Ver­är­ge­rung als Straf­tat

Aus­ge­rech­net die FDP, die »den Frei­heits­be­griff in ih­rem Na­men« tra­ge, ha­be, wie man in le­sen kann, die Jour­na­li­sten auf dem Ro­stocker Par­tei­tag am Wo­chen­en­de »ver­är­gert«. Was ist Staats­tra­gen­des oder viel­leicht so­gar Grund­ge­setz­wid­ri­ges ge­sche­hen, dass Son­ja Pohl­mann vom Ta­ges­spie­gel der­art er­regt? Hat­te man sie aus­ge­sperrt? Ih­nen die Lap­tops ab­ge­nom­men? War gar das Ca­te­ring schlecht?


Nein, es scheint schlim­mer zu sein: Phil­ipp Rös­ler woll­te sei­ne Zwil­lin­ge zum Par­tei­tag mit­brin­gen. Las­sen wir ein­mal im Mo­ment die Fra­ge, was Kin­der im Al­ter von zwei­ein­halb Jah­ren auf ei­nem Par­tei­tag zu su­chen ha­ben (ver­mut­lich nichts). Rös­ler woll­te aber von den Jour­na­li­sten ei­ne Er­klä­rung un­ter­schrie­ben ha­ben, dass kei­ne Fo­tos sei­ner Kin­der ver­öf­fent­licht wer­den.

Ein Auf­schrei der Em­pö­rung! Me­di­en­an­walt Schertz sieht die Grund­la­gen der Pres­se­frei­heit in Ge­fahr. Frau Pohl­mann stellt am En­de ih­res Ar­ti­kel­chens fest: »Die Vor­stands­mit­glie­der der Bun­des­pres­se­kon­fe­renz wol­len bei ih­rer Sit­zung über den Fall und mög­li­che Kon­se­quen­zen dis­ku­tie­ren.« Man fragt sich un­will­kür­lich: Kommt Phil­ipp Rös­ler und/oder die FDP noch ein­mal mit ei­ner Be­wäh­rungs­stra­fe da­von oder nicht? Was sagt ei­gent­lich Am­ne­sty In­ter­na­tio­nal da­zu?

Mag sein, dass Ver­pflich­tungs­er­klä­rung, wie die FDP sie ab­for­der­te, welt­fremd ist. Mag auch sein, dass Schertz’ recht­li­che Be­wer­tung kor­rekt ist. Der Schluss, Po­li­ti­ker wä­ren nach ei­ner Home-Sto­ry (die Rös­ler bis­her nicht ge­ge­ben hat) qua­si vo­gel­frei, er­scheint hin­ge­gen nicht ganz schlüs­sig. Aber es ist der Ton, der hier die Mu­sik macht: »Die Jour­na­li­sten«, so schreibt Frau Pohl­mann, wur­den »ver­är­gert« – als sei Ver­är­ge­rung ei­ne Straf­tat­be­stands­ka­te­go­rie.

Als Nach­rich­ten­kon­su­ment fra­ge ich mich: Wel­chen In­for­ma­ti­ons­wert hät­ten Fo­tos der bei­den Kin­der Rös­lers ge­habt? Was hät­te dies für mein po­li­ti­sches Ur­teil über Rös­ler und die FDP be­deu­tet? Die Ant­wort lau­tet zwei­mal – Nichts. Fo­tos der bei­den Kin­der hät­ten über­haupt kei­ne Be­deu­tung ge­habt. Ihr po­li­ti­scher In­for­ma­ti­ons­wert ten­diert ge­gen Null. Sie hät­ten al­len­falls ei­ne »men­scheln­de« Sei­te Rös­lers ge­zeigt und so wo­mög­lich von sei­nen po­li­ti­schen Bot­schaf­ten ab­ge­lenkt. Ge­nau das woll­te Rös­ler viel­leicht nicht.

Jour­na­li­sten ver­ste­hen sich im­mer mehr als die in­for­mel­le »Vier­te Ge­walt« im Staat. Der Aus­druck ist über 200 Jah­re alt und wur­de in gänz­lich an­de­rem Kon­text ge­prägt. Die Ge­wal­ten­tei­lung in ei­nem Staat be­sagt al­ler­dings auch, dass ein Sy­stem der ge­gen­sei­ti­gen Kon­trol­len im­ple­men­tiert wur­de. Jour­na­li­sten, die sich als »Vier­te Ge­walt« ge­rie­ren, se­hen sich als per se sa­kro­sankt und jeg­li­cher Kon­trol­le ent­ho­ben. Sie se­hen im­mer so­fort die Grund­rech­te in Ge­fahr, wenn man ih­re Me­tho­den be­fragt. Wer sie da­für kri­ti­siert, ist ihr Geg­ner.

Da­bei ist der Miss­brauch des Mei­nungs­mo­no­pols längst mit Hän­den zu grei­fen. Die we­ni­gen Me­di­en­jour­na­li­sten von For­mat, die die ei­ge­ne Zunft kri­tisch be­äu­gen, do­ku­men­tie­ren dies oft ge­nug. Da­mit ist noch nicht ein­mal ge­meint, dass Jour­na­li­sten von Lob­by­grup­pen in­fil­triert wer­den (auch dies ge­schieht). Der Le­ser, Hö­rer, Zu­schau­er wird dies nach ei­ner Wei­le fest­stel­len. Schlim­mer ist der nar­ziss­ti­sche Glau­ben, al­lei­ne die Tat­sa­che, dass sie Jour­na­li­sten sei­en, im­mu­ni­sie­re sie ge­gen jeg­li­che Kri­tik. Vie­le Jour­na­li­sten ha­ben längst den in­qui­si­to­ri­schen Ma­ri­et­ta-Slom­ka-Duk­tus an­ge­nom­men. Sie wis­sen al­les bes­ser und kön­nen al­les bes­ser. In Wahr­heit ver­ach­ten sie die­je­ni­gen, über die sie be­rich­ten sol­len. Wer nicht mit ih­nen nach ih­ren Re­geln spielt, be­kommt ih­ren Un­mut in den Me­di­en zu spü­ren. Im kon­kre­ten Fall sieht man schon die Pa­pa­raz­zi um Rös­lers An­we­sen schlei­chen, um Bil­der zu er­ha­schen.

Die Aus­sa­ge, ir­gend­je­mand »ver­är­ge­re« Jour­na­li­sten ent­springt ei­ner Hy­bris, die je­der, der an gu­tem Jour­na­lis­mus in­ter­es­siert ist, zu den­ken ge­ben soll­te.

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  1. Ganz Ih­rer Mei­nung: Hier ist schon greif­bar, dass es sich nur um ein re­flex­haf­tes Auf­heu­len han­delt. Es wird gar nicht be­fragt oder ge­schaut, was den Jour­na­li­sten da ver­bo­ten wer­den soll, al­lein der Um­stand, dass ih­nen et­was nicht er­laubt sein soll, die­ser Um­stand lässt sie schon auf­schrei­en.

    Zwar passt es nur be­dingt da­zu und ich weiß nicht, ob Sie schon dar­auf ge­sto­ßen sind oder es Sie in­ter­es­siert: aber hier wur­de so ei­ne plat­te Breit­sei­te ge­gen die gan­zen Me­di­en­schel­ter ge­schos­sen, dass ich auch schon fast ei­ne ähn­li­che Be­find­lich­keit un­ter­stel­len wür­de : http://www.dradio.de/dlf/sendungen/essayunddiskurs/1423592/

    (auch wenn ich in ei­ni­gen Punk­ten, Per­so­nen ger­ne zu­stim­men wür­de, so sieht sie die Kri­ti­ker doch oft zu sim­pli­fi­ziert,... und das Ar­gu­ment den Kri­ti­kern des Kam­pa­gnen­jour­na­lis­mus selbst Kam­pa­gnen zu un­ter­stel­len, na­ja, das ist ja auch nur wie­der ei­ne Kam­pa­gne – Sie spra­chen glau­be ich mal von »Ten­denz­jour­na­lis­mus«?.. ich woll­te schon ein­mal »Agen­da« be­mü­hen, denn da spürt man ge­ra­de­zu Mo­ti­ve, »Be­sitz­stands­wah­rung o.ä.« im Hin­ter­grund)

  2. Sehr schö­ner Bei­trag, den ich auch noch in mei­nem Pod­cast-Ap­pa­rat ge­spei­chert hat­te...

    Vie­les, was Frau Pam­per­ri­en sagt/schreibt, ist ja rich­tig – ins­be­son­de­re, was die un­ter­schwel­li­ge »Richtig-Falsch«-Dichotomien an­geht. Die­sen nach­denk­sei­ten-On­kel kann ich auch nicht mehr le­sen. Et­li­ches, was er dort an Miß­stän­den an­pran­gert, ha­ben er und sei­ne Freun­de in den 70er Jah­ren ver­bro­chen. Das ist nicht schlimm, aber man soll­te nicht so tun, als hät­te man die Weis­heit im­mer schon mit Löf­feln ge­fres­sen.

    Ich se­he die Ge­fah­ren we­ni­ger in der zu gro­ßen An­die­nung des Jour­na­lis­mus an die Po­li­tik, son­dern an die Ge­trie­ben­heit der Po­li­tik durch den Mei­nungs­strom, den ei­ne ge­wis­se Jour­na­li­sten­kli­en­tel vor­gibt. Er­ste­res ist ei­gent­lich im­mer ganz gut zu durch­schau­en (man weiss eben, dass Herr Gott­lieb für die CSU spricht). Letz­te­res ist weit­aus ge­fähr­li­cher.

    [EDIT: Tat­säch­lich ge­sen­de­te Zeit war 13:17 Uhr; aus Grün­den der Über­sicht­lich­keit ge­än­dert]

  3. Kin­der auf Par­tei­ta­gen
    Ich ha­be vor­hin auch das »Ar­ti­kel­chen« ge­le­sen und mir eben­falls da­bei ge­dacht, daß da ja wohl pu­re An­ma­ßung ist, sich über so­was »ver­är­gert« zu zei­gen.
    In ei­ner Sa­che möch­te ich Ih­ren Text aber er­gän­zen: Sie schrei­ben, Kin­der hät­ten auf ei­nem Par­tei­tag ver­mut­lich nichts zu su­chen. Das kann ich so nicht ganz fin­den. Ein Par­tei­tag ist schließ­lich zu­min­dest kei­ne Ver­an­stal­tung, auf die man Kin­der NICHT mit­brin­gen soll­te (wie et­wa ein Kon­zert mit lau­ter Mu­sik etc.). Neh­men wir doch an, Herrn Rös­lers Frau möch­te ger­ne bei die­sem ent­schei­den­den Tag für ih­ren Mann bei ihm sein (was ja ver­ständ­lich wä­re): Wo­hin mit den Kin­dern? Klar, Groß­el­tern, Ba­by­sit­ter etc. – al­les mög­lich. Aber es spricht halt auch schlicht NICHTS da­ge­gen, die Kin­der auch ein­fach mit­zu­neh­men.
    Und eben­so spricht nichts da­ge­gen, die Pres­se zu ver­pflich­ten, die Kin­der nicht ab­zu­lich­ten.

    Auf den Par­tei­ta­gen, auf de­nen ich war, war es zu­min­dest nicht un­üb­lich, Kin­der mit­zu­brin­gen. Da aber frei­lich Par­tei­ta­ge für Kin­der nicht ge­ra­de span­nend sind, gab es im­mer ei­ne Kin­der­be­treu­ung.

  4. Kin­der­be­treu­ung
    Ich bin sehr si­cher, dass die Kin­der­be­treu­ung in die­sem Fall kei­ner­lei Rol­le spiel­te. Ich wüss­te auch nicht, dass Fo­to­jou­rena­li­sten bei ei­nem Par­tei­tag schon Mal in ei­nen Kin­der­be­treu­ungs­raum ein­ge­drun­gen sind.

  5. Ja!
    Wir bei­de sind mal wie­der ei­ner Mei­nung, war ja in der letz­ten Zeit öf­ters nicht so. Aber hier ha­ben Sie ein­fach recht. Was mich am mei­sten be­drückt, dass man heut­zu­ta­ge im Vor­hin­ein tat­säch­lich mit dem An­walt dro­hen muss, da­mit das selbst­ver­ständ­li­che nicht ge­schieht. Der dar­aus kon­stru­ier­te An­griff auf die Pres­se­frei­heit ist in mei­nen Au­gen noch däm­li­cher als die Bun­des­pres­se­kon­fe­renz vs. Sei­berts Tweets. Ich dach­te, das sei nicht mög­lich, aber man lernt ja nie aus.

  6. Ähmmm...
    Hal­lo,

    ich hat­te den Fall bis­her nicht ge­nau­er ver­folgt, aber da scheinst Du min­de­stens so weit ent­gleist zu sein wie die Kol­le­gen von der Ta­ges­pres­se.

    Du schreibst, dass der Par­tei­vor­sit­zen­de der FDP sei­ne min­der­jäh­ri­gen Kin­der auf den Bun­des­par­tei­tag bringt und setzt das mit Pa­pa­raz­zi-Fo­tos aus dem Hin­ter­halt gleich (»vo­gel­frei«).

    Es ist ganz ein­fach: wenn ich mei­ne Fa­mi­lie nicht prä­sen­tie­ren will, schlep­pe ich sie nicht in die größ­te An­samm­lung von Bild­jour­na­li­sten der Re­pu­blik an die­sem Ta­ge. Wer un­nö­ti­ger­wei­se ge­sun­den Men­schen­ver­stand durch Pres­se-Re­strik­tio­nen er­set­zen will, schreckt auch an an­de­rer Stel­le nicht da­vor zu­rück, Schutz­rech­te zu in­stru­men­ta­li­sie­ren.

  7. Ei­ne Ent­glei­sung kann ich we­der im Ta­ges­spie­gel-Ar­ti­kel noch bei mir ent­decken.

    wenn ich mei­ne Fa­mi­lie nicht prä­sen­tie­ren will, schlep­pe ich sie nicht in die größ­te An­samm­lung von Bild­jour­na­li­sten der Re­pu­blik an die­sem Ta­ge
    Lei­der ist die Welt nicht so ein­fach, wie man sie manch­mal ger­ne hät­te. Es müss­te mir sehr wohl mög­lich sein, ei­ne sol­che Ver­an­stal­tung zu be­su­chen, oh­ne dort gleich als »Frei­wild« fo­to­gra­fiert wer­den zu dür­fen. Die glei­chen Rech­te, die man bei­spiels­wei­se An­ge­klag­ten zu­bil­ligt (in dem man sie min­de­stens ver­pi­xelt dar­stellt) müs­sen auch für Fa­mi­li­en­mit­glie­der ei­nes Po­li­ti­kers gel­ten.

  8. Gre­gor Keu­sch­nig: Es wür­de mich doch sehr wun­dern, wenn es nicht mög­lich wä­re.

    Noch­mal: wenn Herr Rös­ler sei­ne Kin­der im pri­va­ten Rah­men am Ran­de der Ver­an­stal­tung hat, gibt es kei­ne Pro­ble­me. AFAIK bre­chen Pa­pa­raz­zi nicht in Kin­der­be­treu­ungs­plät­ze ein und selbst wenn sie es tä­ten, hät­te ei­ne Fo­to-Ver­ein­ba­rung kei­ner­lei Aus­wir­kung dar­auf.

    Wenn er hin­ge­gen die Zwil­lin­ge in den öf­fent­li­chen Teil sei­ner Prä­sen­ta­ti­on ein­baut, dann kann die Pres­se fo­to­gra­fie­ren. Ob sie es soll­te, ob sie es über­haupt will, ist ei­ne an­de­re Fra­ge.

    [EDIT: 11:52 Uhr]

  9. @Torsten
    Wo­her wis­sen Sie, dass Rös­ler sei­ne Zwil­lin­ge »in den öf­fent­li­chen teil sei­ner Prä­sen­ta­ti­on« ein­bau­en woll­te? (Dann hät­ten Sie ja Recht. Aber durch das Fotogefier»verbot« be­ab­sich­tig­te er doch das ge­naue Ge­gen­teil.)

  10. Ha­ben sie schon ein­mal ver­sucht ein Fo­to zu schie­ssen von ei­nem sich freu­en­den Paar, wo­bei de­ren Kin­der bei der Frau (auf dem Schoss oder wie auch im­mer) sit­zen oh­ne da­bei die Kin­der mit­zu­fo­to­gra­fie­ren. Ich bin zwar kein Jour­na­list, aber was die Fdp da macht be­hin­dert die­se Men­schen ge­wal­tig. Stel­len sie sich vor je­der 2. Bis 3. Po­li­ti­ker auf dem Par­tei­tag macht so was. Wie soll man denn da noch den Ueber­blick be­hal­ten?

    [EDIT: 2011-05-19 05:45]

  11. @martin
    Noch ein­mal für Sie zum Mit­schrei­ben: Es ist nicht ge­sagt, dass Rös­ler sei­ne Kin­der auf den Schoss neh­men woll­te. Das wird vor­ei­lig hin­ein­in­ter­pre­tiert um da­von ab­zu­len­ken, dass der In­for­ma­ti­ons­wert der Bil­der mit den Kin­dern ex­akt null be­trägt.

    [EDIT: 2011-05-19 08:04]

  12. Kin­der für De­le­gier­ten-Stim­men
    Na­tür­lich sind Rös­lers Kin­der auf dem Par­tei­tag po­li­tisch re­le­vant, Herr Keu­sch­nig: weil Rös­ler mit ih­nen bei den De­le­gier­ten gut Wet­ter ma­chen woll­te.

    Frau Pohl­manns Ar­gu­men­te kom­men so­mit zwar et­was un­an­ge­mes­sen gei­fernd da­her, sind aber schlüs­sig, Ih­re hin­ge­gen nicht.

  13. Der Ein­wand ist nicht ganz un­er­heb­lich.

    Aber selbst wenn Rös­ler die Kin­der bei den De­li­gier­ten so­zu­sa­gen in­stru­men­ta­li­se­ren woll­te (ein har­ter Vor­wurf), muss es mög­lich sein, die­se »In­stru­men­ta­li­sie­rung« in den Me­di­en aus­schal­ten zu kön­nen. Was üb­ri­gens da­für spricht, dass Ih­re The­se wacke­lig ist. (Dass Rös­ler Va­ter ist, ist na­tür­lich be­kannt. Und dass hier un­ter­schwel­lig ein an­de­rer Le­bens­ent­wurf ent­ge­gen ge­setzt wer­den soll, ist auch nur ei­ne Deu­tung. An­son­sten müss­te man sich recht­fer­ti­gen, ei­ne Fa­mi­lie zu ha­ben?)

  14. Weil al­so Pa­pa und Ma­ma sich ger­ne selbst um ih­re Kin­der küm­mern, noch da­zu bei ei­ner Pri­vat­ver­an­stal­tung – und nichts wei­ter ist ein Par­tei­tag -, müs­sen 2 1/2‑jährige Kin­der die völ­lig ver­que­re Po­lit­be­richt­erstat­tung aus­ba­den? We­der die Rös­lers noch de­ren Kin­der kön­nen ir­gend­was da­für, dass po­li­ti­sche Jour­nail­le nur noch Soap-Ope­ra-Ge­schäft ist.

    Ich bin nicht oft ei­ner Mei­nung mit Herrn Keu­sch­nig, aber hier zeigt er ge­nau das Pro­blem auf: Jour­na­li­sten, die sich als Olym­pia­ner füh­len, wer sie ver­är­gert, wird mit Blitz, Sturm, Flut und Fluch be­straft. Be­reits die Idee, Herr Rös­ler, der über die ver­lang­te Er­klä­rung ex­pli­zit ei­ne Ho­me­sto­ry aus­schließt, samt 2 1/2‑jähriger Kin­der wä­re vo­gel­frei, wenn die Kin­der am Par­tei­tag auf­tau­chen ist un­mensch­lich und wi­der­wär­tig.

    Was soll er denn dann noch tun, sei­ne Kin­der in ein aus­län­di­sches In­ter­nat ge­ben und erst wie­der tref­fen, wenn er kei­ner­lei öf­fent­li­che und halb­öf­fent­li­che Äm­ter be­klei­det?

  15. Steht ein Mensch in der Öf­fent­lich­keit, dann ist – ne­ben sei­ner Ar­beit – auch sein Le­ben re­le­vant. Vor al­lem bei Po­li­ti­kern ge­hört die Le­bens­füh­rung zur Ar­beit da­zu. Der Wäh­ler muss ein­schät­zen kön­nen wie die Per­son ist, die er wählt. Rös­ler ist sich der Sa­che wohl be­wusst und kennt nach zu Gut­ten­berg und We­ster­wel­le die Macht der Pres­se. Auch wenn Rös­ler hier als un­schul­di­ger Po­li­ti­ker und ein­fa­cher Mensch dar­ge­stellt wird, ent­spricht das nicht der Rea­li­tät. Rös­ler ist Pro­fi, das bringt ein sol­cher Po­sten mit sich.

    Ich se­he hier eher ei­ne Stra­te­gie mit der Pres­se um­zu­ge­hen und be­reits im Vor­feld die Mas­se ent­spre­chend zu ma­ni­pu­lie­ren, um ein mög­li­ches zu-Gut­ten­berg-De­ba­kel zu ver­hin­dern.

    Rös­ler hat sei­ne Kin­der ganz be­wusst ein­ge­setzt, um ein Ziel zu er­rei­chen. Er hat nun die Öf­fent­lich­keit weit­ge­hend auf sei­ner Sei­te und ge­gen die Pres­se auf­ge­bracht. Er steht nun als für­sorg­li­cher Va­ter dar, der sei­ne Fa­mi­lie ger­ne um sich hat. Und na­tür­lich war es ihm, als gu­ter Mann und lie­ben­der Va­ter, ein An­lie­gen, sei­ne Kin­der vor der bö­sen Pres­se zu schüt­zen – die­se Pa­pa­raz­zis aber auch. Ein Mann wie Herr Rös­ler ist na­tür­lich voll­kom­men da­von über­rascht, dass er al­lei­ne schon sei­ner Po­si­ti­on we­gen im öf­fent­li­chen In­ter­es­se steht. Da die bö­se Pres­se sich em­pört, lässt der gu­te Mann und lie­be­vol­ler Va­ter sei­ne Kin­der dann doch ab­seits der Ver­an­stal­tung in Be­treu­ung. Na klar ...

    Rös­ler hat hier po­li­tisch klug tak­tiert, um sich ei­ne ent­spre­chen­de Po­si­tio­nie­rung in der Me­di­en­land­schaft zu ver­schaf­fen. Der Er­folg gibt ihm Recht, denn nun flie­gen ihm die Her­zen zu. Rös­ler hat es ge­schafft mit Hil­fe sei­ner Kin­der sein öf­fent­li­ches Bild um ei­ni­ge Nu­an­cen zu ver­än­dern. Doch nicht er – der er­fah­re­ne Po­li­ti­ker und Me­di­en­pro­fi – be­kommt vom Wäh­ler die Schel­te, son­dern die Pres­se, die auf Recht und Ge­setz pocht.

    Kom­pli­ment an die Image­be­ra­ter von Rös­ler. Ich bin ge­spannt wie der näch­ste Coup aus­sieht.

  16. Rös­ler hat sei­ne Kin­der ganz be­wusst ein­ge­setzt, um ein Ziel zu er­rei­chen.
    Wie mei­nen Sie das?

    Im üb­ri­gen kann ich kein gu­tes Tak­tie­ren er­ken­nen – eher das Ge­gen­teil: Er hat die Jour­na­li­sten »ver­är­gert« – et­was, dass man durch­aus Ernst neh­men soll­te.

    Na­tür­lich ist er nicht so »harm­los«, wie er scheint, aber ihm ei­nen der­ar­ti­gen Vor­satz zu un­ter­stel­len, ist schon sehr dra­stisch.

  17. »...Ich se­he hier eher ei­ne Stra­te­gie mit der Pres­se um­zu­ge­hen und be­reits im Vor­feld die Mas­se ent­spre­chend zu ma­ni­pu­lie­ren, um ein mög­li­ches zu-Gut­ten­berg-De­ba­kel zu ver­hin­dern.
    Rös­ler hat sei­ne Kin­der ganz be­wusst ein­ge­setzt, ...
    ... denn nun flie­gen ihm die Her­zen zu. ... Kom­pli­ment an die Image­be­ra­ter von Rös­ler. Ich bin ge­spannt wie der näch­ste Coup aus­sieht.«

    .
    Das ist al­les doch sehr weit her­ge­holt, ge­nau­er: kom­plett er­fun­den, un­ter­stellt, bös­ar­tig und falsch.
    Dis­clo­sure: Ich mag we­der Rös­ler noch die FDP.

    Man soll­te viel­leicht nicht al­les glau­ben und nach­plap­pern, wass der (be­rüch­tig­te) Scherz­keks-An­walt vom Ku­Damm so äu­ßert, nur weil er der so sieht. Oft ge­nug wur­de sei­ner Sicht von Ge­richt ei­ne Ohr­fei­ge er­teilt (sie­he Schä­li­ke). Zu­dem wie­der­holt RA Schertz doch nur die Sprin­ger-Döpf­ner-Ent­schul­di­gung für schänd­li­ches Tun: »Wer mit uns im Fahr­stuhl hoch fährt..« – und die ist zwar lei­der Rea­li­tät bei Sprin­ger, aber doch nicht Ge­setz.

  18. An­de­rer Mei­nung
    Ich kann ih­re Mei­nung, ab­ge­se­hen von ei­nem Teil­aspekt, nicht tei­len. Die Fra­ge, was Kin­der in dem Al­ter auf ei­nem Par­tei­tag zu su­chen ha­ben, wür­de ich auch mit »nichts« be­ant­wor­ten. Aber... wenn ein Po­li­ti­ker sei­ne Fa­mi­lie zu ei­nem öf­fent­li­chen Ter­min mit­bringt, muss er da­mit rech­nen mit ihr abgelichtet/gefilmt zu wer­den und na­tür­lich auch dass die­se Bil­der ver­öf­fent­licht wer­den. Na­tür­lich hät­ten sol­che Bil­der kei­nen Mehr­wert für die Be­richt­erstat­tung (au­ßer viel­leicht, dass die Gier der Men­schen nach ei­ner klei­nen »Ho­me­sto­ry« er­füllt wird).

    Es ist aber auch nicht das war­um, es ist viel mehr das wie, um das es hier geht. Jour­na­li­sten sol­len hier da­zu ver­pflich­tet wer­den, ih­re Be­richt­erstat­tung über ein öf­fent­li­ches po­li­ti­sches Er­eig­nis ein­zu­schrän­ken, was tat­säch­lich ei­ne Ge­fahr für die Pres­se­frei­heit dar­stellt. Wenn man sich ein­mal dar­auf ein­lässt be­steht die Ge­fahr, dass es beim näch­sten Mal wie­der pas­siert. Nur, dass es dann nicht um die Kin­der geht, son­dern z.B. dar­um, dass man nicht zei­gen soll, wie er sich ge­ra­de mit ei­nem un­freund­li­chen Schwei­ne­hund freund­schaft­lich un­ter­hält. Den so et­was wä­re Ver­zer­rung des öf­fent­li­chen, po­li­ti­schen Bil­des.

    Da­her wä­re es wohl bes­ser ge­we­sen, wenn Rös­ler nur dar­um ge­be­ten hät­te (an­statt es mit ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen zu pro­bie­ren) – oder sich aber gleich da­für ent­schei­den kön­nen, das zu tun, was je­der ver­nünf­ti­ge Va­ter tut. Die Kin­der bei so ei­nem Er­eig­nis zu Hau­se zu las­sen.

  19. @ #18 Kris – Merk­wür­dig
    Wer be­stimmt denn, dass je­mand ein »un­freund­li­cher Schwei­ne­hund« ist?

    Egal.

    Rös­ler hat ver­mut­lich nicht dar­um »ge­be­ten«; weil es im­mer ei­nen pseu­do-in­ve­sti­ga­ti­ven Jour­na­li­sten ge­ge­ben hät­te, der mit dem Recht auf Meinungs‑, Pres­se- und son­sti­ger Frei­heit die Fo­tos ver­öf­fent­licht hät­te.

    Na­tür­lich muss man wis­sen, dass sol­che Ver­pflich­tungs­er­klä­run­gen Wi­der­stand ge­ra­de­zu pro­vo­zie­ren. Da­her stim­me ich auch nicht der hier von ei­nem Kom­men­ta­tor ge­nann­ten The­se zu, Rös­ler ha­be dies qua­si be­wusst in­iti­iert. Er hät­te wis­sen müs­sen, dass Re­spekt und Ach­tung im Mei­nungs­jour­na­lis­mus der heu­ti­gen Zeit ob­so­le­te Tu­gen­den sind. Er hät­te bes­ser von An­fang an auf ei­ne sol­che Teil­nah­me ver­zich­ten sol­len.

  20. Sie ir­ren, Herr Keu­sch­nig
    Das Recht am ei­ge­nen Bild ist ein­ge­schränkt für ab­so­lu­te und re­la­ti­ve Per­so­nen der Zeit­ge­schich­te, sie­he dort:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Recht_am_eigenen_Bild#Personen_der_Zeitgeschichte
    Man könn­te üb­ri­gens von ei­nem »In­for­ma­ti­ons­oli­go­pol« spre­chen, kei­nes­falls aber von ei­nem »Mei­nungs­mo­no­pol« – dem wi­der­spre­che ich sehr ent­schie­den, da ich mei­ne Denk­fä­hig­keit (noch) nicht an die Pres­se über­ge­ben ha­be.

  21. Be­ach­ten Sie auch den 1. Satz des ver­link­ten Ab­schnitts, in dem auf
    § 23 Ab­satz 1 Kunst­UrhG ver­wie­sen wird.

  22. Ei­ne »In­ter­pre­ta­ti­ons­an­lei­tung« lie­fe­re ich nicht da­zu.
    Sich aus der Reich­wei­te gel­ten­der Rechts­nor­men aus­klam­mern zu wol­len, wie es of­fen­sicht­lich Rös­ler ver­such­te, wur­de zu ei­ner Übung, wel­che in der po­li­ti­schen Land­schaft öf­ters zu be­ob­ach­ten ist.

  23. @Kienspan
    Eben. Die An­ge­le­gen­heit ist nicht ein­deu­tig. Al­lei­ne dass man hier­aus ab­lei­tet, die Kin­der auch ent­ge­gen dem aus­drück­li­chen Wunsch der El­tern (des Va­ters) fo­to­gra­fie­ren zu dür­fen, zeigt ja, dass sei­ne Be­den­ken be­grün­det wa­ren.

  24. Sie ir­ren ein wei­te­res mal, Herr Keu­sch­nig.
    Die An­ge­le­gen­heit ist ein­deu­tig. Das kön­nen Sie an Rös­lers Be­dürf­nis nach je­ner Ver­pflich­tungs­er­klä­rung di­rekt ab­le­sen, wo­mit er näm­lich die An­wend­bar­keit der ge­nann­ten ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen auf sei­ne Kin­der un­zwei­fel­haft an­er­kann­te. Die­ser Sach­ver­halt ist wich­tig für die Be­ur­tei­lung des Zu­sam­men­hangs von Ur­sa­che und Wir­kung. Wenn sich Po­li­ti­ker ih­re ei­ge­ne Ord­nung schaf­fen wol­len, wel­che sich von der Ord­nung des ge­mei­nen Vol­kes ab­schließt, ist das nicht dis­kus­si­ons­wür­dig, son­dern viel­mehr dis­kus­si­onsbe­dürf­tig. In­so­fern ist auch Ih­re Kri­tik an Pohl­mann nicht ge­recht­fer­tigt.

  25. Kin­der prä­sen­tiert?
    Ei­ne ent­schei­den­de Fra­ge ist doch: Wel­che Rol­le spiel­ten Rös­lers Kin­der beim Par­tei­tag?
    Es ist ein gro­ßer Un­ter­schied, ob Rös­ler vor den klat­schen­den De­li­gier­ten mit sei­nen Kin­dern po­sier­te (à la küs­sen­de Oba­mas) oder ob die Kin­der ein­fach bloß da­bei wa­ren.
    Im er­sten Fall hät­te man Pho­tos nicht ver­bie­ten dür­fen, im zwei­ten schon.
    Ich bin zu­erst da­von aus­ge­gan­gen, daß Rös­ler sei­ne Kin­der nur da­bei hat­te. Aber da ihm hier so harsch In­sze­nie­rung vor­ge­wor­fen wird, möch­te ich doch noch mal nach­fra­gen:
    Wie war das? Wur­den die Kin­der prä­sen­tiert oder nicht?
    Viel­leicht kann ja je­mand et­was da­zu sa­gen.

  26. Die Kin­der wur­den nicht prä­sen­tiert. Was in­ten­diert war, weiss ich nicht. Da Rösler/die FDP je­doch die Jour­na­li­sten bat, die Kin­der nicht auf­zu­neh­men, ver­mu­te ich, dass sie nur mit der Mut­ter da­bei sein soll­ten. An­son­sten wä­re hier Ihr Fall Eins ein­ge­tre­ten.

    Die In­sze­nie­rung, die hier Rös­ler vor­ge­wor­fen wird, hat gar nicht statt­ge­fun­den. (Es sei denn, man glaubt schon an In­sze­nie­rung, nur weil es die Kin­der gibt.) Sie wird nur auf­grund der Tat­sa­che, die Kin­der über­haupt da­bei ha­ben wol­len, vor­aus­ge­setzt.

  27. Na dann...
    Wenn kei­ne Prä­sen­ta­ti­on statt­ge­fun­den hat, ist Rös­lers Fo­to­ver­ein­ba­rung schlicht­weg ei­ne grund­lo­se Un­ter­stel­lung.

    Stell Dir vor, Du sollst im Fit­ness-Stu­dio un­ter­schrei­ben, dass du nicht im Trai­nings­raum uri­nierst. Du hat­test es nicht vor, es hat nie je­mand zu­vor im Stu­dio ge­macht und die Leu­te, die es viel­leicht tä­ten, in­ter­es­siert die Ver­trags­klau­sel schlicht­weg nicht.

  28. Sie wur­den nicht prä­sen­tiert, weil die Kin­der dann gar nicht da wa­ren. Was ge­plant war kann man ja des­we­gen lei­der nicht sa­gen...

  29. @Torsten
    Wenn kei­ne Prä­sen­ta­ti­on statt­ge­fun­den hat, ist Rös­lers Fo­to­ver­ein­ba­rung schlicht­weg ei­ne grund­lo­se Un­ter­stel­lung.
    Na­ja, der Mann lebt nicht auf dem Mond. Wenn die »Un­ter­stel­lung« so grund­los war, hät­te man ja auch un­ter­schrei­ben kön­nen. Dass man sich ge­wei­gert hat, fin­de ich durch­aus rich­tig. Dar­aus je­doch ei­nen An­griff auf die Pres­se­frei­heit zu sti­li­sie­ren, ist lä­cher­lich und de­mon­striert ei­ne Ar­ro­ganz, die Jour­na­li­sten nicht zu­steht.

  30. Ja, man kann in der Tat je­den Mist un­ter­schrei­ben, der ei­nem vor­ge­legt wird. Nur wie wir in zahl­rei­chen Fäl­len se­hen, geht es meist nicht dar­um, le­gi­ti­me In­ter­es­sen zu be­wah­ren.

    BTW: Der Kampf ge­gen über­bor­den­de Fo­to­ver­bo­te sind All­tag der Jour­na­li­sten­ver­bän­de:

    http://www.djv.de/SingleNews.20+M57cedde120e.0.html

    Iron Mai­den hat kei­ne Kin­der da­bei, oder?

  31. Dan­ke für die Auf­klä­rung!
    Dann kann man Rös­ler auch wirk­lich kei­ne In­sze­nie­rung vor­wer­fen. (Zu­mal ein Pho­to­ver­bot ja auch das glat­te Ge­gen­teil ei­ner Inszenierung/Imagekampagne ist.)

  32. Gu­ter Bei­trag! Iro­ni­scher­wei­se fin­de ich zwei Grün­de für mein der­zei­ti­ges Han­deln in ihm wie­der:
    1. ich ha­be mich kom­plett von mei­nem Be­rufs­wunsch, Jour­na­li­stin zu wer­den, ver­ab­schie­det.
    2. ich spie­le das er­ste Mal in mei­nem Le­ben mit dem Ge­dan­ken, bei der mir näch­sten mög­li­chen Wahl, die FDP zu wäh­len.

    Nennt es Trotz, aber je lau­ter die Me­di­en­land­schaft brüllt, um­so lei­ser wer­den mei­ne Zwei­fel an der Par­tei des Bö­sen.

    Ver­rückt. Ich muss mir nun min­de­stens zwei Stun­den Vol­ker Pis­pers rein­zie­hen, um die FDP nicht mehr ir­gend­wie sym­pa­thisch zu fin­den.

  33. Der »un­freund­li­che Schwei­ne­hund« war na­tür­lich be­wusst über­spitzt for­mu­liert und na­tür­lich auch be­wusst nicht mit ei­ner Per­son ver­knüpft. Es gibt aber im­mer wie­der Po­li­ti­ker, von de­nen auch Partei»freunde« Ab­stand neh­men und sich dann nach Mög­lich­keit auch nicht mit die­sen zei­gen.

    Und schon klar, dass man­che Blät­ter nicht auf bit­ten re­agie­ren, aber hät­te da ei­ne Ver­pflich­tung mehr ge­hol­fen? Dann hät­te man sich ein­fach von ei­nem der teil­neh­men­den FDP-Mit­glie­der Fo­tos er­kauft und bei ei­ner Zei­tung ab­ge­druckt, die be­wusst kei­ne Jour­na­li­sten zum Par­tei­tag schickt.

    Aber ja, er hät­te es bes­ser wis­sen müs­sen. Es wird sich zei­gen, was sei­ne näch­sten Auf­trit­te brin­gen und ob er sich viel­leicht zu ei­nem an­de­ren Zeit­punkt »in­iti­iert«

  34. Die Kri­tik greift zu kurz. Na­tür­lich hät­ten die Fo­tos der Kin­der un­ter nor­ma­len Um­stän­den kei­nen In­for­ma­ti­ons­wert ge­habt – wes­we­gen ich von se­riö­sen Me­di­en er­war­te, dass sie un­ter nor­ma­len Um­stän­den auch kei­ne Fo­tos von den Kin­dern pu­bli­zie­ren. Was lei­der – man muss es da­zu schrei­ben – wohl nicht der Rea­li­tät ent­spricht, in­zwi­schen ist sich kaum ei­ne Zeit­schrift zu scha­de, auch Ar­ti­kel mit pro­fa­nen, be­deu­tungs­lo­sen Fo­tos zu gar­nie­ren (On­line-Klick­strecken sind noch schlim­mer).
    Der Punkt ist aber: Wird wirk­lich das fo­to­gra­fie­ren per se in Be­zug auf die Kin­der un­ter­sagt, be­fin­det sich der Jour­na­list in ei­ner Zwick­müh­le, wenn wirk­lich et­was be­rich­tens­wer­tes in Be­zug auf die Kin­der ge­schieht.
    Von da­her kann ich die Ver­är­ge­rung der Jour­na­li­sten nach­voll­zie­hen. Wer sich als An­ge­hö­ri­ger ei­nes Be­rufs­stan­des sieht, der grund­sätz­lich ge­wis­se Stan­dards ein­hält (was be­dau­er­li­cher­wei­se ein nicht ganz rea­li­sti­sches Bild ist), ist na­tür­lich ver­är­gert, wenn ihm ei­ne Er­klä­rung ab­ver­langt wird, die nicht le­dig­lich die Ein­hal­tung von Stan­dards for­dert, son­dern noch wei­ter geht; ei­ne sol­che Er­klä­rung wür­de schließ­lich die Deu­tungs­ho­heit dar­über, was be­rich­tens­wert ist, auf die Per­son ver­schie­ben, über die be­rich­tet wird. Und das ist ei­ne Po­si­ti­on, in die sich ein Jour­na­list nicht zwin­gen las­sen will; wohl auch voll­kom­men zu Recht, da sol­che Er­klä­run­gen grund­sätz­lich ge­eig­net sind, die Funk­ti­on der Me­di­en ei­ner (auch) kri­ti­schen Be­richt­erstat­tung zu un­ter­gra­ben.

  35. Was wä­re denn »et­was be­rich­tens­wer­tes in Be­zug auf die Kin­der«?

    Wel­che »kri­ti­sche« Be­richt­erstat­tung wür­de durch den Wunsch der Nicht­ver­öf­fent­li­chung denn be­hin­dert?

  36. Neh­men wir et­was ex­trem un­wahr­schein­li­ches: Die Mut­ter zün­det die Kin­der an. Ir­gend­ein Psy­cho­path über­legt sich plötz­lich, dass er Frau und Kind an­grei­fen könn­te. Oder et­was wahr­schein­li­che­res: Rös­ler kommt ir­gend­wann auf die glor­rei­che Idee, die Kin­der in­klu­si­ve Ehe­frau nach vor­ne zu ho­len. Die Mög­lich­kei­ten ge­hen ir­gend­wo ins Un­end­li­che. Dass die Wahr­schein­lich­keit für ei­ne be­rich­tens­wer­te Sto­ry nicht zwin­gend rie­sig ist, ist zwar ein Fak­tor, der ei­ne Ver­pflich­tung zur Un­ter­las­sung der Bild­be­richt­erstat­tung ver­schmerz­bar macht; al­ler­dings auch ei­ne Be­vor­mun­dung für den Fall, dass et­was spek­ta­ku­lä­res pas­siert. Dann müss­te man sich über ei­ne – wenn auch wohl wir­kungs­lo­se – Ver­ein­ba­rung un­ter Um­stän­den hin­weg­set­zen.

    Was die kri­ti­sche Be­richt­erstat­tung an­geht: Ich schrieb, dass sol­che Er­klä­run­gen grund­sätz­lich ge­eig­net sei­en. Man kann den Ge­dan­ken kon­se­quent zu En­de den­ken und sich vie­le wei­te­re Er­klä­run­gen den­ken, die ein­schrän­kend wir­ken. Was ge­nau soll­te Or­ga­ni­sa­tio­nen hin­dern, beim näch­sten Mal wei­ter­ge­hen­de Er­klä­run­gen zu ver­lan­gen?

    Es han­delt sich hier – mei­ner Mei­nung nach – auch um ei­ne Fra­ge des Prin­zips. Soll man je­man­dem – der of­fen­sicht­lich Öf­fent­lich­keits­ar­beit be­trei­ben will, sonst hät­te er die Pres­se nicht zu­ge­las­sen – zu­ge­ste­hen, dass er sel­ber be­stimmt, was be­rich­tens­wert ist und wie weit Be­richt­erstat­tung ge­hen darf oder soll­te man sol­che An­sät­ze be­reits im Keim er­sticken? Soll­te man von vorn­her­ein dar­auf be­stehen, dass ent­we­der die Pres­se frei und un­ge­hin­dert be­rich­ten darf und die Me­di­en an­son­sten eben ge­eig­ne­te Maß­nah­men bis hin zum Boy­kott ei­ner Ver­an­stal­tung er­grei­fen?
    Hier se­hen wir ei­nen Schlag­ab­tausch. Rös­ler ist be­sorgt um sei­ne Kin­der und will ei­ne bou­le­var­des­que »Be­richt­erstat­tung« ver­mei­den – was voll­kom­men le­gi­tim ist. Die Jour­na­li­sten se­hen sich da­ge­gen Ein­schrän­kun­gen ge­gen­über, die mit ih­rem Ver­ständ­nis der ei­ge­nen Po­si­ti­on als freie, un­ab­hän­gi­ge Be­richt­erstat­ter un­ver­ein­bar sind, weil die FDP oder Röss­ler (wenn auch in Gren­zen) den An­spruch er­hebt, be­stim­men zu dür­fen, wor­über ge­schrie­ben wird. Auch das ist le­gi­tim.

  37. Da sich un­ser Ge­sprächs­fa­den mitt­ler­wei­le mit an­de­ren in­halt­lich deckt, wür­de ich ihn weg­neh­men wol­len – Ihr Ein­ver­ständ­nis vor­aus­ge­setzt, selbst­ver­ständ­lich.

  38. @Kienspan
    Das fän­de ich scha­de – Die­ser Strang hier hat mich mehr zum Um­den­ken be­wo­gen, als die an­de­ren Ein­wän­de..

  39. @Kienspan
    Ich glau­be, wir kom­men in die­ser An­ge­le­gen­heit nicht zu­sam­men. Mit dem Be­dürf­nis zu ei­ner sol­chen Er­klä­rung er­kann­te Rös­ler mit­nich­ten et­was an. Ich in­ter­pre­tie­re es als Prä­ven­ti­on. die Dis­kus­si­on zeigt ja ge­ra­de, wie not­wen­dig es ge­we­sen wä­re.

    Ich er­su­che Sie, den Strang ste­hen­zu­las­sen. Dan­ke.

  40. @karpatenhund #40
    Ihr Bei­spiel ist ab­we­gig. Leu­te, die in dem Mo­ment, wenn ei­ne Mut­ter ih­re Kin­der an­zün­det fo­to­gra­fie­ren statt den Kin­dern zu hel­fen, könn­ten we­gen un­ter­las­se­ner Hil­fe­lei­stung an­ge­zeigt wer­den. Im üb­ri­gen gab es die­se Dis­kus­si­on beim Frei­tod von Ro­bert En­ke und den Bil­dern der Wit­we am Ort des Ge­sche­hens.

    Den Ge­dan­ken, dass Rös­ler mit den Kin­dern auf der Büh­ne po­siert, hat­te ich be­reits in ei­nem an­de­ren Kom­men­tar ge­le­sen. In die­sem Fall wä­re das An­sin­nen ei­ner ver­pflich­tungs­er­klä­rung na­tür­lich wi­der­sin­nig. Es ver­bö­te sich von der Lo­gik. – Üb­ri­gens könn­ten die Jour­na­li­sten dann durch­aus da­von be­rich­ten.

    Auch die Par­al­le­le zwi­schen der Be­richt­erstat­tung und den ver­meint­li­chen Bil­dern greift nicht. Wenn ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on die Be­richt­erstat­tung ei­nes sol­chen Er­eig­nis­ses durch Ver­pflich­tungs­er­klä­run­gen an­der­wei­tig re­gle­men­tie­ren woll­te (bspw. durch Zen­sur­maß­nah­men), so wür­de man sich sel­ber ins Knie schie­ßen: Kei­ne Be­richt­erstat­tung – kei­ne Öf­fent­lich­keit – kei­ne bzw. ne­ga­ti­ve Wer­bung. In Wirk­lich­keit sind sol­che Ver­an­stal­tun­gen wie Par­tei­ta­ge ja Wer­be­sen­dun­gen. (Wenn ich mich recht er­in­ne­re hat­te die NPD neu­lich auf ei­nem ih­rer Par­tei­ta­ge »Pres­se­ver­bot« aus­ge­spro­chen – da­mit zeigt sich ja schon, was das für ein lä­cher­li­cher Ver­ein ist.)

    In Ge­richts­sä­len ist der Aus­schluss der Öf­fent­lich­keit üb­ri­gens durch­aus Gang und Gä­be. Von se­riö­sen Jour­na­li­sten ha­be ich noch nie ge­hört, dass da­durch die Pres­se­frei­heit in Ge­fahr ist.

    In ei­nem an­de­rem Punkt sind die Jour­na­li­sten üb­ri­gens eher lamm­fromm: Wenn es um die Au­to­ri­sie­rung von In­ter­views geht. Da pas­siert es ganz sel­ten ein­mal, dass die »Kor­rek­tu­ren« ab­ge­lehnt wer­den und ei­ne Ver­öf­fent­li­chung un­ter­bleibt.

  41. Ja ge­nau, die könn­ten an­ge­zeigt wer­den. Weil es ab­we­gig ist, dass auf dem Par­tei­tag ge­nug Leu­te her­um­lau­fen (in­klu­si­ve Si­cher­heits­kräf­te), die tat­säch­lich so­fort zur Hil­fe ei­len wür­den. Das Bei­spiel ist nicht ab­we­gig, son­dern »nur« un­rea­li­stisch. Bei Ge­walt­ta­ten vor so gro­ßem Pu­bli­kum hät­te zu­min­dest ein Teil der Jour­na­li­sten Zeit, Fo­tos zu schie­ßen (ob das an­ge­bracht ist, las­se ich mal da­hin­ge­stellt).

    Bei der Be­richt­erstat­tung spricht man nicht um­sonst von der »Bild­be­richt­erstat­tung«. Bil­der sind ein Teil der Be­richt­erstat­tung. Na­tür­lich ist das Ver­bot, in ei­ner be­stimm­ten Form nicht über et­was zu be­rich­ten, ei­ne Ein­schrän­kung der an­we­sen­den Pres­se­or­ga­ne. Und na­tür­lich muss man sich als Pres­se fra­gen, wie man mit der Si­tua­ti­on um­geht, ob man es to­le­rie­ren kann oder nicht.

    Und die Si­tua­ti­on in Ge­richts­sä­len ist ei­ne ganz an­de­re. Na­tür­lich wird bei dem Aus­schluss der Öf­fent­lich­keit im­mer mal wie­der Kri­tik ge­übt; da­von kann man sich über­zeu­gen, wenn man sich den Fall Ka­chelm­ann ge­nau­er an­schaut. Letzt­end­lich ist die Si­tua­ti­on dort aber auch des­we­gen an­ders, weil sich die An­we­sen­den dem Pro­zess nicht oh­ne wei­te­res ent­zie­hen kön­nen; An­ge­klag­te und Zeu­gen ha­ben nicht die Mög­lich­keit, dem Pro­zess fern zu blei­ben. Zeu­gen müs­sen mit­un­ter in­ti­me De­tails preis­ge­ben, ob sie wol­len oder nicht (sonst dro­hen Zwangs­maß­nah­men). Wenn aber Per­so­nen ge­zwun­gen sind, sich vor Ge­richt zu äu­ßern, müs­sen ih­re Rech­te ge­gen­über der Öf­fent­lich­keit mit­un­ter ge­schützt wer­den, in­dem man der Öf­fent­lich­keit de­ren Aus­sa­gen vor­ent­hält; Zu­mal der Aus­schluss der Öf­fent­lich­keit auch kei­nes­wegs die Re­gel ist, son­dern ei­ne Aus­nah­me dar­stellt.

    Bei dem letz­ten Punkt stim­me ich zu. Was nicht heißt, dass ich ihn gut­hei­ße, hier soll­ten Jour­na­li­sten öf­ter Selbst­be­wusst­sein zei­gen und »ver­stüm­mel­te« In­ter­views un­ter An­ga­be des Grun­des nicht ver­öf­fent­li­chen. Ich bin oh­ne­hin der An­sicht, dass die Au­to­ri­sie­rungs­pflicht nicht un­be­dingt för­der­lich ist. So et­was ken­nen an­de­re Rechts­sy­ste­me – mei­ner Mei­nung nach aus gu­ten Grün­den – nicht.

  42. »In Ge­richts­sä­len ist der Aus­schluss der Öf­fent­lich­keit üb­ri­gens durch­aus Gang und Gä­be. Von se­riö­sen Jour­na­li­sten ha­be ich noch nie ge­hört, dass da­durch die Pres­se­frei­heit in Ge­fahr ist. «

    Nein. Der Aus­schluss der Öf­fent­lich­keit ist in Ge­rich­ten die Aus­nah­me. Die öf­fent­li­che Ver­hand­lung ist ei­nes der höch­sten Gü­ter im Rechts­staat und da­von darf nur in be­grün­de­ten Aus­nah­men ab­ge­wi­chen wer­den.

  43. @karpatenhund
    Zeu­gen müs­sen vor Ge­richt gar nichts. Sie kön­nen auch schwei­gen. Es gibt ein Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht. Aber las­sen wir das.

    Bil­der ge­hö­ren zu ei­ner Be­richt­erstat­tung. Zwei­ein­halb­jäh­ri­ge Kin­der ei­nes Par­tei­ta­ges nicht. Die Bit­te, mit Ver­pflich­tungs­er­klä­rung »un­ter­stützt«, ist nicht ab­we­gig. Die Un­ter­schrift ab­zu­leh­nen, ist okay. Sich da­nach auf­zu­plu­stern und von »Kon­se­quen­zen« zu schwa­dro­nie­ren, lä­cher­lich. Weil zwei­ein­halb­jäh­ri­ge Kin­der auf Par­tei­ta­gen kei­ner­lei In­for­ma­ti­ons­wert ha­ben.

  44. @ kar­pa­ten­hund
    Daß Ihr Bei­spiel, die Mut­ter zün­det auf dem Par­tei­tag ih­re Kin­der an ge­ra­de­zu lä­cher­lich ab­surd ist, wur­de be­reits be­merkt. Aber: Ha­ben Sie sich nun ernst­haft da­für aus­ge­spro­chen, daß in DIESEM Fal­le Bil­der von bren­nen­den Kin­dern ver­öf­fent­licht wer­den soll­ten?? Das wird ja hof­fent­lich nicht Ihr Ernst ge­we­sen sein.

    @ Gre­gor Keu­sch­nig

    Ich muß Sie be­rich­ti­gen: Ein Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht ha­ben nur der An­ge­klag­te und Zeu­gen, die er­sten Gra­des mit dem An­ge­klag­ten ver­wandt sind. Al­le an­de­ren Zeu­gen dür­fen ih­re Aus­sa­ge vor Ge­richt nicht ver­wei­gern (höch­stens teil­wei­se, falls sie sich selbst straf­recht­lich da­mit be­la­sten wür­den).

  45. @Gregor Keu­sch­nig: Ich schlie­ße mich cha­teau­dur an. Grund­sätz­lich ha­ben Zeu­gen gra­de kein Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht. Das Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht ist als Aus­nah­me aus­ge­stal­tet, wer als Zeu­ge nicht aus­sagt, dem dro­hen bis zu 6 Mo­na­te Beu­ge­haft. Al­lei­ne des­we­gen, weil er nicht aus­sagt.
    Und was den In­for­ma­ti­ons­wert an­geht: Wie ich be­reits aus­ge­führt ha­be, ist das eben nicht selbst­ver­ständ­lich. Ein Kind KANN durch­aus In­for­ma­ti­ons­wert ha­ben; Eben dann, wenn Er­eig­nis­se auf­tre­ten, die für Jour­na­li­sten un­vor­her­ge­se­hen auf­tre­ten. Dass sol­che Er­eig­nis­se auf­tre­ten, kann man un­mög­lich aus­schlie­ßen. Oh­ne die Er­klä­rung im De­tail zu ken­nen set­ze ich al­ler­dings vor­aus, dass sie kei­ne Aus­nah­men ent­hält, un­ter de­nen be­rich­tet wer­den darf.

    @chateaudur:
    Dass mein Bei­spiel ab­so­lut un­wahr­schein­lich ist, ha­be ich sel­ber ge­schrie­ben. Das be­deu­tet im Um­kehr­schluss nicht, dass es so et­was ganz un­mög­lich je­mals auf­tre­ten könn­te. Ich woll­te da­mit auch viel­mehr aus­drücken, dass un­glaub­lich vie­le Din­ge pas­sie­ren kön­nen, un­ter de­nen die Kin­der plötz­lich in den Mit­tel­punkt rücken. Da­bei spre­che ich mich kei­nes­wegs da­für aus, dass in die­sem (wie ge­schrie­ben: un­rea­li­sti­schen) Fall Bil­der von den bren­nen­den Kin­dern ver­öf­fent­licht wer­den soll­ten. Es gä­be aber auch in die­sem Fall ei­ne Viel­zahl von Mög­lich­kei­ten un­ter de­nen Bil­der le­gi­tim sein kön­nen; bei­spiels­wei­se im Vor­feld des Ent­zün­dens.
    Es ist nun ein­mal so, dass man nicht von vorn­her­ein aus­schlie­ßen kann, dass die Kin­der eben plötz­lich ir­gend­ei­nen In­for­ma­ti­ons­wert ha­ben; sei es par­tei­tag­be­zo­gen (eben wenn sie von Röss­ler auf die Büh­ne ge­holt wor­den wä­ren) oder an­der­wei­tig.

  46. Ups... @Gregor Keu­sch­nig: Könn­ten sie freund­li­cher­wei­se die Mail­adres­se ent­fer­nen, die ich ver­se­hent­lich in das Feld URL ein­ge­ge­ben ha­be? Die stimmt zwar, ge­hört da aber ei­gent­lich nicht hin ;)

  47. @Keuschnig
    Doch, das tat er.
    Rös­lers Wunsch wur­de nicht ent­spro­chen, wes­halb er die Kin­der drau­ßen ließ. Recht­lich wä­re er ge­gen ei­ne all­fäl­li­ge Bild­ver­öf­fent­li­chung der an der Ver­an­stal­tung teil­neh­men­den Kin­der nicht an­ge­kom­men.
    Die­se recht­li­che Hand­ha­be woll­te er sich of­fen­sicht­lich mit der Ver­pflich­tungs­er­klä­rung über ei­ne »Straf­be­weh­rung« ver­schaf­fen, wor­auf sonst woll­te die Dro­hung mit recht­li­chen Schrit­ten bei Ver­stoß ge­gen die Er­klä­rung wohl fu­ßen?

    Dass wir in der An­ge­le­gen­heit bis­her nicht zu­sam­men ge­kom­men sind, hat ei­nem kon­kre­ten Grund: Ihr Fo­kus ist der von Schertz be­haup­te­te Wi­der­spruch des Wun­sches Rös­lers mit den Grund­sät­zen der Pres­se­frei­heit und die dar­an an­knüp­fen­de »Ver­är­ge­rung«, mein Fo­kus hin­ge­gen ist das ver­werf­li­che An­sin­nen po­li­ti­scher Eli­ten über­haupt, sich Son­der­bröt­chen backen zu wol­len.
    Ei­ne Lö­sungs­mög­lich­keit des von Ih­nen her­vor­ge­ho­be­nen Kon­flikts hat­ten Sie an an­de­rer Stel­le hier be­reits skiz­ziert: kei­ne Un­ter­wer­fung (das wä­re es näm­lich), kei­ne Be­richt­erstat­tungs­mög­lich­keit. Ei­ne an­de­re, viel ein­fa­che­re und sau­be­re Mög­lich­keit wä­re im We­ge ei­ner Ge­set­zes­no­vel­lie­rung die Be­sei­ti­gung des § 23 (1) Zi. 3 Kunst­UrhG, wel­cher Per­so­nen je­den Al­ters um­fasst, al­so auch Kin­der. Die Ein­schrän­kung der Pres­se­frei­heit wä­re da­mit auf Ge­set­zes­ebe­ne voll­zo­gen und gäl­te dann über­all im Bun­des­ge­biet und für al­le – nicht nur für Rös­lers Kin­der auf ei­ner Par­tei­ver­an­stal­tung der FDP.

  48. Wo fängt es an, wo hört es auf?
    Sor­ry, aber als Jour­na­list kann und muss ich Ih­nen ve­he­ment wie­der­spre­chen. Die Fra­ge ist doch: Wo fäng es an und wo hört es auf? Nie­mand weiß – we­der Sie noch ich, höch­stens Fa­mi­lie Rös­ler – was beim Par­tei­tag mit den Kin­dern ge­plant war. Soll­ten sie zum rich­ti­gen Zeit­punkt doch auf die Büh­ne, um gut Wet­ter bei den De­le­gier­ten zu ma­chen? Soll­ten sie nur hin­ter der Büh­ne blei­ben?

    Denn wenn sie zur In­ze­nie­rung der Per­son, des Fa­mi­li­en­men­schen Rös­ler ge­nutzt wor­den wä­ren, wä­re es durch­aus ei­ne Nach­richt und auch ein Bild wert ge­we­sen – hät­te aber we­gen der Un­ter­las­sungs­er­klä­rung nicht ge­macht wer­den dür­fen. An­ders als bei Pa­pa­raz­zi hät­ten hier die Fo­to­jour­na­li­sten auch nicht hin­ter Hecken mit Te­le­ob­jek­ti­ven ge­lau­ert. Denn eli­der hat die­se 3–5‑Prozent-Partei ja mehr Me­di­en­in­ter­es­see denn je.

    Es geht doch letzt­lich dar­um, die Frei­heit der Pres­se zu ga­ran­tie­ren – und ich re­de hier nicht von den von Ih­nen ge­schol­te­nen Mei­nungs­ma­chern, son­dern von den Tau­sen­den in den klei­nen Re­dak­tio­nen von Ta­ges­zei­tun­gen usw.

    Heu­te will Herr Rös­ler nicht, dass sei­ne Kin­der – die er auf ei­ne Groß­ver­an­stal­tug mit rie­si­gem Me­di­en­in­ter­es­se mit­schleppt – fo­to­gra­fiert wer­den. Mor­gen will Fa­ru Mer­kel nur noch von ih­rer Scho­ko­la­den­sei­te fo­to­gra­fiert wer­den – was durch das Plat­zie­ren der oto­gra­fen durch das Bun­des­pres­se­amt bei ver­an­stal­tu­neg üb­ri­gens ver­sucht wird – , über­mor­gen will Herr We­ster­wel­le die Zi­ta­te in der Zei­tung selbst be­stim­men. Und bald will je­der Stadt­fürst nur noch ihm ge­neh­me Me­di­en zur Pres­se­kon­fe­renz ein­la­den. So kön­nen und dür­fen freie Me­di­en nicht funk­tio­nie­ren.

    Bei In­ter­views mit Pro­mi­nen­ten – und ich mei­ne nicht die B‑Prominenz aus dem Dschun­gel­camp – ist es längst usus die­se mas­siv zu­gun­sten der In­ter­view­ten zu re­di­gie­ren und erst dann zum Ab­druck frei zu ge­ben – und zwar nicht vom In­ter­view­ten selbst, son­dern von sei­nen PR-Leu­ten.

  49. Ich se­he Ih­re Ein­wän­de, die ich un­ter dem Mot­to »Weh­ret den An­fän­gen« zu­sam­men­fas­sen möch­te.

    In vie­len Punk­ten stim­me ich Ih­nen auch zu. Aber es geht eben nicht um »die Frei­heit der Pres­se« – hier grei­fen Sie ein­fach zu hoch.

    Am Bild von Frau Mer­kel möch­te ich das fest­ma­chen und pro­vo­ka­tiv fra­gen: Wer braucht heu­te noch das drei­mil­li­on­ste Bild von Frau Mer­kel? Nie­mand. Wenn Frau Mer­kel nur von ih­rer Scho­ko­la­den­sei­te fo­to­gra­fiert wer­den möch­te – nie­mand muss es mehr ma­chen. Es gibt so­vie­le Bil­der von ihr und es wird – im Fern­se­hen – im­mer wei­ter Bil­der von ihr ge­ben... Wo ist die Pres­se­frei­heit ge­fähr­det, wenn es in drei Jah­ren nicht drei son­dern fünf Mil­lio­nen Bil­der gibt? (Wie ge­sagt, das ist pro­vo­ka­tiv ge­fragt.)

    Die Zi­tat­vor­schrif­ten sind schon sehr viel schwer­wie­gen­der. Ich sprach schon in ei­nem Kom­men­tar schon da­von, wie ka­ta­stro­phal de Usan­cen sind, wenn es um Po­li­ti­ker­inter­views in Zei­tun­gen geht. Mei­ne Fra­ge: War­um macht die Jour­na­li­stik das mit? Und noch ein­mal: Ich brau­che nicht al­le drei Wo­chen ein »Ex­klu­siv-In­ter­view« vopn Po­li­ti­ker X oder Y. Mut zur Lücke. Und wenn We­ster­wil­le die Zi­ta­te be­stim­men will, muss das na­tür­lich the­ma­ti­siert wer­den. Auch wenn er dann mit der Zei­tung nicht mehr re­det.

    Statt­des­sen schwa­dro­niert man von der Pres­se­frei­heit, die in Ge­fahr ist, wenn zwei­ein­halb­jäh­ri­ge Kin­der nicht fo­to­gra­fiert wer­den sol­len.

    Et­was an­de­res stimmt mich be­denk­lich: Ih­re de­spek­tier­li­che Äu­ße­rung, die­se »3–5‑Prozent-Partei« ha­be ja »lei­der« »mehr Me­di­en­in­ter­es­see denn je.« Ich fin­de, Sie ir­ren hier fun­da­men­tal: Es ist näm­lich voll­kom­men un­er­heb­lich, ob ei­ne Par­tei der­zeit bei 3 oder 5% in Mei­nungs­um­fra­gen steht – so­lan­ge sie an der Re­gie­rung ist, hat sie Re­le­vanz.

  50. Ein­spruch
    Gut, was die FDP an­geht, ge­be ich Ihen Recht: Sie ist Re­gie­rungs­par­tei und so­mit von In­ter­es­se.

    Was das drei Mil­li­on­ste Bild von Frau Mer­kel an­geht muss ich al­ler­dings Ein­spruch er­he­ben: Wenn Frau Mer­kel die Han­no­ver­mes­se 2011 er­öff­net, kann ich kein Bild von 2009 neh­men. Wenn Frau Mer­kel auf dem Par­tei­tag der CDU 2010 spricht, kann ich kein Bild von 2007 ab­drucken. Bil­der – und die sich dar­auf ver­än­dern­den, al­tern­den Per­so­nen – ha­ben ei­nen Nach­rich­ten­wert, der auch Ak­tua­li­tät be­deu­tet. Sieht die Kanz­le­rin bei dem gan­zen Stress äl­ter, krän­ker aus? Freut sie sich wirk­lich über den Tod von Bin La­den? Das kann ich nicht mit al­tem Bild­ma­te­ri­al be­bil­dern.

    Aber ge­nau hier setzt mei­ne Kri­tik ja an: Bei of­fi­zi­el­len Ter­mi­nen der Kanz­le­rin wer­den Fo­to­gra­fen und Ka­me­ra­leu­te so plat­ziert, dass sie Frau Mer­kel nur von der Scho­ko­la­den­sei­te zei­gen kön­nen. Ha­be ich sel­ber mit er­lebt. Das ist be­wuß­te Steue­rung, be­wuß­te In­ze­nie­rung, um ein mög­lichsts per­fek­tes, ge­woll­tes Bild ab zu ge­ben.

    Be­gin­ne ich aber, durch Un­ter­las­sungs­er­klä­run­gen, be­stimm­te Mo­ti­ve oder be­stimm­te Bil­der von vorn her­ein aus­zu­schlie­ßen, öff­ne ich der Kon­trol­le durch Po­li­ti­ker, Pro­mis und PR-Be­ra­ter bald Tür und Tor. Dann wird es bald die er­sten For­de­run­gen ge­ben, die Bil­der aus­su­chen zu dür­fen, au­to­ri­sie­ren zu dür­fen, was bei vie­len In­ter­views und Ho­me­sto­ries be­reits der Fall ist. Dann wer­den wir noch mehr über­schwemmt mit ge­styl­ten, ge­pho­to­shopp­ten PR-Bil­dern und die wirk­li­chen Men­schen blei­ben da­hin­ter zu­rück.

    Und: Je­des Me­di­um muss auch an die Auf­la­ge, dei Ein­schalt­quo­ten, die Klick­zah­len den­ken. Die ma­chen das ja nicht aus Men­schen­freund­lich­keit. Des­halb brau­chen die auch zu ak­tu­el­len The­men, ak­tu­el­le Be­rich­te und In­ter­views mit be­kann­ten Ge­sich­tern – kön­nen al­so nicht leicht­fer­tig dar­auf ver­zich­ten. Das ist die mo­der­e­ne Me­di­en­wirk­lich­keit.

    Klei­nes Be­si­pi­el aus ei­nem ganz an­de­ren Be­reich: Die Sän­ge­rin Pink hat mal ver­sucht, durch zu set­zen, dass al­le ih­re Bil­der ge­streckt wer­den, da­mit sie dort nicht so klein wie in Wirk­lich­keit, aber deut­lich schlan­ker er­scheint. Und was die Be­ar­bei­tung von Po­li­ti­ker­bil­dern aus den ent­spre­chen­den Wahl­kampf­bü­ros usw. an­geht, dar­über den­ke ich bes­ser gar nicht nach.

    Al­so: Wäh­ret den An­fän­gen!

  51. Ihr Ein­spruch ist aus Jour­na­li­sten­sicht ver­ständ­lich. Ich ant­wor­te – und das ist kei­ne De­spek­tier­lich­keit ge­gen­über Ih­ren Aus­füh­run­gen – sa­lopp: Ich weiss, wie Frau Mer­kel aus­sieht. Und ob Sie ein Bild von 2009 neh­men, um ei­nen Sach­ver­halt von 2011 zu il­lu­strie­ren, ist – un­er­heb­lich. Es ist zwar do­ku­men­ta­risch falsch, wenn Sie es nicht ken­ne­zich­nen. Aber der Hin­weis »A. M. bei der Er­öff­nung der Han­no­ver-Mes­se 2009« wür­de das aus­glei­chen. Denn es ist für mich als Kon­su­ment un­in­ter­es­sant. ich wür­de den Un­ter­schied nicht be­mer­ken. (Da fällt mir die ver­tausch­te Neu­jahrs­an­spra­che von Kohl ein – letzt­lich war es un­in­ter­es­sant; jour­na­li­stisch na­tür­lich nicht.)

    Ich glau­be, dass was Sie als un­ab­än­der­li­che mo­der­ne Me­di­en­wirk­lich­keit dar­stel­len, mag auf ih­re Bran­che zu­stim­men. Aber die Mas­se der Me­di­en­kon­su­men­ten sieht das durch­aus ge­las­se­ner. Ich ver­ste­he bis heu­te nicht, war­um sich Schwär­me von Fo­to­gra­fen bei Par­tei­ta­gen, Wahl­ver­stal­tun­gen oder son­sti­gen Er­eig­nis­sen her­um­schla­gen, nur um die­ses omi­nö­se Bild von Frau X oder Herrn Y zu ma­chen, wie er/sie mit dem Blu­men­strauß we­deln. Ket­ze­risch ge­sagt: Die war­ten al­le, bis je­mand in der Na­se bohrt. DAS ist dann ein Bild...

  52. An­ge­pisst
    So, da füh­len sich an­schei­nend Frau Pohl­mann und der Herr An­walt Scher(t)z an­ge­pisst, weil die Re­por­ter­meu­te nicht auf die Kin­der von Herrn und Frau Rös­ler los­ge­las­sen wer­den soll­te.

    Nun, man kann sich fra­gen, was ma­chen Frau und Kin­der auf dem Par­tei­tag? An dem Tag, an dem ich hier zum Vor­stand ge­macht wer­den, ist mei­ne Fa­mi­lie auch da­bei. Und wenn Frau Pohl­mann den Pu­lit­zer-Preis krie­gen wür­de, wä­re sie wahr­schein­lich auch nicht al­lei­ne.

    Wel­chen Nachrichten«-wert« ha­ben nun die Kin­der? KEINEN !!!

    Wel­chen an­de­ren »Wert« ha­ben die Kin­der??? Nun, für un­se­re Frau­en­zeit­schrif­ten un­be­dingt, für manch an­de­re Blätt­chen si­cher­lich auch (och, wie süß – oder dass der die mit­nimmt, ruft den Kin­der­schutz­bund).

    Das das Pri­vat­le­ben von Pro­mi­nen­ten und – vor al­lem – de­ren Kin­der nicht ein All­ge­mein­gut wie fri­sche Luft ist, schei­nen man­che »Jour­na­li­sten« – in der Re­gel »Klatsch­re­por­ter« ge­nannt – nicht er­kannt zu ha­ben oder er­ken­nen zu wol­len.

    Die­ser Ar­ti­kel von Frau Pohl­mann ist nichts an­de­res als ein Beiß­re­flex von Leu­ten, die ihr Ein­kom­men über das ge­sun­de Emp­fin­den stel­len.

    Das es auch an­ders geht, zeigt z.B. Hen­ning Schacht ). Will­kür­li­che Aus­wahl aus dem I‑Net.

    Den­noch soll­te man na­tür­lich ein Au­ge dar­auf wer­fen, dass sol­che Er­klä­run­gen mit der Zeit nicht mehr an Um­fang zu­neh­men.

    In­so­fern hat mich – als In­for­ma­ti­ons­u­s­er und (zwangs­wei­se) auch als In­for­ma­ti­ons­fil­te­rer – Frau Pohl­mann ver­är­gert, weil sie dar­auf be­steht, mei­ne In­for­ma­ti­ons­trä­ger mit Nach­rich­ten voll­zu­mül­len, die mich nicht in­ter­es­sie­ren (Bil­der von Kin­dern ir­gend­wel­cher Pro­mi­nen­ter).