Seit heute wissen wir es ganz genau: 8,8% aller Waren, die in die Bundesrepublik eingeführt werden, kommen aus China. Sagt Anja Kohl in »boerse im Ersten« am 09.08.2010 kurz vor 20 Uhr. Man dachte, das ist mehr. Überraschend ist dann, dass auf Platz 2 die Niederlande steht (mit 8,3 %). Hoppla: Soviel Obst und Gemüse kaufen wir von den Niederlanden ein?
Nein, nicht ganz. Mit abgesenkter Stimme sagt Frau Kohl, dass dies mit dem Hafen Rotterdam zu tun habe, dem »Tor zu Europa«. Man bleibt einigermaßen verdutzt zurück und verpasst dann die anderen Zahlenspielchen fast.
Was Kohl so zaghaft andeutet, ist in Expertenkreisen als »Rotterdam-Effekt« bekannt. Er verfälscht sowohl Import- und Exportstatistiken. Wenn ein Importeur eine Ware über Rotterdam bezieht und auch dort für die EU einfuhrverzollen lässt (»In-Verkehr-Bringen«), wird die Ware statistisch holländischen Ursprungs. Der tatsächliche Ursprung der Ware bleibt der Import-Statistik verborgen. Es kann nicht zwischen Herkunft und Ursprung unterschieden werden. Auch im Export gibt es diesen Effekt, wenn die Ware über einen nicht-deutschen Hafen ausgeführt wird.
Der »Rotterdam-Effekt« führt dazu, dass der Handel innerhalb der EU quantitativ höher bewertet wird, als er tatsächlich ist. Und die oben genannte Importquote bezieht sich nur auf die in den Häfen der Bundesrepublik eingeführten Waren. Der Anteil chinesischer Einführen dürfte weit höher als 8,8 % liegen. Sichreheitshalber steht ja auch »Schätzung« drüber.
Wieder was dazugelernt. »Rotterdameffekt« – höre ich zum erstenal, klingt aber logisch.
Rotterdam-Effekt höre ich auch zum ersten Mal. Ist mal wieder ein gutes Beispiel wieviel man auf Statistiken geben kann.