Neu­gier

Kei­ne Hy­bris, nur Neu­gier. Ei­ne Neu­gier, der Jah­res­zeit ent­spre­chend:

Wel­cher der 65 Bei­trä­ge die­ser Web­sei­te war im Jahr 2013 am schön­sten, an­re­gend­sten (wenn es so et­was über­haupt gibt), viel­leicht auch nur am schreck­lich­sten? Was hat be­son­ders ge­fal­len – was über­haupt nicht? Und: Braucht’s das hier über­haupt?

Und viel­leicht gibt es ei­ne Be­grün­dung?

16 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ei­nen der Bei­trä­ge über an­de­re stel­len kann ich nicht, da ich nur ab und zu vor­bei­kom­me. Ge­ra­de erst den Bei­trag vom 10.11. ge­le­sen und der mag der Be­we­gend­ste sein. »Je­der Mensch ist ein Ro­man« ... Ich ken­ne sie auch, die­se Män­ner­ge­ne­ra­ti­on. Am 2. Weih­nachts­tag noch al­te Ge­schich­ten ge­hört da­zu. Die­se un­ge­lieb­ten Kin­der, ver­dammt zu Fleiß, An­stand, Ge­fühls­re­duk­ti­on, hin­aus­ge­prü­gelt ins Le­ben. Und Ihr Va­ter hat nie et­was in der Hand be­hal­ten kön­nen. Völ­lig un­ge­si­cher­tes Da­sein seit dem 20. Le­bens­jahr, im­mer an­ge­wie­sen auf sich selbst, auf den Er­trag des Ta­ges, der Wo­che. Schon der Be­ruf war ja ei­ne Art kal­ku­lier­tes Glücks­spiel. Wer woll­te es da nicht mit Spie­len ver­su­chen? Das Glück be­fra­gen, ob nicht ir­gend­wann noch was Bes­se­res kä­me, was man sich nicht hart er­ar­bei­ten müss­te? Im­mer nur die­ses War­ten auf das Ge­schenk des Him­mels. Dann viel­leicht die glück­lich­ste Zeit: Wirt­schafts­wun­der En­de der 50er Jah­re plus neue Lie­be und ein neu­es Kind. Es geht auf­wärts! Vor­über­ge­hend.
    Na­tür­lich ist das »Be­gleit­schrei­ben« ei­ne un­ent­behr­li­che Stim­me. Es ist ei­ner die­ser ra­ren Schreib­or­te im Netz, die frei sind von Gel­tungs­sucht und auf­ge­setz­ter Vor­nehm­tue­rei, frei von die­sem Vor­dräng­ler­tum, von be­leh­ren­den Geist­rei­che­lei­en. Statt­des­sen ei­ne Art von Gründ­lich­keit und strik­ter Ori­en­tie­rung am In­halt­li­chen, die ei­nem in den Kauf­me­di­en nie­mand mehr bie­ten darf, weil sie »zu an­spruchs­voll für un­se­re Le­ser« wä­re. »Braucht’s das hier über­haupt?« cha­rak­te­ri­siert Sie ganz gut. Und die Ant­wort ist ge­ra­de des­halb ja. Le­ser­zah­len sind kein Kri­te­ri­um. Die Be­schäf­ti­gung mit Li­te­ra­tur, die sich nicht flach, glatt und schnell wie die Au­to­bahn liest, fin­det im­mer auf dem Au­ßen­po­sten statt. Das ist kei­ne schlech­te Per­spek­ti­ve ...

  2. Mehr­fach ge­le­sen: Grin­del­wald. Groß­ar­tig. Be­rüh­rend, er­schüt­ternd, gut ge­schrie­ben in kla­rer, schnör­kel­lo­ser Spra­che und ganz oh­ne Wer­tung, oh­ne Ver­ur­tei­lung.
    Sehr gut: al­le Re­zen­sio­nen. Sie le­sen gründ­lich, schrei­ben aus­führ­lich und be­le­gen Ih­re Äu­ße­run­gen. Man­ches Buch möch­te man nach dem Le­sen Ih­rer Re­zen­si­on un­be­dingt ha­ben. Be­son­ders gut hat mir die Be­spre­chung zu den Ge­dich­ten von Ki­to Lo­renc ge­fal­len – das Buch ist ein Klein­od, oh­ne Ih­ren Bei­trag da­zu hät­te ich das wohl nicht her­aus­ge­fun­den.
    Auch gern ge­le­sen ha­be ich den Bei­trag von Leo­pold Fe­der­mair »Die Rei­se zu Ozus Grab«, das sehr in­ter­es­san­te Ge­spräch mit Emi­ne Sev­gi Öz­da­mar.
    »Braucht es das?« – Un­be­dingt. Ich stim­me Herrn Fritz voll­kom­men zu.

  3. Ich ha­be – fast – al­le Bei­trä­ge bis ans En­de ge­le­sen.
    Aus In­ter­es­se, mit Be­gei­ste­rung.
    »Grin­del­wald« – ist der Bei­trag, der jetzt noch prä­sent ist und es blei­ben wird.
    Dan­ke für al­le Bei­trä­ge.
    Freue mich auf je­ne, die 2014 fol­gen wer­den.
    Mi­le­na Find­eis

  4. Ich fin­de Ran­kings bei nicht ein­deu­tig mess­ba­ren Ma­te­ri­en prin­zi­pi­ell un­nö­tig, kann mich aber gleich­zei­tig der Fas­zi­na­ti­on von Li­sten nicht er­weh­ren. Sprich: Ich wür­de kei­ne er­stel­len, aber wenn je­mand an­de­res die er­stellt, muss ich sie mir an­se­hen. Und wenn ich schon ein­mal hier bin, kann ich ja auch ver­su­chen, et­was bei­zu­tra­gen. ;)

    Ei­ne der Vor­zü­ge der hier zu le­sen­den Tex­te ist ih­re Kon­stanz. Ein kon­stant ho­hes Ni­veau, ge­ra­de bei den Re­zen­sio­nen, die ein ge­nau­es, in­ten­si­ves Le­sen be­le­gen. Das macht es na­tur­ge­mäß schwer, ei­nen Text her­aus­zu­he­ben.
    Trotz­dem aber schlie­ße ich mich hier ganz den bis­he­ri­gen Stimm­mel­dun­gen an: Grin­del­wald hat mich ge­packt wie kein an­de­rer Text, den ich in die­sem Jahr hier ge­le­sen ha­be. Ein be­rüh­ren­des, fein ge­zeich­ne­tes Por­trait, ein­fach groß­ar­tig.

  5. Ich bin erst spät im Jahr auf die­se Sei­te ge­ra­ten und war so­fort sehr an­ge­tan von der Ernst­haf­tig­keit und Ge­nau­ig­keit mit der hier über Tex­te ge­schrie­ben wird – un­ter völ­li­ger Ver­mei­dung von Ef­fekt­ha­sche­rei. Schö­nen Dank da­für!
    Und: Ja. Grin­del­wald. (Ein biss­chen ha­be ich ja auch ge­stö­bert) – ob­wohl ich jetzt ge­ra­de ein biss­chen im Zwei­fel bin, ob ich nicht doch die­se irr­sin­nig ko­mi­schen »Ni­co­le Zep­ter-Kom­men­ta­re« wäh­len soll­te ...

  6. Dan­ke bis hier­her.

    Viel­leicht kommt noch mehr?!

    @Jutta Rei­chelt: Un­be­dingt, die »Liebe-Nicole-Zepter«-Kommentare. Ko­misch. Und ir­gend­wie er­schüt­ternd. Bei­des zu­gleich.

    Zu »Grin­del­wald« wird es bald ei­ne klei­ne Über­ra­schung ge­ben.

  7. Sehr ge­ehr­ter Herr Struck,
    Ihr »Be­gleit­schrei­ben« zu le­sen ist je­des Mal ein Ver­gnü­gen. Ih­re Re­zen­sio­nen sind tief­grün­dig und sorg­fäl­tig, wie es an­ders­wo so nicht zu fin­den ist. Oft be­reits ha­ben Sie mir neue Le­se­stof­fe er­schlos­sen. Als Hand­ke-Be­gei­ster­ter hat mich Ih­re Be­spre­chung des neue­sten Bu­ches »Ver­such über den Pilz­nar­ren« sehr an­ge­spro­chen – auch al­le frü­he­ren Hand­ke-Be­spre­chun­gen ha­be ich mit gro­ßem Ge­winn ge­le­sen.

    In die­sem Jahr gab es zwei an­de­re »Ar­ti­kel«, die mir gut ge­fie­len: So ha­ben Sie mir Dra­gan Al­ek­sic na­he ge­bracht; auch Bo­tho Strauß’ »Licht des To­ren« ha­ben Sie lu­zi­de be­spro­chen.

    Am Schön­sten war es für mich je­doch, als Sie 2011 den Band »Zu­sam­men­kunft« – Ein Er­zähl­ge­flecht des Au­tors Wal­le Say­er vor­stell­ten: Ih­re Be­spre­chung mach­te mich so neu­gie­rig, dass ich das Buch prompt be­stellt ha­be, dann nach der Lek­tü­re den Au­tor an­ge­schrie­ben ha­be. Wir ha­ben ein hal­bes Jahr lang kor­re­spon­diert, uns dann ken­nen ge­lernt, sind heu­te be­freun­det! Dan­ke da­für, dass Sie ei­nen im­mer wie­der auf­merk­sam ma­chen auf Li­te­ra­tur jen­seits des Main­streams!!!

    Al­les Gu­te wei­ter­hin!

  8. Er­gän­zend zum bis­her Ge­schrie­be­nen: Die Band­brei­te der Tex­te (Po­li­tik bis Li­te­ra­tur), de­ren Re­gel­mä­ßig­keit bei gleich­blei­bend ho­her Qua­li­tät ist be­acht­lich; die Ent­wick­lung hin zu (mitt­ler­wei­le) meh­re­ren Gast­au­toren be­wirkt ei­ne wei­te­re Ver­brei­te­rung, das ge­fällt mir gut (es ist kei­nes­wegs »nur« se­kun­dä­res zu fin­den).

    Ich wür­de ei­ne rei­ne »Be­spre­chungs­sei­te« we­ni­ger re­gel­mä­ßig be­su­chen, da­her ist mir die Mi­schung aus Be­spre­chun­gen, Kom­men­ta­ren, Es­says, usf. wich­tig.

    Was an­ge­nehm auf­fällt, ist, dass (falls vor­han­den) kein Sy­stem ins Au­ge sticht, nach dem ge­ar­bei­tet wird; das Her­vor­ste­chen­de an den Be­spre­chun­gen ist, dass sie den Au­tor bzw. das Werk spre­chen las­sen und dass nicht ver­sucht wird aus der Be­spre­chung wie­der­um Li­te­ra­tur zu ma­chen (was meist schief geht).

    Braucht’s das hier über­haupt? Brau­chen, brau­chen, das ist bei­na­he öko­no­misch ge­fragt und ich ver­mu­te, dass der Haupt­im­puls doch aus ei­nem an­de­ren Be­zirk kommt (ein »Ja« könn­te man glatt als Krän­kung auf­fas­sen; und ein »Nein« auch — schwie­rig!).

  9. Wahr­lich schö­ne Kom­men­ta­re. Dank für die Ge­schich­te mit und über Wal­le Say­er.

    @metepsilonema: Brau­chen, brau­chen, das ist bei­na­he öko­no­misch ge­fragt – Ja, der Ein­wand stimmt; auch der Schluss – Kränkung/schwierig – trifft. Ein biss­chen woll­te ich auch die ver­meint­lich Schla­fen­den zu ei­nem Le­bens­zei­chen er­mun­tern...

  10. Die­ses Blog (oder be­vor­zu­gen Sie ei­ne an­de­re Be­zeich­nung?) bie­tet mir ei­ne an­de­re, in vie­len Fäl­len so­gar ei­ne in­ter­es­san­te­re Per­spek­ti­ve* auf die be­spro­che­nen Bü­cher als die­je­ni­ge, die ei­nem ge­mein­hin in den üb­li­chen Li­te­ra­tur­sei­ten der Ta­ges- oder Wo­chen­zei­tun­gen so ge­bo­ten wird. Und war­um wie­der­um das so ist, kann man in dem Text »Re­ne­ga­ten un­er­wünscht« https://www.begleitschreiben.net/renegaten-unerwuenscht/ le­sen, wes­halb –ne­ben Grin­del­wald, aber das läuft für mich ge­wis­ser­ma­ßen au­ßer Kon­kur­renz–, die­ser Text ei­ner der in­ter­es­san­te­sten die­ses Jahr war und in des­sen letz­tem Ab­satz sehr schön das Ver­hält­nis von her­kömm­li­cher Li­te­ra­tur­kri­tik zu neu­er Li­te­ra­tur­kri­tik zu­sam­men­ge­fasst wird: »Statt­des­sen zieht die Ka­ra­wa­ne wei­ter. Und der Le­ser er­schreibt sich sein Feuil­le­ton sel­ber.« Und da­mit ist auch die Fra­ge be­ant­wor­tet, ob es die­se Sei­te braucht: Ja! Ich ha­be die­ses Jahr durch Sie vie­le neue Bü­cher hier ent­decken kön­nen, z.B. Ra­bow­skis »Hal­te­stel­len« , oder »Das ro­te So­fa« von Fe­der­mair oder auch Ki­to Lo­renc’ Ge­dich­te, für mich auch al­les ganz neue Au­toren, auf die ich sonst wohl sonst nie ge­sto­ssen wä­re.

    Be­sten Dank al­so an Sie für al­les im ver­gan­ge­nen und die al­ler­be­sten Wün­sche für Sie für das kom­men­de Jahr!

    *Auch in­ter­es­sant war die ana­ly­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der ge­plan­ten Schlie­ßung des Bach­mann-Fe­sti­vals (»ERT ist über­all« ) sei­tens des ORF, auch hier wie­der mit Blick auf die Li­te­ra­tur ei­ner­seits und ei­ner Kri­tik so­wohl des öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funks als auch an der Auf­schrei­re­ak­ti­on auf die an­ge­kün­dig­te Schlie­ßung der sonst meist mit Hä­met­weets über die Au­toren auf­ge­fal­le­nen so­zia­len Netz­wer­ker an­de­rer­seits.

  11. Kann mich dem bis­her Ge­schrie­be­nen nur an­schlie­ßen. Egal, ob man im De­tail mit der Re­zen­si­on ein­ver­stan­de­nen ist oder nicht, sie zu le­sen ist im­mer ein Ge­winn.
    Grin­del­wald, aber auch die De­bat­te um das Feuil­le­ton ha­ben mir sehr gut ge­fal­len.
    Na­tür­lich braucht es wei­ter­hin die­sen Blog.
    Ein­zi­ger Wunsch, ab und zu et­was mehr Hu­mor und Groß­zü­gig­keit ge­gen an­de­re Ur­tei­le, ins­be­son­de­re im Fall Pe­ter Hand­ke.
    Al­so wei­ter so!!!

  12. „Braucht’s das hier über­haupt?“ Al­so, ich brauch’s, weil mich Dei­ne Buch- und Li­te­ra­tur­kri­ti­ken mit den Jah­ren so­wohl zum Er­werb ei­ni­ger, als auch zum Kauf­ver­zicht vie­ler der re­zen­sier­ten Bü­cher ani­miert ha­ben.

    Span­nend fand ich 2013 be­son­ders die Re­ak­tio­nen auf Dei­nen Bei­trag „Re­cher­che und Ob­ses­sio­nen“. Du musst den Au­tor der Beu­ys-Bio­gra­fie ziem­lich punkt­ge­nau ge­trof­fen ha­ben, denn der Hund bell­te nicht, er jaul­te.

    Ja, und dann na­tür­lich „Grin­del­wald“. Nicht nur ei­ne groß­ar­tig ge­schrie­be­ne Ge­schich­te, son­dern auch au­ßer­ge­wöhn­lich mu­tig.

    Was sonst noch? Ach ja, Dir und den Dei­nen Glück und Ge­sund­heit im Neu­en Jahr.

  13. Wie punc­tum, sie­he oben, fand ich eben­falls »Grin­del­wald« her­vor­ra­gend. Zur Be­schrei­bung mei­nes Ein­drucks wür­de ich ähn­li­che At­tri­bu­te ge­brau­chen wie er (sie?).