Robin Alexander war 2017 mit »Die Getriebenen«, der Chronik der Flüchtlingskrise 2015, ein Bestseller gelungen, der später sogar verfilmt wurde. Außer bei einigen politischen Wirrköpfen, die, je nach Färbung, Merkelhass oder Merkelergebenheit nachweisen wollten, gibt es bis heute keinen sachlichen Widerspruch zu den akribischen Rekonstruktionen des Autors. Alexander dokumentierte nicht nur die Überforderungen der deutschen Entscheidungsträger in jenem Herbst 2015, sondern auch ihre Eitelkeiten und bisweilen fahrlässigen Handlungsweisen aufgrund partei- oder machtstrategischer Erwägungen. Am Ende bleibt die triviale Erkenntnis: Man wurde damals mehr oder weniger von den Ereignissen überrumpelt. Aber im Buch wurde auch gezeigt, wie man vorher durch Ignoranz (oder auch Arroganz) in diese am Ende eskalierende Situation kam.
Inzwischen ist Robin Alexander zum stellvertretenden Chefredakteur der »Welt« befördert worden und tritt als sachkundiger Analytiker und auch Kommentator des Berliner Politikgeschehens auf. Umso neugieriger war man, als im Januar vom Siedler-Verlag das neue Buch von ihm für Publikation im Mai avisiert wurde. Derartige Vorankündigungen sind normal. Ungewöhnlicher ist, dass sich im Laufe der Monate der Buchtitel ändert. Aus »Machtwechsel« (der Titel erinnert an Arnulf Barings gleichnamiges Buch von 1982 zur Ära Brandt-Scheel) wurde jetzt »Machtverfall«. Aus einem Cover mit Merkel, Spahn, Laschet und Söder wurde eines mit Merkel und Laschet. Die Ereignisse hatten sich, wie es scheint, dramatisch verändert.
»Machtverfall« beginnt mit dem 16. März 2017, dem Tag, an dem Angela Merkel Donald Trump das erste Mal besucht. Sie hatte sich akribisch vorbereitet. Im November 2016, knapp drei Wochen nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl, aus der Trump als Sieger hervorging, gab Merkel ihre erneute Kandidatur bekannt. Die Geschichte, so Alexander pathetisch, ließ ihr keine andere Wahl. (Immerhin, so denkt sich der Leser, ist es kein »Mantel der Geschichte«.) Die Weltpresse und Barack Obama hatten sie bestärkt. Zwar ist ihre Gesundheit angeschlagen, die »Seele…strapaziert«, aber sie fügt sich einer Mischung aus Pflicht und Opfer.
Den ganzen Beitrag »Ach, so kleine Geister« hier bei Glanz und Elend weiterlesen.
Ja, diese Lektüre dürfte die letzten Reste der (stets notwendigen) Illusion erledigen, die führenden Funktionäre hätten das Wohl des Landes im Auge.
Und wem das nicht reicht, für den habe ich einen »aktuellen« Recherchetipp. Wie man eine Energiewende ins Nichts (H.W. Sinn) mit Hilfe des notorischen ETHIKRATS fabriziert, ohne dass irgendein politisches Zucken durch den medialen Äther läuft:
https://www.welt.de/wirtschaft/article231463371/Wegen-Zustimmung-zum-Atomausstieg-Vorwuerfe-gegen-Ethikkommission.html
Das ist Macht, wahre Macht. Wenn ich es schaffe, dass sich akademisch versierte Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens die Kleider vom Leib reißen und nackt einher schreiten, um eine Augenblicksentscheidung der Kanzler-Physikerin »ethisch korrekt« zu begründen...; und nur ein ganz kleines Bisschen die Regeln der wissenschaftlichen Sorgfalt und der intellektuellen Redlichkeit verletzen, worüber aber Gott-sei-Dank niemand berichtet, weil die Journaille beide Hände zum Applaudieren benötigt...
Was mich dem Buch enorm gestört hat, sind die nicht wenigen Fehler, bei denen ich mich schon frage, wie man das beim Lektorat übersehen kann – und nebenbei, warum diese hier nicht angesprochen werden?
Zum Beispiel wenn Alexander schreibt »Selbst schuld, dachte Merkel.« (S. 57), dann kann das nicht stimmen bzw. ist es unglaubhaft, dass Alexander die Gedanken von Merkel lesen kann bzw. dass ihm jemand anderes davon erzählt hat, Frau Baumann etwa oder Frau Christiansen?
Oder ein anderes Beispiel, aus dem Arbeitsminister Hubertus Heil wird Hubert Heil. (S. 291 und Personenregister)
Oder aber »In Niedersachsen ist die CDU nur noch in der Opposition.« (S. 343) Leider gänzlich falsch, die CDU ist dort Koalitionspartner der SPD!
Es gibt Sätze, die hören ohne Punkt auf, Kommas sitzen an der falschen Stelle usw., der Schreibstil ist manchmal etwas dröge, manchmal zu pathetisch und etwas zu oft zu redundant.
Sehr grenzwertig empfand ich allerdings die Stelle, an der sich Alexander auf die Seite Drostens schlägt, wenn er ihm dabei zustimmt, dass die Darstellung, die überraschende Kehrtwende bei den Schulschließungen gehe auf Drosten zurück, verzerrt sei. »Der Wissenschaftler nennt diese Darstellung zu Recht «verzerrt«.« (S. 226)
Alexander beschreibt eine Seite vorher, wie es zu dieser Kehrtwende kam. »Laschet fragt den Virologen, warum er über Nacht sein Meinung geändert habe. Drosten erzählt von einer Studie, die ihm eine Kollegin aus den USA am Abend zuvor per Mail geschickt habe. Darin gehe es um die Analyse von Lockdown-Maßnahmen, die amerikanische Städte während der Spanische Grippe 1918/1919 verhängt hätten. Damals seien die Städte, die die Schulen geschlossen hätten, besser durch die Pandemie gekommen als diejenigen Städte, die darauf verzichtet hätten.« (S. 225) Was Alexander nicht erwähnt: Diese Studie – sie ist frei im Netz verfügbar, der Titel lautet »Nonpharmaceutical Interventions Implemented by US Cities During the 1918–1919 Influenza Pandemic« – stammt aus dem Jahr 2007 und ist zu jenem Zeitpunkt geschlagene 13 Jahre alt. Wenn man die Bundesregierung berät, ist es ein Unding, wenn man solche Uralt-Studien nicht kennt, daher erscheint es nur nachvollziehbar, dass Drosten diese Kehrtwende angelastet wird, er war schlicht nicht auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und hätte es besser wissen müssen. Es ist im Übrigen ja nicht die einzige Kehrtwende von Drosten, siehe Masken etc. Als Journalist muss man solche Dinge recherchieren, bevor man sich auf eine Seite schlägt, finde ich. Man kann sich auch fragen, warum man das im Kanzleramt nicht weiß oder nicht wissen wollte? Stattdessen wird uns erzählt, man habe »einen Dokumentarfilm über die Spanische Grippe gesehen«. (aaO) Naja.
Das war jetzt viel Kritik, aber ich möchte schon sagen, dass ich das Buch dennoch gern gelesen habe, es ist ein guter Abriss über die Entscheidungsprozesse im Umfeld der Kanzlerin, der CDU und CSU im Jahr der Pandemie. Es ist etwas schade, dass es nicht mehr Anekdoten gibt wie die, dass Merkel akribisch die Luftströmungsverhältnisse – Stichwort Aerosole – in ihrem Dienstwagen recherchiert und danach beschliesst, mit dem VW-BUS vom Kanzleramt zum Reichstag zu fahren. Davon hätte ich gern mehr gelesen. Denn es scheint mir so zu sein, die wesentlichen Dinge weiß man schon als aufmerksamer Zeitungsleser, aber die Details können sehr aufschlussreich sein.
@die_kalte_Sophie
Die Ablehnung der Kernenergie ist zu einem fast religiösen Bekenntnis in Deutschland geworden, ähnlich dem Dogma der Jungfrauengeburt in der katholischen Kirche. Wir wissen, warum Merkel nach Fukushima ihr eigenes Gesetz praktisch im Alleingang (ohne die FDP, die damals in der Regierung saß), abräumte. Es ging um die Landtagswahl in Baden-Württemberg. Geholfen hat es nicht.
@Hans-Jörg Fischer
Danke für Ihren Kommentar. Ich gestehe, dass ich gravierende Schreib- oder Zeichenfehler nicht entdeckt habe. Aber auch deshalb, weil ich sie nicht gesucht habe. Ich bin kein Lektor. Und ich habe das Buch schnell gelesen, ohne auf solche Dinge zu achten.
Was Hubertus Heil angeht, haben Sie Recht; das ist in der Tat ein Fehler. Auch dass die CDU in Niedersachsen mitregiert, ist richtig. Vielleicht zählen für Laschet aber nur MPs.
Dass Alexander Drosten beispringt, vermag ich nicht zu erkennen. Die »verzerrte« Darstellung geht dahingehend, dass man Drostens »wenn-dann-vielleicht«-Aussagen, die im mit Konjunktiv(en) immer hübsch eingeschränkt werden, eigentlich immer verzerrt darstellt, wenn man sie auf einen Punkt bringt. Dass er u. U. nicht richtig vorbereitet war, eine Studie zu spät entdeckte – das ist nicht unmittelbar Gegenstand des Buches (wenngleich es sicherlich ein interessanter Aspekt gewesen wäre).
Interessanter finde ich die Kritik am Schreibstil. Mal dröge, mal pathetisch? Beides wirklich nicht. Es ist gerade ein Plus, dass Alexander in eher saloppem Stil schreibt, sich aber jeglicher Parteinahme und jedes Pathos verbietet – außer auf den ersten Seiten, als Merkel zur Führerin der freien Welt deklariert wird (es ist die Sicht der Anderen). Aber das endet rasch. Und ich war eigentlich überrascht, wie wenig Redundanzen es gab. Ähnliche Bücher erklären immer wieder das, was man schon vorher gelesen hatte – das kommt in »Machtverfall« verblüffend wenig vor.
Zum Buch: mir ist aufgefallen, dass Robin A. akribisch über die prominenten Akteure berichtet, aber die sog. Werte-Union missachtet. Darin liegt wenigstens für die Zukunft eine große Aufgabe, wenn man den Hauptstadtjournalisten glauben darf.
Liegt das außerhalb seines Beobachtungsradius?!
Zum Thema Kernenergie: die Deutschen haben Angst vor der Kernenergie. German Angst. Die Abwehrreaktion ist das eigentlich Schlimme. Man zimmert sich eine höhere Moral zurecht, die man bewusst ins Absolute (aka Alternativlose) verlängert. Wie Thess in seinem Offenen Brief anmerkt: Sind französische Professoren etwa nicht in der Lage, diese Risiko-Abschätzung vorzunehmen, sprich zu dem einzig möglichen vertretbaren Ergebnis zu gelangen?!
Mit der Absage an die Kernenergie haben die Deutschen sich den Weg in die Zukunft verbaut, rein technisch gesehen. Aber sie haben auch zum wiederholten Mal in ihrer Geschichte die moderne Rationalität zugunsten einer »überheblichen Deontologie« in den Wind geschlagen. Dass so viele Akademiker hier konform gehen, ist eine klare Absage an die Vernunft. Eigentlich darf man das Vernunft-Konzept gar nicht mehr bemühen, es ist volkstümlich kontaminiert.
Die Werte-Union kommt tatsächlich nicht vor. Einmal wird Maaßen erwähnt, der in einem »klassischen Merkel-Deal« zum Staatssekretär befördert werden sollte. (Darüber hört man von denen, die nun so herumschreien und an Laschet Forderungen stellen, komischerweise nichts.)
Ich glaube, dass diese Gruppierung innerhalb der Union (aus taktischen Gründen gerne) überschätzt wird. Sie dient dem politischen Gegner als Popanz wie damals etwa der »Seeheimer Kreis« der SPD, über den man auch immer etwas hörte, wenn es was zu skandalisieren gab oder die »Kommunistische Plattform« bei der Linken. Parteien sind keine homogenen Gebilde, sie ringen in sich um politische Wege.
In Alexanders Buch kommen auch die FDP, die Linke und die AfD nicht vor bzw. nur dann, wenn es die Union direkt tangiert (wie etwa in Thüringen 2020). Die Mittelstandsvereinigung der CDU mit Linnemann wird auch nur einmal erwähnt. Er konzentriert sich auf den unmittelbaren Machtzirkel.
»Parteien sind keine homogenen Gebilde«, wie wahr. Damit wird nicht nur die Politikbeobachtung schwierig, sondern auch die Wahlentscheidung. Volksparteien ist ein Euphemismus für Kabale! Mir gefällt der intuitive Stil, den Alexander einschlägt. Natürlich wird die Sachlichkeit gelegentlich aufgehoben (..., dachte Merkel!), aber dafür wird die Gruppendynamik häufig richtig wiedergegeben. Und diese Dynamik entscheidet bekanntlich über Personen, ihre Karriere, (oder dramatisch) ihr Schicksal.
Leider scheint die Kanzlerin ziemlich gut wegzukommen in dieser Bilanz. Insofern handelt es sich nicht um ein »politisches Buch«, sondern um gehobene Unterhaltung. Das ist ein Problem, wenn man die politischen Debatten und Kraftproben einseitig personalisiert: die Zwecke und Ideen fallen hinten runter.
Kein Vorwurf an Alexander! Politik hat nun mal diese doppelte Spielfläche. Er wollte die wichtigsten Akteure auftreten lassen wie in einem szenischen Theater. Aber: was Merkel in ihrem »Zeittunnel« alles verbockt hat, geht auf keine Kuhhaut. Es war ein Interregnum unter dem schmucken Banner des Multilateralismus (aka Europäische Einigung). Gibt es denn irgendwelche größer dimensionierten Einwände, oder wenigstens »Andeutungen des Unglücklich-Seins« über die Bienenkönigin?!
»Volksparteien« gibt es / gab ja gerade deswegen, weil sie nicht homogen sein wollten. Die Grünen und auch die FDP sind / waren Klientelparteien, in denen Minderheiten gut aufgehoben sein können. Eine »Volkspartei« lässt unterschiedliche Interessen zu, die dann in Kompromissen sachbezogen entschieden und umgesetzt werden. Die CDU ist unter Merkel eben nicht mehr Volkspartei, weil sie sich des konservativen Flügels entledigt hatte. Der taumelt nun heimatlos irgendwo zwischen AfD, Freien Wählern und FDP. Oder bleibt gleich zu Hause.
Die SPD hat diesen Status schon lange verloren. Der Erosionsprozess begann in den 1980er Jahren, als man die Grünen lange unterschätzt hatte. Als Lafontaine die linken West-SPDler, abgefallen von Schröders Sozialpolitik, die in der WASG eine vorübergehende Bleibe gefunden hatte, zur »Linke« brachte, war es 2009 endgültig zu Ende. Gerade anhand der SPD kann man sehen, wie aus einer Partei, die einst breite Interessengruppen integrieren konnte, eine Klientelpartei wurde. Da hilft es auch wenig, dass die GroKo meist SPD-Anliegen umsetzt.
Wenn man genau liest, kommt Merkel in Alexanders Buch wirklich nicht gut weg. Aber es geht ihm nicht darum, sie anzuklagen oder bloßzustellen, sondern die Sachverhalte auf Basis der Informationen auszuführen.
Ich glaube, dass die Tatsache, dass zum ersten Mal ein amtierender Kanzler nicht mehr zur Wahl antritt, die Protagonisten in der Union vollkommen überfordert. Sie haben bisher nicht die richtige Dosis zwischen Abgrenzung und Heiligsprechung gefunden. Söder versucht es mit letzterem. Unvergessen Laschet im Lanz-Interview sinngemäss: »Das Land wird schlecht regiert…« Und dann das Zurückrudern, weil es ja die Union ist, die seit 16 Jahren regiert.
Man will die 32,9%, die Merkel 2017 erreicht hat. (Davon waren 6,2%-Punkte von der CSU). Das wird nicht gelingen (hierfür braucht man kein Prophet zu sein). Als nächstes muss man eine strategische Mehrheit finden, d. h. ohne die Union kann man nicht regieren (es sei denn, die AfD würde irgendwo eingebunden, was aber niemand will). Sobald man nur noch im Auge hat, dass man mehr Prozente als die Grünen haben möchte, ist die Wahl endgültig verloren. Daher fixiert man sich mehr und mehr auf die Fehler der Grünen statt auf eigene Stärken zu setzen. All das sind die Auswirkungen von 16 Jahre Merkel. Die Union ist auf dem Level von 1998.
Es ist schon ein absurdes Schauspiel, wenn Konservative (zuletzt Maassen und Otte, die sich wiederum gegenseitig nicht leiden können) ihre feste Treue zur CDU proklamieren. Das sind überlange Parteizugehörigkeiten, mehr als 20 Jahre, sodass Loyalität in den Starrsinn mündet. Die Selbsterklärung wird nicht mehr erwidert, weil die Anderen eben »woanders sind«, inzwischen.
Robin Alexander will vermutlich den Status Quo ermitteln. Was kriege ich, wenn ich genau heute die Union wählen möchte... Das ist irgendwie rührend!
Vermutlich sind die 16 Jahre wirklich Acht zuviel. Das Thema der Amtszeitbegrenzung wird allenthalben aufgegriffen, sogar von Baerbock. Die Akteure ahnen den Schaden mehr, als dass sie ihn benennen könnten.
Ich sprach ja von einem Zeittunnel. Darin konnte man täglich all die hübschen Kerzen entzünden, die die Deutschen so gerne sehen: Multikulturalismus, Intergouvernement, Menschenrechte, Umweltschutz, etc. Tatsächlich liegen all diese Klischees nahe am Nullpunkt des Politischen. Man muss gar nichts überlegen, und hat immer recht. Diese angenehme Ignoranz war der »klassische Merkel-Deal« mit der Bevölkerung. Die große weite Welt kommt nicht an die Deutschen ran, Mutti kümmert sich drum. Gut, die 1 Mio Muslime waren dann doch ein bisschen viel Welt direkt vor der Haustür, aber ansonsten hat’s funktioniert.
Ich habe mich immer geärgert, dass die psychosoziale Funktion der Kanzlerin die politischen Ideen dauerhaft ersetzt hat. Mit der Überalterung der Bevölkerung wird diese Trägheit auch nicht mehr besser. Man will die Klischees, man will seine Ruhe. Dagegen revoltieren die Ränder, allerdings nicht intelligent. Die Erschöpfung der Mitte ist eigentlich eine vollkommen adäquate Reaktion der Funktionäre auf die Politik-Unwilligkeit des Bürgertums. Wählen Sie die NULL, das wäre ein möglicher Slogan für die Union. Oder: Wir sind die original NULL, die Anderen sind nur Kopien.
Die große weite Welt kommt nicht an die Deutschen ran, Mutti kümmert sich drum.
Das ist in Kurzform die Beschreibung des Politik- nein: des Machtverständnisses an die Institutionen. Während der Corona-Pandemie konnte man das sehr gut beobachten: Da waren zahlreiche Drängler und Forderer nach noch härteren Maßnahmen, Ausgangssperren, usw. Auf die Idee, dies im eigenen Mikrokosmos erst einmal umzusetzen, kam man kaum. Man lechzte nahezu nach der Ordnungsmacht. Dass die mit der Überprüfung streng genommen heillos überfordert sein muss – egal: Hauptsache, es war beschlossen und befohlen.
Daher fällt es vielen auch so schwer, von einer einmal als relativ gut regierenden Persönlichkeit Abschied zu nehmen. Das sieht man nicht nur im Bund, sondern auch bei den Ministerpräsidenten. Wenn diese dann irgendwann in das Berliner Haifischbecken gestoßen werden, werden sie rasch zerfetzt (Beck und Kramp-Karrenbauer). Das war früher anders. Da war MP eine Zugangserleichterung. Heute ist es eher eine Bürde.
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