Ski heil

Der Rund­funk­staats­ver­trag für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land schreibt in § 11 den »Auf­trag« für den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk vor. Dort heisst es:

    § 11 Auf­trag

    ...

    (2) Der öf­fent­lich-recht­li­che Rund­funk hat in sei­nen An­ge­bo­ten und Pro­gram­men ei­nen um­fas­sen­den Über­blick über das in­ter­na­tio­na­le, eu­ro­päi­sche, na­tio­na­le und re­gio­na­le Ge­sche­hen in al­len we­sent­li­chen Le­bens­be­rei­chen zu ge­ben. … Sein Pro­gramm hat der In­for­ma­ti­on, Bil­dung, Be­ra­tung und Un­ter­hal­tung zu die­nen. Er hat Bei­trä­ge ins­be­son­de­re zur Kul­tur an­zu­bie­ten.

    (3) Der öf­fent­lich-recht­li­che Rund­funk hat bei Er­fül­lung sei­nes Auf­trags die Grund­sät­ze der Ob­jek­ti­vi­tät und Un­par­tei­lich­keit der Be­richt­erstat­tung, die Mei­nungs­viel­falt so­wie die Aus­ge­wo­gen­heit der An­ge­bo­te und Pro­gram­me zu be­rück­sich­ti­gen.

Man neh­me jetzt ein­mal ei­ne Pro­gramm­zeit­schrift zur Hand und schaue sich das Fern­seh­pro­gramm der Wo­chen­en­den an:

Sams­tag, 06.12.2008 – ARD
09:00–19.55 Uhr Sport­schau live (u. a. Ro­deln, Bi­ath­lon, Lang­lauf, Fuß­ball)

Sonn­tag, 07.12.2008 – ARD
08.50–16.55 Uhr Sport­schau live (u. a. Eis­schnellauf, Bob­fah­ren, Ro­deln, Bi­ath­lon, Lang­lauf)

Sams­tag, 13.12.2008 – ARD
09.00–19.55 Uhr Sport­schau live (s. o. + Fuss­ball + …)

Sonn­tag, 14.12.2008 – ARD
08.50–16.25 Uhr Sport­schau live (…)

Der Ein­fach­heit hal­ber ha­be ich die Pin­kel­pau­sen Nach­rich­ten­un­ter­bre­chun­gen nicht auf­ge­führt.

In der Wo­che gibt es auch reich­lich Win­ter­sport. Und was ist mit dem dann fol­gen­den Wo­chen­en­de? Na, schau’­mer mal:

Sams­tag, 20.12.2008 – ZDF
10.15–18.00 Uhr SPOR­Tex­tra Win­ter­sport (und »Sport­re­por­ta­ge«)

Sonn­tag, 21.12.2008 – ZDF
10.15–18.00 Uhr SPOR­Tex­tra Win­ter­sport (…)

Dann ist Weih­nach­ten.

Fra­ge: Soll das da­nach im­mer so wei­ter­ge­hen? Wer­den wir jetzt bis schät­zungs­wei­se März mit al­len mög­li­chen Win­ter­sport­ver­an­stal­tun­gen bis zum Ab­win­ken pe­ne­triert? Wo ist die »Aus­ge­wo­gen­heit«? »Mei­nungs­viel­falt«? Hat das noch mit »In­for­ma­ti­on« zu tun? Wel­cher Pro­gramm­chef will ei­ne sol­che Bal­lung von sport­li­chen All­täg­lich­kei­ten (die als »Weltcup«-Veranstaltungen ge­führt wer­den) als »Kul­tur­bei­trag« ver­kau­fen?

War­um kre­ieren die öf­fent­lich-recht­li­chen Sen­der nicht ei­nen ge­mein­sa­men Sport­ka­nal und räu­men ihr Haupt­pro­gramm wie­der für den »Auf­trag«? Na­tür­lich kann man sa­gen, dass man sei­ne Nach­mit­ta­ge an­ders ver­brin­gen kann als vor dem Fern­se­her. Und na­tür­lich braucht man nicht ein­schal­ten – schliess­lich gibt’s ja auch noch an­de­re Sen­der. Aber wie deut­lich zeigt sich hier das Sym­ptom der schlei­chen­den Tri­via­li­sie­rung und An­bie­de­rung an ei­nen amor­phen, be­haup­te­ten Pu­bli­kums­ge­schmack. Und da­mit re­de ich noch nicht über die fast un­merk­li­che Ba­nal­sie­rung des 3sat-Pro­gramms...

Und was le­sen wir hier­über Ge­schei­tes in den zahl­rei­chen me­di­en­kri­ti­schen Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten und Blogs: Nichts.

Was auch ei­ni­ges über sie aus­sagt.

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33 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Um­schal­ten und Ab­schal­ten!
    Aber ist es nicht schon längst Kon­sens, dass TV kei­ne Re­lev­naz mehr hat? Das merkt man am be­sten dann, wenn es ein­mal um­ge­kehrt ist: Beim wich­ti­gen Live-Er­eig­nis.

    Was al­ler­dings stimmt (und ein Skan­dal ist, hät­te man noch die Er­re­gungs-Ner­ven da­für): Dass es solch ei­nen Ver­trag gibt, und nicht nur die schwei­gen­de Mehr­heit sich da­mit ab­fin­det! Und je­der weiß längst, dass es ein Hohn ist, wie die ÖR sich raus­re­den und sich um ihrt rein in­ter­nes Ran­king be­mü­hen.

    Von In­halt ist aber auch kaum noch die Re­de (auch in den Neu­en Me­di­en nicht, trotz dem Con­tent-Ge­la­ber). Die Ar­beit, sich kri­tisch-ar­gu­men­ta­to­risch an die Se­zie­rung des Blöd­sinns zu ma­chen ist ja schon im An­satz ver­geb­lich, nicht nur wiel man in der Min­der­heit ist und bleibt. Fern­se­hen ist längst wie Wet­ter – man kann kaum et­was dar­an tun.

    Das ein­zi­ge, was et­was be­wegt, ist wie­der mal das Geld.
    Wenn ein­fach mehr und mehr Leu­te sich wei­ger­ten zu zah­len, mehr Nor­men­kon­troll­kla­gen er­zwän­gen, mehr Grund­satz­ent­schei­dun­gen... mehr Auf­brü­che in den In­sti­tu­tio­nen und den lä­hemnden Ge­wohn­hei­ten pas­sier­ten, dass wie ein Ab­sit­zen und Sich-Be­för­dern-Las­sen über Jah­re al­les steigt und an­ge­passt wird... DANN könn­te man viel­leicht ei­ne De­bat­te auch über In­hal­te er­zwin­gen (Qua­li­tät ist dann noch ein­mal et­was an­de­res), und zwar da, wo sie auch ent­schie­den wird. (Der Zu­schau­er ist näm­lich pa­ra­do­xer­wei­se nur am Ran­de der Sou­ve­rän, Quo­ten hin oder her.)

    An­son­sten – ich ma­che ja ge­ra­de die Er­fah­rung – kann ich nur emp­feh­len, mal ganz drauf zu ver­zich­ten. Es ist wie mit dem Rau­chen auf­hö­ren: al­les klärt sich, die in­ne­ren Ora­gen udn die Sicht auf die Be­ne­be­lun­gen...

     

  2. Stell Dir vor, es ist Som­mer, Du kommst mit­tags um 12 vom Strand nach Hau­se, weil Du den „Pres­se­club“ an­schau­en möch­test und im TV schlid­dern statt des­sen ir­gend­wel­che Wür­ste ei­nen Eis­ka­nal run­ter. Span­nend!, sag ich Dir! Dass das schon seit 2–3 Jah­ren so geht hat­te ich glatt ver­ges­sen – und na­tür­lich nun Wo­chen­en­de für Wo­chen­en­de – bis En­de März. Un­fass­bar – aber wohl auch un­ab­wend­bar, wie Schei­ße am Schuh.

  3. Doch, doch, min­de­stens seit 2 Jah­ren. Kennst du ir­gend je­man­den, oder kannst Du Dir ir­gend je­man­den vor­stel­len, der sich das an­schaut? Die­se lang­wei­li­gen Bil­der und das ge­ra­de­zu quä­lend lang­wei­li­ge Ge­quas­sel da­zu sind doch kei­ne Quo­ten­brin­ger, selbst In Deutsch­land nicht, oder?

  4. Ach, die Quo­ten
    as wirk­lich Schlim­me ist, dass seit ei­ni­ger Zeit die Quo­ten-Ar­gu­men­te bei den Öf­fent­lich-Recht­li­chen hö­her ge­han­gen wer­den als bei den Pri­va­ten. Viel­leicht mag man das nach au­ßen hin noch ka­schie­ren. Doch in­ner­halb der Sen­de­an­stal­ten ist das der täg­li­che Irr­sinn. Und da­mit setzt sich bei den Öf­fent­lich-Recht­li­chen ei­ne neue Ge­ne­ra­ti­on an Pro­gramm-Ma­chern durch. Was mei­nen Sie, was der­zeit im WDR los ist? Da zäh­len nur noch Shows. Es sei denn, es gibt Sport. Aber wer soll dar­über be­rich­ten? Es gibt nur we­ni­ge Me­di­en-Jour­na­li­sten, die ent­spre­chen­de Kon­tak­te ha­ben – und die Zeit und Mu­ße, selbst Din­gen hin­ter her zu ge­hen.

  5. Al­so Ski Al­pin schaue ich ger­ne. Vor al­lem Ab­fahrt. Das ist auch nicht lang­wei­lig son­dern hoch­span­nend. Bes­ser als je­der Ac­tion­film. Al­so ich den­ke es gibt we­sent­lich frap­pan­te­re Aus­wüch­se der öf­fent­lich-recht­li­chen Un­ter­hal­tungs­ma­schi­ne­rie.

  6. #6 – @Tom
    Das wirk­lich Schlim­me ist, dass seit ei­ni­ger Zeit die Quo­ten-Ar­gu­men­te bei den Öf­fent­lich-Recht­li­chen hö­her ge­han­gen wer­den als bei den Pri­va­ten.
    Das ist ziem­lich ein­fach zu er­klä­ren. Die Kam­pa­gnen der letz­ten Jah­re (u. a. der Zei­tungs­ver­le­ger) ha­ben ei­nen Recht­fer­ti­gungs­druck für die öf­fent­lich-recht­li­chen Me­di­en auf­ge­baut, der enorm sein muss und be­son­ders bei ar­gu­men­ta­ti­ons­schwa­chen Zeit­ge­nos­sen Pro­ble­me ver­ur­sacht. Statt zu ver­su­chen, Qua­li­tät und Quo­te we­nig­stens teil­wei­se in Über­ein­stim­mung zu brin­gen (da gibt es na­tür­lich Gren­zen), be­dient man sich des Quo­ten­ar­gu­ments sel­ber, um die Pri­va­ten so­zu­sa­gen mit ih­ren ei­ge­nen Mit­teln schla­gen zu wol­len.

    Am Är­ger­lich­sten ist das seit Jah­ren schon in den Ra­dio­pro­gram­men zu be­ob­ach­ten (bspw. WDR 2).

  7. #7 – @Andreas
    Ski Al­pin schaue ich manch­mal auch ganz ger­ne. Oder Bi­ath­lon. Und es gibt – kei­ne Fra­ge – frap­pan­te­re Aus­wüch­se der Tri­via­li­sie­rung. Aber es ist ein klei­nes Mo­sa­ik­stein­chen... (mei­ner Mei­nung nach)

  8. Noch­mal zu den Quo­ten
    Hal­lo Gre­gor,

    zu­min­dest ei­nes ha­be ich Nig­ge­mei­er zu ver­dan­ken: ich bin da­durch auf ih­ren Blog ge­kom­men (sonst fällt mir mo­men­tan nicht viel mehr ein).

    Zur Sa­che selbst: Ich mei­ne, dass der Druck der Ver­le­ger nicht al­lein die Ur­sa­che des Um­schwenks der Öf­fent­lich-Recht­li­chen ge­we­sen ist.

    Mei­ne Er­fah­run­gen z.B. in­ner­halb des ZDF, aber auch der Aus­tausch mit Re­dak­tio­nen an­de­rer Sen­der, las­sen mich ver­mu­ten, dass hier auch ein er­heb­li­ches In­ter­es­se kon­ser­va­ti­ver Kräf­te vor­ge­le­gen hat.

    Denn so konn­ten ja vor al­lem sol­che Sen­dun­gen, die kri­ti­sche Zeit­be­glei­ter wa­ren, mit dem Quo­ten­ar­gu­ment be­schnit­ten, ge­kürzt, ver­scho­ben oder gänz­lich ver­nich­tet wer­den. Un­ter­hal­tung und Sport sind un­po­li­tisch.

  9. Die Quo­ten sind si­cher­lich aus den von Ih­nen ge­nann­ten Grün­den auch so stark be­stim­mend ge­wor­den. Tat­sa­che ist, dass seit der Ein­füh­rung des Pri­vat­fern­se­hens die ö‑r An­stal­ten un­ter star­kem Le­gi­ti­ma­ti­ons­druck ste­hen. So ganz los­lö­sen von ei­ner Quo­te kön­nen sie sich nicht, denn wenn ihr Pro­gramm im Schnitt nur von – bei­spiels­wei­se – 10% ge­se­hen wür­de, kä­me sehr schnell die Fra­ge, wie­so für ein Min­der­hei­ten­pro­gramm Al­le zah­len müs­sen.

    Den­noch un­ter­liegt die Quo­ten­hö­rig­keit ei­nem Irr­tum, der aber nicht nur mit dem Fern­se­hen zu tun hat. Ge­ne­rell kur­siert die Fa­ma, dass Quan­ti­tät mit Qua­li­tät kor­re­liert. Man sieht das an Best­sel­ler­li­sten oder Hit­pa­ra­den: Das, was be­son­ders oft nach­ge­fragt wird, steht so­zu­sa­gen in Ver­dacht, auch ei­ne ge­wis­se (= gu­te) Qua­li­tät zu ha­ben. Die­se Lo­gik nach müss­te ja bei­spiels­wei­se die »Bild«-Zeitung die be­ste Zei­tung sein. Ich glau­be, dass das noch nicht ein­mal die Mehr­heit der »Bild«-Leser glaubt.

    [EDIT: 2008-12-09 08:04]

  10. Off to­pic: liegt das an mir?
    Ich hat­te eben recht aus­führ­lich kom­men­tiert. Nach dem Ab­schicken er­hielt ich die Mel­dung
    »Du musst das An­zei­gen von Bil­dern in dei­nem Brow­ser er­mög­li­chen, um das For­mu­lar ab­schicken zu kön­nen!«,
    und mein Kom­men­tar war, sehr zu mei­nem Ver­druss, weg.
    (Ja, ich weiß, off­line schrei­ben etc...)

  11. Noch ein Ver­such.
    Vor­ab: ich schaue ger­ne und recht re­gel­mä­ßig Win­ter­sport im Fern­se­hen an.

    Of­fen­sicht­lich aber nicht oft und lan­ge ge­nug, um fest­zu­stel­len, wel­che Aus­ma­ße die­se Über­tra­gun­gen an­ge­nom­men ha­ben – die Kri­tik an den Sen­dern tei­le ich vor dem oben be­schrie­be­nen Hin­ter­grund.

    Nicht ganz si­cher bin ich mir hin­ge­gen bei dem »be­haup­te­ten Pu­bli­kums­ge­schmack« in Ver­bin­dung mit der Aus­sa­ge, »dass man sei­ne Nach­mit­ta­ge an­ders ver­brin­gen kann als vor dem Fern­se­her«: ich hal­te es zu­min­dest für denk­bar, dass bei der Grup­pe der­je­ni­gen, die ih­re Sams­ta­ge und Sonn­ta­ge vor dem Fern­se­her ver­brin­gen, der von den Sen­dern un­ter­stell­te Ge­schmack nicht nur ein be­haup­te­ter ist.

    Na­tür­lich kann man da­bei über Ur­sa­che und Wir­kung treff­lich strei­ten (mög­li­cher­wei­se ist es nicht ein­mal nö­tig), und selbst wenn mei­ne The­se zu­trä­fe, lie­ße sich das Tun der öf­fent­lich-recht­li­chen Sen­der im Lich­te ih­res Auf­trags nicht recht­fer­ti­gen; ich bin mir, wie ge­sagt, nur nicht si­cher, ob der Ge­schmack de­rer, die am Wo­chen­en­de in gro­ßem Stil fern­se­hen wol­len, nicht doch ganz gut ge­trof­fen wird.

    ab­seits des The­mas:
    Ihr Schluss klingt für mich per­sön­lich et­was zu sehr nach ei­nem Feh­de­hand­schuh (bzw. des­sen Auf­neh­men). Es kann sein, dass ich über­in­ter­pre­tie­re, und es ist ganz si­cher so, dass mich das nichts an­geht. Schrei­ben woll­te ich es trotz­dem.

  12. Dan­ke, dass Sie
    trotz der tech­ni­schen Pro­ble­me noch ein­mal kom­men­tiert ha­ben. Manch­mal ist two­day ein biss­chen fra­gil... Tut mir leid.

    Sie kön­nen na­tür­lich Recht ha­ben, dass die Zu­schau­er, die SA und SO vor dem Fern­se­her sit­zen, die­se Sen­dun­gen tat­säch­lich se­hen wol­len. Ich ha­be auch ge­gen die­se Über­tra­gun­gen im De­tail nichts ein­zu­wen­den. Mich stört nur die Zu­nah­me von Sport­über­tra­gun­gen ge­ne­rell (auch Fuß­ball; bspw. DFB-Po­kal­spie­le wie Bay­ern ge­gen Burg­hau­sen...). Die ö‑r ha­ben die Rech­te für die­se Über­tra­gun­gen er­wor­ben und müs­sen sie na­tür­lich nun ver­mark­ten. Ich fra­ge mich nur, ob man da­mit dem Kul­tur-Auf­trag ge­recht wird. Und das glau­be ich nicht. Aber auch hier ver­mag ich mich zu ir­ren.

    Das mit dem Feh­de­hand­schuh war nicht dem­entspre­chend ge­meint. Ob­wohl ich die so viel an­ge­spro­che­ne »Qua­li­täts­de­bat­te«, die Reich-Ra­nicki (an­geb­lich) aus­ge­löst ha­ben soll, schon ein biss­chen küm­mer­lich be­han­delt se­he. Sie war an Hei­den­reich falsch auf­ge­macht und hät­te ge­ne­rell brei­ter an­ge­legt wer­den müs­sen. Es war nur ein Hype, der viel­leicht ei­ne Wo­che ge­dau­ert hat. Die­sen Ar­ti­kel hier vom Som­mer fand ich da sehr viel hilf­rei­cher. Aber auch hier – kaum Be­ach­tung.

    Kri­ti­ken wer zu Ker­ner und wer zu Jauch kommt und über die ka­ta­stro­pha­len RTL- oder SA­T1-Sen­dun­gen sind not­wen­dig. Aber schwie­ri­ger und not­wen­di­ger fin­de ich, dass auf die fort­lau­fen­de Tri­via­li­sie­rung der ö‑r hin­ge­wie­sen wird, statt die­se bei den Pri­va­ten auf­zu­zei­gen (das ist arg ver­kür­zend, ich weiss).

  13. Dan­ke für den Link.
    Der ver­link­te Text über die Öf­fent­lich-Recht­li­chen spricht auch aus mei­ner Sicht vie­le wich­ti­ge Punk­te an. Um­so be­dau­er­li­cher, wenn auch nicht all­zu über­ra­schend, dass er we­nig Be­ach­tung ge­fun­den hat.

    Na­tür­lich bin ich, wie ich auch in mei­nem er­sten Kom­men­tar dar­zu­stel­len ver­such­te, beim Kern der Kri­tik ab­so­lut bei Ih­nen. Ich se­he, um beim Bei­spiel zu blei­ben, ger­ne Fuß­ball, aber bit­te nicht je­den Tag, auf je­dem Ni­veau und in al­len Pro­gram­men. Vor al­lem aber sol­len die ge­büh­ren­fi­nan­zier­ten Sen­der nicht nur ernst zu neh­men­de Al­ter­na­ti­ven zu blo­ßem Main­stream bie­ten, son­dern die­sen auch hin­rei­chend at­trak­ti­ve Platt­for­men ein­räu­men.

    Dass ei­ne »Qua­li­täts­de­bat­te«, die nur um die Her­ren Reich-Ra­nicki und Gott­schalk so­wie Frau Hei­den­reich kreist, mit­tel­fri­stig we­nig Sub­stanz bie­ten kann, dürf­te un­strit­tig sein. Ich per­sön­lich weiß nur nicht so recht, wo und wie sie an­ge­sto­ßen wer­den muss, um in der Ge­sell­schaft mög­lichst breit (und the­ma­tisch um­fas­send) ge­führt zu wer­den. Et­was Bes­se­res als die FAS mit Herrn Nig­ge­mei­ers 50 Fra­gen, zu­min­dest ei­nem Teil da­von, ist mir da­bei im Rah­men die­ser Dis­kus­si­on nicht be­geg­net (Ich bin mir im Kla­ren, dass SN der­zeit an die­ser Stel­le kei­ne idea­le Re­fe­renz ist). Dies mag man zum ei­nen als Be­leg für die The­se se­hen, dass die De­bat­te küm­mer­lich und kurz ge­führt wur­de; zum an­de­ren lie­ße sich dar­auf zu­min­dest auf­bau­en, auch mit Blick auf die nö­ti­ge Reich­wei­te.

  14. Ich bin mir im Kla­ren, dass SN der­zeit an die­ser Stel­le kei­ne idea­le Re­fe­renz ist
    Ist er schon. Al­lei­ne: Ich ha­be das Ge­fühl, er ver­zet­telt sich. Sei­ne Blogs müs­sen mit In­halt (neu­deutsch: »Con­tent«) ge­füllt wer­den. Die Zeit da­für geht mit tie­fen Re­cher­chen na­tür­lich ver­lo­ren.

    In­ter­es­sant fand ich bei­spiels­wei­se die­sen Bei­trag hier, der ei­ne Kor­re­la­ti­on zwi­schen Sen­de­zeit und Zu­schau­er­zahl der Sen­dung »Aus­lands­jour­nal« (ZDF) an­gibt. In­ter­es­sant wä­re es aber ge­we­sen, die­se Zah­len mit de­nen des ARD-»Weltspiegel« zu ver­glei­chen (ich hat­te das in ei­nem Kom­men­tar an­ge­spro­chen). Zwei Grün­de spre­chen da­für: Man kann ver­gleicht Aus­lands­be­rich­te mit Aus­lands­be­rich­ten. Und der »Welt­spie­gel« hat seit ge­fühl­ten zwan­zig Jah­ren ei­nen ei­ni­ger­ma­ssen sta­bi­len Sen­de­platz (19.10/19.20 Uhr). Der Nach­teil die­ses Ver­gleichs ist, dass ein­fach sonn­tags um 19.00 Uhr ein an­de­res Pu­bli­kum als werk­tags ge­gen 21 oder 23 Uhr fern­sieht. Den­noch hät­ten die­se Zah­len zei­gen kön­nen, ob bzw. wie ein all­ge­mein sin­ken­des In­ter­es­se an Aus­lands­be­rich­ten die Fol­ge ist oder »nur« der Sen­de­platz ent­schei­det. Ich fin­de, so­weit hät­te man »sprin­gen« kön­nen, um ei­ne Es­senz aus dem Bei­trag zu zie­hen.

    Ich bin mir be­wusst, jetzt plötz­lich »mit der Quo­te« bzw. die­sem Zah­len­fe­ti­schis­mus zu ar­gu­men­tie­ren. Aber sie sind nun mal da, auch wenn ich die­se Al­ters­grup­pen bei­spiels­wei­se (14–49) für Schwach­sinn hal­te. Wenn sie aber nun mal da sind, soll­te man sie viel­leicht nicht nur als »Be­wer­tungs­maß­stab« ver­wen­den.

  15. Gibt es ei­gent­lich Re­geln,
    wer bei ei­nem Kom­men­tar­dia­log das letz­te Wort ha­ben soll? Ei­ner­seits wür­de ich zum Haus­herrn ten­die­ren; an­de­rer­seits bin ich ge­neigt, im vor­lie­gen­den Fall ein kur­zes, be­stä­ti­gen­des »ich stim­me zu« nach­zu­le­gen, auch wenn es der wei­te­ren Dis­kus­si­on nicht wirk­lich dien­lich ist.

    Zu­min­dest heu­te ha­be ich mich für »an­de­rer­seits« ent­schie­den.

  16. Ir­gend­wann ein­mal in den frü­hen 60igern war ich zeit­gleich mit ir­gend­wel­chen olym­pi­schen Win­ter­spie­len an ‘Zie­gen­pe­ter’ er­krankt und lag mit ho­hem Fie­ber im Bett. Ich er­in­ne­re mich nur dar­an, weil al­le Dis­zi­pli­nen in mei­nem Fie­ber­wahn ihr ‘Ziel’ in mei­nem Mund fanden...Der schlech­te Ge­schmack, den das ver­ur­sach­te, ist bis heu­te hän­gen­ge­blie­ben! No (winter)sports at all! Aber wer’s mag, soll’s trei­ben. Die öf­fent­lich-recht­li­chen An­stal­ten über­trei­ben die Über­tra­gung, oh­ne Fra­ge, ge­nau­so so, wie sie ihr An­schmie­gen an das ‘pri­va­te Ni­veau’ über­trei­ben. Die be­ste Lö­sung scheint mir mitt­ler­wei­le tat­säch­lich die von mir prak­ti­zier­te zu sein:
    NO TV AT ALL!

  17. Die­ser Kon­se­quenz ver­mag ich mich nicht so ger­ne an­zu­schlie­ssen. Denn ich ge­be zu: Fern­se­hen (auch ab und zu mal Bi­ath­lon) ent­spannt mich. Ich mag manch­mal ein­fach nicht mehr le­sen, dann gucke ich »Wer wird Mil­lio­när?« Oder es gibt dann doch mal ei­ne in­ter­es­san­te Do­ku (wie oben ver­linkt im Mo­ment auf »ar­te«). Trü­be wer­de ich, wenn ehe­mals gu­te Sen­dun­gen schwä­cher wer­den, wie bspw. »Kul­tur­zeit«. Ich ge­be mir noch fünf Jah­re, dann schaf­fe ich das viel­leicht ab un dbe­die­ne mich bzgl. ta­ges­ak­tu­el­ler In­for­ma­tio­nen aus dem In­ter­net­an­ge­bot. Ge­ro von Boehm, Slo­ter­di­jk und ar­te gibt’s dann on-de­mand.

  18. Na­tür­lich gibt es die­se Aus­nah­me­sen­dun­gen, aber sie ge­zielt zu fin­den und dann die Zeit sich frei zu hal­ten, sie auch zu se­hen, ist ein Auf­wand, den ge­lei­stet zu ha­ben ich hin­ter­her mehr & mehr in Fra­ge stel­le..? Ich weiß üb­ri­gens auch die rich­ti­gen Ant­wor­ten bei den an­ge­sag­ten ‘Quiz­zen’, in Ge­mein­schaft mach ich mich da­mit un­be­liebt und al­lei­ne et­was zu wis­sen ist eben so gut wie es gar nicht wis­sen:)

  19. Ich ha­be kei­nen Über­blick, was das Pro­gramm des ORF be­trifft, aber ei­nem Le­ser­kom­men­tar beim »Stan­dard« zu Fol­ge, muss man ähn­li­ches wie bei euch be­fürch­ten.

  20. black­con­ti hat wohl recht, wenn er schreibt, dass das schon seit Jah­ren so ist. Mir ist es wohl nur nicht so stark auf­ge­fal­len. Der Grund ist ziem­lich ein­fach: Ro­deln, Bi­ath­lon, Bob­fah­ren, Lang­lauf und EIs­schnellau­fen sind al­les Sport­ar­ten, in de­nen Deut­sche ei­ne sehr gu­te Chan­ce ha­ben oder gar be­stim­mend sind (Frau­en-Ro­deln). Da­zu kommt noch Ski­sprin­gen, wo man glaubt, dass man noch ei­ne gu­te Mann­schaft ist (was seit un­ge­fähr drei Jah­ren nicht mehr stimmt).

    Das führt da­zu, die Rech­te die­ser Sport­ar­ten ein­zu­kau­fen. Dei Ski-al­pin gibt’s bei den Frau­en und Män­nern je ei­nen Deut­schen, der in­zwi­schen Welt­spit­ze ist. Bei Euch Öster­rei­chern ist das im al­pi­nen Ski­sport ja noch frap­pan­ter.

    Als es im Ten­nis noch Becker, Stich und Graf gab, wur­de je­des Tur­nier aus­führ­lich und live von den ö‑r über­tra­gen (bis dann RTL da­zwi­schen kam). Man konn­te das auch dar­an se­hen, dass in den Nach­rich­ten-Sen­dun­gen die Re­sul­ta­te fast je­des Ten­nis­tur­niers mit ir­gend­wel­chen deut­schen Spie­lern aus­ge­brei­tet wur­de (die al­le nie mehr nur an­näh­rend die Klas­se von Becker oder Graf er­reich­ten). Als sich dann her­aus­stell­te, dass da nichts mehr kommt, ver­sank Ten­nis wie­der da, wo es her­kam: es wur­de un­be­deu­tend.

  21. @Gregor #11
    Ge­ne­rell kur­siert die Fa­ma, dass Quan­ti­tät mit Qua­li­tät kor­re­liert.

    Du weißt aber auch, dass das für die De­mo­kra­tie ge­nau­so gilt.

  22. @Gregor #22
    Ten­den­zi­ell ist es auch ge­recht­fer­tigt sich um die­je­ni­gen Rech­te zu be­mü­hen, die die Mehr­heit in­ter­es­sie­ren. Je­doch soll­te ein Fen­ster of­fen blei­ben, das Aus­gleich schafft, al­so auch – da wir ge­ra­de beim Sport sind – we­ni­ger po­pu­lä­rem Raum gibt. Na­tür­lich kann man nicht al­les sen­den, man muss aus­wäh­len, und das be­deu­tet nicht al­le In­ter­es­sen be­rück­sich­ti­gen zu kön­nen.

    Ich glau­be, dass es bei uns be­züg­lich Ten­nis­über­tra­gun­gen ähn­lich ist (zu Mu­sters Zei­ten wur­de viel mehr über­tra­gen). Aber auch das ist ver­ständ­lich.

  23. #25
    Die ö‑r Sen­der ha­ben ja hier in­zwi­schen Ni­schen­ka­nä­le im­ple­men­tiert. »ZDF-Thea­ter­ka­nal« oder »Eins ex­tra« oder »EinsFe­sti­val«, die als Di­gi­tal­ka­nä­le prak­tisch kei­ne Zu­schau­er ha­ben. Frü­her wa­ren das die re­gio­na­len Drit­ten Pro­gram­me, die in­zwi­schen auch nur noch un­in­spi­rier­te Ab­spiel­sen­der ge­wor­den sind. ar­te, Phoe­nix und 3sat, die gän­gi­gen Kul­tur-Spar­ten­ka­nä­le, sind nur Aus­re­den für die Ba­na­li­sie­rung des Haupt­pro­gramms. Schlimm ist es, wenn dann 3sat auch noch schlei­chend vor die Hun­de geht.

  24. Du schreibst des öf­te­ren über ei­ne Tri­via­li­sie­rung des 3Sat-Pro­gramms. Mich wür­de ein­mal in­ter­es­sie­ren was du da­mit en de­tail meinst. Viel­leicht schaue ich 3Sat zu un­kon­stant, aber mir ist da bis jetzt noch nichts auf­ge­fal­len.

    Was mich al­ler­dingst kräf­tig fuchst ist das neue De­sign von Phoe­nix. Sieht schei­sse aus, und der Wie­der­erken­nungs­wert ist auch noch ge­sun­ken. Scha­de drum :(

  25. 3sat
    Ich be­zie­he mich u . a. auf die­sen Ar­ti­kel. Dort heisst es:

    3sat wie­der­um be­trei­ben ARD und ZDF mit den öf­fent­lich-recht­li­chen Fern­seh­sen­dern Öster­reichs und der Schweiz. In Zah­len: Der ORF lie­fert 28, die SRG zwölf Pro­zent des Pro­gramms; je 30 Pro­zent kom­men von ARD und ZDF. Was da­zu führt, dass im 3sat-Cock­tail et­wa die Maisch­ber­ger-Talk­show und Tier­kli­nik-Do­ku­so­aps aus der ARD so­wie vie­le Kri­mis aus dem ZDF das Kul­tur-Image un­ter­mi­nie­ren, an dem der Sen­der an­de­rer­seits et­wa mit der täg­li­chen Kul­tur­zeit und Über­tra­gun­gen von den Kla­gen­fur­ter Bach­mann-Li­te­ra­tur­ta­gen ar­bei­tet.

    Wei­ter: Die Sen­dung »Li­te­ra­tur im Foy­er« vom SWR (Wdh. SO vor­mit­tags) wir dnicht mehr über­nom­men. Statt­des­sen aber: Maisch­ber­ger, Böt­tin­ger, »NDR-Talk­show«. Tri­vi­al­se­ri­en wie »Schloß­ho­tel Orth« lau­fen statt­des­sen oder Pseu­do­li­fe­style wie »Po­ly­lux«. Von den zahl­rei­chen Koch­sen­dun­gen gar nicht zu re­den. (Die ha­ben da nun wirk­lich NICHTS zu su­chen.)

    Toll fin­de ich »ZIB2«, aber war­um kommt »10 vor 10« mei­stens fünf vor Zwölf? Und war­um wer­den »Po­li­zei­ruf 110« oder gar »Tatort«-Folgen, die schon an­ders­wo 174 x wie­der­holt wur­den, ge­zeigt?

    Ich ha­be auch das Ge­fühl, dass die »Kul­tur­zeit« noch mehr wie eh auf Bei­trä­ge an­de­rer Kul­tur­ma­ga­zi­ne zu­rück­greift (bspw. TTT; aspek­te)

  26. #29
    Wie meinst Du das: ...gilt ja im­mer?

    (In ei­ner Dik­ta­tur gilt es ja nicht. In der De­mo­kra­tie wird die Qua­li­tät der quan­ti­ta­ti­ven Mei­nung letzt­lich nicht über­prüft. Das könn­te ein Feh­ler sein... Ir­gend­wie kom­men wir im­mer auf das glei­che The­ma – und ich kei­nen Schritt wei­ter.)

  27. Ich mein­te nur, dass es ne­ben der Mas­sen­de­mo­kra­tie auch überschaubare(re) For­men gibt (Ab­stim­mun­gen in Ver­ei­nen; in der Po­li­tik auf lo­ka­ler, oder re­gio­na­ler Ebe­ne). Aber auch dort gilt das er­wähn­te Prin­zip.

    Ich wür­de in Dei­nem Satz DAS ist ja EIN Pro­blem von Mas­sen­de­mo­kra­tien. die Mas­sen strei­chen.

    Trö­ste Dich, ich kom­me auch kei­nen Schritt wei­ter (Aber man kann trotz des Man­kos nicht sa­gen, dass un­se­re De­mo­kra­tien nicht funk­tio­nier­ten.).

  28. Ja, Mas­sende­mo­kra­tie klingt wohl ir­gend­wie ab­wer­tend...

    Ob un­se­re De­mo­kra­tien funk­tio­nie­ren, ist m. E. nicht ab­schlie­ssend ge­klärt. Ich glau­be, der ein­zel­ne Bür­ger be­ur­teilt dies mehr aus öko­no­mi­scher Sicht (aus sei­ner öko­no­mi­schen Sicht) als auch theo­re­ti­schen Über­le­gun­gen zur De­mo­kra­tie her­aus. Pro­vo­ka­tiv ge­sagt: Ich glau­be, die Leu­te wür­den auf Dau­er eher auf ge­wis­se de­mo­kra­ti­sche Rech­te ver­zich­ten, als auf ei­nen ge­wis­sen wirt­schaft­li­chen Wohl­stand.

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