Gedanken zu Kommentaren in Blogs am Beispiel und mit Hilfe von Stefan Niggemeier
Warum kommentiert man auf Blogs? Was sind die Beweggründe derer, sich in teilweise zähen Wortgefechten mit Leuten streiten, die sie (in der Regel) nicht kennen und vermutlich auch niemals kennenlernen werden? Mitte März stellte Stefan Niggemeier diese Frage auf seinem Blog – vielleicht um herauszufinden, wie die Leute »gestrickt« sind, aber auch, um Material für seinen Artikel in der FASZ zu erhalten.
Sehr wohl war mir aufgefallen, dass Niggemeier die Kommentare auf seinem Blog mit einer offenbar zunehmenden Ambivalenz betrachtete. Seit einiger Zeit kann man diese sogar »abschalten«.
BILDblog – basierend auf einer alten Idee
Niggemeier wurde vielfach für seine journalistische Arbeit ausgezeichnet. Der BILDblog – sein Projekt. Wolfgang Kraushaar berichtet in seinem Buch »Achtundsechzig – Eine Bilanz« von der Idee einer »Analyse des Inhalts und der Verdummungspraktiken der ‘Bild’-Zeitung« vom Anfang der 60er Jahre und einer unveröffentlichten Diplomarbeit von 1958/59 eines gewissen Klaus Wilczynski mit dem ausgreifenden Titel »Methoden der politischen Hetze und der Verdummung des Leserpublikums mit den Mitteln der Bildjournalistik in der imperialistischen Massenpresse, dargestellt an Beispielen der ‘Bild’-Zeitung«. Bekannter ist da die sogenannte »Erklärung der Vierzehn« in der Wochenzeitung »DIE ZEIT« vom 19. April 1969, in der bekannte Intellektuelle (wie beispielsweise Theodor W. Adorno, Walter Jens, Golo Mann und Eugen Kogon) unter anderem erklärten: »Die Unterzeichneten fordern…endlich in die öffentliche Diskussion über den Springer-Konzern, seine politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen und seine Praktiken der publizistischen Manipulation einzutreten.«
Die Technik macht es heute möglich, diese Diskussion über »Praktiken der publizistischen Manipulation« auf breiter Basis und für jeden unmittelbar abrufbar zu führen. Und statt ideologischer Worthülsen (auch das kann man zur Genüge in der Blogosphäre lesen) gibt es beim »BILDblog« kritische und – hierauf legt man besonderen Wert – faire Beobachtung. Man scheut sich auch nicht, eigene Fehler einzugestehen.
Auf seinem eigenen Blog dokumentiert Niggemeier anhand aktueller Fälle exemplarisch Schwachstellen in der Berichterstattung von Medien aller Art. Immer wieder zeigt er dabei, dass einst hochgeschätzte Eigenschaften eines Journalisten – Recherchefähigkeit, Neutralität und Sorgfalt – zunehmend in den Hintergrund geraten. Stattdessen werden kritik- und vor allem nachfragelos Agenturmeldungen abgeschrieben, die Webseiten auch seriöser Medien mit zweifelhaften Symbolfotos und »Bildergalerien« vollgestopft, Fehler nicht korrigiert, gegen elementare Regeln journalistischer Ethik verstossen oder alles zusammen.
Der Blog ist aus zwei Gründen interessant: Zunächst zeigt er – oft an scheinbar unbedeutenden oder vernachlässigbaren Beispielen – die Oberflächlichkeit, mit der heute »berichtet« wird. Zum anderen eröffnet er seinen Lesern durch die Kommentarmöglichkeit (die sehr problemlos gewährt wird), Stellung zu nehmen. Durch die Bekanntheit Niggemeiers entsteht für den Kommentator der durchaus reizvolle Effekt einer verhältnismässig grossen Öffentlichkeit.
Warum lässt man kommentieren?
Für den inzwischen renommierten Journalisten entsteht durch dieses breite Echo allerdings auch ein gewisses Problem, welches er auf die treffende Überschrift bringt »Wie sag ich’s meinem Randalierer?«.
Auch wenn mich der Artikel in Gänze nicht überzeugt, spiegelt er doch die Problematik wider: Welchen Wert haben Diskussionen – insbesondere, wenn sie sensible Themen berühren – wenn sie von Störern, Rüpeln und Beleidigern überquellen? Die Fallhöhe bei jemandem wie Niggemeier ist ziemlich hoch. Warum setzt er sich überhaupt dieser Tortur aus? Zumal die aktuelle Rechtslage den Blogbesitzer bei Beleidigungen oder Persönlichkeitsverletzungen auch in die Haftung nimmt (Niggemeier erfährt dies im Moment in diversen Rechtsstreitigkeiten selber). Es muss also moderiert werden – was bedeutet, jeden noch so unsinnigen Kommentar lesen und auch bewerten zu müssen (und notfalls zu löschen).
Die eingangs gestellte Frage ‘Warum kommentiert man auf Blogs’ liesse sich also auch umformulieren: Warum lässt man überhaupt kommentieren? Diese Frage stellte sich mir bei der Lektüre des Beitrags »Wie ‘Bild’ Ausländerfeindlichkeit fördert« – und der Kommentare hierzu.
Wer den Kommentaren folgt, findet meine Kritik an Niggemeiers Beitrag dort, wo er von der sprach- und medienkritischen Analyse wechselt in die Bewertung und Kommentierung des Prozesses selber. Der Vorgang interessiert hier jedoch nur aus der Sicht der Dynamik von Diskursen, wie sie sich in den Kommentaren zeigen. Denn viele von Niggemeiers Beiträgen, die hunderte von Kommentaren nach sich ziehen, laden die User offensichtlich ein, sich nicht an der jeweiligen medialen »Verwerfung« zu orientieren, sondern die Thematik als solches zu behandeln.
So schweiften die Kommentatoren beispielsweise einer der meines Erachtens nach gelungensten Beiträge Niggemeiers »Wollt ihr den totalen Widerspruch?«, in dem er sich mit Sprache und Rhetorik eines FAZ-Artikels auseinandersetzt, der vor einer Klimawandel-»Hysterie« eindrücklich (und polemisch) warnt und einem angesehenen Klimaforscher unlautere Motive unterstellt, ganz schnell in eine Diskussion um die Fakten des Klimawandels ab. Auch bei der Aufdeckung der Verwendung vom falschem Bildmaterial anlässlich der Unruhen in Tibet gleiteten die Kommentare schnell dahingehend ab, dass einige annahmen, Niggemeier vertrete damit die offizielle Meinung Chinas zum Konflikt (was natürlich Unfug war). Und ein besonders extremer Fall: die 1256 Kommentare zum Beitrag »Tom Cruise, Scientologist«, der eigentlich nur aus dem Hinweis auf ein Video von Cruise bestand und in Windeseile eine lange (und ermüdende) Diskussion um Scientology wurde, zumal ein Teilnehmer vehement (aber nicht ungeschickt) die Verteidigung der Sekte übernahm.
In diesem Sinne »bestimmt« der Blogger die Intensität seiner Kommentare unter Umständen selber: Fokussiert er sie auf die Intention des Beitrages oder lässt er grosse Spielräume zu Abschweifungen? Greift er redigierend oder appellierend ein? Oder lässt er die Streithähne in Ruhe (und obliegt nur seiner Kontrollpflicht)?
»Manchmal weiß ich es auch nicht.«
Warum – so meine Frage – tut sich jemand wie Stefan Niggemeier die Kommentare (zum Beispiel im aktuellen Beitrag) an? Seine Antwort (als Kurzversion) ist verblüffend (das Kursivgedruckte sind im folgenden Zitate von Niggemeier, die mit seiner Erlaubnis aus einer E‑Mail-Korrespondenz vom 24. und 25.4.08 entnommen sind): Manchmal weiß ich es auch nicht. Später dann: Ich weiß nicht immer, warum ich mir das antue. Manchmal stimmt die Balance: die positiven Effekte überwiegen. Manchmal ist es das krasse Gegenteil. Eine richtige Antwort habe ich darauf noch nicht gefunden.
Freimütig bekennt er: Ich liebe meine Kommentatoren und ich hasse sie, und ich fürchte, das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Grundsätzlich mag ich das Feedback, auch wenn es nicht positiv ausfällt. Welchen Mehrwert generiert jemand wie Niggemeier aus Kommentaren? Er benutzt ein anderes Wort – Realitätscheck, man wisse als Journalist nicht einmal das Grundlegendste: Wie die Menschen einen Text lesen. An welchen Formulierungen sie hängen bleiben, welche Witze, welche ironische Formulierungen überhaupt ankommen, welche Botschaft sie in einen Text lesen. Und man weiß nicht, was ihnen gefällt und was sie empört, welches Thema auf großes Interesse stößt, welche Beobachtungen über die Welt da draußen sie teilen und welche ihnen fremd sind.
Die Kommentare als eine Art »Steinbruch« – sowohl für die Resonanz auf den Text, als auch für den Umgang mit Kritik. Und oft sei es eine Bereicherung. Niggemeier zitiert zwei Kommentare aus dem letzten Artikel zum Thema Ausländerfeindlichkeit bei »Bild«: Ein gutes Beispiel ist für mich dieser (eigentlich viel zu lange) Kommentar. Ich teile dessen Meinung nicht zu 100%, aber es ist ein guter, weiterführender Gedanke – und ein Aspekt, der bei mir im Text fehlt. Oder auch nur dieses kurze, treffende Zitat.
Zur »Bereicherung« gehören (zumindest theoretisch) auch die Leute, die echte oder vermeintliche Schwachstellen in meinem Text kritisieren, Behauptungen anzweifeln, Interpretationen ablehnen. Das ist oft nervig, sagt mir aber natürlich auch etwas über die Resonanz eines Textes. (Die Gefahr besteht dann natürlich darin, diese Resonanz nicht für 100% zu nehmen. Die meisten Leser kommentieren nicht, und ob diejenigen, die es tun, für die Gesamtheit repräsentativ ist, glaube ich nicht.)
Niggemeier sucht den Austausch mit seinen Lesern. Das ist bei Journalisten – zumal bei »prominenten« – längst nicht mehr selbstverständlich. Viele verschanzen sich mit Chefarztallüren vor dem »gemeinen Leser«. Natürlich haben die vehementen Kritiker der Diskussionskultur in Foren und Blogs teilweise recht, aber Niggemeier wehrt sich gegen eine billige Pauschalisierung, diese Arroganz der »Netznörgler« [der Titel des Artikels scheint nachträglich geändert worden zu sein?] und setzt emphatisch die Möglichkeit, ja: die Notwendigkeit, des Diskurses dagegen.
»Vielleicht ist die härteste Erkenntnis für Journalisten die, für wen man da arbeitet«, so lautet der erste Satz dieses Artikels, dessen filigrane Ironie man erst auf den zweiten Blick habhaft wird. Niggemeier sagt da nichts anderes als: Etliche der arrivierten Redakteure und Journalisten von heute haben sich derart von ihren »Kunden« – also: den Lesern, Hörern, Zuschauern – entfernt, dass sie eher Kommunikationsverhinderer sind als –vermittler.
Den Faden weiterspinnend könnte man sagen: Viele Journalisten, die dem Leser, Zuhörer, Zuschauer die Welt näher bringen sollen, sind schon vor Jahren in ihrer solipsistischen Welt abgetaucht und unnahbar geworden. Um sich nicht mit der »Welt da draussen« abgeben zu müssen, wird sie vorsorglich pauschal denunziert. Hassblogs tun das ihrige dazu, die vorschnellen Vorurteile zu befestigen.
Der Aufklärer
Dagegen schreibt Stefan Niggemeier an. Er ist ein Verfechter der Möglichkeiten der neuen Kommunikationstechniken. »Warum gerät das Buch eigentlich nicht in Verruf durch die ungezählten Schundromane, die jedes Jahr in dieser Form publiziert werden, die vielen unlesbaren Traktate und all die Werke, die nur geschrieben werden, um den Autor selbst glücklich zu machen, und nie mehr als eine Handvoll Leser erreichen werden? Beim Internet argumentieren Kritiker genau so. Die ‘Süddeutsche Zeitung’ verbindet Ahnungslosigkeit, Lernresistenz und Penetranz, um sich zum Sprachrohr der Internetphobie zu machen, die genau diese Unarten beklagt.«
Niggemeier ist im besten und altmodischen Sinne ein Aufklärer. Sowas nervt heute gelegentlich – auch manchmal den wohlwollenden Leser. Aber er delektiert sich nie an den Fehlern anderer, will niemanden blossstellen, sondern er will – man verzeihe mir das Jargonwort aus uralten Zeiten – ein »Bewusstsein« schaffen. Ein Bewusstsein von Tatsachen und Wahrheiten. Eine offensichtlich herkulinische Aufgabe in Zeiten eines reüssierenden Henryk M. Broder und seiner argumentationsresistenten Spiessgesellen. Niggemeier vertraut auf die Lernfähigkeit des Menschen, wo andere an niedere Instinkte appellieren. Und wenn man seine Texte zu »Politically Incorrect« oder »Callactive« (hiermit liegt er im Rechtsstreit) liest, stellt sich irgendwann die Frage, ob er ein Idealist ist. Ich bin schon froh, dass Sie fragen, ob ich »Idealist« bin und nicht »Masochist«... kommt dann zurück. Ich glaube, wenn Stefan Niggemeier wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde er heute noch eine Agenturmeldung kritisieren.
Man lese bei Interesse auch »Digitale Narzissten«
guter artikel, irgendwie sind die kommentare immer eine heikele sache, ich kommentiere zwar recht gerne mit, überfliege aber immer nur die vorherigen und lese hinterher nicht ob sich noch jemand auf meinen kommentar bezogen hat (also ich gebe nur senf zur diskussion aber gucke nicht hinterher ob er jemandem schmeckt, bzw. ob nciht jemand anderen bessern hatte)
generell glaube ich das viele nur ihre meinung abladen und dann weiterziehen, es also nicht tatsächlich zu einer diskussion zwischen einigen wenigen gibt, sondern das eine diskussion von immer anderen weitergeführt wird.
wow.
Gelegenheit, danke zu sagen. Fürs Mühemachen, für Kommentarmöglichkeiten (wenn auch kaum genutzt).
Ganz besonders: Danke für den Respekt und das Aufrichtige.
Verlinkt bei Niggemeier
Bei vielen Kommentaren auf Herrn Niggemeiers Blog habe ich den Eindruck, dass sie nur geschrieben werden, um einen Verweis auf das eigene Blog zu setzen.
Auch bei Ihren sehr häufigen Kommentaren, Herr Keuschnig. Dadurch auf Ihre Seite gelockt, muss ich allerdings sagen, der Weg dorthin hat sich gelohnt. Denn viele Links in Niggemeiers nach unten offenen Kommentarspalten, erwiesen sich aus meiner Sicht als Irrwege.
In Anlehnung an ein häufig benutztes englisches Sprichwort – Meinungen sind wie Nasen: jeder hat eine. Und im Internet hat jeder mindestens zwei oder drei.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor, vielleicht sogar der primäre Faktor, ist die Einfachheit und Bequemlichkeit des Internets, und die häufig damit einhergehende Anonymität, oder zumindest Pseudonymität. Man braucht keinen Leserbrief zu schreiben um seiner Meinung Gehör zu verschaffen, es Bedarf keines Blattes Papier und keiner Briefmarke. Man braucht sich nicht persönlich in irgendwelche öffentlich stattfindenden Gesprächsrunden zu bequemen. Es macht wirklich keine nennenswerte Mühe. Man braucht lediglich bequem daheim am Computer sitzen, da ist alles schon drin. Man braucht noch nichtmal seine Identität preiszugeben, ebensowenig braucht man sich über den »Gegenüber« Gedanken zu machen, denn der Gegenüber ist weit weg jenseits des Bildschirms, und ebenso gesichts- und namenlos wie man selbst (so man das denn so will). Mit Anonymität und bequemen Zugang diskutiert es sich enorm leicht, und mindestens ebenso leicht pöbelt es sich, denn jegwede Hemmschwelle bezüglich des Schutzes des eigenen Namens und der Befindlichkeiten anderer Leute sind unter solchen Umständen äusserst niedrig bis überhaupt nicht vorhanden. Kurz gesagt: niemand (er)kennt mich, und weder sehe ich den Gegenüber noch seine Reaktion noch sein Gemüt oder seine Gefühle, noch werde ich ihm aller Wahrscheinlichkeit nach jemals persönlich begegnen. Psychopathologisch betrachtet ist das häufig recht interessant, mitunter hat es allerdings auch eher den Charme eines Verkehrsunfalls.
Solche ‑sagen wir mal- durch Ano-/Pseudonymität und Einfachheit/Bequemlichkeit geförderte und geformte Grabenkämpfe sind so alt wie die Verfügbarkeit von Online-Foren jegweder Art, egal ob man selbst schreibt (blogt, wie man in diesem Zusammenhang sagen würde) oder ob man auf Geschriebenes reagiert. Vor allem ziehen diese Eigenheiten bestimmte Klientele und Gemüter besonders an, ebenso stossen sie andere ab. Wie es halt so ist mit ökologischen Nischen.
Was vermutlich noch relativ neu ist, ist die Verquickung von mehr oder minder »seriösen« Veröffentlichungen mit einem gewissen Anspruch an Qualität und Standards auf der einen Seite (Stefans Blog würde ich z.B. dazu zählen), und dieser chaotischen Online-Diskussionskultur auf der anderen. Was daraus mal wird, wer weiss. Nicht wenige dieser Diskussions-Biotope sind schon unter ihrer eigenen Last implodiert, ob die Möglichkeit freier Kommentarfunktionen unter Blogs und Online-Artikeln mal das gleiche Schicksal ereilen wird... bleibt wohl abzuwarten.
*mecker*
Ich kann dem Diskurs bisweilen nicht so richtig folgen. Hier werden Dinge diskutiert, die schon vor 10 Jahren im Usenet festegellt wurden: Anonymität führt zu diesen Formen der Reaktion. Siehe »Nazi« bei Niggemeier. Daneben gibt es noch den Troll, mit dem man nicht diskutieren kann (ich sage nur »Che«). Den Clown (moi), die Schleimer, die Ja-Sager. Die Immer-Nein-Sager mit dem »Dagegen«-Schild. Die Neider (»Ihr sagt doch nur was, weil ihr Backlinks wollt« – worauf ich mal sagen kann »Nein, ich sag was weil ich gerne Aufmerksamkeit habe«).
Eins haben diese Sachen alle gemeinsam: Arbeit. Es kostet Zeit. Es kostet Nerven. Es nervt bisweilen, und wenn da nicht die Perlen wären zwischen den vielen Kommentaren, die es lohnenswert machen, die Kommentarfunktion an zu lassen, dann macht man sie aus.
Was mir etwas zu wenig beleuchtet wird ist die offensichtliche Seite. Warum muss man als arbeitender Mensch, dessen Berufsfeld durch das Internet erweitert wird, Masochist sein? Beispiel Dane Cook, der sich über das Antworten auf IM die Fanbase gebaut hat, die ihn dann in den Comedy Clubs gegen bare Münze sehen wollte. Oder jede Rockband (nehmen wir mal http://www.bademeister.com als Beispiel). Oder in weiterer Extremform Daily Kos (www.dailykos.com). Oder Huffington Post.
Kommentare haben eindeutige Vorteile für Menschen, die sie nicht als Klickmaschine sehen, sondern als Werkzeug für das, was man produziert. Von daher kann man das/den Bildblog auch nicht mit den Kommentarfunktionen auf faz.de, welt.de oder sueddeutsche.de vergleichen. Ich könnte das jetzt noch extrem weiter ausformulieren, will ich aber gar nicht. Ich könnt auch drüber bei mir bloggen – will ich aber auch nicht. Für mich ist das alles zu offensichtlich, da lohnt sich die Niederschrift doch gar nicht.
Ich persönlich finde die Einführung des »Kommentare aus«-Knopfes bei Stefan Niggemeier sehr sehr komisch, das sei noch gesagt. Er scheint mir für Leute gemacht, die genauso wie die Macher der großen deutschen Tageszeitungen (siehe oben) einfach an ihre Artikel die Kommentarfunktion dranflanschen – sie gehen ins Netz und wollen stefan-niggemeier.de konsumieren wie eine Tageszeitung. Das kommt mir so vor wie jemand der gerne einen gemischten Salat hätte, aber ohne den grünen Salat, ohne Gurken, ohne Sprossen, ohne das Dressing aber dafür mit Zwiebeln und mehr Tomaten. Bis nur noch ein Tomatensalat übrig bleibt.
Da geht dann doch offensichtlich was verloren.
#5 – Neider?
Wieso sind Leute neidisch, die darauf hinweisen, dass nach ihrer Ansicht viele Kommentare (bei Niggemeier) nur geschrieben werden wegen der Links auf das eigene Blog?
Schöne Tiefe, die Sie hier bieten.
Hängengeblieben bin ich allerdings hauptsächlich bei einem Missverständnis bzw. Missinterpretation (imho)
»Vielleicht ist die härteste Erkenntnis für Journalisten die, für wen man da arbeitet« ist doch nicht filigrane Ironie sondern zuallererst publizistische Selbsterkenntnis.
Auch wenn man sich selber immer wieder versichert, dieser Wust an Unverständnis der da in den Kommentaren daherschwappt ist kein repräsentativer Querschnitt, und die Masse an Rezipienten versteht sehr wohl um was es geht, so gibt es doch auch einen anderen Teil des Bewusstseins, der diesen Wust als Chance begreift und den »Realitycheck« in Form von Antworten darauf vertieft.
Jedenfalls mir geht es als Betreiber eines Photoblogs (mit relativ vielen und mitunter haarsträubenden Kommentaren) so.
Die gewonnene Erkenntnis ist eine Gewinn, auch wenn sie manchmal hart ist.
Seltsame Fragestellung
Es gibt nicht nur medien(-politische) Blogs und bei Seiten wie »Slashdot.org« (auch ein Blog, obwohl sie es nicht zugeben) ist die eigentliche Meldung bzw. der eigentliche Eintrag irrelevant. Dort sind die Kommentare das wesentliche. Würde man in Blog-Software eine Bewertungsfunktion für Kommentare einführen, dann hätte sich das Thema schon erledigt.
Es geht nicht um Zensur (bei Slashdot.org wird nicht zensiert), sondern um das Vorfiltern lesenswerter Kommentare. Mit einem solch ausgeklügelten Bewertungssystem sind Ungerechtigkeiten und »groupthink« sogar ausgeschlossen – wenn man es richtig implementiert. Wer sich bei Heise.de an die grün gefärbten Kommentare hält, wird keine Beleidigungen, Ausländerfeindlichkeit oder sonstiges dieser Art lesen.
Selbst bei digg.com gibt es ein Bewertungssystem für Kommentare, was ausgesprochen zeitsparend ist, wenn man nur mal kurz ein Gefühl für die Stimmung erhalten will.
Bei der heutigen Blogsoftware gibt es keine Bewertung. Hier und bei Stefan Niggemeiers Blog kann man mitunter 10 Minuten lang Kommentare lesen und ist danach noch weniger informiert als zuvor. Das sieht bei anderen Blogs noch ganz anders aus, wo man seitenweise Kommentare in der Art von »WTF?« lesen kann. In einem Bewertungssystem wäre das erste »WTF?« noch als lesbar bewertet, das zweite schon automatisch verborgen, weil »nicht lesenswert (da redundant)«.
Es liegt also an der Darstellung der Kommentare.
Das alles ist übrigens nicht anders als in der Kneipe, wo man automatisch dem zuhört, dem andere am Tisch auch zuhören. Die gemeinschaftliche Bewertung findet dadurch statt, dass sich andere in der Gruppe zu dem Sprecher wenden, der nicht nur Müll von sich gibt. In der heutigen »Blogosphäre« gibt es das nicht.
Viele haben es verstanden (wie die genannten Beispiele), die allermeisten allerdings noch nicht.
#5 – Danke Sebastian
Das bringt es auf den Punkt. Die Diskussion ist vollkommen überflüssig (warum lese ich das dann überhaupt?)!
Wenn ich etwas sage/schreibe hätte ich halt nun mal grundsätzlich gerne irgendeine Reaktion. Im Nachhinein kann man sich dann halt ärgern wenn, die Diskussion nicht so läuft, wie man sich das wünscht. Das ist bei Blog-Kommentaren so, das ist in Diskussionsforen so und das ist auch im wahren Leben so.
Darüber hinaus HerrKeschnig finde ich Ihren Eintrag auch nicht so top geschrieben, wie andere hier. Ist mir viel viel viel zu viel Lobhudelei für Herrn Niggemeyer drinne. Lob hat er verdient, aber ob man ihm sich gleich zu Füßen legen muss?
Warum tuen Sie sich eigentlich Kommentare an? (ab und zu liegt die Antwort auf eine Frage ganz nah bei einem selber UND ist erschreckend einfach zu beantworten)
@Ludewig Lodewich – Jein
Ich bestreite nicht, dass Niggemeiers Blog ein Forum bietet (ich schreibe das ja auch). Wenn Sie allerdings der Meinung sind, dass meine Kommentare auf Niggemeiers Blog hier ihre wahre Funktion haben, dann irren sie. Ich kommentiere auch »sehr häufig« auf anderen Blogs, die im Schnitt eine Besucherfrequenz von ungefähr 10 Klicks am Tag haben (zum Beispiel hier).
#9 – Ingo
Lobhudelei?
Na, da müsen Sie vielleicht noch mal genauer lesen, m. E. kann von »Lobhudelei« nicht die Rede sein.
Ich weiss auch nicht, wieviel Sie hier schon gelesen haben (ist ja nicht schlimm, wenn’s nicht so viel ist). Aber man darf auch schon mal was loben, oder? »Lobhudelei« auch bei Jedlicki, Louise Richardson oder Ariane Breidenstein? Kritik beinhaltet auch Positives. Warum nicht?
Dass Sie den Beitrag nicht »top geschrieben« sehen – okay, ich nehm’ das auf.
#8 – aroedl
Bewertungsfunktion
bei Kommentaren sind nur angebracht, wenn aussergewöhnlich viele Kommentare gemacht werden, die nicht mehr moderiert werden können. Slashdot hat Millionen von Klicks pro Monat, ‑zigtausende Kommentare und eine sehr grosse »Community«.
Auf zeit.de oder faz.net oder auch beim ehemals sehr interessanten Forum nensch.de kann/konnte man sehen, dass die Bewertungen von Kommentaren fast immer nach der Gesinnung erfolgt, die im jeweiligen Kommentar hervorschimmert. Die Argumentationsführung spielt da keine Rolle. Bewertet wird die Einstellung. Wenn sie noch hübsch formuliert ist, gibt’s immer Bestnoten. Das spielt bei Shlashdot vielleicht keine Rolle, aber wenn ich nur drei oder fünf Bewerter habe, dann kann jeder vom Mainstream abweichende Kommentar ganz schnell heruntergewählt werden. Unter Umständen sind aber diese Meinungen gerade interessant.
@Gregor Keuschnig
Loben darf man sicherlich auch bei Kritik und Positives darf sie auch enthalten, keine Frage! Und nein, ich habe noch gar nichts von Ihnen gelesen. Ich bin durch die Verlinkung von Herrn Niggemeyer aufmerksam geworden.
Ich habe mich insbesondere an Formulierungen in Ihrem letzten Abschnitt bezogen. Dort heißt es: »Ich glaube, wenn Stefan Niggemeier wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde er heute noch eine Agenturmeldung kritisieren.«
Vielleicht lese ich den ganzen Abschnitt auch nur falsch, aber er liest sich für mich mit einer Menge Pathos und entsprechender Musik im Hintergrund.
Und zack, läuft die Diskussion – zumindest in diesem Mini-Thread der Kommentare – schon in eine RIchtung, die ja so gar nicht gewollt war. ;-)
@ingo
Da kann man mal sehen, wie unterschiedlich man Texte interpretieren kann (eine Binsenweisheit, ich weiss). Ich sehe den letzten Absatz nicht als pathetisch. Ich halte Niggemeier tatsächlich für einen Aufklärer (und in diesem Sinne – das sagt aber vielleicht ein Zyniker! – für einen Idealisten). Das geht mir manchmal ein bisschen weit, aber ich find’s generell positiv. Den letzten Satz halte ich für eine launige Formulierung. Ist doch interessant, dass es andere als Lobhudelei lesen.
Zweifelsohne gibt es Kommentar, die nur »linkbait« sind, ich denke aber dass die stark in der Minderheit sind, denn
a) sind offensichtliche Fälle deutlich zu erkennen und werden eher nicht zu Klicks führen und
b) ist das ja eigentlich das schöne an Blogs: Dass man nämlich, wenn man einen guten Kommentar sieht, man mehr über den Mensch dahinter erfahren kann, und zumindest mehr von dem Menschen dahinter mitgeteilt bekommen kann, durch einen einfachen Klick.
Ich halte Links hinter Kommentaren für das wertvollste überhaupt an Kommentaren, die Qualität ist ja leider wie beschrieben oft sehr schlecht.
Ich bin sogar so weit (man kann ja nicht alles lesen), dass ich eh nur die Kommentare beachte die als Autor entweder einen Link auf ein Blog oder einen richtigen Namen (besser noch beides) führen.
nee
Als Leser des Niggemeier-Blogs kann ich diesen Eindruck nicht bestätigen. Sowas gibt’s natürlich (überall), aber gerade beim Niggemeier deutlich weniger; und gerade die immer lesenswerten Beiträge von Kerrn Keuschnig im Niggemeier-Blog sind das Gegenteil von »nur Reklame«.
baumstruktur
Viel besser zum Aussortieren der Kommentare finde ich Ihre Version hier: wenn die Kommentare ins OT Wanken, sieht man das an der Baumstruktur. Ein Kommentar der sich direkt auf den Artikel bezieht ist leicht erkennbar und wenn jemand eine abdriftende These aufwirft, überscrollt man die Kommentare zu dieser.. natürlich keine Lösung des Problems, vielleicht aber eine Verbesserung? Mir kam gerade noch der Gedanke einer Shoutbox statt einer Kommentarfunktion.. da Herr Niggemeier sowieso alle seine Kommentare liest, könnte er das eben auch bei einer Shoutbox machen, die nur ca. die letzten 30 Beiträge anzeigt. So wird keine direkte Diskussionskultur gehemmt, aber wenn jemand eine besondere Perle zu einem Artikel schreibt, kann jene auch noch unter diesen nachträglich eingefügt werden. Nur so ne Idee.. ähnelt natürlich dem Konzept der vorkontrollierten Kommentare, aber eben mit der Möglichkeit, trotzdem direkt diskutieren zu können.
Bewertungsfunktionen
Bei slashdot.org werden eben _nicht_ nur die Kommentare, die der »Gesinnung der Community« entsprechen hoch bewertet, sondern natürlich auch Kommentare, die dieser »Gesinnung« diametral entgegen stehen. Das lässt sich ganz einfach nachprüfen, indem man sich die hoch bewerteten »Anti-Open-Source/Anti-Linux-Kommentare« ansieht. Es kommt einfach darauf an, ob sich jemand Mühe bei der Argumentation gegeben hat.
Wieso funktioniert das so gut? Es liegt an der Art des Bewertungssystems. Man bekommt etwa monatlich fünf Moderationspunkte, die man über drei Tage aufbrauchen kann. So ist fast ausgeschlossen, dass man nur dort bewertet, wo man seine Meinung vertreten sieht.
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»wenn ich nur drei oder fünf Bewerter habe, dann kann jeder vom Mainstream abweichende Kommentar ganz schnell heruntergewählt werden.«
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Dann ist eben auch die Anzahl der Kommentare und Leser sehr gering. Ich kenne diesen Blog (noch) nicht, aber bei Niggemeier und BildBlog sind die Leserzahlen sicherlich nicht gering, was man (bei Niggemeier) an der durchschnittlichen Anzahl an Kommentaren abschätzen kann. Ob sich bei einer grossen Anzahl von Lesern/Bewertern eine Art »Gemeinschafts-Gesinnung« überhaupt herauskristallisieren kann und ob das überhaupt ein negativer Effekt wäre, ist zu bezweifeln. Wenn sich als Gemeinschafts-Gesinnung eine Abneigung gegenüber z. B. ausländerfeindlicher Hetze bildet, dann ist es doch das, was hier gefordert wird?
Wenn der Betreiber des Blogs und die Mehrzahl der Leser verabscheuenswürdige Kommentareinträge nicht gut heisst, dann _ist_ das doch schon eine Bewertung. Eine Bewertung allerdings, die nicht dargestellt wird. Und diese Darstellung könnte eben so aussehen wie bei digg.com, slashdot.org, heise.de und mittlerweile vielen anderen.
Als Gegenargument gegen eine Bewertungfunktion höre ich immer wieder, dass dann nur noch Kommentare, die dem »Groupthink«, der »Gesinnung der Community« hoch bewertet werden. Ist es nicht exakt das, was hier und an anderer Stelle eigentlich gefordert wird?
Um mein Kneipenbeispiel aufzugreifen: Man stelle sich vor, in der Stammkneipe purzelt plötzlich ein ausländerfeindlich gröhlender Neonazi rein. Um den Frieden und die anderen Gäste zu schützen, schmeisst der Wirt/Barkeeper diese Person raus. Wenn er es nicht tut, dann tun es vielleicht die Gäste, oder er wird ganz einfach ignoriert – ausser man will sich wirklich dazusetzen und mit ihm darüber reden.
Genau so funktionieren Bewertungssysteme wie bei Slashdot. Es ist nicht so, dass solche Kommentare komplett verschwinden, man kann sie immernoch anklicken und sie lesen – nur werden sie nicht automatisch dargestellt. Sie werden quasi ignoriert.
Heutige Blogs sind nicht anders als Kneipen in denen wirklich jeder alles Gröhlen kann ohne dass jemand den »common sense« durchsetzt – »hier wird nicht ausländerfeindlich gegröhlt. Was Du gesagt hast, wird so markiert, dass sich andere das nicht nochmal anhören müssen«.
Ich denke wirklich, dass die üblichen Verdächtigen der Blogsoftware und ‑Dienste (Moveable Type, WordPress, Blogger.com, ...) in nicht allzu ferner Zukunft eine Bewertungsfunktion für Kommentare implementieren werden um das Grundrauschen auszufiltern.
@aroedl
Wenn sich als Gemeinschafts-Gesinnung eine Abneigung gegenüber z. B. ausländerfeindlicher Hetze bildet, dann ist es doch das, was hier gefordert wird?
Es geht nicht um Kommentare mit ausländerfeindlicher Hetze. Es geht darum, dass abseitige Meinungen per se einem »Community-Spirit« unterworfen werden. Um beim Niggemeier-Blog zu bleiben: Manchmal schreibt jemand von Jörg Friedrich reichlich verqure Kommentare, die dezidiert eine andere Meinung aufzeigen. Dennoch halte ich sie für interessant. Einem unter Umständen als niedrig bewertet angezeigt und ich wäre geneigt, sie nicht zu lesen.
Am eindringlichsten konnte man das bei zeit.de erkennen und der Diskussion um das Video von jens Jessen (grosse Teile davon sind nicht mehr online). Die Gegner von Jessens These hatten jeden Kommentar, der auch nur ein Verständnis suggerierte »gnadenlos« heruntergewertet (freilich hat das da keine Folgen). Umgekehrt übrigen auch – womit man schon sagen könnte, es gleiche sich aus (was es meistens nicht tat). Ich hätte es seinerzeit bei einem pointierten Anti-Jessen Kommentar mit Polemik gewürzt zu sehr hohen Bewertungen bringen können.
Diesen Punkt berücksichtigt bleibt die Frage nach dem Wert einer Kommentarbewertung für den Blogger selber.
#4 nona
Zweifellos ist die Netzanonymität ein willkommenes Ventil für all die Störer und Rüpel und Trolle. Ganze Blogs leben davon (ich brauche keine Namen nennen). Dennoch liegt auch hierin eine Chance – trotz der beschriebenen Nachteile. Wenn man böse ist kann man auch sagen: Niggemeier zapft durch die Kommentare ein gewisses Potential an, wobei – wie bei allem Schürfen – der qualitative Anteil u. U. immer gesucht werden muss.
Daher hat mich (wie auch Sebastian schreibt) die Möglichkeit, die Kommentare abzuschalten ein bisschen indigniert (zumal dies ganz einfach bei jedem Blog möglich ist – man klickt sie einfach nicht an).
Also ich verlinke auch immer hinter meinem Nick auf mein Blog.
Einfach deshalb, weil wenn ich schon mal ein Blog gemacht habe, dann will ich auch, dass mal jemand drauf guckt. :)
Aber auch so sagt das halt ein kleines bisschen über den Schreiber aus. Das finde ich besser als völlig anonym zu posten.
Aber ich kommentiere wegen meinem Kommentar und nicht wegen irgendwelcher Links.
Außedem hatte ich den Link erst rausgenommen, weil ich mir gedacht hab: Mein privates Blog ist zu popelig.
Aber dann ... aber dann ... oh Gott ...
Dann hat jemand nen Kommentar verfasst mit nem Link hinter seinem Nick zu seiner oper-peinlichen, mit blau-weißen Rauten drappierten, CSU-Fanpage. Voll mit CSU-Lobhudelei und SPD-Bashing ...
Da hab ich mir gedacht: Nimmst den Link wieder hinter deinen Nick, weil peinlicher kann dein privates Blog auch nicht sein. :)
Achtung! CS!
Es ist eine Kneipe, politische Wirkungsstätte, Meinungsmache, Treppchen für Selbstdarsteller, Medienfuzzies,Freaks, Nerds, Abzocker, Schläfer, Nickname-Giganten – Absurditätenschau in Blogohausen.
»Wollen Sie fummeln?« schrieb man mir im Blog des Stefan Niggemeier. Nein – in Blogohausen sagt man ’schrub’. Was ist das für eine Verballhornung von einem Wort ( und einer wunderbaren Täigkeit )? Das impliziert zumindest mir, was so manch Aufmerksamkeitssüchtiger vor seinem PC tut.
ich schrieb, schrub, schrub... das lässt Raum für Phantasie.
Aber ich gestehe – ich würde die Sache gerne erhellen; und frage mich 1) wer würde in einem fremden Blog, in dem schließlich eine email-Adresse angegeben werden muss o.g. schreiben?
2) wer würde unter dem selben Pseudonym weiterschreiben dürfen?
Wahrscheinlich fällt dies alles jedoch in die Schublade Gender und die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift ist.
Um eine Erfahrung reicher, halte ich mich nun an Nietzsche – ich schreibe für alle und keinen.
Von allem Geschriebenen liebe ich nur Das, was Einer mit seinem Blute schreibt. Schreibe mit Blut: und du wirst erfahren, dass Blut Geist ist.
Es ist nicht leicht möglich, fremdes Blut zu verstehen: ich hasse die lesenden Müssiggänger.
Wer den Leser kennt, der thut Nichts mehr für den Leser. Noch ein Jahrhundert Leser – und der Geist selber wird stinken.
Dass Jedermann lesen lernen darf, verdirbt auf die Dauer nicht allein das Schreiben, sondern auch das Denken.
Ein bisschen à la Lady Bitch Ray? Bitte direkt hier melden. Danke.
Bewertungsfunktionen
Als Journalist lese ich nach Möglichkeit/Zeitbudget alle Kommentare unter meinen Texten. Die Bewertungsfunktion, die es z.B. bei heise online gibt, ignoriere ich. Sie taugt allenfalls als Indiz, ob mein Thema Auslöser für einen Flamewar ist. Die Kommentare haben neben der Korrekturfunktion ganz klar eine »Steinbruchfunktion«. Über sie lerne ich sehr häufig die Menschen (oder nur die Forumsnamen) kennen, die tief im Thema stecken. Unglaublich viele sind sehr freundlich und helfen mir weiter, ein paar geben mir seit Jahren Tipps. Das Weiterhelfen gilt auch für die richtig negativen Kommentare. Die paar Idioten, die immer mal wieder aufschlagen, fallen nicht ins Gewicht. Umgekehrt kommentiere ich in Verschnaufpausen gerne bei anderen und finde es lustig, welche Geschichten daraus entstehen.
Verglichen mit der Zeit, als Leserbriefe den Rückkanal bildeten, sind Kommentare einfach besser. Wer sich in die Zeit zurücksehnt, als Leserbriefe »waschkörbeweise« kamen, betreibt nostalgische Hudelei.
ein GROßES danke ist da wirklich angebracht.
Guter Beitrag übrigens.
Kommentieren oder nicht Kommentieren?
Hallo G.K.
Da haben Sie mir ja einen richtigen Schrecken eingejagt mit Ihrem Verweis auf mich – wo ich doch geradezu mein kleines feines Nichtbeachtetsein suche. (Naja.)
Deshalb möchte ich doch auch kurz meine Haltung umreißen. »Begleitschreiben« etwa lese ich schon regelmäßig wegen Handke – dazu muss ich meist (etwa zu der Besprechung des Briefwechsels mit Kolleritsch) gar nichts sagen.
Gejuckt, zu kommentieren, hat es mich bei dem Littell-Thema (ich hatte selber schon ein paar Seiten dazu formuliert), es dann aber gelassen – ich wäre wieder zu lang geworden. Und zwischendurch gibt es auch immer Weiterführendes. Usw.
Ich persönlich habe zunehmend das Gefühl, es sei besser, gar nicht weiter irgendwo Platz einzunehmen – mal abgesehen von der Redundanz der meisten »Meinungen« überhaupt, die kaum einen Punkt machen, geschweige denn, das Gesamte einer Diskussion im Auge (im Geiste) behalten können.
Insofern empfinde ich dann das bloße Zählen manchmal doch als ein Abbild eines »Rankings«, neudeutsch für fällige Aufmerksamkeit: Und zeigte einfach es erst mal nur, ob jemand gut ist, Zu- und Gegenstimmen zu einem Thema zu generieren, und zwar abseits der Platzhirschen (wo die pure Masse es schon macht) – und das bedeutete auch was!
Und: Er setzt damit ja auch einen Rahmen für eine gewisse Qualität, weil er implizit seinen Stil oder seine Art mit dem Gegebenen zu arbeiten weitergibt, und damit, wenn nicht durchsetzt, doch einbringt. Insofern kann auch Niggemeier es sich leisten, die Abstauber-Laber-Unsinns-Kommentatoren mitzuschleppen. Und Gregor Keuschnig auch. Während in »spiegel-online« oft nur Quatsch beigetragen wird.
Es geht also in diesem Aufmerksamkeitsmarkt dann doch auch um Qualität – nicht unähnlich der diese Konkurrenz scheel beäugenden Presse. Und, ganz abgesehen vom »Inhalt« der Kommentare, zeigen dann diese auch was an. (»Sage mir, wer Dich kommentiert, und ich sage Dir...«)
Das ist vielleicht kein unwesentlicher Punkt in Bezug aufs Kommentieren, und ich merke für mich, dass ich manchmal darauf achte, und dass das etwas zu dem »Bild« von einem Blog beiträgt (das ist jetzt kein Wortspiel), zu einem Aufmerksamkeitsklima drumherum. Und so empfinde ich es auch bei Niggemeier.
Dass für mich ziemlich aufregende Artikel etwa in der NZZ meist keinen einzigen »Leserkommentar« kriegen, ist dann – vielleicht – was anderes. Oder? Da macht es dann mir auch nix, wenn keiner mich kennt...
Womit ich wieder bei der ominösen »Relevanz« wäre, die manche behaupten, manche nicht haben... und andere eben doch. Wenn man zugibt, dass also auch die Umgebungsvariablen eines »hot-spots« die Leute dazu bringt, sich da zu tummeln und Meinungs- und Klick-Leben zu erzeugen... ist es vorbei mit der klassischen Erklärungen (vor allem auch denen der »Qualitätszeitungen«, die unnetwegt Boden verlieren, »Kunden«).
»Just keep up the good work...« las ich gestern wieder bei einem Ami. Das sagt es dann manchmal schon auch.
Gejuckt, zu kommentieren, hat es mich bei dem Littell-Thema (ich hatte selber schon ein paar Seiten dazu formuliert), es dann aber gelassen – ich wäre wieder zu lang geworden.
Mir ist doch so schnell nichts zu lang... Würde mich sehr interessieren. (Mich dürstet.)
[Sorry für den »Schock«, aber ich musste mich ein bisschen verteidigen, dass ich auch auf »kleinen Blogs« kommentiere]
Lieber en-passant,
bei der NZZ ist es so, dass die Kommentare vom zuständigen Redaktor zum Autor weitergeleitet werden, der dann antworten mag oder auch nicht. Das kann dauern. Ich bekomme jetzt z.B. die Leser-Kommentare zu meinem Nachruf auf Joe Weizenbaum (und beantworte sie)
@Detlef Borchers
bei der NZZ ist es so, dass die Kommentare vom zuständigen Redaktor zum Autor weitergeleitet werden
Das ist ja immerhin schon mal was. (Das ist ironiefrei gemeint.)
Na Bumsti! Der Beitrag hat sich ja ausgezahlt. Zur Diskussion kann ich selbst nichts beitragen. Die ist mir zu bierernst geführt. Aber offensichtlich hast Du einen Nerv getroffen. Und das allein ist schon ziemlich cool;)
Ach ja! Noch etwas! Gratuliere zum Top-Platz in den Charts. Und das mit einem geistreichen Thema. Ich weiss nicht, wieviele Leute das bisher geschafft haben.
Ein guter und für mich aufschlußreicher Artikel. In Verbindung mit dem verlinkten FAZ-Artikel Niggemeiers (den ich noch nicht kannte) wird mir nun klar, warum er von den Kommentaren so zwiegespalten ist, was er bisher (für mich nebulös) nur andeutete.
Wie man die Kommentarfunktion einschränken oder fast ad absurdum führen kann, zeigt die Riesenmaschine unter anderem mit ihren Filtern: mindestens drei Wörter Content, keine Smilies, ß, Ster*chen, Inflektive *hüstel*, Satzzeichenflut !!!!!!!, usw. Man versuche einmal Ebengenanntes zu posten, es erzeugt sehr amüsante bis ärgerliche Auto-Repliken (je nachdem, wieviel Humor man zu haben glaubt).
Noch besser ist das »Vorgefertigte Meinungsangebot«, welches die »interessantesten« Kommentare vorangegangener Einträge zum Selberposten anbietet. Wovon reichlich Gebrauch gemacht wird, was für ziemliche Verwirrung sorgt und die Kommentarfunktion langsam ins Sinnentleerte abdriften läßt.
Auch wurde dort kürzlich ein Wettbewerb für den dümmsten Kommentar ausgetragen.
Ich glaube, einige.
Synergie
Es ist mal ein Dorftrottel gefragt worden, warum er der Dorftrottel ist.
Er hat geantwortet, »Die Stelle war noch frei«.
Wenn ich einen Kommentar hinterlasse, egal wo, dann kann ich mit bestem Wissen und Gewissen sagen, »Die Stelle war noch frei«.
waren Sie es nicht, Herr Keuschnig, der irgendwann ‘Menschenrechtsmasturbation’ kreierte? in welche Fernsehschiene passt dieses denn Ihres Erachtens?
Das ist eine Metapher
also etwas ganz anderes.
(Zugegeben eine drastische.)
würde sich allerdings gut auf DMAX machen, oder?
»Gemeinschafts-Gesinnung«
Maifeiertag, regnerisches Wetter, schon draußen gewesen, keine Lust, was Sinnvolleres zu machen, also gebe ich hier einen Kommentar ab. (So viel zur Frage: »Warum kommentiert man auf Blogs?«)
Weiter oben war von einer eventuellen »Gemeinschafts-Gesinnung« in Blog-Diskussionen die Rede. Genau dieses Phänomen des Strebens nach »Meinungseinfalt« verleidet mir in der Regel die Teilnahme an Debatten im weltweiten Netz. Ganz egal, ob man sich sog. »Hassblogs« oder preisgekrönte Web-Tagebücher wie das von S. Niggemeier ansieht: In der Regel vertreten 90 bis 95 Prozent des Kommentariats konvergierende Positionen, die meistens auch mit der mehr oder minder stark durchschimmernden Tendenz des Blog-Betreibers koinzidieren.
Bleiben wir beim Beispiel des Niggemeier-Blogs. Kommentare zu Einträgen über die Themen Islam, Ausländer etc. braucht man gar nicht mehr zu lesen, denn es steht von vornherein fest, welche Entwicklung die Diskussion nimmt: Nach etlichen übereinstimmenden Kommentaren melden sich eine Handvoll Abweichler zu Wort. Einige davon sind wirkliche Hetzer. Meistens finden sich in der Widerspruchsgruppe aber auch eine bis drei Personen, die eine differenzierte Meinung auf einem hohen sprachlichen und intellektuellen Niveau vertreten.
Die Wortführer der Mehrheitsposition machen sich so gut wie nie die Mühe, zwischen diesen beiden Arten des Dissenses zu unterscheiden. Mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit wird im Sinne der »Meinungshygiene« (meine Wortwahl ist bewusst provokant) die Nazi- oder Rassisten-Keule ausgepackt und wahllos gegen jeden Andersdenkenden verwendet. Die Abweichler werden hinausgebissen und somit wird jede Form des Austauschs von Argumenten im Keim erstickt.
Wie gesagt: Was bei Niggemeier passiert, geschieht unter anderen Vorzeichen auch in allen übrigen Meinungs-Blogs, die ich kenne. Deshalb scheint es mir mittlerweile nur noch sinnvoll, in »Hilfs-« bzw. »Problembehebungsblogs« zu kommentieren, weil die Benutzerbeiträge dort wirklich einen – um G. Keuschnigs Formulierung zu übernehmen – »Mehrwert generieren«.
Kunst der Formulierung
Ich glaube, Sie übertreiben mit der »Gemeinschafts-Gesinnung«. Aus Erfahrungen der letzten Monate kann ich fast nur den Niggemeier-Blog heranziehen. Fast alle anderen Blogs, die ich besuche, haben entweder keine oder wenige Kommentare.
Die Zahl von 90 bis 95 Prozent des Kommentariats, die konvergierende Positionen vertreten, halte ich für übertrieben. Beispielsweise wird Niggemeier in diesem Beitrag teilweise ziemlich hart angegangen. Auch in den in meinen Beiträgen genannten Artikeln gibt es eine Vielzahl von divergierenden Meinungen. Die Frage ist nicht, DASS es einen Dissens gibt, sondern WIE dieser formuliert wird. Etliches, was Niggemeier stehenlässt, weil »nur« er beleidigt wird, hätte ich bei mir immer gelöscht.
Ich würde die Zahl bei ihm bei ungefähr 70:30 – bei einigen Themen vielleicht 60:40 ausmachen. Das Problem ist – das hatte ich beschrieben – dass sehr oft die Metadiskussion über die mediale Verarbeitung eines Themas verlassen wird und das eigentliche Thema selber diskutiert wird.
Im Gegensatz zu vielleicht anderen glaube ich, dass es einen Austausch von Argumenten mit einer gewissen Klientel nicht bzw. über Blogs nicht geben kann. Das hat mehrere Gründe – einer ist, dass sehr schnell das »Argument« verlassen wird. Sehen Sie sich aber die Diskussion bei Niggemeier über Scientology an. Dort wurde der Verfechter der CoS nicht verbissen – die Diskussion drehte sich eben nachher nur im Kreis, weil alles gesagt war.
Eine wirklich fruchtbare und geistreiche Diskussion im Netz habe ich selten erlebt. Das geht vielleicht auch gar nicht und wäre zuviel Erwartung, die man hineinprojiziert. Ich stimme Ihnen zu, dass es viele dichte und enge »Communities« gibt, die bereits ansatzweise jeden kritischen Kommentator verbeissen. Aber wir im richtigen Leben gibt es auch Leute, mit denen man sich nicht unterhalten kann. Aber deshalb gibt man die Kommunikation nicht auf, oder?
Irgendwie gefällt mir das Bild des »Steinbruchs« in Bezug auf die Kommentare nicht. Es ruft bei mir die Assoziation hervor, dass man aus den zutage geförderten Steinen etwas herausmeißeln müsse, bevor es etwas Nützliches gibt. Das mag ja häufig so sein, aber es wird auch den Fall geben, dass ein Kommentar mehr Gehalt besitzt als der kommentierte Text. Und der Autor sollte gerade an solchen Perlen interessiert sein, die ihm Neues vermitteln oder Bekanntes unter einem anderen Blickwinkel darstellen.
Der Unterschied zwischen Kommentaren auf einen Onlinebeitrag und einer Kneipendiskussion anlässlich eines gedruckten Artikels ist lediglich, dass man von letzterer als Autor im Allgemeinen keine Kenntnis hat. Aber die Diskussion kann in beiden Fällen in eine ganz andere Richtung gehen, als es der Intention des Verfassers entspricht.
Was ein bisschen weltfremd ist, ist die Rechtssprechung bzgl. von Kommentaren in Blogs oder Foren. Die Richter scheinen keine echte Vorstellung davon zu haben, welche Mengen an Text in manchen Onlinediskussionen produziert werden.
Definition »Steinbruch« aus dem Wikipedia-Artikel: »Ein Steinbruch ist ein Tagebaubetrieb, um geeignete mineralische Stoffe aus einer natürlich gewachsenen Gesteins-Lagerstätte zu gewinnen, abzubauen und in der Regel zu Baustoffen aufzubereiten.«
Mir fällt bei dem Begriff sofort das »Aufbereiten« ein. Aus den Kommentaren kann – wenn es denn entsprechendes gibt – der Autor für seine anderen Beiträge Gewinn ziehen oder sie fortentwickeln. Hierin läge eine Möglichkeit des »Web 2.0« – das Artikel, die einen zeitgeschichtlichen Hintergrund haben, fortgeschrieben werden und nicht – wieder ein Bild aus »Stein« – auf ewig in Stein gemeißelt sind.
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Sollte sich die Rechtssprechung aus Hamburg durchsetzen (also beispielsweise Niggemeier mit seinen Revisionen scheitern), dann kann zumindest twoday einpacken, da man offensichtlich weder willens noch in der Lage ist, Moderationen für Kommentare anzubieten (diesbezügliche Anfragen werden nicht beantwortet).
Ehrlich gesagt schwanke ich, ob ich die Rechtssprechung gut oder schlecht finden soll. Ein Vorteil an einer Moderation ist, dass ggf. viel Unsinn gleich weggefiltert wird und Provokationen nicht möglich sind. Der Nachteil ist, dass sehr viele mit einem solchen Zustand nicht umgehen können; es wird Unliebsames sofort mit herausgefiltert.
Was meinst du denn mit Moderation? Löschen kann man als Blogbesitzer beliebige Kommentare in seinem Blog. Damit hat Twoday seine Verantwortung auf die Benutzer übertragen, m.E. sind sie damit juristisch aus dem Schneider.
Womit sie irgendwann Probleme bekommen werden, genauso wie Nensch, ist ihre Software. Man kann das Prinzip, per Makro einige wenige Parameter der Oberfläche ändern zu können, nicht vollkommen umschmeißen, ohne zugleich wahrscheinlich sämtliche Datenbankinhalte zu verlieren. Welche Schwierigkeiten es macht, wenn nur einige wenige Fremdtools ihre Schnittstelle ändern, sieht man ja bereits von Zeit zu Zeit. Meiner Meinung nach ist Antville als Softwarebasis irgendwann am Ende.
Ich hatte vor kurzem auch Mailkontakt mit dem Support und war nicht so richtig glücklich. Mein Eindruck: Man ist derzeit recht zufrieden mit dem aktuellen (finanziellen) Zustand und ist deshalb nicht darauf angewiesen, dass alle Partizipienten ebenfalls immer zufrieden sind. Das erinnert mich an die Anfragen eines unserer Geschäftspartner bei Microsoft. Nur Twoday ist nicht Microsoft.
twoday mag aus dem Schneider sein...
...aber der User nicht. Und im Zweifel muss twoday die Identität des Users offenlegen. Wenn also – wie bei Niggemeier – jemand um 3 Uhr morgens einen beleidigenden Kommentar postet, dieser vom Hausherrn zwar gegen 10 Uhr gelöscht wird, dann kann er strafrechtlich noch belangt werden. Wenn dies bestätigt wird, dann gibt’s bei twoday nur noch Häkelblogs – oder kommentarlos. Für mich sind aber Kommentare essentiell, ansonsten kann ich’s gleich seinlassen.
Moderation heisst: Der Kommentar muss vor Veröffentlichung vom jeweiligen Blogger freigeschaltet werden.
Im übrigen ist das Verhalten merkwürdig, wenn es daher käme, dass man mit dem finanziellen Zustand nicht zufrieden wäre. Dann müsste man ja erst recht mehr auf die Kunden eingehen...
Moderation – ja, jetzt fällt es mir auch wieder ein. Das würdest du bei dir einschalten, wenn es das gäbe?
Von den Hamburger Urteilen habe ich auch gelesen, sie wurden in vielen Computerforen und auch von einem Rechtsanwalt in der Zeitschrift ct diskutiert. Grundtenor war, dass die Urteile weltfremd sind. Vermutlich ist der Streitwert dieser Urteile bis jetzt noch nicht hoch genug, um sich bis nach oben durchzuklagen. Doch, wenn ich mir die ‘Experten’ ansehe, die dem Justiz- und dem Innenmisterium vorstehen, die eine kennt das Wort ‘Browser’ nicht, der andere ist ein Wiedergänger von Orwell, dann ist auch das letztinstanzliche Urteil nicht sicher.
Ob die Rechtssprechung weltfremd ist, spielt keine Rolle – sie ist schlichtweg existent und somit zu beachten.
Moderationssoftware würde bei mir nichts bringen, weil mein Blog keine dauerhafte Breitenwirkung hat. Es wäre nur gut zu wissen, dass so etwas existierte, damit es beispielsweise fallweise »eingeschaltet« werden könnte.
Also über die Zugriffszahlen kannst du dich wirklich nicht beschweren, sie sind z.B. 5x höher als bei mir. Ich habe mir den von dir verlinkten Text durchgelesen, also die Urteilsbegründung und die Kommentarbeispiele. Aus dem Text kann man auch ahnen, wie der abgemahnte Text ausgesehen hat. Ich hoffe, dass Niggemeier mit seinem Einspruch Recht bekommt. Die Kommentare sind arg daneben, aber er hat sie ja ordnungsgemäß gelöscht.
In meinem Blog habe ich letzte Woche das Kommentieren auf bei Twoday Angemeldete eingeschränkt, nachdem ich zweimal bemerkt habe, wie unmittelbar nachdem ich einen Kommentar geschrieben hatte, ein weiterer und sehr unschöner Kommentar eines Anonymen eingetragen wurde, der nur Hunderte von Links enthielt. Ich vermute hier einen Spam-Robot als Quelle. Gegen so etwas gibt es keine Verteidigung (außer eben Moderation).
Naja,
Zugriffszahlen aufgrund einer prominenten Verlinkung sind ephemer. Ich sprach eher von einer Breitenwirkung. Diese wird man meiner Meinung nach nie erzielen, wenn man nur ungefähr drei oder vier Beiträge im Monat schreibt, die auch noch spezifisch und – vermutlich – zu lang sind (ich spreche von meinen Texten).
Man kann jetzt den Perlentaucher, SpOn und einige andere Magazine für Beiträge verwursten. Das macht dann zehn Beiträge am Tag. Bei 20 Lesern sind das schon mal minimum 200 Zugriffe = minimum 6000 im Monat. Bei nur vier Beiträgen (lässt man die Leserzahl mal gleich), dann sind das 80 Zugriffe/Monat. Dazu kommen natürlich die ganzen Google-Suchen und die Kommentare.
Wenn ich mir die Statistiken in meinem Blog ansehe, dann werden die Beiträge über den Rom- und den Korsikaurlaub am meisten aufgerufen. Ich glaube, es ist normal, dass schwierige und Spezialthemen enthaltende Artikel, zumal in einem x‑beliebigen Blog und mit immer über 1000 Wörtern nur eine verschwindend kleine Leserschaft ansprechen. Um größere Kreise zu erreichen, müsste man ein »echter« Journalist sein und in einer Fachzeitschrift publizieren – da verschieben sich allerdings auch die Maßstäbe an die Schreibe und die Recherche noch einmal deutlich nach oben.
Wir hatten das Thema ja schon häufiger und es wird auch von anderen oft thematisiert – die Intentionen zum Schreiben sind so verschieden wie die Autoren. Ich schreibe in erster Linie für mich selbst, um Erinnerungen zu haben, mir über bestimmte Dinge klar zu werden, Entwicklungen verfolgen zu können. Das öffentlich zu machen erzwingt eine gewisse Mindestsorgfalt. Dafür reichen mir als Bestätigung aber 10 Leser je Beitrag und im Schnitt 2 Kommentare vollkommen aus, um diese meine intrinsische Motivation zu erhalten.