Die Philologisierung des Werkes von Peter Handke schreitet voran. Nach der Veröffentlichung des Briefwechsels mit Nicolas Born im Jahr 2005 und – ein Jahr später – Hermann Lenz nun die Publikation der Korrespondenz zwischen Freunden, die noch am Leben sind (Alfred Kolleritsch).
Diese ist zunächst einmal für den werkinteressierten und ein bisschen kundigen Leser von Bedeutung, aber obendrein für den durch E‑Mail oder SMS inzwischen dem Briefschreiben entwöhnten Zeitgenossen. So ist dieser Briefwechsel zwischen Alfred Kolleritsch (geboren 1931) und dem elf Jahre jüngeren Handke zusätzlich ein Dokument einer schwindenden Kulturtechnik – einer Kulturtechnik des Wortes, der Nuance, der Albernheit, der Ernsthaftigkeit, der Schwermut (und auch des Nachschauens im Briefkasten ob der sehnsuchtsvoll erwarteten Antwort).
Viele der – man ahnt es im Verlauf des Buches – schönen, ja: reichen Briefe Kolleritschs sind nicht mehr da (der Verlust wohl Handkes zahlreichen Umzügen geschuldet), so dass die Korrespondenz von Peter Handke eine Überzahl bilden. Manchmal kann man aufgrund der Antworten ein bisschen erahnen, was wohl im Brief gestanden haben mag – später, wenn dann auch Kolleritsch-Briefe abgedruckt sind, merkt man, dass man diesen Stil dann vermisst.
Fast von Anfang sind die Voraussetzungen verdreht: Nicht der ältere protegiert den jungen Schriftsteller – nein, es ist Kolleritsch der (besonders zu Beginn) massiv um Handke fast buhlt, der (natürlich) das grosse Talent erkennt und immer Neues für seine Literaturzeitschrift »Manuskripte« nachfragt. Manchmal kann Handke diesen Wünschen gar nicht nachkommen, zumal er schnell ziemlich »prominent« wird (Dein Peter Handke, Erfolgsautor zeichnet er einmal selber halb kokettierend, halb erschrocken) und – vor allem – sehr produktiv und da »Manuskripte« immer nur bis dato unveröffentlichtes Material aufnimmt, ist die Exklusivität der Beiträge häufig nur von kurzer Dauer und manchmal konstatiert Handke, er habe einfach nichts.
Niemals steigt Handke der Erfolg zu Kopf. Im Gegenteil: Er unterstützt die Zeitschrift finanziell, sobald sich seine eigene Situation verbessert (das Buch beginnt mit einem Brief Handkes, mit dem er um einen Fahrkostenvorschuss ersucht). Er wird früh selbständiger Schriftsteller, während Kolleritsch immer seine Lehrertätigkeit ausübt und Schriftsteller und Herausgeber »nebenbei« bleibt.
Bei aller Loyalität beanstandet Handke im Einzelfall sehr wohl Beiträge im Heft. Und auch die Gedichte von Kolleritsch belegt er ab und an mit subtiler Kritik: Ich hörte darin ein wenig zu sehr Deine eigene Stimme, sah zu sehr Deine Gestalt; das hiesse, ein andrer, der Dich nicht kennte, sähe wahrscheinlich zu wenig Gestalt, d. h. Sprachgestalt.
Es gibt viel Privates in diesen Briefen, viele Terminabsprachen, einige (unerhörte) Wünsche nach Treffen, Lesungen, Geschriebenem und nach verstanden-werden- wollen. Und es gibt auch einiges Lustige wie beispielsweise dieser Brief Handkes am Tag seiner Hochzeit mit Libgart Schwarz, den er in albern-euphorischem Duktus schreibt oder als Handke eine Elektrogitarre geschenkt bekommt und bemerkt, dass jetzt nur noch etwas aus ihm werden müsse. Meist aber viele Zweifel, Überdruss, eine erdumspannende Trägheit oder eine Nachdenklichkeit. Und immer mal wieder Alkohol (auf beiden Seiten) und – dezent – die Frauen. Später die Vaterfreuden (und –leiden).
Merkwürdig diese schon früh aufkommende, ängstliche Zurückhaltung Handkes jeder Art von Vernetzung, jeder gruppenähnlichen Verbindung gegenüber, die sofort in den Verdacht gerät, Kumpanei zu sein. Sogar bei Suhrkamp verhielten sich einige offensichtlich knilchös. Und auch Kolleritsch ist für ihn eingedunstet in den Betrieb; seine Verbindungen in und zur Grazer Literaturszene (u. a. »Forum Stadtpark«) fast suspekt. Was Handke allerdings später nicht darin hinderte, wenigstens teilweise durch sein Jurorentum beim Petrarca- bzw. Hermann-Lenz-Preis selber ein Teil eines literarischen Zirkels zu sein. Und irgendwie fühlt man sich an die letzten Sätze im feinspürigen (und hörenswerten) Gespräch mit Michael Kerbler (unlängst im Wieser-Verlag als CD mit Textbuch erschienen: »…und machte mich auf, meinen Namen zu suchen«) erinnert: »Das Alleinsein ist keine Lösung, und das dauernde Gemeinsam, das ist, glaube ich, noch verderblicher. Das ganze Geheimnis im Leben ist der Abstand – der Abstand und der Rhythmus, was man aus dem Abstand macht.«
Einher geht diese Scheu mit den oft erstaunlichen »Geständnissen« Handkes, schon seit Tagen (5) niemanden mehr getroffen zu haben ausser einer Portugiesin, die seit ein paar Wochen manchmal bei mir aufräumt. Das sei, so Handke, auch eine Art Expedition. Aber auch eine Art Bekenntnis, wenn er davon schreibt, sich aufs Wohnen zu freuen, wie ich mich noch nie auf so etwas gefreut habe. Stetig ist da nur die Unstetigkeit, die Ambivalenzen zwischen Sesshaftigkeit und Reiselust (es gibt auch einen launigen Gruss von der ewigen Flucht an den Freund, dem es aber offensichtlich gelingt, den »Flüchtigen« irgendwie zu erreichen).
Dann wieder entmutigt: Was für falsche Ideen ich vom Schreiben hatte. Und auch diese Verzagtheiten, am stärksten Ende 1996, nach den beiden Büchern »Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien« und »Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise«, als Handke Kolleritsch bittet mit »Petar Sivec« (Mutter-Name, jugo) zu veröffentlichen, denn durch das Zeug, was letztens schaltsatzweise gegen mich in den »m« stand kann (oder will?) er nichts mehr mit meinem Namen da publizieren. Aber gleich die Geste zum Freund: Klar, dass das nichts mit uns beiden zu tun hat. Es ist eine objektive Gegebenheit, und unser beider Weihnachts- und Pfingstgeschichte wird umso erfreulicher weitergehen.
Der Respekt und die Freundschaftsgefühle auf beiden Seiten – immer gegenwärtig. (Sie haben selbst – wie Kolleritsch im Nachwort schreibt – ein gemeinsames Lied.) Trotz gelegentlich divergierender Meinungen, nicht erhaltener Antworten (beide Seiten mahnen manchmal Auskünfte oder Festlegungen an, derer sich der jeweils andere nonchalant widersetzte) oder anderer Empfindlichkeiten. So moniert Kolleritsch einmal, dass Handke während eines Spaziergangs ein Notizbuch zückt und etwas zu schreiben beginnt. Handke beschwichtigte, er soll es nicht so wichtig nehmen – um dann ein Jahr später diesen »Vorfalls« wieder aufzunehmen: Ich werde wohl nicht ‘in der Arbeit’ sein, wie beim letzten Mal, wo Du, Anfang Dezember, beleidigt warst von meinem Abdriften zum Notizbuch, als wir in den Wäldern gingen.
Der Verlag versichert, dass nichts gestrichen wurde und keine »Rücksichten« hinsichtlich despektierlicher Äusserungen anderen Personen gegenüber genommen wurden. Obwohl Invektiven nicht vorkommen, intime Details der beiden Briefschreiber eher selten berichtet werden (Ich lebe recht für mich im Moment, ohne Vögeln, und warte auf die Frau meines Lebens – Handke 1976) und Klatschgeschichten sind eher rar (gut so). Dass Handke seine Frau Libgart mal als faul betitelt (sie sortiert Kolleritschs Briefe, den Handke mit Fredy anredet unter »Freddy Quinn«) oder Marcel Reich-Ranicki einmal als gemeindumme[s] Monster von Frankfurt, einige andere Literaturkritiker als eine Horde von Gesindel bezeichnet oder in Grass’ Buch keinen Moment der Wahrheit entdeckt – das sind schon fast die deftigsten Sentenzen.
Das Buch bietet einige Miniaturen zur zeitgenössischen Literatur bzw. Literaten aber nur selten tiefe Einblicke in den »Betrieb«. Gleich am Anfang eine Überraschung, denn Peymanns Inszenierung der »Publikumsbeschimpfung« (1968) findet Handke ganz schlecht. Bisweilen wirkt er auch ein bisschen hilflos, etwa wenn er Besuch von seinem damaligen Übersetzer hat: Michael Roloff ist im Moment in Paris und trägt einen wildledernen Hut mit einer langen Fasanenfeder daran. Er isst Austern schon zum Frühstück und ist freundlich und auf eine manchmal wohltuende Weise langweilig. Einfühlsames zu Karin Struck (deren Literatur ihm nicht zusagt, aber ihren Furor respektierte er). Reserviert Handkes Urteil über Gerhard Roth, den er einer zu grosser Routine bezichtigt.
Kolleritschs Kritik an John Bergers zweitem Erzählband (stilisiert…nicht vom Leben durchdrungen, sondern nach einer Ideologie gearbeitet) setzt Handke überraschend wenig entgegen und über den Thomas Bernhard von 1985 gibt es von Kolleritsch die Einschätzung, es handele sich um einen Zitatenschatz der Negation, der den letzten Ernst, die letzte Literatur + Sehnsucht danach, verdampft. Jahre vorher schon Handke (in anderem Bezug, aber durchaus treffend): Elend macht einen der Unernst.
Es gibt sehr schöne Stellen, ja ergreifendes, etwa wenn Handke von Kolleritschs Mutter, von der er so ehrfurchtsvoll spricht, ihrem Garten und den Tomaten und diesem Ort Brunnsee (Kolleritschs Geburtsort) schwärmt. Brunnsee wird für beide zum fast mythischen Sehnsuchts- und Freundschaftsort. Und Kolleritschs Bemerkungen, Einwürfe und Reflexionen zu Handkes Büchern sind, obwohl ausnahmslos positiv nie devot, sondern höchst anregend und von stupender Analysekraft – übrigens auch, was die Rezeption durch die Literaturkritik angeht. Das alleine lohnt die Lektüre.
Alle kursiv gedruckten Passagen sind Zitate aus dem besprochenen Buch.
Danke
fuer die vorsichtige Darstellung. Die Briefe moechte ich lesen. Und »Die morawische Nacht« – bin erst zu der Jugendgeschichte auf KrK gekommen, lese langsam und mit Genuss.
Hier Kommentar/e zu Lothars schönen Eindrücken von der Handke/ Kolleritsch Korrespondenz –Die Philologisierung des Werkes von Peter Handke schreitet voran– vieles wohl wiederholt aus meinem „Dem Handke auf die Schliche.«
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Ich numeriere was mir auf Anhieb und Überlegung dazu einfällt. Auf Deutsch und auch auf English. Das Buch hat mich noch nicht erreicht, deswegen kommt später vielleicht noch weiteres. Besonders interessieren mich die fruehen Jahre bis zum ender der ersten Pariser Periode so um 1978 herum und den Umzug nach Salzburg danach, da ich Handke zu der Zeit öfters sah und diese Periode ja auch literarisch am besten dokumentiert und deswegen der Analyse geöffnet ist.
Handke’s „defenses“ und seine Überempfindlichkeit wurden ja stark plötzlich stark getestet zu der Zeit – von dem Selbstmord der Mutter [1971], des Abhauens des Weibs [wie so bei vielen anderen Vernachlässigern war das dann „das schlimmste was mir in meinem Leben passiert ist“: ob es diesen wieder erwarten Misogynisten verändert hat? Ich sage „wieder Erwarten“ , da man doch, von der Lektüre des „Wunschlosen Unglücks“ das Gegenteil von Misogynie annehmen würde, bis man sich das Verhältnis zum gehassten aber doch Vorbild Stiefvater überlegt, mal genau das W.U. lesen, so als Mediziner/Analytiker mit einfühlender liebender Fantasie!!!] ; allein eine Tochter zu erziehen war auch nicht teil Handke’s Zukunftstraum!
[1] Erstens ‑kein Zitat – ich habe kein Verhältnis zu Freddy Kolleritsch oder seinem Werk. Habe vielleich ein oder zwei Gedichte gelesen, Handke hällt sehr viel von ihnen, ihre Simplizität. Daß ich die Gedichte nicht kenne, hat damit zu tun daß ich kein Argus bin. Man kann meinen Arbeitslauf verfolgen http://www.roloff.freehosting.net/index.html Kolleritsch soll dem Heidegger verschworen sein, Handke ja nicht; na und was schon. Vieleicht tu ichs nach derLektüre.
Kolleritsch und Handke und Libgart waren auf Kulturgut Reise durch die USA [21 Lesungen in 28 Tagen oder umgekehrt] als sie bei mir 1971 auftauchten, damals noch Handke Lektor bei Farrar, Straus, auch Übersetzer, also auf Übergang, zwischen den Schwellen,
http://www.handketrans.scriptmania.com
[the piece on translating these early pieces]
schon Suhrkamp Vertreter durch Lantz-Donadio, ehemahliger Regisseur der frühen Stücke mit einer Truppe aus echten wilden Hippies. Ich war gerade geschieden von der ersten Frau, hatte eine Liebschaft mit einer flax haarenen Professorin, Kunsthistorkerin mit zwei Kindern von Sarah Lawrence College, auch gerade geschieden, und war so halb wild, aber damals noch viel zu höflich. Es gab die erste rezensierte Handke Aufführung an der B.A.M. Libgart spielte rasant BODENSEE am Geländer des Austrian Cultural Instituts. I took them to Elaine’s, we went to The Russian Tea Room. Handke and Libgart and I suppose K. too went to see a Broadway show with Lauren Bacall that he has commented on it being sad to see this star in this play.
Handke + Kolleritsch war ein in Literaturgespräche verwickletes Pärchen als welches sie ja auch [Kolleritsch als Oestreischer Dramaturg {?} so ungefähr] in dem rasanten Roman ‚Der Kurze Brief zum langen Abschied’ erscheinen, Gespräche die ich wohl verstanden hätte, aber wir hatten ein anderes Vokabular, oder sagen wir: andere telegraphische Kurzformeln; zu der Zeit hatte ich schon viel gelesen und einiges durchgemacht. Der Roman sollte, deswegen, auch mal mit dieser Korrespondenz, dem Kolleritsch Verhältniss im Sinn gelesen werden.
Was mich von Handke überzeugte, wahrlich nicht ‚Die Hornissen’, aber einige Prosa in „Begrüßung des Aufsichtrats«, waren insbesonders die “die frühen Stücke, die ich damals wohl schon alle übersetzt hatte, sowie, „Der Hausierer“ vor dessen Übersetzung ich zurückgeschreckt war als Handke erzählte daß vieles davon aus verdeutschten Zitaten aus Amerikanischen Krimis und so bestand, den “Torman;“ aber insbesonders die Arbeit an den Aufführungen: da bei den Übungen rauschte die „Music of the Spheres“ aus oder durch oder mit in dem Syntax hinein in diese Texte, mich überzeugte, wissen ließ daß der Bursche was ganz besonderes los hatte... ich wußte schon irgendwie ist der Kerl ein Musiker der sich in die Sprache anstatte Gitarre geflüchtet, keine Ahnung wie groß das werden könnte, aber kaum; und warum er immer so produktiv sein mußte. Im „Kurzen Abschied“ ist auch bemerkbar die verfolgende Frau, eine Übersetzung, vielleicht, des emotionalen Versuchs der schwer vernachlässigten Libgart Handke emotional zu erreichen; er fühlte es wohl aber konnte nicht emotional entgegnen, nur weiter fliehen; es würde noch einige Jahre dauern bis zum Moment der »Empfindung«; Handke gibt seine emotionalle Verkapselung auch seinem Psychater zu, vide „Gewicht der Welt“; dann wurde es den Lesern plötzlich zu heiss; John Rockwell in der NY Times fand den „Kurzen Brief“ schon grossartig, aber zu kalt.
Worauf ich nicht vorbereitet war: daß Handke sich als ein aüßerst arrogantes Wesen und wahrer Dorf Tölpel entpuppen würde. „Tollpatchig“ nennt das gehaßte Reichs-Kanickel ihn. Das wurde mir erst verständlich als ich von Handkes Autismus erfuhr: ein wahrer Kaspar war er damals. Hätte ich nicht diese verschiedenen Verhältnisse zu ihm gehabt, dass war so jemand den man eigentlich aus der Wohnung bugsieren sollte.
Als die drei von ihrer Rundreise zurück kamen war Kolleritsch zu Tode erschöpft, legte sich auf mein Ehebett, er hatte ein leichte Tachychardia. Handke wollte sofort zu einer internationalen Zeitschrift Handlung, er war von landbreitem Schimpfereien und Exhibitionen seines Selbsts voll von Energie. Das hat dann auch landesweit Wunden hinterlassen, ich bekam Nachricht davon als ich wieder auf der Westküste. Libgart bekam das Bett in meinem Arbeitszimmer, wo ich die Vernachläßigte gekonnt flirtierende beliebaügelte. Sie ist ja ihm auch bald abgehauen. Manchmal ist das armsein dann ein Glück .
During Handke’s visit to NY in 1976 Amina made an unusually quiet impression for a girl her age [6–7], and there was a time that Handke contemplated living there, and I checked out bilingual French/American schools for him; I think the months spent in NY writing LANGSAME HEIMKEHR cured him of that fantasy, fortunately. Once on the roof of my loft at 65 West Broadway – it was at about the time that he started to write “Langsame Heimkehr” in the Hotels Adams [vide Niemandsbucht], he mentioned »hier ist es aber hart« – I guess you could detect that just be walking the streets of the city. I didn’t find the regular New Yorkers to be any more or less callous than elsewhere; if one can generalize about matters of that kind, except of course the class and money competiveness. There were other visits, other events, a nice evening at the shoebox sized bar Barnabus Rex where friend Andreas Nova [Ace] was the chief tender, and extraordinary moment of generosity on Handke’s part; a walk across the Brooklyn Bridge to visit Michael Brodsky which are described at some length in SCHLICHE at:
as is a – Ein Besuch auf dem Mönchsberg in 1980 –
Our correspondence, from 1969 to 1986, consists of about 75 letters; the most important during the translation of “Über die Doerfer,” the most important excerpts can be found in my postscript to “Walk About the Villages” as it is called in English [Ariadne Press]
[2] ...des Wortes, der Nuance, der Albernheit, der Ernsthaftigkeit, der Schwermut (und auch des Nachschauens im Briefkasten ob der sehnsuchtsvoll erwarteten Antwort).
[2‑a] „Albern« – als die drei von der Rundreise zurück, fragten sie mich ob ich wüßte mit welchem Berühmten im selben Flugzeug nach Atlanta sie gewesen seien. Ich wollte mir gar nicht den Kopf zerbrechen über so etwas: es was der Muhammed Ali und sie hatten sich ein Autograph ergattert! Und lachten immer noch wie Diebe.
[2‑b]...Ja es war schon wunderlich, den ‚Erfolgsautor’ eigentlich dann ganz oder ziemlich vereinsamt in Paris zu sehen und sich Korrespondenz wünschend, da er ja nicht lange mit Menschen im selben Zimmer bleiben kann... und sie nach fünf Minuten wegschickte – obwohl er sich Besuch wünschte... Ich kratzte mir lange den Kopf. „Du schreibst ja schon wieder« notiert Handke eine Bemerkung der jungen Tochter Amina im „Gewicht der Welt«, das Buch, in dem er wohl mehr veröffentlichte, als er – sonst so erpicht auf »cleaned-up« Biographien und Essay Sammlungen über sein Werk – dann später angenehm gefunden haben mag.
Zusammen mit den anderen autiobiograpisch angelegten Texten der Zeit – „Wahre Empfindung,“ Blaue Gedicht“,“ Leben ohne Poesie“, „Kinderbuch“, auch der Übergang zu dem erlösenden mythischen, „Linkshändige Frau,“ wird diese Korrepondenz einen schönen weiteren Einblick in die Geistesverfaßung des Dichters zu schwieriger Zeit gewähren.
[3] Viele der – man ahnt es im Verlauf des Buches – schönen, ja: reichen Briefe Kolleritschs sind nicht mehr da (der Verlust wohl Handkes zahlreichen Umzügen geschuldet Wenn Libgart Schwartz dazu deligiert war eine Freddy »Quinn Sammlung zu machen und Handke seine gesammelten Tagestaschenbleistiftsachen an Marbach sowie an ein östreichisches Depot verkauft hat.... [nur eins ist angeblich verloren gegangen] ist das eher wunderlich. So viel ist Handke auch nicht umgezogen. In Paris war er lange Jahr an der Rue Montmorency, dann kürzer in Meudon, wo er das Kaninchenloch in der Hecke zur Niemandsbucht erspähte wo er dann in seinem zweiten Pariser Aufenhalt schon seit ungefähr 1990 wohnt. Außer der Erdumwanderung hin und her Fliegen, nachdem Amina ihre Matura in Salzburg erreicht, war er doch sesshaft, außer vielen Wanderungen durch viele Teile Yugoslaviens und Spaniens, etc. Briefe in den Abfall wahrscheinlich.
[3] . (Dein Peter Handke, Erfolgsautor zeichnet er einmal selber halb kokettierend, halb erschrocken) Ich würde hier das unsichere betonen, was „self-conscious« auf English heißt, was nichts mit selbstbewußt zu tun hat. Handke weiß, daß er von außerhalb angesehen wird, von einem veräußerlichten Super-Ego Auge. Es taucht lebenslang auf. Die Unsicherheit ist auch schön und produktiv; es ist wenn er zu Napoleonhaft wird dann landet er in der Suppe,
[4]Niemals steigt Handke der Erfolg zu Kopf. Na vielleicht nicht in der Korrespondenz mit Freddy, aber sonst schon... Freund Lieber bemerkte den geschwollenn Kopfs sofort als ich mich schon daran gewöhnt hatte; und ich Alleswissender weiss auch warum!
[5] Und auch die Gedichte von Kolleritsch belegt er ab und an mit subtiler Kritik: Ich hörte darin ein wenig zu sehr Deine eigene Stimme, sah zu sehr Deine Gestalt; das hieße, ein andrer, der Dich nicht kennte, sähe wahrscheinlich zu wenig Gestalt, d. h. Sprachgestalt. Erinnert an gewisse Passagen in „Über die Dörfer,« und den Grund seiner Handke’s Aesthetik.
[6]Meist aber viele Zweifel, Überdruss, eine erdumspannende Trägheit oder eine Nachdenklichkeit. Und immer mal wieder Alkohol (auf beiden Seiten) und – dezent – die Frauen. Später die Vaterfreuden (und –leiden). Ja, wie er notiert in den Tagebüchern, entweder arbeite ich oder ich lungere herum, es ist wenn er herumlungerte gibts weniger erfreuliche Sachen wie so bei allen Delinquenten. Auch der Tochter gegenüber wenn man „Gewicht der Welt« genau liest.
Die Trägheit hat auch sicherlich mit der tiefen in Utero angelaufenen – anaclytic – Depression zu tun, er schreibt dann intensive etwas, am Anfang nie länger als drei Monate an einem Buch, fühlt sich siegerisch, der Leser taucht mit dem Autor in Depression ein und steigt mit ihm erlöst erfrischt wieder auf, ein Freudenstoff nannte ein lieber Handkeschaftler das, und es stimmt. Gesund machend, erhaltend, volkommen unerwartet auf diese Art Surrogat zu werden. So was hat auch Freud nicht vorgestellt.
[7] Merkwürdig diese schon früh aufkommende, ängstliche Zurückhaltung Handkes jeder Art von Vernetzung, jeder gruppenähnlichen Verbindung gegenüber, die sofort in den Verdacht gerät, Kumpanei zu sein. Handke machte eine ganze Zeit bei dem Verlag der Autoren mit bis er dann seine Sachen da zurückgefordert hat für den Suhrkamp Verlag, für Unseld. Das Wort „compadre« hat die selbe Wurzel wie Kumpanei. Handke ist akkurat und ehrlich wenn er schreibt, daß er mitfühlend ist auf Distanz – und wie! und mit welcher Antenne auch – auf Nähe eben nicht, weil er jedenfalls mit Männern immer gleich Pilze sammeln gehen muß/te. Der Ekel an anderen Körpern, der ihn zuerst im Internat erfasste. Der Petrarca/ Lens Preis und Handke ’s mittun dabei währe unmöglich ausser seiner Freunschaft zum Maezän Hubert Burda; er emoöglicht, dass Handke Gutes für vernachlässigte Schriftsteller tut.
HANDKE ZITAT: »Das Alleinsein ist keine Lösung, und das dauernde Gemeinsam, das ist, glaube ich, noch verderblicher. Das ganze Geheimnis im Leben ist der Abstand – der Abstand und der Rhythmus, was man aus dem Abstand macht.«— Das hätte er jeder Frau als Visitenkarte in die Hand drücken sollen und es hätte weniger Geschimpfe über „die moderne Frau« gegeben.
[8] Einher geht diese Scheu mit den oft erstaunlichen »Geständnissen« Handkes, schon seit Tagen (niemanden mehr getroffen zu haben außer einer Portugiesin, die seit ein paar Wochen manchmal bei mir aufräumt. – Ja wenn man da bei Handke auftauchte und nach fünf Minuten wollte er nicht mehr. [siehe weiter unten]
[9] eine Art Bekenntnis, wenn er davon schreibt, sich aufs Wohnen zu freuen, ‚wie ich mich noch nie auf so etwas gefreut habe.’ – Ja, so was bemerkte ich einmal als ich ihm auf seinen Wunsch Vororte in Long Island zeigte. Ruhe, Zurückgezogenheit zum Arbeiten. Hätte mir zu der Zeit nicht vorstellen können, daß ich mich einmal genau so fühlen würde.
[10] Dann wieder entmutigt: ‘Was für falsche Ideen ich vom Schreiben hatte.’ Hier bin ich interessiert am Datum dieses Geständnisses. Es gibt ja so ein halbes Dutzend Phasen in Handke’s Entwicklung.
[11] Und auch diese Verzagtheiten, am stärksten Ende 1996, nach den beiden Büchern »Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien« und »Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise«, als Handke Kolleritsch bittet mit ’ «Petar Sivec« (Mutter-Name, jugo) zu veröffentlichen, denn durch das Zeug, was letztens schaltsatzweise gegen mich in den »m« stand’ kann (oder will?) er ’nichts mehr mit meinem Namen da publizieren.’ Aber gleich die Geste zum Freund: Klar, daß das nichts mit uns beiden zu tun hat. Es ist eine objektive Gegebenheit, und unser beider Weihnachts- und Pfingstgeschichte wird umso erfreulicher weitergehen. Ja, ich denk schon seit Jahren lieber an Petar Sivec oder Peter Schönherr [der Name des Vaters] als an „Handke«; der Stiefvater, der nur Übles in ihn und sein Leben seit dem 2tn Lebensjahr gebracht hat; auch sein Verhältnis zu Frauen lebenslang tief gestört. Nochmals: Die Leut’ sollten „Wunschloses Unglück« mal wie Mediziner lesen nicht nur wie Spaniels preisen!
[12] So moniert Kolleritsch einmal, daß Handke während eines Spaziergangs ein Notizbuch zückt und etwas zu schreiben beginnt.
Daß Freddy nicht daran gewöhnt war ist wunderlich, das passierte doch überall jede paar Minuten, die Eindruckssammlung. In jedermann and Frauen Anwesenheit!
Handke beschwichtigte, er soll es nicht so wichtig nehmen – um dann ein Jahr später diesen »Vorfalls« wieder aufzunehmen: Ich werde wohl nicht ‘in der Arbeit’ sein, wie beim letzten Mal, wo Du, Anfang Dezember, beleidigt warst von meinem Abdriften zum Notizbuch, als wir in den Wäldern gingen.
He [Yeats] was known to pause in the midst of a heated conversation, lift his right hand like a conductor and, to the befuddlement of his companions, begin reciting the lines in a low, drawn out chant. [von Helen Vendler’s Yeats Biographie gerade gelernt]
[13]Obwohl Invektiven nicht vorkommen, intime Details der beiden Briefschreiber eher selten berichtet werden (Ich lebe recht für mich im Moment, ohne Vögeln, und warte auf die Frau meines Lebens – Handke 1976) Na ja, das Erinnerungsvermögen, eine Woche nicht Vögeln – ist man dann schon ein Mönch???
[14] Daß Handke seine Frau Libgart mal als faul betitelt (sie sortiert Kolleritschs Briefe, den Handke mit Fredy anredet unter »Freddy Quinn«) Libgart wurde nicht nur vernachlässigt, sondern auch im „Gewicht der Welt« beleidigt; weil sie nicht Handkes literarischen Ansprüchen gemessen war in ihrem Geschmack. Unmöglicher Ehemann! Pedant, Sadist!
[15]oder Marcel Reich-Ranicki einmal als gemeindumme[s] Monster von Frankfurt Stimmt leider was Handkes Werk betrifft. Die beiden wissen wie man einander auf Heißwut bringt, und Handke „can’t stand the heat in the kitchen« wie man auf amerikanisch sagt.
[16] einige andere Literaturkritiker als eine Horde von Gesindel bezeichnet Das ist so wieder ein vollkommen undifferenzierte Handke-Schimpferei, die ja nicht vollkommen zutraf zu der frühen Zeit; in der USA schon kaum am Anfang: Richard Gilman, Stanley Kaufmann, Kroll of Newsweek, Frank Conroy, Michael Wood, John Rockwell, und der erste Theaterkritiker der New York Times der da zuerst rezensiert hat, waren kein Gesindel, ernsthafte Leute die schon was von Literatur verstanden; das Gesindel, en gros, tauchte hier später auf ... es liegt aber eher an den Redakteuren die das Gesindel anheuern, auf es angewiesen sind bei der Flut der Bücher, und des Erinnerungsvermögens.
Momentan – 2008- macht Handke auf nett, bedankt sich für den Emfang, ausser – natürlich – dem Reichs-Kanickel, das wäre der plötzlich, sicherlich auch vom Verlag vorgeschlagenen Liebe zum Gesaindel zu viel. „Mal sehen was er jetzt vor hat,“ wie – ‘Sie sind bei Erich Wolfgang Skwara’ – einmal triftig bemerkte.
[17] oder in Grass’ Buch ‚keinen Moment der Wahrheit entdeckt’ – das sind schon fast die deftigsten Sentenzen. Welches Buch frage ich mich, Handke hat ein Grass-Problem, er hat ein Problem mit allen anderen Großen die ihm den Ruhm, das ‘Limelight« beeinträchtigen.
Harold Bloom behält recht: Oedipus siegt bei Stalingrad.
[18] Das Buch bietet einige Miniaturen zur zeitgenössischen Literatur bzw. Literaten aber nur selten tiefe Einblicke in den »Betrieb«. Gleich am Anfang eine Überraschung, denn Peymanns Inszenierung der »Publikumsbeschimpfung« (1968) findet Handke ganz schlecht. Bisweilen wirkt er auch ein bisschen hilflos, etwa wenn er Besuch von seinem damaligen Übersetzer hat: Michael Roloff ist im Moment in Paris und trägt einen wildledernen Hut mit einer langen Fasanenfeder daran. Er isst Austern schon zum Frühstück und ist freundlich und auf eine manchmal wohltuende Weise langweilig.«
My Indiana Jones type leather hat [which I wore because I had longish hair and needed something to keep it from blowing into my face when I was driving in my Kabriolett, first a Pontiac Firebird and then an MGB] while I lived on the beach on the Rockaways before Urizen was started. Then I also wore it elsewhere and many people remember me with hat. Handke went for a few rides, once with Amina, in the MGB. Both of which I recall quite distinctly, once to a sunset at the beach Handke pulled out his pencil as the last slither of fiery globe disappeared beneath the water like some German WW II battleship [THE GRAF SPEE]! that had been torpedoed and was melting in its own furnace [no green flash]; an MGB is a small car and it was crammed full what with Judith Thurman [I think?] along and Marvin Kesselman, whose photo of the Twin Towers I used for the cover of NONSENSE AND HAPPINESS the three long poems of the 70s Kronenberg/Paris period; the other time, he had asked me to show him some suburbs on Long Island before dropping him and Amina off at JFK for the return trip to Paris. He pronounced how much he liked the quiet of those suburban streets – around the time I suppose he had started to dream of Meudon and Chaville. To me the suburbs were anathema at the time, their edge is o.k. now. The second time Urizen must have existed, because to my horror I noticed the third Urizen Partner, one Leo Feldsberg, getting on the same plane and made sure to keep Handke and Feldsberg from being introduced; Leo and his 40 million of which be invested 100 K in Urizen, was such a profound embarrassment! And the pain it cost to keep him to his commitment!
I must have visited Handke at the Rue Montmorency about half a dozen times, a mysterious, stinky extensive cellar type quartier at a sharply inclined street, the legs of the passersby through the window; and once at his small Gründerzeit type castle [the same one where LINKSHAENDIGE was filmed] in Meudon. There we went – he took me – outside at once, he mentioned that everyone of the crew had smoked, as did I, and that he had started to too; the view overlook of Paris from the Meudon height was much to my liking I recall. Handke did not point out the rabbit hole in the hedge whence he found a way to Chaville, if you read NIEMANDSBUCHT closely... anyhow he plans his life pretty well....
Usually within five minutes of my appearance Handke had his fill of me and even if I had walked there did not offer as much as a glass of water... I had caught the fact that he could not be alone with another person [or man] in a room inside already during my visit to him in Berlin in 69, it’s a shame he didn’t have a chess board on a table somewhere, I got quite good again during Bobby Fischer’s period. Once there was a Backfisch from Austria to whom Handke explained later he had exposed himself who had blushed; he called himself “diabolical”, I regretted subsequently that I didn’t have it in me to ask this groupie whether she liked to fuck two men at once! They could be found world wide and distributed the clap. Once Handke , Amina and I went with the model for Keuschnig, the Austrian cultural attaché in Paris, a slight man, I don’t recall his name and may be confusing him with an Esterhazy I met once, another single dad with a daughter, Amina’s age, to the Bois de Boulogne, I think in the fellow’s car, I don’t recall anything especially unusual or interesting being said or happening. But of course when I read »Empfindung« I had some idea of what Handke was doing in that book.
Usually after these five minutes were up Handke would say »ruf doch wieder an« oder »komm noch mal vorbei« ... this was puzzling in the extreme this behavior until I understood that it was yet one more of the sequaelae of his autism, etc. It’s the sort of experience that, unless you are super confident, makes you think there must be something wrong with you. Well, evidently, aside Handke’s nauseas that still ruled him at that time, he was quickly bored, especially compared to the prospect of writing or thinking about writing. I understand that kind of impatience a lot better now. Also, of course! Handke never expressed the slightest interest in who one was as a person aside one’s function as translator, agent. Once in the mid 80s he thanked me profusely for the work done in the 60s and 70s and that was appreciated, still living on Kaspar time, but more than occurred to any of the others.
At one visit, it must have been on publication of the book with the three long poems in German, he gave me a copy to translate, and I started doing that at the airport in Luxemburg, where some landowner I will always recall, in riding gear, met his affair. It seemed wonderfully romantic. Oh how I envied him who had stepped out of, what?, a Fontane novel?
Once I brought my then close friend, the lyricist composer Jerry Leiber, whose early R +B and R+ R work Peter liked and understood, and his wife Barbara Rose along... and it appears that at a moment that I missed Handke said »I don’t do sing spiel«... Barbara Rose elicited, appropriately, Handke’s propensity for nausea... some people are Froschköniginnen and the beauty of their character shows through, in Roses’s case by this time, no longer cute, the ugliness of her character, with which I was not yet familiar, would make her look even uglier than she might otherwise have appeared.
I tried for many months of wonderful Leiber breakfasts at his Washington Mews [previously occupied by EE Cummings and my friend Michael Lebeck, a Mews where mad Djuna Barnes too had a pied de terre, amazing how many other people I knew in this so obscure alley with 17th century houses or converted horse stables really] to shoehorn some songs of his into DIE UNVERNÜNFTIGEN.... but then Leiber dropped out as he did of so many projects...
Visits to author Wilfred Burchett in Clamart and his Bulgarian wife were more memorable and pleasant, and I took a really young girlfriend only there. Handke had been introduced to one, never again...
I don’t know about that Portugiesische cleaning woman, but perhaps that was in Meudon. Meanwhile as one reads about how he lives in Chaville, it seems again a thorough alt Junggesellen Wohnung except that Handke will cook for visiting media. That is certainly one big change, the love of cooking, the gardening.
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> [19]Einfühlsames zu Karin Struck (deren Literatur ihm nicht zusagt, aber ihren Furor respektierte er). Yes, but as I seem to recall his review in ‘Der Spiegel’ was quite a Verriss. I think her »lyricismen« bothered him as did those of his first wife. Handke does not know how to hear past inarticulateness to something else that might be expressed there???
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> [20] Kolleritschs Kritik an John Bergers zweitem Erzählband (stilisiert…nicht vom Leben durchdrungen, sondern nach einer Ideologie gearbeitet) setzt Handke überraschend wenig entgegen Stimmt doch Lothar, Berger ist auf ganz interessante Art tot. Alles. Die Essays nicht mit eingenommen.
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> [21] ..»und über den Thomas Bernhard von 1985 gibt es von Kolleritsch die Einschätzung, es handele sich um einen Zitatenschatz der Negation, der den letzten Ernst, die letzte Literatur + Sehnsucht danach, verdampft. Jahre vorher schon Handke (in anderem Bezug, aber durchaus treffend): Elend macht einen der Unernst.« Zu der Zeit lies Handke sich bei Suhrkamp zitieren über B. „Ich las und las und las«...Ich selbst gehe hier nicht auf Bernhard ein, ausser: den Mann fand ich erzdumm. Die Stücke kenn ich nicht genug. Unter den hip Amerikanischen Nihilisten sehr beliebt. Ich fand das von Anfangs an eine grün-braune Sosse. Aber Handke hatte ja das selbe prominenten Problem mit Bernhard wie mit Grass; wie Freud mit Jung.
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> [22] Es gibt sehr schöne Stellen, ja ergreifendes, etwa wenn Handke von Kolleritschs Mutter, von der er so ehrfurchtsvoll spricht, ihrem Garten und den Tomaten und diesem Ort Brunnsee (Kolleritschs Geburtsort) schwärmt. Brunnsee wird für beide zum fast mythischen Sehnsuchts- und Freundschaftsort. Und Kolleritschs Bemerkungen, Einwürfe und Reflexionen zu Handkes Büchern sind, obwohl ausnahmslos positiv nie devot, sondern höchst anregend und von stupender Analysekraft.« Und darauf und deswegen Freue ich mich auf das Buch.
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> Michael Roloff
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Einige An- und Bemerkungen
zu diesem sehr interessanten Kommentar:
[10] Das Datum ist der 17. Dezember 1978 – er schreibt es aus Spanien. Die Geschichte, die ich versuche zu schreiben, zieht mich so tief, dass ich ganz neue unerhörte Ängste habe. – Es geht natürlich um »Langsame Heimkehr«.
[15] Stimmt nicht nur, was Handkes Werk betrifft – aber auch und gerade. Man darf Handkes Aufsatz von 1968 (»Marcel Reich-Ranicki und die Natürlichkeit«) allerdings nicht vergessen: »Reich-Ranicki stellt sich schon lange keine Fragen über sich selbst mehr. Er, der unwichtigste, dabei am meisten selbstgerechte deutsche Literaturkritiker seit langem, kann freilich alle Angriffe mit seinem Kommuniquésatz abwehren: ‘Ein Literaturkritiker, der etwas taugt, ist immer eine umstrittene Figur.’ Von mir aus ist er nicht umstritten.« – Das hat MRR als Majestätsbeleidigung aufgefasst. Danach war es aus. (Was natürlich wieder gegen Reich-Ranicki spricht.)
[16] Es ging um eine Besprechung über Gerhard Roths Buch in der »Welt« von 1975; es waren nicht amerikanische Kritiker gemeint.
[17] Gemeint ist »Der Butt«. Handke hat neulich in einem Interview Grass als eines der grösste Talente der Literatur bezeichnet, das er kenne. Er, Grass, habe aber daraus nicht immer das Optimale herausgeholt (sinngemäss). – Dem kann man eigentlich zustimmen (den »Butt« kenne ich allerdings nicht).
[20] Wenn Berger so »tot« ist, warum bekam er dann den Preis? »Sau Erde« war ja eigentlich auch nur eher mittelmässig. Ich habe dann noch ein, zwei Bücher von ihm gelesen (nicht die Kunstessays, die wohl sehr gut sein sollen) und danach wollte ich auch nicht mehr.
[21] »Als ich ‘Verstörung’ von Thomas Bernhard las« endete mit »Ich las und las und las...« Diese euphorische Besprechung machte Handke 1967. Das Zitat aus dem Brief war von 1985! Dazwischen entwickelte sich Thomas Bernhard – übrigens nicht nur für Handke – zum eher pointierten »Witzel« (so eine pejorative Bezeichnung Handkes Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre) oder – noch böser (un vermutlich ungerecht) zu einer Art Clown.
In der Tat: Die frühen Berhard-Bücher waren wunderbare Kunstwerke – später ‘bediente’ er ein bisschen zu routiniert eine Empörungsmaschinerie. Von seinen Stücken habe ich viele gesehen; im Kern sind sie alle gleich. »Heldenplatz«, sein vorletztes Stück, welches den meisten Ärger verursachte, war eines der schwächeren. Fast schien es so, als sei der Skandal mutwillig inszeniert. Peymann hat ein übriges dazu getan. Naja.
Hier eine kleine Materialsammlung zu Thomas Bernhard.
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here is link to something about DER BUTT...GRASS and HANDKE both being cooks ought to make peace and break bread together. There was also last year’s incident of Handke saying every 17 year old knew about the SS, a shame etc. What did P.H. know as a 17 year old in 1959 about politics??? you have to be from a family that got severely involved in politics a family that talks to become politicized at an early age. »grass dances like an elephant« the american critic irving howe observed, rather unfairly also about Blechtrommel... but it is true, he is awfully cumbersome compared to handke... on the other hand, handke’s sole subject in his prose is himself... so i read him for the way he writes.... chiefly.. that is for his self.
i believe that das reich-kanickel then tried to make peace, he kept writing handke and handke claimed to have sent the letters back unopened but rr, as an old polish spy, could tell whether a letter had been opened and glued back shut. that reminds me of handke once admitting how he could lie like the dickens. i know of other instancees.
rr hat sich handke gegenueber von einer kleinlichkeit benommen die ihm alles paebstliche wegtut. handke of course especially hated the fact that unseld, the smart gauner, then used rr for commercial puposes at insel verlag! vide NIEMANSBUCHT.
well, Langsame Heimkehr was mostly written in ny in the hotel adams and turned into a fragment. and he told his then farrar strauss editor [nancy maseiles].. that he had fucked it up. i couldn’t care less that his original grandiose plan came to naught. the Alaska chapter is all that really counts and then the bit around san francisco. perhaps handke gave it another try in spain. he was really stuck, he had carried the opening sentence with him for years, and then didn’t get anywhere, got no traction, he recently claimed that that was the only time he had some pills prescribed; another lie; i know that he fiddled a bit with it after he left n.y. whether in spain or the south of france prior to the ‘lesson of st. victoire’... there is more about this in DEM HANDKE AUF DIE SCHLICHE...
perhaps berger got the preis for his essays. that preis is not entirely unpolitical as literary politics go.
so much for now. gotta run.
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mr