In den Vorbemerkungen zu diesem Buch heißt es, dass es der Überredungskünste von Raimund Fellinger und Ulrich Raulff bedurft habe, um die zwölf tagebuchartigen »Hefte« von Peter Sloterdijk, die zwischen dem 8. Mai 2008 und dem 8. Mai 2011 (!) entstanden sind, zu veröffentlichen. Dieses gespreizte Understatement unterstützt Sloterdijk in dem er für einen kurzen Moment sogar von sich in der dritten Person spricht. Schließlich wurde dem Drängen nachgegeben, die Hefte 100 bis 111 wurden transkribiert und sicherlich auch lektoriert (alte Rechtschreibung!). Leider hat man dabei das Inhaltsverzeichnis vergessen, denn dort werden für Heft 105 und Heft 106 falsche Daten genannt; eine Petitesse zwar, aber ärgerlich.
Vorab sei gesagt: »Zeilen und Tage« ist kein Steinbruch, sondern ein weitverzweigtes, zuweilen labyrinthisch anmutendes Stollensystem mit vielen verschiedenen Ein- und Ausgängen und gelegentlichen Sackgassen. Mit der ersten Lektüre dieses Buches sollte der Leser seine eigene Kartographie dieses Konvoluts anfertigen um dann, je nach Zeit und Gelegenheit, die Goldpfannen zielgerichtet kreisen lassen zu können. So manches Körnchen wird bei der zweiten oder dritten Lektüre umso heller aufleuchten.
Da wird doziert, reflektiert, brüskiert, ironisiert, räsoniert, bramarbasiert und, vor allem, philosophiert. So wird beispielsweise Hand an Heideggers »Sein und Zeit« angelegt und nicht nur interpretiert, sondern ergänzt und substantiell kritisiert und erweitert. Es gibt tiefgehende Ausführungen über Derrida nebst Bemerkungen zu seinem Ethos der Ausführlichkeit. Wittgensteins letzte Sätze fordern eine gründliche Analyse. Selbstverständlich werden historische und gesellschaftliche Phänomene mit dem Lieblingsphilosophen Nietzsche assoziiert und gedeutet. Ausführliche Lektüreeindrücke gibt es von Ortega y Gasset, Kierkegaard, Emmanuel Levinas, Rousseau, Sartre und Goethe. Letzterer wird als Gipsfigur abgehandelt; für jemanden, der Hotels nach den Marmorsorten in den Badezimmern zu rubrizieren vermag, eine ziemlich despektierliche Formulierung, die jedoch womöglich nur aus reiner Provokationslust den situierten Heiligenverehrern in der (deutschen) Germanistik geschuldet ist.
Weinberg statt Elfenbeinturm
Sloterdijk hingegen ist ausgesprochen frankophil und ist ein ausgezeichneter Kenner der französischen Geschichte. Munter verknüpft er seine Lektüreerkenntnisse auch aus zuweilen eher abseitigen, weil sehr speziellen Werken mit den Ereignissen der Gegenwart. Nur bei ihm erfährt man etwas über den französischen Futurismus von 1793, die zwei Kollaborationen Frankreichs im Zweiten Weltkrieg und Roland Barthes’ Entzauberung Chinas während einer Reise 1974. Häufig tritt er auf französischen Bühnen auf. In einem Fernsehgespräch mit Bernard Henry Lévy vermisst er dessen intellektuelle Gastfreundschaft, da er nicht auf das angekündigte Thema – Sloterdijks Buch – eingeht. Hierzu passt dann das Bonmot, dass nichts so suspekt [ist] wie dieser Populismus der Gebildeten, die im Namen der anderen selber nicht verstehen. Zudem mokiert sich Sloterdijk über die Gimpelfalle, in der sich BHL begebe, in dem er sich als »Krieger« charakterisiere. Die Assoziation zu Jünger kommt ihm dabei nicht. Aber nicht nur in Frankreich ist Sloterdijk bekannt. Immer wieder trudeln Übersetzungen seiner Bücher in diversen europäischen Sprachen ein. Sloterdijk ist kein Elfenbeinturm-Philosoph, sondern äußerst mobil und fast ständig unterwegs (Transatlantikflüge bevorzugt business-class); Vorträge, Lesungen, Diskussionen, Symposien, Empfänge. In Interlaken wird er, der unfrisierbare Oger, für einen Busfahrer gehalten.
Sehr genau werden Besucherzahlen und Diskussionsverläufe bei Veranstaltungen protokolliert (die Säle sind fast immer voll bis überfüllt). Nach einer Ehrung bemerkt er an die Adresse der Laudatoren Gelobt werden ist nicht meine Stärke. Bei der Betrachtung der Quoten zum »Philosophischen Quartett« (seine Urteile über die Sendungen fallen ausschließlich positiv aus) wird nicht mit Kritik am ZDF ob des Schattendaseins der Sendung gespart. Als der Volkswagen-Konzern als Sponsor aussteigt, beklagt Sloterdijk, dass der Sender für diese vergleichsweise preiswerte Sendung überhaupt einen Sponsor gebraucht habe. Auch der Suhrkamp Verlag bekommt sein Fett ab: Sloterdijk erfährt aus den ihm bei Lesungen zur Signatur vorgelegten Exemplaren die jeweils aktuelle Auflage seines Übungsbuches. Und manchmal hat man den Eindruck, dass die Produktivität des Philosophen nicht mit den Kapazitäten des Verlags mitkommt; grimmig wird vermerkt, wenn eine Rede von ihm noch immer nicht publiziert wurde.
Eine boshafte Spitze bekommt Hans-Jürgen Heinrichs verpasst, der es »gewagt« hatte, über Sloterdijk eine Biographie (im Hanser-Verlag) vorzulegen. Sein Buch sei zwar wohltuend bemüht, verknüpfe jedoch die roten Gedankenfäden des Werks nicht derart, wie dies möglich gewesen wäre, so das Urteil. En passant wird von einem Brief Michael Krügers berichtet, in dem er seine Ratlosigkeit angesichts des Manuskripts von HJH gestehe. Er halte das Werk nach so vielen Korrekturen für nicht mehr verbesserbar und immer noch nicht gut. Er winkt es resigniert zur Publikation durch, obschon er seine Mängel schärfer sieht als irgendwer sonst. Herrn Heinrichs dürfte diese Sottise nicht gefallen.
Sloterdijk ist der unermüdlich Schaffende im philosophischen Weinberg. Er ist Rektor in Karlsruhe, lehrte zeitweise noch regelmäßig in Wien, schreibt an einem Opernlibretto, konzipiert mit Bazon Brock einen »Profi-Bürger«-Studiengang und kommt von fast jeder Reise mit neuen Ideen für Essays und Vorträgen zurück, zu denen in den Heften zuweilen erste, kurze Entwürfe verfasst sind. Es ist unmöglich, auch nur annährend der Spannbreite der Interessen dieses Mannes hier auszubreiten. So entdeckt und entwickelt Sloterdijk eine »Bastardologie«, beschreibt in verblüffender Klarheit die Verwechslung von Gemeinschaft und Gesellschaft, moniert einen fehlenden Architektoklasmus, verteidigt Vilém Flusser gegen Alex Bloch, referiert über Kant und die Religion, setzt sich mit Rousseau und seinen Idiosynkrasien auseinander, kanzelt Lukács Vorwort zu seinen »Thesen des Romans« als Abiturientenprosa ab und geißelt die perverse Kollaboration der westlichen Philanthropie mit dem System der afrikanischen Korruption. Das fatalste Erbe der Kolonialmächte an die in die Unabhängigkeit entlassenen Völker ist Sloterdijk zufolge der Nationalstaat. Giftige Pfeile werden gegen den sich epidemisch ausbreitenden Neuro-Talk abgeschossen; die zunehmende Vernaturwissenschaftlichung der Geisteswissenschaften beargwöhnt Sloterdijk naturgemäß (was ihn jedoch nicht daran hindert, sie gelegentlich selber zu praktizieren). Beim Kollegen Žižek bemerkt er vorsichtig eine zu einseitige Ausrichtung auf Lacan, Hitchcock und Freud und befürchtet eine gewisse Selbstbanalisierung (übrigens auch vice versa, was Sloterdijk bewusst ist). Den Mitgliedern des Europäischen Gerichtshofs werden seltsame Weltfremdheiten attestiert. Deutliche Worte nach der Ermordung Bin Ladens: Ein guter Tag für den Rache-Instinkt, ein trüber Tag für die Zivilisation. Und über die zeitgenössische Kunst heißt es, dass sie, weil sie in Überproduktion schwimmt […] die Flucht in die Überbewertung des Wertlosen antreten [muß].
Auf der Gemüsekiste
Trotz dieses Pensums und seiner implantierten Skepsis gegenüber den gängigen Massenmedien, die er immer mehr zu Meinungsmedien verkommen sieht (So wie es bald eine Kennzeichnungspflicht für Giftstoffe und versteckte Dickmacher in Nahrungsmitteln geben wird, sollte man eine Kennzeichnungspflicht für Inhalte von Meinungswaren einführen. Rote Punkte für Verhetzung, Verdummung und Aufgeilung, auf die Gefahr hin, daß Zeitungen und TV-Sendungen wie roter Regen auf uns fallen.), findet sich noch Zeit für die Lektüre zahlreicher Zeitungen und ausgewählter Fernsehsendungen; wenn Egon Bahr bei Anne Will zu Gast ist, hat er eingeschaltet. Und natürlich surft auch Sloterdijk im Netz, kommentiert »Telepolis«-Artikel, beklagt sich über ein längeres Zitat eines »Welt«-Artikels von ihm im »Perlentaucher« und entdeckt das genialische Pamphlet von Jürgen Nielsen-Sikora über den »kommenden Aufstand« in »Glanz und Elend«. Auch privates wird geboten (glücklicherweise nicht zu viel) und man liest erstaunt über die 122 km Fahrradtour um Wien, die man ihm nicht zugetraut hätte. Feste – unter anderem mit Hubert und Maria – werden gefeiert aber manchmal fressen die Jubiläen die Gegenwart auf. Betroffen ist Sloterdijk immer wieder von Krankheiten und Todesfällen von Freunden und Bekannten (Spuren ins Posthumien ist der erste Teil des Buches überschrieben). Besonders ergriffen ist er vom Tod von Hermann Scheer und vom zwei Jahre jüngeren Bernd Eichinger. Von Letzterem erfährt der Leser einiges.
Interessantes gibt es zum deutschen Ost-West-Verhältnis. Erst das Vergleichen mit dem Westen brachte im Osten die flächendeckende Unzufriedenheit, denn seit jeher war der soziale Vergleich eine unfehlbare Anleitung zum Unglücklichsein, so Sloterdijk. Die Ostdeutschen hatten ihre Schutzhülle, die DDR, jenes Internat für unteres Kleinbürgertum, verloren: Sie vergleichen sich jetzt, und halten die Wirkungen des Vergleichs nicht aus. Das nennt er mit gewohnt großspurigem Vokabular das psychopolitische Geheimnis. Vielleicht hätte er »Schutzhölle« schreiben sollen. Andere dezidiert innenpolitische Phänomene finden nur am Rande Erwähnung. Frank-Walter Steinmeier zeigt sich ihm als gänzlich anderer Mensch als in der medialen Wahrnehmung und wird gelobt. Köhlers Demission hält er für übertrieben, zu Wulff fallen ihm nur böse Bemerkungen ein (opportune Lager-Puppe vor der Wahl – Plastikbundespräsident danach). Seinen Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, seziert er kunst- und wirkungsvoll (da bedarf es des protzigen Etiketts mereologische Sumpfblüte eigentlich nicht mehr). Auch zeitgenössische Politiker fanden nur begrenzt Aufnahme. So wittert er bei Chavez Klientelismus von links und stellt Vergleiche zwischen Sarkozy und Napoleon III. an.
In die Niederungen des Boulevard begibt sich der Affekt-Experte nur einmal, in dem der Neoliberalismus aufs Deftigste anthropomorphisiert wird: Hätte der Neoliberalismus Titten aus Zement, er sähe aus wie Heidi Klum. Nicht nur in dieser Sentenz entfleucht aus der zumeist gut verschlossenen Phiole mit der Aufschrift »Verachtung« eine kleine Duftwolke. Da werden aus den Fußballspielern des FC Basel, die er im Hotel zu ertragen hat, junge, semi-depressive Proleten oder die Recherchen zur Doktorarbeit von Guttenberg als Verpöbelung eines universitären Prüfungsverfahrens durch einen inquisitorischen Mob denunziert. Lieber möchte er strenge, inneruniversitäre Richtlinien, die dann wie Tatsachenentscheidungen im Fußball mehr oder weniger sakrosankt bleiben. Überhaupt ist sein Verhältnis zum Internet eher ambivalent bis kritisch. So konstatiert er (womöglich zutreffend) eine gewisse ontologische Panik bei einigen Internet-Usern, die derart schwache Kandidaten fürs wirkliche Dasein seien, dass ihnen jedes Mittel recht sei, ihre Existenz zu beweisen. Zwar sieht er die Möglichkeiten des Netzes als Basis-Technik für die globale Demokratie, scheint aber unglücklich, dass es zu oft auf ein digitales Bahnhofsviertel hinausläuft, bestenfalls ein virtueller Hyde-Park, in dem jeder Erregte von seiner Gemüsekiste herab pestet.
Grüße aus »Illiquidien«
Sloterdijk beschäftigt sich ausgiebig mit der Finanzkrise, die sich dann im Laufe der Jahre zu einer Euro-Schuldenkrise auswächst. Souverän sei, so paraphrasiert er Carl Schmitt, wer über das Ausmaß des Ruins entscheide und an anderer Stelle wird der neue Kontinent Illiquidien entdeckt. Wenn er nicht über Banken und Unternehmen als neue Kategorie von Sozialhilfeempfängern spöttelt, erscheint ihm ab dem Frühjahr 2010 der Übergang in die Ära der Hypno-Politik als vollzogen: Die Hypno-Politiker haben sich einen Apparat von Thesen zurechtgelegt, mit deren Hilfe Evidenzen abgestritten werden. Politik wird betrieben mit der Einsicht: Zu labil sind die Verhältnisse geworden, als daß man sie vor dem Volk erörtern dürfte. Die Hypno-Allianz sucht in der europäischen Politik oder in der affirmativen Marktbeobachtung ihre raison d’etre. Dies führt dann dazu, dass die nicht mehr fraglich gemachte Wirklichkeit aufatme, sobald die Dethematisierung einsetzt; womöglich in Form eines leidlich tauglichen Empörungsthema. Interessant wäre es gewesen, wenn Sloterdijk den Bogen dieser aktuellen »Hypno-Allianz« zu den Parolendreschern des real existierenden Sozialismus Mitte/Ende der 80er Jahre gespannt hätte.
Aber Sloterdijk wäre nicht Sloterdijk, wenn sich nicht Stellen finden lassen würden, in denen er sich sanft widerspricht. So beklagt er einerseits die masseneinschläfernde, unehrliche Krisenbewältigungspolitik, andererseits spricht er über die Entzauberung des Volkes, die sich mit der Zeit in einer Demokratie einstelle: In den magischen Morgenstunden der Demokratie kann ein elanvoller Anteil des Volkes behaupten, das ganze Volk zu sein. Als Hort seiner Ganzheit spricht sich das Volksfragment selbst heilig. In der abgeklärten alten Demokratie haben alle Beteiligten begriffen, daß das ganze Volk nicht mehr ist als die Summe aller Klientelen.
Manche Beobachtungen sind von einer sprühenden Luzidität. Etwa wenn er über die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO berichtet, die seit 1948 besteht und 169 Mitgliedsstaaten umfasst. Dort gibt es seit 1973 einen »Ausschuß für den Schutz der Meeresumwelt«. Sloterdijk decouvriert in wenigen Sätzen die Sinnlosigkeit dieser institutionellen Ebenen: In der Zeit seines Bestehens hat sich die Verschmutzung der Meere um den Faktor 100 vermehrt, als ob bewiesen werden sollte: Ausschüsse sind dazu da, damit sich unter ihrem wachsamen Auge die immer präziser erfaßten Probleme prächtig entwickeln. Man ist gerade gut genug ausgerüstet, um die Daten zu sammeln, die Anlaß zu Interventionen gäben, auf der praktischen Ebene steht sie jedoch der Exekutive zu fern, um ausführen zu lassen, was von der Beobachtung nahegelegt wird.
Es steht zu befürchten, dass diese Erkenntnis nicht nur für diese Institution gilt, sondern auch beispielsweise für die Europäische Union, denn Sloteridjks Besorgnis über die Zukunft Europas ist mit Händen zu greifen. Europa ist für ihn nicht nur demographisch ein aussterbender Kontinent. Heinsohns Thesen vom »youth bulge«-Phänomen verinnerlichend plädiert er als einzigen Ausweg gegen die Vergreisung des Kontinents für eine kontrollierte Zuwanderung. Hierfür erkennt er jedoch überhaupt keine Bereitschaft in der politischen Klasse in der EU; eher im Gegenteil. Spielerisch phantasiert er die Sicht der Nachwelt auf Europa, diesem Nationalpark Alte Welt der irgendwann zu einer Art Überschweiz verkommen dürfte, die irgendwann nur noch Bollywood-Filmemachern als Kulisse dient. Weitergesponnen auf die nächsten 200 oder 300 Jahren könnte Europa für die Mächte von morgen [das] sein, was Griechenland für das aufsteigende Europa war, ein mythisches Damals, mit dem Unterschied, daß die kommenden Machtkomplexe im Osten und Süden alles, was sie vom »Westen« übernommen haben, für ihre eigene Erfindung halten werden. Als Urbild des langsam absterbenden Kontinents dient ihm Venedig, was den Leser überrascht, denn der Topos »Untergang« in Bezug auf Venedig ist doch spätestens seit Thomas Manns Novelle Volkshochschulstandard. Später belustigt er sich noch an dem Gedanken, wie wohl Archäologen in 2000 Jahren die seltsame[m] Skelettfunde von Angehörigen der EU-Stufe einordnen würden: Die einen werden die Hypothese verteidigen, es handle sich um die Reste von modernen Menschen. […] Die anderen werden sagen, es seien Hominiden aus dem Weltall, die von einem Stern der Gehbehinderten aus die Erde kolonisierten. Im lustvollen Abgesang auf das demographisch und am überbordenden Sozialstaat untergehende Europa vergisst er nonchalant, dass auch China bereits jetzt ein vergreisendes Land ist und derzeit lediglich nur noch durch die schiere Masse seiner Bevölkerung ökonomische und politische Machtzuwächse auszuüben vermag.
Regentage in den Bergen
Über die Lektüre von David Everetts Buch über die Pirahã in Brasilien und deren Ablehnung den westlichen »Errungenschaften« (Religion; Kapitalismus), erfindet er den missionarischen Imperativ: »Ihr sollt euch von Gütern abhängig machen, die ihr bisher nicht gebraucht habt!« Eine Seite weiter wird über die Kulturpessimisten als mürrische gate keeper am Eingang zu den Schatzhäusern der Hochkultur gelästert, die spüren, daß niemand mehr durch das von ihnen bewachte Tor gehen will.
Ansonsten wird auf zeitgenössische Lektüre etwas seltener Bezug genommen. Sehr freundlich gesonnen ist er in Bezug auf Stéphane Hessel als Person und Autor des »Empört Euch«-Büchleins. Angriffe auf dieses Buch, die mit mangelnder Komplexität argumentieren, beantwortet er mit bösen Attributen. Raddatz’ Tagebuchband ist mit wenigen Ausnahmen mittlere Anekdote und Literaturgossip. Mit Thilo Sarrazin kann er wenig anfangen und attestiert ihm in Bezug auf das »Lettre«-Interview eine veritable Empathiestörung, die bei Verwaltungsfachleuten nicht selten sei. Er kritisiert jedoch den Umgang mit ihm und kontert im Rahmen seiner These, nach der sich die Gesellschaft immer mehr über mediale Empörungen definiert. Hysteriker sind auf der Suche nach einem Herrn, um ihn tyrannisieren zu können, heißt da und in Bezug auf Sarrazin merkt er an, dass das empathiefreie Reden regelmäßig als absichtsvolle Provokation mißverstanden würde. Der Skandal versetzt eine unwillkommene Verdeutlichung in den verwischten Zustand zurück. Was man Denkverbot nennt, ist meistens ein Deutlichkeitsverbot – man möchte die Dinge wieder in die gewohnte Trübheit tauchen. Sätze, die nicht nur in der aufkommenden Diskussion um den SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück ohne Änderung übernommen werden könnten.
Lustvoll notiert Sloterdijk Nachrichten von der antimodernen Front, wie er das Papsttum Benedikts und die allzu frommen Gottesverteidiger wie Robert Spaemann süffisant und mit wenig Sympathie bezeichnet (dafür jedoch eine Hymne auf Hans Küng anstimmt). Auch das Nein großer Teile der CDU zur Präimplantationsdiagnostik wird scharf attackiert. Da kommen nur noch die »Intriganten« der Frankfurter Schule noch schlechter weg. Das beginnt bei den Interventionen zur Verhinderung von Golo Manns Rückkehr aus dem Exil in den 60er Jahren (hier sieht Sloterdijk einen Missbrauch des Opferstatus durch Adorno und Horkheimer), setzt sich in der nachträglichen Goutierung von Hannah Arendts Urteil über Adorno fort und findet schließlich seine Fortsetzung im Streit mit Axel Honneth und dessen in ansteckender Talentlosigkeit vorgebrachter Kritik zu Sloterdijks Ausführungen zur Steuer- und Geberpolitik. Aber Deutschland war noch nie ein Debattenland, sondern eine Echokammer für Hysterien und Vorwürfe, aus denen keiner etwas lernt, außer wie man die nächste Runde sinnloser Aufregungen anzettelt. Nur scheinbar im Gegensatz dazu der Befund über die unverarbeiteten zeitweiligen Mao-Verherrlichungen bestimmter Alt-68er: Mit tiefem Verständnis gestand man sich gegenseitig zu, daß im Curriculum eines wahren Intellektuellen eine Saison bei den Mördern gehörte.
Aber auch der hochfliegende Ikarus droht zuweilen in eine veritable Melancholie zu verfallen. Im Regen auf dem Land sinke der Sinnspiegel und ein Regentag in den Bergen stellt viel in Frage. Fiebrige Überhitzungen des Weltallergiker[s] werden mit Aspirin und vor allem Ibuprofen therapiert; letzteres führt zu Verstimmungen. Es gibt veritable Stoßseufzer wie Wenn wir schon so unfähig sind, um wie viel unfähiger werden die sein, die auf uns folgen. Und gelegentlich blitzt bei dem Reservist[en] der Verzweiflung eine Spur Selbsterkenntnis auf: Schlimm ist der Autismus der Propheten, die über ihrer Mission die Koordination mit der Umwelt aus dem Auge verlieren. Was ihn nicht daran hindert, die Urteile der Anderen über sich maßvoll ironisch zu kommentieren und sie damit auf Distanz zu halten.
Was zählt, ist das gut Gesagte heißt es einmal. In »Zeilen und Tage« ist vieles »gut gesagt«. Sloterdijks barock-hyperbolische Opulenz ist selbst in den Momenten des Verirrenden und Verwirrenden noch um ein Vielfaches anregender als das übliche Meinungs-Geklingel aus der Sammelbüchse des Neusprech. Als Dreingabe vermisst der Leser lediglich eine oder zwei Ibuprofen gegen die manchmal arg ausgreifenden Bedeutungspirouetten. Die lapidare Aussage zu Beginn, dass weitere Editionen der Notizbücher nicht vorgesehen seien, wäre eher eine Drohung. Man hofft auf Einsicht – und den Verlag.
Die kursiv gesetzten Passagen sind Zitate aus dem besprochenen Buch.
Danke für diesen ausführlichen Lesebericht.
Ich kann mir einen Grund vorstellen, dass Sloterdijk erst einmal nicht mehr von seinen Heften veröffentlichen möchte. Schon hier hat man den Eindruck von viel Emotion und etwas zu viel Freude am »gut Gesagten«. Was mag da in den älteren Sachen zu lesen sein, was vielleicht inzwischen schon von Patina überzogen ist? Wenn man »Notizhefte« als literarisches Genre sieht und Vergleiche ziehen würde, z.B. Henning Ritter, Valery, Schopenhauers Nachlass fallen mir ein, dann findet man vermutlich Unterschiede im Gestus, die bezeichnend sind. Weniger Ringen um den Gedanken, Zweifel, Suche, Aufmerken und Selbstvergewisserung, mehr schon im Schreiben nach außen gerichtetes Formulieren – »sagen« eben.
Über eine Patina der älteren Tagebücher habe ich noch gar nicht nachgedacht; ein interessanter Aspekt. Würde man die zeitaktuellen Bezüge herausstreichen, blieben womöglich nur fach-philosophische Reflexionen übrig, die ein Massenpublikum kaum interessieren dürfte. Und Gossip größeren Ausmaßes – wie er dies Raddatz und seinen Tagebuchaufzeichnungen vorwirft – will und/oder kann er nicht bieten.
Der Grund für eine vorausschreitende Veralterung bestimmter Passagen könnte zum einen an der Banalität der Ereignisse unserer Zeitläufte liegen (so mancher Bezug in »Zeilen und Tage« wirkt heute schon sehr, sehr lange her [Sarrazin-Debatte; Köhler-Rücktritt; Guttenbergs Doktorarbeit]), zum anderen jedoch vielleicht auch an der Person Sloterdijk selber: Sie ist einfach noch nicht derart kanonisiert wie bspw. ein Thomas Mann, von dem Exegeten selbst die Konsistenz des Frühstückseis als immanente Information verteidigen.
Also diese Rezension ist dann doch schockierend positiv ausgefallen. Die Differenz bei der Lesereaktion ist durchaus beeindruckend. Auf mich wirkte die im ersten Teil übertrieben vorherrschende Bastardsache total aufgebauscht und irgendwie lese ich aus jeder Zeile, die Sloterdijk auch nur zu irgendeinem Thema äußert prätentiöses Gehabe heraus. Alles und jeder beneiden den unglaublich stringenten – so zumindest sein Selbstbild – Sloterdijk und dabei ist seine Derrida Interpretation schlicht und einfach falsch. Wenn er fast schon ehrfürchtig über sein eigenes – nicht gerade überragendes Buch Sphären 2 – berichtet, dieses Werk sei wohl für nachfolgende Generationen geschaffen, wohingegen es heute nur verstaubend im Bibliotheksregal sein Dasein fristet, übersieht Sloterdijk, dass er eigentlich nur eine philosophische Schießbudenfigur ist, deren Bücher alles andere als NICHT den Zeitgeist treffen und deshalb in Wirklichkeit permanent gelesen und ausgeborgt werden. Brillante Autoren wie Badiou oder Hobsbawm, Spaemann (der manchmal vielleicht schlechte Tage hat) oder Honneth werden hysterisch und beleidigend abgekanzelt, weil sie gegen seinen genius sloti ja doch nicht bestehen können. Das hat wirklich nichts mit Gastfreundschaft zu tun, die Sloterdijk bei Derrida nicht versteht, die er aber gleichzeitig von anderen fordert. Vielleicht habe ich eine Stelle überlesen, aber ich finde es bezeichnend, dass die philosophische Hinrichtung Sloterdijks durch Manfred Frank im Zuge des Streits mit Honneth nicht erwähnt wird, und das in Cahiers (oder als was Sloterdijk seinen Auswurf sonst krummgelesen haben will), die ja überhaupt nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren.
Einziger Sinn dieser Sloterdijklektüre ist die Vergewisserung der nun klar gewordenen Grenze zwischen Sloterdijk-Freunden und seriösen Autoren. Man weiß jetzt endlich klar, warum man die zahllosen Weibels, Groys’, Matusseks und Thea Dorns, Active-Life-Philosophinnen und Masturbationsperfektionierer immer schon gemieden hat. Wenn Handke zum Geburtstag gratuliert, dann kann nicht alles in Ordnung sein. Feuchthauchspezialistentum aus Messkirch und Deutschmeistersülze ich halte das nicht aus!
@pathoblogus
Naja, halbwegs gelungene Sloterdijk-Haßpredigt, die gegen Ende ins Ressentiment abdriftet. Im übrigen: Was soll ein Autor, dessen Bücher (vermeintlich) einstauben anderes tun, als auf die nachfolgenden Generationen hoffen? Man kann dann von Glück sagen, wenn man seinen eigenen Ruhm nicht erlebt.
mir ist leider Gottes ein Konjunktiv entkommen: er behauptet, dass seine Bücher verstauben würden, das stimmt natürlich nicht. Die werden gelesen. Und nicht zu knapp. Das ist die Misere.
wollte mit meiner Handke-Erwähnung übrigens nur ein bisschen randalieren. Ich verstehe aber trotzdem nicht, was man an dieser Philoschickimicki-Sache mit Sloterdijk was finden kann. Wenn sich so ein SPA-Fettsack in seine eigenen Wadenübungen verliebt und jede Dame, die halbwegs was gerade schaut als philosphische Muse anschleimt und zur schönsten Philosphin türkischer Nation oder Lockenkönigen krönt, dann ist das nichts anderes als ein ehrlicheres Abbild seiner Philosphie.
Es zeugt von einer gehörigen Portion Infantilismus, die Physiognomie einer Person zum Gegenstand des Spotts zumachen. Soviel zum »Fettsack«. Auf das zweite »o« bei Philosophie weise ich nur der guten Ordnung halber hin.
Die Handke-Erwähnung im Buch hat mich erstaunt. In einem Interview im Mai attestiert er Sloterdijk immerhin »Angeberei«. Aber zum Geburtstag kann man ja trotzdem noch gratulieren.
Ach nein, solche Körperlichkeiten bedürfen keines »Infantilismus«. Dass ich mit meiner Handkeablehnung bei Dir an der falschen Adresse bin, ist mir klar. Sloto und er pflegen natürlich unordentliche Verhältnisse. Einmal der über den einen, dann wieder der andere pseudokritsch über das eine Schweinderl. (Entschuldige übrigens, dass ich der Ordnung halber nicht den Editbutton verwenden kann, so wie Du)
Mir übrigens nach einer Lektüre von Slotiwichsereien Infantilismus vorzuwerfen, weil ich dem Meister der Pränatalorchestrierung mit intrauterinem Abgang Fettleibigkeit und SPA-Schweinereien nachsage, entbehrt doch nicht einer gewissen Lächerlichkeit. Der übende Überüberphilosoph verliert sich ja auch pausenlos in dümmlichen BodyMaßIndex-Weisheiten gealterter Nichtfriseurbesucher. Da kann man garnicht gehäßig und untergriffig genug sein um einem Sloto auf gleicher Höhe begegnen zu können. Wie überhaupt man ja in Begegnung mit Leuten wie Handke oder Sloto garnicht an die peinliche Geziertheit im Selbstumgang rankommen kann. Bei solchen Leuten ist jeder Satz Masturbationsschau. Deswegen kann man von Slotos Körper garnicht nicht sprechen, wenn man über ihn spricht.
Eigentlich gilt ja das Gesetz, dass kein Suhrkamp-Autor etwas Negatives in der Öffentlichkeit über einen anderen Suhrkamp-Autor sagt. Laederach ging damals deshalb aus dem Verlag. Handke hat das gelegentlich weit interpretiert (s. seine Äußerungen zu Enzensberger). Aber nicht nur er alleine, sondern bspw. auch Paul Nizon. Und gelegentlich kommt es zu merkwürdigen, kaum für möglich gehaltenen Allianzen (hier).
naja was die Wissenschaftsreihe betrifft, in die Sloterdijk ja aus irgendeinem Grund noch nicht vorgedrungen ist (das ist keine Verwunderung in Bezug auf eine wie auch immer geartete Qualität dieser Reihe), ist ein solches gegenseitiges Beschmutzkübeln doch gang und gäbe. Gut, vielleicht achten ausländische Autoren nicht so sehr auf die Auswahl der Verlage, bei denen die Übersetzungen erscheinen...
Und ich rede da nicht von werkimmanenter Beschmutzkübelung, wie das z.B. bei Luhmann/Habermas war, die ja auch nicht wirklich mit einer sachlich-theoretischen Auseinandersetzung zu fassen ist. Seit allerdings Sloto eine derart große Nummer geworden ist, hinken alle anderen Denkrichtungen in dem Verlag sowieso nurnoch hinten nach. Es gibt keine nennenswere Veröffentlichung analytischer Philosophie mehr... nurnoch slotokonforme Soziologiedichter wie Bruno Latour oder andere...
Leute, die fachlich betachtet eigentlich viel mehr zu sagen haben und noch auf kontinentaler Philosophieebene stehen, wie z.B. Badiou oder Ranciere veröffentlichen bei diaphanes, oder bei Böhlau oder im Passagenverlag... und ein paar kulturphilosophische Arbeiten von amerikanischen oder britischen Autoren, die der Slotosophie nicht ins Gehege kommen (wahrscheinlich wissen die nicht in wessen Teich sie baden), werden, ohne näheren Schulbezug bei Sloterkamp geduldet. Sonst ist alles nur geschirrmachert, groysifiziert oder gegumbrechtet...
Was die Aufarbeitung alter Theorieleistungen betrifft, beschränkt sich der Suhrkamp-Verlag auf Vorlesungen Foucaults oder dann irgendwelche Orchideen wie Gabriel Tarde, die reinkommen, weil Bruno Latour über Sloto Einfluss nimmt. (nicht dass ich da was gegen hätte, aber es ist einfach total einseitig)...
Wenn man sich die Suhrkampreihen ansieht, könnte man glauben, die Heideggerjünger hätten da alles plattgemacht. Adorno und Benjamin werden als slotopoetische Klassiker noch geduldet... Lukacs allerdings darf man GARNICHT GARNICHT GARNICHT haben... weil Sloto den nicht gut findet... und überhaupt sei die Theorie des Romans nur ein Pamphlet eines peinlichpathetischen Abiturienten. (dabei wäre das das einzige Buch Lukacs’, das Sloto überhaupt befähigt wäre zu verstehen von Lukacs Werk. Der Rest wäre ihm sowieso zu hoch. Von der Begabung Lukacs’ im Gegensatz zu Sloto mal ganz abgesehen)
Kein Wiener Kreis, nichts Idealistisches, nichts Pragmatisches, nichts Naturphilosophisches, nichts Logisches, nichts Phänomenologiekritisches... und soziologie ist sowieso nur Soziologie, wenns von Sloto-Luhmann-Baecker-Seiten kommt. Habermas ist aus irgendeinem Grund noch da. Honneth kommischerweise auch... wahrscheinlich aus Alibigründen...
Begabt sollen die ja sowieso nicht gewesen sein...
ich muss mich also korrigieren... es gibt kein Beschmutzkübeln mehr, weil es einfach keine wirkliche Differenz mehr im Suhrkamp-Verlag gibt...
Wer würde erwarten, dass irgendwer aus dem Sloto-Kreis gegen Ciorans oder Latours schießt? Also unklares, slotoelitenkonformes Metaphernblabla sagen die in der Regel ja e alle das Gleiche.
Ab und zu kommt noch ein Blumenbergkonvolutausschlachtungsband, den der Slotofreund Ulrich Raulff freischaltet, damit Sloto noch was zum Ausschmücken hat.
— ich muss mich sehr, sehr wundern über die niveauheischenden gehässigkeiten gegenüber einem, naja, erfolgreichen philosophie-schriftsteller, dessen ‘zynische vernunft’ seit mitte der achziger doch recht einsam in der landschft steht und dessen,
ich sag mal undogmatisch-kreative hervorbringungen sowohl in sachen ‘zeitgeist’ als auch ‘geistesgeschichte’ als auch ‘geist’ im sinne von savoir vivre und entspannter betrachtung der ‘postmodernen’ szene bei gleichzeitig wohltuender und gute laune verschaffender diktion (jedenfalls hat’s diesen effekt bei mir) charmant, liebenswürdig und wissensreich hervorstechen – ja, – hm ... langer satz – trotzdem weiter : wie also pathologus uns kübelweise seinen neid präsentiert in wohlfeiler unflätigkeit, dann aber doch bis hin zu ‘fettsack’ etc. – das ist doch erstaunlich ... !
dieser krankheit kann meiner meinung nach nur abgeholfen werden durch den rat :
‘lieb sein, mein kranker freund – s o schlimm ist es doch nicht ... !’ und das mein ich gar nicht fies. wirklich nicht. gregor-lothar sollte ihm vielleicht mit dem intimen, nicht mit dem ‘exklusiven’ handke entgegentreten, nein – gar nicht mal e n t g e g e n , eher f ü r ... es gibt empfindungen, und das müssen nicht stunden der wahren sein, die es einem letztendlich verbieten, so souveränitätsversessen ‘gehäßig’ zu sein. (letzteren schreibfehler, eine andere betonung erzwingend, nehme ich dann unserem patho-globus doch ein bisschen übel ...) naja, ich frag mal : slotiwix, handkäse, keuschfick oder wie immer man fortsetzen kann – ist d a s unser niveau ... ??
— h a h a
- darf ich fragen, warum mein beitrag vom 01. februar um 05.33, die sloterdijk-debatte behandelnd, insbesondere in antwort auf ‘pathoblogus’-beiträge – warum also dieser beitrag von ihnen ‘wegzensiert’ worden ist ? – war er der höhe ihres niveau-podestes nicht angemessen? ich versteh das nicht ganz. darf man nicht gegen gehässigkeiten anschreiben? darf man nicht versuchen, etwas gegen diese krankhaft-polemischen bildungskrämpfe zu unternehmen? gilt die meinungsfreiheit nur für meta-ypsilons und patho-logen? ist in ihrer exklusiv-gemeinschaft eine bestimmte ‘diktion’ erforderlich? oder bevorzugen sie nur eine gewisse ’sorte’ von gedankenbewegungen? herrscht ‘produktivzwang’? – ich weiß nicht, was der peter handke, dessen geist ja in bestimmter weise über den wassern ihres blogs schwebt und dessen romanpersonal ja auch namentlich und namen-gebend auftaucht (eine sehr nette idee übrigens, wie ich finde!) – was also der peter handke dazu sagen würde, wie hier mit – ich sag mal: interessenten verfahren wird; er selbst kennt sich ja nun sowohl weidlich als auch unfreiwillig mit anfeindungen und poesieabtötendem klugjournalsmus aus – ich bin einer seiner recht fleißigen leser seit etwa fünfundvierzig jahren ... umso erfreulicher war es für mich gewesen, ihren blog zu entdecken und abonnieren zu können. — in sachen sloterdijk ist es mir nicht unbedingt wichtig, profunde sentenzen hinzusetzen mit adorno-habermas-luhmann-foulcault-etc-erwähnungen, doch ich kann sagen, dass als sehr anregender und auch unterhaltsamer ‘philosophie-lehrer’ dieser riesenpensumsbewältiger mir sehr lieb und teuer geworden ist. und diese ‘pathoblogus’-angelegenheit finde ich – das ist dann durchaus ’nomen est omen’ – irgendwie krank. warum wird da dermaßen unleidlich, gnadenlos und beinah logorrhoe-mäßig vom leder gezogen? was ist da los? – wenn ich
ihrem ’niveau’ nicht entspreche und in ihrem sinne nichts ‘produktives’ von mir gebe, so tut’s mir leid, ist wirklich keine absicht. einer ihrer meta-ypsilons wollte mich schon in den kindergarten schicken (nachdem sie, gregor keuschnig, charmanterweise die ‘höhle’ vorgeschlagen hatten), weil ich – in einem anderen zusammenhang – es unternommen hatte, ein thema, als thema!, uninteressant zu finden. muss man eine winzig kleine florett-spitze gleich mit dem säbel niedermachen? hat ihr diskussionsforum eigene gesetze, hinter die ich noch nicht gekommen bin? – sie dürfen mich gerne belehren. jedenfalls ‘wegzensieren’, wie gesagt, tut doch nicht not, oder? nun denn – wenn ich in ihre noble gemeinschaft nicht reinpasse, so mögen sie dies dann bestätigen. pathologus hat beim ‘ausfälligwerden’ wahrscheinlich die ihnen gemäßere form; was mich betrifft : ich plädiere doch schon eindeutig für eine – sagen wir: tolerantere streitkultur ...
soweit erstmal, und freundliche grüße ‘trotz allem’ h a h a
@ha ha
Ich war ein paar Tage unterwegs und hatte Ihren Kommentar, der eine Mischung aus Lächerlichkeit, Dummheit und Wirrnis ausdrückt, erst einmal verschoben. Jetzt prangt er wieder.
Wofür Sie plädieren, ist mir herzlich egal. Ich bestehe auf die Einhaltung von ein paar Regeln, die Sie auch nachschlagen können. Dummdreiste Sprüche fallen nicht darunter. Das wird demnächst rückstandslos gelöscht.