD«.
Und dieses eine Kriterium zur Berichterstattung wird nun geprüft an allen möglichen, meiner Meinung nach meist absolut nicht vergleichbaren Fällen. Warum diese Fälle nicht vergleichbar sind wird selbst hier im zweitletzten Absatz deutlich aufgeführt und wurde, soweit ich mich erinnere auch von Herrn Gniffke in ähnlicher Weise begründet.
Ich weiß auch gar nicht warum Herr K. in diesem Zusammenhang als so wichtige Person der Zeitgeschichte hochstilisiert wird? Hier wird er ja sogar schon mit Michael Jackson gleich gesetzt!
Also mal ehrlich, wenn ich ihn auf der Straße treffen würde, ich würde ihn wahrscheinlich noch nicht mal erkennen, auch wenn ich die Tagesschau regelmäßig sehe. Von daher kann ich die Argumentation von Herrn Gniffke sehr gut nachvollziehen und bin auch der Meinung es gibt wesentlich wichtigere Themen für die Tagesschau.
@HaPe
Ich habe K. nicht mit Michael Jackson verglichen, sondern die Berichterstattung über vergleichbare Fälle. Mir fällt auch noch der Sipson-Mord ein – auch ein für eine deutsche NAchrichtensendung m. E. unwichtiges Thema, welches ausführlich ausgewälzt wurde. Dabei habe ich – das ist eigentlich deutlich – nicht die PErsonen miteinander verglichen, sondern die »Fälle«.
Wo finden Sie Gniffkes Kriterien in sich stimmig? Ist für Sie Kritik gleich Majestätsbeleidigung?
Wichtigere Themen für die »tagessschau« : Ja, die gibt es. Beispielsweise, dass Herr F. Trainer vom VfL Bochum wird? Oder ein »Spezial« für Ballacks Verletzung?
Tat bei Kachelmann ansich nicht relevant
Wie cwc schon anführte haben alle anderen aufgeführten Personen eine leitende Funktion und ihre Taten sind alle nur im Rahmen dieser Position möglich gewesen und haben teils Einfluss auf viele andere, Kursmanipulation, Untreue oder eben als Bischof sexueller Missbrauch.
Das was Kachelmann vorgeworfen wird ist eine quasi alltägliche Tat die so jederzeit passieren könnte, während Kachelmann natürlich eine mehr oder weniger relevante Persönlichkeit ist, ist die Tat, losgelöst von dem der sie begangen haben soll, für ein nationales Nachrichtenmagazin völlig unrelevant.
@Silen(e
Und auch wie soeben gesagt, dann wären Berichterstattungen über ähnliche Fälle aus den USA (oder auch Mixa) ebenfalls irrelevant.
Den Vergleich mit Michael Jackson habe ich auch Ihrem vorletzten Kommentar entnommen. Aber auch wenn Sie die »nur« die Berichterstattung vergleichbarer Fälle vergleichen, müssen Sie doch auch die Relevanz der betreffenden Personen vergleichen, oder etwa nicht? Somit vergleichen Sie Herrn K. direkt mit einem Bischoff der in Deutschland die kath. Kirche vertritt oder einem Geschäftsführer eines weltweit agierenden Konzerns. Und in Ihrer Antwort vergleichen Sie die Berichterstattung zu einem Vorwurf der Vergewaltigung mit der zu einem mehrfachen MORD im Umfeld eines Football Weltstars? Das eine ist zum jetzigen Zeitpunkt nur ein Vorwurf(eine Bewertung hierzu kann und will ich gar nicht vornehmen), das andere sind harte Fakten.
Das der Sport im allgemeinen viel Platz in der Tagesschau einnimmt, halte ich persönlich auch für suboptimal, aber im Gegensatz zu mir interessieren sich nun mal sehr viele Deutsche für die Bundesliga.
Kritik halte ich keinesfalls für Majestätsbeleidigung, ich frage mich nur warum in diesem Fall so spitzfindig versucht wird der Tagesschau bzw. deren Machern einen Fehler nachzuweisen?
Kachelmann
Geschichten in der öffentlichen Diskussion wie aktuell um Herrn Kachelmann werden immer wieder auftauchen. Ich denke, es gibt keinen Königsweg für den Umgang in der Berichterstattung. So, oder so: Egal wie die Sache ausgeht, Kachelmanns Image wird wohl nicht mehr zu retten sein. Der Vorwurf einer Steuerhinterziehung oder Schleichwerbung hätte ihm vermutlich nicht geschadet. Vergewaltigung, sexuelle Nötigung etc. wird das Publikum nicht verzeihen.
#16
Ich glaube auch nicht, dass es einen Königsweg gibt. Ich hätte es aber ehrlicher gefunden, wenn man gesagt hätte: Wir wollen hier einen Kollegen nicht »reinhauen«, bevor es mehr Detail sgibt. Aber sein verweisen auf das ARD-Boulevardmagazin »Brisant« ist ja auch ein bisschen heuchlerisch, oder?
#15 HaPe – Spitzfindigkeit
Was ist gegen Spitzfindigkeit einzuwenden? Und ist nicht Gniffes Argumenation auch reichlich spitzfindig? (Das gibt er durchaus zu.)
Ich vergleiche in der Tat die Berichterstattung über »Klatsch und Tratsch«-Ereignisse miteinander. O. J. Simpson interessiert mich rein gar nicht; sein »Football« ist eh nicht »unserer«. Auch das ist ein »buntes« Thema ohne jegliche Relevanz.
Im Kern gibt es drei Argumentationslinien, warum der Fall K. nicht in die »tagesschau« gehört:
1. Relevanz
2. Vorverurteilung
3. Formaljuristisch (keine Anklage erhoben)
Alle drei Gründe gelten in anderen, durchaus vergleichbaren Fällen merkwürdigerweise nicht. Wobei Punkt 1 m. E. das stärkste Argument ist,w enn man es so auslegt, wie es hier zwei Kommentatoren gemacht haben: K. hatte keine »Posten« inne und repräsentiert nicht irgendetwas – außer sich selber.
Pardon, aber es ist geradezu lächerlich zu insinuieren, man würde der »tagesschau« »bzw. deren Macher« einen Fehler nachweisen wollen. Das meinte ich mit Majestätsbeleidigung. Und: Sind die »Macher« von »heute« und »heute-journal« irgendwie unjournalistischer, bloß weil sie es gemeldet haben?
Also warum das ganze?
Wenn es der eigenen Profilierung dient halte ich diese Spitzfindigkeit wirklich nicht für angebracht. Ich habe leider keine Information hier gefunden ob Sie Ihre Beiträge als Jurnalistische Leistung sehen oder nicht, von einem Jurnalisten hätte ich allerdings weit mehr objektivität erwartet, Zitat »Und natürlich wird ein Dr. Gniffke niemals seine Zeit an eine Antwort eines notorisch fragenden Zuschauers verschwenden. Seine Arroganz ist die Arroganz des Gutsherren.«
Und um auf meine Eingangsfrage zurück zu kommen: Sie sind doch offensichtlich der gleichen Meinung mit Herrn Gniffke was die Berichterstattung über Herrn K. betrifft, auch wenn aus anderen Gründen. Dann verstehe ich Ihre Kritik nicht, eigentlich müssten Sie ihn doch loben?
Ist Ihre einzige Kritik also dass die Berichterstattung im Falle der anderen überhaupt statt gefunden hat? Das halte ich für einen Vergleich von Äpfel mit Birnen und widerspricht ihrem viertletztem Absatz. Wahrscheinlich werde ich jetzt auch schon Spitzfindig, scheint ansteckend zu sein.
Zitat: »Und: Sind die »Macher« von »heute« und »heute-journal« irgendwie unjournalistischer, bloß weil sie es gemeldet haben?«
Stellt sich eben die Frage was Sie eigentlich mit Ihrem Blog-Eintrag ausdrücken wollten. Für mich ist das etwas rein persönliches und gehört in eine Mail, aber nicht ins Netz.
@HaPe
Ich weiss nicht, ob Ihnen die Funktion von »Kritik« etwas sagt. Zum Beispiel Literaturkritik. Oder Medienkritik. Kritik an Journalismus. Beispielsweise. Gibt es übrigens immer und überall. »Kritik« an Politik gibt es auch in Berichten beispielsweise der »tagesthemen«. Oder in Magazinformaten.
Wie Sie auf den Gedanken kommen, dass ich der gleichen Meinung wie Herr Gniffke bin, weiss ich nicht. Nur weil ich die Möglichkeit erörtert habe, dass einiges dafür spricht, den Fall Kachelmann NICHT zu melden? Warum meldet man aber dann die anderen Fälle? Gniffke stellt ein formales Kriterium auf – und bricht es dauernd selber.
Das hat übrigens rein gar nichts mit »persönlichem« zu tun (ich kenne ja Herrn Gniffke gar nicht; als Mensch interessiert er mich doch gar nicht), sondern – in diesem Fall zum Beispiel: mit gründsätzlichen Erwägungen. Mails und/oder Briefe werden (das ist meine Erfahrung) wenn nicht ignoriert, so doch meist als lästig betrachtet. Ich habe einfach die Möglichkeit ergriffen, die Diskrepanzen in der »tagesschau«-Vorgehensweise aufzuschreiben.
Die Frage nach einem »warum« ist daher – mit Verlaub – lächerlich. Und ich muss nicht Koch sein um festzustellen, dass die Suppe versalzen ist. Diese Form des paternalistischen Verschweigens von Sachverhalten, die einem nicht passen, hatten ihre Zeit. Das ist längst vorbei. Glücklicherweise.
Herr Gniffke wird meinen Beitrag – seien Sie da sicher – »unbeschadet« überstehen. Die »tagesschau« meines Erachtens auf Dauer nicht. So löblich die EInrichtung des »tagesschau«-Blogs ist – so fatal ist das Ignorieren der kritischen Stimmen. Da ist man dann eher doch beleidigt. Aber auch das ist deren gutes Recht.
@HaPe
Soweit ich es weiß, ist der Hausherr kein Journalist. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das ein positiver Umstand. Was mich an den meisten journalistischen Leistungen stört, ist die vorgegaukelte Objektivität, denn objektiv ist natürlich niemand. So ist es mir lieber, wenn mir die Meinung eines Autors (in einem Blog-Beitrag oder Artikel) offen gegenüber tritt, solange jedenfalls, wie wesentliche Fakten nicht der Meinung des Autors geopfert werden. Ich finde hier also alles richtig.
Das hier ist ein Blog. Es nennt sich »Begleitschreiben«. Das ist eine wunderbare Namensgebung, bringt sie doch alles auf einen Punkt, wenn man sich fragt, was man hier erwarten darf: Den literarischen Schwerpunkt und manchmal sonstig relevantes und irrelevantes, die Gesellschaft betreffendes. Nebenbei. Ohne nebensächlich zu sein. Begleitend eben.
Lesen Sie nochmal, es steht nämlich da. Man kann sich (vielleicht) trefflich darüber streiten, inwieweit es Herrn Keuschnig gelungen ist, seine These zu untermauern (Das ist es ihm, meiner Meinung nach), aber die These selbst ist mir nicht entgangen.
Hier schwingt unterschwellig die Haltung mit, es dürfe nicht jedermann öffentlich die Tagesschau oder Herrn Gniffke kritisieren. Jedenfalls nicht im Netz. Das ist natürlich Unfug.
Auch wenn Hamburger Richter fleißig daran sägen, ist genau das der Gehalt der Meinungsfreiheit: Jeder, ja wirklich jeder, darf das. Die Meinungsfreiheit ist nicht an irgendeinen Ort gebunden, an kein Medium, an keine berufliche oder sonstige Qualifikation, oder daran, ob die Meinung richtig ist oder relevant, sondern einzig an die Tatsache, daß man Mensch ist. Das reicht vollkommen aus.
Wie schon unlängst das Verfassungsgericht schrieb:
Also Herr Keuschnig: Weitermachen! ;-)
@Gregor Keuschnig
Warum nun aber dieser Beitrag nicht auf Ihrer Hauptseite gelistet ist, müssen Sie mir mal bei Gelegenheit erklären...
Schwer zu sagen. Ich fand den Gastbeitrag über die »Weltfremdheit« einfach schöner...
–
Was Sie zu HaPe gesagt haben, finde ich richtig, wobei ich glaube, seine Intention war nicht »zensorischer« Natur. Die »tagesschau« gilt immer (noch) als Bollwerk der objektiven Berichterstattung (was ich übrigens weitgehend unterschreiben würde). Wenn man meinen Text zu Ende liest, wird man auf den Link zu meiner Besprechung über das sehr bösartige von-Rossum-Buch geführt – was zeigen soll, dass mir durchaus was an der »tagesschau« et. al. liegt.
Übrigens vermuten Sie richtig. Ich war und bin kein Journalist.
Praktischer wäre es alle Beiträge auf die erste Seite zu stellen (ich bin kein allzu großer feed-Nutzer, und ab und an ist mir schon etwas entgangen). Aber ich kann Deine Einwände nachvollziehen.
Ich will Ihnen gar nicht in Ihre Gewichtung und Wertung hineinreden, aber Sie brechen mit einem wichtigen Grundsatz: Jeder Beitrag eines Blogs kommt in umgekehrt chronologischer Reihenfolge auf die Hauptseite. Einzige Ausnahmen sind a) Impressum und AGB sowie b) wie bei Ihnen ein eventuelles (Sach- und Personen-) Register.
Wenn man kein E‑Mail-Abonnent ist (oder man den RSS-Feed nicht abonniert), dann kann man diesen Beitrag nur finden, wenn man die jeweiligen Kategorien nach aktuellem durchwühlt, was mit dieser Intention natürlich kaum einer macht.
Ich finde dieses Versteckspiel nicht gut. Und auch unangebracht. Sie sollten das ändern, wenn Sie mir diese Deutlichkeit gestatten wollen.
Die Deutlichkeit sei Ihnen natürlich gestattet.
Als twoday-User kann man diesen Blog abonnieren und bekommt – wenn man es möchte – eine Mail. Und es gibt die Feeds. Dann habe ich auch noch auf Twitter diesen Beitrag verlinkt. Ich glaube, das genügt. Mehr als ein Dutzend regelmässiger Leser habe ich nicht. Insofern reicht das. Jetzt kommt die Bildblog-Verlinkung dazu. Mehr Öffentlichkeit geht ja kaum noch für einen derart unwichtigen Blog.
Ich kenne durchaus Blogs, die Beiträge sozusagen »verstecken« in ihren jeweiligen Rubriken. Sie haben natürlich recht, dass es für einen zufälligen Besucher nicht erkennbar ist.
Und noch einmal: Ich wollte den Gastbeitrag, der sehr unverhofft kam und den ich für sehr schön halte, nicht sofort wieder ins zweite Glied stellen.
PS: Die PT-Medienticker-Verlinkung gab es ja auch noch.
Aus der Sicht eines beinahe ehemaligen twoday-Users
Lieber Herr Keuschnig,
tagtäglich außer Sonntag bekomme ich zwischen 50 und 200 E‑Mails. In vielen Fällen schaue ich dann nur kurz auf den Betreff und halte für mich dann beispielsweise fest, daß sich auf Ihrem Blog wieder etwas getan hat. Mehr läßt sich aus dem Betreff (»[twoday.net] begleitschreiben.twoday.net«) nicht ableiten.
Irgendwann, wenn ich dann die Zeit finde, also Minuten bis Tage später, gehe ich auf Ihre Hauptseite und lese, was ich an neuem finden kann. Wenn mich das Thema interessiert oder die Aufbereitung mir gelungen erscheint, dann bis zu Ende und einschließlich aller Kommentare.
Sie wollen mir jetzt also erzählen, daß auf diese Weise ein Großteil Ihres Blogs mir entgangen ist? Obwohl ich meine Bringschuld geleistet habe? Weil mir Verlinkungen auf Ihr Blog an anderer Stelle entgangen sind? Oder weil ich nicht auch noch den RSS-Feed abonniert habe?
Ich verstehe Ihr Dilemma durchaus, nicht, daß Sie mich für tumb halten.
Aber entweder müssen Sie da durch. Oder an der eingestellten Veröffentlichungszeit bzw. dem Datum Ihres Beitrages etwas drehen, so daß er ins zweite Glied rückt. Kann man das hier nicht? Ich vermeine nämlich, mich zu erinnern, daß das möglich sei.
Naja, es ist bei mir nicht die Regel, dass Beiträge nicht auf der Startseite erscheinen. Ich finde das auch nicht schlimm; eine Zeitung bringt auch nicht jedes Thema auf die Titelseite.
Schau’mer mal.
Zeitverschwendung!
Hat Gregor Keuschnig einen Intimus? Ist Verdachtsberichterstattung und seine implikationen bekannt? Hat das Amt und der Vorwurf etwas mit einander zu tun? Mus ich mir diese Fragen stellen?
Zeitverschwendung!
Folgendermaßen stelle ich mir das vor
Die Redaktion der Tagesthemen/-schau überlegt sich, ob sie was zu K. bringen wollen, sollen oder müssen, und einigen sich auf ‘müssen nicht, und wollen auch nicht’.
Inwieweit die Gründe reflektiert werden – ich denke nur zum Teil. Auf Nachfrage werden dann 1–2 Punkte benannt (Verfahren eröffnet), aber nicht das ganze Wust einflußnehmender Faktoren offengelegt.
Im Fall Mohren z.B. ging es um berufliche Verfehlungen, soweit ich weiß, die den Zuschauer natürlich etwas angehen. Das gehört aufgedeckt.
Verbrechen mit Bereicherung in Millionenhöhe gehören m.E. auch in die Nachrichten (Zumwinkel) – zugegeben muß die Villa nicht ins Bild.
Ein Bischof, dessen Organisation in Afrika und an anderen AIDS-Schwerpunkten allen Ernstes Kondome verteufelt, und Abstinenz predigt, wissend, dass das nicht funktioniert, und damit Millionen in den Tod treibt, diese Scheinheilige Organisation gehört tatsächlich am Nasenring durch die Manege geführt. Die sind ja selbst nicht zu Abstinenz fähig, diese scheinheiligen Gesellen, nichtmals gegen Schutzbefohlene, Minderjährige.
Die Kriterien, die man in Betracht ziehen kann, sind ein bunter Garten, und es gibt nicht ein Kardinalkriterium ‘Strafverfahren’, denke ich, sondern viele Aspekte spielen eine Rolle, und über viele kann man auch unterschiedlicher Meinung sein.
In der O.J. Simpson-Kausa war ich auch verwundert, was mich das angeht – ich kannte den Namen vorher nicht, und kenne auch sonst keinen aus der Liga, aber in den USA hat er wohl so viel Staub aufgewirbelt, dass ein komplettes Verschweigen bei uns auch seltsam gewesen wäre.
Insgesamt finde ich es angemessen und tolerierbar, dass die ARD ein wenig Loyalität mit K. zeigt. Hätte er dagegen Wettersatelitten manipuliert, das würde veröffentlicht gehören.
Ja, ich finde es auch tolerierbar, dass die Redaktion zu K. eine gewisse Loyalität empfindet. Aber dann soll man das bitte so kommunizieren und nicht in insgesamt drei Blogeinträgen irgendwelche Konstruktionen entwerfen, gegen die man selber verstösst.
Auch die von Ihnen aufgeführten Gründe, über die anderen Fälle zu berichten, sind für mich allesamt nachvollziehbar. Im Fall des UNICEF-Geschäftsführers, der dann schnell seinen Hut nahm, ging man allerdings sehr weit und ich weiss nicht mehr, wie breit man dann davon berichtet hat, dass die Ermittlungen gegen ihn eingestellt wurden.
Entmündigung
Ich weiß, das war hier eigentlich nicht die Frage, aber trotzdem: Was ist denn mit Kachelmann, dem aggressiv Entmündigten, dessen Perspektive überall de facto ganz ausgeblendet bleibt?
Ich sehe hier ein Opfer-Verhältnis, selbst wenn es um irgends rechtfertigende „Fakten“ schon ginge. (Machen wir uns nichts vor: Die Hubschrauberperspektive »live« auf das flüchtige Täterauto, DAS ist, was der gemeine (im doppelten Wortsinne) Zuschauer will.) Dabei befinden wir uns bei »unserem« braven Kachelmann ja noch weit davor! Und sämtliche Medien arbeiten daran mit, mit der ja immer auch etwas dummen Gewissheit ihrer eingeforderten (und so oft eher lügnerischen, immer aber – mit dem Sensations- also wirtschaftlichen Interesse – zumindest zweideutigen) Rechte.
Allein, dass da gar nicht mehr gefragt wird, lässt mich an Verhältnisse von Rechtlosigkeit denken, vom „Vogelfreien“ in der Gesellschaft im Sinne Giorgio Agambens. Da heute Medien weitgehend die Realitäten schaffen, die sie angeblich abbilden, dürfte man da überhaupt aufhören nach den Grundsätzlichkeiten ihrer Rechte dazu zu fragen? Und wären, auch wenn es lästig ist und das träge, blutrünstige Publikum da kaum Verständnis aufbringen wird, die Fragen nicht sehr hoch anzusiedeln?
Stattdessen sind es mal wieder „die Gewalt der Produktionsgewissheiten“ (Rainald Goetz), die alles bestimmen. Und dass die Öffentlichkeit eine dumme, eine aufgestachelte, zuletzt kriegerische ist, hat eben damit zu tun, dass man den „mündigen“ Mediennutzer beschört – der meistenfalls tatsächlich aber nur ein kurzgehaltener Konsument sein wird.
Insofern sind Genauigkeit des dauernden, kritischen Fragens da vielleicht viel wichtiger, als wir hirnlosen Knöpfchendrücker uns das klar machen. Die Entmündigten wären nämlich letztens wir selbst.
Im Gegensatz zu Helene Hegemanns Heldin kenne ich Agamben nicht so genau (das war ein Scherz, aber ich kenne das wirklich nicht). Insofern mutmaße ich, was mit den »Vogelfreien« gemeint sein könnte – und es leuchtet eigentlich sofort ein: Fußballer, Filmstars, Königshausbewohner und andere Prominente sind Ersatzhelden. Sie haben den Soldaten des 19. und Anfang 20. Jahrhunderts Platz gemacht (man denke an Zuckmayers Hauptmann von Köpenick und dieser Respekt vor den Offizieren). Heute werden die Promis angebetet.
Der Preis, den sie zu zahlen haben, ist hoch: Einerseits sind sie nur bei dauerhaftem Aufmerksamkeitspegel interessant. Andererseits interessieren sie sofort alle als »Gesamtkunstwerk«, d. h. neben dem fachlichen Handeln ist auch das Private immer von Interesse. (Daher schon oben mein Beispiel mit dieser 19jährigen Sängerin lena, die sich da konsequent verweigert). Einerseits wollen bzw. brauchen sie mediale Aufmerksamkeit, andererseits wird sie zum Fluch. irgendwann werden sie sozusagen »entzaubert« (oder entzaubern sich selber).
Dabei ist es ein Irrtum zu glauben, man könne die Medien für sich instrumentalisieren und bei Bedarf abstellen wie einen Lichtschalter (wie das bspw. Lady Diana versucht hat – teilweise meisterlich die Presse gegen ihren grossohrigen Mann mobilisiert, eine auf »Charity« gemacht und andererseits dann ihr Privatleben geschützt haben wollte).
Das rechtfertigt keine Hetzjagd der Presse – es erklärt nur, warum der Zuschauer dem willig folgt. Dass er dadurch »entmündigt« wird – naja, das kann sein, weil ihm je nach Bedarf immer nur eine Seite gezeigt wird, und die andere dann immer – auch nach Bedarf – unterdrückt bleibt.
Will aber auch sagen: Es ist eine grosse Portion Scheinheiligkeit bei jeder Gelegenheit sein Gesicht in die Kameras zu halten, immer auf alle Fragen eine Antwort zu geben, als Werbemensch zu agieren – und dann plötzlich mit seiner Privatsphäre zu argumentieren (ich glaube, Kachelmann macht das eher nicht). Der Konsument glaubt ein Recht auf umfassende Kenntnisse »seines« Lieblings zu haben. Er nimmt die Überschreitung der Grenzen zum Intimen nicht mehr wahr. Der Betroffene auf einmal doch und kann die Pandora nicht mehr in die Büchse bringen.
Kurz: Promis sind Ersatzkrieger (im fast wörtlichen Sinne). Sie verdienen dabei viel Ruhm und/oder Geld. Aber sie werden u. U. »vogelfrei«. Jeder weiss um diese Risiken. Und es gibt genug Promis, die sich abschotten und das durchhalten.
die breite masse zählt
Gniffke kann getreu dem alten Motto »Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern« in seinem moderierten Forum argumentieren, so wie es von Fall zu Fall passt. Die meisten Leute vergessen doch sofort was gestern/letzte Woche in den Nachrichten war, was man bei dem medialen Gezeter, welches wg. jedem Scheißdreck veranstaltet wird, auch verstehen kann.
Jeden Tag ist es »Horror-«, »Wahnsinns-« oder »Schreckens-« dies-und-das, heute Ballack und Ölpest, gestern Mixxxa & Tauss, Horror-Winter....
Wir sind in den letzten Wochen/Monaten/Jahren mit so viel Mist überschüttet worden, dass es (auch mir) schwerfällt BSE, Tsunami, Horror-Winter, furchtbare Sommer, Schweinegrippe, Vogelpest, etc... in Gedanken noch chronologisch zu ordnen. Jede Woche wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben und die Top-Meldung von davor verschwindet sang- und klanglos.
Die Hoffnung, dass sich daran etwas ändert, weil diese Zustände ein paar Leuten wie uns unangenehm auffallen, schwindet bei mir leider immer mehr, irgendwie fehlen mir die ermutigenden Lichtblicke. Klar freue ich mich über jeden Beitrag von Leuten, die es ähnlich sehen, allerdings befürchte ich, dass der »impact« von ‘uns’ zu klein ist, im Großen&Ganzen sehe ich wenig Mutmachendes. bildblog.de z.B. ist toll, aber auch viel zu wenigen bekannt (im Vergleich zur BILD), außerdem gelten die Bild und Boulevard-Gesetze leider so gut wie überall (s.o.)!
Interessanter
... als den konkreten Fall finde ich eigentlich die generelle Problematik, die sich dahinter verbirgt: Ist eine Berichterstattung allein schon deshalb objektiv, weil sie frei von Parteinahme ist? Oder spielt in diesem Zusammenhang nicht auch schon die reine Themenauswahl eine gewichtige Rolle?
Ich tendiere zu letzterer These. Natürlich können auf Kürze angelegte Formate wie die TV-Nachrichtensendungen nicht jedes irgendwie spannende oder folgenschwangere Ereignis aufgreifen. Aber es ist doch bezeichnend, dass bestimmte Kontexte einen sicheren Platz in den Schlagzeilen haben, während andere ein Schattendasein führen. Ganz offensichtlich wird das bei der Berichterstattung über Krisenherde und Konflikte. Man hat da wirklich den Eindruck, dass die Welt hinter dem Mittelmeer und Afghanistan aufhört (wobei Afghanistan auch nur wegen der westlichen Konfliktbeteiligung auf der Tagesordnung steht).
Das hier angesprochene Kriterium der Relevanz scheint mir kaum greifbar zu sein. Wer soll bestimmen, was für den deutschen Durchschnittsbürger von Belang ist? Müssen wir uns für einen Bürgerkrieg in Afrika interessieren? Vorderhand wohl nicht, aber was ist, wenn sich Flüchtlingsströme aus dem Krisengebiet in Richtung EU aufmachen?
Die Lösung dieses Auswahlproblems liegt wohl in den noch zu ergründenden Möglichkeiten des Internets. Derzeit ist es technisch nicht möglich, die virtuelle Informationsflut wirklich so zu überblicken, dass man sich als mündiger Medienkonsument quasi seine eigene Tagesschau zusammenstellen kann. Andererseits fehlt es uns auch noch in ganz dramatischer Weise an der entsprechenden Filterungskompetenz. Das Internet spiegelt doch in gewisser Weise die Vermittlungsstrukturen der klassischen Medien. Nur dass die Multiplikatoren dort nicht Gniffke, sondern zum Beispiel Niggemeier heißen.
So wie die Leute nach der Gutenberg-Revolution erst mal lesen lernen mussten, um von der Innovation zu profitieren, müssen wir nach der Berners-Lee-Revolution wohl erst unsere alte Autoritätenhörigkeit überwinden, um irgendwann einmal wirklich selbst bestimmen zu können, was wir lesen, sehen und hören.
Zwei Thesen dazu: 1. Es gibt keine objektive Berichterstattung; es ist immer nur eine Annäherung. Und 2. Es wird gerade in diesen Nachrichtensendungen zu viel mit Symbolnachrichten und ‑bildern und zu wenig mit reinen Fakten operiert.
Was ist in einer deutschen Nachrichtensendung von Belang? Zunächst einmal die innenpolitischen Themen. Dann EU. Dann die weltpolitischen Implikationen, sofern sie Bedeutung für D / EU haben. Trainerwechsel bei Fußballmannschaften, banale Vor-Sportberichterstattung (insbesondere beim ZDF, wenn die in der Woche einen Boxkampf haben), Leute, die gefragt werden, wie ihnen das Wetter gefällt oder die im Englischen Garten sitzen – all dies ist Unsinn und gehört da nicht hinein.
Auch wenn der Politiker zusammentreffen und nichtssagende Erklärungen abgeben – all diese Bilder von einfahrenden Autos kann man sich sparen. Stattdessen: X traf Y – man sagte A, B und C. Basta.
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Mitte der 70er Jahre wurde für ein paar Jahre Kurzwellenhörer. Durch den Kalten Krieg gab es etliche Kurzwellensender, die ein deutschsprachiges Programm ausstrahlten. Sehr viele dieser Sendungen (speziell aus Osteuropa) waren indoktriniert. Hörte man mehr davon und dann auch BBC und Voice of America (in englisch), ergab sich automatisch ein Bild, wenn auch ein verwirrendes mit Widersprüchen, die man irgendwann später aufgelöst bekam. Man lernte »zwischen den Zeilen« zu hören, usw. All dies ist abhanden gekommen, weil die heutige Vielfalt an Radio- und Fernsehprogrammen nur simuliert ist. Man stützt sich weitgehend auf die gleichen Quellen. Und hier beginnt dann das Internet heute interessant zu werden. Da stimme ich Ihnen zu. Und es ist noch verdammt viel Entdeckungsarbeit zu leisten. Und die Gefahr besteht – wie Sie schreiben – dass der eine Multiplikator durch den anderen, eine Instanz durch eine andere einfach nur ersetzt wird. Die Zeit, in der man einen Journalisten 100% vertraute sind wohl ein für allemal vorbei. Für denjenigen, der sich schon länger kritisch informiert hat, schon sehr lange.
Zu Ihrer 1. These:
Zustimmung. Eine objektive Berichterstattung ist nicht möglich, weil es auch keine objektive Wahrnehmung gibt. Aber das ist vielleicht zu philosophisch. Trotz redlichsten Bemühens weist jede publizistische Leistung einen gewissen Grad an Subjektivität auf, und sei es nur in der Wortwahl oder auch nur in dem Umstand, dass man über einen Vorfall überhaupt ein paar Worte verliert.
Gerade deshalb sind nachvollziehbare und gut begründete Auswahl-Standards für das Ringen um Objektivität so wichtig: Wenn eine Nachrichtenredaktion allgemein-generell festlegt, welche Ereignisse sie verwertet und welche nicht, so kann nur dieses Grundgesetz, nicht aber der einzelne Vollzugsakt (sofern er dem Grundgesetz entspricht) kritisiert werden. (Was seine Gestaltung betrifft, so kann an ihm natürlich schon noch etwas bemängelt werden, sein Aufscheinen in dem betreffenden Nachrichtenformat wäre dann aber jenseits der Anfechtbarkeit.)
Mit Ihrer Relevanz-Hierarchie befinden Sie sich zweifellos auf dem richtigen Weg. Allerdings müsste es meines Erachtens zu Ihren Kategorien noch ein (dazu quasi quer liegendes) Bedeutungskriterium geben. Es ist nicht notwendig, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit nur auf den Publicity-Effekt abzielende Äußerungen eines Hinterbänklers oder Fraktionsvorsitzenden in den Nachrichten kolportiert werden. Da sind Berichte über Naturkatastrophen oder Bürgerkriege in fernen Ländern wichtiger, weil diese Ereignisse unter Umständen für den Durchschnittsbürger spürbare Folgen zeitigen können (Flüchtlingsströme, oder wenn das betroffene Land über Bodenschätze verfügt: Preissteigerungen bei den gegenständlichen Bodenschätzen etc.)
Allerdings befürchte ich, dass in den klassischen Medien und auch im Internet alles beim Alten bleiben wird. Warum? Weil der typische Nachrichtenkonsument nicht auf objektive Information, sondern auf die Festigung seines Weltbildes Wert legt. Das sieht man auch trefflich an den Alpha-Blogs: Dort werden abweichende Meinungen in der Regel nicht inhaltlich diskutiert, sondern man (der Blogbetreiber oder seine Jünger) unterstellt den Dissidenten eine obskure, jedenfalls nicht salonfähige Gesinnung oder man schießt gleich aus dem Ad-hominem-Geschütz. Leider wird mit dem Internet nicht automatisch alles besser. Wir müssen hierzu schon auch noch unseren persönlichen Beitrag leisten.
D’accord in allen Punkten. Tatsächlich neigt ja auch das Internet (und Blogs) dazu, nur diejenigen anzuziehen, die der Meinung der »Community« sind. Die Meinungsvielfalt bleibt dabei auf der Strecke; wird bestenfalls toleriert, meist jedoch von Adepten weggebissen. (Die »Großen« verfahren ja ähnlich; mein Trackback auf dem tagesschau-Blog wurde nicht gesetzt [wie man an den Backlinks unterhalb dieses Beitrages sehen kann] – für den öffentlichen-rechtlichen Meinungsmacher gilt ein solcher Beitrag als Beleidigung; hinzu kommt, dass er von einem »Nobody« geschrieben wurde.)
Gerade den Versuch, wenigstens teilweise objektiv zu sein, sehe ich auch in der »tagesschau« und »tagesthemen« immer mehr auf dem Rückzug. Heute war bspw. zum Tauss-Prozess ein Bild von Tauss, welches ihn mit verzerrtem Gesicht zeigte. Es gibt bestimmt tausende Bilder von Tauss – warum nimmt man ausgerechnet eines, welches ihn negativ darstellt? Der Sachverhalt selber wurde m. E. korrekt wiedergegeben – aber eben das Bild. So wird der an sich objektiven Meldung eine subjektive Note gegeben (ähnlich bei Mixa, der immer mit einem Bild gezeigt wird, in dem er nach oben schaut; so, als flehe er Beistand an). Man mag zu den Personen stehen, wie man will – ich halte diese Form der subtilen Einflussnahme für problematisch.