Mein Tweet an den Moderator Christian Ankowitsch und den ORF, dass es unsinnig sei, den Publikumspreis bei den Tagen der deutschsprachigen Literaturkritik ab der ersten Lesung freizugeben, fand immerhin ein Echo:
@gregorkeuschnig @orf Irrtum: Wenn man nur 1/2 Tag Zeit hat abzustimmen, gewinnen jene, die über grösste Online-Kohorte verfügen (Empirie)
— ch_ankowitsch (@ankowitsch) 3. Juli 2015
Der knappe Hinweis auf die »Empirie« dürfte dem Twitter-Format geschuldet sein. Die Argumentation ist aber höchst amüsant, da sie davon ausgeht, dass die »Kohorten« der Onlineaktivisten nur fähig sei, in einem halben Tag (dem Samstag Nachmittag) ihr konspiratives Spiel zu spielen.
Dass dies bestenfalls naiv ist, muss jedem einleuchten, der sich die Zahlen vergegenwärtigt, die in den Anfangsjahren noch veröffentlicht wurden:
2007 wurden insgesamt 1155 Stimmen abgegeben; der Gewinner siegte »knapp«
2008 gewann Tillmann Rammstedt mit 20% vor Martin von Arndt mit 13% und Selg 12% (mitgeschrieben von der Fernsehsendung)
2009 siegte man mit 268 Stimmen
2010 genügten schon 170 Stimmen (wie immer mit Begründung).
Den naheliegenden Hinweis von Stefan Möller, dass im letzten Jahr dann eigentlich Tex Rubinowitz den Publikumspreis hätte bekommen müssen, lässt Ankowitsch als »Mutmaßung« abprallen.
Zur Merkwürdigkeit, dass mit der Möglichkeit ab Lesung 1 abzustimmen, die als 13. oder 14. Lesenden Nachteile erleiden und eine richtige Bewertung den Wettbewerbs nicht möglich ist, wenn man nicht alle Texte zumindest einmal gehört oder gelesen hat, fehlen dann die empirischen Daten.
Auf dass der Publikumspreis dann weiter zur Farce werde.